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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 22.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192209224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19220922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19220922
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-22
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
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SerKömmunalverbände an. Diesem gegcu- über fei der GelSznfluß bei den Giro- und Sparkassen infolge der Lähmung der Spar tätigkeit Lurch die Steuergesehgebunia und durch die Geldentwertung ganz erheblich turiickgcblieben. Die Girozentralen schla gen den Gemeinden folgende Sparsamkeits- Maßnahmen vor: Vermeidung aller Ausgaben, für Lie nicht Deckung vorhanden tst. Verzicht ans die Durchführung auch bereits angefaug:- ner Unternehmungen, für die der Geldbc- -arf nicht gesichert ist. Uuuvaudlung der vierteljährlichen Gehaltszahlungen in mo natliche. Einstellung Ler Zahlung der Teu- erungszulagen, für Lie nicht die Mittel Lurch das Reich vorher überwiesen worden find. Erneute dringliche Vorstellungen bei Ler Ncichsregieruug wegen schleuniger wei terer Zahlungen der Steuerauteile. For- Lerung Ler Kapitalerstattuua der von den Kommunalvcrwaltungen verauslagten Be träge für KricgSwohlfahrtszwecke. Ver stärkung der Betriebsmittel für die kom munalen Werke durch Einziehung eimnali- ger Beiträge von den Abnehmern. Eine neue Ortentkonferenz. Das Ergebnis Ler Pariser Reise Curzons. Am Mittwoch vormittag hatte Ler zu diesem Zweck nach Paris gereiste englische Auswuminister Lord Curzon eine ixstüit- dige Unterredung mit Poincare über Lie Orieulfrageu. Cs verlautet, daß im Laufe der Unterredung ernste Meinungsverschie denheiten zwischen PoincarL und Lord Cur zon geltend machten. Am Nachmittag wlaie eine weitere Be sprechung zwischen Lord Curzon, Poincarö und dem Grafen Sforza. Auch der eng lische Admiral Lord Beat in und der fran zösische Admiral Grasset waren anwesend. Jener erstattete Bericht über die militä- Mche und maritime Lage an den Meer engen, und Ler Admiral Grasset ergänzte Liesen Bericht in einigen Punkten. Zwischen Lord Curzon, Poincarö und Graf Sforza wurd-.- die Vereinbarung ge troffen, so rasch n ie- Cglich eine Konferenz einzuberuseu, auf der Frankreich,- England, Italic», Japan, Numäuieu, Serinen, die Türkei nnd Griechenland (also ohne Ruß land) vertreten sein sollen. Uns Lieser Konferenz soll der Friedens- vertrag -wischen Griechen,land, L.-r Türkei und den Alliierten anSgeardeitet werden. Für Freitag wurde eine neuerliche ZnmnC menknnst zwischen Lord Curzon und Pmu- care auberaumt. Unterdessen rüstet England weiter Das Ergebnis der Pariser Besprechun gen lag bereits an Abend dem englischen Ministcrrat vor. Nach Reuter ist in der Absicht der englischen RezierNng, Lie FMe- grität der Meerengen und der nentratett Zone auf beiden Ufer» Ler Dardanellen aufrecht zu erhalten, keine Aendernug ei»- getreten. Die militärzischcu Vorbereitungen Englands znm Schutze der „Freiheit"' der Meerengen werden daher weiter fortge setzt. Neuerdings haben sich übrigens^auch «auada uns Neu-Seetano oercir errrarr, dem en-lischen Mutterlande Truppen znm »Schutze" Koustartiinopels und der Darda nellen zur Verfügung zu stellen. Die Türken marschieren vor. Der englische