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Wilsdruffer Tageblatt : 05.09.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193609053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19360905
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19360905
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-09
- Tag 1936-09-05
-
Monat
1936-09
-
Jahr
1936
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.09.1936
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Dep pechinieisk^ doy Zeya Eine abenleuerlicke Geschickte von TIlfreä Lem er»«. Jena... in den siebziger Jahren: Vorm Johannistor liegt der Friedhof mit der kleinen Kirche, links eine Gasse mit kleinen Häusern und Gärten. Aus dem größten Haus schallen Waffengeklirr und Kommandos. Hier ist der akademische Fechtboden. Ein Student erhält Unterricht im deutschen Stoßrapier. Quart über den Arm. „Quart parier:! Terz nachgestoßen! Nicht liegen bleiben! Zurück! Ausfallen! In Quart fintieren!" Doch der Schüler läßt dem Meister die Klinge für eine Sekunde, der faßt sie mit der seinen, und klirrend fliegt sie an die Wand. „Das heißt ligiert", erklärt der Meister, „echt deutsche Art, ein großer Vorzug deutscher Fechtkunst vor der französischen. Es ist unmöglich, mit dem französischen Dinge die Waffe des Geg ners zu fassen und vernünftig zu ligieren." Jetzt fällt der Name des großen Jenenser Fechtmeister», Ler die deutsche Stoßfecht kunst erfand, Kreußler, der drüben auf dem Friedhof liegt, und dann erzählt der Meister... * August, der auf die französische Fechtweise schwor, hatte von den Wundertaten und Lorbeeren des Fechtmeisters Kreußler in Jena gehört, der eine neue Waffe und eine neue Fechtart er funden haben sollte, und wollte sich mit ihm messen. Er kam allem und inkognito nach Jena. Kreußler aber war gerade ver reist, und August suchte sich in Erwartung seiner Heimkehr die Zeit zu kürzen, indem er in der Stadt und ihrer Umgebung herumspazierte. Der Zufall führte ihn im Saaletal hinauf zur Rasenmühle, die auch schon damals als Studentenkneipe diente. Kaum saß er an einem Tisch bei einer Weinflasche, als ein Musensohn der schlimmsten Art, einer von denen, die man „Renommisten" nannte, eintrat: Kanonenstiefel mit Pfund sporen an den langen Beinen, auf dem Kopf den riesigen Feder hut, an der Seite den mächtigen Raufdegen mit tellergroßem Stichblatt. Ob ihm nun der Fremde überhaupt nicht gefiel, oder ob er es für eine unverzeihliche Anmaßung hielt, daß ein Philister in eine den Musensöhnen geweihte Stätte zu dringen wagte, jedenfalls schleuderte er seinen wuchtigen Ziegenhainer wach der Masche des Kurfürsten, daß sie in hundert Stücke zersprang... Sekundanten und Arzt waren rasch zur Stelle, und die Sache wurde in einem Wäldchen bei dem nahen Lichtenhain ausgefochten. Beide Teile erklärten sich bald für befriedigt, und die übliche Versöhnung fand statt. August bot dem Gegner die Hand, der Renommist schlug ein..., trotz seines verzweifelten Widerstandes wurde feine Rechte immer fester umklammert, bis die Knochen brachen und das Blut von den formlosen Fingern tropfte... Als Kreußler nach seiner Heimkehr den Vorfall erfuhr, be schloß er, Vergeltung für die in seinen Augen beleidigte Jenenser Fechtkunst zu üben, und machte sich nach Dresden auf. Mit dem Schuter war der starte