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Deutschland erwarlei in diesen Tagen den Besuch der Welt zu den Spielen. Nun ist es eine alte Sitte, von seinen Reisen ein Andenken mit nach Hause zu bringen — zur Erinnerung. Dagegen läßt sich an sich nichts einwenden, wenn sich nicht gewisse Menschen, die klingenden Lohn versprechende Konjunktur wit ternd, auf das Andenkengeschäft geworfen hätten. Be sonders jetzt im Zeichen der Olvmpischen Spiele treibt der „Andenken-Erfindergeist" tolle Blüten. Kitsch wird D serienweise bergestellt und wartet aus die Dummen, die sich derartige Geschmacklosigkeiten dann aufs Paneelbrett oder auf den Schreibtisch stellen. Etwa einen Aschbecher, den ein Eisenklotz unter dein Namen „Funkturm" überragt. Oder ein gläserner Humpen, den das Abziehbild-Panorama des Rathauses „ver ziert" Oder das Brandenburger Tor mit den fünf Ringen als Briefbeschwerer — echt Bronze imitiert Es ließ sich noch eine ganze Reihe dieser fürchterlichen I Erinnerungsgegenstünde aufführen; begnügen wir W uns aber mit dieser Blütcnlese — und ziehen die V Folgerung aus dieser Aufzählung: Hinweg mit a l l d e m O l h m p i a k i t s ch, der sich im Zeichen der fünf Ringe breitzumachen droht. Manche verheißungs vollen Anfänge eines Kampfes gegen den Olympia- kitsch sind bereits gemacht worden. Organisationen haben Ausrufe erlassen und Ausschüsse sind eingerichtet worden. Es geht ja nicht darum, das Andenkengeschäft auszurotten, wohl aber seine geschmacklosen Aus wüchse. Erzeugnisse des Kunsthandwerks liegen vor. die dem ins Auge gefaßten Zweck Genüge tun — in geschmackvoller und künstlerischer Form. Etwa Kera mikdosen für Zigaretten mit den fünf Ringen oder Zinnteller mit dem Zeichen der Olvmpischen Spiele Hier liegen Ansätze einer Geschmackserziehung vor. Im Blick auf den zu erwartenden internatio nalen Gästezustrom müssen wir alle mithelfen, daß der Kitsch verschwindet und statt dessen Erzeugnisse des heimischen Kun st Handwerks Erinne rungen an das Olympia-Deutschland später, wenn unsere Gäste wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind, wachrufen. Die Olympiakleidung der deutschen Leichtathleten. DMmer: Weißes Hemö mit rotem Brustring, Reichsbtln-ab- zeichen in der Mitte, weiße Hose. — Frauen: Weißes Hemd ohne Brustring, Reichsbundabzeichen in der Mitte, schwarze Hose. (Weltbild — M). Deutschland hat die besten Mmamateme. Drei von sieben Ersten Preisen an deutsche Schmalfilme verteilt. Das Preisgericht des im Rahmen des II. Inter nationalen Amateurfilm-Kongresses in Berlin veranstalteten V. Internationalen Wettbewerbs um den besten Amateurfilm, dem aus mehr als 15 europäischen Staaten 56 Filme gemeldet worden waren, hat sieben 1. und sechs 2. Preise verteilt. Davon entfielen drei 1. Preise und ein 2. Preis an Deutschland. Deutschland steht dadurch als beste Nation im Wettbewerb an führender Stelle. In der Gruppe Spielfilme, fiel der l. Preis an R. Gro schopp, Dresden, für den Film „Bommerli", in der Gruppe 8, Dokumentarische Filme, der 2. Preis an Pro fessor Ramme, Berlin, für den Film „Saga, die Nirseuschnecke". In der Gruppe 0, Neisefilme, errang Dr. G. Schneider, Dresden, den 1. Preis für den Film „Frühling am Bodensee". In der Gruppe v, Trick filme wurde O. Fliedner, Flensburg, 1. Preisträger mit dem Film „Das letzte Gesicht". An zweiter Stelle steht Frankreich mit zwei 1. und einem 2. Preis xlOlv/MMM spikl.? Die ersten ungarischen Olympiakämpfer eingetroffen. Der erste Teil der ungarischen Olympiamannschaft traf in Stärke von 10 Mann tn Berlin ein. Zum Empfang hatten sich Vcriretcr der ungarischen Gesandtschaft eingefun- ven Adols Friedrich, Herzog zu Mecklenburg, begrüßte die Ungarn im Nanien des Organisalionskomiices und hieß sie als alte Wafsenbrüder des Weltkrieges in Deutschland und der Neichshauplstadt besonders herzlich will kommen Anschließend fuhren die ungarischen Gäste in das Olympische Dors. Feierlicher Empfang der Olympiasegler in Kiel. Im großen Rathausfaal in Kiel wurden die Olympia- segler festlich empfangen Die Segler von 21 Nationen, die im Laufe des Monats in Kiel eingetroffen waren, wurden im Namen des Oberbürgermeisters und der Kriegsmarinestadt durch Bürgermeister Mentzel aufs herzlichste willkommen geheißen. Die Rede wurde von einer Reihe von Dolmetschern in die Muttersprache der Segler übersetzt. Im Namen sämt licher Segler antwortete der älteste anwesende Segler, der Führer der estländischen Seglermannschast, Laanekörb. Er sprach den Dank siir die gastfreundliche Aufnahme aus. saissy (Ungarn) Wnrflauben-Europameister. Der Kampf um die Europameisterschaft im Wurftaubenschießen in Berlin-Wannfee endete nach schärfstem Kampf mit dem knappen Siege des Ungarn Halasy vor Dr. Schöbel (Leipzig). Am Sonntag hatte Dr. Schöbel auf die ersten 100 Wurftauben mit 95 Treffern am besten abgeschnitten. Halasy folgte mit 92 Treffern. Schon tn der ersten 25er-Serie büßte Dr. Schöbel seinen Vorsprung ein, da er nur 19 Treffer gegen 24 des Ungarn herausholte. Dr. Schöbel holte dies in der nächsten Serie wieder auf, aber nach 150 Tauben führte Dr. Halasy mit 139 Treffern vor Dr. Schöbel mit 138. In der dritten 25er-Serie schossen so wohl Halasy als auch Kiszkurno fehlerfrei, während Dr. Schöbel zwei auslich. Mit drei Treffern Vorsprung vor Dr. Schöbel und fünf vor Kiszkurno begann der Ungar das Schießen auf die letzten 25 Wurftauben. Kiszkurno und Halasy verfehlten je zwei Lauben. Mit 187 Treffern war der Ungar nicht mehr einzuholcn. Dr. Schöbel gelang es, durch 24 Treffer in der letzten Serie mit insgesamt 185 noch den 2. Platz zu retten. In der Mannschaftsmeisterschaft siegte Ungarn. England hat noch nicht gewonnen. Der zweite Tag des entscheidenden Treffens um den Davis-Pokal zwischen England und Australien in Wimbledon brachte noch nicht den erwarteten Sieg der Engländer. Nachdem sie durch die beiden Einzelsiegs mit 2:0 in Führung gegangen waren, verlor das englische Doppel Hughes-Tuckey, die Sieger des Wimbledon- .urniers, in vier Sätzen gegen die in Hochform befindlichen Australier Crawford-Quist. Damit steht der Kampf 2:1 für England. Die ersten Holländer eingetrosfcn. Als erste Gruppe der holländischen Olympiamannschaft trafen am Montag in Ber lin die Fünfkämpfer und Radrennfahrer ein. Die 30 Mann starke Gruppe bildet den Vortrupp der in den nächsten Tagen eintressenden starken holländischen Mannschaft. Am Ziel des bedeutendsten Rennens Deutschlands, Lem Kampf um das „Braune Band", das in München ge laufen wurde. Mit einer Länge Vorsprung gewann di« hervorragende Stute des Gestüts Erlenhof „Nereide" unter Jockei Grabsch