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MsdmfferTageblatt T Nr. 165 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Freitag, den 17. Juli 1936 Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden S6-N) Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und HA--Wilsdruffer Tageblatt* erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bczugspr. monatt 2RM. frei Haus, bet PostbestcMmg 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer Iv Rps. Alle Postanstallen, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu teder Zett Be- ,, . stellungen entgegen Im Fall-höherer Gewalt oder WolheNvllNt fllk WllsdkUff U. UMgegLNd sonstiger Betriebsstörun gen besteht lein Anspruch aus Lieferung der Zei. tung oder Zttirzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufltegcnder Preisliste Nr K. —Ziffer-Gebühr: 2g Rpsg. — Norgeschrt«» bene Erschcinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichlcit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bis vormittags w Uhr „ er 8ür die Richtiglett der durch Fernruf iibermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 tetten Anzeigen übernch. men wir leine Gewähr. — Bei Konkurs und Zwangsverglcich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Zum Einsatz bereit. Mit dem größten Aufgebot, das Deutschland jemals für Olympische Spiele genannt hat, zieht Vas gastgebende Land in den Kampf der XI. Olympiaspiele. 4 3 0 Aktive, darunter47Frauen, werden die deutschen Farben bei den XI. Olympischen Spielen vertreten. Das erste Aufgebot mit 143 Männern und 20 Frauen ist in der ersten Olympialiste Deutschlands zusammengefatzt. Leicht athletik, Boxen, Moderner Fünfkampf, Fechten, Hockey und Segeln haben bereits ihre Nennungen abgegeben. In den nächsten Tagen wird die Liste der an den übrigen Wettbewerben teilnehmenden Sportler bekanntgegeben werden. Fußball, Handball, Radfahren, Ringen und Ge wichtheben haben ihre Nennungslisten bereits eingereicht, und nach der Prüfung durch den Reichssportführer wird man mit der baldigen Veröffentlichung rechnen dürfen. Die dann noch fehlenden Olympiamannschaften im Schwimmen, Rudern, Kanufahren und den übrigen Sportarten werden erst in der nächsten Woche aus gewählt, da die Nennungstermine für sie später liegen. Die mit Spannung erwartete Liste der Leichtathleten ist jedenfalls bekannt, und weil die leichtathletischen Wettbewerbe das Kernstück der Olympi- schen Spiele bilden, seien ein Paar Bemerkungen zu unserem Aufgebot vermerkt. Um es gleich zu sagen, dürf ten die 62 Männer und 17 Frauen, die wir für die leicht athletischen Konkurrenzen genannt haben, unser im Augenblick stärkstes Aufgebot darstellen. Man hat bei der Auswahl zurückgegriffen auf die im letzten Monat erzielten Ergebnisse und besonders auf die Ent scheidungen der deutschen Leichtathletikmeisterschaften am vergangenen Sonntag in Berlin. Einzelne Uebungen Wurden nicht vollbesetzt; so hat man für die 110 Meter Hürden, für den Stabhochsprung und für den Hochsprung der Frauen nur zwei Meldungen abgegeben. Bemerkens wert ist ebenfalls, daß man die drei Ersten aus der 400- Meter-Meisterfchaft für den Einzelwettbewerb nicht gemel det hat. Ebenso wird Gillmeister nicht am Start der 200 Meter erscheinen und der „fliegende Feldwebel" Leichum nicht die 100 Meter bestreiten. Statt dessen hat man die Staffeln besonders stark besetz 1. Das gilt für die 4X100- wie für die 4X400-Meter-Staffel. In dieser Maßnahme des Reichssportführers kommt der Wille nationalsozialistischer SPortführung zum Ausdruck, daß über allem die Mannschaft steht und jeder deutsche Sportler auf persönliche Wünsche verzichten muß, wenn es gilt, dem Ganzen zu dienen. Der einzelne ist nichts — die Gemeinschaft alles. Es wäre verfehlt, an der Aufstellung der deutschen Mannschaft Kritik zu üben. Auf Grund eingehender Be obachtungen, scharfer Prüfungen und gewissenhafter Ueberlegungen ist die deutsche Sportvertretung ausgestellt worden. Nicht allein das sportliche Können war aus schlaggebend, sondern die charakterliche Haltung und Gesinnung war maßgebend bei der Auswahl der Kämpfer. Unsere Sportler haben als Glieder des gastgebenden Volkes die hohe Verpflichtung, den Sportlern der Welt einen fairen ritterlichen Kampf zu liefern und unseren Gästen zu zeigen, daß wir ein Sport- Volk sind, das sich zutiefst der