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MOmsserTageblait alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise lau« ausliegender Preisliste Nr 8. — Ztsser-Gebühr: 20 Rplg. — Porgesch-ir- bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgen-Annahme bis vormittags Ist Uhr .. Für die Richtigketi del durch bernrus Lbermi«. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs uns Zwangsvergleich erlisch« jeder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das „WilSdrusfer Tageblatt' erschein« werktags nachm «Uhr. Bezugspr. monall 2RM srei Haus, bei Postbeftellung RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rps Alls Poftanftalien, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu ,eder Zeit Be- ,, ... ,, , ftellungcn enlgegen Im 8°lle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebsstöiun. gen besteht kein Anspruch > — aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreise« Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiltegt. Nr. 207 — 05. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 4. September 1936 „Union nationale" Die neue Marschparole der Kommunisten in Frankreich. Das von der Volksfront regierte Frankreich, das in dem Bündnis mit dem bolschewistischen Rußland seine stärkste Stütze sieht, gerät mit jedem Tag mehr in das kommunistische Fahrwasser. Die Stellungnahme zum spanischen Bürgerkrieg beweist ganz deutlich das Ab gleiten des demokratisch-republikanischen Staates in einen kommunistisch-sozialistischen Staat, der nach den Gesetzen Moskaus seine Zukunft zu bauen versucht. Sei es, daß die Regierung Blum zu schwach ist gegen die kommunistischen Tendenzen, die in den Gewerkschaftsorganisationen die Oberhand gewonnen haben, sei es, daß die Regierung selbst zu diesen Tendenzen neigt, Tatsache ist, daß der Kommunismus in Frankreich sichtbare Fortschritte macht. MoTkau, das nach Spanien Frankreich sturm reif für den Bolschewismus macht, hat für die französischen Kommunisten scheinbar eine neue Kampf parole ausgegeben, die in einem auffallenden Stellungs wechsel der Kommunisten erkennbar wird. Unter der Führung des kommunistischen Vizepräsidenten der Pariser Kammer, Duclos, hat feit Anfang Juli ein Werbefeld zug für eine „Union nntionÄls" eingesetzt. Allem An schein nach genügt die Volksfront den Komintern nicht mehr als Basis für die Bolschewisierung Frankreichs. Sie soll über die andern Parteien erweitert werden, wobei allerdings die Kommunisten die Kerntruppen der „neuen Union" bilden sollen. lieber die Ursachen dieses seltsamen Stellungswechsels war man sich lange nicht im klaren. Schon der in großer Ausmachung Anfang August in dem Zentralorgan der französischen Kommunisten, der „Humanits", erschienene Artikel von Duclos erregte Aufsehen. Darin wurden folgende Forderungen ausgestellt: „Man muß sich zur Er kenntnis durchringen, daß nicht alles möglich ist, was er strebt wurde. Es genügt aber, wenn man in ein paar wesentlichen Fragen einig ist, die das Leben und die Un- abhänaigkeit des Landes gewährleisten. Daher ist es nicht notwendig, über alle Dinge die gleichen Ansichten zu haben, aber der Ptsammenschluß aller Franzosen, außer den ver brecherischen Faschisten, zur Abwehr der Gefahren, die dem Vaterland von außen drohen, ist dringendste Pflicht." Als erste Etappe sollte das Volkswirtschaft- liche Leben Frankreichs b o l s ch e w is i e r t werden. Das erfolgte zuerst planmäßig durch die Besetzung der Betriebe. Die Streiks begannen in der roten Bann meile von Paris. Zuerst wurden die Rüstungsbetriebe besetzt, dann folgte die Stillegung der Oel- und Petroleum- rasfinerien. Nachdem die Landesverteidigung lahmgelegt, besetzten die Komintern die Verproviantierungsbetriebe. Als dritte Phase wurden die Streiks von Paris bis in die bedeutendsten Provinzstädte ausgedehnt, welche geographischen oder regionalwirtschaftlichen Gründen für die Landesverteidigung wichtig waren. Gleichzeitig be gannen die politischen Riesenversammlungen, in denen die bekanntesten Kommunisten sprachen. Am Vorabend des ll- Juni fand im ,Palais du Sport" eine Riesenversamm lung statt. An diesem Abend rief der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Thorez: „In kurzer Zeitwerden wirselbstan der Machtsern. Ich sage es ausdrücklich, Kameraden: In kurzer Zeitl" Ein Begeisterungsschrei erscholl, wobei Ministerpräsident Blum Thorez glückwünschend die Hand drückte. Der Plan der Komintern schien geglückt. Und dennoch wurde er