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Tagesspruch Wenn du hast, das ist wohl schön, Doch du muht es auch verstehn: - Können, das ist große Sache Damit das Wollen etwas mache. Goethe. Schönheit, Kraß und Mut. Reichsminister Dr. Frick über die Ausgaben der Sportärzte als Erzieher zur Gesundheit. Im Großen Sitzungssaal der Berliner Krolloper kmrde der Internationale Sportärzte- Kongreß in feierlichem Rahmen eröffnet. 400 Vertreter von 35 Nationen und 300 Sportärzte aus Deutschland nehmen an dem bedeutenden Kongreß teil. In feiner Eröffnungsansprache hieß Reichsinnen minister Dr. Frick im Namen der Reichsrcgierung die Kongreßteilnehmer aufs herzlichste in Deutschland will kommen und machte dann einige grundsätzliche Ausfüh rungen. Körperliche Erziehung, so führte Dr. Frick u. a. aus, ist die Erziehung vom Körperlichen aus und trägt besonders bei der Jugend die größten Erfolgsmöglich keiten in sich. Die Freude an Spiel und Sport, die Lust am Messen der Kräfte im Wettkampf gehört zu den Ur- inftinkten des menschlichen Seelenlebens. An die Seele gerade des Kindes und des jungen Menschen ist auf kei nem Wege leichter und besser heranzukommen als aus diesem. Die Freude am eigenen Können ist mit dem Wett kampfgedanken aufs engste verbunden. In dem Wettkampf liegende Gefahren lasten sich ver meiden, wenn die körperliche Betätigung sich der Altersstufe, der körperlichen Eignung des einzelnen anglcicht. Darin aber liegt gerade Ihre Aufgabe, die Sie als Aerzte zu lösen haben, indem Sie den Weg zeigen, wie es möglich ist, Schädigungen und Ueberanstrengungen insbesondere der männlichen oder weiblichen Jugend zu vermeiden und auch die Menschen höheren Alters in ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten. Wenn Schönheit, Kraft und Mut aufs höchste geachtete Tugenden des jungen Menschen sind, so wird dies auch ausschlaggebend sein für die Lebens verbindung, die er in seiner zukünftigen Ehe treffen wird, und so wird die Erziehung durch die Leibesübungen auch zur Erziehung zu Erbgesundheit und Naffereinheit und zu einer erwünschten Auslese des Schönen und Kraft- vollen führen. Sie bekunden durch Ihr zahlreiches Er scheinen den Willen, all Ihr Können auf diesem Gebiete der Leibeserziehung einzusetzen, und sehen damit Ihre Aufgabe als Aerzte nicht in erster Linie in der Heilung von Krankheiten, sondern als Erzieher zur Ge- sundheit. Ich bin überzeugt, daß Sie als Aerzte der Sportbewegung der gesamten Erziehung durch Leibesübungen noch viel zu geben haben. Möge es Ihnen gelingen, die wissenschaftliche Forschung in tägliche Verbindung mit dem Leben des Volkes zu brin gen und ihr dadurch erst eigentlichen Wert zu verleihen. Leichtes Absinken -er To-esturve. Abern och immer 141 Todesopfer des Verkehrs. Der Reichs- und Preußische Verkehrsminister gibt bekannt: 141 Tote und 4090 Verletzte sind die Opfer des Straßenverkehrs im Deutschen Reiche wäh rend der vorigen Woche. ... Der Minister mahnt: Ihr Jugendlichen auf Motorrädern, fahrt vorsichtig! Wenn ihr mit lautem Geknatter und übermäßiger Geschwindigkeit durch belebte Straßen rast, zeigt ihr nicht Schneid und Fahr- lunst, sondern Unreife und Rücksichtslosigkeit. Hagelwetter über Bayern. Wirbelsturm wirft Zug aus den Schienen — Großer Schaden auf den Feldern. In Bayern hat ein plötzlich ausgebrochenes Unwetter schwersten Schaden ungerichtet. Die Gegend um den Starn berger See und das Isartal im Osten Münchens wurde Plötzlich von einem schweren Gewitter mit Hagel- schlag hcimgesucht. Hagelkörner von einem Gewicht bis zu 75 Gramm prasselten zehn Minuten lang hernieder. Sie zerschlugen die Felder restlos, durchlöcherten Autodächcr, zerstörten Ziegclplatten auf den Häusern und beraubten