Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 09.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192210091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19221009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19221009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-09
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Franlsurler Parteivere'ik verlangte strikte Ab lehnung einer selchen Arbe'tsgemeinscl'aft der Mitte. ö:g'imc die cic-ilrcho Verhand ¬ lung des Parteitages. Arbeitsgemeinschaft. D'c meisten Anträge zu dieser Frage sind mit einer solchen Arbe'tsgemeÄ- schast zwischen Demokraten. Zentrum und der Deutschen VvItspartK einverstanden, in der Vor aussehuna, das sie nicht zu einem Bürgerbtock mit .. Der 4. Parteitag der Deutsch-demokratischen Partei blbeefeld, 9. 10. In der großen Stadtha'lr in Elberfeld nahm heute der 4. ordentliche Partei tag der Deutsch demokratischen Partei bei zahl reicher Beteiligung aus allen Teilen des Reiches seinen Anfang mit einer Sitzung des Partei.rus- schnsfes. Die demokratische Nelchstagssraktion war sehr stark vertreten; auch alle demoiratisen Fvact- tionen der Landtage, der Länder hatten Ver tretungen entsandt. Der Varteiausschnh bereitete den Parteitag durch eingehende Vorbesprechung vor. In dem Geschäftsbericht, den die Partei-- leitung vorlegte, wurden im wcsentl-chen fohlender Nichlinstn ausgestellt: Anhenvolich'ch Unter- stühung aller Bestrebungen auf Aufbau der Frie- densverträge unter möglichster Vermeidung feder Katastrophenpolitik. Das M-ttel zu dieser Politik war die versuchte Politik der Erfüllung. Der Sinn dieser Pol'tik ist, Zeit zu gewinnen, bis die Auelandspolitik aus Vernunft stoße» wird. Innenpolitisch unbedingte Treue zum NEN reMblikäiiMe» Staat, gedeckt du ch staatsbürgerlich? SelbstverantworU ng und Sclbstbewusztsei» al/er Volksschichten, Durchs tränknng der Staatsverwaltung mit treuem re publikanischen demokratischen Geist, Getreideuml- lage, Re-chsmietengeseh, Kohlenvertcilung, eine gesunde Sozialpolitik, die den Folgen der Geld entwertung soweit als möglich entgegenw'rken soll. Eine grosze Rolle spielt auch d'e Stellungnahme der Pariei zur Frage einer parlamentarischen Die Tariferhöhungen hei -er Ctseuöahu Annahme im Neichprisenbahucat. — Kem Valuta: Zuschlag siir Ausländer. In der letzten Sitzung des ständigen Aus schusses des Reichseisenbahnrats wurden die Vvr- Bom Völkerbund Der Presse-Ebes der Schweizer Telegr.-Agentur hatte kürzlich Gelegenheit, aus dem chinesischen Ge sandten in London Elmo-Mn, der an der Völker bunds-Sitzung in Gens teilnahm, zu sprechen und ihn zu fragen, welches Interesse China am Völker bund nehme. „Im Völkerbund", antwortete der Diplomat, interessieren mich besonders drei Vorlagen: die Ab rüstung, Esperanto und Opium. Für die polmicyeu Mlriingen geilyieppt wurde, bell Seinigeu znrückgeg-ben wurde. Man sieht anw ans dem Fall Krause, das! die Polen das berüchtigte System der schwarzen Liften keineswegs aufgeszeben haben. Jede irg".rdw:e „kompromittierie" Persönlichkeit Deutschlands. namentlich solche, die sich bei der Abstimmung für die deutsche Lache betätigr Hai. mnß demnach befürchten, einmal bei der Fahrt durch den Korridor von den Polen verhaftet und fvrtgeführt zu werden. Nuno erfreulicher ist es, dah der Seedienit Osn eufenS trotz >cr