Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt I Nr. 171 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 264» Freitag, den 24. Juli 1936 Das Wrl^ruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt, rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt" erschein, werktags nachm. 1 Uhr BezugSpr. monatl 2RM. frei HauS, bei Postbestellung l,8v RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer w Rps Alle Postanslallen, Poftbolen, unsere AuSlräger u GejchäslSstelle nehmen zu jeder Ze» Be- ..... . slcllungen entgegen. Im Fall-höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wtlsdruss u. Umgegend sonstiger BciriebSstorun- gen b-stchl «ein Anspruch au, Lielcruna der Zei- »ung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks ^n^mn-LÄr' Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 Ztten AnzMn^ men wir leine Gewahr. U _ Bei KonlurS Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Bemerkungen am Rande Der Adolf-Hitler-Marsch der HI. Die erste Marscheinheit der Hitler- ^^Jend hat sich von der alten Hansestadt Königsberg A Ostpreußen aus in Bewegung gesetzt, um innerhalb 47 Tagen in einem Anmarschweg von 91» Kilometer die Feldzeichen der Jugend Adolf Hitlers in die Stadt der Reichsparteitage der nationalsozialistischen Freiheits bewegung zu tragen. 24 weitere Marfcheinbeiten der HI. werden in den nächsten Tagen und Wochen in allen Gauen unseres Vaterlandes den gleichen Marsch antreten. Sie werden sich auf dem Reichsparteitag in Nürnberg treffen, wo die Hitler-Jugend mit 380 Bannfahnen vor dem Führer aufmarschieren wird. Es ist das zweitemal, daß aus den Gauen des Reiches die Bannfahnen der deutschen Jugend als die Zeichen eines neuen gläubigen Geschlechtes sich zu einem stolzen Marsch in Bewegung setzen, der seiner Idee und Durchführung nach ein beredtes Zeugnis von der ideellen Bereitschaft und der körperlichen Leistungs fähigkeit der Hitler-Jugend zu vermitteln vermag. Jedes Gebiet stellt eine Marscheinheit von durchschnittlich 6» Jungen, die unter der Leitung eines Marschführers nach. den Anordnungen der Reichsjugendführung den Adolf-Hitler-Marsch durchführt. Die gesamte Länge der Anmarschwege beläuft sich auf 11 380 Kilometer, die in etwa 500 Marfchtagen mit 150 eingeschalteten Ruhetagen zurückgelegt werden. Es ist ein neuer herrlicher Aufbruch der deutschen Jugend, der sich in den kommenden Wochen vollzieht. Aufrechte und fonnengebrännte Jungen ziehen über die Landstraßen, sie marschieren zum Führer, der ihrer Organisation seinen Namen gab. Ganz Deutschland wird in den nächsten Wochen Zeuge sein, wie diese Jugend ihre heiligen Banner mit sehnigen Händen und heißen Herzen im Marschtritt nach Nürnberg trägt. Jede Einheit vertritt die Hitler-Jugend ihrer engeren Heimat. Das gegenseitige Kennenlernen der einzelnen deutschen Stämme soll bewußt durch den Adolf-Hitler-Marsch gefördert werden. Zu den ideellen und kulturellen Auswirkungen dieses gewaltigen Marsches aber kommt in besonderem Maße der moralische Wert dieses einzig artigen Bekenntnismarsches. Die Einheiten sind wochenlang zusammen, und jeder Teilnehmer muß für diese Zeit in einer streng geordneten Gemeinschaft leben. Der Weg von mehreren hundert Kilometern bei jeder Witterung ist eine strenge Prüfung für die körper liche Leistungsfähigkeit und die charakterliche Stärke. Von diesen Gesichtspunkten aus gesehen ist der Adolf-Hitler- Marsch ein Prüfstein für die Leistungsfähigkeit der HI. und eine eindrucksvolle Demonstration des Leistungs willens der jungen Generation. Der feierliche Abschluß des Marsches wird seine Krönung sein. Am 9. Sep 1 