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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werliags nachm 4Uhr BezugSpr. monatt 2RM frei Haus, bei Postbestellung l,8U RM zuzügb Bestellgeld Einzelnummer lü Rps Alle Poftanftalten, Postboten, unsere Austräger u Gejchäslsslelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis« lau« aufliegender Preisliste Nr s. — Ziffer-Gebühr: M Rptg. — Vorgefch-ie- bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bis vormittags lg Uhr . . c». . Mr die Richttgkett de, durch bernrus übcrmit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh. men wir leine Gewähr. ——— — Bei Konkurs und Zwangsvergletch erlisch! feder Anspruch auf Nachlaß. Nr. 208 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 5. September 1936 SWjetNM vor HliMkMstlöO. Weite Gebiete von völliger Mißernte betroffen. Im Dienst der Arbeit Die Erhöhung der Körperschaftssteuer — Die Leipziger Herbstmesse. Der Ausgangspunkt allen wirtschaftlichen Geschehens im Dritten Reich ist die Arbeit und die Arbeits beschaffung. Dadurch unterscheidet es sich grund- legend von der voraufgegangenen Zeit der Systemherr schaft, in der das Geld und das Kapital im Mittel punkt allen Wirtschaftens standen, und zwar das Kapital im Dienste einiger weniger Großverdiener. Heute ist das Kapital, ebenso wie alle übrigen Wirtschaftsfaktoren, Diener der Arbeit und mit der Arbeit im Dienste des Staates. Aus dieser Grundeinstellung heraus erklärt sich auch die in diesen Tagen vorgenommene Erhöhung der Körperschafts st euer um ein Viertel für 1936 und um die Hälfte für 1937. Aus drei Gründen wurde diese Erhöhung vorgenommen. Sie ist nach der amtlichen Mit teilung „fiskalisch bedingt, allgemeinpolitisch notwendig und steuerpolitisch gerechtfertigt". Die fiskalische Bedingt heit ergibt sich klipp und klar aus den großen Auf. gaben, die das Reich zur Durchführung der Arbeits beschaffung und zur Wehrhaftmachung des Volkes über nommen hat und die naturgemäß auch große Mittel verschlingen. Da der geldliche Bedarf größer ist, als noch vor kurzem angenommen werden konnte, und da nach der wiederholten Aeutzerung des Reichsfinanzministers „eine Verewigung des Systems der Vorgriffe und der späteren Konsolidierung" vermieden werden soll, war es not- wendig, neue Finanzquellen zu erschließen. Blieb nur der Weg der Steuererhöhung. Durch diese erste Steuersteige- rung im Dritten Reich werden ausschließlich die Kreise betroffen, die ihre vergrößerten Einnahmen und ihre er höhten Gewinne einzig und allein der vom Staat an geregten, in der Zwischenzeit durch die Privatinitiative fortgesetzten Konjunktur verdanken. Der Grundsatz der steuerlrchen Gerechtigkeit verlangte mithin, daß diese Kreise auch dem Staat jetzt die gebührende Hilfe leihen Ist es doch für unsere heutigen Begriffe als recht und billig, daß die Gewinne, die durch das Reich verursacht sind, auch ihm im Steuerweg zugute kommen. An diese Kreise mußte um so mehr herangegangen werden, als sie sich bisher nicht in genügender Weise an der Finanzierung der Staatsaufgaben beteiligt und besonders in bezug aus die Reichsanleihezeichnung vielfach enttäuscht hatten. Außerdem ist die Gesellschaftsform der „juristischen Per sonen", die die Körperschaftssteuern aufbringen, nach nationalsozialistischer Auffassung, wo nicht überholt, so