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N MLeEer Tagediatt 2. Dlalt Nr. 194 — Donnerstag, den 20. August 1930 Tagesspruch Wem wohl das Glück die schönste Palme beut? Wer freudig tut, sich des Getanen freut. Loethe. „Arbeitsdienst für die weibliche Jugend" Ein weiterer Schritt zur weiblichen Arbeitsdienstpflicht. Durch eine siebente Verordnung zur Durchführung und Ergänzung des Reichsarbeitsdienstes hat Reichsinnen minister Dr. Frick einen weiteren Schritt vollzogen auf dem Wege der Einführung der weiblichen Arbeitsdienst pflicht. Die Verordnung stellt nämlich sicher, daß mit Wirkung vom l. April 1 936 an die Verwaltung des weiblichen Arbeitsdienstes in den Bereich der Neichs- leitnng des weiblichen Arbeitsdienstes übernommen wn>, während sie bis dahin im Bereich der Neichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung stand. Außerdem wird sichergestellt, daß der Stellver treter des Führers bei Ernennungen von Führe rinnen und Führern zu beteiligen ist, deren Rang dem eines Arbeitsführers oder einem höheren entspricht. Von ganz besonderem Interesse aber ist, datz der bisherige Name „Frauenarbeitsdienst" wegfällt und zur Vor bereitung der endgültigen weiblichen Arbeitsdienstpflicht eine neue Bezeichnung für den weiblichen Arbeitsdienst ge wählt wird, nämlich: „Arbeitsdienst für die weibliche Jugend". * Die Reichsleitung des Reichsarbeits dienstes teilt mit: Nachdem der Arbeitsdienst sür die weibliche Jugend lange Zeit keine Möglichkeiten hatte, weitere Einstellungen vorzunehmen, können zur Zeit wieder Meldungen zu den Einstellungs- terminen 1. Oktober 1936 und 1. Januar 1 9 3 7 angenommen werden. Damit geht der Wunsch vieler deutscher Mädel in Erfüllung, im Arbeitsdienst freiwilligen Ehrendienst für ihr Volk zu leisten und eine schöne und gewinnreiche Zeit erleben zu dürfen. Die Meldungen werden nicht mehr wie bisher bei den Arbeitsämtern an genommen, sondern bei den B e z i r k s st e l l e n, in deren Gebiet der Wohnort der Arbeitsdienstfreiwilligen liegt. (Die Bezirke des Arbeitsdienstes für die weibliche Jugend umfassen jeweils einen Landesarbeitsamtsbezirk.) MHeLisschlachi und Sugen-schulung Schulungswoche der DAF. auf der Ordensburg Krössinsce. Im Rahmen der Schulungswoche der Gau- waltungs-Abteilungsleiter der DAF. auf der NS.- Ordensburg Krössinsee sprach Hauptamtsleiter Klaus Selzner zu den 800 Teilnehmern über den Stand der Arbeitsschlacht. Er gab in diesem Zusammen hang einen Ueberblick über die Ausfuhr und wies dabei darauf hin, daß, nachdem wir fast am Ende der Erwerbs losigkeit stehen, den Fragen der Ausfuhr als einem Lebensproblem des deutschen Volkes die allergrößte Beachtung geschenkt werden müsse. Am Nachmittag sprach der Leiter des Jugendamtes der Deutschen Arbeitsfront, Moosbrugger, über die künftige Arbeit. Er behandelte einleitend die organisatorische Aufteilung der Arbeit des Jugendamtes, insbesondere die Jngend- betriebsarbeit. Zum Schluß legte der Leiter des Jugend amtes die Erfahrungen der bisherigen Reichsberufswett- lämvfe dar. Sporiunfall des Reichsbauernführers Bei der Abnahme des goldenen Neichssportabzeichens erlitt der Reichsbauernführer R. Walther Darrs einen schweren Riß der Achillessehne. Diese Verletzung zwang den Reichsbauernführer, sich zu Professor Geb hard t-Hohenlychen in Behandlung zu begeben. „SteMswWeiMderMmmumM Generalfeldmarschall von Mackensen übernahm als Chef das Reiterregiment 5. Es war für vre schöne pommersche Stadt Stolp ein großer Tag, au dem unser greiser Generalfeldmarschall v o n M a ck c n s e n, der durch die Ernennung zum Ches des Reiterregiments 5 geehrt worden ist, sein