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Wie verlautet, soll der holländische Guldenwert von der Entwicklung der Großhandelspreise abhängig gemacht werden. Obwohl die Börse in Holland geschlossen war, fand im Privatverkehr in beschränktem Umfang doch ein Handel mit Devisen statt. Das Pfund wurde mit 10 bis 12 Gulden gehandelt, was einer Wertverminde rung des Guldens von etwa 3 0 v. H. entspricht. Schließung der italienischen Börsen bis 30. September Durch einen Erlaß wurden sämtliche italienischen Börsen für die Zeit vom 28. bis 30. September geschlossen. In Finanzkreisen wird der Meinung Ausdruck ge geben, daß diese Börsensperre n u r als eine Vorsichts maßnahme zur Unterbindung von Spekulations- manövern zu betrachten sei. AStveriung um 40 Prozent in Leiiland Angesichts der französischen, schweizerischen und holländischen Devisenabwertungsmaßnahmen beschloß die lettische Regierung in einer außerordentlichen Sitzung, die lettländische Währung, den Lat, entsprechend ab zuwerten. Die etwa 40prozentige Abwertung in An gleichung an das englische Pfund tritt am 30. September in Kraft. * Französischer parlameniskampf um die Abwertung Kundgebungen der Mitte und Rechten gegen die Volksfront Die außerordentliche Sitzung der französischen Kammer, in der über das Währungsgesetz der Volks frontregierung Ldon Blum beraten werden sollte, begann damit, daß der französische Finanzministcr Vincenr Auriol den Text des Währungsgesetzes im Ramen der Regierung dem Kammerpräsidenten Herriot mit dem Antrag auf sofortige Beratung übergab. Dann wurde so fort die Sitzung unterbrochen, um den Parteien Gelegen heit zu geben, sich über die Durchführung der Aussprache schlüssig zu werden. Nach Wiedereröffnung der Sitzung wurde sofort dem Berichterstatter des Finanzausschusses, dem Radikalsozialen Jammy Schmitt, das Wort erteilt. Der Bericht erstatter wurde von seinen Parteifreunden und einem Teil der übrigen Volksfrontmitglieder mit lebhaftem Beifall begrüßt, was in der Mitte und auf der Rechten des Hauses heftige Gegenkundgebungen auslöste. Schwere Vorwürfe gegen die Regierung Die Kammer trat dann in die A u s s p r a ch e ein. Der Abgeordnete der Mitte Colombe stellte den Antrag, die Abwertungsvorlage von der Tagesordnung abzusetzen. Er griff dabei die Negierung äußerst scharf an und be schuldigte die Regierung, den Franc um 30 v. H. „soziali siert" zu haben. Der Finanzminister habe Poincaro vor geworfen, daß er damals den Franc auf 20 Centime herab gesetzt habe, er selbst bringe ihn aber auf 13 Centime her unter, nnd dies mitten im Frieden! PoincarS habe wenig stens den Krieg bezahlt; Vincent Auriol bezahle nur die Fehler feiner Regierung. Die Ausführungen Colombes lösten zeitweilig im Sitzungssaal starken Lärm aus. Schließlich zog Colombe seinen Antrag auf Absetzung der Währungsvorlage von der Tagesordnung zurück. Der bekannte rechtsgerichtete Abgeordnete Marin be zeichnete die Regierungsvorlage als Improvisation. Der Wortlaut des Gesetzes sei nicht sorgfältig ausgearbsitet; man müsse wenigstens einen vernünftigen Wortlaut Her stellen! Dft Regierung habe im übrigen gar nicht das An sehen, «m die Abwertung des Franc erfolgreich durchzu- sühren. Die Annahme dieser Vorlage würde einen all gemeinen Zusammenbruch einleiten. Insbe sondere bezweifelte der Abgeordnete den Wert der gemein samen französisch-englisch-amerikanischen Erklärung. Ma rins Antrag, den Gesetzesvorschlag noch einmal zur ge nauen Prüfung an den Ausschuß zurückgehen zu lasten, wurde mit 365 gegen 248 Stimmen abgelehnt. Die Sitzung wurde dann erneut unterbrochen. Regierung erwartet Preissteigerung Zu Beginn der Nachmittagssitzung ergriff der ehe malige Finanzminister und radikalsozialistische Abgeord nete Bonnet das Wort. Bonnet unterstrich die schwer wiegenden Bedenken seiner Partei gegen die Abwertung, Wobei er der Regierung «. a. vorwarf, daß sie gegen die wiederholten Nichtabwertungserklärungen gehandelt habe. Die gemeinsame