Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 16.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192208166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19220816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19220816
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-16
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Var WitdOgue vo« Tage Für die Kartoffelversorguug Im Winter beginnt das Reichsverkehrsministerium schon jetzt Vorsorge zu treffen. Eine Beratung mit den Spitzenorganisationen der Verbraucher und der deutschen Landwirtschaft hat zur Festlegung eines planmäßigen Transportes geführt, der die vor jährigen Mißstände vermeiden und auch die ÄaHoffelprcise günstig beeinflussen soll. Der Ausschuß des preußischen Landtages, der das Uuterrichtswesen bearbeitet, will das Koch- fchtttstu-ium in Zukunft nicht mehr von der Vermögenslage des Studierenden, sondern allein von seiner Eignung und Fähigkeit abhängig mache». Er hat sich deshalb entschlossen, die früheren Honorarstundungen fallen zu lassen und an ihre Stelle den Erlaß des Honorars zu setzen. Aus schüsse von Professoren und Studierenden solle» im Einzclfall über Würdigkeit rind Bedürftigkeit entscheiden. Die ausländischen Delegierten verlicßen London am Montag. Theunis, Poincarb und Schanzer reisten zu früher Stunde ab. Sir Greeg, Sir Robert Horne und William Pyrell begleiteten sie zruc Bahn. Vor der Abfahrt legte PvincarS auf dem Grabe der unbekannten Gefallenen in der Westminster Abtei einen Kranz niedrr. Lloyd George fuhr früh nach Wales. Nach einer Neutermeldung wurden sich vor gestern morgen die alliierten Ministerpräsidenten darüber einig, daß die nächste Konferenz im November in Brüssel stattfinden soll. Oesterreichs Todesnrteil Am Schlüsse der Londoner Konferenz, sozusagen zum Nachtisch, wurde den großen. Fünf in der Eile noch Deutsch-Oesterreichs verzweifelte Kreditnot ser viert und das österreichische Gesuch um Hilse im Handumdrehen — die ganze Beratung dauerte IS Minuten — abschlägig beschieden. Oesterreich wurde genau wie ein lästiger Betiler behandelt; man habe ihm schon genug gepumpt und habe jetzt kein Geld mehr übrig. Diese schroffe Antwort wurde erteilt, trotzdem die österreichische Regierung in ihrer Note erklärte, wenn ihr die erbetene Anleihe von 15 Mil lionen Pfund nicht bewilligt werde, sei sie weiterhin nicht mehr in der Lage, die Geschäfte des Landes weiterzuführen. Die österreichische Denkschrift wurde dem Völkerbund überwiesen und mag dort bei der Art und Weise, wie dieser seine Geschäfte erledigt, bet den übrigen Akten ruhen, während Oesterreich zugrunde geht. Die Welt wird sich nicht wundern dürfen, wenn nun etwa die gesamte österreichische Regierung ihre Aemter niederlegen und die Entente auffordern sollte, ihrerseits die Verwaltung des völlig zerrütteten Staatswesens zu übernehmen. Politische Nachrichten Auf der Spur der Heldquelle« der Oe- Heimorgauisationen. Wie wir erfahren, be schäftigt sich die Abteilung I des Berliner Polizeipräsidiums seit längerer Zeit mit dem inneren Zusammenhang der Geheimorganisationen, und besonders mit den Quellen, ans denen die Gelder zur Organisation 0 flossen. Im Rahmen. dieser Nachforschungen wurde i» dem Bankgeschäft von Müller u. Ko. in Berlin eine Haussuchung vorgenommen. Die Bank unterhält Beziehungen mit deutsch-ungarischen Bankbetrieben, und es liegt die Vermutung nahe, daß man es bei dieser Firma mit einem Unternehmen zu tun hat, das seinen Reingelvinn den Zwecken der Geheim- organisatiouen zusührt. Irr Waffeufund in der Klöe. Vor kurzem erschien in einigen Tageszeitungen ein Artikel, der sich mit einem Waffensund in der Elbe befaßte. Die daraushin sofort angestellten Erörterungen haben