Regiment übernahm. Der Generalfeldmarschall war bereits am Vortage in Stolp eingetroffen und Hörle noch in den späten Abend stunden im Garten des Offizierskasinos ein Konzert und den Großen Zapfenstreich. Am Vormittag der Feier legte er in der Schloßkirche an der Gedenktafel für die Gefallenen des Leibhusarenregiments einen Kranz nieder. Die Feier der Uebergabe des Reiterregiments fand auf dem Stephansplatz statt. Nachdem das Reiterregiment tm offenen Viereck aufmarschicrt war, hielt der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Fritsch, an den Generalfeldmarschall von Mackensen, eine Ansprache, in der er ausführle: Herr Generalfeldmarschall! Als der Führer und Reichskanzler Herrn Generalfeldmarschall zum Ches des Reiterregiments 5 ernannte, wählte er dazu den Tag, an dem vor >95 Jahren Preußens großer König das Regi ment der Schwarzen Husaren schuf. Dieser Hinweis aus eine ruhmreiche kriegerische Vergangenheit lenkt den Blick auf das, was die alten Preußenregimenter einst groß ge macht und sie von Sieg zu Sieg geführt hat. Sie er innern uns des gewaltigen Ringens im Weltkriege und Ihrer Erfolge, Herr G e n e r a l f e l d mar sch a l l, in West und Ost, in Polen, Galizien, Serbien und Rumänien. Ein Sinnbild echten deutschen Soldatentums waren Sie uns bereits als ehe maliger Kommandierender General des I7. Armeekorps, zu dessen Befehlsbereich auch das Blücher-Husaren- regimcnt und die Blücherstadt gehörten. Jetzt treten Sie an die Spitze dieses Regiments mit seiner stolzen ruhm reichen Tradition Nicht nur das Reiterregiment 5, die ganze deutsche Armee empfindet es als hohe Auszeichnung, daß Herr Generalfeldmarschnll nun auch mit der neuen Wehr macht eng verbunden ist. Diese hohe Auszeichnung ist auch eine hohe Verpflichtung. Wir geloben, daß wir, Offizier und Mann, das ganze deutsche Heer, bewahren werden und bewahren wollen, was wir von den Tapferen ererbt haben, dessen lebendiaes Belsptel der Herr Geralfeldmarschall uns ist. Die An sprache schloß mit einem dreifachen Hurra auf den Reiter general und großen Heerführer des Weltkrieges, den Chef des Reiterregiments 5, Generalfeldmarschall von Mackensen. Mackensen dankt für die Ehrung Generalfeldmarschall von Mackensen dankte herz lich für die große Ehrung, die ihm mit der Verleihung des Regiments zuteil geworden ist. Für mein Empfin den ist, so sagte er, die Verleihung der Chefstelle das, was der Herr Generaloberst eben aussprach, eine Ehrung auch für das ganze alte Heer, für seine Front kämpfer, die vier Jahre lang unser Vaterland beschützt haben. Ein besonderer Sinn ist durch den Führer in die Verleihung gelegt worden dadurch, daß er den 195. Ge burtstag der Leibhusaren gewählt hat. Ich erblicke darin eine Anerkennung meiner Friedenstätigkeit und der Er folge, die ich dank Gottes Gnade und der Tapferkeit meiner Truppen erlangt habe. Wir geloben in dieser Stunde mit unserem Dank an den Führer, der mich zum Chef des Reiterregiments 5 gemacht hat, daß wir stets erfüllen wollen, was der Führer von uns verlangt, und rufen: Unser deutsches Vaterland und unser mutiger hochverehrter Führer Sieg Heil! Die Feier wurde mit einem Vorbeimarsch des Regiments vor dem neuen Chef, vor Generaloberst von Fritsch und General Blaskowitz abgeschlossen. Olympiasieger kehren heim Ueberall kehren in diesen Tagen die Olympiakämpfer in ihre Heimat zurück. Ueberall erwartet sie ein jubelnder Empfang, in dem sich der Dank der Nation ansspricht. Die italienischenKämpfer sehen ihren berech tigten Stolz darin, daß es ihnen angesichts > des Wett bewerbs so vieler sportlich aufs beste vorbereiteter Nationen gelungen ist, in