fraglos enormen Kosten bis Ende 1923 ücheraeitellt ist. die Gütertarife zum 15. Oktober um 60. v. H. der z. Zt. geltenden Sätze, ausgenommen die Notslandstarise für Kartoffeln und Obst. Die Personen"arise, die zum 1. November um 100 v. H. erhöht werden, werden zum 1. Dezember um weitere 50 v. H. gesteigert, so das; sie :m Dezem ber da- Dreifach: der heutigen Sätze betragen. Im Personenverkehr wird vom 1. De zember ab der Kilometerpreis in der 4. Klasse 1,35 Mark, in der 3. Klasse 2,03 Mark, m der 2. Klasse 3,38 Mark und in der 1. Klasse 6,08 Mark betragen. Die Schnellzugszuschläge erhöhen sich: in der 3. Klasse auf 45 Mark (1. Zone), 90 Mark (2. Zone), 135 Mark (3. Zone), in der 2. Klasse auf 90 Mark, 180 Mark und 270 Mari, in der 1. Klasse aus 135 Mark, 270 1 Mark und 405 Mark. Zur Angleichung der Personenlarife an die Gütertarif« soll zum 1. Januar eine wer tere Steigerung der Persouentarife erfolgen, so das; dann in der 3. und 4. Klasse die Er höhung etwa das Hundertfach; des Friedens preises betrügt (je Kilometer 2 Mark rn der 4., 3 Mark in der 3. Klasse). Sodann beschäftigte sich der A»sschuß minder in der letzten Zeit in der Oeffenlüchkeit viel er örterten Frage eines Valutazuschlages gegenüber den Ausländer,, im innerdeutschen Personenver kehr. Nach, eingehender Aussprache wurde be schlossen, die -gleichmäßige Behandlung der Aus länder mit den Inländern, beizubehaltcn. Der deutsche und der sächsische Pfarrertau qeqen de» Kulturkampf Während der Verhandlung in Leipzig' vom 26.—28 September wurden folgende, für die Oessentl'chkeit wichtige Beschlüsse gefaßt. 1. De deutsch evangelische Psarrertag legt scharfe Verwahrung ein gegen die in den Frei- staalon Braunschweig, Sachsen und Thüringen zu Tage tretende Kirchenseindschaft der Landes regierungen und Parlamente, die dahin gehen, nicht nur durch Vorenthallung gesetzlich ge währleisteter staatlicher Mittel den Bestand dieser Landeskirchen zu untergraben, sondern vor allem auch, die Religion unserm Volke und der Jugend zumal zu nehmen. .Der deutsch- evangelisch: Kirchenausschnß vorn daher gebeten, sich, dieser schweren MMände nachdrücklichst anzunchmen. Die deutsch-evangelische Bevölke rung dieser Länder wird zugleich aufgernfen, sich dieser Uebregr'ffe mit allen gesetzlichen. Miitcln zu erwehren, insondrrheK bei Ausübung des Wahlrechts für Religion und Kirche ent schieden einzutreten. 2. Der Söckmsch? Pjarrerverein hat in seiner Jahresversammlung einmütig folgende Ent- schliefjung gefaßt: Beim evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium soll eine Verordnung bean tragt werden, die an mehreren Sonntagen von allen Kanzeln zu verlesen ist, des Inhalts", daß die Güeder der Kirchengemeinden für das Zustandekommen einer Regierung eintreten, un ter der die ungehinderte Teilnahme an den Gottesdiensten und der frwe Gebrauch von chrißl-chem Gebet, Wort und Lied in den Schu len gewährleistet w''rd. 3. Dez; Säch-isch- Pfarrerrerem hat weiter hin e'ntbütig folgende Entschließung gefaßt: Nach den Verordnungen des Kultusministeriums Nr. 155 und 156 vom 12. und 24. August ds. Is. im Kuliusministerialblatt (Schulbesuch an staatlch nicht anerkannten Feiertagen und zyr Entchristlichung der S tute), die aklenthalben lebhaften Einspruch der christlichen Gemeinden Hervorgernfen haben, hat es der Kultusmini ster am 