die Bäume ihres Schmuckes. Die Straßen waren mit Schutt und Sand, abgeschlagenen Zweigen und Resten übersät. Als das Unwetter über das Isartal hinzog, sah es dort aus, als ob eine Walze darüber hinweg gegangen wäre. Das Eis lag stellenweise wie ein Teppich auf der Straße und an den Hauswänden klebten die Hagelkörner zu Tausenden. Die ganze Gegend glich einem furchtbar zerstörten Schlachtfeld. Wo eben noch reifendes Korn auf den Feldern gestanden hatte, lag jetzt nur noch ausgedroschenes Stroh am Boden. Im Osten Münchens, zwischen Ottobrunn und Höhenkirchen, tobte der Wirbelsturm mit solcher Gewalt, daß er von einem Personenzug mit neun Wagen während der Fahrt fünf Wagen aus den Geleisen hob und umstürzte. Vier Reisende wurden leicht verletzt. In der gleichen Gegend zog eine Zirkusgesellschaft mit sechs Wagen umher, die plötzlich acht Meter weit in ein Feld geschleudert wurden. Die Wagen gingen in Trümmer; zehn Personen kamen zu Schaden. In Höhen kirchen gingen sieben Getreidestadel verloren und in Siegertsbrunn wurden viele Bauernhäuser beschädigt. Der Schaden ist außerordentlich hoch. Streifendienste der Reichsbahn, der Gendarmerie und SA. wurden noch in der Nacht mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Nach einer Mitteilung des Reichsnährstandes wurde durch die Katastrophe in den betreffenden Gebieten die gesamte Stroh- und Kornernte vernichtet. Auch Kar toffeln, Klee und Flachs wurden in Mitleidenschaft gezogen. Gauleiter Staatsminister Adolf Wagner weilte im Unwettergebiet. Der Arbeitsdienst wird eingesetzt werden und den Bauern bei den Aufräumungsarbeiten behilflich fein. Er wird auch die Straßen für den Verkehr frei machen. Die NSV. hat sofort 10 000 Mark für den Ein kauf von Saatgut, Brotgetreide, Streu, und Futter zur Verfügung gestellt und die vom Unwetter nicht geschädig ten Bauern sowie der Kreis- und Bezirkstag werden sich für ihre Volksgenossen ebenfalls tatkräftig einsetzen. Abschied von Bayreuth. Der Führer wohnte auch der letzten Aufführung des „Ring" bei. Die erste diesjährige Aufführung des „Ring des Nibelungen" bei den Festspielen in Bayreuth wurde mit der „G ö t t e r d ä m m e r u n g" abgeschlossen. Wieder war der Führer, bevor er die Wagnerstadt verließ, im Festspielhaus anwesend, wo er in den Pausen mit den in seiner Begleitung befindlichen Reichs- und Staats ministern von den Theatergästen und der Bevölkerung Bayreuths stürmisch begrüßt wurde. Unter den führenden Persönlichkeiten sah man an diesem Schlußtag der Ring aufführung auch Generaladmiral Raeder. In der „Götterdämmerung" behauptete das gleiche Ensemble wie in dem übrigen Teil des Ringes eine Leistungshöhe, die die Darbietungen des Bühnenfestspiels in Bayreuth als vorbildlich erscheinen läßt. Das bis aus den letzten Platz besetzte Haus brach am Schluß der Auf führung in nicht enden wollenden Beifall aus. Noch in der Nacht verließ der Führer mit seiner Begleitung d i e W a g n e r st a d t. Vor dem Bahn hofsplatz und auf den Bahnsteigen drängte sich eine riesige Menschenmenge, die dem Führer einen herzlichen Abschied bereitete. GA.-DierZWellen flaggen halbmast. EinTagesbefehlLntzes. — NochzweiTodes- o p f e r. Die ganze SA. und mit ihr das ganze deutsche Volk trauern um die im Schwarzwald verunglückten SA.- Männer des Sturmes 45/171. Das Unglück hat noch zwei weitere Todesopfer gefordert, da im Kran kenhaus von Freudenstadt und im Krankenhaus von Forbach noch je einer der Verunglückten seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Der allgemeinen Traner gibt ein Tagesbefehl des Stabschefs Lutze Ausdruck, in dem augcordnct wird, daß bis zum Tage der Beisetzung sämtliche Dienststellen der SA. die Flagge auf Halbmast zu setzen haben. Die Neberführung der gelöteten SA.