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Stumme Zmrefpeuche. Eine Geschichte vvn Wolfgang Federau. Dtese zwei, drei Feiertage, die Edles sich selbst gemacht Hatte, hatte er sich richtig abgestohlen, sich oder, besser gesagt, seiner Klitsche, hinten in der Niederung. Denn natürlich: wer einen Hof besitzt, wer ein Bauer ist, der ist nicht nur Herr über so und so viele Tagwerke oder Morgen oder Äcker- nahrungcn Land — es kam wirklich nicht auf die Bezeichnung an, die man wählte — sondern er ist auch der Diener, der unermüdliche, hingehende Diener dieses Fetzens Erde. Die nichts schenkt, sondern für alles, was sie gibt, mit Schweiß und Mühe und Sorgen umworben sein will. Wer dazu nicht stark und nicht demütig genug ist, der ist nie ein richtiger Bauer gewesen, wird nie einer werden. Edles wußte das. Es war ein Wissen, das seit Jahr hunderten in seinem und seiner Vorfahren Blut lebte. Und die paar Jahre Studium an der landwirtschaftlichen Hoch schule, die hatten, ein solches Wissen nicht abtöten können. Darum also streunte Edles mit einem etwas schlechten Gewissen in der großen Stadt herum. Er war nicht recht mit sich zufrieden, er fand keine Rechtfertigung dafür, daß er so plötzlich und ohne eigentlichen Grund „blau" gemacht hatte. Vorher, da hatte er geglaubt: „Es muß schön sein, mal aus dem ewigen Einerlei herauszukommen, mal richtig aus zuspannen. Nicht immer nur den Hof vor sich zu haben, den Stall, den holprigen Großknecht, die Mägde. Mal wieder sich fein machen können. In einem netten Lokal etwas essen dürfen, was es auf dem Lande nicht gab. Abends ins Theater gehen, mit einem netten, zierlichen und gepflegten Mädel." — Ja, das hatte er geglaubt. Aber jetzt waren, inmitten der Verlockungen und Ze -nungen der Stadt, seine Gedanken nur immer daheim. Bei der Kuh Jesse waren sie, und ob sie nicht doch vor der Zeit kalben würde. Und bei dem Moorstück am Obereck, mit dessen Trockenlegung — so lange schon ge plant! — in diesem Sommer nun aber auch wirklich und wahrhaftig begonnen werden sollte. Die Stadt, nach der er sich eben noch so sehr gesehnt hatte, begann langsam, ihm lästig zu werden. „Ich gehöre Wohl nicht hierher", sagte er sich immer wieder. Abenteuer? Er hatte keine Abenteuer erlebt, bislang., Sein Blut war wohl zu schwer für solche Dinge. Und natür-, lich erhoffte er sich auch heute keines, da er in die Straßen-^' bahn stieg. Er wollte heraus aus der steinernen Wüste, ep wollte nach irgendeinem kleinen Ausflugsorte, wo man seinen Kaffee im Freien trinken und den Duft blühender Bäume in sich hincinatmcn konnte. Ein Mädchen saß ihm gegenüber, einfach gekleidet, ohne kokettes Schleifchen, ohne auffallenden Schmuck. Und doch wurde Edles nicht müde, die Fremde anzuschauen. Ihr offenes, bräunliches Gesicht, unter dessen sammetweicher Haut man das junge und gesunde Blut pulsen sah — oder zu sehen wähnte. Ihr Haar, das sie locker, nur durch ein Band im Nacken gefesselt, trug. Ihren Hals, der schlank und biegsam aus dem runden Krägelchen herauswuchs. Sie spürte seinen Blick Wohl. Und sie errötete leicht. „Warum schaust du mich so an?" fragten ihre Augen. Sehr große, sehr blaue Augen, strahlend wie leibhaftige Sterne. „Du bist schön", erwiderten die seinen, „sehr schön..." „Wirklich?" zweifelten des Mädchens Augen. „Findest du das wirklich? Das hat mir noch niemand gesagt. Und es tut Wohl, so etwas zu hören. Aber ist es nicht unschicklich, so offen zu einem Mädchen zu sprechen, das du doch gar nicht kennst?" „Mir ist es", entgegneten Edlefs Blicke, „mir ist