die Nichtigkeit dieser Pressemeldungen bestätigt. Es ist bis jetzt festgestcllt worden, daß 6 Karabiner nnd 1 leichtes Maschinengewehr nach Unbrauchbarmachung in die Elbe geworfen worden sind. Zwei Karabiner sind noch nicht gefunden worden. Als Täter komint ein Waffenmeister des Reichswasscrschntzes P llnitz in Frage, gegen den Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet worden ist. Die Waffen sind angeblich deshalb von dem Beamten auf die Seite gebracht worden, weil sie nicht in der Liste über den Bestand ent halten und sonach überzählig waren. Die WaffenausWeisungen werden fortge setzt. Wie der „Elsässer" hört, ist eine 2. Liste Auszuweisender, die insgesamt 1000 Familien umfassen soll, bereits fertiggestellt und eine dritte steht kurz vor der Vollendung. Die bisher Aus gewiesenen wurden nicht gruppenweise an die Landesgrcnze als sogenannte „Jndüsirables" ab geschoben, sondern es wird ihnen das individuelle, d. h. einzelne Verlassen des Landesgebietes an heimgestellt. Bei nicht rechtzeitiger Befolgung des Ausweisungsbefehls wurde den Ausgewiesenen sofortige Verhaftung und Bestrafung mit Gefäng nis wegen Uebertretung bezw. Mißachtung eines Ausweisungsbefehls angedroht. Kin« deutsche Areiyeitspartel? Nach einer Meldung eines deutschnationalen Blattes in Halle soll vor einigen Tagen in Halle eine Deutsche Frciheitspartei gegründet worden sein. Paria- ueutarier sollen dem Zusammenschluß völlig erustehen. Die Hauptprogrammpunkte seien: Befreiung vom Versailler Vertrag, Befreiung von jeglichem Terror und vom internationalen Kapitalismus usw. — Von anderer Seite haben wir von dieser Parteigründung noch nichts gehört. Am Helmat «ad Vaterland Frankenberg, den 16. August 1922. f Eaepreise. Bezüglich unserer gestrigen Notiz über den Gospreis in Hainichen wird uns geschrieben: Für das im vergangenen Monat verbrauchte Gas wird dort jetzt bereits 8,75 Mark erhoben gegen 6.70 Mark hier. Der Kokspreis ist dort ständig z. T. erheblich höher als bei uns. Das große, neu zeitliche Gaswerk Plauen i. V. fordert ab 1. August 10 80 Mark je 1 odw. während verschiedene mittlere Werke bereits den Gaspreis mit 12 Mark festgesetzt haben. — Chemnitz. Bei der Ausfahrt des V.6 Ub»' nach Ammberg—Wripert abgehenden Personenzuges wurde am Sonnabend eine in Erkmannsdorf wobn- hsite Ehefrau, die mir mehreren Männern auf der Plattform eines Wagen stand, von einem Manne, der angetrunken war und leider nicht ermittelt werden konnte, gestoßen uud fiel zwischen die Meike. Sie blieb bewußtlos liegen und wurde nach derAuSfahrt des Zuges nach dein Krankenzimmer des Hauptbahn- Hoses gebracht, wo ein Arzt, nachdem die Frau das Bewußsein wiedererlaugt hatte, feststellte, daß sie weiter keinen Schaden genommen hotte. — Dresden. Reichspräsident Ebert und RrichS- wehrminister Gröner statten am bentigen Dienstag der „Jsse"-Bergbau-A.-G. in Senftenberg einen Besuch ab: Im Anschluß hieran wird sich der Reichspräsident zum Besuch der sächsischen Regierung nach Dresden begeben und bei dieser Gelegenheit apch die IahreSschau Deutscher Arbeit besichtigen. — Döbeln. Ein Arbeiter, der im Versand einer gröberen Metallwarenfabrik hier tätig war, und ein kleiner Fabrikant von hier wurden von der Polizei sestgcnommen und dem Amtsgericht übergebe». Der Arbeiter batte in kurzer Zelt seinem Arbeitgeber für über 100 OM Mark Ware gestohlen und an den Fa brikanten geliefert. — Luga«. Seit einigen Monaten macht sich im Bergbau des Lugau-Oelsnitzer Reviers ein empfindlicher Arbeitermangel bemerkbar, wodurch die Kohlenförderung leidet. Der Grund liegt darin, daß viele solcher Arbeiter in andere Berufe, na mentlich iw den besser bezahlten Bauarbelterberuf übergehen. Auch da» Lebensgefährliche des