Reinheit der olympischen Idee verpflichtet und verbunden weiß. Der Reichssport führer von Tschammer und Osten hat in seiner grundlegenden Rede auf der Tagung des Deutschen Olym pischen Ausschusses erklärt: „Die deutsche Olympiamann schaft muß in Haltung und Charakter Aus druck der neuen Lebensform unseres Vol kes sein. Sie besteht deswegen einzig und allein aus Kameraden und Kameradinnen, die zu einem gemein samen Ziel verschworen sind." Verbunden durch die Ge meinschaft nationalsozialistischen Lebensgefühls und den Willen, der olympischen Idee zu dienen, gehen unsere Wettkämpfer an den Start. Durch ihre Haltung in Sieg «nd Niederlage werden sie ein Bekenntnis ablegen zum neuen Reich und zur Idee des Sports, damit die XI. Olympischen Spiele Berlin 1936 wahrhaft ein Fest des Friedens werden. „Wenn wir unter diesen großen Gesichtspunkten die Aufstellung der deutschen Mannschaft sehen, dann tritt dahinter der Wunsch, unsere Aussichten zu beurteilen, zurück. Es war gut, daß der Reichssportführer vor einem überschwenglichen Optimismus gewarnt hat, der in einem deutlichen Gegensatz zu den Tatsachen stehen würde. Der Präsident des Deutschen Olympischen Ausschusses hat in seiner großen Rede darauf hingewiesen, daß unsere Wett kämpfer im wesentlichen den Jahrgängen angehören, die in den Kriegs- und Nachkriegsjahren geboren worden sind, so daß sie rein konstitutionell nicht die Kraft besitzen, um die Leistungen zu vollbringen, die nun einmal bei Olympischen Spielen notwendig sind. Darum ist für uns der nationalsozialistische Aufbau der Leibeserziehung nach den Olympischen Spielen nicht etwa abgeschlossen, sondern das große Sportfest im August stellt für uns den Beginn einer neuen sportlichen Zukunft dar. Wir wollen ein Sportvolk werden, und schon jetzt haben unsere Gäste immer wieder ihrem Erstaunen dar über Ausdruck verliehen, daß die Begeisterung des deut- Keilt WkWWln Berlin-Mn Amtliche österreichische Erklärungen. Im Bundeskanzleramt in Wien fand am Donners tag eine Pressekonferenz für die Vertreter der Auslands presse statt. Der Staatssekretär für Aeußeres, Dr. Guido Schmidt, erklärte einleitend, daß die Weltpresse mir wenigen Ausnahmen das Uebereinkommen vom 11. Juli sachlich beurteilt habe. Die Gepflogenheit der öster reichischen Staatsführung, nichts rückwärts zu schauen, sich nicht in Gräben zu verschanzen, ihr Grundsatz, daß jede Politik Bewegung sein müsse, habe in der Welt Billigung erfahren: Zum Schluß bat der Staatssekretär die Vertreter der Weltpresse, Oesterreichs Bemühungen, der Sache des Friedens und der Völkerversöhnung zu dienen, ent sprechend zu würdigen. Anschließend erörterte Gesandter EduardLudwig eine Reihe von Einzelfragen, die im Zusammenhang mit dem Uebereinkommen vom 11. Juli augenblicklich in der Weltpresse erörtert werden. Zunächst stellte er fest, daß alle Nachrichten über Geheimklauseln des deutsch- österreichischen Akkords falsch seien. Das gleiche gelte von den immer wieder auf tauchenden Gerüchten über eine neue europäische Block bildung. Hinsichtlich des Dreimächteabkommens von Rom erklärte der Gesandte, es werde vom weiteren Verlauf der Dinge abhängen, ob es zu einer Erweiterung derrömischenProtokolle komme, die ja den Bei tritt allen Staaten offenlassen. Es fei aber natürlich, daß das Deutsche Reich ein volles Recht daran habe, bei einer eventuellen wirtschaftlichen Neuordnung des Donauraumes mitzusprechen. Weiter erklärte der Gesandte, daß die Nachrichten von einer Zusammenkunft des tschecho slowakischen Ministerpräsidenten Hodza und des Bun deskanzlers Dr. Schuschnigg falsch seien; ebenso seien alle Gerüchte über eine Regierungsumbildung oder über Personalveränderungen im Bundeskanzleramt unrichtig. Die Frage der Amnestie fei augenblicklich in einem Vorbereitungsstadium. Das Justizministerium fordere die entsprechenden Anträge von den Staatsanwalt schaften und Strafanstalten ein. Die österreichischen Bischöfe zum deutsch-österreichischen Abkommen. Die Wiener Zeitung „Reichspost" veröffentlicht zum deutsch-österreichischen Abkommen eine Kundgebung, die der Erzbischof von Wien, Kardinal v. Theodor Innitzer, an den Bundeskanzler Dr. Schuschnigg im Namen der österreichischen Bischöfe gerichtet hat und in der es u. a. heißt: „Der unselige Bruderzwist, der so tiefe Wunden schlug, der das deutsche Volk gerade in