Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 24.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192206247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19220624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19220624
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: Titelseite der Beilage enth. falsches Ausgabedatum.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-24
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sich des Neue unerhörte Anmaßung -er Botschafterkonferenz Bon unsere»! Berliner Mitarbeiter. Nach einer offiziösen Havasmeldung hat vt« »»nskr»,» «ick NIo krf«Iirai>L<Ul »uckaror rsnittre. n»0 k»uN nor <!i« miuion^nfock devLditon Lra»»» H»usI>Llts»rb<!i>. OdoraU ru k»ven. sollen uns auch die Namen einiger Monats schriften einprägen, die zwar zu den Fragen des Tages erst nach geraumer Zeit Stellung nehmen können, es dann allerdings stets unzweideutig tun. Zwei seien erwähnt, „New Statesman" und „Foreign Affairs". Der Herausgeber der letztgenannten Monatsschrift, E. D. Morel, hat schon während des Krieges wegen seiner Wahr heitsliebe kn England Gefängnisstrafen erlitten; er hat sich nachher zum weithin vernehmbare» Warner gegen die Verwendung farbiger Truppen in Europa entwickelt, wozu er als langjähriger Herausgeber einer kolonialen Wochenschrift vor allenr berufen ist. G. T. Mörel mutz heute als der ehrlichste Freund der Wahrheit Und Gerechtig keit, und demgemäß als der erbittertste Gegner er hat sich naher zum weithin vernehinbaren des Versailler Friedens gelten, der mit Engels zungen und flammenden Worten redet, wie es unter uns leidenden Deutschen bisher noch keiner ver mocht hat. Ein Prophet in unseren von idealen Zielen abgekehrten Zeiten! oer alliierte Votschafterrat mit den Reden Reichstagspräsidenten Löb« beschäftigt, die dieser für einen Anschluß Deutsch-Oesterreichs an das Deutsche Reich gehalten hat. I» dieser Sitzung soll der Tert einer Note sestgelegt worden sein, Die Umlage-Krisis Der Neichstagsausschuk gegen die Eetreideumlage Die Verwirrung in der Frage der Getreide umlage wird immer größer. Nachdem der Volks- wirtschaftsausschub des Reichstages vergeblich selbst einen Mittelweg hat finden können, nachdem auch die Bemühungen eines besonders eingesetzten Unter- ausschusses erfolglos geblieben waren, schritt der Ausschub Freitag zu seiner ersten Abstimmung. Das Ergebnis war. dass sowohl die Anträge der Deutsch nationalen, die die Umlage vollständig ablehnten, wie die Regierungsvorlage mit Stimmen- gleichheit abgelehnt wurden. Zentrum und Demokraten enthielten sich der Abstimmung. Die Sozialdemokraten erklärten darauf, dab sie nunmehr auf die Weiterberatung keinen Wert mehr legten. Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte wurde Vertagung beschlossen und den Regierungsparteien anheimgegeben, durck interfraktionelle Besprechungen eine Grundlage z» finden, die zu weiteren Ver- Handlungen Möglichkeit bietet. Die interalliierten Schnl-en England fordert die Bezahlung der französischen Schulden 2m Unterbaute erklärte Lloyd George auf dte Anfrage, ob die französischen Schulden unangetastet aufrecht erhallen bleiben sollten: Ich habe schon am 3 t. März im Unterhaus er klärt, dab sich die englische Regierung keineswegs mit Rückficht auk die