Berg- arbeiterberus» verleitet jüngere Bergarbeiter zum Eintritt in andere Berufe. So hatte allein des Alte Bergarbeiterverband au» diesem Grunde sine» Abgang von zirka 2000 Mitgliedern zu verzetchneA in einem Zeitraum von einigen Monaten. Ueberz tritte in andere Berufe zu verzeichnen hat ebenfalls der Christliche Bergarbeiterverband und die Union« In letzter Zeit traten auf einigen Gruben aus Obe« Westen geflüchtete Bergarbeiter hier in ArbeiH Letztere werden von der diesigen Bergarbette« bevölkerung in würdiger Weise unterstützt und iw zuvorkommender Weise behandelt. — Oelsnitz i. S. Auf der Eisenbahnlinie St, Egidten—Stollberg wurde in der Nähe d« Bahn hofes gestern ein Bahnwärter beim Aurüben seine» Berufe« von einem Eüterzuge erfaßt und tödlich überfabren. — Zittau. Ein Blitzschlag machte am Sonnx abend vormittag dem Leben de« staatlichen Obeüi straßenwärters Münch ein rusches Ende. Auf de« Grottauer Straße, außerhalb der Stadt, ubeH raschle ihn das Gewitter, und gegenüber deny sächsischen Zollamt erlitt er durch einen Blitzschlag seinen Tod. Nach dem-tödlichen Schlage branntss der Körper des Unglücklichen über und über; dich verkohlten Haare und große Brandwunden an dem Beinen zeugen davon. Wie festgestellt wurde, hau Ler Blitz den Mann am Kopfe getroffen nnd dews Körper am Knje wieder verlaffen. Ans dem Frankenberger Stadtparlament Frankenberg, 14. August 1922. Vorsteher Sittig eröffnet die Sitzung mit einer kurzen Erklärung über den Stand der Kasernenangelegenheit. Unmittelbar nach der letzten Stadtverordnetensttzuna habe der Bürgermeister sich mit dem Landesfinanzamt in Verbindung gesetzt. Dabei sei ihm mitgeteilt worden, dab da» Landeefinanzamt an dem Vertrage nichts auszusetzen und um Ueber'endung des Schrift- ftückes zur Weiterleitung nach Berlin gebe'en habe. Dadurch sei eine Neile nach Dresden zunächst gegen standslos geworden. Am Sonnabend sei nun der Vertrag zurückgekommen mit der Mitteilung, daß da« Landeifinanzamt den Vertrag in dieier Form n'cht annehmrn könne, da das Reichrschatzamt auf »en ungeänderten Vertrag bestehe. Das Landee finanzamt empfahl daher doch noch die persönliche Rücksorache. m welcher Bürgermeister Dr. Irmer und Sto. Piepenbreyer am heutigen Montag nach Dresden gefahren feien. Al« eritrn Punkt der Tagesordnung behandelte man danach die Erhöhung -er Düngerabfuhraebühren. Stv. Kronberg als Berichterstatter empfahl die Annahme der Ratsvorlage, die eine hundert prozentige Erhöhung vorsieht. Stv. Vogelsang regt an, in der diesbezüglichen amtlichen Bekannt machung im »Tageblatt- mit anzugeben, daß diese Erhöhungen von den Mietern mit zu tragen seien. Vorsteher Sittig hat Bedenken dagegen, da die ganze Sache ja durch das Neichsmietengesetz ge- regeit sei. Siv. Metzler bittet, zur Vermeidung von Streitigkeiten und um einer Ueberlastung des Mieteinigungsamtes vorzubeugen, doch um Be- ruckiichtiaunq der Anregung des Stv. Vogelsang. Stadtrat Dr. Wolf sagt zu, zu prüfen, auf welchem Wege diesem Wunsche Rechnung getragen werden könnte, vielleicht in Form einer besonderen Bekanntmachung des Mietseinigungsamtes. Stv. Schmidt fragt u. a. an, was mit seinem seiner- z-ittgen Antrag geschehen sei, der nach einem Kostenaufwand bei Uebernahme aller Fuhren in städtische Regie usw. frug. Stadtrat Dr. Wolf antwortete, daß er erst nach Rückkehr aus seinem Urlaub Kenntnis von diesem Antrag erhalten habe und daß die Sache dann sofort veranlaßt worden sei und auaenblichich sonst Bauamt bearbeitet« werde. Persönlich sei er der Anficht, daß die Uebe^ nähme speziell der Düngerabfuhr für die Stadt, nicht zu empfehlen sei, vielleicht komme man bester weg, dem Unternehmer einmal eine Reparatur seiner Maschine zu bezahlen. — Danach wird die Ratsvortage <1M Prozent Erhöhung) angenommen. Kreditgewährung bet -er Girokasse Sto. Schmidt als Referent weist auf die erst malige Behandlung dieser Angelegenheit im Kolle gium hin und erläutert nochmals das bisheriges Schicksal dieser Ratsvorlage. Das Stv.