doch wenig geschätzt. Die neuerliche Zunahme der Körperschaften, der Aktiengesellschaften mit beschränkter Haftung war mit ein Grund zur Erhöhung der Steuer. Diese wird in Zukunft wohl die Neigung gewisser, allzu sehr noch in den Anschauungen der Shstemzett verhafteter Kreise schmälern, weiterhin unpersönliche Gesellschaften ins Leben zu rufen, die dem Grundsatz der vollen Ver antwortlichkeit des einzelnen der Allgemeinheit gegenüber entgegenstehen. Wie berechtigt die Erhöhung der Körperschaftssteuer ist, zeigen die folgenden Zahlen. Im Rechnungsjahr 1932 erbrachte die Körperschaftssteuer nur 105,8 Millionen Mark oder 9 Prozent der Ein kommensteuer, im Jahre 1934 bereits 319,5 Millionen und 1935 schon 593,7 Millionen Mark oder über 20 Pro- zent der in der Zwischenzeit ebenfalls erheblich gestiegenen Einkommensteuer. In den ersten Monaten 1936 erbrachte die Körperschaftssteuer allein den Betrag von 229,9 Mil- für das gesamte Rechnungsjahr 1936/37 ein Ertrag von rund 1,1 Milliarde Mark zu er warten ist. Diese Zahlen lassen einmal Rückschlüsse dar- aus SU, wieviel m den letzten Jahren in den unpersön- lichen Gesellschaften verdient worden ist, und zum andern, welche Möglichkeiten sich für den Staatshaushalt aus der Steuererhebung ergeben. Allein für 1936 dürfte nach der Steuererhöhung um 5 Prozent auf 25 Prozent mit einer Mehreinnahme des Staates von rund 2 00 Millionen zu rechnen sein. Wenn der Staat durch die Erhöhung der Körperschaftssteuer einen erhöhten ^eil der durchweg seit 1933 beträchtlichen Gewinne der Kapitalgesellschaften jetzt für sich mit Beschlag bolegt, so zieht er damit bewußt ein wichtiges Gebiet der bisher ziemlich unkontrollierten Kapitalbildung innerhalb der Unternehmungswirtschasten zu sich heran und stellt es ebenfalls in den Dienst der großen öffentlichen Aufgaben. So bedeutet die Körperschaftssteuererhöhung einen wei- teren wichtigen Schritt auf dem Wege der staatlichen Kapitallenkung. , Nach der erfolgreichen Beendigung der Königsberger Ostmesse begann am 30. August inLeipzigdiegroße Herbstmesse. Wieder waren mehr Besucher, mehr Aussteller und mehr Einkäufer aus dem In- und Aus land nach Leipzig gekommen als im August 1935. Allein die Zahl der Ausländer liegt um 20 Prozent höher als im Vorjahre. Wieder ließ sich das Messegeschäft schon in den ersten Ausstellungstagen ganz vorzüglich an. Jeden- falls soweit das Jnlandgeschäft in Frage kam. Eine der Hauptaufgaben der Messen in Leipzig aber ist die An- Ucber die Erntekatastrophc in der Sowjetunion liegen jetzt genauere Einzelheiten vor. Das Jahr 1936 war für Sowjetrußland ein ausgesprochenes Dürrejahr. Ein Gebiet, das fast die Hälfte der Aussaatfläche der Sowjetunion umfaßt, verzeichnet eine Mißernte, die seit 15 Jahren nicht vorgckommcn ist. Dabei setzte nach der letzten Mißernte im Jahre 1921 dir Hungerhilfe Nansens ein. die heute nack Lage der Dinge nicht wiederholt werden kann. Bereits in der Umgebung von Moskau fallen auf den Straßen Hunderte von Bauern auf, die ihr Vieh aus Futter mangel zum Schlachten in die Stadt treiben. Die gleiche Erscheinung beobachtet man in der Umgebung der Städte Tula, Minsk. Twer, Kirow, Saratow und anderen. Das Dürregebiet umfaßt dieses Mal fast das gesamte europäische Rußland mit nur kleinen Ausnahmen. In die sem riesigen Gebiet hat das widerstandsfähige