Volltext Seite (XML)
Nr. 222 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt' Dienstag, den 22. September 1936 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden S64N M! Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da« „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint Werktag« nachm «Uhr Bezugrpr. monatl 2RM. srei Hau«, bei Postbestelluna 1,80 RM zuziigl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rpf. Alle Poftanstalten, Postbolen, unsere Austräger u Geschäftsstelle 8all""°h-"rerG?w^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstig»"Bc/rtebsst^ gen besteht kein Anspruch —— — aus Lieferung der Zei- tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufltegender Preisliste Ar S. — Ztf'er. Gebühr: M Rpig. — Borgeschrte- bene Erscheinungstage und Plahwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bis vormittags 10 Uhr — . . . Für die Richtigkeit der durch Fernruf übcrmit- Fernsprecher: Amt Wllsdruff 206 telten Anzeigen überneh men wir keine Gewähr, "" — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß, Bemerkungen am Rande Deutsche Minister im Ausland Gegenwärtig weilen einig edeutsche Minister in ausländischen Staaten, mit denen uns freundschaftliche Beziehungen verbinden. In Italien weilt Reichsminister Dr. Frank, in Ungarn Reichsaußenminister Frei herr von Neurath, und in Griechenland ist Reichs propagandaminister D r. Goebbels, der erst kürzlich in Venedig dem italienischen Volke einen Besuch abgestaltet hat, durch den unsere Beziehungen zu Italien eine Herz- liche Betonung erfuhren. Es war zu erwarten, daß Dr. Goebbels von feiten der griechischen Presse eine überaus freundliche Begrüßung zuteil wurde. Die Athener Blätter haben den Gast der griechischen Regierung herzlich willkommen geheißen und versichern, daß er bei Volk und Staat einer besonders freundschaftlichen Aufnahme sicher sein könne. Die griechischen Blätter weisen auch daraus hin, daß Reichsminister Dr. Goebbels auf dem Reichs parteitag in Nürnberg dem griechischen Kampf gegen die kommunistischen Umsturzbewegungen seine Anerkennung gezollt habe, was in Griechenland weiteste Zustimmung gefunden hat. In Budapest hatte der deutsche Reichs außenminister im ungarischen Außenministerium eine längere Besprechung mit dem Außenminister v. Kanya, mit dem ihn langjährige persönliche Bande verknüpfen. Von Neurath wem in Ungarn zu einem privaten Besuch, aber er wird die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, um mit den führenden Persönlichkeiten der un garischen Politik auch politische Gespräche zu führen. Das gleiche gilt von dem Besuch des Reichsministers D r. Frank in Italien, wo ebenfalls der Reichsjugendsührer Baldur von Schirach weilt. Alle diese Reisen ins Ausland dürften dazu angetan sein, zu den Besuchs- ländern die bestehenden freundschaftlichen Bande enger und tiefer zu gestalten. Französische Balkanreisen Der französische Generalstabschef Gamelin und der französische Handelsminister Bastid waren kürzlich iu Warschau. Diese Besprechungen hatten teils einen militär politischen, teils einen kreditpolitischen Charakter, der sich zwangsläufig aus dem Besuch Gamelins ergeben hatte. Nun find aus Paris Werbereisen französischer Minister nach den Ländern der Kleinen Entente an gekündigt worden, deren letzte Konferenz nicht einen solchen Verlauf genommen hat, wie er in der französischen Hauptstadt erwartet worden war. So werden sich Mini sterpräsident Blum, Außenminister Delbos und der französische Luftfahrtminister Cot demnächst nach Buka rest begeben. In Paris scheint Mißbehagen angesichts der einander widersprechenden und sogar bekämpfenden Gegensätze innerhalb der Kleinen Entente zu herrschen. Frankreich hat immer nach dem Weltkriege versucht, seinen Einfluß auf dem Balkan in gewissem Maße zu wahren. Das ungarische Blatt „Pester Lloyd", das zu den Reisen der französischen Minister Stellung nimmt, meint nun, daß, da vom Versailler Vertragssystem sozusagen kein einziges Stück übriggeblieben sei, die Südosteuropa politik Frankreichs darauf gerichtet sei, den gegenwärtigen Zustand auf dem Balkan aufrechtzuerhalten. Es bestehe heute aber fchon die Gewißheit, daß die Interessengegen sätze innerhalb der Kleinen Entente sich zu einem Auf lösungsprozeß verdichtet hätten. Die kommunistische Propaganda in Palästina Der