General Maurice meldet, Lie türkische Kavallerie an Ler Grenze -er neutralen Zone ans -er asiatischen Seite -er Dardanellen, nehme an Stärke zu. Die türkischen Streikräfte fanrmelten sich nach und nach und »Erden zu einer Bedrohung >er Besatzung -er asiatischen Küste. Mu tapha Kemal habe die Minister von An fora nach Smyrna berufen, wo eine Sitzung iber Lie Frage Krieg oder Frieden statt- inöen soll. * Der Abzug -er letzten Griechen. Nach einer Havasmelbung aus Tscha- nak sind die letzten griechischen Abteilungen, Lie noch in Anatolien lagen, in Artakt (Dkarmarameer) an Bord gegangen. Parteitag der USP. iy Gera Die Parteitagsverhandlungeu der Unabhän gigen Sozialdemokratie in Gera sind diesmal voll kommen auf Vereinigung eingestellt. Don der Bühne in der Turnhalle grüßt die Mahnung: „Proletarier vereinigt Euch!", was am Eröfs!- nungstage den linken Sozialrevolutionär Schnei der (Rußland) zu der boshaften Frage veranlaßt, weshalb denn „aller Länder" fehle. Er spricht sich auch gegen die Vereinigung aus, während Dr. Adler (Wien) offen die Auflösung der Inter nationale 2Vs verlangt. Erispiens Eröff nungsrede am Mittwochabend war gang auf den Ton der Vereinigung gestimmt, l l Der Donnerstag wird mit der Erstattung des Geschäftsberichtes eröffnet, aus dem hervorgmg» daß die Partei seit dem 1. Januar von 300 000 Mitgliedern auf 290000 zurückgsgangen ist. Der Kassenbestand am 31. August betrug rund 500 000 Mark. Eine wesentlich: Erhöhung' der ParteL- bekträge wurde als unerläßlich bezeichnet. Den Bericht der Reichstagsfraktion erstattete der Reichs- togsabgeordnete Dr. Moses. Dann sprach Neichstagsabgeordneter Hilferding über die Finanzlage und insbesondere über das Repara tionsproblem. Es urr interessant, zu beobach ten, wie widerstrebend der Redner die außen- und rnttnipolitischm Vorzüge des Stinnes-Lubersac- Abkommens averkanme. Er erkannte an, daß der Der rag -ächt r ur c ne Annäherung zwischen Frank reich und Deutschland, sondern auch-die Schaffung oecme. r er Arbeitegslege-Hskr im Inland« bedeute. In der Aussprache am Nachmittag über die Referate wurde von den meisten Rednern in be merkenswerter scharfer Form die Tätigkeit ' der Rsichstagsfraill-m kritisiert, insbesondere dir Unters-üzung der Regierung Wirth. Ein Düstest' dstfer Redner glaub le im Sinns der meisten Paetelnritglirvsr im Reicha zu sprechen, wenn er sestste.tle, tmß ihnen mit der Verschmelzung ohne die nviwcndigcn > ovHerigeu Besprechungen in de„ einzelnen Bezirken ein innerer Zwang angetan worden märe. Die Meinungen über die Mittel, die dem Proletariat für einen Kampf zur Ver fügung stehen, gingen sehr weit auseinander. Einer sprach sich für scharfen revolutimiärcn Kamps aus, ein anderer wieder warnte entschieden vor Gewai-- anwendmig. Reichstagsabgeordneter Dr. Le v i warnte vor einer Politik, die sich nur gegen die Bauern richte. Das treibe, die Kleinbauern <m das Lager der Konterrevolution^ Der Klein- bauer bleibe ebenfalls stark hinter der MarH- entwertung. Levi und Rosenfeld wünschten beide eine bessere Behandlung der KommuPsten, um diese für ihre Ziele zu gewinnen. Ueber der 2Hs-stündigen Debatte lag ein Zug der Resigna tion, wohl aus der lleberzeugung heraus, daß die Kritik am Vergangenen im Hinblick auf die vor dem Abschluß stehende Verschmelzung keinen Zweck mehr habe. Riesenverlnste au amerikanifcheu Schiffen ! Das staatliche