Winter getreide durchschnittlich nur die Hälfte der Normalernte er bracht. Das Sommergetreide dagegen erbrachte fast über haupt keine Ernte, weil sich in vielen Fällen nicht einmal das Mähen lohnte. Hier greift jetzt der Arm der bolsche wistischen Partei und Regierung ein, die zur Aberntung auch der spärlichsten Ernte auf solchen vertrockneten Fel dern aufruft. Die Sowjetunion steht zum ersten Mal in ihrer Ge schichte vor der Notwendigkeit, den Versuch zu machen, aus eigener Kraft eine Türrekatastrophe zu überwinden. Als Hilfsmittel stehen etwa zehn Millionen Tonnen Getreide zur Verfügung, die als Reserve für die rote Armee aufge- ftavelt wurden. Die Sowjetregiernng will der vom Hunger Verzweiflungsfchriti in Madrid Die von Giral geführte spanischeLinlsregie- rung ist, wie aus Madrid gemeldet wird, zurück- getreten, obgleich sie noch gar nicht lange im Amt war. Die Führung der neuen Regierung übernahm der Sozialist Largo Caballero. In dem neugebildctcn Kabinett sind zum erstenmal Kommunisten offiziell ver treten. Die neue Regierung Caballero setzt sich zusammen aus sieben Sozialisten,zweiKommunisten, zwei Linksrepublikanern, einem Basken und einem Kata lanen. Der bisherige Ministerpräsident Giral gehört dem neuen Kabinett als Minister ohne Portefeuille an. Das Außenministerium übernahm AlvarezdclVayo, ein früherer Journalist, der einige Jahre ein argentinisches Blatt in Berlin vertrat, später Botschafter in Mexiko wurde und im Jahre 1933 als erster spanischer Botschafter nach Moskau ging. * Diese Meldung aus Madrid ist überaus bezeichnend für die Unsicherheit, in der die Regierungskreise in der spanischen Hauptstadt sich befinden. Aber je marxistischer und kommunistischer die Madrider Regierungen werden, so wird dadurch dieverzweiselteLage derroten Truppen an den Kampffronten nicht geändert. Die er neute Regierungsumbildung in Madrid ist ein Symptom dafür, daß die Lage der roten Volksfront in Spanien von Tag zu Tag schlechter und verworrener wird. In Madrid fehlt die feste Hand. Die Anarchie will zum Chaos führen. Wenn ein Mann wie Largo Caballero die regung der Ausfuhrtätigkeit. Hier, wo Ver treter aus allen Ländern der Welt Gelegenheit haben, deutsche Waren auf Wert und Qualität in Augenschein zu nehmen, muß es gelingen, auch unserer Ausfuhr neue Betätigungsmöglichkeitcn zu schaffen. Daß die Ausfuhr- erweiterung nur möglich ist, nachdem in einer Reihe Staaten eine innere Wirtschaftsgesundung erfolgt war, beweisen die deutschen Außenhandelsziffern dieses Jahres, beweist aufs neue der Hergang der diesjährigen Leipziger Messe. Zwar standen auch auf der jetzigen Messeveranstal- tung immer noch Devisenbewirtschaftungsmaßnahmen der Erteilung mancher Aufträge hindernd im Wege. Trotzdem bahnten sich neue Möglichkeiten an. Es ist dabei ein schwacher Trost für uns, daß der Außenhandel auch in anderen Ländern mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. ein besonders schwacher TrsL weil die Voraus bedrohten Bevölkerung diese verfügbare Reserve vorentyal- ten. Moskau ist. wie aus den in Warschau eintrcffenden Nachrichten eindeutig hervorgeht, entschlossen, lieber Millionen der arbeitenden russischen Bevölke rung dem Hunger zu opfern, als durch Angreifen der Heeresbeständc die Schlagkraft der roten Armee zu gefährden, die man besonders mit Rücksicht auf die