arabische Aufstand in Palästina macht der englischen Regierung mit der Zeit doch erheb liche Sorgen, vor allem, weil die kommunistische Propa ganda die unruhige Lage in Palästina in verstärktem Maße für ihre Zwecke auszunutzen sucht. Es sind dieser Tage kommunistische Manifeste in Palästina verteilt worden, in denen sogar die Bildung einer Union der arabischen Sowjetrepubliken nach dem Muster der UdSSR, gefordert worden ist. England wirft Truppen über Truppen nach Palästina, um mit militärischer Ge walt Herr der Lage zu werden. Vielleicht gelingt es? Aber die Regierung in London sollte doch in eine ernste Prüfung der Frage eintreten, ob eine Gewaltpolitik allein gegen die zunehmende kommunistische Propaganda in den britischen Auslandsbesitzungen noch genügt, wenn nicht zu gleicher Zeit Hand in Hand damit eine klare Er kenntnis der wirklichen Ursachen der Wühlereien in Palästina, Indien und in Afrika geht. Der Bolsche wismus ist am Werke, an den schwachen Punkten des britischen Weltreiches zum Angriff anzusetzen. Hearst gegen Roosevel» In den Vereinigten Staate »von Nord- amerika ist der Wahlkampf für die im November statt- findende Präsidentenwahl in vollem Gange. Frank lin Delano Roosevelt kandidiert wieder für die Demokraten, während Alf Landon, der Mann aus dem Farmerwesten, für die Republikanische Partei ficht. Wenn man die Nachrichten aus den USA. richtig einzu schätzen versucht, so mutz mit dem Wahlsiege Roosevelts zu rechnen sein. Aber der gegenwärtige amerikanische Präst- derri bekiLt nickt mehr das große Vertrauen, das mau Der Friedenswillen des neuen Deutschland „Deutschland das Land der Wunderwerk" Lloyd George über seine Deutschlandreise. Die Kopenhagener Zeitung „Berlingske Ti tz ende" veröffentlicht ein Gespräch zwischen Lloyd George und ihrem dänischen Journalisten über die Deutschlandreise Lloyd Georges. Lloyd George sagte unter anderem: Ich will Ihnen sagen, daß ich über meine Reise selbst schreibe, ich bin selbst Journalist. Diese Reise, das kann ich jetzt beurteilen, gibt mir Stoff für eine Unzahl von Artikeln. Ich denke, sie kommen später in Buchform heraus. Es ist notwendig, daß die Welt das neue Deutschland kennenlernt. Das neue Deutschland ist selbstverständlich so ganz anders, als jeder fremde Besucher es anzutreffen er wartet... Wir Fremden werden überwältigt, wenn wir dahinkommen und uns umsehen. Nein, ich habe niemals gedacht, so etwas in irgendeinem Lande Europas zu fehen zu bekommen. In früheren Tagen sprach man immer von Amerika als dem Land der Wunderwerke, — nun ist es Deutschland!" Ueber die Reichsautobahnen sagte Lloyd George: „Ich nehme an, daß diese Autobahnen, die Hitler 1924 im Gefängnis erfand, sich immer schneller über die ganze Welt ausbreiten werden, als z. B. der Eisenbahnbau." Ueber seine Unterredung mit dem Führer äußerte sich Lloyd George, daß Hitler sogleich auf den Kern der Themen eingehe: Was der Führer mit ihm in drei Stunde« besprochen habe, dazu benötige man sonst min destens drei Tage. „Ich wurde von Hitler persönlich so anschaulich über die Vorhaben des neuen Deutschland unterrichtet, daß ich während meiner späteren Besichti gungen alles sogleich erfaßte und verstand." Der Friedenswillen -es neuen Deutschland Die liberale englische Zeitung „News Chro.- nicle" veröffentlicht in großer Aufmachung ebenfalls eine Unterredung ihres Mitarbeiters A. I. Cummings mit Lloyd George über dessen Eindrücke in Deutsch land. Cummings schreibt einleitend, daß Lloyd George seinen Besuch außerordentlich genossen habe. Seine Be sprechungen mit Hitler, für den er offensichtlich eine ehr liche Bewunderung habe, hätten ihm grotze Freude be reitet. Cummings stellte zunächst folgende Frage an Lloyd George: „Ich habe den Eindruck, daß Sie Deutsch land nicht als eine Gefahr für den Frieden Europas be ¬ trachten." — „Das hängt davon ab, wie Deutschland be handelt wird. Wenn es angegriffen und sein Gebiet überfallen wird, wie im Jahre 1923 durch Poincarö, dann wird es nicht mehr friedfertig unter den Peitschenhieben niederkauern. Wenn Sie wollen, können Sie diese neue Stellungnahme der Selbstverteidigung und der Selbst achtung eine Gefahr für den Frieden nennen." Auf die Frage, ob Lloyd George an die „Gefahr des deutschen Militarismus" glaube, ant wortete dieser u. a.: „Meine Antwort ist die, daß Deutschland