der Gesamtwertung den dritten Platz zu erringen. Das hob der Führer der italienischen Olympiamannschaft besonders hervor. Im übrigen be tonte er, datz die XI. Olympiade eine der inter essantesten gewesen sei, die er erlebt habe, ausgezeichnet durch eine wahrhaft vollkommene Organi sation, prächtige Erfolge und sorgfältigste Aufmerksamkeit, die von feiten der deutschen Veranstalter den Wett kämpfern aller Nationen erwiesen wurde. Alle Gäste, dar unter auch besonders die Italiener, seien in Berlin mit großer Herzlichkeit empfangen, worden. Einen Empfang eigener Art hat die dänische Olympiamannschaft gefunden. 3900(1 Menschen erwarteten die beiden erfolgreichen dänischen Schwimme rinnen, Inge Sörrensen und Ragnhild H v e g e r. Die Menge durchbrach die Absperrungen und stürzte sich auf die beiden jugendlichen Heldinnen, die völlig verstört und machtlos der tobenden Menge ausgesetzt waren. Mil einer großen, aber völlig zerdrückten Puppe und zer zausten Blumen stand die l2jährige Inge in dem Wirr warr und Ragnhild mußte auf eine Rangierlokomotive vor den allzu stürmischen Menschen gerettet werden. Die beiden Schulmädel sind völlig fassungslos. Sie können sich vor Geschenken, als da sind Schokolade, Blumen, Pup pen, Badeanzügen usw. einfach nicht retten. Sie sind die Heldinnen des Tages, ihre kleinen Heimatorte feiern sie und sie können es gar nicht fassen. Estland, dessen kleine Olympiamannschaft mit reichen Ehren heimkehrt, Hal dem mit den zwei Gold medaillen geschmückten Ringer Palusalu als Ehren gabe einen Landsitz geschenkt. Aber auch die anderen Steger wurden reich beschenkt bzw. durch Beför derungen belohnt. Zu Ehren der Olympiasieger soll ferner beim Stadion in Reval ein Ehrenhain angelegt werden, in dessen Mitte die Eichen des Gewinners der Goldmedaille ihren Platz finden sollen. Erinnerungssäulen auf dem Reichssportfeld. Zehn zwei Meier hohe Säulen werden ans dem ReichS- sportseld ausgestellt, die Darstellungen der verschiedenen Sportarten tragen und auf jrühere Spiele und ihre deutschen Sieger Hinweisen. (Scherl.) IicKtsmü mrvcekk-kkcxrücuurr ooircu vevi-La orx^ir Einkk.Miroku l17. Fortsetzung.) Vielleicht erreichte er den Frühzug noch. Dann war er spätestens um neun Uhr in der Stadt und traf sie sicher noch im Hotel. Eine Sekunde setzte ihm der Herz schlag aus: unten, über die Wiesen, flatterte ein weißer Schleier, hob und senkte, senkte und hob sich. Wie eine Libelle tanzte ein nymphenartiger Leib über Gräser und Blumen hin, die im Mondlicht eine unbestimmte Farbe angenommen hatten. Gr buckste keinen Ton ans der Kehle. „Ruth! wollte er schreien und fühlte, wie er fast In die Knie brach. Als er wieder hinsah, war der Svuk verschwunden. Frierend schlich er in sein Bett zurück, saß aufreckü und wartete. Er wußte selbst nicht worauf. Das Frühlicht brach schon durch die Vorhänge, als Hohmann todmüde in die Kissen zurückglitt. — * qr * Gegen acht Uhr weckte die Bärbel ihn zur Sprech stunde. Er hatte den Wecker überhört. „Eine Patientin gartet schon," sagte sie, zur Eile mahnend, und drückte die Tür hinter sich zu. Gr nahm sich nicht einmal Zeit, den weißen Kittel öuzuknöpfen und schritt den Gang hinunter. Schon auf der Schwelle flog ihm ein Lachen entgegen. „Solch ein Siebenschläfer von einem Mann!" Er vermochte nichts AU sagen und es war auch gar nicht nötig, denn Ruths Mund lag schon auf dem seinen. Sie fühlte, wie sein ganzer Körper bebte und fragte erstaunt: „Hab' ich's nicht recht gemacht?" „Wo warst du solange?" Er fand nichts, als Liesen Vorwurf zu ihrer Begrüßung. „Gott! Das nennst du lange! — Zwei Tage! — Und ich bin, weil ich dich doch