Kurturst so oder so fertig geworden, nun sollte sichs zeigen, ob es ihm auch mit dem Meister gelingen würde. Nach einigen Versuchen gelang es Kreußler, in die Nähe des Kurfürsten zu kommen. Mit sichtlicher Teilnahme sah er vor der Tür des kurfürstlichen Fechtsaales den Fechtübungen Augusts und einiger Herren des Hofes zu. In einer Pause be merkte man vom Saal aus den Gaffer, und Seine kurfürstliche Gnaden geruhten, unter die Tür zu treten und ihn zu betrachten. Schließlich winkte ihm August, m den Saal zu kommen, und gab ihm die gnädige Erlaubnis, die Fechterkünste in aller Be quemlichkeit in der Nähe anzustaunen. Fn die Ecke aedrückt. den Dreispitz zwischen den Knien, stand nun der kleine"Unbekännte und sah unverwandt nach der mächtigen Gestalt des Fürsten, der soeben antrat, um an einem neuen Gegner seine Geschicklichkeit zu erproben. Erst als die Waffen wieder ruhten, wandte sich einer der Herren an den in Bewunderung aufgelöster Zuschauer mit der Frage, ob er auch etwas vom Fechten verstehe. Kreußler verneinte. Ob er es nicht mal versuchen wolle, fragte der Herr. Eine entsetzt abwehrende Bewegung war die Antwort, die laute Heiterkeit hervorrief. Das war ein Mann, mit dem man sich einen gnädigen Spaß erlauben konnte. Ein übermütiger Junker drückte dem Schulmeister ein Rapier in die zitternde Rechte und begann ihm die nötigsten Erklärungen zu geben... Knickbeinig, die Fußspitzen nach innen gekehrt, die Brust eingezogen, mit dem Rücken den schönsten Kreisabschnitt bildend, setzte der ungelenke Schüler allem Schieben und Drücken, Er mahnen und Spötteln des vornehmen Lehrmeisters einen un überwindlichen abwehrenden Widerstand entgegen. Dem Junker riß die Geduld. Er griff nach seiner Waffe und machte Miene, den ungeschickten Neuling mit schulgerechten Stößen zu be arbeiten. Doch was war das? Seine Stöße wurden, wenn auch schwerfällig, abgewehrt. Es war Wohl Zufall... Der Junker griff nochmal an, vergeblich. Die anderen Herren lachten, diesmal über den Junker, der mit aller Kraft und Gewandtheit seine Fechterehre zu retten suchte. Aber keine Finten, einfache und doppelte, seine „Cavaden" und „Battitüoen" scheiterten an der eisernen Ruhe seines linkischen Gegners. Das Lachen verstummte. Der Fremde war demütig zurückgetreten, der Kurfürst rief ihn an: „Man sieht Euch nicht an, was für ein Kerl in Euch steckt. Hier nehmt das Florett und stellt Euch mir gegenüber!" Kreußler sprach etwas von hoher Ehre und fehlenden eignen Meriten und stellte sich auf den ihm gewiesenen Platz. Jetzt war er wieder ganz er selbst. Das linke Knie mit dem schräg gestellten Fuß etwas gebogen, das rechte Bein gestreckt, den Unterleib leicht eingezogen, die Brust ausgedehnt und dem Gegner dargeboten, das Gesicht ihm unverwandt zugekehrt, hielt er in der ausaestreck- ten Rechten, des Angriffs gewärtig, mit festem Griff das Rapier. Der Kurfürst musterte die Haltung des rätselhaften Fremden mit schnellen Blicken. Dann begrüßte er den Gegner durch die bei den Franzosen übliche tanzmeisterhafte Verbeugung, während seine Waffe den Boden berührte, und ging sofort zum Angriff über. Seine Gewandtheit war, so groß wie seine Kraft. Aber so sehr er sich auch mühte, den Fremden zu treffen, es war umsonst. Seine raschen, kräftigen Stöße trafen auf ebenso schnelle, starke Abwehr. Als