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MsdmfferTageblatt Al alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks I IIH Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und ^WNsdruUer Tageblatt' erschein! werttags nachm 4 Uhr. BezugSpr. monall 2RM. frei Hau», bei Postbestellung RR zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lü Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unser- Austräger u Geschäftsstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend lSr'S «en besteht kein Anspruch ,, . ' aus Lieserunq der Zei- rung oder Kürzung deS Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriststücke ersolgt nur. wenn Rückporto beilicgt. 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Frankreich wirft den Sowjets die Bälle zu und übersieht doch dabei, daß die Sowjetherrscher die Freund schaft mit den Franzosen für ihre Propaganda und Zer- fetzungszwecke ausnutzen. Schon mehren sich die Stim men in den Volksfrontparteien, die vor einer allzu dicken Freundschaft mit den Moskowitern warnen, weil sie die Auswirkungen des Freundschaftsbundes täglich vor Augen sehen. Da hat kürzlich der Bürgermeister einer größeren französischen Stadt geschildert, wie er dem Re giment der Ortssowjets ausgesetzt ist, die sich als die wirklichen Herren in der Stadt fühlen und einen unerträg lichen Druck auf die Stadtverwaltung ausüben. Diese Ortssowjets gibt es überall in Frankreich. Sie wurden gleich nach Abschluß des französisch-sowjetrussischen Bünd nisses gegründet und bilden die Urzelle des Sowjetstaates Frankreich, wie Moskau ihn erstrebt. Erfolgten diese bolschewistischen Zellengründungen zunächst im geheimen, so haben die Agenten Moskaus die Maske in dem Augen blick abgeworfen, als die Regierung der Volksfront in Frankreich ans Ruder kam und die Unterstützung der Kommunisten suchte und fand. Heute sehen es die Kom munisten in Frankreich als selbstverständlich an, daß sie Einfluß auf die innere Politik des Landes nehmen. Wie es in Frankreich ist, so ist es auch in der T; che- choslowaket. Nach Abschluß des tschechischen Bünd nisses mit Moskau haben die Sowjets Sie Tschechoslowa kei als Basts für den Vorstoß nach Mitteleuropa aus gebaut. Die tschechische Negierung ist den Wünschen der Moskauer Machthaber weitest entgegengekommen und hat sich gern als Sturmbock Moskaus gebrauchen lassen. Kein Wunder, wenn sich die Abgesandten der Komintern in der Tschechoslowakei frei und offen bewegen und un verhüllt bolschewistische Propaganda treiben. Aber den Parteien im tschechischen Parlament, die die Taktik ihrer Regierung billigten, scheint jetzt auch ein Licht aufzugehen. Dafür spricht eine Erklärung des Landesobmanns für Böhmen der Tschechischen Katholischen Partei, Mon signore Staschek, der auf einer öffentlichen Kundgebung scharf gegen das Auftreten der bolschewistischen Propa gandisten Stellung nahm und eindringlichst vor den ge fährlichen Folgen des Bündnisses mit Sowjetrußland warnte. Es ist interessant, aus dem Munde eines führen den Politikers zu erfahren, wie weit der Bolschewismus in der Tschechoslowakei bereits Fuß gefaßt hat. Nach An gaben Stascheks gibt es Mittelschulen, in denen zwei Drittel der Schüler kommunistisch organisiert sind. Besondere Vereine pflegen die bolschewistische Propaganda, und an ihrer Spitze stehen Persönlichkeiten, die die tschechische Jugend an den Hoch schulen unterrichten. Die tschechischen Kinos spielen mit Vorliebe sowjetrussische Filme, und in den Theatern wer den bolschewistische Stücke aufgeführt. Tschechische Staats angehörige fahren in Massen nach Sowjetrnßland und werden dort für die bolschewistische Propaganda einge fangen. Der Abgeordnete Staschek schloß seinen Bericht mit dem vielsagenden Satz, daß es in Mitteleuropa wohl keinen Staat gibt, in dem die bolschewistische Propaganda so ohne Einschränkung durchgeführt werden könnte wie in der Tschechoslowaken In diesen beiden Staaten ist der Bolschewismus erst im Vormarsch. Aber er hat sich bereits sichere Vorposten stellungen ausgebaut, aus denen er den Angriff jederzeit weiter vortragen wird. Demgegenüber ist Spanien vom Bolschewismus so gut wie erobert. Dort kennen die Agenten Moskaus überhaupt keine Rücksicht mehr. Die spanische Arbeiterschaft ist völlig in den Händen der roten Agitatoren und treibt einen Terror im Lande, der die voll kommene Zersetzung und Auflösung der Staatsordnung bedeutet Die Streiks in Spanien sind eine Dauererschei nung die von dem anarcho-syndikalistischen Gewerk- schaftsverband systematisch organisiert und geschürt wer den. Die Kommunisten haben einen großen Einfluß auf die spanische Regierung und diktieren ihr ihre For- d^Man' erkennt die Taktik der Bolschewisten und kann sich nur immer wieder darüber wundern, daß es Regie rungen gibt, die kurzsichtig und leichtfertig genug sind, sich durch die Friedensdeklamationen und das demokra tische