es, Mein Kind, als kennten wir uns seit langem. Als seien wir einander nab und vertraut seit Ewigkeiten. Und unschicklich? Keiner von all den andern hier weiß um unsere Zsviesprache. Ist das nicht gerade so wundervoll? Wir fitzen hier, ein gekeilt in einem Haufen fremder und gleichgültiger Men schen, und wir haben unser Geheimnis. Unser großes, be seligendes Geheimnis. Daß ich deine Schönheit erleben und bewundernd in mich hineintrinken darf und daß du dich nicht wehren kannst, wenn du auch wolltest, gegen meine An betung. Und ... und ... gefalle auch ich dir? Oder ..." Da lächelte das Mädchen. Und ihre Lippen, die sich öffneten wir der Kelch einer Blüte, diese warmen, zärtlichen Lippen entblößten für eines Augenblickes Dauer zwei Reihen «lfenbeinweißcr, feuchtschimmernder Zähne. „Gut gefällst du mir", sagten die Augen. „Sehr gut gefällst du mir. Aber es ist Unrecht, daß ich dir das zeige. Und dumm ist es auch. Es führt zu nichts, wir sitzen hier, ganz nahe einander, wir könnten einander bei den Händen fassen, und wir sprechen miteinander in jener Sprache, die der Zunge und des Wortes nicht bedarf. Doch in einer Viertel stunde, wenn wir die Bahn verlassen, dann gehst du dorthin, und ich gehe hierhin, und der Raum zwischen uns wird größer und großer. Und dann... dann sehen wir uns nie wieder." „Wirklich?" fragten die Augen des Mannes zurück. „Wirklich?" Und sie wanderten über die holde Gestalt des Gegenübers, die noch ein wenig kindlich schmalen Schultern, die weiche Linie der Hüfte. Und"blieben an den Händen haften. An den Händen, ja. Es waren sonnengcbräunte Hände. Saubere Hände. Aber keine Damenhände. Keine Hände, wie die junger Mädchen aus der Stadt sie aufzuweisen haben, schmalgliedrig und zerbrechlich und blaß und kraftlos. Hände waren cs, Welchs die Spuren der Arbeit allzudeutlich und unverlierbar an sich trugen. Von Arbeit im Freien, die Kraft verlangt und unermüdliche Hingabe. Das Mädchen sah den Blick und wurde verlegen, warf den Kopf mit einer leichten Bewegung in den Nacken, aber dann... ja, dann versuchte es, die Aermel des dünnen Sommermantels über die Hände zu zupfen. Edles lächelte. „Schämst du dich?" fragten seine Augen. „Warum schämst du dich? Sind nicht die Hände des Menschen zur Arbeit da? Und sind arbeitende Hände nicht tausendmal wertvoller, ehrfurchtgebietender als die müßigen Hände modischer Zierpuppen? Können nicht arbeitgewohnte Hände sanft und weich und zärtlich werden, wenn sie liebkosend über die Haare des Geliebten streichen? Du brauchst dich deiner Hände wahrlich nicht zu schämen, geliebtes Mädchen." Und dann zog Edles seine neuen, wildledernen Hand schuhe ab. Groß und nackt lagen seine Hände auf den Knien, auf dem schönen, modischen Anzug. Mit einem Male fiel alles ab, was nicht naturverbunden war mit diesem Manne, seinem eigentlichen Wesen. Hände lagen da, unverhüllt, die breit waren und stark, gegerbt von Sonne und Wind, harte Hände, gewöhnt, selbst einen Pflug, selbst eine Axt zu führen. Bauernhände... Die Blicke der beiden verhakten sich ineinander, und nun schien es, als rückten sie einander noch näher, der Mann und das Mädchen. Als wäre auch der letzte Rest trennenden Raumes zwischen ihnen hinweggeschmolzen. Die Straßenbahn war am Ziel. Edles stieg als erster aus. Und daß er nun Wartete und dem Mädchen hinaushalf, daß sie Seite an Seite mit lachendem Munde und lachenden Augen, zwei junge Menschen, in die grüne Natur hinein schritten, das war — nach all dem Vorangegangenen — Wohl eine Selbstverständlichkeit. — ,! Nsues aus alles