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werden, sondern daß alle Gefechtshandlungen mit Voll- truppen und Material durchgeführt werden. In erhöhtem Maße und in großer Anzahl sind die Panzerwagen und die Luftwaffe beteiligt. Ferner ist kennzeich nend, daß die Uebungen nicht in ihren Einzelheiten be reits festgelegt sind, sondern den Fsthrern der blauen und roten Partei weitestgehender Spielraum in ihren Entschlüs sen gelassen wird. Damit kommt die große Bedeutung die ser größten Manöver der neuen deutschen Wehrmacht zum Ausdruck, daß die Uebungen nämlich der Ausbildung der Truppen und ihrer Führung im großen Verbände dienen sollen. Vorpofiengeplänlel bei schönstem Serbsiwetter Der erste Tag der großen Herbstübungen im Gebiet um den Vogelsberg brachte noch keine größeren Kampfhandlungen. Die „kriegführenden Parteien, die in der Frühe des Montag zunächst ihre Aufklärungs abteilungen in das Ucbungsgebiet entsandten, waren selbstverständlich über die Stellung und die Bewegungen des Gegners, seine Stärke und Bewaffnung völlig im un klaren. Das alles galt es zunächst einmal zu erkunden. Die Schwierigkeit der Aufgabe, sowohl der im eigenen Lande kämpfenden „Blauen" als auch der „feindliches Ge biet" betretenden roten Partei wuchs durch das außer- ordentlich zerklüftete, stark bewaldete, von vielen Senken durchzogene und wegearme Gebiet. Es leuchtet ein, daß in einem derartig gestalteten Gelände bei einem Gegner, über dessen Stärke, Bewaffnung, Marschrichtung und Be weglichkeit nichts bekannt ist, die Führer vor außergewöhn liche Aufgaben gestellt werden, die schnelle Entschlüsse, gewandte Befehlsgebung und rasche Anpassung an die entstehende Lage erfordern. Auch von der Truppe werden bei der völlig kriegsmäßigen Durchführung der Uebung ungewöhnliche Leistungen verlang!. Beide Parteien haben zunächst versucht, den Gegner durch Aufklärungsabteilungen se st zu st ei le n. Dabei konnte in den frühen Morgenstunden Luftauf klärung so gut wie gar nicht eingesetzt werden, da Boden nebel und wenig klare Sicht dies verhinderten. Um so eifriger waren motorisierte und berittene Spähtrupps an der Arbeit. War der Gegner er mittelt, dann galt es, die wenigen Punkte des Geländes zu sichern, die eine gute Weiterentwicklung des Vor marsches oder die bessere Stellung zu gewährleisten ver sprachen. Aus den Ergebnissen dieser Aufklärungsarbeit und den Feststellungen, die bei der ersten Feind berührung gemacht wurden, wird sich die weitere Lage gestalten. Bis zum Abend waren die Uebungen von schön- stem Herb st Wetter begünstigt. Dann kgm ein schweres Unwetter mit außerordentlich heftigen Regen güssen auf, das aber erfreulicherweise rasch vorüberzog. Die Anteilnahme der Bevölkerung des Uebungs- gebietes ist ungeheuer. Keine Stadt, kein Dyrf und kein Flecken, der nicht im reichsten Flaggenschmuck prangt. Girlanden schlingen sich an den Häuserfronten entlang, Spruchbänder heißen die junge Wehrmacht willkommen, und es ist bewegend, zu sehen, wie selbst in den zwar land schaftlich überaus schönen, aber wenig ertragreichen Gegen? den die einfachsten Häuschen mit Feldblumen und Papier fähnchen zu Ehren der Präger unserer Wehr geschmückt sind. Der Führer bei den Herbstmanövern Am ersten Tag der großen Herbstmanöver besichtigte der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht an zahlreichen Punkten des Manövergeländes die Truppen bei ihrem Vormarsch aus den Ausgangsstellungen.,. ReserveoWcrsanwärter, mal herhören! Wichtige Aenderungen für die Ausbil dung—DieBedingungenfürdieeinzeluen Jahrgänge Im Heeresverordnungsblatt hat das Oberkommando des Heeres für den Beginn