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Beilage zum „Wilsdruffer Tageblatt". Vie Zweite olympilchr Asche. Die Schwimmer im Kampf. Die Japaner in ihrem Element — Im Schwimmstadion auf dem Reichssportfeld, auf das sich in der zweiten Woche der Olympischen Spiele das Hauptinteresse konzentriert, begann am Montag das Kunstspringen der Männer mit den Pflichtübun gen. Hier setzten sich die Amerikaner zunächst an die Spitze. Gleichzeitig fielen auch einige Vorentscheidungen, so in der 4X200-Meter-Kraul staffel der Männer und im 400-Meter-Kraulschwimmen der Männer. In beiden Wettbewerben haben bisher die Japaner am besten abgeschnitten; Deutschland ist eben falls in der Schlußrunde vertreten. Das Hauptereignis des Tages war das 100-Meter-Kraulschwim- men der Frauen, bei dem es diesmal schon um den olympischen Sieg ging. Die Goldmedaille hat nicht, wie eigentlich erwartet, die holländische Weltrekordschwimme- rin Willy den Ouden gewonnen, sondern ihre Lands männin Rita Maastenbroek. Besonders erfreulich für uns ist das ausgezeichnete Abschneiden von Gisela Arendt, die den 3. Platz belegte und einen neuen deut schen Rekord aufstellte. Zahlreiche Wasserballkämpfe, bei denen u. a. Deutschland mit 13 :1 über Japan erfolgreich blieb, ver vollständigten das Tagesprogramm der Schwimmer. Aippons Söhne schwimmen Rekord. Im Schwimmstadion wurden am Montagvormittag die Vorläufe zu der 4X200-Meter-Kraulstaffel durckaefübrt. die darüber entscheiden, wer zusammen mit Czik schlug Japans Schwimmkanonen. 8m Endlauf der 100-Meter-Kraulstrecke konnte der ungari sche Mister Czik die japanischen und amerikanischen Sieges- Hoffnungen zunichte machen: er fertigte seine Gegner sicher ab und holte sich als -schnellster Schwimmer Europas den Olympischen Siegeskranz. Nach seinem Siege wurde Czik, wie man sieht, um Autogramme bestürmt. (Weltbild — M.) Die Deutschen geben ihr Bestes her. den Japanern in die Entscheidung kommt. Bereits in einem dieser Vorläufe traf Deutschland auf die Ja paner. Unsere Schwimmer Plath, Heimlich, Heikel und Fischer konnten trotz aller Anstrengung die Japaner nie mals gefährden. Ausa, Sugiura, Taguchi und Arai schwammen einen neuen olympischen Rekord mit 8:56,1 Minuten, und das ohne jeglichen Kampf! Immerhin ist Deutschland zusammen mit Schweden, das den dritten Platz belegte, in den Endlauf gekommen. Im ersten Vorlauf hatte Frankreich vor Kanada gesiegt, während die Vereinigten Staaten in der ebenfalls recht guten Zeit von 9 :10,4 Minuten ihren Vor lauf gegen Ungarn und Großbritannien gewannen. Bra silien, das in dem von Frankreich gewonnenen Vorlauf die schlechteste Zeit aller Drittplaciertcn geschwommen hatte, mußte ausscheidsu. Das Bild ist nun bereits nach der Vorentscheidung klar: Japan ist in der Staffel ganz überlegen, ebenso wie die USA. den zweiten Platz sicher haben müßten. Im Kampf um den dritten Platz liegen Frankreich, Un garn und Deutschland, die nahezu die gleiche Zeit ge schwommen haben. Den Schluß machen England, Schwe den und Kanada Das Kunstspringen. Auch das zweite Becken des Schwimmstadions wurde jetzt nach den langen Trainingswochen mit den ersten sportlichen Kämpfen eingeweiht. Vor restlos gefüllten Tribünen, auf denen man u. a. auch Reichskriegsminister Generalfeldmarschall von Blomberg sah, begannen die K unstspringer ihren Weltkampf. 