englischen Steuerzahler damit einverstanden «klären kann, dab die von England während de« Kriege» an die anderen Staaten ge botenen Vorschüsse irgendwie herabgesetzt werden. Deshalb hat die englische Regierung auch die be treffenden Staaten davon in Kenntnis gesetzt, dab sich die englische Negierung die Freiheit vorbeba'ten werde, die Zinsen für diese Schulden im nächsten Oktober zu verlangrn. Wir bedauern sehr, dab wir zu dieser No'- wendigkeit gezwungen find, aber infolge der schweren Steuern, die letzt 'chon auf uns lasten, bleibt nur die Alternative, dab auch England leine Forderungen Frankreich gegenüber unerbittlich aufrecht erhält, solange Amerika daraus besteh', keine Abschreibungen an seinem Guthaben vorzunehmen. Deutscher Reichstag Der Reichstag erledigt zunächst eine Reihe kleiner Anfragen. Abg. Lambach kDnat. Vp.) fragt an, was di« Entsendung der deutschen Delegation nach Genua gekostet habe. Ein Regierungsvertreter gibt die Kosten (die Reisekosten nicht eingerechnet) auf rund, 1015060 Lire, also rund 16 Millionen Mark an. Auswärtige Aussprache Staatssekretär Müller wendet sich gegen dick Darstellung der Abgeordneten Reichert und Dauch, als ob die Sachlieferungsabkommen dem Deutschen Reiche eine Mehrbelastung über die Verpflichtungen des Versailler Vertrages hinaus auferlegt hätten. Abg. Dr. Helfferich (Dnat. Vp.): Deutsch- and» ganzer Jammer mutz jeden erfassen, der die Begründung der Interpellationen gehört hat. Wer )ie Denkschrift des Auswärtigen Amtes studiert, der ieht in ihr ein monumentales Denkmal des deut- chen Friedenswillens, des Friedenswillens unseres groben, alten Reichskanzlers Bismarck/ Die Friedensfreunde der ganzen Welt hätten Veranlassung, alljährlich an Bismarcks Grab in Friedrichsruh einen Kranz von Lorbeeren und Palmen niederzulegen. Die Bevölkerung an Rhein und Saar suhlt ich im wahrsten Sinne verraten und verkauft. Rufe links: Durch Ihre Schuld! Das sind die in der der Botschafterrat gegen die Reden Löbes Protest erhebt. Dieses Vorgehen des Botschafter rats stellt eln neues, unerhörtes Eingreifen in die innerdeutschen Angelegenheiten dar. Unseren Feinden steht kein Recht zu, Zensuren über Reden deutscher Parlamentarier zu erteilen und in das Recht der freien Meinungsäusserung einzugreifen. Die deutsche Regierung wird, wenn die ange kündigte Note vorliegt, mit allem Nachdruck diese neuerliche Anmaßung zurückzuweisen haben, denn wen» sie hier nachgibt, würde sie einen gefähr lichen Präzedenzfall schaffen. Nachdem die Ne parationskommission schon Versuche gemacht hat, in die deutsche Finanzhoheit einzugreifen, folgt jetzt der Versuch, das innerpolnische Leben Deutsch lands zu überwachsen. Der alliierte Protest ist umso unberechtigter, als Präsident Löbe seiner ganzen politischen Einstellung nach natürlich nie den Gedanken propagiert hat, den Anschluss Deutsch-Oesterreichs an das Deutsche Reich nn Zur Ermordung General Wilsons London, 23. 