englisch-französisch-amerikanische Erklä rung enthalte keine rechtlichen Stabilisierungsverpflichtun- gen der Engländer und Amerikaner. Besondere Be denken äußerte Bonnet gegenüber der geplanten glei te n de n L o h n f k a l a, mit der die Regierung eingestehe, daß sie eine Preissteigerung erwarte. Diese Preissteige rung bedeute aber den Mißerfolg der Währungsmaß nahmen. Der als Vorkämpfer der Abwertung bekannte ehe- makge Fiuanzminister und rechtsgerichtete Abgeordnete Paul Reynaud bedauerte, daß die Abwertung ver - sp S tet beschlossen worden sei und Frankreich un nötig viel Geld verloren und die Wirtschaft unnütze Schäden erlitten hätte. Eine erfolgreiche Durchführung der Abwertung sei nur möglich, wenn die Regierung einsehe, daß ihre bis herige Politik, die zu einem Fehlbetrag von etwa 2 5 Milliarden Franc im Staatshaushalt geführt habe, völlig gescheitert sei und sie eine neue be ginnen müsse. Wenn die Regierung ihre bisherige Politik fortsetzen würde, würde bald eine neue Abwertung not wendig werden. Das internationale Abkommen mit Lon don und Washington sehe eine zwar nützliche, aber jeder zeit kündbare Zusammenarbeit vor, und diese Kündigung würde nicht ausbleiben, wenn die Abwertung in Frank reich ihren Zweck der Ankurbelung der Wirtschaft nicht erreiche. Nach einer kurzen Unterbrechung von einer halben Stunde ergriff der Finanzminister Vincent Auriol das Wort zur Verteidigung der Regierungsvorlage. Die Regierung habe die von ihr übernommenen Verpflich tungen keineswegs verletzt. Das Problem des Geldes sei nicht nur ein nationales, sondern auch ein internationales Problem, und das gebe der Abmachung zwischen Frank reich, Amerika und England ihren besonderen Wert. Diese sei nichts anderes als ein unvermeidlich gewordener Rech nungsbeschluß. Diejenigen Negierungen, die eine Defla tionspolitik getrieben hätten, hätten sicher in gutem Glau ben gehandelt, aber den Irrtum begangen, anzunehmen, daß man die Welttnarktpreise erreichen könne. Wenn man Der Heldenkampf im Alkazar Die Rettung der Kadetten nach 70 tägiger Belagerung — Wie Toledo von den nationalen Truppen erobert wurde Es ist Wahrheit geworden! Toledo ist von den nationalen Truppen erobert. Der heldenhafte Widerstand der im Alkazar von den Roten belagerten Kadetten ist durch ihre endliche Befreiung belohnt worden. Wieder ist ein wichtiger militärischer Stützpunkt der spanischen Marxisten gefallen. Der Vormarsch des natio nalen Spaniens auf Madrid geht weiter. Die ersten Vortrupps der Kolonne des Generals Varela drangen bereits Sonntags mittags um 1 Uhr durch das Cambrontor und das Visagrator in die Stadt Toledo ein. Major Muzzin war der erste, der mit 20 Mann die lange umkämpfte Stadt betrat. Als die tapferen Verteidiger des Alkazar die Befreier hcrmmahen sahen, machten sie einen Ausfall und drangen siegreich vor. Die roten Milizen befanden sich so zwischen zwei Feuern. Die Kadetten kämpften heldenmütig, bis sie ihre Vereinigung mit den nationalen Truppen vollziehen konnten. Die Roten zogen sich in die Stadt zurück. Be greiflicherweise wurden die seit 2ttr Monaten Belagerten mit unbeschreiblichem Jubel empfangen und den Rufen „Es lebe Spanien" begrüßt. Die von den Entbehrungen abgemagerten, zum Teil nur noch in Lumpen gehüllten Frauen, die im letzten Augenblick einem sicheren Tode entgangen waren, weinten vor Freude. Die Stadt selbst ist fast völlig unversehrt mit Ausnahme des Alkazars und der Umgebung der Kathedrale, die je doch selbst nicht beschädigt ist. Sonntag nachmittags fuhr die rote Artillerie fort, von Nordosten her auf den Alkazar zu feuern. Auf beiden Seiten entwickelte sich eine lebhafte Fliegertätigkeit. Erst mit einbrechender Nacht hörte das Feuer auf. Der letzte Ansturm der Kolonne Asensio auf die innere Stadt führte nochmals zu heftigen Kämpfen, an denen Infanterie, Artillerie und Flieger sich beteiligten. Man schlug sich in allen Straßen. Um 9 Uhr machten die Nationalen einen Bajonettangriff auf das Rathaus und kurz