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I Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt N .r160 — Sonnabend, den 11. -lull 1936 LagZsfpruch. Des Morgens bet zu deinem Gott, Des Mittags iß vergnügt dein Brot, Des Abends denk an deinen Tod," Des Nachts verschlafe deine Not. Kannst du das Schöne nicht erringen. So mag das Gute dir gelingen; Ist nicht der große Garten dein, Wird doch für dich ein Blümlein sein. Oie große deutsche Planung. Die Tagung der Planberater des Reichsheimstättenamtes der DAF. Auf derTagungderPlanberaterdes Reichs heimstättenamtes der Deutschen Arbeitsfront in Stutt gart sprach der Leiter der Planungsabteilung im Reichs heimstättenamt, Dipl.°Jng. Laub- Berlin, über die Ge staltung der Siedlung. Er führte aus, daß Sied lungsbau nicht Häuserbau ist, sondern daß die Siedlung ein Ganzes ist, dessen Gestaltung bei der Bodenplanung anfängt, über die Gartenplanung fortgeführt wird und bei der Landschaftsplanung endet. Der stellvertretende Gauleiter Württembergs, Pg. Schmidt, behandelte Fragen der praktischen Siedlungsplanung. Er ging von der welt- anschaulich-politischen Grundlage aller Planung aus, die im nationalsozialistischen Gedankengut liegt. Nur wenn es gelinge, eine wahrhaft große deutsche Planung durch zuführen, werde man in der Lage sein, die nächsten 100 Jahre deutscher Geschichte zu überstehen. Gleichzeitig mit der Arbeitstagung des Reichsheim- stättenamtes fand eine Tagungderprovinziellen Heimstätten statt. In seiner Eröffnungsansprache wies Dr. Ludowici als Beiratsvorsitzender des Reichs verbandes darauf hin, daß durch die nunmehr gemeinsam vom Reichsheimstättenamt und dem Reichsarbeitsministe rium geschaffenen einheitlichen Richtlinien für die Siedlungsdurchführung ein erster Abschnitt der Vorbereitung des Siedlungswerkes erreicht sei. Nun sei es Pflicht und die Aufgabe sowohl der provinziellen Heimstätten als auch der Gauheimstättenämter, in der Praxis innerhalb der Landschaft in engster Zusammen arbeit diese Nrchtlmien weiter zu entwickeln. Achtung auf Japans Hockeyspieler! In einem Trainingsspiel gegen BHL zeigte die japanische Olympia - Hockeymannschaft hervorragendes Zusammenspiel und siegte mit 2:0 Toren. Der Spielführer des BHD. Ari bert Heymann, überreichte dem Mannschaftsführer der Japa ner einen Blumenstrauß. (Schirner — M.) Erbhöfedorf Riedrode. Die Erfolge der nationalsozialistischen Bauernpolitik treten überall zutage, und besonders im Gau Hessen- Nassau. Hier wurde in zweijähriger zielbewusster Arbeit den hessischen „Pontinischen Sümpfen", dem Ried, Land abgerungen. Hier entstand das neue hessische Erb- höfedorfRicdrode, das jetzt im Rahmen des Gan- tages Hessen-Nassau in Anwesenheit des Rcichsbauern- führers Darre eingeweiht wurde. Das neue Dorf hatte ein festliches Kleid angelegt. Schmuck nehmen sich die 26 Erbhöfe mit ihren Fach werkhäusern und den dunkelbraunen Holzwänden der Scheunen, umsäumt von alten Bäumen, die man von dem gerodeten Wald hat stehenlassen, in dem festlichen Rah men aus. Durch eine Ehrenpforte mit dem Spruchband „Richt das Wort, sondern die Tat spricht für uns" schritt man durch ein Spalier von Arbeitsmännern, die mit geschultertem Spaten Aufstellung genommen hatten, zum Dorfplatz, der würdig geschmückt war. In weitem Viereck hatten die verschiedenen Gliederungen der Partei Aufstellung genommen. Besonders stark war der Arbeits dienst vertreten. Arbeitsdienst und Fraucnarbeitsdienst haben an der Kultivierung und Gestaltung der Gemarkung Ried- rodc mit den größten Anteil Jubel erhob sich, als der Reichsbauernführer in Be gleitung des Gauleiters und Reichsstatthalters Spren gerim neuen Dorf erschien. Reichsbauernführer Darrö schritt mit dem Gauleiter die Front der Formationen ab und