seine wütenden Angriffe und schnellen Rückzüge nicht zum Zie: führten, versuchte August endlich, den Gegner zum Ausfall zu verlocken... Das hatte Kreußler erwartet. Kaltblütig wußte er die günstige Gelegenheit so gut abzupassen, daß schon nach wenigen Augenblicken die fürstliche Klinge, von der seinigen in der un günstigen Lage überrascht, unwiderstehlich gefaßt und der riesen starken Faust, die sie führte, entwunden wurde. Weit über die Köpfe der Zuschauer geschnellt, fiel sie klirrend zu Boden. Was noch kein Mann vollbracht zu haben sich rühmen konnte, hatte der Fechtmeister von Jena vermocht. Im Augenblick regte sich etwas wie Zorn im Kurfürsten, dann aber siegte seine Ritter lichkeit. Er trat an Kreußler heran: „Entweder seid Ihr Beelze bub selbst oder... der Kreußler von Jena..." und bot ihm die Hand. Kreußler zögerte einen Augenblick, dann legte er die seinige hinein. Er zog sie heil zurück. Das (walle Hieö Auf einem Hügel, mitten zwischen den alten, knorrigen Bäumen, stand der Hof. Am Herdfeuer roch es nach Tee von würzigen Kräutern, wie man ihn für Kranke braut... Hoch oben unter dem Dachgesparre lag der junge Wanders mann, vom Fieber bis in das fremde Dorf unter die Menschen getrieben, und sah zwischen Traum und Wirklichkeit, wie er selber mit seinem Ranzen und Stecken durch die Sommerland schaft ging. Er hörte die Melodien der Erde und spürte den Duft der Blumen und der Wälder, und jeder wiegende Schritt seiner schlanken Gestalt war ihm ein köstlicher Sturz in die Freude. Durchmaß er die Ebene, genoß er verzückten Auges das grüne Land mit den silbernen Bächen darin, den bunten Faltern und Vögeln. Im hohen Mittag hielt er im Schatten der Bäume erquickende Rast, dachte än einen Gipfel, den er bezwang, an ein Wasser, das er von Ufer zu Ufer durchschwamm. Bienen summ ten dazu. Das Feldgetier beschnupperte seine Waden. Ameisen führten zu seinen Füßen furchtbare Kriege. Wenn er an seinen Ausgangspunkt dachte, lockte es ihn wieder zum Aufbruch. Und während er immer gen Westen der sinkenden Sonne nachzog, trug ihm der Ostwind manche Erinnerung zu. Am Abend schlug er sein freies Lager auf und zählte unter der mächtigen Himmelskuppel die Sterne... Als der Kranke die Augen aufschlug, aber zugleich durch die offene Dachluke hinauf in den Himmel sah, betrübte ihn dieser Anblick wie ein empfindsames Vogelherz, das sich von bösen Mächten in einen Kerker verschlagen glaubt. Bald schöpfte sein Menschenverstand den schlimmsten Verdacht, und da er nicht wußte, ob er wache oder träume, glitt ihm ein Ruf des Staunens über die Lippen, bis er endlich sein wunderliches Geschick erkannte. Zu Füßen der Bettstatt saß die Magd und strich mit ihren runden, schwieligen Händen über die bunten Linnen, wie sie es früher getan, als sie die Kinder des Bauern betreute. Es waren ihr nicht viele Worte geläufig. Nur der Herrgott erfuhr in der Einsamkeit von ihrem kurzen, freilich nicht minder an dächtigen Gebet, das sie im Morgengrauen fast laut vor sich hin sagte. Dann trug sie mit lautem Schall ihrer Stimme und Schritte den Weckruf über die Treppen und Flure hinab, bis er in allen Kämmern und Ställen des ganzen Gemäuers lag. Nun," da sie der Anblick des Fremden zu verwirren drohte, Hub sie in ihrer Mundart zu sprechen an und beschrieb seine Krankheit, wir