nicht vollendet. Die Ursachen, weshalb dieser erste Angriff aus die Staatsgewalt mißlang, sind nicht ganz klar geworden. Aber die Vermutung liegt nahe, daß man sich in Kommu- nistenkreisen noch nicht sicher fühlte und die Armee fürchtete ^-Ä^em haben verschiedene Radikale nicht mitgemacht. Schließlich sollen Gerüchte verbreitet gewesen sein, die „Feuerkreuzler" hätten bereits ihre Reserveoffiziere ein berufen und die wichtigsten Punkte der Stadt besetzt. Also blies man diesen ersten Versuch ab. Dabei betonte Thorez, daß dies kein Aufgeben der gefaßten Pläne sei, es sei nur ein Verichreben. Der Aufstand soll nochmals im Herbst versucht werden. Ein diesbezüglicher Befehl Moskaus liegt, so heißt es, bereits vor. Das sind die wahren Ursachen des plötzlichen Stellungswechsels der französischen Kommunisten. Man entdeckt plötzlich sein va^rlandisches Herz und denkt dabei nur an die Weltrevolution. Es wurde denn auch bereits im geheimen ein u e u e s A k t i o n s p r o g r a m m aus- gearbeitet, das unverzüglich in die Hand genommen wird. Dazu gehört die Schaffung der „Union nntionnls", der „Front der Franzosen". , Der Zweck dieser Front ist es, den demokratischen Franzosen klarzumachen, daß mit dem Siege der spanischen Militärpartei die Freiheit Frankreichs bedroht sei. Die Klassenforderungen der Kommunisten sind dabei nicht mehr wichtig, sondern nur die politische Zusammenfassung aller Franzosen, „um jene heilige Einigkeit zu erreichen, welche vor dem Daseinskampf alle Söhne des gleiche» Volkes 3kW M dell MWlisten erobert. Unaufhaltsamer Vormarsch der Militärgruppe. Nach dem entscheidenden Erfolg der Militär- gruppe bei Jrun sind jetzt auch an den anderen Kampffronten in Spanien die nationalen Truppen im Vormarsch. Im Süden steht die von den Roten beherrschte Hafenstadt Malaga vor dem Fall, und in Asturien haben drei nationale Kolonnen ihre Vereinigung durch geführt und Oviedo eingekreist, mit dessen Einnahme die größten Kanonenfabriken Spaniens den nationalen Streitkräften in die Hände fallen. Ein Bombenangriff auf die großen Automobil werke Hispano-Suiza in Guadelajara, wo Muni tion für die Roten hergestellt wird, hat die Werke in Flammen gesetzt. Vor Madrid erzielte die nationale Armee einen Geländegewinn von 25 Kilometer Tiefe. Die Rote Miliz hatte schwere Verluste. Die große Schlacht um den Besitz Jruns wird er bittert fortgesetzt. Ein verzweifelter Gegenangriff der Roten wurde blutig abgewiesen. In dem eroberten Fort San Marcial fanden die nationalen Truppen Kriegsmaterial französischer Herkunft und Dumdumgeschosse, womit die barbarischen Kampfmethoden der Roten be wiesen werden. Unter den Gefangenen, die in dem Fort gemacht wurden, befanden sich bezeichnenderweise auch S o w j e t r «s s e n. Die Schlacht bei Jrun entwickelt sich weiter zu gunsten der nationalen Truppen. Sie haben die ganzen Höhenstellungen nm Jrun besetzt, und die Sturmkolonnen sind bereits in die Vorstadt eingedrungen. Mit dem Be sitz des Grenzdorfes B 6 h o b i e sind die Roten durch die Unterbindung der einzigen Eisenbahnlinie von der wich tigen Verbindung mit Frankreich abgeschnitten. Hunderte roter Milizsoldaten, die die Aussichtslosigkeit weiteren Widerstandes einsahen, flüchteten im letzten Augenblick auf französisches Gebiet, wo sie von der Gendarmerie ent waffnet wurden. Der Vertreter der französischen Zeitung „Jour", der einige der Flüchtlinge befragte, erhielt die wütende Antwort, baß sie nicht geschlagen, aber von der französischen Regierung, die ihre Ver sprechungen nicht gehalten habe, verraten orden seien. Der Berichterstatter fügt hinzu, man müssc sich fragen, um welche Versprechungen es sich denn handele, da doch immer von Neutralität in Frankreich ge sprochen worden sei. Wie man den Berichten der Flücht linge entnehmen kann, gewinnen unter der zunehmenden Panik in Jrun die Anarchisten mehr und mehr die Ober hand. Jrun gefallen. Große Erfolge der nationalistischen Streitkraft« Front vor Jrun. Am Freitag früh um 7 Uhr ist es den nationalistischen Truppen gelungen, die heißumlämpste Stadt Jrun zu erobern. Unter Ausnutzung des unsichtigen Wetters konnten die nationalistischen Streitkräfte überraschend aus den etwa 800 Metern vor der Stadt gelegenen proviso rischen Stellungen vvrrücken. Nach kurzem Infanterie- und Maichinengewehrseuer wurden die roten Verteidiger zuriickge- worfen, die in wilder Flucht über die internationale Brücke bei Hendaye sich zu retten suchten. * Rote Flieger kommen