-Kollegium, wollte seiner Zeit erst einmal ein Bild von dem Abschluß der Girokaste haben. Nach dem Jahres abschluß 1921 habe di« Kaste mit einem Gewinn von über 25 MO Mk. abgeschlossen. Würde matt aber gezwungen sein, «inen Zinssatz von 4 V, Proz., zu zahlen, so entstehe aus dem Reingewinn ein, Verlust von 28529 Mk. Der Kredit soll nun so gemeint sein, daß zunächst nur ein Blanko-Klein kredit in Frage komme, der jedem Kunden ohne. Sicherheit auf Beschluß des KreditauHchusses ge^ währt werden könne. In Frage kämen hier wohtt in erster Linie Beamte, die festes Gehalt beziehen; denen würde jeweiliger Kredit in Höhe von 500 bis 1M0 Mk. gewährt werden können. , Ander» sei die Sache mit dem Personalkredit. Hier handele es sich nm größere Summen, die nur ge geben werden könnten, wenn der Nachsuchende ae- nüaend Sicherheiten stellen könne. Beim Perso nalkredit würden die Gemeinden jedoch das ganze Riüko tragen. Wenn er, der Berichterstatter, mit! dem Blanko-Kleinkredit einverstanden wäre, so- müsse er gegen den Personalkredit doch feine großen, Bedenken geilend machen, zumal zur Bearbeitung! solcher Fälle auch noch ein besonderer Beamter« angestellt werden müsse. Die ungünstige wirtschaft liche Lage laste es obendrein ratsam erschein««, mit dieser Sache noch etwas zu warte». Er empfehle daher, den Personavredit noch einmal zurück,»stellen/ dagegen aber zuzuitimmen einem Blanko-Kleinster»ft in einer Höhe, die der Ausschuß feststellen solle. Stadtrat Dr. Wolf bedauert die Stellungnahme de» Vorredner«, begründet näher die Ratsvorlaae, die auch den Personalkredtt Vorsicht und bittet im nbr!»-», die Behandlung -er ganzen Angelegenheit Wilde Jagd. Nunn» von Alfred Wilson-Barrett. 15 ^Nachdruck verboten) „Was um HiumutSwillen schwatzen Sic da für Zeug zusammen?" sprach Anson gereizt, aber «in plötzliches Angstgefühl beschlich sein Herz. „Der arnie Bursche ist verrückt," sagte Durand ruhig „so verrückt wie ein Schaf,", das die Dreh krankheit hat. Ich denke, es war schon vorher Mt ihm nicht ganz richtig — seit jenem Unglück lichen Abenteuer. Au dem Morgen, als er mit mir ausgiug, schien er noch ganz zurechnungs fähig. Er kam in meine Wohnung, nnd »uir sprachen über Verschiedene? mireiuandcr. Langsam lenkte ich die Konversation auf die bewußten Opale, aber allen, Anschein nach war ich nicht diplomatisch genug gewesen oder der Gegenstand war für fein zerrüttetes Denkvermögen zu viel. Wie dem auch war, er wurde schrecklich erregt und ich mußte schließlich fremde Hilse iu Anspruch nehmen. Binnen einer Stunde war Charters «in rasender Tollhäuc-lcr." „HimmelI" kenehte Anson. „Wahnsinnig!-' „Ich war natürlich aufs höchste bestürzt," fuhr Durand in seiner Erzählung fort. „Ich hatte keine Idee, was ich mit dem Menschen an fangen sollte. Zu seiner Tochter wollte ich nicht schicken, denn, um die Wahrheit zu gestehen, ich hielt den Anfall erst nur für eiuen bald vorüber gehenden, eine Folge des Umstandes, daß ihm die in den, offenen Boote ausgcstandcnen Leiden wieder ins Gedächtnis gerufen habe, während sein geistiges Gleichgewicht noch nicht ganz hcrgcstcllt war. Zum Glück erinnerte ich mich da an einen Freund von mir, der reiche Erfahrungen in solchen Fällen besitzt, nnd auf seinen Rat hin brachte ich Charters in die Wohnung dieses Freundes, da dort die Verhältnisse für den Kranken ungleich bessere sind als bc, mir zuhause. Wem, Sie wollen, so können Sie, wie ich schon gesagt habe, ihn gleich morgen in der Frühe besuchen, ich