21. September unternommen, eine neue Verordnung über Grabinschriften auf ckr ist li-len Friedhöfen zu geben. Wir erwarten vom Lan deskonsistorium eine Verordnung, die- diKe Maßnahmen als ungesetzlich und darum un gültig znrückweisi. Unsere Kirch'e'neinden aber werden diese ungesetzlchrn Vorstöße gegen die Kirche nicht weiter du-den. Wir sprechen da- er aus, daß wir diese, wie oüe etwaige't we'm'en Vorstöße gegen kirchliche Rechte, weil ungesetz lich, als nicht vorhanden behandeln werden. allgemeine Abrüstung bin ich sehr. Die chlne» fische Negierung hat bereits alle Soldaten entlassen, die nickt unbedingt zur Aufrechterhaltung der öffenb lichen Ordnung nötig sind. Was China wünsche, ist Friede» und Sicherheit. DieHilfssprache Esperanto fördern wir mit allen Mitteln, denn tn unseren Beziehungen zu den Mächten leiden wir außerordentlich unter de» Vielheit und Verschiedenheit der Sprachen. Da» neutrale Esperanto muß überall die einzige Fremd sprache neben der Muttersprache werden; die» scheint mir die einfachste Lösung der Sprackienfrage zu leint Darin stimme Ich voll und ganz mit Lord Robert Cecil überein. Letzten Endes ist da« Sprachproblenß eine Machtsrage. Darum hat China Esperanto schor» in vielen Schulen einaesührt und tn Zukunft wir» Esperanto noch viel mehr von uns unterstützt werdest! und allgemein zur Einführung gelangen. Witz wünschen und hoffen, daß der Völkerbund auch di» anderen Staaten veranlaßt, in gleicher Weise zu' handeln. Nack der günstigen Beurteilung, die: Eweranio im Völkerbund geflmden hat, ist dies j» mit Sicherheit zu erwarten. Betreffs des Opiums tut China alles Mögliche, um die Saager Konvention von 1912 zu erfülle»« Viele Opinmraucher haben diese Leidenschaft schor* aufgegeben und die, welche noch Opium rauchen» werden gesetzlich bestraft. Leider wird viel Opium au« den Nachbarstaaten in China eingeschmuggelt auch kommt heimlich viel Morfium nach China; Morfium ist zehnmal schädlicher als Opium un§ leider ist unser Volk von dieser Droge arg vergiftet» Im Namen meiner Regierung habe ich deshalb den Völkerbund aufgefordert, dielen Schmuggel aus, den Nachbarländern zu unterbinde^ und scharf au^ Erfüllung des 8 9 der Haager Konvention, der den, Handel mit Opium und Morfium verbietet, zir dringen." R. H. PolMsche N-ckrWek -- Fast vier GolvimUlcnö-r Beiaynngs- kosten. An4 der Broschüre der Nepara-. tionskomm. sion über die von Deutschland bis 30. April 1922 geleisteteten Zahlungen! geht hervor, daß für die Vesatzungskostens bisher insgesamt 3 827 726 000 Goldmarh aüsgegeben wurden. Die Bcsahuugs» kosten betragen für die Zeit vom 11. No vember 1918 bis 30. April 1921 für Englands 991097 000 Goldmark, für Frankreich 1275 588 000 Goldmark, für Italien- 10 052 000 Goldmark, für Belgien 104 599 0001 Goldmark, für die Vereinigten Staaten 1010 614 000 Goldmark,- insges. 3 481 950 00(1 Goldmark. Für die Zeit vom 1. Mai 192T bis 30. April 1922 betragen die Vesahungs^ kosten für Großbritannien 24 006 000 Gold mark, für Frankreich 224 472 000 Goldmark für Belgien 41238 000 Goldmark, für die Vereinigten Staaten 56160 009 Goldmark- insgesamt 345 776 000 Goldmark. -- Die Forderungen der Eisenbahner. Auf der zurzeit in Halle a. d. Saale tagen den Neichskvn'cicnz der Gewerkschaft Deut-, scher Eisenbahner wurde eine Entschliesmngj gefaßt, in der eS u. a. heißt: Die Span-» nung der Lrtszuschlägc ist im NegierungS- cntwnrf, der bestehenden wirtschaftlichen Natwendigkeit znm Troß, erweitert, statt verringert worden. Ta sich das Gesamtein kommen der Beamten im wesentlichen aus LaZdDliZv Keknkn änrdi ^ukMrden mit Rrrrnng voräen sie via neu, ebenso aUa .inäeren altsv. nnLrigvbn1ivi>'.'8<^dr- denen ^eäersLeben. In nUen einsvbl. (»esebLtten vikNlUieb. Der neue französische Botschafter in Berlin Paris, 8. 