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Das war de» Dichters Aufer stehUng! ! Die aber, di« Ihn gesteinigt haben^ ergriff feige Furcht, ist ein Verdammer! Nicht Rosen de, sondern diese seltsamen Bru- tik »i» se- mbitv ^-70 NIlI7Nt»N l LerEsortUcher.Rtdakteur: Karl Li-gert in Frankenbera —-Druck und Nerlaa von T. S. Robderg (Inhaber Ernst Noäbe'S ina.) Ln^rsntenbrrg und deshalb gingen sie hin und riefen allen zu: l ' „Seht, der da liegt, ist gedeihen aus seinem Grabe, , , . . men, die so betrügerisch sind, wie er es war. Die Flumen Ler Verdammten" wollen wir sie Heizen, denn sie brauchen keinen Regen, sie haben keine Dornen, nicht einmal Dün ger ist notwendig." i l > Und sie sagten dies so laut und immer wieder, bis es selbst die Klügeren glaubten, die sich schon von ihnen ab wenden wollten und das Geheimnis der Schönheit ahnten. Nur gelten pflückt« einer auf seiner Wanderung, von einer geheimnisvollen Macht getrieben, eine blaue Blume vom Grabe des Gesteinigten. : s , l Das war des Dichters Schicksal — und ist es noch heut« — vielleicht mehr denn je... SommeruSchte Don Emil Felden (Bremen). Kurze, schwüle Sommernächte, da nie die Sonne ganz entschwindet > An lichtdunklen Himmel blinkt hell und ;ein aus samt- blauem Grunde Stern an Stern. Am fernen Horizonte zuckt fahler Wetterstrahl am Himmel hin. In des Mondes messing farbenen Strahlen fluten Blumendüste, berauschende, oer Atem der schlafenden Mutter Erde. l ' Es flammen 'die weißen und blutroten Rosen, und die zackigbuntfarbenen Nellen schauen im Schlafe noch trotzig. Horch! Es rühren im lauen Wasser des Teichs dl« grünlich schimmernden Frösche. Geisterhaft hastet vorbei am Träumenden auf lautlosem Flügel die Fstdermaus. Horch! Wie sie eintönig zirpt, die schwarze Grille, voller Freude am Leben, lockend das Weibchen, in der kurzen, schwülen.Sommernacht. < > > > ! ! Horch! Noch schlagt sie, die Nachtigall, klagend, daß bald, och gar bald vorbei des Lebens Lust!' > Siehe, dort summet vorbei ein Käfer; und es sucht mit seinem Lichtlein liebestoll Johanniskäfer die Genossin kurztoumelnder, wilder Liebe. Auf des Stromes glatten Fluten, darin sich Sternlein spiegeln und Mond, gleitet leise vorüber der Kahn. Und rm 'Jüngling entsteht ein Drängen und Sehnen, erzeugt vom lleberflusse des trunkenen Sommersegens und Glückes ringsum. Töne der Sehnsucht entlockt er der Geige, und die Geliebte summt leise dazu ein Lied, von der Liebe das Lied, das alte, ewig neue, das Lied vom Leben, das in brünstigem Suchen neues Leben wecken will . . . das, ach allzu schnell vorübereilt, wie die schwüle, dürstedurchtränkt«, Sehnen erzeugende Sommernacht.... Jürgs Pfeifchen § Von Josef Stollreiter (Stettin). Er saß vor dem Hause in der Sonne und stopfte sein Pfeifchen. Zuweilen guckte er dabei in die Sonnenscheibe und lächelte. Als er nun genug Tabak im Pfeifchen ver staut hatte, machte er sich daran, es in Brand zu stecken. Die Zündhölzer hatten aber alle große, zornrote Köpf« und sprangen meist, ohne zu brennen, davon. Einige flamm ten dabei auf wie Meteore, um auch schon wieder zu ver löschen. Eines brannte aber endlich doch. Angezündet, wuchs der Tabak ordentlich aus dem.Pfeif chen heraus und guckte ihm ins Gesicht, als wäre er be gierig, zu sehen,, wer ihn wohl rauchte. Und als Jürg nun näher hinsah, hatte der Tabak wirklich zwei Helle, goldtrunkene Augen, wie die Liebste im Nachbardorf, und kastanienbraunes, blühendes Haar. Ein Paar allerliebste Wänglein dufteten herauf, und twn gar ein weiches, kirschrotes Mündch«n mit Perlzähnchen darin, und das lächelte, flüsterte und fitzte sich verheißend. Seit jenem Tage hat Jürg sein Pfeifchen noch mal so gern. > > < > „Warum seid ihr dann nicht zu denen gegangen, die ' die Notdurft des Lebens lehren?" lächelte der Dichter. „Mein Amt ist «s, die Schönheit in wahrer und reiner Gestalt euren Seelen zu erschließen.Schönheit soll euer Wissen er lösen, soll es reinigen von den Schlacken der Swtdurst. Durch die Pracht der Rose will ich euch ihren Dorn ver gessen machen, aber daß sie Dornen hat und Dornen stechen, das mußtet ihr wissen, ehe ihr zu mir kamt. Dem rohen Geiste hat Schönheit sich noch nie erschlossen!" i Und wieder andere unter ihnen höhnten: „Er