werde Ihnen die Adresse geben." Als Durand diese Geschichte erzählte, schien er so betrübt und sprach so offen, als ob er die Aufrichtigkeit in Person wäre, Anson war aber klüger als er es in Sidney gewesen war. Er hatte Durands Ausführungen aufmerksam znge- hort, nud cs war ihm ausgefallen, daß er auf die Worte „morgen in der Frühe" einen — wenn auch ganz leichten Nachdruck gelegt und diese Phrase mehrmals wiederholt hatte. Allerdings war cs heute schon spät — beinahe sieben Uhr -- uud schon dunkel, aber dennoch „Warum nicht noch heute abends" fragte er Durand. So unbeweglich Durands Züge auch waren, i schien cs Anson doch, als ob ein leichter Schatten über sein Gesicht huschte, als er über rascht aufsah. „Aber ja," erwiderte er rasch, „gewiß, ganz gewiß — doch nein! Wie dumm nur von mirl Hennings wird nicht zuhause sein. Er geht um 7 Uhr weg." „Aber irgend jemand wird zuhause sein?" fragte Anson. Er wollte Charters wenigstens sehen, um seiner Tochter beruhigende Nachricht überbringen zu können. „Ich glaube nicht," entgegnete Durand und biß sich auf die Lippe. „Es kann nnr cm einziger Mann dort sein, der als Wärter unseres armen Freundes fungiert; ohne Auftrag wird er Eie aber nicht einlassen." „Aber sicherlich wird der Mann doch Sie wicdcrerkcnneu." beharrte Anson auf dem einmal gefaßten Vorsatze. „Möglich," antwortete Durand, „doch ich bin nicht sein Herr." „So ist jetzt Charters eingesperrt — ein Gefangener?" Was ist das sür ein Ort, an dem er sich befindet?" „Er ist im Hause meines Freundes, des Dr. Hennings," gab Durand kalt zur Antwort. „Tiefer Herr war so freundlich und bot sich an, Charters in seine Obhut zu nehmen — selbstver ständlich nur zeitweilig. Er ist kein Gefangener — ganz sicherlich nicht. Nicht einmal ein Irr sinniger kann laut dem Gesetz ohne Erfüllung gewisser Formalitäten eingespcrrt werden. Aber Ehartcrs war damals rasend, man durfte ihn nicht auf die Straße hinauslassen, und wie ich Ihnen schon gesagt habe, wollte ich seine Tochter nicht in Schrecken versetzen und ihn nachhause bringen lassen." „Aber kann ich ihn besuchen?" fragte Anson hartnäckig weiter. „Gewiß könne» Sie ihn besuchen. Ich werde Ihnen seine Adresse geben und Ihnen auch noch behilflich sein, um morgen früh Zutritt zu erlangen. Oder Eie können auch allem hingchcn, denn Hennings wird z» dieser Zeit schon dort sein. Heute abend wäre es ganz zwecklos." „Versuchen könnte mail es doch," meint« Anson, der etivas witterte. „Versuchen Sie es denn," war Durands kühle Antwort. „Die Adresse ist Mntedmpett Loock, Street Ho. 40. Ich habe noch wichtige Geschäfte zu erledigen." So sprechend winkte er Anson noch mit der Hand zn, ries einen vorbeisahrenden Wage» an, und war fort, ehe noch Anson daran denke» konnte, ihn auszuhaltcn. In dein Augenblick, da Turins entschwunden war, wünschte Anson, daß er ihn mit Geioatt zuc».lgchaltcu hätte, uni ihn dazu zu zwingen, daß er ihn jetzt zu dem Hause des Dr. Hennings führe und Zutritt verschaffe. Er befand sich aber in einer sehr schwierigen Lage. Er war mit ! Charters uicht verwandt und Durand war ein eben so alter Bckantcr von ihm als er selbst es f war. Charters war anZ eigenem Antriebe mit dem Diann gegangen und Durands Vorgehen erweckte noch dazu den Anschein einer sreundtichcn und hilfbcrciten Handlungsweise. Selbst wenn Alison hätte Gcivalt anwcndeu können, würde ihn diese nur iu eine mißliche Lage gebracht haben. Das Eine hatte er doch erreicht, daß er die Adresse von DnrandS Freund nun wußte. Er konnte jetzt allein hingehen, und wenn Charters überhaupt zu sehei» wäre, würde er es schon durchsetzen, daß er ihn zu Gesicht bekomme. Der würde wahr scheinlich einer Bestechung zugänglich sein. Der Versuch war jedenfalls