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Beilage zum „Wilsdruffer Tageblatt". 2. Matt Nr. 190 — Sonnabend, den 15. August 1S36 Wieder HWetrieb im WimMn Lums-rmgerdM DeuWM--WA. Deutschlands Turmspringer in guter Form. Die Turmspringer hatten leider mit dem himmlischen Wettermacher keinen günstigen Vertrag abgeschlossen, denn bei Regen und empfindlicher Kühle mußten sie ihre Ent scheidung im olympischen Schwimmstadion austragen. Die Kämpfe auf dem 10-Meter-Brett brachten ein span nendes Duell zwischenAmerika undDeutsch- land. Unsere beiden Deutschen, Weiß und Stork, hielten sich hervorragend gegen Amerikas Meisterspringer und belegten hinter dem besten Amerikaner Marshall Wayne die Plätze. Ihnen folgen der Amerikaner Rooi, der Japaner Shibahara und der dritte Amerikaner Kurtz, während knapp dahinter der dritte Deutsche Viebahn liegt. Die Kür wird die Entscheidung bringen. Ergebnis: 1. Wayne (USA.) 2. Weitz (Deutschland) 3. Stork (Deutschland) 46,65 Punkte 46,09 Punkte 44,53 Punkte KMNds und Dänemarks Schwimmerinnen im heißen Kamps. Neben dem Turmspringen der Männer wurden die Zwischenläufe zum 400-Meter - K raulschwim- men der Frauen abgewickelt. Im ersten Zwischenlauf durchbrach die Holländerin Matzenbroek die dänische Der Führer wohnte den Ruderwettkämpfen in Grünau bei. Dieben dem Führer sieht man Reichsinncnminister Dr. Frick. (Scherl Bilderdienst — M.) Siegssserie, indem sie die Amerikanerin Wingard und die Dänin Frederiksen hinter sich ließ. Im zweiten Zwischenlauf siegte die Dänin Ragnhild Hveger ganz überlegen vor der Brasilianerin Azevedo und derJapanerin Kojima. VM Heffer denn je In den Zwischenläufen zum 200-Meter- Brustschwimm en erlebte die große deutsche Schwimmergilde die Freude, daß sich sowohl Balke als auch Sietas durchsetzen konnten. Während Balke im ersten Zwischenlauf hinter dem hervorragenden Japaner Koike einen guten zweiten Platz belegte, qualifizierte sich Sietas durch seinen dritten Platz hinter dem Japaner Hamuro und dem Amerikaner Higgins für die Entscheidung. Welch ausgezeichnete Leistung Balke vollbracht hat, zeigt am besten, daß hinter ihm der bekannte Japaner Ito im ge schlagenen Felde endete. 1500 Meter Kraul ohne DmWe Im Endkampf über die i 5 0 0 - M e 1 e r - K r a u I - strecke werden die Deutschen leiser nicht vertreten sein. Zwar gaben Freese und Przywara ihr Bestes, waren der überragenden Klasse jedoch nicht gewachsen. In einem erbitterten Zweikampf schlug der Japaner Terada den Amerikaner Flanagan, denen der Engländer Leivers und Christh-USA. mit Abstand ins Ziel folgten. Unsere beiden Deutschen endeten auf dem fünften und sechsten Platz und mußten ausscheiden. Deutschland haltender noch ein drittes heißes Eisen im Feuer, den jungen Heinz Arendt, der im zweiten Zwischenlauf startete. Der erst 19jährige junge Deutsche vollbrachte wieder eine großartige Leistung hinter dem Amerikaner Medica und den Japanern Jshiharada und Uto. Der junge Deutsche schwamm ein klug eingeteiltes schnelles Rennen und ist der Erste, der die 4500 Meter unter 20 Minuten geschwommen hat. Zwei deutsche Rekorde und die Berechtigung zur Teilnahme am End lauf waren der Lohn. 1000 Meter durchschwamm er in 13 :15,2 und 1500 Meter in 19:56,1. SiBermedMe sirr unsere Frauen- Schwimmsiaffel. Höhepunkt der schwimmsportlichen Wettkämpfe war am Freitag die Entscheidung in der 4-mal-100- Meter-Frauen staffel. Unsere deutschen Mädel lieferten ein herrliches Rennen. Vom Start weg entspann sich ein Kampf um die Spitze zwischen den Vertre terinnen Hollands und Deutschlands, wie er im olym pischen Schwimmstadion wohl noch nie erlebt wurde. Un ter dem Einsatz all ihres Könnens kämpften die tapferen jungen