em- ber vormittags werden die rotweißen Banner der Hitler-Jugend als erste in der alten Reichsstadt ihren Einzug halten. Ein junges Volk wird seine hehren Feld zeichen in die Stadt tragen und somit symbolisch die ewige Jugend der nationalsozialistischen Bewegung vor aller Welt bekunden. Die Nachwuchsfrage. Die Nachwuchsfrage ist eine der wichtigsten Fragen für ein Volk. Immer wieder und von den ver schiedensten Seilen wird dem Volke so nachdrücklich wie möglich klar zn machen versucht, daß und warum Deutsch land mehr Nachwuchs braucht. Der einzelne behauptet auch gern, das alles vollkommen einzusehen. Nur wenn man ihm dann sagt: „Run handle auch danach!", dann fährt er förmlich entrüstet und erschreckt zurück und er klärt: „Ich!? Ich!? Wie kann ich dazu kommen? Ich in meiner Lage!? Dafür mögen nur die anderen forgen, die es können. Die Kosten des Lebensunterhaltes sind zu groß, wir können uns neue Lasten wirklich nicht aufbürden." Man darf überzeugt sein: Je wortreicher die Entrüstung, ie tiefer der Brustton der Ueberzcugung, nm so unbegrün deter sind alle Einwände. Das Wägen, das hier vor das ^"gen gesetzt wird, ist nichts als Maske zur Verhüllung Eigennutzes. Das scheinbar so gewissenhafte Abwagen ist nur die äußere Form des Götzendienstes vor dem Gotzen Bequemlichkeit. Und noch ein Wort für die wenigen Wertzen Raben, die ehrlich möchten und bei ehr lichem Wagen trotz allen ehrlichen Wagemutes keine Durch- kommensmoglrchkeir zu sehen glauben. Ihnen kann man nur sagen: »Wagt es getrost! Ihr werdet sehen, daß die Freude am Leben die Sorgen des Alltags zudeckt, und wie der Staat Adolf Httlers tatkräftig über die üblichen Kinderermäßigungen hinaus auf den verschiedensten Wegen und in der verschiedensten Weise den bevorzugt, der völkischen Willen durch die Tai bekundet." Diejenigen freilich, die immer stöhnen, erst müsse eine Besserung der Gesamtverhältnisse eingetreten sein, diese Leute haben nichts zu erwarten. Der Nationalsozialismus ist eine Weltanschauung der Tat und nicht des beschaulich- bequemen Abwartens. Die Nutznießer der Tatkraft der anderen haben im nationalsozialistischen Staat wenig Naum und Verständnis für ihren Untätigkeitsdrang. Am Anfang steht die Tat! Erst für Nachwuchs sorgen und dann sich aufs Altenteil setzen. Höchstes Ziel: Friede der Welt Feierliche Eröffnung des Freizeitkongresses — Dr. Ley zum Präsidenten gewählt Im festlich geschmückten Hamburg wurde am Don nerstagvormittag der Weltkongreß für Freizeit und Erholung eröffnet, dem im Jahr der Olym pischen Spiele besondere Bedeutung zukommt. Das geht auch aus den Grußworten hervor, die einzelne Minister diesem Kongreß gewidmet haben. So schreibt Reichsinnen- Minister Dr. Frick u. a.: „Der Kongreß dient dem großen Gedanken, daß die Freude die Quelle neuer Kraft ist, und damit auch der Verständigung der Völker und dem Frieden." 40 Völker haben ihre Vertreter nach Hamburg entsandt, die zusammen mit den Gästen aus allen Gauen des Reiches an der, Feststunde der Eröffnung teilnahmen. In dem großen Saal der Musikhalle, der im Schimmer von Rosen und Hortensien lenchtete, hatte das Beratungs komitee des Weltkongresses auf dem Podium Platz ge nommen. Als Reichsminister R u d o l f H e ß, der Schirm herr des Kongresses, erschien, erhob sich alles von den Sitzen und grüßte mit rauschendem Jubel den Minister. Der Leiter der Tagung, Pg. Rentmeister, hieß die Gäste willkommen und betonte, daß die beiden großen Grundgedanken des Kongresses „Freude und Friede" lauten. Der Kongreß möge daz» beitragen, die Wohlfahrt der Völker durch gegenseitige Verständigung zu vertiefen. Dann