des Ausbildungsjahres 1936/37 wichtige Aenderungen für die Aus- bildungderRcserveoffiziersan Wärter aus den Ergänzungseinheiten befohlen. Nach diesen neuen Ausführungen besteht die Möglich keit, Reserveoffiziersanwärter auf dem Wege über die Er- gän^ungseinheiten zu werden, nur noch in folgen den Fällen: für die Freiwilligen der Geburtsjahr gänge 1900 bis 1912 (in Ostpreußen 1900 bis 1909), wenn sie bis zum 30. September 1937 die Mannfchafts- und Rntersühreranwärter-Ausbildung mit Erfolg abgeleistet haben, für die Angehörigen des Geburtsjahres 1913 und jüngere Geburtsjahrgänge (tauglich 1 und 2 bis nicht be dingt tauglich), wenn sie sich bei Beendigung ihrer vier monatigen Ausbildung bei Ergünzungseinhciten schrift lich zu weiterer, mindestens einjähriger Dienstzeit bei der aktiven Truppe verpflichten, beginnend an dem auf ihre Stellung folgenden allgemeinen Einstcllungstag. Für die Unterführeranwärter, die am Gwt- lassungstage zum Gefreiten der Reserve befördert werden und vorstehenden Bestimmungen entsprechen, ist folgende Anordnung getroffen, sofern sie nach ihren militärischen Leistungen und ihrem Charakter als Reserveoffizrers- anwärter geeignet sind: sie dürfen am Entlassungslage durch den Vorgesetzten mit mindestens der Disziplinar strafgewalt des Kommandeurs eines Regiments oder selbständigen Verbandes zum Reserveoffiziersanwärter ernannt werden. Die Reserveroffiziersanwärter werden dtmn bis zur Beförderung zum Reserveoffizier nach folgender Be stimmung weiter ausgebildet: 1. Die Angehörigen der Jahrgänge 1900 bis 1912 (in Ostpreußen die Jahrgänge 1900 bis 1909) wie die aus der aktiven Truppe nach einjähriger Dienstzeit entlassenen Reserveoffiziersanwärter (wenn sie bis zum 30. September 1937 die Mannfchafts- und Unterführer anwärter-Ausbildung mit Erfolg abgeleistet haben). 2. Die Angehörigen des Jahrganges 1913und jüngere Jahrgänge, nachdem sie sich zu weiterer, mindestens einjähriger Dienstzeit verpflichtet haben, wie die bei der aktiven Truppe am Ende des ersten Dienst jahres zum Reserveoffiziersanwärter ernannten Soldaten. Die Zuteilung und die Einberufung der hiernach zum Reserveoffiziersanwärter Ernannten zur aktiven Truppe wird von den zuständigen Generalkommandos geregelt. Di« Reserveoffiziersanwärter sind dann in di« Mann schaften des zweiten DienfiMrss sinz« reihen. Ehe-Erschleichung. Nach dem Ehegesundheitsgesetz vom 18. 10. 1035 haben die Brautleute dem Standesbeamten ein Ehetauglichkeits- zeugnis vorzulegen. In dem Ehetauglichkeitszeugnis wird be stätigt, daß Ehehinderungsgründe im Sinne des Ehegesund- heitsgesetzes nicht vorliegen. Zur Zeit ist jedoch das Ehetaug lichkeitszeugnis noch nicht zwangsmäßig vorgeschrieben. Der Zeitpunkt dafür wird noch bestimmt werden. Der Standesbe amte ist aber bis dahin verpflichtet, das Zeugnis doch zu ver langen, wenn er „begründete Zweifel hat, ob ein Ehehinde rungsgrund vorliegt". Wird es ihm trotz Verlangen in einem solchen Falle nicht vorgelegt, muß er das Aufgebot ablehnen. Die Brautleute werden sich dann an das zuständige Gesund heitsamt wenden müssen, sie werden dort auf ihre Gesundheit untersucht; das Llntersuchungsergebnis wird in einem Unter suchungsbogen niedergelegt. Die Brautleute können sich auch durch einen vom Reichsärzteführer zugelassenen Arzt der freien Praxis untersuchen lassen. Derartige Aerzte stehen in großer Anzahl zur Verfügung. In der Stadt Dresden beispielsweise sind zu diesem Zwecke über 200 Aerzte, für die Amtshaupt mannschaft Dresden etwa 60 Aerzte zugelaffen worden. Die Namön der Aerzte sind bei den Gesundheitsämtern zu er fragen. Das Chetauglichkeitszeugnis lautet