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« Durch sremae Zchuia. » Roman von Fritz Brentano- 3». Stachdruck verboten „Ach wat, ick bin keen Fräulein — abest 'n jesuu- des Madel, das weeß, det nur eens vrst de Verdcrb- nis UN Schlechtigkeit rettet — die Mbeit! ÄllenZ an dere, noch det Beten und Singen, Hilst nischt bei son-- ne Mädchen, die ihr betten wollt. Ihr kennt eben die Welt nich und Sie armes, jeduldiges Schälchen e«.st nicht!" st Nlrile »richtete sich energisch ans. „Meinen Sie?" sprach sie. „Ich ab.st sage Ihnen Lie kennen uns schlecht, sehr schlecht,, wenn Sie uns für so weltsstcmd halten. Gerade, weil wir alle in cur Welt stonden, haben wir die Welt entbehren l.r- i en Auch ich war ein sündiges Weltkind, — ja, irhen Sie wich nur erstaunt an. Ich lebte auch wie 'nel tausend anbcie jnuge tMädchen in Berlin, die ver drossen und wid-n.avillig arbeiten, nur um Ge-d für Pnu und Vecanügen zu gewinnen- Sie leben dahin, als sei das Leben halb dnmpie Arbeitsstube, .balb Tanzsalon! So eine wurde auch ich, als ich nor Jahren ganz jung aus d.st Provinz nach Berlin und als Vcrtäastrin in ein Geschäft kam. Anfangs 'rei- lieh, da hielt ^as, ivas von der mütterlichen Zucht ,n nrir slai, noch eine Weile, an. Als ich abe>J ftdm Sag mitaniehrn muhte, wie 's die anderen n.i'bni, lären murten, wie sie die dumme P<covi»;lerin ve - jpailiitu, al? m>ch der junge Prinzipal erst schön wiid und ich sein erstes Geschenk, die langA.sehnle goltene llln. von ihm angenommen hatte, und — na, da war es aus mit Zucht und Title und, ich wurde der Schlimmsten eine. Nur noch Vergnüg' !! wallt in> haben — einen Tag um den andern — Bergungen and Liebschaften!" „Aber Rieichen" »ftet erstaunt Käte, ,Tie — ne", det kann ick >^m Ihnen nich glooben' Machen Sie stcb doch nich schlechter, als Sie wcsten" „S, ich wurde schlecht genug — ja, saft zwo Vcr- cchcrüu! Zunächst fiel ich meinem vornehm m Herrn ähef zum Spür. Tas Lied von dest freien Liebe, das ja acute von vielen so verlockend gesungen W »cd, re> giftete auch mich, und so gab ich mich hin Abc-r ich. begrjft nicht, was in dest Liebe diese Freiheit eigentlich bedeutete,' denn als mein Liebhaber Gc- orauch von ihn machte nnd sich, als er meiner satt war, eine andere nahm, da kam eine wNde Wut über mich. - Es wast nicht seine Untreue, die mich am tiefsten verlebte — nein, der' Neid nnd Äergcc barüwr, das. diese andere nun das vergnügte Leben mit ihm führte an das cst mich gewöhnt hat'!. Be- grejsen Sie das?" „S ja, det wär' mist wahrscheinlich ooch so ;e- c.angcu!" ,,"wt! behüte Sie vor solchem Elend, das mit der walsten Liebe nichts gemein hat. In meinem Innern sah es sustchtbar aus. In -einem jener Schaucrstomorw. in stenen gewissenlose Verleger uns von nicht mi-der gewissenlosen Lolmsclircibern dft verlogensten Zerrbilder des wirklichen Lebens vor - führen lassen HAw ich gelesen, wie eins Verlassene ibrein »e,il0jen Verführer Vitriol in das Anilin schleudert und >hn für' immer entstellt, nnd das ,gel te ich auch!" „Naun, nur wwat nich!" stief Käte -ntie'ft. „Ja, ich wollte cs! Ich wusste, sie woren zusam men in das Tbecker gegangen, und, das ästende Gift in der Tucke irrte ich in den Strafen umher, nm nach beendeter