Volltext Seite (XML)
Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da« „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bezugspr. monaU 2RM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lg Rps. Alle Postanstalten. Postboten, unsere Austräger u Geschästsslelle nehmen zu jeder Zeit Be- . kl'.-.. ftellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder Wüchenvlan für Wilsdruff u. UMgLgkNd sonstiger Betriebsstörun gen besteht lein Anspruch aus Lieserunq der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriststücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise lau» aufltegender Preisliste Nr. 6. — Ziffer-Gebühr: 20 Rplg. — Vorgeschrie bene Erscheinungstage und Playwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bis vormittags iü Uhr .. Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermit- Fernfpröchpr: Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh me» wir keine Gewähr. ' — Bei Konkurs uns Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt- rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmackungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 190 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden S640 Sonnabend, den 15. August 1936 Jie KM-tizlislks WOszes. Der Berliner Vertreter des „Hamburger Fremden- blattes", Dr. Adolf Halfeld, hatte Gelegenheit, sich mit zwei hervorragenden Persönlichkeiten des englischen öffent lichen Lebens, nämlich Lord Douglas Hamilton, und dem Mitglied des Unterhauses, Mister Wedderburn, über die Beziehungen zwischen Deutschland und England zu unter halten. Lord Hamilton brachte unter Bezug auf die Olym pischen Spiele zum Ausdruck, daß die Deutschen sich im wahrsten Sinne des Wortes als „Sporting Crowd" er wiesen haben, als Menschen, die wirklich vom Geist sport licher Kameradschaft erfüllt sind; diese Kameradschaft kannte keine Grenzen von Völkern und Staaten; im Gegen teil: Die Begeisterung, mit der die Deutschen die Sieger jeglicher Nation und jeglicher Rasse feierten, fordert meine Bewunderung heraus. Es erschien mir um so bemerkens werter, als ich mir sehr Wohl bewußt bin, daß das deutsche Volk als Ganzes heute 'von leidenschaftlichem Patriotis mus erfüllt und nicht mehr mit jenen Minderwertigkeits komplexen behaftet ist, die es in den Jahren nach dem Welt kriege bedrückten. Was sich in Deutschland zugetragen hat, ist nicht bloß ein einfacher Regierungswechsel, sondern eine Revolution in jedem Belange. Im Ausland ist man sich dessen nur zu häufig gar nicht bewußt. Man Weitz auch nicht zu würdigen, welcher ungeheurer Wandel sich unter der nationalsozialisti schen Regierung auf allen Gebieten des deutschen Lebens, im geistigen wie im sozialen und politischen, vollzogen hat. Das deutsche Volk ist aller seelischen Hemmungen ledig ge worden, die in der Weimarer Zeit sein Nationalgefühl belasteten. Ohne jeden Zweifel erfreut sich die nationalsoziali stische Regierung einer ungewöhnlichen Beliebtheit; gerade das aber wird im Ausland häufig übersehen. Ich hatte wiederholt Gelegenheit, den Führer und auch den Ministerpräsidenten Göring in unmittelbarer Be rührung mit der Bevölkerung zu erleben. Dabei konnte ich beobachten, datz das Wort Popularität dem Grad von Verehrung, die Adolf Hitler genießt, in keiner Weise ent spricht. Es ist mehr als Popularität, es ist eine Art von Gläubigkeit, die dem Führer von den Volksmassen ent gegengebracht wird. Das Unterhausmitglied Mister Wedderburn, der der Konservativen Partei angehört, begrüßt alles, was ge eignet erscheine, die kommunistische Gefahr in der Welt cin- zudämmen. Aus dem gleichen Grund habe der Militärver lrag zwischen der Sowjetunion und Frankreich ihn und ähnlich denkende Mitglieder des Unterhauses bedenklich ge stimmt. Wedderburn bekannte sich als ehrlicher Anhänger einer freundschaftlichen und aufrichtigen Verständigung mit Deutschland. „Heute stehen wir vor der Aufgabe, ein neues Vertragssystem im europäischen Westen aufzurichten. Es muß ein Ersah für Locarno gefunden werden, und des halb sehen wir