Schiffahrtsämt der Vereinigten Staaten von Amerika hat die gesamte Motte von Holzschiffen, die während des Krieges ge baut wurde, für 750000 Dollar verkauft. Die Woite besteht aus 226 Schiffen. Als man sie baute verfolgte man damit die Absicht, die Stahi- ranrpfer bei der Küsten- und Nahfahrt durch ie zu ersetzen und auf diese Weise die Stähst chiffe stir den Ozeanidienst srei zu machen. Es sandelte sich damals darum, die Lücken, die der U-Bootkrieg in dem Bestände der Schiff« riß, möglichst rasch wieder auszufüllen. Als der Krieg zu Ende war und die Schiffe ihren Zweck erfüllt hatten, stellte sich heraus, daß inan fie kaum! noch verwenden könnte, und so wurden die Schiffe reihenweise in amerikanischen Häfen aufgestapelt, nachdem man die Maschinen herausgenommen «hatte. Ein Teil der Schiffe befindet sich an der Ost-, ein ariderer Teil an der Westküste der Vereinigten Staaten. D«r Verkaufspreis, zu dem ie jetzt in Privathand übergegangen sind, be- )eutet für den Staat einen Riesenverlust. Seürerni Betrage von Millionen Dollar flehen Her- tellungskosten von 300 Millionen Dollar gegeu- iber. Politische Nachrichten -- Die Aufklärung des Mordes in Ober- asfel. „Petit Parisien" meldet aus Brüssel, Laß -ie Sachverständigen in -er Frage Ler Affäre von Oberkasscl zu Lem Schluß g«- kommen sind, Laß kein deutsches Verbrechen porliege und der betreffende Sergeant sich elbst getötet hat, nachdem er den Soldaten erschossen hatte. — Nun muß man die Ge nugtuung äblvarten, Lie zahllosen schuldlos verhafteten Deutschen in Obcrkassel zu steht. . Die amerikanische Besaß»»» »cr- ttnhert französische Uebergrisfe. Bei der Brsj-ergemeinde der Fürstlich Wiedschen Verwaltung in Neuwied ist -ie Mitteilung der am er ikanische n Befatzungsbehörde ein- gctrsffeu, daß das von der französischen Be- sasumgSbehörde als Exerzierplatz in Aus sicht . genommene Ackevgeländc zwischen NeuWied nnd Engers nicht beschlagnahmt werden wird. --- Die neuen Veamlcuforderungen. Fu einer Vorbesprechung mit der Regie rung legten die Vertreter der Spitzenorga- iiNationen der Beamten, Staatsaugcstellten Mud -Arbeiter, dar, daß die Staatsbedicmie- tcu vor allem eine einmalige WirtschastZ- deihilse erivarten, die sie in den Stand setzen soll, die iiotwendiaeu Aufchafsunaen noch vor -em Winter zu machen. Ueber -le «M Lieser einmaligen Beihilfe liegen noch rekM geuauen Forderungen vor, -och kann mM 18 000 Mark als etwa -aS Mittelmaß ÄW Forderungen betrachten. Gegenüber -« Darlegung -er Gewerkschaftsvertreter, SlB -lose nn ersten Augenblick vielleicht ho« Erscheinende Ziffer sehr mäßig sei, tSdn- man Ke mit -en gegenwärtigen TexttlMM fr« aser sar mit Sem Goldwert unserer Bit« tut* oergselcke, gaben die Regierungsve« kreier »a beoenken, -aß, wenn eine solch« Beihilfe an etwa ix bis S Million«» StaaSbeLkenstete zur Auszahlung käme, Siech kätÄLepphal ans --ie Preisentwicklung ein«? wirren müsse. AußerLem wäre eS kaumt mögtich, mit einem Schlag« solche MWarK LeMeiräge zur Auszahlung zu brinMU » ReichSuorschWe für die notleiWW Len Gemeinde«. Mit Rücksicht auf 8Ä inrmer beträchtlichere Anwachsen des NotH stanües -er Kommunen hat sich Ser ReichK Minister der Finanzen zu einer Hilfsaktion entschlossen, die angesichts -er eigenen Ftz nanzlage -es Reiches ein ganz außerM ivöhnliches Entgegenkommen bedeutet. Das Veranlagungssoll der Einkommensteuer für 1021 beträgt