darauf war die Stadt vollständig erobert. Die Roten, die beträchtliche Verluste erlitten haben, — mau spricht von über 300 Toten — flüchteten zu Fuß und in Lastkraftwagen über die St. Martinsbrücke in Richtung aus Ciudad Real, da die Straße nach Madrid mehrere Kilometer weit unter dem Feuer der nationalen Truppen gehalten wurde. Die Roten haben beträchtliche Mengen an Kriegsmaterial zurückgelassen. Jubel im nationalen Spanien Der Sender La Coruna berichtet, daß in Bur gos, Valladolid und Sevilla sowie in allen von den Natio nalen besetzten Provinzen unbeschreiblicher Jubel ausbrach, als die Nachricht von der Eroberung Toledos und der Befreiung der mutigen Kadetten des Nlkazar bestätigt wurde. Die Oberbefehlshaber der nationalen Truppen mutztest sich überall auf den Balkons der Rathäuser zeigen. Die Menge bereitete ihnen begeisterte Huldigungen. Ein weiterer großer Erfolg ist den nationalen Streit kräften durch die Befreiung des seit einem Monat durch die Noten belagerten Cordoba , beschieden. Die Kolonne des Oberst Buruaga warf 2000 Milizsoldaten, die zum Entsatz oer Belagerer heran marschierten, in wilde Flucht und brachte ihnen schwere Verluste bei. Die Roten ließen acht Feldgeschütze, zwei Maschinengewehre und zahlreiches anderes Kriegsmaterial auf dem Schlachtfeld. Glückwunsch an die Helden des Alkazar. Ein Telegramm von Rudolf Heß. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, hat namens der Partei an die Helden des Alkazar und ihre Befreier folgendes Telegramm gesandt: „Die Nationalsozialistische Partei Deutschlands sendet den Helden des Alkazar und ihren Befreiern die herzlichsten Glückwünsche. Rudolf Heß." Mmisterflucht aus Madrid? In einer Rundfunkansprache wandte sich der Innen minister der Madrider Regierung gegen die in der Stadt umlaufenden Gerüchte, die von einer beabsichtigten Flucht des Kabinetts aus Madrid wissen wollen. Zu der Abreise einiger Minister in die östlichen Provinzen erklärte der Innenminister, daß diese bald in die Hauptstadt zurück kehren würden (?) und daß über ihr Reiseziel und ihre- geführten Besprechungen wegen der Wichtigkeit nichts be-> kannigegebcn werden dürfe. DL: Sowjets schicken Generalkonsul nach Barcelona Eine undurchsichtige Maßnahme — Zweifellos politischer Auftrag Die Sowjetregicrung hat Antono w-Owsejenko zum sowjetrussischen Generalkonsul in Barce lona ernannt. Antonow-Owsejenko, der sich demnächst mit sieben Mitarbeitern auf seinen Posten begibt, hat in der bolsche wistischen Revolution eine sehr aktive Rolle gespielt. Er war später Leiter der politischen Verwaltung der Roten Armee, 1923 Sowjetgesandter in Litauen und Polen nnd 1934 Staatsanwalt der sowjetrussischen Bundesrepublik. * Bisher unterhielt Sowjetrußland in Barcelona kein Generalkonsulat. Man muß sich also fragen, was soll die Einrichtung im jetzigen Zeitpunkt? Handelsgeschäfte gibt es nicht zu regeln, und der Schutz sowjetrussischer Staats angehöriger kommt Wohl auch kaum in Frage. Wenn bei geregelten Verhältnissen in Barcelona kein Sowjet-Gene ralkonsul nötig war, dann ist er bei dem Durcheinander in Spanien völlig überflüssig. Also mutz der Herr Generalkonsul eine andere Mis sion haben. Da er mit sieben Mitarbeitern anrückt, scheint ihm Moskau eine grotze politische Aufgabe gestellt zu haben, ähnlich der, die dem bolschewistischen Botschafter in Madrid, Rosenberg, zugewiesen ist. Eine Entsendung eines Bolschewistenhäuptlings nach Barcelona ist bezeich nend für die politischen Ziele in Katalonien. Blutige Straßenkämpfe in Bilbao Auch um Bilbao scheint sich das blutige Drama seinem Ende zuzuneigen. Noch leisten die roten Milizen in ihren Stellungen vor Eibar mit dem Mute der Verzweif lung Widerstand und versuchen außerdem ihre einzige Rückzugsstraße nach Santander frei zu machen. In der Biscaya ist eine Anzahl roter Kriegsschiffe erschienen, die es aber nicht wagen, sich dem Hafen zu nähern, da dieser vollkommen mit Minen verseucht ist. Die Flieger angriffe der Nationalen