sie ihn plötzlich befallen und endlich wieder von ihm gewichen. Sie lobte das Glück seiner Freiheit und nannte ihn Friedlin und erzählte aus ihrem eigenen Dasein mehr, als sie preisgeben wollte... Nie hatte Aja so lange von ihrem Leben gesprochen, und niemals vergaß sie vor einem Fremden die Grenzen ihres Ver trauens. Aber heute war sie in einen Zustand geraten, der ihr mehr verdächtig erschien. Je länger sie sprach, desto viel- gestaltiger wurde die Schilderung ihrer einfamen Welt. Bald verriet "sie das letzte G.eheinM der nahen Berge und Wälder. Fyre Stimme bebte, und mit Lem Strom ihrer Rede stürzte die ganze Landschaft ihrer schönen Heimat aus ihr hervor. Die einfachen Worte der Magd gefielen dem Wandersmann Me sein eigener Herzschlag. Ihre Schritte waren allmählich Werklungen. Nun vernahm er auch andere Laute, wie Hühner- ! gackern und Taubengurren. Dazwischen hörte er ferne Menschen- irufe und dann und wann einen kräftigen Peitschenknall. Durch -die offene Dachluke schwirrte eine Hummel herein, flog suchend 'in der Kammer umher und fand wieder hinaus in den klaren iBergsommertaa... - ^Friedlin stellte sich vor, er wäre ein Knecht, der am frühen Morgen hinaus auf die Felder ging, zwischen den wogenden Meeren der Halme hindurch, über saftige Wiesen und duftige Kleematten, wo ihn die Arbeit rief. Ein Bauer, so mußte er denken, würde sich glücklich Preisen, zwei solche Arme zu fin den, die sich sechsterlen ließen und immer noch Kraft genug hätten, Pflug und Egge zu führen. Ein schützendes Dach, ein frischer Laib Brot wäre ihm Lohn genug. Dazu fände er noch ein schönes Stück Himmel — und von all diesen Gaben eine jede zur rechten Zeit zu empfangen, sähe wirklich nicht nach Ge fangenschaft aus. Und während er solche Gedanken führte, be gann er sich anzukleiden, schritt über die Treppen hinab und durch die offenen Türen ins Freie hinaus. Es war ein schöner Hof. Friedlin ging ein wenig auf ihm umher, sah in die Ställe hinein, in die Scheunen und Schuppen. Er berührte mit seinen Händen die Ackergeräte, die Türen und Tore, hob da eine schwere Last und dort einen leichten Gegen stand und streifte mit seinen Blicken die Knechte und Mägde und wägte und probte so lange fort, bis ihm das ganze Gehöft ver traut war, wie sein Ranzen und Stecken. Der Bauer sah Las'Gebaren Friedlins; er sprach nicht mehr, als.unbedingt nötig war, und was er sagte, war recht und gültig wie ein alter Brauch. Aber er nickte dem Jungen mit seinen guten Augen freundlich zu, und Friedlin erkannte sein stummes Zeichen und beschloß, diesem Winke zu folgen und fortan dazubleiben auf diesem Fleck, so lange die Scholle ihn leiden würde Das Jahr wurde alt. Durch die dürren Gräser schlich der Wind. Er duckte sich in den Heaen und sprang in die Wipfel der Bäume. Zweige brachen, Blätter flatterten durch die Luft. In einer einzigen Nacht fiel der Winter ins Land. Aja dachte an eine Krone aus Schleier und Myrten und pries in der Stille die glückliche Fügung ihrer'Geschicke. Und sie gebar ein freudiges Gerücht, das von einem Ende des Dorfes zum andern lief und immer lauter und wahrer wurde, bis es in allen Stuben der Häuser und Höfe blieb. Und dann brach wirklich aus den Schluchten und Bergen der Föhn ins Tal und schrie seinen lärmenden Weckruf tief in die Risse und Spalten der Erde