in England den kommenden Verhandlungen mit der größten Spannung entgegen. Hierbei darf ich ohne Einschränkung bemerken, daß England sich bei aller Be reitschaft, die es im Westen zeigt, im Osten nicht zu binden gedenkt. Die Ostmächte werden unter sich eine Formel für die Sicherung ihrer Grenzen finden müssen. Die Außenpolitik der Bereinigten Staaten. Washing-ton, 15. August. Präsident Roosevelt hielt am Freitagabend seine bereits angekündigie große außenpoli tische Rede im Chautauqua im Staate Newyork. Er erklärte einleitend, daß das amerikanische Volk in dem gegenwärtigen innerpolitischen Drunter und Drüber die außenpolitischen Probleme wegen ihres Einflusses auf die Zukunst der Ver einigten Staaten nicht vergessen dürfe. Roosevelt betonte in diesem Zusammenhang, datz er wegen der internationalen Lage besorgter sei als wegen der innerpolitischen Lage. Er erinnerte an seine Rede vom 4. März 1933 und wiederholte, datz die Vereinigten Staaten keinerlei Raubabsichten hätten, sondern weiterhin unerschütterlich für die Erhaltung des Friedens und die Beibehaltung einer gutnachbarlichen Politik einstäüden. Trotz böser Erfahrungen mit der Nichteinhaltung eingegangener Verträge habe die amerikanische Regierung bis zum bitteren Ende an der Abrüstungskonferenz mitgearbeitet und anschlie- tzcnd vergeblich einen Sondervertrag über die Rüstungsindu strie und den internationalen Waffenhandel angestrebt. Nach dem es klar geworden sei, datz ein allgemeiner Flottenvertrag an dem Widerstand anderer Nationen scheitern würde, habe die amerikanische Regierung mit England und Frankreich einen bedingten Vertrag über qualitative Begrenzungen abgeschlossen, der leider ebenfalls Anzeichen des Verfalls aufweise. Roosevelt unterstrich, daß die Vereinigten Staaten zwar Verpflichtungen ablehnten, durch die sie in ausländische Kriege verwickelt werden könnten und auch die Verbindung mit der politischen Tätigkeit des Völkerbundes vermeiden wollten, datz sie jedoch mit ganzem Herzen an den sozialen und Humanitären Aufgaben der Genfer Einrichtung, wie Rauschgifthandel, Kin derarbeit, Verbesserung der internationalen Arbeitsbedingun gen und Volksgesundheit mitarbeiteten. Die Vereinigten Staaten beabsichtigten keineswegs, sich zu isolieren, jedoch dürfe man nicht vergessen, daß, solange der Krieg auf der Welt bestehe, immer die Gefahr vorhanden sei, daß selbst die friedliebendste Nation in einen Krieg hinein gezogen werden könne. Roosevelt versicherte, daß die amerika nische Regierung nichts unternähme, was einen Krieg Hervor rufen oder unterstützen könne, und rief mit höchster Betonung aus: „Ich hasse den Krieg." In schärfsten Worten wandte sich der Präsident dann gegen die „modernen Fanatiker", die glaubten, als einzige die Wahrheit und das Recht gepachtet zu haben, gegen Religions kämpfe und gegen wirtschaftlichen und politischen Fanatismus. Uebergehend auf die Neutralitätsgesetzgebung des Kon gresses wandte sich Roosevelt gegen die kleine Schar der „Großen Kriegsgewinnler", die für die gegenwärtige Depression und indirekt sogar für die Gefährdung der amerikanischen Landwirtschaft durch Raubbau und damit für die Sandstürme verantwortlich sei. Der Präsident warnte das ganze amerikanische Volk ein dringlich, sich nicht von dem „Narrcngold" eines eingebildeten Kriegswohlstandes einfangen zu lassen und forderte seine Zu hörer auf, die Friedensbemühungen des Weißen Hauses und des Staatsdepartements durch positive Mitarbeit zu unter stützen. Zum Abschluß seiner Rede faßte Präsident Roosevelt die Richtlinien seiner Außenpolitik wie folgt zusammen: „Wir beabsichtigen nicht, andere Nationen zu beherrschen. Wir wollen keine gebietsmäßige Ausdehnung. Wir bekämpfen den Imperialismus und wünschen eine Herabsetzung der Welt- Der deutsche Rudersport hat den größten Tag in seiner glanzvollen Geschichte gefeiert. Wie unsere Turner, so hoben sich auch unsere deutschen Rennrudcrcr mit einem Schlag an die Spitze aller Nationalmannschaften gefetzt. Was niemand für möglich gehalten hätte, wurde