trat, wiederum von stürmischem Jubel gefeiert, Reichsminister Rudolf Hetz vor die Versammlung und überbrachte zunächst die Grüße des Führers, insbesondere an die Vertreter und Abordnungen des Auslandes. Der Führer und Reichskanzler lasse dem Kongreß seine besten Wünsche für gedeihliche Arbeit aussprechen. Die Aufgaben des Kongresses seien die bedeutungsvollsten, die es heute überhaupt gebe, denn die Technisiprung unse res Zeitalters könne sich nur dann segensreich auswirken, wenn die Freizeitgestaltung den wahren seelischen und geistigen Ausgleich gebe. In diesem Sinne sprach der Reichsminister dem Kongreß seine besten Wünsche für ein glückliches Wirken und Schaffen aus. Dann nahm der Präsident des Internationalen Be ratungsausschusses, Gustavus Pown Kirby, USA., das Wort. Rach einem Gruß an alle Mitglieder stellte er fest, daß trotz der verschiedenen Sprachen und Sitten der ein zelnen am Kongreß beteiligten Nationen alle unter dem gleichen Ziele stehen: Es gelte für die Menschheit, nicht da- binzuvegetieren, sondern sich in höhere Sphären zu beben. Der Mensch dürfe nie zum Sklaven der Maschine werden. Ucber aller Arbeit des Kongresses aber stehe als höchstes Ziel der Friede der Welt und das Glück aller. Anschließend wurde ein Huldigungstele gramm an den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler verlesen, das mit großem Beifall ausgenommen wurde. Es folgte weiter die Wahl des Präsidenten und der Vizepräsidenten des Kongresses. Reichsorganisations leiter Dr. Ley wurde zum Kongreßpräsidenten gewählt. Dr. Ley wurde von Mister Kirby „der große Führer »ur Eroberung der Freude und Freizeit" genannt. Unmittelbar nach der Wahl trat Dr. Ley aus die Rednertribüne. Das Werk der Freizeitgestaltung, so führte er darauf aus, können nur Optimisten beginnen und vollenden. Die Arbeit des Kongresses sei die beste Methode, unter einem großen Leitgedanken die Völker einander näherzubringen. Der heilige Glaube aller Völker an ihre Mission, der Stolz aus ihre Leistungen, ihre Eigenart und ihre Rasse seien die beste Grundlage der Völkerver- ""ndigung. Deutschland wolle sein nationalsozialistisches Gedankengut, wie schon so oft betont, der Welt nicht aufzwingen. Aber es sei voll tiefster Freude über die Leistungen des National- fozialismus bewegt, die ein 60-Millionen-Volk vom Ab grund zurückgerissen habe. So sei auch die Freude und das Lachen des heutigen deutschen Menschen zu erklären. Freude überall, wohin man auch in deutschen Gauen blicke. Die Freude sollten unsere ausländischen Gäste kennenlernen und an ihr teilnehmen, wenn sie sich Deutsch land jetzt gründlich ansähen. Anschließend entboten der Reichsstatthalter von Ham burg, Gauleiter Karl Kaufmann, der Präsident deS Internationalen Olympischen Komitees, Graf de Baillet-Latonr, und der Präsident des Organisa- tionskomitees für die XI. Olympischen Spiele, Staats sekretär a. D. Dr. Lewald, dem Kongreß ihre Grüße. Und dann wurde die lange Reihe von Ansprachen der ausländischen Regierungsvertreter und Delegierten von dem italienischen Abordnungsführer Generaldirektor Pucetti eröffnet. Mit den rhythmischen Klängen deS Kongreßmarfches „Wir grüßen die Fahnen der Nationen" fand die feierliche Eröffnung der Welttagung ihren Abschluß. Im Vorhof der Zoo-Ausstellungshallen in Hamburg fand in Anwesenheit von Dr. Ley in Verbindung mit dem Freizeitweltkongreß die Eröffnung der großen Aus stellung „Freizeit und Erholung für alle" statt, an deren Zustandekommen neben der Deutschen Arbeitsfront nnd der NSG. „Kraft durch Freude" insbe sondere auch der Reichsnährstand mitgewirkt hat. Das Danttelegramm dss