rund 28 Milliarden. Da! dieser Betrag aber erst zum Teil eingogan-: gen und an -ie Länder und Gemeinden ans«? geschüttet tst, so sind Lie Obevfinanzkassen Ser Landesfinanzämter telegraphisch ange wiesen worden, die Hälfte des gesamtem BeranlagnngSsolls für 1920 ohne Rücksicht! anf die tatsächlichen Einzahlungen den ein« zelnen Landesregierungen nach Maßgabst ihrer Beteiligung als Vorschuß für Sie Ge-' meinden zu überweisen. Die Uebeviveisung, Hat bereits inzwischen Werall stattgefunöen./ Die laufens«» Uebevweisnngen aus Sech weiterhin anfkommenSen ReichSstouern ge-, Hen daneben nnveEW weiter. Es stehk zu Hoffen, Saß Sie Not der Gemeinden anf! diese Weise eine fühlbare Linderung er-i fährt. Eine dauernde Besserung der Ge- meindefinanzen wirS erst die Novelle zum- Landcssteuergesetz bringe» können, -ie ge rade nach dieser Richtung weitgehenSe Vor- schläae der Rcichsfinanzverwaktung enthält^ Schweiz. ? Die Reparationsfrage vor dem Völ kerbund. In der von dem französische»; Senator Fouvenel für die nächste Sitzung -er Abriistuugskommisston der Völkers bundsversammlung angekündtgten E.nt»' fchließung heißt es: „ . » „In Anbetracht der Tatsache, Saß die materielle Abrüstung vorher die moralische: Abrüstung erfordert, nnd daß diese nur ich einer Atmosphäre der Sicherheit nnd SeH gegenseitigen Vertrauens verwirklicht mer< den kann, stellt die- Völkerbundsversamm-. lnna fest, baß dieses Vertrauen unmöglich? ist, solange Sie Valutakrise -as wirtschaft liche Chaos und die Arbeitslosigkeit, ach denen die Welt leidet, andauern werdens und -aß diese Schäden nur geheilt werdech können durch die Beendigung der Unsicher- Heft, -ie über die Mittel besteht, mit Seucw die verwüsteten Gebiete wieder üergestellt iverdcn können, sowie über die Regelung -er interalliierten Schulden. Die Versannn-- lnna spricht den Wuusch aus, daß in dem Spitzen Roman von Paul Lindau. M (Nachdruck verboten) „Man mutz leben! Mir aus der Seele gesprochen, Fräulein Berta! Wir wollen eben auch leben! Tas ist fa, was ich immer sage. Aber muß man wie ein Hund leben? Nein! Tas haben die Reichen und Mächtigen so eingerichtet. Tas, was wir „Weltordnung" nennen, das weiß nichts davon. Wir habe» unsere Menschen .echrc so gut wie die anderen. Wir werden seit Jahrtausenden geschunden, geplündert, ausgc-sogen und betrogen. Tas gefällt natürlich denen, die ans unsere Kosten leben. Sic wollen die schamlose Ausbeutung verewigen, und deshalb haben sie sich fest' in ihrer Stellung verschanzt, und das, was sie schützt, nennen sie Gesetz. Aber diese Gesetze sind eben ein Werk der Bevorzugten, der Reichen — und diese Gesetze gehen uns nichts an! — Wir anerkennen andere, höhere — die Naturgesetze, verstehen Sic Wohl! Wir sagen: ihr habt nun lange genug an der vollen Tafel geschwelgt und euch bedienen lassen, jetzt kommen wir an die Reihe! Jetzt wollen wir uns auch einmal den leeren Ma gen füllen, wollen auch einmal die Herren spielen! Eure Gesetze sind Vogelscheuchen, mit denen man die Spatzen verjagt. Wir sind aber keine Gimpel, wir sind Männer und kümmern uns um euren ganzen entsetz lichen Quark auch nicht so viel! Tann wären wir also Verbrecher?! Wagt eS doch^ von Verbrechern zu sprechen, ihr, die ihr die einzigen, die wahren Verbrecher seid! Ihr stehlt uns unseren Verdienst, de» Ertrag un serer Arbeit, unsere Gesundheit, unsere Freu den! Ihr plündert und raubt