dahin, daß ein Ehe hindernis nicht vorliegt. Ehehindernisse sind: 1. ansteckende Krankheiten, die eine erhebliche Schädigung des anderen Teiles oder der Nachkommen befürchten lassen (gedacht ist hier in erster Linie an Geschlechtskrank heiten und offene Tuberkulose); 2. Entmündigung oder vorläufige Vormundschaft eines Ver lobten; - 3- geistige Störungen, die die Ehe für die Volksgemein schaft als unerwünscht erscheinen lassen, 4. Erbkrankheiten im Sinne des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (angeborener Schwachsinn; Schizophrenie — Spaltungsirresein —; zirkuläres Irre sein — manisch depressiv; erbliche Fallsucht; erblicher Veitstanz; erbliche Blind- und Taubheit; schwere erbliche körperliche Mißbildung und schwerer Alkoholismus. Bei der Untersuchung durch den beamteten Arzt oder durch Ami «Her« Heimat. Wilsdruff, am 22. September 1933. «Spruch des Tages Wer die Menschen wahrhaft kennt, der wird auf niemanden unbedingt bauen, aber auch niemand" -^ll ständig aufgebcn. Lubiläen und Gedenktage 23. September. 1783 Der Maler Peter von Cornelius geb. 1791 Der Dichter Theodor Körner geb. 1885 Der Maler Karl Spitzweg gest. Sonne und Mond. 23. September: S.-A. 5.47, S.-U. 17:57; M.-A. 13.53, M.-U. 21.3l k L Blumen im Herbst. In den Gärten brennen die bunten Farben der Herbst blumen. In vielen lichten und satten Tönungen stehen die Astern schlicht und bescheiden auf den Beeten. Ihre weißen, himmelblauen, famtdunklen, karmtn- und weinroten Sterne leuchten, und selbst aus den Schauern von Regentagen geht ihr froher Galnz ungetrübt ^hervor. Empfindlicher sind die in stolzer Schönheit prangenden Daylien. Ihre zarten Blumenblätter bräunen und welken in Nässe und Sturm gar bald. An Hellen Tagen aber stehen diese hohen, aus ihren dunklen Büschen aufleuchtenden Blüten in bezaubernd-schöner Pracht. Wundervoll sind die Farben, die herangezüchtet werden! Da schimmert es von Gelb und Rot in allen nur denkbaren Schattierungen, vom zartesten, an Weiß grenzenden Hauch bis zum sattesten, tiefsten Farbton. Wundersame Farbenzusammenklänge sind hoher gärtnerischer Kunst gelungen: Tupfen, Streifen, ganze Farbabstufungen. Und ebenso kunstvoll sind die wechselnden Gestaltungen der Blüten: schmale Blütenblätter rollen sich zur Spitze hin immer mehr zusammen, breitere legen sich dachziegelförmig übereinander. Eine fröhliche Note in das Spiel der Natur bringen die Georginen. Die kleinen bunten Bällchen sitzen da so leicht und lustig auf schlanken Stielen, als habe ein Busch sie dem ari deren zugeworfen, der mit grünen Armen erwartungsvoll stand. Nun weist er den Menschen wie ein übermütiges Kind sein buntes Spielzeug vor. Daneben aber leuchten die bunten Far ben mancher anderen Herbstblume. Es ist ein Farbenrausch voller Pracht und Schönheit vor der Herrschaft des Winters. Franz von Aon-Abend. Das gestrige Kirmes - Konzert wurde in Gestalt eines Franz von Blvn-Abends dargeboten. Einen Komponisten von echt deutschem Wesen lernten die Konzertbesucher gestern in Franz von Blon kennen. Als Schöpfer zahlreicher Militärmärsche, deren Reformator er war, ist er überall bekannt. Seine anderen Kompositionen sind der breiten Oeffentlichkeit leider nicht so bekannt, wie sie es verdienten. Städt. Musikdirektor Philipp gab vor Beginn des Konzertes einen kurzen Einblick in das Leben Franz von. Blons als Mensch und Künstler. Geboren wurde er am 16. Juli 1861 in Berlin. Er war lange Zeit Leiter der größten Orchester. Seine Bedeutung als Komponist moderner Mili- tärmusik ist eine überragende. Besonders die Jugend sollte mit Werken solcher deutschen Komponisten bekannt gemacht wer