vor dem besten älteren Pferd' Frankreichs, „Corrida". (Schirner.) Um die sächsische Wasserballmeisterschast Am Sonntag begannen die Kämpfe um die sächsische Was- serballmeisterschaft. Als einziger Verein ohne Punkleinbuge kam der SV Poseidon Leipzig daran, der sich mit vier Punkten an die Spitze setzte, nachdem SV Zwickau 04 seine Spiele abgesagt hatte. In Gruppe 1 standen sich in Chemnitz SV Wiking Chem nitz und Neptun Dresden gegenüber. Die Chemnitzer gewannen das erste Spiel mit 8:3 und verloren das Rückspiel mit 5:2.' 2n Dresden siegte im ersten Spiel der Dresdner Schwimm- Verein gegen SV Stern Leipzig mit 4:2 und wurde im zwei ten Treffen mit 4:1 geschlagen. In Gruppe 2 kamen durch den Ausfall der Begegnungen zwischen Poseidon Leipzig und SV 04 Zwickau nur die Spiele zwischen Neptun Leipzig und SV Vogtland Plauen in Leipzig zum Austrag. Die Leipziger konn ten im Vormittagsspiel nur ein 3:3 herausholen und wurden am Nachmittag mit 4:3 geschlagen. — Die Spiele werden am kommenden Sonntag fortgesetzt. Nach dem Siege im Nürburgrennen. beglückwünscht Korpssührer Hühnlein den Sieger, den jungen deutschen Nachwuchsfahrer Bernd Rose meyer. Rosemeyer, der sich auf einem Wagen der Auto- Union den „Großen Preis von Deutschland" holte, hatte sich vor einigen Tagen mit der Sportfliegerin Elli Bein horn verheiratet. (Schirner.) SS «EkökLEc/WMO/Z EM EöE/N. (51. Fortsetzung.) „O bitte, Mister Hartfield! Es war sehr richtig, daß wir diese Angelegenheit ins reine brachten." Er gab sich Mühe, seine Mißstimmung nicht merken zu lassen, aber er fühlte, daß der Ton der Unterhaltung ein gezwungener war. Es war für Harry nicht einfach, sich mit den Tat sachen abzufinden. Er hatte sich daran gewöhnt, Ellen als seine zukünftige Frau zu betrachten. „Glauben Sie nicht, Miß Ellen," fing er noch einmal an, „daß Ihr Vater eine Verbindung zwischen uns beiden begrüßen würde?" Ellen Wilcot lächelte. „Mein Vater läßt mir in Liesen Dingen völlig freie Hand!" erwiderte sie. Hartfield, der sich ziemlich überflüssig vorkam, ver abschiedete sich bald. „Ich habe in der Stadt zu tun," sagte Ellen. „Es wäre nett, wenn Sie mich mitnehmen würden!" „Selbstverständlich! Sehr gerne!" beeilte er sich zu zustimmen. Er wartete, bis sie sich fertiggemacht hatte, dann be gleitete er sie an seinen Wagen. „Wohin soll ich Sie bringen?" fragte er, als das Auto die Stadt erreicht hatte. „Maxston Noad 17!" antwortete Ellen, als sei eS die selbstverständlichste Sache von der Welt, daß sie in dieser ubelbelenmundeten Straße des Arbeiterviertels auszu steigen wünschte. Hartfield unterdrückte seine Verblüffung und bog in den nördlichen Stadtteil ein. „Es ist für eine Dame nicht sehr angenehm hier," weinte er, als der Wagen in der holprigen engen Straße hielt, vor einem Haus, bei dessen Betreten mau unwill kürlich nach der Pistole griff. „Wünschen Sie, daß ich Sie begleite?" setzte er be sorgt hinzu. „Das ist nicht nötig, Mister Hartfield!" entgegnete Ellen. „Aber wenn Sie warten wollen, würden Sic mich zu Dank verpflichten. Ich bin in zehn Minuten wieder hier." Ihre Stimme klang sonderbar fahrig. Zu einer anderen Stunde wäre es Hartfield sicher aus gefallen. Er setzte sich in den Wagen und zündete sich eine Ziga rette an. Seine Gedanken beschäftigten sich mit Ellen. Was suchte sie in