6. Liberale Kreise sehen in der Ermordung Wilsons nur das letzte Glied einer blutigen Vendetta, welche seit Wochen in Belfast wütet, befürchten aber angesichts der öffentlichen Aufregung, dass der Mord ernste politische Folgen haben werde. In England droht Lloyd Georges Stellung erschüttert zu werden und in Irland Entfesselung eines Religionskrieges. „Monüng- post" sucht den Mord bereits mit allen Mitteln gegen die Regierung au^uschkachten. Wilson hat seit der Ernennung zum m-'itärischen Beirat der Belfaster Regierung e'ne Reih« von Drohbriefen erhalten, wie s'e auch anderen Abgeordneten zu gingen. Wilson war riner der ersten Befürworter eines Krieges gegen Deutschland an seilen Frank reichs und hat am 1. August! 1914 eine entschei dende Rolle in diesem Sinne gespielt. ' ' Reichsgericht eine andere Entscheidung über die Frage getroffen hat, inwieweit die Erklärung der damaligen Bolksbeaultragten üb« das Verein«- aesetz ulw. rechtsgültig sei, sofort die Entschei dung de» Oberverwaltungsgericht« korrigiert und habe die öffentlichen Aufzüge von der Genehmigungspflicht freigemacht. Ich habe das Passieren de« Bannkreises in Dresden in der liberalsten Weise für alle Parteien frei- aemacht; ich habe ferner vorgefchlagen, den Bann kreis z« verrinaern. Ab« wenn ich das tat, tat ich da» kn der Voraussetzung, daß der Meinung«- kampf ein geistiger Kampf ist, dass dies« geistige Kampf mit geistigen Mitteln ausgefochten werden muh und ich das, was ich für mich in Anspruch nehme, auch dem Gegner zuerkenne, dah auch der Gegnu ungehindert seine freie'Meinung äuhern kann. Das bezieht fich natürlich auch auf alle jene, die eine andere als sozialdemokratische Meinung haben, die zum Beispiel für einen monarchistischen Gedanken Propaganda treiben; denn wir haben ja gerade als Sozialisten beklagt, dah das Sozialistengesetz fich gegen uns wandte, weit wir eine andere Weltanschauung vertraten. (Sehr richtig! bei den Soz.) Wenn wir das, was wir beklagt haben, gegen andere dulden wollten, so wäre da« nach meiner Auffassung kein korrektes Verhalten. (Sehr richtig! bei den Soz. und Dem.) Die Regierung kann und will nur einschreiten, wenn die öffentliche Ruhe und Sicherheit gefährdet ist, wenn Vorbereitungen getroffen wuden, die durch Handlungen den gegenwärtigen Staat in seinem Bestände gefährden. Da« find aber konkrete Dinge nnd die müssen auch konkret belegt werden. Ich habe bei den Erörterungen sowohl in der Chemnitzer „VoUsftlmme" wie im „Kämpfer" vergeblich irgend eine positive Angabe ge- sucht, dost irgend ei« Regimentstag. der dort abgehalten wird, irgendwie provokatorisch «»stritt. <Mg. Menke: Der Erzbergerprozeh!) Herr Abgeordneter Menke, der Erzbergerprozeh war im vergangenen Jahre, und da war die Ausnahmeverordnung des Reichspräsidenten er gangen. 2m vergangenen Jahre find vom Herrn Ministerpräsidenten in meiner Vertretung mit Rücksicht auf die Gefährdung der Ruhe und Ordnung eine Reihe Feste und Veranstaltungen verboten. Aber die Tatsache besteht auch, dah die Verbote vom Reichsausichuh des Neichsrates aufgehoben wurden, weil die Reichsverordnung auf sie nicht anwendbar sei. Zurzeit schweben Prozesse gegen die Regierung wegen dieses Ver botes. Das habe ich auch zu beachten, und des halb möchte ich von dieser Stelle aus an die gesamte Bevölkerung das Ersuchen und die . Bitte richten, da«, was jeder für sich und die > Darlegung seiner eigenen Aeberzeugung in! Anspruch nimmt, auch de» anderen zu gewähr-! leisten und al« berechtigt anznerkenne». kSehr I AptnsN und die Regimentstage 2n der Sitzung d« Sächsischen Landtag« vom 1ö. Juni ist bekanntlich der Minister de, Innern, Lipinski, bei Beratung d« Polizei-Etat» auch aus die Regiment»?