kenne, eigens mit dem Schnell zug heute nacht herausgefahren." „Und bist über die Wiesen gelaufen . . ." „Ja. Du hast mich gesehen?" „So gegen zwei Uhr war es." „Somel muß es ungefähr gewesen sein. Und du bist mir nicht einmal entgegen gegangen, Markus?" „Ich," sagte er und drückte beide Hände gegen die Schläfen, atmete auf und schüttelte mit einer ruckartigen Bewegung die Seelenqualen von sich. „Ich dachte, ich hätte die Seefrau gesehen." Ihr Lachen rief ihn in die Wirklichkeit zurück. Sie schwankte zwischen Schreck und Freude, als er sie so un vermittelt an sich riß und mit Liebkosungen überhäufte. „Was ist denn nur?" stammelte sie unter seinen Küssen. „Was ist denn nur, mein Marc?" „Ich hätte dich heute vormittag geholt." ^Wirklich?" „Bestimmt, Ruth!" „Aber nun bin ich ja da." „Ja, nun bist du wieder da." Behutsam strich er ihr über das Gesicht, dann ihren Arm herab und legte seinen Kopf auf ihren Scheitel. „In vier Wochen müssen wir Mann und Frau sein. So kann es nicht weitergehen." „Nein," sagte sie ernst, „so nicht." In der folgenden Nacht schlief Hohmann fest und traumlos. * * * Der kleine nußbraune Berberboy Gyoli knurrte vor Freude, als sein Herr Thim Fossil endlich seine In strumente zusammenpackte und fürsorglich in die Leder- futterale verstaute. Er hatte schon eine Konservenbüchse geöffnet und legte etwas Pükelzunge auf eine Schnitte Werßbrot, die hart wie Zwieback war. Mit einer tiefen Verneigung reichte er sie seinem Gebieter, der, ohne hmzusehen, zu eßen begann. In Gedanken war Thim Fossil noch immer bei dem Ergebnis seiner Forschung: es bestand die Möglichkeit, die Wüste mein Paradies der Fruchtbarkeit zu ver- MMM. EE MmaüIlL, M Los. Brot unter seinen Zähnen knackte und ein Stück der Pökelzunge in den Sand fiel, kehrte er zur Wirklichkeit zurück. Die Sonne stand schräg über den Palmen. Das grelle Gelb des Sandes wechselte in dunkles Gold hinüber. Und wo der Widerschein der Sonne und des Sandes zusammenstrahlten, glitzerte es wie gehämmertes Kupfer. Drei Wochen war er nun schon hier, ohne einen Menschen gesprochen zu haben. Die Reisezeit war vor bei. Eine Karawane war nach dem Inneren unterwegs gewesen, aber sie hatte Eile gehabt und Thim Fossil keine Lust zu plaudern. Heute aber wollte er endlich wieder einmal noch sei- nem Hotel Mena House in Biskra zurückkehren. Er benötigte Wäsche, wollte seine Post in Empfang nehmen und wieder ein bißchen Geselligkeit pflegen. Die Ein samkeit wuchs einem allmählich zum Halse heraus. Rasch, wie immer, war die Sonne untergegangen. Zu Tausenden funkelten die Sterne über dem Segment des Kreises, der keilförmig in die Wüste schnitt. Mit dösigen Füßen erhob sich Fossil und setzte sich in Bewegung. Die Pyramiden ragten als stumpfe Kegel empor, und in der Ferne verriet ein dunkler Fleck das Vorhanden sein eines Araberdorfes. Einmal stolperte der Boy. Da schalt Thim Fossil, er möge acht geben, daß er ihm nicht die wertvollen Instru mente zerschlage. Es erfolgte keine Erwiderung. Gleich darauf fiel Fossil selbst in eine der zahlreichen Sandgruben, die sich unvernrutet auftaten. Er schimpfte mörderisch, während er herauskrabbelte. Mittlerweile war der Vollmond hochgestiegen. Thim verspürte, daß er müde war, und als ihm ein vorüber- ziehender Araber sein Kamel anbot, machte er ohne weiteres von dieser Einladung Gebrauch. Der Boy trabte vergnügt nebenher. Ein silberner Hauch lag über den Ruinenfeldern. Es war nichts zu hören als das leise Knirschen des Sandes und das mahnende „Reglat! Reglat!" des Kamelführers, mit dem er das Tier aufforderte, seine Beine gefälligst über das Gestein hinwegzuhehen. WEMng folgte