10. Zum Nachfolger Laurents ist der bisherige Botschafter Frankreichs in Brüssel, de Margerie, ernannt worden, und Herbette soll, an Stelle des Herrn Margerie, noch Brüssel gehen. - De Margerie, der bisher für den Berliner Bvtschafterposten nock> nich! genannt morde» ist, und dessen Wahl eine Ueberraschung bedeutet, ist 1861 geboren uns seil 1883 iin diplomatischz!» Dienst tätig. Er war in Kvpenhager, Konstan tinopel, Washington und Madrid tätig. Bei der Konferenz in Algeciras war er einer der Bot- schastersekretäre, die mit der Aufgabe betraut waren, das Protokoll über die Sitzung zu redi gieren. Während er Gechlslsträger in Peking war ^1909), wurde er zum zweiten Direktor der politischen Abteilung am Qua: d'Orsay ernannt. 1914 wurde er Ministerialairektor für politische Und Handeleangclegenheiten im Auswärtige» Amt. Seit 1919 wär er Botschafter Frankreichs in Brüssel. Maurice Herbette ist als Sohn des früheren, schon seit langem verstorbenen Botschaf ters Herbette in Deutschland geboren und zum Teil hier erzogen worden. Er hat auch seine diplomatische Laufbahn 1889 in Deutschland, als Attache der Botschaft in Berlin, begonnen. Seit her ist Maurice Herbette eine sehr wichize Perl sönllchkeit geworden. Seit 1896 arbeitet er am Quai d'Orsay. Von 1907 an war er mehrere Jahre lang als Leiter des Pressedienstes, dann als Kabinettchef der Minister Cruppi und de Selves tätig. Er erhielt 1912 den Titel eines Gesandten, wurde aber gleichzeitig Direktor der Verwaltungsangclegenheiten äm Quai d'Orsay, eine Stellung, die seinem polilisclM Ehrgeiz auch genügt haben dürfte. Jetzt ist Herbette wieder politisch in den Vordergrund getreten, und wir werden sehr mit ihm zu rechnen haben. Er kennt Deutschland genan und spricht (wenn er will) deutsch, wie ein Deutscker, ist aber leider kein Freund des Landes, in den, er seine Jugend verlebt hat. schkäge der Verwaltung auf Tariferhöhung gegen an^emmg, vav ne zu emrm 2 Stimmen angenommen. Da noch erhöhen sich Einschluß der Dcuischnationalen ausarteß Spitze»« Roman von Paul Lindau. 23 (Nachdruck verboten) Aks er in die Destillation eingetreten war, vereinigten sich die beiden zwanglos. Ter mit dem runden Hute sagte zu dem mit der befleckten Mütze: „Der Kommissar ist zwischen sieben und acht im Cafe Alexan der. Nehmen Sie eine Troschke. Wenn Wil- dicke früher geht, als Sie wiederkommen, folge ich ihm und schicke, sobald er wieder wo einkehrt, einen verschlossenen Zettel an den Katzenwirt für L. L. Wenn Sie mich nicht finden, finden Sie den Zettel! Und so immer weiter." Ter Arbeiter lief zum nächsten Drosch- kenhalteplatz und fnhr nach dein Cafe Ale xander. „Wenn er mit der Wilden Katze anfängt, hört er mit dem Grauen Elend auf!" sagte der Kommissar. „Tas ist vorschriftsmäßig. Fahren Sie ruhig nach der Katze zurück. Ich trinke mein Bier aus und gehe von hier ans nach dem Grauen. Wenn wieder