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Lagesspruch. Nie kampflos wird dir ganz Das Schöne im Leben geglückt sein; — Selbst Diamantenglanz Will seiner Hülle entrückt sein, Und windest du einen Kranz: Lede Blume dazu will gepflückt sein. Friedrich von Boden st edt. Abschied von 28 Arbeitslameraden Feierliche Beisetzung der Opfer der Bergwerkskatastrophc in Bochum. In Bochum wurden die 28 Opfer der Bergwerls tatastrophe auf der Zeche „Vereinigte Präsident" feierlich zu Grabe getragen. In der großen Leichenhalle waren die irdischen Ueberreste der gefallenen Soldaten der Arbeit aufgebahrt. Tannengrün und florverhangene Gruben lampen gaben dem Raume einen Ausdruck tiefen Schmerzes. Die 28 Särge trugen auf weißen Tafeln die Namen der toten Knappen, darunter den Namen des Hauers Henke, der schon gerettet war, aber dann noch einmal in den Unglücksschacht eilte, um einen Freund bergen zu helfen. Er bezahlte seinen Opfermut mit dem Tode. Der Freund aber wurde gerettet. Vor den Särgen lag auch derKranzdes Reichs te i t e r s D r. L e y. In Knappentracht hielten die Kame raden der Toten die Ehrenwache. Die weite Halle war gefüllt mit den Trauernden, unter denen sich Vertreter des Reiches, der Partei und ihrer Gliede rungen, der Wehrmacht und der Behörden befanden. Nachdem Vertreter der Betriebsführung und der Gefolgschaft tiefgefühlte Worte der Trauer an die Ver sammelten gerichtet hatten, setzte sich der Trauerzug durch die Straßen Bochums in Bewegung, die eine große Menschenmenge säumte. Die Häuser hatten Trauerschmuck angelegt. Auf dem Friedhof in Hamm sprachen die Geistlichen beider Konfessionen. Dann nahmen 28 Einzelgräber die Särge auf, auf denen sich die Blumenspenden häuften. In das Heldenbuch der Arbeit hat die Nation 28 neue Namen eingezeichnet, denen sie ewiges Andenken bewahren wird. Saarlnappen spenden für die Vochumer Hinterbliebenen Wie die Reichsbetriebsgemeinschaft „Bergbau" mit teilt, spendeten Betriebsführungen und Gefolgschaften des Saarbergbaues für die Hinterbliebenen der verun glückten Bergmänner der Zeche „Vereinigte Präsident" in Bochum die Summe von 10 000 Mark. Der Betrag wird, gestaffelt nach dem Verdienst der einzelnen Berg leute, bei der nächsten Lohnzahlung einbehalten. An Spenden für die Hinterbliebenen und Verletzten des Grubenunglücks sind bis jetzt insgesamt 71 500 Mark zur Verfügung gestellt worden. Oie Llntersuchung des Grubenunglücks. Der Unfallausschuß des Sicherheitsbeirates des Ober- oergamtes Dortmund trat am Donnerstag zusammen. Zu der Beratung wurden der Sachverständige der Berggewerk schaftlichen Versuchsstrecke, die Bergleitung, der Ver trauensrat und Vertreter der Reichsbetriebsgemeinschaft Bergbau hinzugezogen. Nach Darlegung der örtlichen Verhältnisse an Hand der Grubenpläne und eingehender Erörterung der möglichen Ursache des Unglücks fand eine Befahrung der Unglücksstrecke statt. Der Ausschuß kam zu der Auffassung, daß durch ein plötzliches Setzen des Gebirges im Flöz „Ticke Bank" west licher Strebe, zwischen Ort 4 und 5 und das dadurch ver ursachte Hercinbrechen größerer Kohlcnmaffen auf der Orts- strecke 5 erhebliche Mengen Grubengas freigcwordrn sind. Die Explosion nahm höchstwahrscheinlich von der Ortsstrecke 5 des Flözes „Dicke Bank" ihren Ausgang. Die Flamme schlug östlich und westlich in die Streben und durchlief nur noch die untere Ortsstrecke 4 des Flözes „Dicke Bank". Die Zündungsursache konnte noch nicht fest gestellt werden. Die Untersuchung bleibt abzuwartcn. Sowjettruppen gegen Bauern. Verschwörung in der Arbeiterschaft aufgedeckt — Neue Massenverhaftungen in der Bauernschaft. Die Unzufriedenheit über die in Sowjetrußland herr schenden katastrophalen Zustände scheint nunmehr, wie die französische Zeitung „T e m p s" berichtet, auch die Arbeiter massen des russischen Riesen- reiches zu erfassen. In den Kreisen der Beamten, der