Well. Nachspiel -es „Bremens-Zwischenfalles. Die im Zusammenhang mit den Ruhestörungen bei vcr Abfahrt der „Bremen" in Ncwyork festgenommenen elf Kommunisten und Kommunistinnen wurden am Mon- iag von dem zuständigen Polizeigericht des „unordent lichen Betragens" für schuldig befunden. Zwei von ihnen wurden zu 14 Tagen, die übrigen zu sieben Tagen Haft im Arbeilsbaus verurteilt. Zwei Menschen im Kraftwagen verbrannt. Unweit der Orischaft Dettendorf bei Bad Aib ling stieß ein mit fünf Personen besetzter Kraftwagen aus lllm gegen ein Brückengeländer. Durch den heftigen An prall explodierte der Benzinbehälter, und der Wagen stand sofort in Flammen. Zwei der Insassen, eine Frau und ein Kind verbrannten bei lebendigem Leib. Drei Mitfahrende wurden aus dem Wagen geschleudert und sehr schwer ver letzt; einer der Verunglückten, vermutlich der Wagenlenker, starb im Krankenhaus. Der Lodesweg des TmfunS Der schwere Taifun, der über Südkorea nach vem Ochotskischen Meer zu hinweggerast ist, hat bisher l516 Tote, 1183 Verletzte und 769 Vermißte gefordert. 28 863 Häuser sind eingestürzt, 3664 wurden stark be schädigt, 4391 wurden fortgespült, und 46 225 Gebäude stehen unter Wasser. 462 Fischerboote sind untergegangen oder aufs Meer Hinausgetrieben worden. 1294 Boote wurden am Strand schwer beschädigt. Nürnberg-Echo über alle -eulsKsn Sender Die Reichssendeleitung teilt mit: Das Nürnberg-Echo des Reichsparteitages 1936 wird in der Zeit vom 1. brs 7. September täglich von 19.45 bis 20.00 Uhr aus Nürnberg über alle deutschen Sender übertragen. Der gropre Wemsestzug aller Zetten. Zehntausende von Volksgenossen waren am Sonntag nach Mainz ge kommen, um den größten Weinfestzug aller Zeiten zu er leben. Bei diesem gewaltigen Festzug fehlte kein Kreis des Gaues Hessen-Nassau. Fraucnmord im Kino. In Essen wurde im „Glück- auf"-Kino die Putzfrau des Kinos aus der Toilette des Theaters durch drei Messerstiche niedergestreckt. Von Leuten, die vor dem Kino standen, sind die Hilferufe der schwerverletzten Frau gehört worden. Als Passanten her beigeeilt waren, hatte der Täter jedoch bereits die Flucht erarcksen. eines nmounsaus. Der 34jährige Fritz' Adam und der 30jährige Fritz Forster, beide aus Saal feld, wollten auf einem Motorrad bei Rudolstadt einen Kraftwagen überholen und stießen dabei mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Der Beifahrer des! Kraftrades wurde auf die Straße geschleudert und blieb tot liegen. Der Lenker des Rades kam unter das Auto zu liegen und erlitt, da das Auto durch das ausfließende Benzin in Brand geriet, tödliche Brandwunden. In den Strudeln der Loire ertrunken. Beim Baden in der Loire bei Nevers (Frankreich) wurden zwei junge Mädchen von einem Strudel erfaßt und von der Strömung fortgerissen. Sechs Artilleristen, die in der Nähe badeten, versuchten, die Mädchen zu retten, jedoch vergebens. Die Mädchen ertranken, und auch einer der, Soldaten versank in den Fluten. Tankschiffe auf dem Ozean. Eine Londoner Gesell schaft beabsichtigt, für den geplanten Atlantikluftverkehr zwischen England und Nordamerika auf dem Ozean Tankschiffe zu verankern, so daß es den Flugzeugen durch erleichterte Brennstoffübernahme möglich sein könnte, in zwölf Stunden das große Wasser zu über queren. Dieser transatlantische Flugzeugtankdienst soll von Londonderry (Nordirland) ausgehen. Fünfzehn Minuten tot. Nach einer amerikanischen Meldung aus Denver hatte bei einer Kranken, an der eine Operation mit Betäubung durchgeführt worden war, die Herztätigkeit ausgesetzt. Die Aerzte hatten die Kranke