alles Erwarten Humpekfritze wo anders cinkehren sollte, lassen Sie mich's in der Gollnowstraße wissen. T« bin ich in einer halben Stunde Aber ich kenne meinen Hnmpclfritzcn! Er wirb mir gerade in die Scheren laufen. Also marsch!" Ter Arbeiter fnhr zurück und erstattete seinem Kollege» Bericht. Wftdtcke spielte in zwischen eine Partie mit Kegeln. Aks der Kommissar gcacn »cht Uhr in das Lokal in der Gollnowstraße, vor dem er zwei andere seiner Agenten mit stummen Blicken begrüßt hatte, cintrat, waren schon ziemlich viel Stammgäste da. Alle ver stummten. „Aber bitte!" rief ihnen der Kommissar gemütlich entgegen. „Laßt euch nicht stören, Kinder! Ihr habt ja alle ein reines Ge wissen." „Haben wir auch, Herr Kommissar!" sagte einer der Bilkardspielcr. Ter Kommissar drängte sich nach dem Schanktische durch. Tie Gäste hatten ihre Unterhaltung, zunächst freilich mit leiserer Stimme, wieder ausgenommen, und die Spie ler svie u weiter. Tie Wirtin mit der Hoden getollten Puuoe, me ieyr wvyl wupke, vag cyr Woyl nnd Wehe von der Polizei abhing, begrüßte den Kommissar respektvoll und artig. „Schenken Sie mir eine kleine Weiße ein. . . oder lieber eine große! Ich finde schon jemand, der mir hilft", fügte er lä chelnd hinzu, und die Nächstsitzenden, die cs gehört hatten, lächelten mit Während die Wirtin das Bier ein schenkte, beugte sich Vehcr zu ihr und sagte ihr keife: „Reinen Mnnd! War der Hnm- pelfritze gestern hier?" „Ja!" „Mit wem hat er znsammettgesessen?" „Mit dem heiseren Wachtel." „Gnt." Der Kommissar hatte seinen Adlerblick über die Gesellschaft streifen lassen. Ohne seine Stimme zu mäßigen und ohne sie zu erheben, fügte er hinzu: „Frau Wirtin! Mein Bier da an den Ecktisch. Ta ist noch ein Platz frei." Der Kommissar war an den kleinen Tisch getreten, an dem der heisere Wachtel allein saß. Dieser erhob sich. „Bleiben Sie nur ruhig sitzen! Seit wie lange sind wir denn hier?" fragte er gemütlich. „Seit Mitte Mai, Herr Kommissar." „Und nnn werden wir hübsch draußen bleiben?" „Darauf können Sie sich verlassen, Herr Kvimnissar! Ich hab's satt!" „Prosit! " Er trank dem Verbrecher zu uud reichte ihm das Glas. .Dieser wischte sich die Lippen, dankte nnd trank dem Kommissar zu. „Ja, Herr Kommissar! Ich hab's wahr, hastig satt! Wenu's einem nnr nicht zn verwünscht schwer gemacht würde, ins or dentliche Leben wieder hineinzilkommen. Aber nns nimmt eben kein gnter Meister. Wir sol len überall unsere Papiere zeigen . . . das ist die Sache!" „Hören Sie mal. . . wie heißen Sie doch mit Ihrem richtigen Rainen?" „Julius Hehdel, Herr Kommissar!" „Nichtig! Hehdel! Also: ich könnte Ihnen vielleicht einen kleinen Verdienst zn- wendcn . . ." „Ich verstehe Sic schon, Herr Kom missar. Aber zu so etwas Passe ich nicht." „Sie verstehen gar nichts! Lenken Sie, daß ich Sie znm Vigilanten bereden will? Tcrcn melden kick kreiwUlia mein- -u« wir „Was Sie sagen! Ich habe mir gleich zusammen?" (Fottjetzunü folgt.) ein paar Groschen... bei den schlechten Zeiten. Wie Sie niich hier sehen, Herr Koin- anständtg aussehenden Mann." „Ich weiß ja . . . breites Gesicht, rasiert „Ab und an", versetzte Hehdel kauend. „Gestern Abend saßen wir hier, wo wir heute sitzen " „Wissen Sie, daß man uns gesagt hat, Sie hätten gestern Abend zusammen ein Ge schäft gedreht!". „I Gott bewahre", entgegnete der heisere Wachtel