Militärs und besonders der studentischen Jugend ist man schon seit langem mit der Politik der jetzigen Machthaber der Sowjetunion unzufrieden. Es sei, so wird berichtet, in dem Jndustriebezirk von Magnitogorsk eine gegen dir Regierung Stalin gerichtete Verschwörung aufgedeüt wor den. Der Leiter der Tabakow Bewegung sei mit zwöls weiteren Verschwörern verhaftet worden. Dieser alte kommunistische Mitkämpfer habe eine wichtige Rolle in dem Leben des Arbeitersyndikats gespielt und war vor allen Dingen unter den Arbeitern des Donezbeckens unter dem Spitznamen Zenobh bekannt. Es sei ihm ge lungen, die gering bezahlten Arbeiter des Bezirks um sich zu sammeln. Jetzt habe die Sowjetpolizei ein ganzes Netz von geheimen Ausschüssen aufgedeckt, die eine Streikbewegung vorbereiteten, mit der zugleich Revolten der Bauern und Aufstände in der Roten Armee Zusammen gehen sollten. Ganze Dörfer zwangsweise nach Sibirien ausgesiedelt Nach Meldungen aus Kiew sind sehr ernste B a u e r n u n r u h e n in der autonomen Sowjetrepublik Aserbeidschan ausgebrochen. Auf Grund der schlechten Ernten sollen sich die Bauern der Kollektive geweigert haben, den vorgeschriebenen Teil der Aussaat abzuliefern Als daraufhin die sogenannten Einziehungskommandos ver GPU. in die Dörfer geschickt wurden, um die Ernte vorräte, hauptsächlich Weizen, Mais und Baumwolle, zu beschlagnahmen, rotteten sich die Bauern zusammen und gingen mit Dreschflegeln und Schußwaffen gegen die Kom mandos vor. Mit großer Erbitterung stellten sich die Bauern gegen ihre Peiniger und griffen sie tätlich an. Auf beiden Seiten gab es Tote und Verwundete. Von der GPU. wurden dar aufhin einige Dörfer zwangsweise nach Sibirien aus- gesiedelt. Viele Bauern wurden verhaftet und nach kurzer Verhandlung von einem Standgericht der GPU. zum Tode verurteilt und sofort erschossen. Die Bauernunruhen in den südrussischen Sowjet republiken haben ein derartiges Ausmaß erreicht, daß die i Sowjets nunmehr nach einem Schuldigen suchen. Wie die amtliche Sowjetrussische Telegraphenagentur meldet, ist der bisherige stellvertretende Volkskommissar für die Land wirtschaft, Muralow, seines Amtes enthoben und Demtschenko zu seinem Nachfolger ernannt worden. Demtschenko wird nachgesagt, daß er von rücksichtsloser Brutalität und besonders geeignet sei, den Unruhen ein Ende zu machen. Inzwischen ist eine Reihe von sowjetrussischen Truppen teilen aus Weißrußland nach der Ukraine transportiert worden, um dort als Verstärkung gegen die aufständischen Bauern eingesetzt zu werden. Weitere Truppentransporte sind nach Georgien und Aserbeidschan unterwegs. Die Bauernverhaftungen sollen bereits mehrere taufend be tragen. Aus Moskau wird gemeldet, daß die städtische Ver waltung alle Behörden und Handelsunternehmen auf gefordert habe, den Elektrizitätsverbrauch ab 1. September um 15 v. H. herabzusetzen. Im Nichtbefolgungsfall wird Strafe angedroht. Seit vier Tagen mache sich auch eine starke Gasknappheit bemerkbar. Der Grund dafür sei die Unzulänglichkeit der Gaswerke. Der Kamps gegen die „Opposition" in der Sowjetunion Wie in Leningrad nunmehr aus sicherer Quelle bekannt wird, entsprechen die Nachrichten der Auslands presse über die Verhaftung der Generale Scho- posch nikow, Schmidt, Kusnezow und Tulijn den.Tatfachen. Die Vertreter der ehemaligen Rechts- oder Ltnrsopposition, gegen die bekanntlich ein Untersuchungs verfahren schwebt (Radek, Bucharin, R h k o w u. a.; sind, wie verlautet, gleichfalls festgenommen worden. Kampf gegen die Opposition. Zahlreiche Generale verhaftet Wie in Leningrad aus sicherer Quelle bekannt wird, entsprechen die Nachrichten der Auslandspresse über die Verhaftung der Generale Schaposchnikow, Schmidt, Kus nezow und Tulijn den Tatsachen. Daß die diesbezüglichen Meldungen der ausländischen Pressevertreter von der Sowjetpreffe nicht übernommen wurden, geht offenbar auf