«!«» zu sprechen gekommen. Wir haben bereits tn unserem Bericht über diese Ver handlung kurz die Mitteilungen d« Minister» er wähnt, der hervorhob, dah er die Regimentstage nicht verbieten könne. Aus Anlah des vom 1. bi« 3. Juli in Chemnitz stattfindenden Regimentstag« d« Reserve-Jnfanterle-Regiment« Nr. 104 hat nun in der vorigen Woche in den Chemnitzer Partei organen der Kommunisten und Mehrheitsdemo kraten eine mahlole Hetze gegen diesen Tag ein gesetzt, der einen völlig unpolitischen Charakter tragen wird. Da die Ausführungen des Ministers vor allem nach diesen Hetzereien weitere Kreise inter essieren, bringen wir fie nach dem in der „SSchs. Staatrztg." abgedruckten stenographischen Bericht nochmals wörtlich. Der Minister sagte: „Nun «ine Bemerkung zu den Regiments- tagen! Wenn wir in d?r Bevölkerung — da» möchte ich allgemein sagen — etwas ruhiger auch den Gegner beurteilen würden, so würden solche Auslassungen überflüssig sein. Ich habe mich be müht, da« Vereins- und Versammlungsrecht so frei auszuaellalten, wle es irgend gesetzlich mög lich ist. 2ch habe Hemmnisse beseitigt, die m alten Bestimmungen lagen nnd die auch noch bei meinem Einsritt in da» Ministerium ver-s einzelt vorhanden waren. Ich habe, al» das Wege der Gewalt zfu vollziehen. Präsident Löb« schlägt vielmehr vor, den Völkerbund um ein« Entscheidung anz«urufen. Er zeugt von den: schlecht ten Gewissen der Entente, wenn sie selbst gegen die Aeuherung dies« Gedankens in so unge wöhnlicher Weise vorgeht. Was man in St Germain geschaffen hat, ist «in Staat, der nich leben und nicht starken kann, für den der Anschluß an «in anderes grosses Land — nach Lage der Dinge kann dies nur Deutschland sein — «in« Lebensnotwendigkeit ist. Erfreulicherweise hat Präsident Löbe auf die Nachricht von deni Schritt der Botschafterkonferenz sofort erklärt, dass er nicht daran denke, zurürkzuweichen. Hoffentlich zeigt die Regierung ebensoviel Rückgrat! . i " . . MsaV c der Arbeitslosigkeit in Grossbritannien sind, sestgrs teilt werden. > > ! t Iä dieser Aufstellung fehlen «b ig« Londoner Mittel., die an Leserzahl leider die meisten d«r vorgenannten übertreffen. Es sind Blätter eines Großverlcgers, der an der Entfesselung des Welt- krleges uyd an Unserer Niederlage di- Hauptschuld trägt. In Arbeitsgemeinschaft mit der Peters burger „Nvwoje Wremja" und einem Pariser Sensationsblatt haben die Erzeugnisse dieses Ver legers und seines Schriftleiters, die alles, was si« können, der Schulung auf deutschen Hoch schulen verdanken, durch Verleumdungen über uns Deutsche mit Iswolsky, PoincarL und Konsorten kaltblütig das Völkermorden herbeigeführt. Mir strafen diese Art Presse mit verächtlicher Nicht erwähnung und haben dabei Lloyd George zum Bundesgenossen, der zwar in der Hitze der Kriegs stimmung sich die Dienst« dieser Art Zeitungen gefallen liess, aber seither wiederholt Gelegen heit genommen hat, ihr die verdienten mora lischen Ohrfeigen zu verabreichen. Wenn nicht alles täuscht, emofängt man auch in der Berliner Wilhelmstrasse die Vertreter dieser Presse nicht mehr. > ! . Für uns Deutsche ist es notwendig, dass kn, dieser Hinsicht Klarheit geschaffen wird. Wir richtig! -«t den Dem.) bass deshalb