anwachsenden in neren Unruhen nicht entbehren zu können meint. * AleserdmtMHemen in russischer Sozial« Versicherung Wie die amtliche „Jswestija" aus Leningrad meldet, sind im dortigen Zentralbüro der gewerk schaftlichen Sozialversicherung für das gesamte Lenin grader Gebiet Riesenbeträge von dem Leiter Petschnikow und den Beamten dieses Büros ver untreut worden. Petschnikow und seine Helfershelfer haben sich durch Strohmänner, denen sie gefälschte Unter lagen zuschmuggelten, von den Zahlstellen der Sozialver sicherung Renten, Unterstützungsgelder und sogar die sogenannten „Personal-, Ruhe- und Ehrengehälter" ab wesender oder verreister Gelehrter auszahlen lassen. Die Bande, so schreibt die „Jswestija", hat es im Laufe von zwei Jahren sogar verstanden, die Renten längst ver storbener Unterstützungsempfänger an sich zu bringen. In dem Büro des „Sozstrach" (Sozialversicherung) herrsche im übrigen ein derartiges Chaos, daß auch der eingesetzte amtliche Prüfungsausschuß den genauen Betrag der Ver untreuung mehr feststellcn konnte. Leitung der Madrider Regierung übernimmt, so bedeutet das die Aufrichtung eines ausgesprochenen Bol schewistenkurses in den nicht von der nationalen Militärgruppe beherrschten spanischen Landesteilen. Largo Caballero, der sich „Spanischer Lenin" nennen läßt, war die treibende Kraft des blutigen Aufstandes gegen die antimarxistische Negierung Lerroux im Oktober 1934. Er kennt nur ein Ziel, nämlich die völlige Errichtung der Diktatur des Proletariats nach Moskauer Muster. Caballero ist von Haus aus Stuckarbeiter und Organisator des roten Gewerkschaftsbundes Spaniens, der „Union General de Trabajadores". Caballero ist ein Schrittmacher der Kommunisten, wie seine bisherige poli tische Tätigkeit bewiesen hat. Mit der Uebernahme der Macht in Madrid durch ihn wird der Terror der Kommunisten und Anarchisten ungeahnte Aus maße aunehmen können. Der schwergeprüften Bevölkerung Spaniens scheint kein Leid und Elend erwart zu bleiben. Ungeheuerliche AeuiraliLatsverlehung geplant. Jruner Marxisten wollen durch Frankreich nach Katalonien gebracht werden Wie Havas aus Hcndaye meldet, sollen mehrere hun dert marxistische Milizsoldaten, die von Jrun über die Grenze nach Frankreich geflüchtet sind, in Sondcrzügen nach der anderen Seite der Pyrenäen auf die Grenzstation Cerbere befördert werden, um sich dort den katalanischen Anarchisten «»schließen zu können. jetzungen für das Ausfuhrgeschäft für uns besonders ungünstig sind. Einmal hat Deutschland in der Nach kriegszeit den größten Teil seines Kapitals verloren und sich in der Scheinblüte der Systemzett stark an das Aus land verschuldet, zum andern ist es rohstoffarm, und des halb besonders auf Ausfuhr angewiesen. Aus dieser harten Notwendigkeit heraus, die zur Schaffung des „Neuen Planes" führte, ergab sich die Forderung, auch die Leipziger Messe in den Dienst der Ausfuhrförderung zu stellen. Besonders stark war dieses Mal das Interesse Südosteuropas, der Schweiz und Englands für deutsche Fertigwaren. Wenn auch noch keine abschließenden Zahlen über den Verlauf des Messegeschäftes vorliegen, so weiß man doch so viel, daß der Betrag der zusätzlichen Umsätze, die durch die Leipziger Herbstmesse erzielt wurden, über dem des Vorjahres, der sich auf 85 Millionen Mark be zifferte. laaen. Wieder neue Werling in SWien.