drangvollen Zeiten inner lich spaltete und zerriß, ist in einer europäischen Schicksals, stunde, da der Frieden in der Völkerfamilie des Abend- landes wieder einmal ernstlich gefährdet schien, in über raschender Weise beigelegt. Am Herzschlag des deutschen Volkes in Oesterreich ist über diese Friedenstat aufrichtige und ehrliche Freude zu spüren. Auch wir Bischöfe Oester reichs, die wir als die berufenen Hüter und Wahrer des Friedens immer wieder zur Verständigung mahnten und mit unseren Gläubigen in heißen Gebeten um den Frieden im deutschen Volk zum Himmel flehten, begrüßen mit aufrichtiger Freude und ehrlicher Genugtuung dieses Werk des Friedens, das nicht nur für die beiden Vertragspartner bedeutungs- voll ist, sondern darüber hinaus auch die Gefahr eines ver- hängnisvollen Krieges zu bannen, geordnete Verhältnisse im Völkerverkehr und wirtschaftliche Fortschritte zu ermög. lichen geeignet scheint. Möge dieses Friedenswerk — dies ist unser sehn lichstes Wünschen und innigstes Sehnen — nach all den Bitterkeiten der letzten Jahre auch den letzten Stachel des Unfriedens und der Mißgunst aus der deutschen Volksseele nehmen, zu Nutz und Frommen unseres Vaterlandes Oesterreich, des ganzen deutschen Volkes und der mit ihm auf Gedeih und Verderb verbundenen Völkerfamilie Europas." * Sämtliche in Graz anberaumten politischen Straf- Prozesse gegen österreichische National- sozialisten sind von der Tagesordnung abgesetzt worden , MWMS MM Vs WM Köllig. Die Kaltblütigkeit des Monarchen — Zwei Personen verhaftet. Auf den englischen König Eduard VIII. wurde ein Anschlag versucht, als der Herrscher von der Parade heun- tehrte. Das ruchlose Attentat schlug glücklicherweise fehl. Ueber den Vorfall wurde ein amtlicher Bericht aus- gegeben, der wie folgt lautet: „Als Seine Majestät der König sich auf dem Heimwege von Hydeparl nach dem Buckingham-Palast befand, wurde ein Revolver auf den Weg geworfen, der dicht hinter dem Pferd des Königs zu Boden fiel." König Eduard VIII. hatte im Hydeparl historische Fahnen an die Garde-Infanterie übergeben. Bei der Rück kehr von der Parade nach dem königlichen Schloß wurde ein Anschlag versucht, der glücklicherweise durch das ener gische Zugreifen der Polizei vereitelt werden konnte. Der Vorfall hat große Erregung in London verursacht. Nach dem Bericht eines Augenzeugen drängte sich, als der König gerade durch den Triumphbogen in der Nähe von Constitutione-Hill geritten war, ein Mann durch die Menge und versuchte, die Polizisten beiseitezustotzen. Er hatte einen Revolver in der Hand. Eine Frau, die in diesem Augenblick aufschrie, und ein Polizist faßten ihn. Der Polizist schlug dem Mann ans den Arm; dabei siel der Revolver in weitem Bogen auf die Straße und gerade dem König vor das Pferd. Anscheinend bemerkte der König den Vorfall. Er ritt aber weiter. schen Volkes für den olympischen Gedanken einzig dastehe. So gesehen, ist für uns die Frage nach Sieg oder ehren- voller Niederlage nicht letztentscheidend. Deutschlands Sportler und das deutsche Volk sind zuerst und zuletzt von dem Wunsch beseelt, den zu uns kommenden Volkern einen gastlichen Empfang zu bereiten und die Olympischen Spiele für unsere Gäste zu einem unaus löschlichen Erlebnis zu gestalten. In der Hoffnung, daß das Sportfest der Nationen im August ein neuer deutscher Beitrag zum Frieden der Welt sein möge, stehen unsere Wettkämpfer zum Einsatz für einen ritterlichen Kampf mit der Sportjugend der Völker bereit und hinter ihnen das für die olympische Idee begeisterte und gewonnene deutsche Volk. Als die Polizisten den Mann verhafteten, schrien die in nächster Nähe stehenden Leute: „Schlagt ihn doch lot!" Es entstand die Gefahr, daß der Täter auf der Stelle gelyncht werden würde. Nur dem schnellen Zugreifen weiterer Polizisten war es zu verdanken, daß der Mann schnell abgeführt und in Sicherheit gebracht werden konnte. Nach der Darstellung eines zweiten Augenzeugen drängte sich auch noch ein zweiter Mann unweit des ersten Attentäters mit einem kleinen Paket durch die Menge, warf das Paket von sich und versuchte, durch die Menge zu flüchten. Auch dieser Mann wurde verhaftet. Mit aufrichtiger Genugtuung wird jeder — auch i« unserem Lande — die Meldung zur Kenntnis nehmen, daß das Attentat auf Englands König vereitelt werde» König Eduard / (Wagenborg-Archw — M-j