Verstellung meinen Racheakt auszu - führen. Zwei Stunden hatte ich bis dahin noch vost mir, als mich dAc Zufall vor ein Haus führte, in dem die Heilsarmee eine ihrer Versammlungen ab hielt. Ich fast die Menschen Hineinströmen — xiqn.n- liche und weibliche Deilssoldaten, abest auch solch» die s-ch einen guten Spas; von der Geschichte vestspra- chen, weil sie, wie ich es oft getan, die Sache verlach ten und verftotteten" ' „Na ja — 'n bistken komisch is die Jeschichte ja ooch." i . „So dachte ich auch. Abest ich ging hinein — wie Sie sich oenken können, nicht aus Liebe zust Sackd, — sondcstn um mirchie marternde Pein des Wertens abzukürzcn. Und als ich die «eltsamen Z-'rutouieu beobachtete, die in der Versammlung bistrschtcn, mutete mich alles ausangs peinlich ve^ srentdend an. Tiefes Singen nnd Beten war mir schr ecklich Ta trat eine Rednerin auf — ein blasses Wcib. mit grossen, dunklen Augen, die sie, wie mir schien, direkt auf mich heftete- Sie sprach von der Liebe Ab.st nicht von dem Gefühl, das wir so wenven. das mein Herz mit verbrecherischen Racke- gedankcn ^rnüllle, sondern van der Lieb--, die dem Nebenmenfthen nust Gutes spendet, die sich der Ar men und Leidenden nnnimmt, die nichts tust sich vcstlangt. sondern nm Gattes Willen wirkt und schafft und hrcudig den Hohn der Menge auf sich Und st länger' sie sprach, desto mehr ergriff cs w.ick desto ruhiger wurde es in mir. Der Zorn und das Ra.hcgefühl cststarben in meinem June'». Mir- war, als käme eine lichte Gestalt ans mich zu und fträch-: „Folge dem Gebot dieser grogen, gast lichen Lieve und diene mist." Und mögen Sic nnd andere üoer dst Rettnngen von Seelen denken nnd spotten, so viel sie wollen, — das eine weist ich, meine Seele wnstde an jenem Abeud gerettet! Als ich — eine ganz andere geworden — nach Hann Ling, warf ich aas schreckliche Fläschchen in die Ln'rce. nnd am nächsten Tage wurde ich Sadatiu der Hciftarmee! — — Tas ist Meine Geschichte! .Viel teicht erscheine ich .Ihnen nun nicht mehr so wclt- Ü cind wie bisber! Wie?" 2;e rei.lüe state die Hand, zog sie an sich und l' ückte ihr einen Kus? aus die Stirn. < „Aus Wiedirsehn, sttr heute — ich habe es ZÜg'" Kate stand eine Weile sinnend. „Ja, ja. slüstcstte sie, „es klingt ganz scheen, wat se da crzäbl:e — aber tzk versteh' et doch nickst S ck- datin von dc»e Heilsarmee — nee — is nich!" .„Nun, Fräulein Käte, Sie find ja so nachdenklich", ft stach st olbe, der eben eintrat. „Sie haben sich wohl bis jetzt mit Schweltest Ulrike unterhalten?" „Ja! Sie hat mist v >n ihrem früher»« Leb.'« cst'Zähll und warum sie zur Heilsarmee ging." „Hat sie alles cstzählt, alles?" „Allens — ja." f „Na -- und — —" t „Un - Hm!" „Tie sind ja so einsilbig! Vielleicht haben Tic selbst bekommen!" „Zu die Hnlsastmec? Ach nee — wat Sie den- ^-u! F.r' sowal bin ick nich zn haben!" -.-ras hätten Tie denn in Ulstitcns Lage ge - tau'-"' ckogte Kolbe. „Ick hücte dcst anderen die Sogen ausjekratzt —" „Ei — ei'." ' - Ja, bet hätt ich", sprach die Kleine energisch, --un dg»il >?ätt ick mist 'ne neue Stellung jesucht!" -Tie ftno ein » esolutes Meiischentind, Frftftein Käte!" --Tet kann nich jedcst von sich sagen!" antwortete diese anzüglich. „Sie ooch nich!" (Fortsetzunfl folgte ,