und mordet kraft eurer Gesetze! Und wenn wir uns da gegen zur Wehr setzen, dann sollen wir die Verbrecher sein? Gut denn, wir sinds, wir wollen es sein, im Sinne eurer Ge setze, nnd wir sind stolz darauf." Tic letzte Schlußfolgerung überraschte durch ihren kecken Sprung Berta, die Wil- dickeS Beredsamkeit hingerissen hatte, doch einigermaßen. Hotte sah nachdenklich vor sich hin, Rose lächelte nnd tat einen Schluck. Entrüstet war Berta nicht, sie war eben nur überrascht, nnd ihr praltischer Verstand veranschaulichte ihr sogleich eine Ler Konse- auen»c» der Verwirklichung dieser Theorien. „uns wenn man davel abgcfnßt wird?" fragte sie verständnisvoll. Fritz lächelte befriedigt. Tie Hauptsache hatte er schon erreicht, das bewies ihm diese Frage. Ter Abscheu vor dcm Verbrechen selbst war überwunden. Nur über die Schwierigkeit einer glücklichen Aussührung wollte man beruhigt sein. „Man muß sich eben nicht Birgen las sen!" sagte er langsam und heiser. „Und das ist unsere Sache, der Männer Sache! Von Ihnen, meine Tämen, verlangt man weiter, uls daß Ihr hübsch anfpaßt, dis Augen aufmacht und einem sagt: so und so! Tuun kommen wir an die Reihe, und es wird gemacht! Ein Exempel: Wir brau chen ein Paar tausend Mark. Wenn wir die haben, ivuncn wir heiraten, kaufen eine kleine Wirtschaft, arbeiten fleißig, das Frän- chcn Hilst, mir sind frei und die glücklich sten Menschen." Hotte nickte Beria zn, und Berta stieß mit ihreni Knie Wiidicke an. „Weiter!" sagte sie. Er verneigte sich galant gegen Berta. „Eine Kammerjungfer — nicht wahr — die kommt überall herum, die weiß, wo die gnädige Frau ihre Juwelen hat und so . . . die weiß, wann die gnädige Fran ansgeht, wann sie wiederkonunt, Besuch hat, wann sie verreist — und das sagt sie einem Freund, der zu einer Tat entschlossen ist. Und der weiß dann schon selbst, wann der rechte Augenblick da ist, und dann wird die Sache gemacht. Und daun wird geteilt, kein Mensch erfährt etwas davon, cs kann eine»! keiner was anhaben, und wir alle haben, was wir brauchen. Prosit!" Er trank den Tmnen zu. Sic leerten die Seidel, und Wildicke bestellte neue Fül lung. Er wischte seinen hübschen Schnauzbart ab, schnalzte und sah Berta lächelnd an. Diesmal stieß er sie mit dein Knie an. „Na!" schloß er seine Rede. „Ließe sich denn bei euch nicht so etwas machen?" „Es wäre etwas zn machen gewesen, früher!" sagte Bcrta, die vor Begehrlichkeit fieberte. „Ach, wenn ich Sie doch schon frü her gelaunt und alles so gewußt hätte!" „Wie denn?" fragte Wildicke teilnahms voll, während er sic wieder anstieß. „Was früher gewesen ist, kam« schon wirderkom- men!" <L«s mcUiUe „Nnn, sprechen Sie doch, liebes Fräu lein !" „Aber Ihr Ehrenwort darauf, daß Sie reinen Mund halten," saget Berta treuherzig. Wildicke gab ohne das gerings'c Bcdrnken sein Ehrenwort. „Und du, Johann! Es kommt nie ein Wort über deine Lippen?! Kein Mensch hat es bis jetzt von mix erfahren! . . . Fräu lein Rose. . ." Alle gelobten durch Händedruck unver brüchliche Verschwiegenheit. „Nun also," sagte Berta ganz leise, lvährend sie die Köpfe wieder zusauuneu- steckten. „Mit meiner Gräfin stimmt's nicht!" „Aha!" „Wenn der Herr verreist, muß ich im Zimmer nebenan schlafen, da schläft auch der Hund, da steht der eiserne Kasten, in den die Gräfu: alles verschließt, ihren kost baren Schmuck, ihre Spitzen. Meine Grä fin hat großartigen