den. Musikdirektor Philipp hatte nun im Rahmen der Vor tragsfolge eine prächtige Auslese Blonscher Werke getroffen- Mit hinreißendem Rhythmus wurde der Marsch „Mit Eichen laub und Schwertern" gespielt. Es folgte die Dramatische Ouvertüre, ein Werk, das infolge seiner Schwierigkeit selbst von großen Orchestern gefürchtet ist, wie der anwesende Waldhornvirtuos Breul ausführte und deren prachtvoller Wiedergabe er hohes Lob zollte. Franz von Blon trifft in allen seinen Werken den rechten Volkston. Infolge der farben reichen Instrumentation und blühenden Melodienfülle aller seiner Tonschöpfungen ist jede einzelne ein Ohrenschmaus, zu mal wenn sie in so abgerundeter Form geboten > werden wie gestern von der Städt. Orchesterschule. Besonders hervvrge- hvben sei noch die Ouvertüre zur Operette „Die Amazone" sowie der Champagner-Walzer aus demselben Werke. Das den zugelafsenen freien Arzt werden das liegt kn der Na tur der Sache — viele Frägen gestellt iwd beantwortet wer den müssen, die für das Endergebnis und für die Erteilung oder Ablehnung des Lhetauglichkeitszeugnisses wesentlich sind. Die Annahme liegt nahe, daß sich mancher verleiten läßt, wissentlich falsche Antworten auf die Fragen des untersuchen den Arztes zu machen oder ihm bekannte Umstände zu ver schweigen. Gefragt wird werden vor allen nach früheren ärzt lichen Behandlungen, Aufenthalt in Krankenanstalten, Schul besuch und besten Ergebnis, Krankengeschichte von Vorfahren und Seitcnverwandten und dergleichen. Es kann somit möglich sein, daß ein Ehetauglichkeitszeug nis nur auf Grund wissentlich falscher Angaben ausgestellt, also erschlichen wird. Vor solchen falschen Angaben muß mit allem Ernst nachdrücklichst gewarnt werden. Das Ehegesund heitsgesetz sieht für solche falschen Angaben erhebliche Strafen vor und zwar Gefängnis nicht unter drei Monaten, auch der Versuch wird bestraft. Jedermann mit gesunden Menschenver stand muß die Berechtigung solcher Strafen einsehen. Durch solche falschen Angaben wird das, insbesondere zur Aus artung unserer Rasse unbedingt notwendige Ehegesundheits gesetz in seiner Auswirkung gefährdet. Neben der Strafe wegen Erschleichung einer verbotenen Ehe haben die Beteiligten ferner die Klage auf Nichtigkeits erklärung einer solchen Ehe durch den Staatsanwalt zu ge wärtigen. Die Erhebung einer solchen Nichtigkeitsklage ist aus naheliegenden Gründen mit Sicherheit zu erwarten. Es ist auch zwecklos, den Versuch zu machen, zur Um gehung des Ehegesundheitsgesetzes die Ehe im Auslande zu schließen. Auch eine solche Ehe, die nach dem Ehegesundheits gesetz in Deutschland verboten wäre, wird durch die Klage des Staatsanwalts nichtig gemacht. Auf Ausländer findet das Ehegesundheitsgesetz im all gemeinen keine Anwendung. Es muß aber hervvrgehoben werden, daß Ausländer, die an einer Erbkrankheit im Sinne des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses leiden, der Unfruchtbarmachung nur entgehen können, wenn sie den Aufenthalt in Deutschland aufgebcn und es vorziehen, sich im Auslande niederzulassen. Dr. Hofmann, Erbgesundheitsrichter — Dresden. Lied für Trompete-Solo „Wenn aus tausend Blütenkelchen" fand neben allen anderen Darbietungen besonders reichen Beifall. Ein Orchesterbild „Liebesfrühling" bildete den Schluß der Vortragsfolge. Als Einlagen spielte'Musikdirektor Phi lipp mehrere schneidige Märsche, die von der dankbaren Hörerschaft mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurden. Man hätte gern noch mehr gehört von diesen reizenden Blon- schen Kompositionen, aber die Zeit war vorgeschritten und die Tanzlustigen wollten noch zu ihrem Rechte kommen. Von