dieser Gegend, in diesem Haus? War da irgendein Geheimnis? Sie hatte ihm keinerlei Auf klärungen gegeben, und er war höflich genug gewesen, nicht danach zu fragen. Eine sonderbare Unruhe ergriff den jungen Mann. Wenn ihr etwas zustieß? Er hätte sie nicht allein gehen lassen sollen! Kinder blieben vor dem Auto stehen, mit schmutzigen Gesichtern und zerrissenen Kleidern. Neugierig gaffend standen sie da, stießen sich gegenseitig an und kicherten. Aus der Tür des Nachbarhauses trat eine Frau und schrie einige Worte mit kreischender Stimme. Eines der Kinder lief auf sie zu und verschwand, unter dem aus holenden Arm der Frau sich duckend, hinter der Haus tür. Es wurde dunkel. Ein Mann mit einer Stange kam die große Straße herunter nnd zündete die Gaslaternen an. Hartfield sah ans seine Armbanduhr. Er wurde von ernstlicher Sorge gepackt, denn die zehn Minuten waren längst vergangen. Der Laternenanzünder war herangekommen, blieb stehen und sah verwundert auf das Auto. Die Anwesen heit eines eleganten Wagens mochte in dieser Straße ein seltenes Ereignis sein. „'N Abend, Mister!" sprach er plötzlich Hartfield an. „Feiner Wagen das! — Wohl 'n bißchen in der Klemme, Ihr Herr, was?" meinte er gutmütig grinsend und deu tete mit dem zurückgebogenen Daumen auf das Haus. Hartfield hatte die Absicht gehabt, den A' ' zu über sehen, aber bei den letzten Worten horchte e. auf. „Wie meinen Sie?" fragte er und ärgerte sich gleich» zeitig, daß er den Kerl angesprochen hatte. Der Mann mit der Stange spuckte verächtlich aus. „Tun Sie man nich so! Ihr Herr ist wohl ein guter Freund vom „Quetscher"? Hat ihn wohl nur rasch be sucht, was, um ein Stündchen mit ihm zu pokern?" Er mußte über seinen Witz unbändig lachen. „Ich verstehe wirklich nicht, was Sie meinen!" er widerte Hartfield in quälender Sorge um Ellen. I« welch verdammte Gegend war sie geraten? „Wer ist der „Quetscher", von dem Sie da sprechen?" „Oho, Sie scheinen wirklich nicht zu wissen!" rief der Laternenanzünder und kratzte sich den Kopf. Dann legte er seine Hand an den Mund und neigte sich ganz nahe zu Hartfield. „Der „Quetscher" ist der größte Wucherer von Lon don!" flüsterte er. „Wehe dem, der in seine Hände fällt! Ich glaube, Grimper oder so ist sein Name. Aber alle kennen ihn nur als den „Quetscher". Er saugt die Leute aus, denen er Geld geliehen hat; er quetscht ihnen daS Blnt aus den Adern. Haha, er hat probate Mittelchen, wunderbare Mittelchen, um jemand den letzten Pfennig aus der Tasche zu holen." i Hartfield griff sich an die Stirn. Sollte er glauben, - daß Ellen — ? Verdammt, es mußte wohl stimmen! Wozu wäre sie sonst hierhergekommen? Er sprang aus dem Wagen. Das mußte er ver hindern! Wie konnte sie sich mit solchem Gesindel ein lassen? Wenn sie doch nur ein einziges Wort gesagt hätte, daß sie Geld brauchte! Im Innern des Hauses war es vollkommen finster. Hartfield tappte sich nach irgendeiner Tür und riß sie auf. Eiue Frau, die ein Kind an der Brust hatte, kreischte erschrocken, ein Mann erhob sich vom Tisch und fragte drohend, was los sei. „Ich möchte zu Mister Grimper," rief Hartfield. „Bitte, führen Sie mich!" Er warf ein Geldstück auf den Tisch. „Behalten Sie!" brummte der Mann und gab die Münze zurück. Dann nahm er die Petroleumlampe vom Tisch und ging hinaus. (Fortsetzung folgt.)