begrüßte dann einzeln die Bauern des neuen Dorfes. Weithin schallte über den Platz eine Bauernkantatc, gesungen von den Arbeitsdienstmännern. Landesbauernführer Dr. Wagner eröffnete die feierliche Weihe des Bauerndorfes Riedrode. Er dankte dem, der die Voraussetzungen geschaffen habe, dem deut schen Bauerntum und damit dem deutschen Volk den Lebensraum in der Heimat zu erweitern. Gauleiter Reichsstatthaller Sprenger wies in seiner Ansprache darauf hin, daß die Verengung des Lebensraumes in Deutschland mit einer der Hauptgründe gewesen sei für die Suche neuen Bodens. Erst die einheitliche Führung und Zusammenfassung aller Kräfte durch den National sozialismus habe es ermöglicht, auch auf dem Gebiete der Neuschaffung von Land richtunggebend zu sein. Hier feien 26 Erbhöfe von je 30 Morgen errichtet worden. Außerdem habe man einige Stellen für bäuerliche Handwerker durch eine Landzulage von 15 Morgen krisenfest gemacht. Es stünden jedoch für die Gesamtheit des neuen Dorfes noch 200 Morgen Reservetank zur Verfügung. — Im Anschluß an seine Ausführungen verlas der Gauleiter eine Ehren urkunde, die das historische Ereignis festhält und gleich zeitig das neue Dorf zur Gemeinde erhebt. Ferner ver lieh er allen Ortseinwohnern, sofern sie das 25. Lebens jahr vollendet haben, das Ortsbürgerrecht und bestellte den seitherigen Ortsbauernführer zum ehrenamt lichen Bürgermeister der neuen Gemeinde Riedrode. Der neuernannte Bürgermeister des Dorfes nahm als erste Amtshandlung die Ernennung des Reichs bauernführers R. Walther Darrs zum Ehren bürger des Erbhöfedorfes Riedrode vor. Reichs minister Darrs dankte mit herzlichen Worten für diese Ehrung ,/Hättet rein euer Blut!" Der Weihespruch des Reichsbauernsührers. Reichsbauernführer Darrs ergriff dann unter dem Jubel der Anwesenden das Wort zu seiner Weiherede: Den Streiks, der Arbeitslosigkeit, Aussperrungen und Straßen- kämpfen zahlreicher Staaten Europas stellte er Deutschland gegenüber, das in der Lage sei, Taten des National sozialismus als Zeugen unseres friedlichen Wirkens und Wollens sprechen zu lassen. Der Nationalsozialismus beweise mit der Schaffung von Riedrode wieder einmal, daß es nicht darauf ankomme, mit großen Worten dem Volke' Dinge zu versprechen, die man nicht haften könne, sondern daß man in aller Stille ans Werk gehe und ohne viel Reden solche Dinge dem gesamten Volk schaffe, wie dieses herrliche Dorf Riedrode. Der Nationalsozialismus könne solche Werke schaffen, weil er sich zum Blutsgedanken bekenne, und aus dem Blute heraus jeder echte Ausbau beginne. „Die Ausländer", so fuhr der Minister fort, „die heute Deutschland bereisen, um die Einrichtungen des National sozialismus zu studieren, fragen immer wieder: Wann und wie habt ihr eigentlich eure Pläne, von denen eure Taten zeugen, erdacht? Darauf antworten wir, daß das Geheimnis unseres Erfolges in unserer Auffassung vom Volk liegt. Entscheidend ist für unsere Arbeit, die nicht erst vor drei Jahren begonnen hat, immer der Grundsatz gewesen, nur das zu tun, was nicht einem einzelnen oder einer Schicht dient, sondern was dem ganzen Volk nützlich ist." Der Reichsbauernführer knüpfte dann an seine Worte Ausführungen über das Wesen nationalsozialistischen Führertums und leitete so zur Weihe des Dorfes Ried rode über. Nach der Einsetzung des von ihm ernannten Ortsbauernführers gab er ihm und damit dem Dorf Riedrode als Weihespruch folgende Mahnung auf den Weg: „Haltet lebendig die Treue unserem Führer Adolf Hitler; denn ihm verdanken wir alles! Haltet rein euer Blut, denn nur eurem Blut habt ihr es zu verdanken, daß ihr noch durch die Jahrhunderte hindurch besteht! Haltet heilig die Scholle. Laßt die Scholle eures Dorfes zu eurem heiligen Land werden! Unserem Führer, dem