aufgegeben. Rach fünfzehn Minuten setzte das Herz Plötze lich wieder ein. Die Verantwortung für die Meldung muß der amerikanischen Presse überlassen bleiben. Das Testament des Millionärs Miller. Im Jahre 1926 war inToronto (USA.) der Millionär Miller ge storben. In seinem Testament hatte er sein Millionen vermögen für jene Mutter in Toronto bestimmt, die im Verlaufe der nächsten zehn Jahre die meisten Kinder ge boren hat. Eine Italienerin namens Grazia Bagnaro wird wohl die glückliche Erbin werden, die im Oktober ibrem zehnten Kinde entaeaensiebt. „sueen MH" gewinnt das Vlane Vans Der englische Dampfer „Queen Mary" brach den Rekord für die schnellste Ueberguerung des Atlantik von West nach Ost mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,63 Knoten. Die „Queen Mary" gewann damit zum ersten Male seit 1929 das Blaue Band des Atlantik für England zurück. Das Schiff hat die 2939 Meilen betragende Strecke von Ambrose Leuchtfeuer bei New Park bis Bishop Rack in drei Tagen, 23 Stunden und 57 Minuten zurückgelegt. Diese Zeit ist um drei Stunden 31 Minuten Schneller als die bisherige Rekordzeit des französischen Ozelnriesen „Normandie". Nach den für das Blaue Band geltenden Vorschriften muß die „Queen Mary" den Rekord mindestens drei Monate halten, um die von dem Engländer Hales ge stiftete Trophäe endgültig zu gewinnen. Falls in dieser Zeit ein anderes Schiff eine schnellere Ueberquerung durchführt, wird zwar der Name der „Queen Mary" in die Trophäe eingravieri werden, jedoch wird in diesem Falle das Blaue Band für England verloren gehen. Es verlautet, daß die „Normandie" nicht sofort versuchen werde, den Rekord zu brechen. Sie werde diesen Versuch erst im Oktober unternehmen, nachdem ihre Maschinen und Schrauben überholt seien. ÄcÄccsmü Anian vknkSkir-krecnrLrcuori oeikLu vevi-La oruzn (40. Fortsetzung.) „Wirklich?" entfuhr es Hohmann. „Es wird meine Frau sicher interessieren, wenn Sie ihr von ihrem Be kannten erzählen. Nicht, Ruth?" Er glaubte ihr da- durch zu zeigen, daß sein Vertrauen in sie ungeschmälert sei und ahnte nicht, wie er sie mit jedem Worte auf die Folter spannte. „Er war doch seinerzeit mit dir in Irland, wandte er sich über den Tisch. „Deinem Urteil nach ist er ein Gentleman." Er wartete vergebens auf eine Bestätigung von Thim Thornwals. — Hohmann hatte in nächster Zeit viel zu tun. „Die Bergler sparen sich das Kranksein immer für die Feier- tage auf," meinte er lachend. „Da hat man ohnedies Langeweile — und der Doktor hat Zeit, denkt man sich." Es gab übrigens auch sonst niemand auf Ilm, der sicht stark beschäftigt gewesen wäre. Erstes Weihnachten des jungen Paares. Ruth fuhr öfter nach der Stadt und brachte jedesmal eine Un menge Pakete mit, die der Veit im Schlitten kaum ver stauen konnte. In allen Winkeln des Doktorhauses bargen sich Geheimnisse. Eines versperrte vor dem anderen seine Tür. Selbst die Bärbel erschrak, wenn jemand unvermutet in ihr Bereich trat und warf schnell ein Tuch oder ein Zeitungsblatt über diesen oder jenen Gegenstand. „Kür Fossil traf eine große Kiste ein, die Harald Monsen als Absender trug. Veit vermochte sie kaum ins Haus zu schaffen und ging ihr dann mit Hammer nnd Stemmeisen zu Leibe. Von dem Inhalt bekam er Nichts zu sehen, als einen großen Haufen Holzwolle. » * * Das Doktorhaus Dann kam der standen nun Herrschaft Lichterbaum. Noch nie wird?" „Das war nichts weiter als meine Pflicht," entgegnete Hohmann. „Jeder andere hätte dasselbe getan." „Dann beruhigen Sie sich, verehrter Doktor. Ich hätte mich auch jedem anderen