deutschen Schwimmerinnen um den Sieg. Lange stand die Entscheidung auf des Messers Schneide, und erst die letzte Schwimmerin sicherte Hol- l a n d in neuer olympischer Rekordzeit die goldene Me daille. Auch die Deutschen blieben noch unter der seitherigen Rekordzeit und eroberten sich« die silberne Medaille überlegen vor den Amerikanerinnen, denen die Mannschaften von Ungarn, Kanada und Großbritan nien folgten. Die Deutschen orauchien eine nur «m 0.8 Sekunden längere Zeit als die Siegerinnen. Ergebnis: 1. Holland 4 :36,0 Min. (olympischer Rekord) 2. Deutschland 4:36,8 „ 3. USA. 4:40,2 4. Ungarn 5. Kanada 6. England Amerikanischer Doppelsieg im 1W-Meler-AiMnschwMMn In dem großen Schwimmerduell USA.—Japan haben die Amerikaner einen weiteren wichtigen Sieg ge landet. Im 100-Meter-Rückenschwimmen der Männer gelang es dem überragenden Kiefer, nach einem stets überlegen geführten Rennen seinen Kameraden Vandeweghe leicht auf den zweiten Platz zu verweisen, während der Japaner Kiyokawa nur die bronzene Medaille erobern konnte.. Zwar war Kiefer als Favorit in das Rennen gegangen, doch hatte man allgemein den Japaner auf dem zweiten Platz erwartet. Auf dem zweiten Teil der Strecke zeigte es sich aber bald, daß er ven amerikanischen Doppelsteg niemals gefährden konnte. Mit über einer Sekunde Vorsprung schlug Vandeweghe als Zweiter hinter Kiefer an. Ergebnis: 1. Kiefer (USA.) 1:5,9 Minuten 2. Vandeweghe (USA.) 1 :7,7 Minuten 3. Kiyokawa (Japan) 1:8,9 Minuten Wasserball: Deutschland-Marn 2:2 Im Schwimmstadion fanden die Endspiele im Wasserballturnier in der Gruppe um den ersten bis vierten Platz statt. Nachdem Belgien Frankreich 3:1 ge schlagen hatte, lieferten sich Deutschland und Un garn einen dramatischen Kampf, der unentschieden 2:2 endete. Es besteht die Hoffnung, daß Deutschland dank seiner besseren Torverhältnisse noch in den Besitz der Gold medaille gelangt. Wellrekordmann Kiefer nun auch Olympiasieger. 3m 100-Meter-Rückenschwimmen der Männer blieb der deutschamerikanische Weltrekordmann Adolf Kiefer Sieger und Gewinner der goldenen Medaille. (Scherl BilderdiensüM.) Ell (79. Fortsetzung.) Es war Präsident Macferald. „Gott sei Dank, daß ich Sie treffe, Mister! Oberst Dartford ist soeben in London beim Verlassen des Pariser Flugzeuges ver haftet worden. In etwa einer Stunde wird er mir vorgeführt. Könnten Sie sofort Herkommen? Ich möchte nicht gerade allein mit meinem Schwager — Sie ver stehen mich doch?" „Ich komme sofort!" antwortete Friend und hängte den Hörer ein. Dann trat er auf die anderen zu. „Sie müssen mich entschuldigen. Ich werde dringend ins Büro gerufen. Wollen Sie mir Ihren Wagen leihen, Lord Customer? Ich schicke ihn sofort wieder heraus." „Ich muß selbst auch in die Stadt! Wir können also zusammen fahren!" Da auch Hartfield bat, sich den Herren anschließen zu dürfen, blieben die Mädchen allein im Schloß zurück. Als Hartfield zwei Stunden später aus der Stadt zu rückkehrte, bewies er, daß er der Aufgabe gewachsen war, die er übernommen hatte. Er kam mitsamt einem großen Lastauto, das er mit allen möglichen Schätzen be laden hatte. Dem Auto entstieg eine Köchin, deren beträchtliche Körperfülle auf außerordentliche berufliche Fähigkeiten schließen ließ. Ferner stellten sich eine zierliche Zofe, ein Zimmermädchen, eine Aufwartefrau und ein Haus meister den verblüfften Schloßherrinnen vor. Hartfield strahlte und wies das Personal sogleich an, die Vorräte vom Wagen zu holen und ins Schloß zu schaffen. Zehn Minuten später traf ein zweites Lastauto mit Handwerksleuten ein, welche sogleich anfingen, ganze Ballest von Gardinenstoffen ins Kaus zu schleppen und. die kahlen Fensterhöhlen geschmackvoll und künstlerisch