nicht den Wunsch hat, irgendein Land in Europa anzugreifen und daß Hitler für die Verteidigung rüstet und nicht für den Angriff." Es folgte die Frage: „Will Hitler nicht Sowjet rußland bekämpfen?" — „Nein. Er hat einen fana tischen Haß gegen den Bolschewismus, und er hat in jahrelanger Propaganda eine antikommunistische Front in Deutschland geschaffen; aber lächerlich ist die Be hauptung, daß er nach Moskau marschieren wolle oder daß er die Ukraine begehre." Lloyd George ging dann zu den deutsch-englischen Be ziehungen über und erklärte: „Hitler hat eine tiefe Be wunderung für das britische Volk, die von den Deutschen aller Klassen geteilt wird. Ihr Wunsch nach Freundschaft mit uns ist unbestreitbar und wirklich. Immer wieder sagten Deutsche zu mir: Wir haben nur einen Streit mit England gehabt. Wir dürfen niemals einen zweiten Streit mehr haben. Hitler wünscht unsere Freundschaft." Die abschließende Frage Cummings lautete: „Wenn nach Ihrer Ansicht Deutschland keine Gefahr für den Frieden Europas oder Englands ist, welches ist dann die Gefahr, gegen die ganz Europa aüfrüstet und gegen die auch England mit der Unterstützung aller Parteien ausrüstet?" Diese Frage veranlaßte Lloyd George zu einem ver zweifelten Händeringcn. Er erklärte: „Das ist Wahnsinn. Wir können mit Deutschland zu Vereinbarungen kommen, die nicht unehrenhaft für uns sein werden und die nicht nur den Frieden zwischen Deutschland und Frankreich, sondern den Weltfrieden Herstellen. Ich will den Frieden in Europa. Wir werden ihn nicht erhalten, wenn wir dar aus bestehen, daß andere Länder ihre Regierungsformen unserer Auffaffung anpasfen, bevor wir zu irgendeiner Vereinbarung mit ihnen kommen. Sie müssen das Recht haben, ihre eigenen inneren Probleme ans ihre eigene Weise auszufechten." Das geätzte Manöver -er Nachkriegszeit In einem Gebiet, das durch den Spessart, die Hohe Rhön, die obere Fulda und die Wettcrau begrenzt wird, haben die großen Herbstübungen des Grup penkommandos ll Kassel ihren Anfang genom men. Besondere Bedeutung erhalten diese Herbstübungen durch die Tatsache, daß sic die größten Manöver der Nach kriegszeit darstellcn. Zum ersten Male nach mehr als 20 Jahren sind mehrere Armeekorps zusam- mengezogen worden, und zum ersten Male in der Geschichte der deutschen Armee werden Heer und Luft waffe Zusammenwirken. Nicht zuletzt erhallen die „Großen Herdstübungen 1936" im Raum Aschaffenburg—Meinin gen—Bebra—Treysa—Bad Nanheim ihre Bedeutung durch die Anwesenheit des Führers. ihm bei seiner ersten Wahl zum Präsidenten im amerika nischen Volke entgegengebracht hat. Es muß uns eigen artig berühren, wenn zwei amerikanische Kom munistenführer in New York öffentlich sich für die Wiederwahl Roosevelts eingesetzt haben und der demo kratische Wahlkampfleiter dies gebilligt hat. Der Kommu nismus sucht auch in den Vereinigten Staaten im trüben zu fischen. Es muß daher um so peinlicher berühren, wenn Kommunisten an der Seite der Regisrungsanhänger marschieren. In diesem Zusammenhang ist der scharfe Presseseldzug zwischen dem Weißen Haus in Washington und dem amerikanischen Zeitungsmagnaten William Hearst ausschlußreich. Hearst wirft dem Präsidenten der USA. vor, Roosevelt opfere das demokratische Wahl programm zugunsten von marxistischen Doktrinen und suche die Stimmen der Kommunisten, Marxisten und An archisten für sich zu erlangen. Hearst warnt vor der ge fährlichen Neigung der Regierung, in den zermalmenden Strudel des Kommunismus' zu gleiten. Ueberall wühlt der Kommunismus und leider scheint er immer noch von solchen Kreisen begünstigt zu werden, deren Feind er is Wirklichkeit itz. Die Leitung der großen Herbstübungen liegt in den Händen des Oberbefehlshabers des Gruppenkomman dos II, General der Artillerie Ritter von Leeb. An den Manövern nehmen auch der Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Generalfeldmarschall von Blomberg, und die Oberbefehlshaber der drei Wehrmachtteile, ferner zahlreiche führende Persönlich keiten aus Staat und Bewegung, Vertreter der alten Armee und des Reichsheeres und eine große Anzahl von Militärattaches der in Deutschland vertretenen Nationen teil. Das entscheidende Merkmal der Herbstübungen ist, daß zum erstenmal seit dem Kriege keinerlei Attrappe« und Flaggen verwendet Deutsches ManöverbilL: Flakgeschütz beim Feuern. (Scherl--