Führers. Der Führer und Reichskanzler hat auf das Hul- digungstelegramm vom Weltkongreß, das von Präsident Kirby unterzeichnet war, mit folgender telegraphischen Antwort gedankt: „Ihnen, Herr Präsident, und den ausländischen unt» deutschen Teilnehmern am Weltkongreß für Freizeit und Erholung danke ich herzlich für Ihr freundliches Gedenken bei Beginn Ihrer Tagung in Hamburg. Ich erwidere Ihre Grüße mit dem aufrichtigen Wunsch, daß Ihre auf die körperliche und seelische Förderung der Arbeitenden der ganzen Welt gerichteten Bestrebungen von bestem Erfolg begleitet sein und daß sie der Verständigung und fried- lichen Zusammenarbeit der Völker nachhaltig dienen mögen. Adolf Hitler." AWutz der Dreier-Konferenz Die Dreimächtekonferenz setzte am Nachmittag ihre Beratungen fort. Nach knapp zweieinhalbstündiger Be ratung wurde die Konferenz um 18.10 Uhr abgeschlossen. In der amtlichen Verlautbarung heißt es: Die Vertreter Frankreichs Belgiens und des Ver einigten Königreichs die in London am 23. Juli zusam mengetreten waren, sind, indem sie sich der Uebereinkommen vom 19. März, der Vorschläge des deutschen Reichskanzlers vom 31. März und derjenigen der französischen Regierung vom 8. April erinnern, zu folgenden Schlutzfolgerungen gelangt: „1 . Das Hauptziel, auf das die Anstrengungen aller europäischen Völker gerichtet sein müssen, ist die Konsoli dierung des Friedens durch eine allgemeine Regelung. 2. Eine solche Regelung kann nur durch die freie Zu sammenarbeit aller betroffenen Mächte erreicht werden, und nichts würde verhängnisvoller für die Hoffnungen auf eine solche Regelung sein als die scheinbare oder tatsäch liche Teilung Europas in gegnerische Blocks. 3. Die drei Regierungen sind infolgedessen der Ansicht, daß Schritte unternommen werden sollen, um eine Zu sammenkunft der fünf Locarnomächte zu erzielen, sobald eine solche Zusammenkunft passen- derweise abgehalten werden kann. Die erste Aufgabe, die in Angriff genommen werden sollte, ist ihrer Ansicht nach die Verhandlung über ein neues Uebereinkommen, das an Stelle des Rheinpaktes von Locarno treten soll, um durch die Zusammenarbeit aller Betroffenen die Lage zu lösen, die durch die deutsche Initiative vom 7. März geschaffen worden ist. 4. Die drei Regierungen schlagen infolgedessen vor, daß sie mit der deutschen und italienischen Negierung in Verbindung treten in der Absicht, deren Beteiligung an der so vorgcschlagenen Zusammenkunft zu erreichen. 5. Wenn auf dieser Sitzung ein Fortschritt erzielt wer den kann, werden andere Fragen, die den europäischen Frieden berühren, notwendigerweise zur Aussprache kom men. Unter solchen Umständen würde es natürlich sein, zu erwarten, daß das Gebiet der Aussprache erweitert wird in der Weise, daß unter der Mitarbeit der anderen inter essierten Mächte die Regelung derjenigen Fragen erleichtert wird, deren Lösung wesentlich für den Frieden Europas ist." Die Frage des Ortes und der Zeit der geplanten Fünfmächtekonferenz ist noch nicht besprochen worden. Man hofft jedoch, daß die Zusammenkunft entweder vor der Völkerbundsversammlung Ende September oder kurz danach stattfinden kann. Auf der Konferenz wurde klargelegt, daß Großbritannien an der militärischen Garantie festhält, die es nach dem deutschen Schritt in der Rheinlandfrage auf sich genommen hat. In britischen Kreisen sehe man jedoch nach den heutigen Dreimächte- besprechnngen die Lage als sehr viel zufriedenstellender an. Eine der erfreulichestn Seiten der Besprechungen sei nach britischer Ansicht der starke Wunsch der französischen und belgischen Regierungen gewesen, Locarno wiederher-u- stellen.