-Männer in die Heimat fand am Montagabend statt. In Röth waren auf dem Platz vor dem Gemeindehaus Pylonen und Opferschalen, flankiert von zahlreichen Hakenkreuzfahnen, ausgestellt. Nach der Einsargung wurden die Särge auf den freien Platz vor das Gemeindehaus getragen und mit Blumen und frischem Grün geschmückt. Inzwischen waren aus Karlsruhe acht große Lastwagen der badischen Landespolizei eingetrofsen, um die Toten in die Heimat zu bringen. Als die Abschiedsstunde nahte, traten die Ehren formationen der Parteigliederungen und des Reichs- arbeitsdienstes mit ihren Fahnen an, umsäumt von Tau senden von Volksgenossen. Brigadeführer Ziegler, Karlsruhe, sprach einen tiefempfundenen Nachruf und legte einen Kranz an den Särgen nieder. Im Austraoe des Führers der Gruppe Kurpfalz übernahm ein Stan dartenführer das Geleit der Toten in die Heimat. Das Lied vom guten Kameraden, gespielt von der Kapelle des Arbeitsdienstes, beschloß die ernste Feier. Für die Hinterbliebenen der Verunglückten hat übri gens die Hauptstadt der Bewegung zur Linderung der ersten Not eine Spende von 10 000 Mark zur Ver fügung gestellt. Reichsführer SS. Himmler stattete den im Krankenhaus Freudenstadt liegenden Verletzten einen Bestich ab. Beisetzung in einem Gammelgrab. Die Trauerfeierlichkeiten in Mannheim sind auf Mittwoch nachmittag festgesetzt worden. An dem offiziellen Trauerakt werden neben den Angehörigen der auf so tra gische Weise aus dem Leben geschiedenen SA.-Männer hohe SA.-Führer aus dem Reich, Vertreter der verschie denen Gliederungen der Partei, der Wehrmacht, des Staates, der Behörden usw. teilnehmen. Nach einem Vor beimarsch der Ehrenstürme vor den Särgen erfolgt dann die feierliche Uebersührung der Toten nach dem Haupt friedhof, wo sie in einem Sammelgrab ihre letzte Ruhestätte finden werden. 20000-Mark-Spende des Führers. Zur Unterstützung und Linderung der ersten Rot hat der Führer für die Hinterbliebenen und Verletzten des Unglücks bei Freudenstadt im Schwarzwald den Be trag von 20 000 Mark, der Reichsschatzmeister einen solchen von 20 000 Mark und der Stabschef einen weiteren Betrag von 10 000 Mark zur Verfügung aeitellt. Neichsbeamtenführer Pg. Hermann Neefhat namens des Reilbsbundes der Deutschen Beamten an den Ebes I Wilsdruffer Lagebla« I D 2. Blatt — Nr. 175 — Mittwoch, den 29. Juli 1936 s «ELöL-SkwwcEk MM ESPEN .52. Fortsetzung.» „Halten Sie sich am Geländer fest!" wandte er sich an Hartfield, der hinter ihm dreinstolperte. „Die Treppe ist etwas schadhaft." Hartfield hörte, wie in der Stube das Kind zu schreien begann. Am Hals fühlte er ein leichtes Würgen. Es roch nach angebrannten Speifen. Im ersten Stock stießen sie auf ein kleines Mädchen, heulend am Treppenabsatz kauerte. Der Mann mit der Lampe schob das Kind zur Seite, um seinem Begleiter den Weg frei zu machen. Am^ liebsten hätte Hartfield Ellens Namen laut die K^ehle^"/?" ein banges Entsetzen schnürte ihm sie im dritten Stock angelangt, wo Mister Grunper wohnte. Hartfields Führer wollte die Tür öffnen, doch sie war versperrt. Er klopfte ein paarmal, es rührte sich nichts. „Der Quetscher ist nicht zu Hause!" sagte er gelassen und begann die Treppe wieder hinabznsteigen. Hartfield hielt ihn zurück. „Er muß zu Hause sein!" rcef er angstvoll. „Vorhin ging eine Dame zu ibm hinauf. Ich befürchte, daß ihr etwas zugcstoßen ist" Der andere brummte und blieb unschlüssig sieben ,Ach werde die ^.