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Der Riesenbrand bei Ludwigslust. Das Bauerndorf Warlow bei Ludwigslust, nahe der Ber lin-Hamburger Feinstraße, wurde von einem schweren Brand- unglück heimgesucht: aus bisher noch nicht geklärter Ursache brach in einem strohgedeckten Wohnhaus in der Nacht ein schändeten die Gebeine der im Kaiserdom von Speyer vet- gesetztcn acht deutschen Kaiser, das Heidelberger Schloß sank in Trümmer und über 300 pfälzische.Burgen wurden vernichtet. Anklagend und mahnend heben sich heute die Ruinen auf den Gipfeln der Haardt vom Horizont ab. Erneut war die Pfalz, das deutsche Grenzland, dem Unheil preisgegeben, als die französischen Revolutions- Heere das Land überrannten. Fünfzehn Jahre lang lastete die Faust Napoleons auf dieser schwergeprüften Erde. Der Wille der Bevölkerung zum Deutschtum aber blieb unge brochen, und nach den Befreiungskriegen begann eine un gestörte Entwicklung, die Pfalz wurde zum Bannerträger des deutschen Einheitswillens (Hambacher Fest 1832). Nach dem Versailler Diktat war dies deutsche Land wiederum ein Jahrzehnt fremder Besatzung ausgeliefert. Der Gau Saarpsalz mußte am längsten fremdländische Be satzung erdulden. Bis zum 30. Juni 1930 blieb die Pfalz noch besetzt und erst 1934 wurde das Saarland geräumt. Was dieses deutsche Grenzland in den fünfzehn Jahren der Besatzung kämpfte und litt für die deutsche Sache, das ist ein Heldenlied, das im Herzen der Deutschen nie ver klingen wird. Hier in der Psalz wütete der Separatismus am ärgsten: hier erhob sich auch zuerst die deutsche Be völkerung, um der Schmach ein Ende zu bereiten. Heinz Orbis verfiel in Speyer dem wohlverdienten Volksge richt. Das Fanal von Pirmasens, wo die Bevölkerung in erbitterster Verzweiflung das Bezirksamt stürmte, stieg als erste Morgenröte der Freiheit und Ehre auf. Während das „Fest der deutschen Traube und des Weins 1936" wollen wir dem pfälzischen Winzer helfen und damit einen Teil des Dankes abstatten, den ganz Deutschland dem Saarpfälzer für seine Grenzwacht schuldet. Neues aus Mee Welt. Aufklärung einer Mordtat nach 13 Jahren, Beamten des Landeskriminalpolizeidienstes Karlsruhe gelang die Aufklärung eines im Jahre 1923 in Ebnet bei Freiburg verübten Verbrechens. Dort war damals ein Mann er hängt aufgefunden worden. Insgesamt wurden fünf Per sonen festgenommen, die ein Geständnis abgelegt haben. Kindesentführer und Sittlichkeitsverbrecher verhaftet. In Habsheim (Elsaß) bemerkte ein Landwirt ein Kind, das in verwahrlostem Zustande aus dem Walde kam. Der Mann stellte fest, daß es sich um die kleine Jaqueline Dirardot handelte, die aus Riedisheim entführt worden war. Kurz darauf konnte auch der Täter verhaftet werden, der nach anfänglich hartnäckigem Leugnen ein Geständnis ablegte, sowohl dieses Kind, als auch die neunjährige Jeannine Toillon aus Mülhausen mitgenommen zu haben. Er habe das Kind mißbraucht und es dann ins Wasser geworfen. Der Täter ist wegen Sittlichkeitsverbrechen vor bestraft. Jüdischer Großbetrüger vor Gericht. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der französischen Filmgesellschaft PatHS Nathan, Bernard Nathan, ist vom Untersuchungsrichter in Paris wegen Unterschlagung vor das Strafgericht zitiert worden. Die Anklageschrift wirft Bernard Nathan vor, 24 Millionen Fra-nken, die zum Ankauf von 240 000 Aktien der Gesellschaft Paths Nathan bestimmt waren, auf das Konto der Gesellschaft Eins Roman überschrieben zu haben, deren Verwaltungsratsvorsitzender er ebenfalls war. Wertvolle Kunstgegenstände vernichtet. Im War schauer Stadtzentrum, der Marschalkewskastraße, brach ein Großfeuer ans, dem eines der größten Häuser der Innenstadt und wertvolle