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— 238 d'Weibsleut' sag'n, was s' -'sagen haben, aber du meng' ihm Wohl daraus kein' Vorwurf machen, Sternstein- Hofbauer, daß er aus Ehr' halt't!" „Gär nit, 's Versprechen is recht ehrbar, aber was's Halten angeht, da hab' ich eb'n auch ein Wörtl d'rein z'reden —- „Das is vor Gott und Menschen dein Rechts „Daran hätt', er eben denken soll'n, bevor er ver spricht." „Ich hätt' mich nit herg'traut, wenn ich mir nit g'wiß wär', daß ich dir einmal da herob'n kein' Schänd' machen würd'; weil ich mir aber deß' g'wiß bin, daß' ich dir in kein'm Weg eine machen tät', so bin ich ge kommen, dich mit aufgehobenen Händen zu bitten, laß du ihn sein Wort halten!" Der Bauer kniff die Augen zusammen. Dreister werdend fuhr die Dirne fort: „All's Ver trauen hab' ich zu dir. Schau', was ich schriftlich von ihm hab' -" „'s hat kein' Giltigkeit", schaltete der Alte ein. „Du sag'st's und dir muß ich glauben! Aber in deine Hände leg' ich's z'rück", sie drückte ihm das zer knitterte Papier in die Rechte, welche sie dabei mit beiden Händen anfaßte und nicht mehr losließ. „Sein mündlich' Wort auch, mein ganz's Glück und Leben, mein' Ehr' und Hoffen leg' ich in deine Hand, von dir allein erwart' ich's wieder!" Sie sah ihne mit großen, flehenden Augen an, die sich langsam mit Tränen füllten, so daß letzt Tropfe auf Tropfe über ihre Wangen rollte. Der Bauer trat einen Schritt zurück und sagte, die Achsel lüpfend, zur Alten: „Zinshoferin, du wirst einseh'n, all' das sein Kindereien, das kann nid sein und geht nit an! Mich dauert's junge Blut, aber das ganze jammerige Getu' wär' uns alz'samm erspart 'blieben, hätt'st du, wie sich's g'hört, dein' Dirn be wacht. " Die Alts blickte Mit verdrehten Augen nach der! Stubendecke auf, die sollte Zeuge sein, wie härt und ungerecht sie da angeklagt wurde. Der Bauer hatte das Heiratsversprechen Tonis entfaltet. Der Alte sagte, über die Achsel hinweg, rauh zu Toni: „Da sieht man, was dabei h'rauskvmmt, wenn Bub'n, kaum aus der Schul', sich in solche Sachen ein lassen. Laß' dir dein Lehrgeld z'ruckgeb'n. Schreibst da „seinzeit" und sollt'st doch wissen, daß's nach de« Schrift „seiner Zeit" heißen mutz." Er zerriß das Blatt in kleine Stücke, die auf die Diele niederstoben. Da warf sich Helene vor ihm auf die Knie. „Stern- steinhosbauer", kreischte sie, „so wahr du af a glück selige Sterbstund' hoffst, beug' nit aus, red' nit herum» erbarm' dich meiner Not! Ich hab' ganz ausim TonS sein Wort vertraut — sei du nit dawider." Sie rang, laut auffchluchzeud die Hände. > dich nit kein' Wörtl d'rein, das beding' ich mir aus, sonst sein wir gleich fertig!" „Güt, Bader, ich werd' mich mit kein' Wörtl ein-- mengen", beteuerte der Toni. „Bei allem, was d' angibst und tust, will ich an mich halten! Aber das laß' dir auch g'sygt sein und merk' dir's gut, wie du dich heut' nimmst und gibst, das entscheid't zwischen uns zwei für alle künftige Zeit —" „Schau, Bub', droh'» mußt nit", fiel ihm der Bauer mit anscheinender Gutmütigkeit in die Rede, „'s Drohen führt zu nix; d'rum ich mir's auch aeg'N dich ganz abgävöhnt. Laß' du dö Wetbsleut' ihne« Sach' Vorbringen, wer weiß, vielleicht komm ick mit ihnen besser auseinander, wie d' denkst." Er wandte sich nach der Türe. „Na, so redt's." AIS die so geradezu Aufgeforderten lange keine Worte zu finden ver mochten ,trat er ganz nahe an die Dirne heran. „Dich! hätt' ich wohl für kecker gehalten, wo du doch da ausim Sternsteinhof Bäu'rin werd'« willst!" „Dein Sohn hat Mir'S so versprochen, sprach leise dis Dirne und unter -der Rede räuspernd, „und du wirst nehm' lch'S nit, das wär' g'rad so viel, SIS ob ich unserer lieben Frau nit Wort hielt', wenn ich all's ein'm ander'n zuschieb', und gar nix dazu tun tät'." „Is a Unsinn," brummte der Bursche ärgerlich, dann blinzelte er die Dirne von der Seite an und sagte ernst: „No, weißt was, zahl' mir halt d'Farb', die ich für'n Anstrich brauch'." .Wird dös wohl viel ausmachen?" fragte die Dirne