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I Wilsdruff-Dresden Montag, den 6. Juli 1936 Nr. 155 — 95. Jahrgang Postscheck: Dresden 26-10 Drahtanschrift: „Tageblatt* Dos Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da» „Wilsdruffer Tageblatt' erschein« werktags nachm. 4 Uhr BezugSpr. monatl 2RM. frei HauS, bei Postbeftcllung l,8v RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Rps. Alle Postanstatten, Postboten, unsere Austräger u GejchäslSstell- ffall'e"öh"rerGcwatto?er Wochenblatt für WilsVlUff U. UMgegLNd somM^Bc/riE gen besteht lein Ansprmb - aus Lieferung der Zct. tung oder Kürzung deS Bezugspreises Rücksendung etngcsandter Schriftstücke erfolg« nur. wenn Rückporto beiliegt. olle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 6. -Ziffer-Gebühr: 20 Rpsg. — Dorgeschrt», bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-An nähme bis vormittags 10 Uhr — . , Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermit- 206 telten Tlnzeigen überneh men wir keine Gewähr. ' — Bei Konkurs und ZwangSvergletch erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. vanÄg klagt an! Zenairpräsiaent Kreiser vor Hem ilMerdunatrai — MreGnung mit Ser rstigkeli üez lsommissarr Lester. — üie kemübungen ller Vansiger Regierung um OerstSnüigung una frieilen. Unter dem Vorsitz des britischen Außenministers jEden war der Völkcrbundsrat zu einer öffentlichen Sitzung zusammengetretcn. Wichtigsten Punkt der Tages- ordnung bildete die sogenannte DanzigerFragc. Im Werlaus der Sitzung hielt der Danziger Senatspräsident Greiser eine große Rede, in der er frei und offen vor ^er ganzen Weltöffentlichkeit dem Rat die Meinung über Las Verhalten des Völkerbundskommissars Lester in Dan zig und die außerordentlichen Schwierigkeiten sagte, die Ler Völkerbund fortgesetzt der aus Ruhe, Ordnung und Fortschritt in Danzig bedachten nationalsozialistischen Re gierung mache. Die Rede Greifers beschäftigte dann den Rat in einer zweiten Sitzung. Im Verlauf dieser Sitzung wurde von verschiedenen Seiten der Versuch gemacht, für den Völkerbundskommissar Lester einzutrcten, der mit all gemeinen Bemerkungen zu der großen Rede Greifers Stellung nahm. Nach einer Schlußerklärung des Danziger Scnatspräsidcntcn stellte Eden die Annahme einer von ihm vorgclegten Entschließung fest. In dieser Entschlie- ßung wird der „Zwischenfall" anläßlich des Besuches des deutschen Kreuzers „Leipzig" in Danzig (kein Besuch des Kommandanten bei dem Bölkerbundskommifsar. D. Schr.) als Angelegenheit von „internationalem Charak ter" bezeichnet. Die p o l n i s ch c R e g i c r u n g wird g c bet«in, namens des Rates diese Frage aus diplomatischem Wege zu prüfen und auf der nächsten Ratstagung im September über die Maßnahmen zu berichten, die für notwendig gehalten werden sollten. Am Aamen von 400000 deutschen Benschen. Präsident Greiser gab dann eine grundsätzliche Dar legung, wobei er u. a. ausführte: Ich möchte betonen, daß ich mich vor meinem eigenen Gewissen zu der Pflicht durchgcrungen habe, hier einmal nicht als Beauftragter toter Buchstaben und theoretischer Paragraphen zu sprechen, sondern als Regent von 40V VOV deutschen Menschen, die ihr Schicksal nicht auf alle Ewig keit an den Völkerbund ketten wollen und die Ideologie dieses Instituts letzten