Kunstgegenstände zum Opfer fielen. In dem obersten Stockwerk des brennenden Hauses wohnten bekannte Kunstmaler, in deren Ateliers sich wertvolle Gemälde und antike Kunstgegenstände be fanden. Was nicht vom Feuer vernichtet wurde, ist durch Wasserschaden zerstört worden. Der Zirkusdircltor auf der Goldmünze. Auf den 25 000 Silberdollars, die die amerikanische Stadt Bridgeport zu ihrer Hundertjahrfeier prägen läßt, wird der Kopf des berühmten Zirkusdirektors Barnum, der in Bridgeport geboren wurde, geprägt zu sehen sein. Der höchste Berg Irans von Deutschen erstiegen. Die Teilnehmer der deutschen Demawendexpedition sind vom Iran in die Heimat zurückgekehrt. 19 Wissenschaftler und Bergsteiger nahmen an der Expedition teil. Mehrere Mit glieder haben den höchsten Berg des Iran, den 5670 Meter hohen Demawend, einen erloschenen Vulkankegel, be wältigt. Sechs Gipfel in einem Europäern teilweise völlig unbekannten Gebiet, die noch keine Namen führen, wurden erstmals erstiegen. vnn Thunfisch von 6)4 Zentner. Im Spätsommer Pflegen die englischen Sportangler mit Motorbooten und Segeljachten auf die Thunfischjagd zu gehen. In diesen Tagen gelang es einem Angler an der Südwest küste Englands, einen Thunfisch von 6)4 Zentner Gewicht zu erbeuten. Feuer aus, das auf die benachbarten Gehöfte Übergriff und 21 Wohn- und Wirtschaftsgebäude bis auf die Grundmauern zerstörte. Außerdem wurden die gesamte Ernte und viel Groß- und Kleinvieh ein Opfer der Flammen. (Scherl Bilderdienst — M.) Turnen. SKM «nd Spiel. Von den am Gordon-Bennett-Rennen beteiligten Ballonen ist der Ballon „Augsburg" (Besatzung: Frank-Bauderer) auf sowjetrussischem Boden in der Nähe der lettischen Grenze ge landet, und zwar bereits am 31. August, 15.58 Uhr. Der Ballon „Sachsen" ist am 31. August um 18.40 Uhr MEZ. in der Nähe eines Dorses im Wolgabezirk Rybinsk im Gebiet Iwanowo gelandet. Die beiden Ballonfahrer Bertram und Schubert trafen in Moskau ein Jesse Owens wird Politiker. Jesse Owens, der als Leicht athlet in Berlin drei Goldmedaillen für Amerika geholt hat, macht recht viel von sich reden. Nachdem er Professional ge worden ist, hat er sich jetzt auch an die Politik verkauft. Im amerikanischen Präsidentschaftskampf Hai er sich aus die Witc des Roosevelt-Gegners, des Gouverneurs Landon, gestellt. Das Internationale Tennisturnier von Venedig brachte einen 7:5, 7:5-Sieg des Deutschen Henkel über den öster reichischen Meister Bawarowski. Von Cramm schlug Canepele 7:5, 6 :2. Beim Sportfest in Göteborg könnte der hervorragende amerikanische Hürdenläufer Forest Towns gegen den schwe dischen Läuser Lidman nur ein totes Rennen über die 110- Meter-Strecke mit 14,3 Sekunden laufen. VülversKmr. AO — Ofrica Orientale. Nach Beendigung des abessini schen Feldzuges hat sich der italienische Staat mit höchster Ener gie an den inneren Ausbau seines Kolonialreiches begeben. An allen Enden des afrikanischen Italiens wird heute fieberhaft gearbeitet, und Hand in Hand damit geht die Erziehung des Bölkes im Mutterland. Der Italiener soll im Sinne eines größeren Reiches, des Imperium Romanum denken lernen. Mit allen Mitteln der Propaganda ist diese Erziehung in An griff genommen worden. Bilder von diesen politisch sehr bedeu- samen Vorgängen sehen Sie in der neuen Kölnischen Illu strierten. — „Frauen in neuen Filmen" heißt eine Doppel seite, die Aufnahmen aus neuen Filmen enthält. — „Streifen in diesem Jahr schräg", eine modische Seite für die Frau; „Das Derby der Esel", eine fröhliche Angelegenheit aus Eng land. Noch vieles enthält das neue Heft, das wieder sehr viel seitig und interessant ist. NeiOSkenLee LsipM. Sonnabend, 5. September. Reichs sender Leipzig: Welle 382,2 Meter. Nebensender Dresden: Welle 233,5 Meter. 