24 Teilnehmer springen in zwei Gruppen. In der ersten Abteilung, die am stärksten besetzt war, kämpften auch die beiden Deutschen Weiß und Esser. Erhard Weitz mutzte den Reigen er- offuen und kam gleich mit seinem ersten Sprung etwas ins Hintertreffen. Dann wurde er aber mit jedem Sprung besser und schob sich in die Spitzengruppe hinein. Das beste Ergebnis in den Pflichtübungen hat der Amerikaner Dick Degner mit 74,86 Punkten erzielt. Dicht auf folgt sein Landsmann Wayne (72,47) vor dem Japaner Shibahara (70,2) und dem dritten Amerikaner Greene (68,64). Weiß hatte immerhin noch mit 66,71 Punkten den 5. Platz vor Koyanadi (Japan-, Leikert (Tschechoslowakei), Ismail (Aegypten) und Esser (Deutsch land) erobert. Die Pflichtsprünge haben gezeigt, daß die Amerikaner nicht die gleiche Ueberlegenheit, vor allen Dingen in der eleganten Ausführung, haben, wie in früheren Jahren. Ueberraschend auch hier das Vordringen der Japaner. Weitz dürfte in der Kür noch die Möglichkeit haben, seinen Stand zu verbesseren. Esser Hai einen guten Mittelplatz, während unser dritter Mann, Mahraun, im ersten Sprung die schlechteste Wertung erhielt und so trotz guten Aufholens in den nächsten Ucbungcn nicht den An schluß an die Spitzengruppe finden konnte. Gisela Mendt errang eine „Bronzene". Die einzige Entscheidung des Tages im Schwimm stadion fiel bei den Frauen. Die sieben besten Kraul- 2. Malt Nr. 186 — Dienstag, den 11. August 19LS Ichwtmmerinnnen der Welt lieferten sich über die 100-Meter-Strecke einen Kamps, der so be geisternd war, daß das ganze Stadion völlig aus dem Häuschen geriet. Nur wenig hätte gefehlt, daß sich Deutschland hier eine Goldmedaille erobert hätte. Man wußte, daß wir mit Gisela Arendt im Rennen eine ausgezeichnete Waffe hatten; daß sie sich aber so pracht voll halten würde, hatte man in den kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt. Vis zu 50 Meter lag sie klar in Führung. Die Tausende hatten sich längst von den Bänken erhoben und feuerten mit dauerndem Zuruf die kleine Deutsche an. Nach der Wende schoben sich die Argentinierin Campbell und die Holländerin Maa stenbroek langsam heran. Hart ging der Kampf auf das Ziel zu. Die drei Schwimmerinnen lagen Kopf an Kopf an der Spitze, und schließlich schlugen sie, nur durch Sekundenbruchteile voneinander getrennt, an. Rita Maastenbroek war die Glücklichere. Mit 1:05,9 Minu ten hatte sie eine neue olympischeRekordzeit er reicht. Im letzten Augenblick hatte die Argentinierin Campbell unsere Gisela noch knapp abgefangen. Selbst verständlich, daß die Zeit von Frü Arendt mit 1:06,6 einen neuen deutschen Rekord darstellt. Die bron zene Medaille und das Bewußtsein, die holländische Schwimmerin den Ouden, die über diese Strecke den Weltrekord hält, hinter sich gelassen zu haben, werden Gisela über ihre ehrenvolle Niederlage hinwegtrösten. Ergebnis 100 Meter Kraul der Frauen: 1. Nita Maastenbroek (Holland) 1:05,9 Minuten. 2. Jeannette Campbell (Argentinien) 1:06,4 Minuten. 3. Gisela Arendt (Deutschland) 1:06.6 Minuten. Kunstspringer kämpfen um den olympischen Sieg. Ein schönes Bild aus dem olympischen Schwimmstadion wäh rend der Kämpfe der Kunstspringer: der Deutsche Ehrhard Weitz im Sprung. (Schirner — M.) EM 0CL4L E/TM. EL4V/T4 (72. Fortsetzung.) -Der Italiener stieg in den Führersitz und ließ den A^-^hU^Das Flugzeug setzte sich in Bewegung. Cun letztes Winken mit der Hand — und die Maschine grollte mit steigender Geschwindigkeit dem Ausgang zu. Einige Augenblicke später war sie Jacks Augen ent schwunden. ' " Jack war allein in der riesigen Halle. Dw plötzliche Stille wirkte unheimlich. Eben war die Luft noch erfüllt gewesen vom Geknatter des Motors, nun aber schien alles Leben ausgestorben. Er stand noch sine Weile zögernd da, als falle es ihm schwer, sich von der Stätte zu trennen, die so viele Er innerungen für ihn barg. Schließlich schritt er langsam der Plattform zu und begann auf der Strickleiter in die Tiefe zu steigen. Drunten gab es einen versteckten Weg durch die zerklüftete Wildnis, der dem Lauf eines Baches folgte und irgendwo in der Nähe eines kleinen Dorfes auf tte Straße nach Devonshire mündete. — Die ungewöhnlich schwere Belastung wäre Batti beim Start fast verhängnisvoll geworden. Als die Räder über den Rand der Felsplatte wegrollten, sackte die Maschine ab und das Hintere Ende des Flugzeuges wurde über den Felsen geschleift. Es war tatsächlich ein außergewöhnliches Glück, daß die Steuerung nicht beschädigt wurde. , . Batti schraubte sich in beträchtliche Höhe und nahm Hen Kurs nach der Stadt. „Was haben Sie mit mir vor?" fragte Redstone, der »rt zitternden Knien neben ihm saß. Batti zeigte ein freundliches Lächeln. „Nix verstehen »nglischl" sagte er unschuldig. Redstone ergab sich verzweifelt in sein Schicksal. Er wagte es nicht, über den Rand des Flugzeuges zu schauen, aus Angst, ein Schwindel könnte ihn erfassen. Es war (ein erster Flug. .