Endes gar nicht verstehen, sondern die, durch Blut und Rasse an das deutsche Volk gebunden, ihre Herzen eine andere Sprache sprechen lassen als die durch eine wesensfremde Verfassung eingeengte. Die Dan ziger Bevölkerung hat mit mir den Eindruck, daß ihre Heimat Danzig nicht aus den Gründen vom Mutterland abgelrennt worden ist, die man in der Weltöffentlichkeit immer wieder behauptet. Warum erfolgte denn überhaupt die Abtrennung? Polen sollte einen freien Zugang zum Meere haben, wel cher ihm durch den Danziger Hafen gewährleistet wurde. Das neuerstandene Polen hat diesen ungehinderten Zu gang zum Meere erhalten. Wie ich ausdrücklich und laut betonen möchte, erhebt das polnische Volk diesen Anspruch zu Recht. Wenn es aber allein nur um diesen Zugang zum Meere zu tun gewesen wäre, hätte man ja unsere Heimat Danzig nicht von Deutschland abzutrennen brauchen. Wenn ans Danzig trotzdem ein sogenannter Freistaat gemacht worden ist, dann möchte man fast annehmen, daß dieses geschah, um im Osten Europas einen dauernden Herd der Unruhe und der Reibung zwischen Deutschland und Polen zu besitzen. Neben dem Fehlen vieler Hoheitsrechte hat es der Völker bund bisher unterlassen, dieser Freien Stadt Danzig in irgendeiner Form praktisch zu Helsen. Die Danziger Be völkerung muß im Gegenteil sogar jährlich mehrere Mil lionen Gulden an Zinsen aufbringen für die zwischen dem Völkerbund und der Freien Stadt gemachten Finanztrans aktionen. Weiterhin wird es als unerträglich empfunden, daß die Höhe der Unterhaltung des Kommissars des Völkerbundes, der seine Einnahmen in Gold und Devisen erhält, in einem krassen Mißverhältnis zu der wirtschaft lichen Notlage der Gesamtbevölkcrnng steht. Diese Tat sache kann auch dadurch nicht abgeschwächt werden, daß die Hälfte dieses Aufwandes von der Republik Polen getragen wird Das Versagen des VSllerdundeS. Die Danziger Regierung konnte bis jetzt nicht fest stellen, daß sich der Völkerbund Sorgen um die Beseiti gung der Arbeitslosigkeit gemacht hätte. Ich konnte schließ lich auch noch nicht feststellen, daß der Völkerbund uns irgendwelche Ratschläge zur Ankurbelung der Wirtschaft gegeben hätte. Alle diese Sorgen lasten ausschließlich aus den Schultern der Danziger Regierung. Die Regierung allein wird von der Bevölkerung dafür verantwortlich ge macht, daß sie Arbeit und Brot erhält. Die nationalsozia listische Regierung hat sich in den vergangenen drei Jah ren mü allen lbren 0—v'-sp'- Sck'wienia- ketten Herr zu werden. Es ist ihr auch im Rahmen des Möglichen gelungen. Ich persönlich bin davon überzeugt, daß die Regie rung noch viel mehr zum Wohle der Gcsamtbcvöllcrung hätte leisten können, wenn sie nicht dauernd durch die Tätigkeit des Herrn Lester von dieser wichtigen Aufgabe abgelenkt worden wäre. Innerlich drohte Danzig als kleinster Staat Europas in diesen vielen Krisenjahren wirtschaftlich zusammenzu brechen. Aeußerlich waren Zank und Streit mit Polen bis zur Regierungsübernahme durch uns Tagesordnungs punkte auf allen Sitzungen des Völkerbundsrates. Die Freie Stadt Danzig galt als ein Ferment der Unruhe. Man nannte sie auch selbst in den Kreisen des Völkerbun des das Pulverfaß im Osten Europas. Ein kleiner Funke hätte genügt, nicht nur dieses Pul verfaß zur Explosion zu bringen, sondern darüber