amtliche Weisung zurück. Desgleichen wird die Tatsache, daß der Londoner Sowjet-Handelsvertreter Ozerski (der inzwischen wieder in London eingetroffen ist; D. Schrifu.i am 29. August in Moskau verhaftet war, nichtamtlich zu gegeben. Die Vertreter der ehemaligen Rechts- und Links opposition, gegen die bekanntlich ein Untersuchungsverfah ren schwebt (Radek, Bucharin, Rykow und andere) sind, wie verlautet, gleichfalls festgenommen worden. Kommunistische Drohung an die französische Regierung Scharfe Kritik an der Politik der Vollsfrontregierung. Keine maßgebliche Regierungsstelle in Frankreich kann heute noch abstreiten, daß von französischer Seite die Roten in Spanien unterstützt werden. Französische Stellen haben in der letzten Zeit 2,1 Millionen Francs nach Spanien allein überwiesen. Fast täglich gehen französische Kriegs- materialtransporre über die spanische Grenze. Eine Ab ordnung der Sozialistischen Partei Frankreichs hat sich so gar zu „Studienzwecken" nach Madrid und Barcelona be geben. Die rechtsstehende Marin-Gruppe hat daher in der Kammer gefordert, die französische Regierung möchte die Nachrichten dementieren, wonach andauernde französische Kriegsmaierialtransporte die französische Grenze nach Spanien überschritten. Aber auch die französischen Kommunisten sind mit der Regierung Loon Blum unzufrieden. Der französische Kommunistenführer Maurice Tb o r e z hat m einer Versammlung der Kommunistischen Partei Frank reichs in den Renaultwerken scharfe Kritik an der bis herigen Politik der Pariser Volksfrontregierung geübt. Die Bilanz von drei Monaten Regierung Blum bestehe in einer Erhöhung der Preise für Brot, Milch und Kohlen. Nichts sei geschehen, um das Schicksal der Bauern und der kleinen Geschäftsleute zu bessern. Nichts habe auch die Regierung gegen den Faschismus getan. Die Kommunistische Partei müsse sich ihr weiteres Handeln ernstlich überlegen. — Diese Rede wirft ein interessantes Streiflicht auf die politische Lage in Frankreich. 10 Tonnen schwere Angriffsianks Französische Manöver „motorisiert". Die französischen Blätter veröffentlichen umfangreiche Berichte über den Abschnitt der französischen Manöver, denen u. a. der Präsident der Republik, der französische Kriegsminister, der polnische General Rydz- Smigly, der polnische Botschafter in Paris und der fran zösische Generalissimus Gamelin beiwohnten. Die Abschüsse der Artillerie und das heftige Gewehr feuer sowie die zahlreichen Flugzeugstaffeln, die das Feld überflogen, gaben ein eindrucksvolles Kampfbild. Be sondere Beachtung fanden die Bewegungen der motori sierten Einheiten, darunter die motorisierten Beobachtungsbataillone und vor allem die schweren 70-Tonnen-Angriffstanks, die sowohl an Bestückung wie an Besatzung kleinen Festungen gleichkommen. 14 Mann bilden die Besatzung eines solchen Tanks, der mit Zwillingsmaschinengew'ehren und star ken Geschützen bestückt ist. Aehnlich den großen Panzerkreuzern führen auch diefe Tanks Namen, wie Straßburg, Verdun, Metz usw. Ihre Panzerung ist der - artig widerstandsfähig, daß Geschosse von 10,5-Zentimeter-Kaliber ihnen nichts anhaben. Daneben fielen auch die sehr schnellen Hotchkis-Tanks von ..nur" 30 Tonnen auf. Nürnbergs Hcpvelinfcld für den Rcichsparteltag fertiggcstcllt. Blicke auf das fcrtiggestellte Zeppelinseld in Nürnberg mit der monumentalen Säulenhalle. Hier werden die Gliederungen der Partei während der Reichsparteitage aufmarschiercn. (Weltbild --- M.) Südafrika gibt Fahne aus Südwest zurück. Anläßlich der Einweihung des neuen Deutschen Haufes in Pre toria gab der südafrikanische Minister Grobler (links) dem deutschen Gesandten Wiehl (rechts) «me Reichssahne zurück, die im Feldzug gegen Deutsch Südwestafrika Ende April 1915 in Klipdam erbeutet wurde. Diese Geste ist ein schöner Beweis für die sich weiter festigende deutsch-südafrikanische Freund- schäft. (Dr. Stark — M)