haben in Bilbao schwersten Schaden angerichtet. Eine rote Milizabteilung von 150 Mann wurde in der Stadt vollkommen ver nichtet. sie Preise verringere. Davon sei die gesamte Volkswirt schaft in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Defizit habe sich erhöht, der Staatsschatz sich erschöpft und die Anleihemöglichkeiten hätten sich immer mehr ver ringert. Als die Vorschüsse der Bank von Frankreich 13 Milliarden überstiegen hätten, habe der Weg zur Inflation begonnen. Von diesem Augenblick an sei die A b w e r tun g u n ver meidlich geworden. Um das Vertrauen wiederherzu stellen, habe die Regierung die Zusammenarbeit mit den großen Geldmächten verwirklicht. Das wichtigste sei dabei die Beseitigung des Währungskrieges. Dank der vier Milliarden, die das Land aufbrachte, konnte eine Inflation vermieden werden. Nachdem der Finanzminister seine Ausführungen be endet hatte, wurde die Debatte in der Kammer auf abends 9 Uhr vertagt. Ltrrgarische Kritik am Völkerbund Drei neue Ratsmitglieder gewählt: Bolivien, Neuseeland, Schweden Die Völkerbundsversammlung nahm am Montag die Neuwahlen für die drei turnusmäßig aus scheidenden Ratsmitglieder Argentinien, Australien und Dänemark vor. Gewählt wurden Bolivien mit 49, Neusee land mit 48 und Schweden mit 48 Stimmen. Der Völkerbund setzte nach der Wahlhandlung die allgemeine Aussprache fort. Der ungarische Hauptvertreter, General Tanczos, behandelte zunächst die Frage der Völkerbundsreform. Zwei Gebiete der Völkerbundstätig keit wiesen besonders grotze Mängel auf: die Abrüstung und der Minderheitenschutz. Auf dem Gebiet der Rüstungen habe sich eine sehr deutliche Kräfteverschiebung zum Nachteil der abgerüsteten Länder vollzogen, so daß Ungarn es nicht für möglich halte, die gegen wärtige Lage noch lange sortbestehen zu lassen, ohne seine Sicherheit zu gefährden, auf die es das gleiche Recht wie jeder andere Staat habe. Was den Minderheitenschutz betreffe, so habe er leider keinerlei Fortschritte in Richtung auf die wünschenswerte Vervollständigung gemacht. Gegenwärtig sei die Lage der europäischen Minderheiten, was die Wirksamkeit des ihnen gewährten Schutzes betreffe, viel ungünstiger als die der Bevölkerungen der Mandatsgebiete. Ami mrferer Heimat. Wilsdruff, am 29.-September,1936- Spruch des Tages Ein Volk, ein Reich, ein Führer, und darüber unsere Flagge, unser Feldzeichen, unser Hakenkreuz. Hermann Göring. Hubiläen und Gedenktage 30. September. 1857 Der Dichter Hermann Sudermann geb. 1863 Admiral Scheer geb. 1883 Der Reichsminister Bernhard Rust geb. Sonne und Mond. 30. September: S.-A. 5L9, S.-U. 17.41; M.-A. 16.59, M.-U. 5.22 Gi. Michael „Der Nebel steigt, es fällt das Laub." Um diese Jahreszeit, wenn die Ernte eingebracht war, feierten unsere heidnischen Vorfahren das Herb st fest: das Volk versammelte sich um lodernde Scheiterhaufen, um den Beschützern des Ackers, dem Göttervater Wodan und der Erdenmutter Freya, ein gemeinsames Dankopfer darzu bringen. In der christlichen Legende ist an Stelle der heid nischen Götter der Erzengel Michael als Be schützer des Erntesegens getreten, dessen Andenken die katholische Kirche am 29 September feiert. So mancher alteVolksbrauch weist noch auf den heidnischen Ursprung des Michaelistages hin. Der Michaelishahn. den der Hausvater mit seinem Ge sinde verspeist, die Michaelisminn e, die man sich bei fröhlichem Gelage zutrinkt, und auch das Gebäck, mit dem die tste bewirtet werden, erinnern an die Dank- und Spe:,eopfer der alten Germanen. Jetzt beginnt die Arbeit bei künstlichem Licht, und nach altem Brauch mutz der Meister seinen Handwerksgesellen den Lichtbraten stiften. Auf dem Lande Pflegt das Gesinde zu Michaelis seine Dien st Verträge zu erneuern oder zu kündigen; es ist ein Wechsel- und Ziehtag. Die Bedeutung dieses Termins als Beginn des Winterhalbjahrs kommt auch in vielen Bauernregeln zum Ausdruck. So heißt es: „Wenn Michaeli der Wind Von Norden oder Osten webt, ein harter Winter ru er-