keine Nerv,» fit« eintritt, wenn jemand durch Versammlung^ eine andere Meinung kundtut, Soweit Hanllk lungen nachweisbar find, tun die Parteien uni die Betreffenden, di« fich «regen, viel richtige« den Nachwei» zu fuhren, dass solch« Handlungen vorgenommen werden, dann hat di« Reaieruna Handhaben. Ab« „tzrelkeit, die ich meines kann nicht massgebend sein, sonder« die Frei? Heft, dl« km 2nkresse aller das gleiche Nechj gewahrleitet. lBravo! bei den Dein.) SC habe ich das bieh«r gehandhabt, und so gedenkt ich das auch weiter zu handhaben. Deshalk kann ich auch dann, wenn hier schärfste Angriff« erhoben werden, auch dann, wenn «ine Arbeiter? schäft fich einmal irreleiten lässt durch Erklärungen einen anderen Standpunkt nicht einnehmen, ven» was ich nicht selber ertragen will, kann ich einem anderen,n ertragen nicht zamuten. So habe ich meine Politik eingeschlagen, ob ich damit Ihr« Sympathie oder die Sympathie der anderen haoff tst mir ganz gleichgültig. Als ich im veraangenen 2ahre — damit kämme ich auf die Konsequen» meiner Politik — nach Rückkehr au« den Ferie» die Verordnung über da« Verbot drr Negimenisz feiern übernahm, wurde mit Fug und Recht von den bürgerlichen Bartel«» gesagt: wenn ihr nutz Reichsfahnen duldet, dann habt ihr zu ver« bieten den Kommunisten das Trage» rotetz Fahnen mit dem Sowjetstern, dann habt ihn den Sozialisten da« Tragen der roten Fahne« zu verbieten, dann habt ihr zu verbieten, dass sie Abzeichen tragen. 2n einer Erklärung, dick ich gegenüber dem Polizeipräsidenten in einer Verordnung zum Ausdruck gebracht habe, habe ich gesagt: wie jemand leine Ukberzeuguna zum Ausdruck bringt, ist m'r gleichgültia, es kommt, auf den Zweck an, den er vttfokat. Wenn jemand eine Fahne herunterreisst, so ist das etwa» ganz ander«, ak« wenn er seine llebeyeugung durch eine Fahne ausdrückt. Wenn ich nicht inkonsequent sein will, wenn ich also nicht — nach der Bez haupiung der bürgerlichen Parteien, di« Kommu nisten seien staatzselndlich — auch die Veran- staltuna der Kommunisten verbieten will, so kann ich natürlich auch die anderen nicht verbieten, So liegen nach metnrr Auffassung die Dina« dah man auch tn seinen Handlungen folgerichtig sein muh. Wenn Sie den Nachweis führen können, dass ich in der Handhabung der Gesetze unkonsequent gewesen bin, dann haben Sie ein Recht zum Tadel, wenn nicht, so muss ich es ab» lehnen, Vorwürfe in Empfang zu nehmen." z ran» VS» Mörlenbach Ein Börsenroman von Barr-Runkel 17 (Nachdruck verboten) „Sie wären jedenfalls sehr erstaunt über Lie Masse Menschen gewesen, die der ,Nasal)' gelandet hat. Jedenfalls genug, schätze ich, um kurzen Prozeß mit uns allen zu machen, wenn fie uns finden. „Na, dann wollen wir also hoffen, daß sie uns nicht finden, Peter l" „Vie haben auch schon eine ganze Reihe Zelte aufgestellt und bereits um ein Uhr mit den Sprengungen begonnen." „Sie scheinen also keine Zeit verlieren zu wollen, was?" „Nein, allerdings nichts Wie ich bemerkte, haben sie auf beiden Masten Scheinwerfer ein gerichtet, mit denen sie wahrscheinlich das Arbeitsfeld beleuchten wolle», und ich nehme daher an, daß sie Tag- und Nachtschichten ein richten werden. „Energische Leute gefallen mir ganz un gemein," bemerkte der Graf bewundernd. „Wenn eine Drahtseilbahn auf die