ür einschlagen!" rief Hartfield und Nahm einen Anlauf. , Der Mann mit der Lampe riß ihn zurück. „Lassen Sie das; So 'n Quatsch! Wenn Grimper zu Hause ist, zer drückt er Sie zu Mus. Er hat Kräfte wie ein Bär " „Meinetwegen!" schrie Hartfield. „Ich bin auch kein Audi Ich muß wissen, was mit Miß Wilcot geschehen „Machen Sie, was Sie wollen!" sagte der andere ärgerlich und stieg mit seiner qualmenden Lampe die Treppe hinab. Hartfield überlegte einen Augenblick. Was sollte er tun? Die Polizei holen? — Bis dahin konnte alles mögliche passieren. Als er sich eben anschickte, die Tür gewaltsam zu öffnen, hörte er, wie drinnen der Schlüssel umgedreht wurde. Er sprang hinter den Türrahmen, bereit, den Kerl niederzuschlagen, sobald er heraustrat. Ein schwacher Lichtschein drang aus der Tür, die sich langsam öffnete. Hartsield hatte die Hand schlagbereit erhoben, plötzlich aber ließ er sie in grenzenlosem Er staunen wieder sinken. In der Dämmerung erkannte er Kean, den kleinen, schweigsamen Kean, einen der Komplicen des Mannes im Havelock. „Wo in aller Welt kommen Sie denn her?" fragte Harry völlig verblüfft. Kean war zusammengezuckt, hatte sich aber schnell wieder gefaßt, als er Hartfield erkannte. „Es war ein kleiner Auftrag zu erledigen," flüsterte er. „Ich denke, Sie werden —" „Wo ist Miß Wilcot?" unterbrach ihn Hartfield hastig und rüttelte ihn am Arm. Kean verzog sein spitziges Gesicht zu einer Grimasse. „Miß Wilcot? Kenn' ich nicht. Habe niemand hier ge sehen." Plötzlich horchte Hartfield nach unten. Er glaubte, den gellenden Hilferuf einer weiblichen Stimme vernommen zu haben. Miß Ellen? Vielleicht war eine zweite Treppe vorhanden? — Schon sprang er in kopfloser Bestürzung die Treppe hinab. Miß Ellen Wilcot war nicht da. Die Schreie kamen aus der Parterrewohnung, verstummten aber sofort, als er sich der Tür näherte. Hartfield rannte auf die Straße — und sah, daß sein Wagen verschwunden war. Die Kinder standen noch da und lachten ihn schadenfroh an. Er packte einen etwa sechsjährigen Jungen am Rock ärmel. „He, Kleiner, kannst du mir sagen, wer mit dem Auto fortgefahren ist?" Der Junge fing zu heulen an und suchte sich dem Griff des Mannes zu entwinden. „Brandy Bob war es!" schrie ein langaufgeschossenes Mädchen, dessen Rock kaum bis zu den Knien reichte, und lief eilig davon. Hartfield stampfte wütend mit dem Fuß auf. Warum, zum Teufel, hatte er Ellen nicht daran gehindert, dieses unheimliche Haus zu betreten? Der Laternenanzünder kam schnaufend seinen Weg zurück. „Hallo, Sir!" rief er schon von weitem. ^Ver mute, daß Sie Ihr schönes Auto vermissen!" griente er, als er vor Hartsield stand. „Lassen Sie Ihre dummen Späße und sagen Sie, was Sie wissen!" schrie ihn Hartfield an, mühsam seinen Zorn zurückhaltend. „Verdammt will ich sein, wenn ich was weiß!" sagte der Alte und zwinkerte mit den Augen. „Vermute nur! Verstehen Sie mich? Vermute, daß ich Ihren schönen Wagen vorhin gesehen habe. Vermute, daß er da drunten an mir vorbeigefahren ist. Saß einer drinnen, den ich gut kenne, den ich verdammt gut kenne, ha, ha, ha!" „Brandy Bob!" rief Hartfield, sich an die Worte des Mädchens erinnernd. „Alle Wetter, Sir, vermute, daß Sie es erraten haben! Aber ich rate Ihnen: Lassen Sie den Wagen zum Teufel sein! Laufen Sie nicht zur Polizei, es könnte Ihnen schlecht bekommen!" „Saubere Schweinebande hier!" schimpfte Hartfield. „Vermute, daß Sie dem Kind den rechten Namen geben!" brummte der Laternenanzünder. „Was wollen Sie, man muß mit den Wölfen heulen. Zünde feit zwanzig Jahren die Laternen von Waxton Noad an. Vin mit meinen Leuten immer gut ausgekommen!" Noch einmal betrat Hartfield das Haus und tappte sich die Treppe empor. Oben rief er nach Kean. Es rührte sich keine Maus. Die Tür war wieder abge schlossen. Sollte er sie einbrechen? Be! dieser Finsternis! Er hatte keine Waffe bei sich. Bevor er sich's versah, konnte ihn aus irgendeinem Winkel ein Hieb treffen. Miß Wilcot war damit nicht gerettet. .(Fortsetzung folgt.)