rasch. > Muckeri hielt die Hand vor den Mund und hu stete, dann antwortete er kurz: „Kür Ein's, was so wenig hat, wie du, allweil noch g'nug." „Ich dank' dir aber schon recht vielmal, Wuckerl." Sepherl blickte ihn dabei zärtlich an. „Ich kann sagen, La hast mir wohl ein' schweren Stein vom Herzen a'nonMen! Und weißt, aufstellen wollen wir dann das Bild nach der Zeit, wo du von der Stellung heim- komyrst, denn ich denk', dich werden s' doch nit zum Soldaten nehmen." Der Bursche schüttelte den Kopf und sah wehmü tig lächelnd an feinem abgezehrten Körper hinab. Dann begann er mit der Dirne zu akkordieren, — gleich als hätte er es mit einer 'häbigen Bäuerin zu tun — — wie hoch, welcher Weis' sie wohl das Bildnis haben wolle, und schmunzelte nur verstohlen über die red seligen Erklärungen. Zuletzt hieß er sie aus dem Vor räte einen ziemlich schweren Block auf den Arbeitstisch schaffen. Die Figur sollte über ein Drittel Lebens größe haben. Von dem Lage an beschäftigte er sich mit Vieser Arbeit. An einem Abend war es, daß in der letzten Hütte des Ortes zwei Gesichter sich anstarrten, aus denen feder Tropfe Blutes gewichen war. NqH langem peinlichen Schweigen löste sich der Krampf des emen und wie unter Fieberfrostschütteln fielen die Worte: „Du darfst Mich nit in der Schänd' lassen." Das löste Such die andere Zunge, sie Kochte am trockenen Gaumen gellebt haben, so heiser klang es: ,Hch weiß mir da kein' Rat, als Ihr müßt's h'nauf asin Hof, 'm Alten unter die Augen." Nun folgte erst ein verstörtes, zielloses Hin- und Widerreden und zuletzt eine in angstvoller Hast sich Überstürzende Einigung. Eine bange Nacht ging dem kommenden Morgen vorauf. Der Reis lag noch auf den jungen Gräsern und Blättern, als sich zwei Frauenzimmer durch das Dorf schlichen, sachte, als scheuten sie den Hall ihrer eigenen Tritte, über die Brücke huschten und den Weg «Sch dem Sternsteinhofe einschlugen. DaS Gesinde machte große Äugen, als eS sv in aller Früh' Morgens die Zinshoser mit ihrer Dirn' beransteigen sah. Die Junge schritt aufrecht an Knech ten und Mägden vorüber und gab ihnen nicht Wirch, noch Wort; die Alte folgte duchsig nach, sie nickte jedem und jeder zu und grüßte mit einschmeichelnder Freundlichkeit. Man achselzuckte und lachte hinter den beiden her. Was der Aufzug wohl zu bedeuten hatte? Der Sternsteinhofoauer saß mit Toni beim Früh stück. Er blickte verwundert auf, als es an der Türe pochte. Toni schrak zusammen, er legte seine Pfeife auf den Tisch, erhob sich und öffnete die Türe. „Vader", sagte er bedeutsam. Die beiden Hereintretenden stammelten ihren Gruß und blieben an der Stelle stehen. Hier senkte das Mädchen tief den Kops, während es die Alte für Paffend hielt, eine so steife Haltung anzunehmen, als sich mit dem Respekte vor dem großen Bauern und ihren müden Knochen vertrug. Sie fand es da ganz am Platze, die beleidigte Mutter hervorzukebren, beileibe aber nicht die in ihrem Kinde, sondern die durch dasselbe Le? leidigte; sie fixierte mit finsteren Blicken den Aufsleck- kamm und die zusammengerollten Zöpfe ihrer Tochter: eine strenge Mutter, die gewillt ist, ihre Verzeihung von der Nachsicht und Verzeihung anderer abhängig zu machen. Der Bauer schmauchte seine Pfeife ruhig few-. tat einen flüchtigen Blick nach den beiden Kr^ue» zimmern, ' sah dann eine gute Weile'seinem Sohns boshaft in das Gesicht, ehe er ihn barsch fragte: ,Was soll denn dös?" „Das is sie, Vader", begann der Bursche mir Prüfen dem Atem. „Ich wollt', — daß du sie sch'u — WM Lu. üs. «t aa« runtz uit kenn'ü „Wär ein ganz ürinöNS Herbemühen", vmrrts Nev Bauer. „Dö Katz' kauf' ich auch nicht außer'« Sack." „Hab' doch ein Erbarmnis mit den arm«», der», schreckten Weibsleuten", bat der Toni. „Hör' cher an, was sie zu sagen haben, wann d' jetzt noch alles ' irk Vorhinein verred'st." Der Alte zog die Brauen in die Höhe. „Oho! Willst du mich vor einer Versündigung fürchten machen? Bon einer mein' kann da kein' Red' sein und für a fremde hab' doch ich nit aufzkommen! Uebrigens mvg'nj