Tatsache: Der deutsche Rudersport hat aus dieser Ueber- olympiaoc Berlin 1936 mehr Goldmedaillen erkämpft als auf allen seitherigen Olympischen Spielen zufammen- genommen! Noch bei den letztjkhrigcn Europameisterschaften kaum - beachtet, stehen heute die Deutschen im Mittelpunkt des Interesses der gesamten Nudcrsportwelt. Zwei Jahre planvolle -Vorbcreitungsarbeit haben die Grundlage für den größten Triumph geschaffen, den jemals eine Nation bei den olympischen Nudcrwettkämpfen errungen hat. Der deutsche Rudersport hat nicht nur wieder an die große Tradition aus der Vorkriegszeit angeknüpft, sondern jetzt eine Leistung vollbracht, die keinerlei auch nur einiger- maßen gleichwertiges Vorbild hat. Die Siege der deut schen Rennmannschasten waren sämtlich in einer so über legenen Haltung errungen worden, datz es selbst auch für den kritischsten Ausländer nicht das geringste zu deuteln gab. In der Ge-samtwertung der Nationen hat Deutschland nun eine Spitzenstellung erlangt, von der es kaum noch zu verdrängen fein wird! Erste Goldmedaille: „Vierer mit" Das erste Ereignis war der Endlauf im Vierer mit Steuermann. Am Start waren Deutschland, Dänemark, Holland, Schweiz, Frankreich und Ungarn erschienen. Bei 406 Meter führten die Eidgenossen mit einer Länge Vorsprung. Dann aber griff Deutschland die führenden Schweizer an. Ueber 600 Meter ging der erbitterte Kampf, dann ging der deutsche Vierer bei 1200 Meter in Führung, vergrößerte ständig seinen Vorsprung und ging mit rund zwei Längen Vorsprung durchs Ziel vor der Schweiz und den weit abgeschlagenen Franzosen. Den vierten Plötz belegte Holland vor Dänemark und Ungarn. rüstungen. Wir glauben an Demokratie, Freiheit und Friede und bieten jeder Nation den Handschlag eines guten Nachbarn. Laßt diejenigen, die unsere Freundschaft wünschen, uns ins Auge sehen und unsere Hand annehmeu." Verdächtige Eile Die Trotzki-Sinowjew-Gruppe vor einem Sowjctgericht. Die Telegraphenagentur der Sowjet union meldet u. a.: Vom Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten wurden im Jahre 1936 eine Reihe terro ristischer Trotzki-Sinowjew-Gr uppen aufge deckt, die auf direkte Anweisung des im Ausland weilen den Trotzki und unter unmittelbarer Leitung des soge nannten Vereinigten Zentrums, Trotzki-Smowjew-Block, eine Reihe terroristischer Akte gegen Leiter der Kommu nistischen Partei der Sowjetunion und des Sowjetstaates vorbereiteten. Die Untersuchung ergab, datz Trotzki eine Anzahl von Terroristen aus dem Ausland nach der Sowjetunion geschickt hat, um Terrorakte gegen Leiter der Kommunistischen Partei und der Sowjetunion zu verüben. Die Untersuchung in dieser Angelegenheit ist beendet und der Anklagebefund vom Staatsanwalt der Sowjet union bestätigt und dem Militärkollegium des Obersten Gerichtshofes zur Behandlung in offener Gerichtssitzung überwiesen worden. Dem Gericht übergeben werden: Sinowjew, Kamenew, Jewdokimow, Iwan Smirnow, Bakajew. Mratschkowski, ter-Waganjan, Dreizer, Golzman, Reingold, Pikel, Olberg, Berman-Jurin, Fritz David (Kruglanfki), Moises Lurje, Natan Lurje. Die Verhand lung vor dem Militärkollegium wird am 49. August be ginnen. Es ist recht bemerkenswert, daß die Telegraphen agentur der Sowjetunion mit dieser Meldung gerade jetzt auswartet, nachdem die gefährlichen bolschewistischen Umtriebe Trotzkis von antikommunistischen Kreisen außer halb der Sowjetunion eben aufgedeckt und nachaewiesen werden konnten. Die Eile, mit der man in Moskau nun mehr aufs neue von der Trotzki-Sinowjew-Gruppe abzu rücken versucht, erscheint genau so verdächtig wie der Lärm, mit dem dies geschieht. Ergebnis im Vierer mit Steuermann: 1. Deutschland (Maier, Volle, Gaber, Söllner, Bauer St.) 7 :16,2 Minuten, 2. Schweiz 7:24,3 Minuten, 3. Frankreich 7 :33,3 Minuten- Olympiameister Schäfer. . Im Einer konnte der Dresdner Gustav Schäfer den olympischen Lorbeer für Deutschland holen. (Wagenborg — M.) 7 Rennen — 7 Medaillen, davon 5 „Goldene" Siegesserie der deutschen Ruderer. IeuWM sShtt in der GtsMwertW der SlymMeil Spiele.