wir alles zu verdanken haben, dem wir alles sind und dem wir bedingungslos und treu folgen wollen, unserem geliebten Führer Adolf Hitler ein dreifaches Sieg Heil." Dann fiel vor der Rednertribüne die Hülle eines in Form eines Brunnens gehaltenen Ehrenmals, das die einfache Inschrift trägt: „Riedrode, ein Bauerndorf, erbaut auf gerodetem Sumpf, und Waldboden durch die hessische Landesregie rung." * Oas ist unser Krieg. Ein Volk wie das deutsche, das aus seiner Wirtschaft- lichen und räumlichen Rot herausstrebt, ohne dir Metho den anderer Völker ohne Raum anzuwenden, die zu den Waffen griffen, um ihre Grenzen gewaltsam zu erweitern, muß seinen Lebenskampf auf eigenem Grund und Boden austragen mit dem Ziel, Land zu ge winnen, Neuland für den deutschen Bauern. Das nationalsozialistische Deutschland hängt sein Geschick nicht an blutige Experimente, es führt seinen Krieg im Moor, im Sumpf, am See und am Meer. Dort marschieren die Kolonnen des Arbeitsdienste-, um brachliegendes Land zu erschließen und urbar zu machen, und der Sieg ist ihnen sicher. Schon von 1933 bis 1935 wurden rund 240 000 Hektar neues Kul turland der deutschen Ernährungswirtschaft gewonnen. Hier gilt es, die Schäden vergangener Zeit ausznwetzen, die die Dörfer entvölkerte und die Städte aufblähte, die das Land verstädtern und die Stadt verkommen ließ. Die Flucht vom Lande hat uns ernährungspolitisch an den Abgrund geführt und uns dem internationalen Kapital ausgeliefert. Nationalsozialistische Bauernpolitik hat sich die Aufgabe gestellt, den Lebensquell im Volke wieder fließen zu lassen, indem sie den vorhandenen bäuerlichen Besitz dem Schacher jüdischer Geschäftemacher entzog, erbgesunde Neubauern auf erschlossenem Kultur- land ansiedelt und mit dem bäuerlichen Erzeugnis ver nünftig wirtschaftet, so daß auf der einen Seite unsere Ernährung und auf der anderen die Existenz kinderreicher Landfamilien gesichert wird lis. Fortsetzung.» Lady Henderson führte ihr Spitzentafchentuch an die Augen. „Morgen muß mein lieber Neffe wieder nach Paris zurückkehren. Die Arbeit wartet auf ihn, er ist Bildhauer und hat dringende Aufträge zu erledigen." Lord Asham bezeugte der alten Dame lebhafte Teil nahme und beglückwünschte sie zu dem Besuch ihres Neffen. „Es ist immer wieder die alte Geschichte!" knüpfte Hartfield geschickt an Lady Hendersons'Erzählung an. „Die Herren Väter sollten bei den Erwählten ihrer Töchter doch mehr auf den Charakter des Mannes sehen, als auf seinen Namen." Die Lady stimmte eifrig bei, der Lord widersprach. Was den Charakter betreffe, könne man sich sehr leicht täuschen, gab er zu bedenken. Schließlich unterhielt man sich allgemein über Charakterkunde und über die verschiedenen Versuche der modernen Wissenschaft, den Charakter eines bestimmten Menschen zu erkennen. „Ich halte die Deutung der Handschrist für eines der sichersten Mittel, den Charakter zu bestimmen," warf Hartfield ein. „Bekanntlich machen viele Firmen bei der Auswahl ihrer Angestellten von dieser Wissenschaft Gebrauch." „Wenn es die Herrschaften interessiert," begann mit einiger Schüchternheit Jules Combrat, „will ich Ihnen gerne ein kleines graphologisches Experiment vorführen. Ich habe mich aus Liebhaberei viel mit Graphologie be schäftigt und brachte es darin zu einer gewissen Voll kommenheit. Ich wage die Behauptung, aus dem Namenszug die Charaktereigenschaften des Betreffen den mit ziemlicher Genauigkeit herauslesen zu können," Unter allgemeinem Beifall wurde er aufgefordert, ; seine Kunst zu zeigen. „Darf ist um Papier bitten, Lord?" fragte der junge Mann den Gastgeber.