mit Seelenruhe, während er weiter- kaute. „Ich kann mich ausweisen, Herr Kom rcinen Mund halten!" „Herr Kommissar, von mir hat noch nie. mand was erfahren." „Nun, der Humpelfritze hat tn der ver- „Zur Gesundheit!" Er leerte den Rest des Glases. Ter Kommissar bestellte ein ' äödackt' zweites: zugleich bot er dem heiseren Wach- , tcl eine Zigarre an, die dieser dankend an- I vranchen! Wenn Sie sich den Verdienst ent- nahm und sogleich in Brand steckte. gehen lasse;! wollen, dann ist das Ihre Sache." i. „Also Sie wissen wirklich noch nichts „So war's ja nicht gemeint, Herr i bon der neuen Sach- mit dem Hmnpelfritzen? Kommissar! Unsereiner verdient sich ja gern Tann kann ich Jlmcu etwas erzählen", führte " " Bchcr die Unterhaktnng weiter. „Abcv habe ich gerade noch sieben Pfennige." „Lassen Sie sich ein Paar warme Würste . kommen! Ich zahle sie!" so ein Bulldoggengesicht!" „Lanke schön! Ich will aber nicht', ."Gcmz richtig! Er hatte dgs schwarz- fchreien, sonst merken die Brüder, daß cv Knopfloch.- nicht stimmt. Ich hole sie mir lieber selber." ' ... ">)ch iveiß ja . . wiederholte der Kom- L>er heisere Wachtel kam mit zwei dam- miffar gelassen, innerlich jubelte er. ^.cun Würsten »nd einer Schrlpve wieder." 1"S WichtIgste, Wae er hatte erforschen woll^ war" 'Lr „Von Humpelfritzen hatten Sie die Zi- »Aber garren? Kommen Sie denn öfter mit dem , gegangen?"^* ^em noch nicht ! „Toch, so um zehn herum. Ich kann mich um eine Viertelstunde irren, aber nn- , gefähr so war's. Er ist aber noch einmal! ( wiedergekommen nach ein paar Mi« nuten!" > „Ah-so!" missar! Ans die Minute!" „Sie waren aber doch gestern zu sammen?" „Tas schon. Hat er denn gestern noch etwas ausgefressen?" „Tas werden Sic besser wissen als ich." „Nichts weiß ich davon. Tas ist es ja eben! Aber gedacht hab' ich mir schort so etwas." Ter heisere Wachtel hatte die Würste auf gezehrt und sich den Mund gewischt. „Ist er erllanbt?" fragte er, indem er das WeißbierglaS ergriff. „Prosit!" „Ta hat er aber bloß sein Bier auSgc- trnnken nnd gezahlt. Ich wollte schon längst die Penne anfsuchen, und wir gingen zusam men hinaus... ich merkte, daß er was vor hatte, und war ein bißchen nengierig. . . ich ging immer neben ihm her. Du mußt in deine Penne„ Wachtel! sagte er mir. Ich komme scholl noch zur rechten Zeit, ich will mir die Beine noch ein bißchen vertreten, gab ich ihm zur Antwort. Nach fünf Mi- nuten Wegs sagte er mir: Tu, Wachtel, da an der Ecke, der Laden ist noch offen, hofl mlr ein paar gute Zigarren heraus, zu fünf, lch kann nicht 'rein, ich sitze da noch in dep Kreide. Gut, sage ich. Er gibt mir zehn Pfennige, ich gehe in den Laden, kaufe dis Zigarren, als ich wieder aus die Straße komme — vom Humpelsritzen keine Spur» Weg war er! Ta habe ich mir denn so. missar — ich sage bei Gott die Wahrheit — j seit gestern Morgen habe ich keinen warmen > Löffel im Leibe gehabt. Gestern Abend einen - „ . _ Schnaps... die Nacht gepennt... zum gangenen Nacht in der Wilhelmstratze gc- Glück hatte ich ein paar Zigarren, sie gehör- knacktZ ten eigentlich dem Humpelfritzen, die habe . „ „ . . - . ich hente aufgeraucht. . . jetzt habe ich inir so etwas gedacht. So nm zehn Uhr herum wieder einen Schuaps geleistet. . . und nun wurde er nämlich hier abgcrnsen, von einem
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)