Spitze Ihres Hügels führte, so würde ich mir einen Sessel hinausschassen lassen, nur um das Vergnügen zu haben, ihnen zusehen zu können. Aha, das Gong! Gott sei Dankt Ich habe heute ein paar Vögel geschossen, die Ihnen gewiß sehr schmecke» werden." , „Danke schön! Aber ich möchte nur uni k!» paar belegte Brote bitten I Ich steige wieder hinauf auf mein Observatorium. Wir haben die Listen mit Vorräten noch nicht angebrochen. ! Ich muh mich davon überzeugen, ob diese Menschen wirklich die Nacht durch arbeiten." „Lassen Sie iich raten, Peter, und bleiben «Sie hier! Schlafen Sie ruhig in Ihrem be quemen Belt; denn wer gut schläft, der lebt lange l" »Ich steige wieder hinaus!" entgegnete Peter. „Oho, ich weih wohl, wo Eie hinaus- i wollen l Sie wollen mich dazu zwingen, Ihnen doppeltes Gehalt zu bezahlen für Tag- und Nachtarbeit, oder vielleicht reizt es Sie auch, den Kerlen da drüben auf den Goldfeldern an Energie nachzueifern I Aber lassen Cie sich mir zuliebe überreden und nehmen Sie eine gute Mahlzeit zu sich, die bereits ans Sie wartet! Die belegten Brote können Sie sich einsiecken, wenn Sie wollen, um sie während der Nachtwache aufznknabbern, wenn Sie wirk lich darauf bestehen, den scheußlich stcileu Berg noch einmal hinaufzuklettern!" Keller schüttelte ablehnend den Kopf. „Ich muß Sie wirklich bitten, Peter, daß Sie sich überreden lassen, denn wenn Sie guien Worten kein Gehör geben, so muß ich es Ihnen befehlen, und wenn Sie sich dann noch weigern, dann muß ich Sie in Kette» lege» lassen. Ich will nicht Ihretwegen in Afrika einen ganzen Tag herumstrampeln, um es zu erleben, daß Sie abends nach meiner Heimkehr meine Jagdbeute verschmähen." „Aber ich will Ihnen trotzdem mein Ent gegenkommen beweisen,- fuhr der Graf fort, „Sie brauchen sich für heute abend nicht in Toilette zu werfen; lassen Sie sich durch den Glanz der übrigen Tischgäste nicht anfechicn, sondern widmen Sie sich nur dem Essen, von dem ich znverjichtlich erwarte, daß Sie es sehr loben werden! Und dann werde ich dem Ste ward den Auftrag geben, Ihnen ein Paket köst licher Brote zurechtzumochen." Keller als bezahlter Angestellter mußte sich fügen. Graf Tann führte an diesem Abend den Vorsitz bet Tisch und hielt eine glänzende Rede über die Vcrmerslichkeit des Arbeitens. „Ich bin durchaus nicht der Ansicht des verstorbenen Roosevelt betreffs eines arbeit samen Lebens," bemerkte er. „Der Expräsident übersah gänzlich die Tatsache, daß die Arbeit dieser Erde als Fluch auscrlegt worden ist, und doch geben sich ein« ganze Menge gedanken- loser Menschen den Anschein, als hielten sie sie für einen Segen. Nvosevett erinnert mich etwas an unseren Keller hier, nur dah er ge mütlicher war und mear Sjn» für Humor besah. Keller, getrieben von seinem Pflichtgefühl und unterstützt von seiner durch Hafergrütze erhöhten Muskelkraft, wird heute «acht tatsächlich noch mals diesen steilen Turm von einem Berg hinaufklimmen, während wir hier unten sitzen bleiben und Karten spielen. Daraus wird er ein Gefühl der Ueberlegenheit schöpfen, das zu verberge» er nicht imstande sein wird Ich habe immer Sympathie für die Leute gehabt, die den Aristides vertrieben haben, den sie den Gerechten nannten." Keller nahm das ganze Gerede schweigend ans, ließ sich aber trotzdem das Essen