hinaus auch Zusammenstöße zu erzeugen, die stark genug gewesen wären, Europa neu zu erschüttern. Jahre hindurch hat man überall und auch hier im Völkerbund nach Auswegen gesucht, diesen gefährlichen Zündstoff aus dem Pulverfaß Danzig zu entfernen. Leider hat der Völkerbund diese Auswege nicht gefunden. Adolf Wer und Joseph pilsudski. Erst zwei Männer mußten kommen, die es kraft ihrer Persönlichkeit und kraft ihrer Autorität und insbesondere kraft der Größe ihres ehrlichen Wollens fertigbrachten, innerhalb kürzester Frist alle Konfliktstoffe zu beseitigen, Ruhe und Ordnung in die Dinge hineinzubringen und eine sichere Entwicklung für die Zukunft zu gewährleisten: Adolf Hitler, der anerkannte Führer deS deutschen Volkes, und Joseph Pilsudski, der große und ehrwürdige Mar schall Polens. Beide Soldaten und unvoreingenommen und geradlinig in ihrem Wesen. Wahrlich, zwei Männer, so überragend unter den Großen der Welt, daß ich es wohl verstehen kann, wenn andere Völker uns um diese beiden Führer beneiden. Aus dem Ferment der Unruhe ist durch die Tätigkeit unserer Negierung ein ruhender Pol geworden und eine beispielhafte Tat fü/ die Verständigungsmöglichkeit unter den Völkern vollbracht worden. Anstatt meine Regierung zur Erhaltung und zur Vervollkommnung dieses positiven Beitrages zur internationalen Verständigung zu unter stützen, wird, wie ich zu meinem größten Bedauern be merken muß, in den letzten zwei Jahren immer mehr geradezu mit der Lupe nach Pnlverköruchcn gesucht, die durch die Sonne der Weltöffentlichkeit vor dem Bölkerbundsrat angczündet werden sollen. Es wäre wahrlich besser, schon zu Hause mit einem Glase Wasser diese Körnchen unschädlich zu machen. Es darf daher auch im Hinblick aus die letzten Ereig nisse nicht wunder nehmen, daß die Negierung gezwungen sein könnte, dem dringenden Wunsche der Bevölkerung nachzugcben, bei Fortsetzung dieser Methoden die Be ziehungen zum Völkerbundskommissar einer Nachprüfung zu unterziehen. In Danzig regiert seit mehr als drei Jahren eine nationalsozialistische Mehrheit, welche zweimal in verfas sungsmäßiger geheimer Wahl durch das Vertrauen der Bevölkerung bestätigt worden ist. Demokratie bedeutet, daß der Wille einer Mehrheit nach Sitte und Gesetz zur Geltung gebracht werden soll. Dieser Wille der Mehrheit ist unmißverständlich und un anfechtbar zweimal für die N a t i o n a l s o z i a l i st i s ch e Deutsche Arbeiterpartei zum Ausdruck gekom men. ! - Der Terror der Minderheit. Das Benehmen des jetzigen Kommissars in Danzig geht jedoch darauf hinaus, dieses Grundgesetz der Demo kratie zu mißachten und einer sich destruktiv betätigenden Minderheit, die in sich selbst zerrissen und uneins ist, die Möglichkeit zu geben, die verfassungsmäßig geschaffene Mehrheit in schamlosester Weise zu terrorisieren. Dieser kleinste Staat Europas, als dessen Vertreter ich hier schon mehrere Male vor dem grellen Scheinwerfer licht der Weltöffentlichkeit gestanden habe, hat getan, was er tun konte, ja, er hat sogar mehr getan, als er eigentlich Die Dlutfahne von 1823 wird von Obersturmbannführer Krimminger zur Gedenkfeier in das Schloß gebracht. (Scherl Bilderdienst — M.) Weimar Die Feierlichkeit im Schloßhof. Der.Führer schreitet die Front der Feldzeichen ab. (Scherl Bilderdienst — M.)