-De? Apparat war über der Stadt angelangt, und Batti machte sich mit dem Paket zu schaffen, waS aller dings einige Mühe erforderte, da er nur eine Hand ge brauchen konnte. Der Oberinspektor folgte seinen Bewegungen mit steigender Angst. Irgendeine Entscheidung schien sich vorzubereiten. Alls dem Paket kam eine Anzahl von Niemen zum Vorscyein. „Binden Sie fest, Signor!" sagte Batti mit einer er- klärenden Handbewegung. Der Oberinspektor erbleichte. Ein Fallschirm! Mit einem übermenschlichen Aufwand von Willens kraft schüttelte er den Kopf. Auf seinem Gesicht malte sich Helle Verzweiflung. „Das nicht! Ich bitte Sie, ver langen Sie das nicht von mir!" Entsetzliche Erinnerungen tauchten in seinem Geiste auf, von Zeitungsberichten, in denen von mißglückten Fallschirmabsprüngen die Rede war. Zerschmetterte Glieder, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen, fürchterliche Dinge, oh! Batti hatte nicht das geringste Verständnis für die seelischen und leiblichen Nöte seines Begleiters. Sein Gesicht war von harmloser Einfalt. „Nix Englisch, Signor! — Aber vielleicht Sie ver stehen das?" Er griff in seine Seitentasche und hielt dem Oberinspektor die Mündung der Pistole vor's Gesicht. „Machen rasch! Sonst ich schießen kaputt und werfen hinunter!" Diese Drohung wirkte! Redstone verfiel in einen Zustand völliger Apathie. Die Todesangst hatte seinen Willen gelähmt. Mit zitternden Händen begann er die Halteriemen des Fallschirms um seinen Körper zu schnallen. Da er sich in dem Wirrwarr schlecht zurechtfand, war es eine lang wierige Arbeit. Immer wieder sah sich Batti veranlaßt, Wit belehrenden Handbewegungen .einzugreifen. Endlich war alles in Ordnung. Der Italiener streifte mit der freien Hand die Umhüllung von der zusammen gefalteten Seide und hob das schwere Stoffbündel zum Rand des Führersitzes empor. „Abspringen!" kommandierte er und lächelte dem Oberinspektor aufmunternd zu. Redstone erhob sich zitternd. Als er jedoch über den Rand des Flugzeuges in den Abgrund sah, fuhr er schaudernd zurück und klammerte sich mit beiden Händen an Batti. „Erbarmen Sie sich!" schrie er mit klappernden Zähnen. „Landen Sie und setzen Sie mich ab! Ich ver bürge Ihnen mein Wort, daß Sie von der Polizei un behelligt bleiben!" „Maledetto diavolo!" Batti wurde zornig. „Sie sein ekelhaftes Feigling! Abspringen oder ich schieß kaputt!" „Ich biete Ihnen hundert Pfund — zweihundert Pfund!" winselte Redstone und krallte sich an Battis Arm. Das Flugzeug begann zu schwanken. „Loslassen!" brüllte der Italiener. „Sonst sind wir beide verloren!" Redstone fuhr zurück und duckte sich in eine Ecke, wo er sich am Sitz festhielt. Batti riß sein Taschentuch heraus und band das Steuer fest. Er hatte keine Lust, an dieser Komödie noch länger mitzuwirken. Redstone sah den Italiener mit griffbereiten Händen heranrücken und schrie gellend auf, während er die Äugen fest zupreßte, um nichts zu sehen. Der Italiener lachte spöttisch auf, riß ein Blatt Papier aus seinem Notitzbuch und kritzelte rasch einige Worte darauf. Dann steckte er das Papier in Redstones Tasche. Nun packte er den Schreienden an den Beinen und am Genick, hob ihn mit Aufbietung aller Kräfte über den Rand des Flugzeuges und stieß ihn in den Ab grund. Batti konnte noch sehen, wie der Fallende Arme und Beine von sich streckte und mit rasender Geschwindigkeit in die Tiefe sauste. Dann öffnete sich der Fallschirm. ^Fortsetzung folgt.8