wagt dies uns M sagen, die wir jede Pfütze und die ganze Häßlichkeit der Wett kennen. Groß ist das Erdenhaus und viel Elend und Mängel ist in ihm. Diese sollst du uns zeigen, fönst bist du «in Heuchler und Betrüger!" And als der'Dichter sie mit dumpfen Drohen heran- kommen hörte, da ging er ihnen mit leuchtenden Augen entgegen und ries: „Was wollt ihr von mir? Bin ich denn 'gekommen, um euch die Pfützen zu zeigen oder die Wege, die über sie führen? Ich bin gekommen, um zu bekränzen, die Abgründe mit Blumenketten zu überdrücken, die Gräben mit Blütenknospen zu überschütten, die Toten- schadet selbst mit Rosen zu Umranken. Jst's meine Schuld, wenn euer Auge zu stumpf war, als daß^ihr die Blumen-, brücken sähet, euer Fuß zu plump, als daß sie euch trugen?" „Narr!" schrien sie ihm entgegen, und schon flog, der erste Stein. Er traf des Dichters Stirne und Blutstropfen quollen heraus aus der Wunde! Aber siehe! Die sickernden roten Tropfen wandelten sich zu purpurnen Rosen, die sein Haupt umkränzten und zu seinen Füßen niederfielen. Ws sie dies sahen, knirschten sie voll Wut und schrien: „Ein Zauberer ist er, ein böser Zauberer!" Und Stein flog auf Stein gegen ihn. Unter ihnen sank er sherbend nied«r ... So war des Dichters Tod! § ! Aus dem mächtigen Steinhügel aber, der seinen Leib bedeckt«, hob sich alsbald ein Knospen und Blühen Und ihm entsproßten viel« tausend Blumen, schön und seltsam, wie man sie noch nie auf Erden gesehen. Entwurzelnde Strudel fahren in das stille Meer der Kiesern und Bauten, peitschen den Sand in der Heide, wühlen im Weizen, brechen Stämme, zerreißen Dächer und Dämme, stürzen Firste. Zerreißen und zerfleischen endlich sich selbst in ohnmächtiger zielloser Wut. Keulenschläge donnern da zwischen. Kaskaden von Funken sprühen umher, Wolken spalten sich unter grimmigen Arthieben; es fällen erlösend« Tränen, erst Matt und schwer, dann in jagender reuiger Angst. — Der Knoten verschlungener, kämpfender Leiber zerreißt. Steu« Farben beginnen zu leben. , , Aus schwacher Dogelbrust löst sich schüchtern leiser Sieges- jubel, in den anfchwellend einstimmt das All zum über tönenden Gesorg des gewaltigen, schaffenden Lebens. ler! Denn die Tulpe hat wahrhaftig keinen Düst und Li« Schmerzendes Brüllen, Klirren'panZeMÄ Fittich«"füllt Dornen der Rosen stechen geradezu abscheulich! Warum ver. , die Atmosphäre. Urleidenschaften toben chaotisch. Im ge-l schweigt er, warum bemäntelt er das? Seht, wir ritzten ' spannten Menschenhirn zuckt es in Weh und Lust: Auf- uns blutig am Dorn, oa wir nichts von seinem Vorhanden- s lehnung, Furcht, Hoffnung. — ' . > > ! kein mußten!" > > s In den Lüften verrenken sich gigantische Glieder, schwm- ' " ' ' " gen sich im Tanz, zerreißen und schmelzen wieder zusammen. Grollende Augen sprühen fahlen Schein. Weißer Gischt läuft aus aufg«rissenen Mäulern. - . Gedanken verfärben sich. — , . Es beißt sich in den Hochwald fest und lagert auch über der Eben«. Lange lauerte es ob der Stadt, jetzt laßt es beben, was hochrogt: Kirchen und Paläste. Schmale Blitz« schmeicheln wie Schlangen, plänkeln, gaukeln': — zünden. Gewitter Von Felir Ernst Corsepius-Jmmigrath. > Grauer Rauch hängt träge von Hochöfen, flattert müde, schwarze Fäden ziehen sich aus schwer atmenden Kaminen zum dunkelgelben Himmel. Ueber der Stadt lagert eins rußige, sich breitend« Hand mit gespreizten Fingern: ner vöses Zucken in den Gliedern. Hellgraue, winzige Insekten tanzen durch die Büsche — über dem Moor. Menschenherzen schlagen bang.'.erwartungsgepeimgt, lehnen sich auf und können doch nicht die Last abschütteln, — das Unabänderliche, Unvermeidliche. i 1 , Lauter tönen in die Stille die Geräusche fern rollender Bahnen: die Geleise leuchten m Weißglut. Stimmen hallen und fallen. ! Farben leuchten auf und verblassen: stumpf und tot siegt jetzt alles hingestreckt, — furchtsam geduckt. Halb ver- üssene, sich auflehnende Wut, halb ohnmächtige Feigheit. So schaut die Erde auswärts. — , > ! Dann verblaßt auch der letzte blaue Schein am Himmel. Es ist nun nicht mehr eine Hand, die sich begehrlich streckt und reckt, es sind unzählige Hände in den Lüsten zu Fäusten geballt und im krampfhaften Fingerspiel. s Das Flackern flammt. auf. Es ist das Zeichen! —