schmecken. Sobald jedoch der Kaffee aufgetragen und der Kartentisch aufgestellt war, ruderte er sich selbst über den Fluß hinüber, band drüben sein Boot fest an und stieg dnrch das Dunkel des Waldes den Berg hinauf, um, droben angelangt, die Goldmine von den Strahlen der elektrischen Scheinwerfer taghell erleuchtet zu finden. Trotz seiner angeblichen Gleichgültigkeit er schien Tann am nächsten Morgen knrz nach Lem Frühstück auf dem Hügellopf. Er fand Keller lang ausgestreckt auf dem Felsen liegend in tiesem Schlaf. Er störte ihn auch nicht, sondern wandte seine ganze Aufmerlsamkeit dem Teleskop zu, das ihm auf bem Goldfelds eine so rührige Tätigkeit zeigte, daß sie selbst den Trägsten zufriedenstellen mußte. Darauf drebte er das Glas bald nach dieser, bald nach jener Richtung, mn es schließlich auf den Fluß uuterhalb der Mine einzustellen. Lange Zeit blickte er regungslos da hinunter, bis er von Keller unterbrochen wurde, der sich plötzlich aufrichtete und in einen Ruf des Er staunens ausbrach, als er seinen Ches auf dem Baumstumpf sah, der ihm als Stuhl diente. „Guten Morgen, Peter! Was hat's heute nacht gegeben?" „Sie haben die ganze Nacht durch ge- arbeitet, sowohl beim Erzspreugen wie beim Ausladen des Schisses." i „Das bedeutet also so viel, daß wir darauf > vorbereitet sein müssen, bald unterwegs zu fein. Wenn sie den Dampfer so rasch beladen, s ' wie sie ihn entladen haben, vann wlro oer ,Najah' wieder draußen auf hoher See sein, ehe wir uns dessen versehen." ! „Das ist der Grund, warum ich gestern abend wieder hinausgestiegen bin. Es schien mir, als ob Sie es sich nicht klargemacht hätte»« wie schnell sich unser Aufenthalt hier seinen« Ende nähert." „Und doch scheint das, was sie jetzt tun, auf eln längeres Bleiben des .Rajah' hinzu» ' deuten," meinte der Graf schleppend. „Was tun sie denn jetzt?", fragte Keller. „Ach, sie setzen da ungefähr achthundert Meter unterhalb der Goldfelder im Fluss schwimmende Minen ans. Sie sind eben mit der ersten Reihe fertig geworden, die über den Strom hinübergelegt ist, und beschäftigen sich^ augenblicklich mit einer zweiten Reihe, die,- wie ich die Entfernung abschätze, sich vierhundert Meter weiter seewärts befindet. Sie habe» f dabei zwei gewöhnliche Schiffsboote und eine Dampfbarkaffe in Tätigkeit. Der Fluß ist blockiert nnd das, mein Junge, ist eine tat sächliche Kriegserklärung, bei der Peter Keller ruhig schlafen konnte 1"^». 5. Kapitel. Keller war urplötzlich ganz wach; er sprang aus und blickte durch das Teleskop. „Sie sehen, wie recht ich hatte!" rief « rriumpblereud. „Jawohl, in einem Punkt hatten Sie recht,' »m anderen aber nicht! Ich gestehe zu, ich . abe nicht an die schwimmenden Mine» glauben wollen; denn das ist ein Artikel» den . man nicht bei jedem Eisenhändler kaufe» kann. Aber Ihre Voraussetzung, daß man einen > schmalen Kanal frei lassen würde, durch den der Najah' hinauskönnte, war falsch. Der Strom ist vollständig blockiert. Das ist natürlich ei» Vorteil. Wenn es so weit ist, daß der,Rajah' hinaus soll, so werden sie die Minen wieder aufnehmen und ans Ufer bringen. Wenn wir also das Minenfeld auf dem Flusse beobachten, so werden wir rechtzeitig Nachricht von der Ablabrt d«s,Najah' erhalten."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)