aus Frankreich In Beantwortung eines Bombenangriffs der Natio nalisten auf Jrun erschienen zwei sehr schnelle Flug zeuge der Roten, die einwandfrei von franzö sischem Gebiet herkamen. Sie bewarfen die am Mittwoch von den Nationalisten eroberten neuen Stel lungen aus verhältnismäßig niedriger Höhe mit Bomben. Da die Grenzverletzung durch die roten Flugzeuge diesmal auch für jeden Laien zu offen sichtlich war, erschien wenige Minuten später ein von der französischen Grenzpolizei alarmiertes zweimotoriges Kampfflugzeug, das etwa eine Stunde lang an der Grenze hin und her flog, um zu verhindern, daß die roten Flugzeuge wieder über französisches Gebiet kamen. Diese verschwanden schließlich in großer Höhe in Richtung San Sebastian. umfassen soll". Das ist deutlich die Stimme der Komintern, die auf einen Krieg hinarbeitet, der allein noch die Weltrevolution bringen kann, wie derKymmunitt Ercoli einmal sagte. Auch dle ikallenlsche Botschaft nach Alicante verlegt . Die italienische Botschaft in Madrid ist, wie von maß gebender italienischer Seite bestätigt wird, nach Ali cante verlegt worden. Begründet wird diese Maß nahme mit der ungenügenden Sicherheit und dem mangel haften Schutz durch eine Regierung, die keine Autorität mehr besitze. Italienischer Arbeiter in Barcelona ermordet Die Spätabendausgabe am Donnerstag des halb amtlichen römischen Blattes „G i o r n a l e d'Jtalia" meldete, daß in Barcelona ein italienischer Arbeiter ^namens Umberto Fasanella, Vater von sieben Kin dern, ermordet wurde. Fasanella ist der sechste Italiener, der als Opfer der spanischen Marxisten fällt. Wie die Meldung des „Giornale d'Jtalia" betont, scheint die ein zige Veranlassung der Bluttat in der Tatsache zu liegen, daß Fasanella in seiner Wohnung religiöse Bilder hatte. (!) In maßgebenden italienischen Kreisen wird dieser Zwischenfall als ziemlich ernst betrachtet. Erregung in Italien wegen der Ermordung italienischer Arbeiter durch spanische Marxisten Das halbamtliche „Giornale d'Jtalia" meldet, daß in Barcelona ein italienischer Arbeiter namens Umberto Fasanella, Vater von sieben Kindern, ermordet wurde. Fasanella ist der sechste Italiener, der als Opfer der spanischen Marxisten fällt. Wie die Meldung des „Giornale d'Jtalia" betont, scheint die einzige Veranlas sung der Bluttat in der Tatsache zu liegen, daß Fasanella in seiner Wohnung religiös-Bilder hängen hatte (j). Der italienische Generalkonsul in Barcelona legte sofort in schärfster Form Verwahrung ein, doch erscheine, wie das Blatt hinzufügt, dieser Einspruch angesichts der Tatsachen lage als unzulänglich. Ein italienischer Kreuzer befinde sich bereits in den Gewässern von Barcelona, und voraus sichtlich würden noch mehr italienische Kriegsschiffe dort hin entsandt werden. In maßgebenden italienischen politischen Kreisen wird dieser Zwischenfall als fehr ernst betrachtet, um so mehr, als auch am Donnerstag Nachrichten über neue Waffen lieferungen nach Spanien vorliegen. In zuständigen ita lienischen Kreisen wird in diesem Zusammenhang erklärt, daß bei weiter anhaltenden Verletzungen der Nichteinmischungs- Verpflichtung Italien sich seine Handlungsfreiheit zurücknchmen werde. Madrid meldet italienische Flugzeuglieserungen Die Madrider Regierung stellt in einer an die fran zösische Regierung gerichteten Note, die aber auch allen anderen beteiligten Mächten zur Kenntnis gebracht wer den soll, die Behauptung auf, daß in Vigo 2 4 Flug - zeuge italienischer Herkunft eingetrof- fen seien. Britische Truppen in Palästina überfalle». Unbehindert durch die englisch-arabischen Friedens besprechungen dauern die Zerstörungen und Uebelfäll« in Palästina unvermindert an. Täglich gibt es Tote und Verwundete, Ver haftungen und Sabotageakte. Am Donnerstag wurden Abteilungen des Lincolnshire- und des Royal-Scots-FLsilierregiments bei Bala zwischen Nablus und Tulkarn durch eine 50 Mann starke arabische Freischar angegriffen. Erst mit Hilfe von Flugzeugen ge lang es den britischen Truppen, die Araber.zurückzuschla gen und zu zerstreuen. Auf britischer Seite kamen ein Fliegeroffizier und sein Begleiter bei einer Notlandung im Anschluß an das Gefecht ums Leben, ferner wurden ein Infanterist getötet und vier britische Heeresangehörige — darunter zwei Offiziere — verwundet. Auf arabischer Seite wurden zehn Tote gezählt sowie sechs Verwundete. Sechs Häuser des Dorfes Bala, aus denen geschossen wor den war. wurden von den britischen Truppen nieder- gerissen.