^ „Drei Blätter von der Größe eines Geschäftsbriefes." Der Lord gab ein Zeichen mit der Tischglocke. Nach wenigen Augenblicken betrat ein livrierter Diener den Raum. „Bringen Sie uns drei Briefbogen, Jack, Sie finden sie in meinem Schreibtisch. Und nehmen Sie auch das Tintenzeug mit herüber!" „Sehr wohl, Euer Lordschaft!" nickte Jack und ent fernte sich, um nach kurzer Zeit mit Tinte und Papier zurückzukehren. Er legte die Blätter — es waren vier — neben Harry Hartfield auf den Tisch. Gleichzeitig ließ er mit einer schnellen Bewegung einen zusammen- geknüllten Zettel in Hartfields Tasche gleiten. Niemand bemerkte es. Man machte sich lächelnd an die Arbeit, nachdem Hart field dem Lord und der Lady je ein Blatt gegeben hatte. Da nur ein einziger Federhalter zur Verfügung stand, dauerte es eine Weile, bis man fertig war. Hartfield schrieb als letzter seinen Namen nieder, dann sammelte er biß Unterschriften ein und überreichte sämtliche Blätter seinem Komplicen, der jetzt drei beschriebene und ein uribeschriebenes Papier in Händen hatte. „Ich darf Sie um kurze Zeit Geduld bitten!" sagte Jules liebenswürdig. „Die genaue Prüfung erfordert einige Zeit. Die Herrschaften gestatten doch, daß ich mich etwas abseits setze." Er nahm das Tintenzeug und ließ sich am Ende der Tafel nieder, wo er sich sogleich in seine Arbeit vertiefte. Man benützte die Pause, um sich gegenseitig über die zu erwartenden Enthüllungen zu necken. „Nun werden Ihre Missetaten an den Tag kommen!" rief Lady Henderson scherzend dem Lord zu. Sir Horage Asham verkniff den Mund zu einem schmalen Lächeln. „Wir wollen nicht hoffen, daß der junge Mann indiskret ist." „Sollten Sie tatsächlich so schlimme Offenbarungen zu befürchten haben?" lachte Hartfield mit heiterer Harm losigkeit. Nach einer Viertelstunde war Jules Combrat mit seiner Aufgabe fertig. Da er es taktvoll vermieden hatte, unangenehme Dinge zu sagen, war man über die aufs beste getroffene Deutung überrascht. Selbst der Lord verfehlte nicht, Jules Lob und Anerkennung zu zollen. Hartfield benützte ein kurzes Gespräch zwischen Lady Henderson und dem Lord, um den Zettel des Dieners aus der Tasche zu ziehen und zu entziffern. Der Chef ist unten und erwartet Bericht! las er. Ueber sein Gesicht huschte ein befriedigtes Lächeln. Er blickte von der Seite auf Sir Horace. Wenn Lord Asham gewußt hätte, welche Geheimnisse die Keller seines Schlosses bargen! Wenn er gewußt hätte, daß dort unten in seinem eigenen Hause der Feind war, den er fürchtete und vor dem er sich in die Maske seines Sonderlinglebens verkrochen hatte! Wenn er ge wußt hätte, daß sein einziger Diener Jack Black, der er gebenste Helfer dieses Feindes war, der bewährteste und bevorzugteste Freund des Mannes im Havelock! Selbst Harry Hartfield wußte nicht, wie die Dinge lagen. Er wußte nur soviel, daß sich ein furchtbares Schicksal unabwendbar über dem Haupt des Lords zu sammenzog, ein Schicksal, das Sühne bedeutete für ein verbrecherisches Leben. Später, als Jack Black gerade den Wein servierte, zog Hartfield plötzlich mit einer erschreckten Bewegung sein Taschentuch heraus und hielt es krampfhaft an"die Nase. „Dieses verfluchte Nasenbluten!" schnaubte er und sprang vorn Stuhl auf. Jack Black eilte hilfsbereit auf ihn zu. „Oh, Nasen bluten! Kommen Sie, Sir, ich habe ein treffliches Mittel in meiner Hausapotheke. Wenn Sie mir gestatten wollen, Ihnen behilflich zu sein " Der Lord hatte besorgt aufgeblickt. „Gewiß, Mister Hartfield, Sie dürfen sich meinem Diener ohne Sorge anvertrauen. An ihm ist ein Arzt verlorengegangen." Sein Taschentuch ans Gesicht pressend, eilte Hartfield in Jacks Begleitung aus dem Zimmer. Der Diener führte ihn schweigend durch die Halle und ließ ihn neben der Freitreppe in ein kleines Gemach eintreten, wo sich Hartfield ohne viel Umstände, als wäre er hier zu Hause, in die Ecke des Sosas fallen ließ. IFoMetzuna iolat.x