Schmuck." „Ich verstehe schon," sagte Wildicke schlau. „Sie können, wenn Sie wollen, sehr festen Schlaf haben, und währenddem kann allerhand passieren? Aber der Hund?" „Nein, so mIne ich's nicht," fuhr Berta fort. „Ich sagte Ihnen ja schon, mit mei ner Gräfin stiinmt's nicht. Tas ist ja auch ganz natürlich, nicht wahr? Sie, eine blut junge Frau, vielleicht viernndzwanzig Jahre alt, und er ein alter Brummbär von sechzig Jahren- nnd immer mürrisch und abgearbei tet — nnd ich kann's ihr gar nicht ver denke»! . . . Also, „Berta," sagte sie mir eines Tages, „Sie stöhnen und schreien nn Schlafe! Tas macht mich nervös. Ich will meine Ruhe haben. Sie brauchen sich kein Lager nebenan zn machen. Schlafen Sie nur- ruhig vorn in Ihrer Stube." Ich dachte mir erst nichts Böses dabei. Aber wie ich das zweite oder dritte Mal fortgeschickt wurde, da paßte ich auf. Man ist doch ein bißchen neugierig, nicht wahr? Also ich gehe, nach dem ich Gute Nacht gesagt, nicht nach vorn, sondern rauf! Ich stelle mich an das Flur fenster des Bodens, nach dem Park zn. Ta klafft der Hund unten, aber nur einmal. Sonst bellt er wie toll, wenn ihn die Gräfin nicht beruhigt Und da sehe ich denn ganz deutlich, wie die Tür zum Park geöffnet wird, nnd jemand hcreinschleicht. Gleich daraus war er unter den Bäumen verschwunden. Lori oben konnte man nichts weiter keben. Tas nüihsKuinl, als Ich wieder meine Grä fin nicht stören soll, fange ich's gescheiter an. Ich stelle mich an das Flnrfenster deH ersten Stockes. Und es dauert auch gar nicht' lange, da kam cr nieder, Nero Hatje tviedev angeschlagen, nnd ich hatte ganz deutlich gehört: „Still, Nero:" Und von da könnt« ich die Treppe sehen, die vom Par? zur' Wohnung führt, und da habe ich ihn auch erkannt, an der Figur, ani Gange, obgleich es ganz dunkel war. Ich habe nämlich Augen' wie ein Luchs. Als ich auf den Strümpfcw nach unten schlich, heulte der Hund. Sie be ruhigte ihn gleich! . . . Tas ist die Sache» Aber wer es war, sage ich nicht." „Tas geht uns auch gar nichts an," be merkte Wildicke mit vollkommener Sachlich?' kcit. Er hatte sogleich das Wesentliche er- saßt. „Also der Graf ist verreist, die Grä fin schläft allein, die Dienerschaft schläft vorn?" , „Eine halbe Meile davon." „Sie empfängt geheimen Besuch, und während der Zeit ist man sicher, daß man im Nebenzimmer, wo der Schrank steht, nicht . gestört wird?" „Ganz sicher! Natürlich! Erstens wer den sie es nicht hören, und zweitens, wen» sie cs hören, können sie auch nichts machen k Sie kann doch nicht um Hilfe rufen, sonst kommen die Lente und finden ihn! Bei un seren Herrschaften geht das nicht!" versetzte Bcrta naiv.. „Brillant!" ries Wi dicke entzückt aus. Mit etwas bedenklicher, i Sone fuhr er fort» „Aber der Hund? Sie sau- i etwas von einem Hund." „Ein böses Tier!" „Ist der immer bar ' „Immer!" „So! Tann mutz man ihm eben «1» Pülverchen geben!" „Nein!" rief Berta mit größter Ent» ' schicdenheit. „Tas tue ich meiner Gräfin nicht an—TaS dulde ich auf keinen Falk. Lieber mache ich gar nicht mit. Dem Hund darf nichts geschehen. Aber Hotte rennt ihn ja?" „Also gut! Hotte muß die Sache so wie so machen. Er ist im Hause und ich hätte doch Schwierigkeiten, hineinzukommen. Nun» Hotte, was sagst du? Bist du ein Mann?" Hotte warf einen Blick auf Berta. Tau» sagt« n; .LMo mftj Ich tu' esst'
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