z« wagen. Er sah sich nach einem Wagen uni, aber Durand hatte das einzige Hansom genommen, das in der Nähe zu sehen war und so ging er lang sam weiter. Es siel ihm »Mi auf, daß Durand so überaus plötzlich davongcfahren war. Während sie mit ein ander gesprochen hatten, schien er es gar nicht eilig zu haben und die Unterredung hatte auch gar uicht lange gedauert. Erst als er darauf be stand, Charters noch am selben Abend zu sehen, suchte Durand rasch wegzukommen. Hatte Du rand vielleicht plötzlich den Entschluß gefaßt, nach Dr. Hennings Hause zu schalle» und würde er Charters noch dort vorsiuden? Wenn Durand die Wahrheit gesprochen batte und Charters Arm nicht tätowiert war, würde er gewiß noch dort sein. Wenn aber die Tätowierung vorhanden war — und konnte Anson sich so geirrt haben! — dann hatte Durand die in die Haut eingeritzten Zeichen schon gesehen und wußte nun, wo das Versteck der Opale war; er mußte aber auch wissen, daß wenn er, Anson, die Inschrift einmal gesehen hatte, sie beide, wie es am Turf heißt, voin gleichen Mal aus starten würden, im Wettrennen uni die Opale. Würde das ein Mann wie Durand zugeben, wenn er es ver hindern konnte? Nein! Wenn Anson damals im Boote recht gesehen hatte, würde er Charter» erst wiedertreffen, wenn es schon zu spät war. Jede Verzögerung konnte also verhängnisvoll wer den. Cs war amunekmeu daß Durand die. richtige Adresse angegeben hatte, La er nicht voraussehen komlte, daß Ansou nicht geneigt sein mochte, zuzuwarten und er hatte wahrscheinlich auf dieser Voraussetzung seinen Plan ausgebaut. Wenn er nur einen schncklen WaHeu bekommen könnte, dachte Anson, wäre es möglich, alle diese Pläne über den Haufen zu werfen. So nahm er sich denn zusammen uud fing an zu laufen. Er rannte Holborn «ullang^ indem er dabei scharfen Ausuig »ach cincin Cab hielt. Die großen Restaurants waren Unglück? licherwcise bereits geschloffen nnd zu solcher Stunde war Holboru nicht der Platz, wo mau Hofs:» konnte, viele Droschken zu finden und Anso» mußte ein langes Stück Weges laufen, bis endlich hcll- tönendes Schellengekliugel und rascher Husschlag an sein Ohr schlüge» und ein schmucker Wagen sichtbar wurde. Er winkte dem Kutscher und sprang behend auf den Wagrntritt. „IVest Street, VInteadsp«! Load" rief er, „doppelte Taxe, wenn Sie rasch fahren." Und fort ging es. t4. Kapitel. Nach einer schier unendlichen Fahrt bog das Gefährt endlich raffelnd und polternd in ein« dunkle Straße in der Gegend von lVditecbapel «in. Anson entlohnte den Kutscher und hieß ihn sortführen, dann schickte er sich an, das HanS) vor dem der Wage» gehalten hatt^ eitler ein gehenden Musterung zu unterziehen. Er fand sich einer kleinen Tür in einer Zieg"- maucr gegenüber und schloß daraus, daß daS Haus in einem Garten stehe, wenn auch di« Mauer zu hoch war, nm hmübersehrn zu können. Die Straße war schlecht beleuchtet doch als er ein Streichholz anzündete, entdeckte er die gesuchte Nummer ves Hausesanf einer gravierten Messing- platte »eben dem Eiugauge und unter dem Glockenzuge stand zu lesen: „Bitt« läuten!" Er solgte dieser Einladung nnd der an den HLnsern der Straße sich brechende Schall gab den Ton der Glocke deutlich wieder zurück. Aber er erhielt keine Atttwort; er läutete nochmals und noch einmal, jedoch ohne Erfolg; «utivcder rvar niemand zuhause, oder Durand war ihm zuvor- gekommen. Obwohl Anson sehr rasch gekommen war, schien dies doch nicht anZgeschlossen. Alls jeden Fall wollt« er darüber im Maren sein, wie die Dtnge standen. Er schätzte die Hohe der Mauer mit ein«,» Blicke ab, mit einem Sprung konnte er sich hinausziehrn nnd mit Leichtigkeit kam «r ans der andere» Seite wieder aul d°v Sode». ' "
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)