hinein und spielte den Menschen und ihrer Krume das uralte Lied der Erfüllung. Dev Wekkepiyachep Eine österreichische Bottssage. - Nachgedichtet von Josef Friedrich Perkoni g. Eulenspiegel, Rübezahl, der Narr von Möllen... mit landschaftlichen und stammesmäßigen Abwandlungen lebt im großdentschen Volksraum die Gestalt des quer zum All tag klugen Sonderlings von sagenhafter Betriebsamkeit. Der bekannte österreichische Volksdichter Perkonig erzählt hier von der stehrischen Gestalt dieses rätselhaften, echt deutschen Sagenhelden. Es ist ein unheimlich gesegnetes Jahr, man wird außer Atem sein, bis man das Korn in die Säcke geschaufelt hat. Und so viele Fässer gibt es im Lande nicht, daß man allen Wein einfüllen kann, den die Rebhügel zur Weinlese liefern werden. Es ist ein Jahr, in dem wahrlich Milch und Honig rinnen. Die Euter der Kühe sind niemals so voll gewesen, es ist eine seltsam ergiebige Würze in jeglichem Kraut, und früher als sonst hat man die Waben aus den Bienenstöcken geschnitten. Und an dem Honig schmeckt man dieses wunderbare Jahr erst recht. Wie wird da erst die Tracht im späten Sommer sein, wenn sie im frühen Sommer schon so reich gewesen ist? Dem Bauer Jos gehört ein großes Feld zwischen Donners kirchen und Gols, dort hat er Buchweizen gesät, und der steht nun in voller Blüte. Es ist nicht zu sagen, wie köstlich der Acker blüht, über ihm ist der süße Duft von Honig. Wenn man an der Wegkapelle steht, riecht man ihn schon, und das ist beinah tausend Schritte weit. Die Lerchen fallen betäubt aus der Luft in das Feld. Zu diesem Buchweizen führt der Bauer Jos seine Bienen auf die Weide. Die Fluglöcher der Stöcke hat er mit nassem Moos verstopft, und vor der brausenden Fracht sitzt er mit zwei guten Nachbarn auf dem Wagen. Es ist einmal so in diesem Jahr, daß man sich auf jedem Weg begleiten laßt. Man muß immer jemand bei sich haben, mit dem man das Ver wundern tauscht, man kann soviel Freude nicht für sich allein behalten. Die Bienenhirten fahren an einem Feldrain vorüber, da sitzt ein zerlumpter Rastelbinder zwischen Wegerich, Bocksbart und Hahnenfuß und kratzt sich, wie sich Landstreicher kratzen, wenn die warme Sonne ihre Inwohner rebellisch gemacht hat. Die drei Bauern in ihrem Uebermut lachen den Rastel binder aus. „Haben dich die Bienen gestochen?" fragt der erste. „Hat dich ein Schmetterling gekitzelt?" fragt der zweite. „Hast du streitsüchtige Mieter?" fragt der dritte. Der Rastelbinder wirft ihnen einen giftigen Blick M und schreit ihnen nach: „Fahrt zu, wie ihr wollt, ihr werdet heut noch naß!" Die Bauern lachen aus vollem Hals. „Vergunnen möcht er es uns", sagt der Bauer Jos. Aber der Himmel ist überall blau, das Wetter ist beständig seit Wochen, daß es den Saft in den Trauben gehörig kochen kann. Das Pferd trabt durch einen Wald, es ist schattig darin, dunkel von alten Bäumen... wie sie aber wieder aus dem Wald hinausfahren, ist es dunkel auch von Wolken. Und ehe sie noch von dem merkwürdigen Wetter zu reden anfangen, schüttet es schon aus dem Himmel, als sollte es dann nie mehr regnen. Sie schnappen in dem wilden Guß nach Luft, und bald spüren sie das Wasser an der Haut. Bis sie zu dem näch sten Wirtshaus kommen, ist längst kein trockener Faden mehr an ihnen, und die Schuhe können sie ausleeren wie einen vollen