in gleicher Weise erkenntlich gezeigt." Damit mußte sich Hohmann zufrieden geben. Das ganze Haus duftete nach Backwerk und dem feinen Hauch verlöschender Wachskerzen. Gegen Mitter nacht kam der Forstmeister angestapft und hinter ihm der Franzl Hornacher mit einem großen Rucksack, in dem die Gaben des Alten verstaut waren. Ruth sah die Augen des jungen Menschen auf sich gerichtet und nickte ihm zu. Als er sich nach der Küche vertrollte, ging sie ihm unbemerkt nach. „Das ist schön, daß Sie gekommen find, Franzl! Was ich Ihnen in den Rucksack packen lasse, ist alles für Sie." Ehe er etwas erwidern konnte, war sie schon wieder davongehuscht. Bevor sie aber die Tür des Gesellschaftszimmers öffnete, blieb sie einen Augenblick stehen. „Franzl," sagte sie sinnend vor sich hin. Ob sie sich in einer Stunde der Not auf den Hornacher verlassen konnte? Da vernahm sie einen Schritt hinter sich und fuhr zusammen. Er stand mit blassem Gesicht vor ihr und ftagte: „^abn S' mich grufn, Frau Doktor?" strahlte in einem Meer von Licht. Selbst in den Räumen, in denen sich niemand aufhielt, brannten sämt liche Flammen. Ruth hatte bestimmt, daß jeder ohne Ausnahme an der Bescherung teilnehmen sollte. So "Haft und Gesinde um den großen hatte Ilm solch eine Weihnacht gesehen! Jedes fand unter den Gaben, was es sich im geheimsten ersehnt hatte. Thim Fossil lag auf dem Diwan und lächelte über Hohmanns Ueberraschung: „Ihre Gabe beschämt mich, Herr Thornwals. Sie steht in gar keinem Verhältnis zu meiner Leistung." „Da haben Sie recht, Doktor. Ich meine es natürlich umgekehrt. Oder glauben Sie, daß das je zu bezahlen ist, wenn jemand vor dem Krüppeldasein bewahrt „Wenn S' mich einmal brauchn solltn zu jeder Stund bin ich da." „Ich danke Ihnen, Franzl." Die Tür tat sich auf. Hohmann suchte seine Frau. Der Holzknecht wandte sich um und stapfte langsam nach der Küche zurück. Es drehte ihn wie einen Kreisel. Sie hat was auf der Seele! Er erriet in seinem naiven Menschentum unbewußt, was es sein konnte. War was ganz und gar Unbegreifliches vom Herrgott, ein Weib zu schaffen, daß man ein Narr deswegen wurde. Ja wohl, ein Narr! Er auch — er, der Franzl Hornacher, mit dem verlorenen Heimat! und dem täglichen Kampf um den Bissen Brot. Wie sie ihn angeschaut hatte! Mit seiner Axt erschlug er jeden, der ihr auch nur einen Stein aus den Weg warf. Den Arm in den seiner Frau geschoben, kehrte Hoh mann zu der Tischrnnde zurück. F»ssfil hatte drei Gläser Punsch getrunken, ohne an die Folgen zu denken. Nun sprühte er vor Laune, erzählte Schnurren und Witze, daß Gustav die Tränen über die Backen liefen und der Forstmeister mit der Faust auf den Tisch schlug. „Ich Hütt gar nicht gedacht, daß ein Engländer so viel Humor hat/ sagte der Forstmeister anzüglich. „Nicht wahr?" lachte Fossil auf und griff wieder nach seinem Punschglas. Hohmann zog es ihm weg. „Jetzt nicht mehr, Herr Thornwals! Es genügt." „Ich folge ja schon, Doktor! Nur dieses eine noch!" Und sich über den Tisch neigend, fragte er Kahr: „Sie sind Junggeselle, Herr Forstmeister?" „Leider, ja." „Haben wahrscheinlich auch die Frau nicht gekriegt, dis Sie geliebt haben." Ruths Hände zitterten so stark, dich sie die Konfekt schale, die sie eben ihrem Manne reichen wollte, wieder zurückstcllen muhte. „Ich bitte dich, Markus, nimm ihm das Glas weg," flüsterte sie. Hohmann strich lächelnd über ihre Finger. „Laß ihn den Rest noch trinken. Dann bekommt er nichts mehr. Haben Sie auch im Sinne, Junggeselle zu bleiben?" wandte er sich an Thornwals. (Fortsetzung folgt.x