Versetzung von Häusern in Amerika und anderen Ländern hat man ja schon vielfach gelesen, aber daß dies in unserm Wilsdruff stattfinden könnte, hätte man wohl nicht geglaubt. Und dennoch. Wir sehen, wie das Niederlags-^und Maschinenhaus der in der Dresdner Straße an der Sau bachbrücke gelegenen Plaltnerschen Böttcherei, das. erst mit seiner Längsseite zur Straße parallel stand, jetzt mit der Schmalseite in diese Richtung gebracht wird. Bekanntlich war das Haus vyr mehreren Wochen durch einen beladenen An hänger, der sich von der Zugsmaschine gelöst hatte, arg be schädigt. Mit der Verstellung wird auch eine bessere Sicht für den Straßenverkehr bewirkt. Die Arbeiten, welche aller hand Vorarbeiten wie Versteifungen,. Verschalungen, Ein ziehung von Balken nötig machte, werden von der Firma Fr. Emil W. Bertholdt ausgeführt und voraussichtlich morgen beendet werden. Urkunden gegen Briefmarken. Das häufig geübte Ver fahren, Urkunden durch Voreinsendung von Briefmarken zu bezahlen, hat gelegentlich zu Beanstandungen geführt. Der Reichs- und preußische Innenminister hat diese Frage jetzt in einem Bescheid grundsätzlich geklärt. Er erklärt darin, es be ständen keine Bedenken, daß die Gebühr für die Beschaffung von Urkunden zum Nachweis der deutschblütigen Abstammung durch Voreinsendung von Postwertzeichen entrichtet wird. Da bei. müsse jedoch Wert darauf gelegt werden, daß nach Mög lichkeit nur gebräuchliche 'Briefmarken (6, 8 und 12 Pfg.) eingesandt werden. Sterben unsere Singvögel aus ? Immer wieder hört man Klage darüber sühren, daß viele unserer freilebenden Nutz- und Singvögel kaum mehr zu scheu sind. Meist wird der tatsächlich zu beobachtende starke Be standsrückgang mit wildernden Katzen in Zusammenhang ge bracht und deshalb weidlich auf die Katzen gescholten. Der wahre Grund des Verschwindens der Vögel ist jedoch nicht in den Gescholtenen zu suchen, sondern vielmehr darin, daß während der Systemzeit ein wahrer Raubbau in den Forsten getrieben worden ist. Den Vögeln, die meist Höhlennister sind, wurden durch Fortnahme aller älteren Bäume und fast des gesamten Unterholzes der größte Teil ihrer Nistgelegenheiten genommen. Auf diese Art sind viele Nutzvögel eingegangen, viele ausgewandert in günstigere Gegenden, kurzum, der Mangel ist tatsächlich vorhanden und macht sich vor allem in starkem Liebechandnehmen der Insektenplage bemerkbar. Das einzige Mittel, um nicht nur den weiteren Rückgang des Bestandes aufzuhalten, sondern sogar eine Zunahme zu erreichen, besteht darin, den Vögeln Ersatz für die verlorenen Nisthöhlen zu geben. Jeder Zier- und Obstgarten bietet hier zu Gelegenheit und die Vögel werden die gebotenen Niststät- ten gern beziehen, wenn sie ihren Besonderheiten gerecht werden.. Wer Nistkästen aufhängt, muß darauf achten, daß das Schlupfloch von der Wetterseite abgewandt ist; es soll immer nach der Seite zeigen, aus der am wenigsten Wind und Regen zu erwarten sind. Meist wird also Osten bis Sü den die richtige Schlupflochstellung sein. Weiter soll der Nist kasten nicht gerade an vielbegangenen Wegen, sondern in einem ruhigen Winkel aufgehängt werden und wenigstens s» hoch, daß er weder von neugierigen Menschen noch von wil- derpden Katzen ohne weiteres zu erreichen ist. Der Kasten soll möglichst gegen Sicht von unten durch Zweige gedeckt sein, der Anflug darf jedoch nicht verbaut weiden. Nistkästen, die unter zwei Meter Höhe befestigt werden, kommen nur noch für Meisen in Frage. Jetzt ist die richtige Zeit zur Anbringung der Kästen. Wer im Frühjahr sein eigenes Vogelkonzert hören will, der sorge jetzt für das Quartier seiner kleinen Musikanten!