6.30: Aus Berlin: Fröhlich klingt's zur Morgenstunde. Bunte Morgenmusik des Rundfunkorchesters. — 8^30: Aus Berlin: Froher Klang zur Arbeitspause. Kapelle Walter Raatzke. - 9.30: Heute vor . .. Jahren. — 9.35: Für die Haus frau: Billig, aber gut — der Küchenzettel der Woche. — 9.50: Wochenbericht der Mitteldeutschen Börse. — 10.00: Vom Deutschlandsender: Pimpfe erleben ihren ersten Flug. Mit Ritter von Schleich bei der deutschen Luftwaffe. — 10.45: Sen depause. — 12.00: Vom Volkssender: Großes Konzert der Wehrmacht. — 14.15: Vom Deutschlandsender: Allerlei von zwei bis drei. — 15.00: Vom Volkssender: Rund um den Petersberg. Es sendet der Gau Halle-Merseburg. — 16.00: Vom Volkssender: Schöne Stimmen. (Schallplatten.) — 16.30: Vom Volkssender: Fröhlicher Feierabend des Mansselder Kupfer- und Messingwerkes in Hettstedt (Südharz). — 17.15: Uebertragung vom Volkssender. — 19.45: Aus München: Reichssendung: Nürnberg-Echo des Reichsparteitages 1936. — 20.10: Die beiden Schützen. Komische Oper in drei Akten von Albert Lortzing. — 22.30 bis 24.00: Und morgen ist Sonntag! Frohes Wochenende. DeuWraMemer. Deutschlandsender: Wellenlänge 1571 Meter. 9.40: Kleine Turnstunde für die Hausfrau. — 10.00: Pimpfe erleben ihren ersten Flug. Mit Ritter von Schleich bei der deutschen Lustwasfe. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.00: Sendepause. — 11.15: Deutscher Seewetterbericht. — 11.30: Die Wissenschaft meldet: Eine Pflaume — 38 000 Bak terien! — 11.40: Der Bauer spricht — der Bauer hört! An- schließend: Wetterbericht. — l2.00: Vom Volkssender: Großes Miftagskonzert der deutschen Wehrmacht. — 15.10: Rus der Jugend! — 15.15: „Und mögen die Svießer auch schelten.. " Der Herr Vorgesetzte ist tot. - 15.30: Wirtschaftswochenschau. — 15.45: Von deutscher Arbeit. — 16.00: Vom Volkssender: Froher Funk für alt und jung. Großes buntes Konzert. — 18.00: Vom Volkssender: Betriebsgemeinschaft Krupp, Guß stahlfabrik, Essen, am Volkssender Berlin, sendet. — 19.45: Reichssendung aus Nürnberg: Nürnberg-Echo deS Reichs- Parteitages 1936. - 20.10: Vom Volkssender: Wer uns ge- traut . . . Heiteres buntes Melodienspiel nm den „Zigeuner- baron" von Johann Strauß. — 2215: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. Anschließend: Deutschland-Echo — 23.00: Aus München: Nachtmusik. Das Münchener Tanzfunkorchester. — 24.00 bis 0.55: Wir bitten zum Tanz! Ilja Livfchakoss Freiwillige der Armee Francos fahren an die Front. Täglich gehen neue Züge mit Freiwilligen, die sich der Mili- tärpartei des Generals Franco zur Verfügung gestellt haben, an die Front ab. (Scherl Bilderdienst — M.) Draußen am Bahndamm. Endlos ziehen sich die stahlgrauen Schienenpaare im Sonnenglast schimmernd dahin, über die Stunde um Stunde, bei Tag und bei Nacht, die Züge hinwegdonnern, im atem beraubenden Rhythmus unserer Zeit den Norden mit dem Süden, den Osten mit dem Westen verbindend. Das Leben erstirbt nie auf diesen Straßen aus blitzendem Stahl, und Tag und Nacht hält der Bahnwärter an ihnen treue Wacht. Viele von ihnen sehen weiter nichts als ihre Schienen und ihre Züge, den Wald und die endlos sich dehnenden Felder. Sie sind abgeschlossen auf ihrem Posten von der Welt, auf sich selbst mit ihrer Familie angewiesen in dem freund lichen Bahnwärterhaus, um das auch im Zeitalter der Tech nik noch ein letzter feiner Hauch von Romantik weht. Sie gleichen in der Regel eines dem anderen, diese Bahn wärterhäuschen, schlichte Zweckbauten, meist nicht unschön in die Landschaft gestellt, groß genug, zwei Menschen mit ein paar gesunden Kindern bescheiden zufrieden sein zu lassen. Ein Gärtlein schmiegt sich mit leuchtenden