Krug. In dem Gasthaus sitzt der Rastelbinder beim Wein, ist pulvertrocken und lacht ihnen entgegen. „Bei solchem Wetter mutz man schnell sein", sagt er und kümmert sich dann nicht mehr um sie verdrossenen Bauern. Sie müssen länger verweilen, bis ihre nassen Röcke am Herd notdürftig getrocknet sind, dann wollen sie ihre Zeche bezahlen. Aber wie sie in ihren Säcken auch herumbohren, sie finden kein Geld, die Beutel sind fort. Schon möchte der Bauer Jos dem Wirt einen Bienenstock verpfänden, da kommt der Rastelbinder aus dem Flur herein und legt die drei Geldkatzen aus den Tisch. „Hab sie im Straßenstaub gefunden", behauptet er. Die drei Bauern müssen sich bei dem zerlumpten Rastel binder noch bedanken. Der Jos schiebt ihm ein Silberstück über die Eichenplatte hin, der andere aber schiebt es wieder zurück. „Künftighin laßt friedliche Wanderer in Ruh", sagt er noch und verschwindet. Den übrigen Gästen ist er unbekannt, dem Wirt ist er unbekannt. Die drei Bauern könnten Wohl mehr erzählen von ihm, aber sie sind lieber still... Wei-lei oyö Weichgyö... Auch ein Ausweis! In einer Tiroler Kleinstadt trat kürzlich ein sehr gewissen hafter junger Beamter seine Stelle am Postschalter an. Einer Ler ersten Kunden war ein Herr, der den Beamten fragte, ob für ihn ein postlagernder Brief eingelaufen sei. „Gewiß", meinte der Beamte eilfertig und setzte seine erste Amtsmiene auf: „Ein Brief ist für Sie da. Doch können Sie auch beweisen, daß Sie wirklich der Empfänger selbst sind?" — „Aber natürlich", be- leuerte der Herr, holte eine Photographie aus seiner Brieftasche und zeigte sie dem Schalterbeamten mit den Worten: „Wenn Sie durchaus einen Beweis haben wollen — bin ich das, oder bin ich's nicht?" — „Sie sind es", meinte der Beamte erleichtert und händigte ohne weiteres Len verlangten Brief aus. Glücklicher weise war der Kunde ein Ehrenmann. Dennoch hielt er es für geraten, den Vorfall am Stammtisch zu erzählen... Acht Millionen Schlupfwespen auf Abruf. Die tierischen Schädlinge unseres Obstgartens werden nicht nur durch chemische Mittel bekämpft. Neben die Chemie tritt die Biologie. Vor allem der Vogelschutz. Außerdem sucht man Lie schädlichen Insekten durch ihre Feinde zu vernichten. So be kämpft man die Forleule durch die Schlupfwespe, und die Biolo gische Reichsanstalt in Berlin-Dahlem hat den Auftrag erhalten, nicht weniger als acht Millionen Schlupfwespen zur Lieferung bereit zu halten. Sie sollen den Wald vor der Forleule schützen. Das Institut ha zunächst Mehlmotten gezüchtet. Diese Teere mußten ihre Eier durch ein Sieb auf we:ße Kärtchen legen. Dann legten Lie Schlupfwespen ein eigenes Ei in die Mehl motteneier. Und diese bewahrte man in Kühlschränken aut. Wenn der Abruf erfolgt, werden die mit den Maden der Schlupf- Wespe gefüllten Mehlmotteneier samt den Kärtchen an die Bäume geheftet, in denen Lie Forleule haust, worauf sich die Maden mit Heißhunger auf die Eier des Schädlings stürzen. Bisweilen chaben sich die biologischen Verfahren allerdings auch als Fehl schläge erwiesen. Die Kerbtiere, die den Schädling bekämpfen sollten, änderten urplötzlich ihren Geschmack, ließen die Schad- lingc ungeschoren und stürzten sich auf nützliche Insekten. Vor -solchen Launen der Natur ist man nie sicher..«
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