zu drapieren. Als der Abend dämmerte, war Asham Castle nicht mehr wiederzuerkennen. Die Köchin stand am dampfen den Herd, das Mädchen hatte die Zimmer gefegt, und die Kammerzofe hatte Lady Vale Moores Garderobe, die vom Hotel herausgesandt worden war, in die Schränke des Schlafzimmers geordnet. Asham Castle war von fröhlichem Leben angefüllt. „Das haben Sie wirklich prächtig gemacht!" rief Befsie und drückte Harry die Hand. Dann schlug sie ihm vor, im Park einen kleinen Abendspaziergang zu zweien zu unternehmen. Für Hartfield bedurfte es keiner Ueberlegung. Die Dinge schienen sich in der gewünschten Richtung ent wickeln zu wollen. Als sie in die Schatten der Ahornbäume cindrangen, wagte er es, den Arm vorsichtig um ihre Schulter zu legen. „Haben Sie eigentlich ein nennenswertes Ver mögen?" fragte Bessie unvermittelt und blickte ihn von der Seite an. Seinen Arm schien sie merkwürdiger weise nicht zu fühlen. Hartfield war verblüfft. „Ich denke schon!" sagte er mit einem nicht gerade geistreichen Gesicht. „Wieviel?" wollte sie wissen. Hartfield war im Augenblick so perplex, daß er die Summe nannte. Sie war sehr beträchtlich. „Oho!" Miß Bessie war ehrlich überrascht. „Die Zinsen Ihres Vermögens entsprechen also ungefähr meiner Rente!" Sie überlegte eine kurze Zeit. „Wie wäre es, wenn wir unser Geld zusammen legten?" Harry Hartfield riß den Mund auf. Dann machte er ihn wieder zu. „Donnerwetter, Mädel," sagte er, „hast du aber Initiative im Leibel Ich bin einver standen! Nun brauche ich wenigstens mit dem Mam mon keine Sorgen mehr zu haben. Auf das Verwalten scheinst du dich ja zu verstehen!" Damit nahm er sie fest um die Schultern und küßte sie mitten auf den Mund. Joe Friend fand den Polizeipräsidenten auf feinem Sessel zusammengesunken. Vor ihm auf dem Schreib tisch lag' ein gelber, dicker Brief. Friend wußte den Inhalt, es war das Abschiedsgesuch. Bei seinem Eintritt richtete sich Macferald auf und zwang ein maskenhaftes Lächeln in seine Mienen. „Ah, Mister Friend, gut, daß Sie noch kommen, bevor mein Schwager vorgeführt wird. Allein wäre ich der Situa tion nicht gewachsen gewesen." „Muß es denn sein, Mister Macferald? Ich könnte doch ebenso gut ohne Sie " „Nein, nein, lassen Sie mich nur! Man soll mir nichts nachsaaen können. Man soll nicht behaupten können, daß ich mich vor diesem Verhör gedrückt habe. Und schließlich — bin ich doch der einzige, der ihn kennt. Wer sollte ihn sonst identifizieren?" Friend kam nicht dazu, weitere Einwände vorzu bringen, denn in diesem Augenblick trat Macferalds Sekretär ein und meldete, daß man soeben Oberst Dart ford gebracht habe. Macferald preßte die Hände um die Lehne seines Sessels. „Lassen Sie ihn hereinführen!" befahl er Joe Friend trat in gespannter Erwartung vom Fenster zurück. Seine Blicke waren auf die Tür ge heftet. Im nächsten Augenblick kam Oberst Dartford herein, begleitet von zwei Beamten in Zivil. Sein Gesicht zeigte kochende Entrüstung. „Aha, Mister Macferald, vermute ich! Also ich muß Ihnen schon sagen, mein lieber Kollege, daß mir eine solche Verrückt heit " Jetzt erst bemerkte er Friend. „Sie sind auch da, sehr schön! Ich hoffe, daß Sie die Nachricht erhielten, die ich m Lyon für Sie zurückließ!" Joe Friend lächelte nachsichtig. Aber als er nun auf Macferald blickte, blieb ihm vor Erstaunen der Atem weg. Macferald schüttelte in fassungsloser Verwunderung den Kopf. Dann stand er auf, trat auf Dartford zu und griff nach seiner Hand. „Ich muß Sie sehr um Ent schuldigung bitten, lieber Oberst!" Er drehte sich nach Friend um. „Oberst Dartford hat mit meinem Schwager nicht die geringste Aehnlichkeit!" sagte er, im .Ton hilfloser BerlegenHeit. Morts, folgt.),'