Rosen und feuer roten Bohnen an das Haus, dessen Fenster mit Blumen ge schmückt sind. Eine Bank steht vor der Tür, und irgendwo liegt an der Mauer eine Katze und schnurrt im warmen Sonnenschein. Zwischen Gleis und Wohnhaus aber steht als ernster Mahner an Pflicht und Verantwortung das Läute werk und dabei, fast wie ein Schuppen anzusehen, das Postenhaus. Das Signalhorn hängt dem Schrankenwärter zur Seite, in der Hand hak er, wie eben ein Zug vvrüberdonnert, die rote Fahne im schimmernden Blechfutteral, während in greif barer Nähe immer der Behälter mit den Knallkapseln für die gefahrvollen Stunden des tückischen Nebels liegt. Es sind seine Mittel, im Gefahrenfalle einen Zug zum Halten zu bringen. In der Nacht wird die Fahne durch eine im Kreise geschwungene rote Laterne ersetzt. Eine sinnreiche Einr ich wng unterstützt ihn bei seinem verantwortungsvollen Dienst: sie bringt automatisch die Knallkapseln von den Schienen, wenn das Vorsignal auf „Frei" geht, damit der Zug nicht unnötig halten muß. Zwölf Stunden währt immer der Dienst: von früh sechs bis abends sechs, und wieder von abends sechs bis früh sechs Uhr, und die Nacht ist fast noch anstrengender als der Tag, weil nachts der Güterverkehr besonders stark ist. Alle neun Minuten braust Tag und Nacht ein Zug an dem Bahnwär terhaus vorüber, das wir zum Besuche ausersehen haben. Eben senken sich wieder die Schranken. Ein Zug rast vor bei, und zum Zeichen echter Kameradschaft grüßen sich Bahn wärter und Lokführer mit erhobenem Arm. Aufmerksam ver folgt der Bahnwärter die vvrüberfliegenden Wagen auf ver dächtiges Näderklingen, auf geöffnete Türen, auf verschobene Ladungen, auf die Schlußlichtsianale und heiße Achsen. So fort würde er den Zug zum Hasten bringen oder, mißlingt es fofort, die nächste Station verständigen. Eisern, ernst, schwer und verantwortungsvoll ist der Dienst und erzieht eigene Menschen: sie sind Metterkundige und Sternensucher und rührende Gartenfreunde. Ihrem Gärt lein widmen sie jede Freistunde. Und während rinasum ernste Signale stehen, die dem lauernden Tode in die Arme fallen sollen, ziehen sie blühende Blumen und duftende Rosen als Symbole des Lebens — draußen am Bahndamm. Oie Geschichte der Pfalz. Die Psalz, auch Rheinpfalz genannt, bildet den öst lichen Teil des Gaues Saarpfalz, der auch das Saarland einschlietzt. Lange vor Beginn unserer Zeitrechnung saßen in ihr Kelten und Germanen mit hochentwickelten Lebens formen. Später kamen römische Legionen, die das Land in Besitz nahmen. Als Roms Stern sank, siedelten Fran ken und Alemannen in der Pfalz; die Königshöfe der Merowinger wuchsen auf. Nach Karl dem Franken wur den im Vertrag von Verdun die Gebiete der Psalz dem deutschen Herrschaftsgebiet zugeteilt und die Pfalz damit Grenzland. Aus dem Grenzland aber wuchs durch die machtvolle Politik der sächsischen und salischen Kaiser das Kernstück des Reiches. Der Kaiserdom zu Speyer, die Lim burg als Stammburg der Salier, die Barbarossaburg in Kaiserslautern, die Reichsfeste Trifels, in der über ein Jahrhündert die Reichskleinodien und der Reichsschatz auf bewahrt wurden und von der aus Heinrich IV. seinen Gang nach Canossa antrat, sind Zeugen dieser Zeit. In der Pfalz begannen die Bauernerhebungen, hier schuf Franz von Sickingen feine Burgen „Herbergen der Ge rechtigkeit" genannt; hier auch starb Franz von Sickingen. Furchtbar verwüstete der Dreißigjährige Krieg die Pfalz, die wieder Grenzland geworden war. Kaum erholt, war dieses Land, das ein Kaiser den Garten Gottes, das Paradies nannte, erneut grausamsten Verheerungen aus gesetzt. Ludwig XIV. und sein General Melac legten das blühende Land in Schutt und Asche. Französische Soldaten