Gehabe der sowietrusy Vertreter, die mit den Waffen der Kommunistischen Internationale einen stän digen Angriffskrieg gegen zeden innerstaatlichen und zwischenstaatlichen Frieden fuhren einfangxn zu lasten. Die Ungeniertheit, mit der die bolschewistischen Agita toren in den einzelnen Lansern auftreten, beweist ihre Selbstsicherheit und Siegsszuoersichr. So läßt eigentlich Moskau beute niemans mehr im Zweifel darüber, wo es feine Ziele sucht- Um so unverständlicher ist es, daß unter Neue KliebelW der SMendeuWii. Oie „kriegswichtigen" Beiriede der Tschechoslowakei. Die industrielle Mobilmachung des tschechoslowakischen Staates. In der tschechischen Gesetzessammlung erschienen drei weitere Durchführungsverordnungen der tschecho slowakischen Regierung zum Staatsverteidigungsgesetz. Die wichtigste der drei Verordnungen betrifft die Durch- führungsbestimungen des Staatsverteidigungsgesetzes durch Festsetzung der kriegswichtigen Betriebe. Als „kriegswichtig" werden nahezu sämtliche Industriebetriebe bezeichnet. Kriegswichtige Betriebe sind auch Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke sowie alle Verkeyrsunternehmungen, gesundheitliche An stalten und Einrichtungen, ferner Organisationen, die für den gemeinsamen Ankauf und Verkauf von Rohstoffen ge schaffen wurden. Ferner dürfen in allen für die Staats- Verteidigung wichtigen Unternehmungen „staatlich unzuverlässige Personen" nicht beschäf tigt werden. SV0 Schuß in -er Minute. Kammcraussprache über das an Moskau gelieferte französische Wundcrgeschütz. Me französische Kammer befaßte sich mit der Interpellation des Abgeordneten der Rechten de Ke- rillis über die Auslieferung des Geheimnisses eines Maschingewehrturms Alcan und des Flug zeug g e sch ü tz es Typ 23 an die Sowjets. Das Flug zeuggeschütz, das durch den Propeller schießt, stellt eine Kriegswaffe erster Ordnung dar. In der Aussprache, die der Luftfahrtminister Cot be antragt hatte, machte de Kerillis Ausführungen über die neue Waffe. 1932 sei ein Flugzeuggeschütz von der Firma Hispano konstruiert worden, von dem 250 Geschütze ge kauft und montiert worden seien. Die Firma Hispano konstruierte ein zweites Geschütz Nr. 20, dann ein anderes G e s ch ü tz N r. 2 3, die augenblicklich ausprobiert Würden. Alle beide stellten einen bedeutenden Fortschritt über das vorhergehende Geschütz dar, weil sie statt 400 nun 800 Schüsse in der Minute abgäben. Augen blicklich existieren erst zwanzig Exemplare von der neuen Waffe. England und die Tschechoslowakei hätten von Frankreich ein Muster des 20er-Geschützes ver langt, Rußland eins vom 23er-Geschütz. Der Lustministcr habe England und der Tschechoslo wakei ein Muster vom Geschütz 20 bewilligt, aber er habe schon an Sowjetrnßland ein Geschütz 23 aus- geliefert, das überlegen sei. Der Redner wandte sich dann scharf dagegen, daß diese Waffen an andere Länder ausgeliefert worden seien, und machte hierfür das Spionagegesetz von Trotzki verantwortlich. De Kerillis richtete in diesem Zusammenhang Angriffe gegendenLuftsahrt- Minister, dessen Auffassung dazu führe, alle Staats geheimnisse abzuschaffen. Luftfahrtminister C o t erwiderte, daß es sich vor allem darum handele, zu wissen, ob mit der Sowjetunion das Prinzip der technischen Zusammenarbeit angewendet werden müsse. Der Minister sei entschlossen, diese technische Zusammenarbeit mit allen Staaten zu be ginnen, die wie Frankreich das System der kollektiven Sicherheit unterstützen. Wenn es notwendig wäre, würde der Minister diese Zusammenarbeit auch auf Italien, auf Deutschland und auf die Staaten ausdehnen, die mit der Unterschrift unter gegenseiti gen Unterstützungspakten den Beweis erbringen würde:', daß sie bereit seien, sich gegen einen Angreifer zu erheben. Außerdem schlösse das Prinzip die Gegenseitigkeit in sich. Es gäbe keine einseitige Zusammenarbeit. Weiter wandte sich der Minister dagegen, daß diese Frage in der Kammer behandelt würde, wegen der Rückwirkungen einer solchen Debatte im Ausland. Jetzt würden gewisse Leute an ein Militärbündnis zwischen Frankreich und Rußland glauben. Der Minister wiederholte, daß ein solches Militärbündnis zwischen Frankreich und den Sowjets nicht bestehe. Zum Schluß erklärte der Minister, daß die technische und industrielle Zu sammenarbeit eine Notwendigkeit sei. Die Frage ob die Bedeutung des Geschützes so groß sei, daß es nicht abge treten werden könne, sei eine Frage der Regierung, aus die der Minister nicht antworten werde. Die Regierung wünsche, daß Probleme, die die Landesverteidigung be treffen, nicht immer vor die Tribünen der Kammer ge bracht werden. Der Abgeordnete de Kerillis verlangte im Anschluß an die Rede des Ministers, daß der Luftausschuß des Parlaments eine Untersuchung über die Auslieferung einer die nationale Verteidigung angehenden Waffe an eine ausländische Macht anstellen solle. Luftminister Pierre Cot stellte darauf die Vertrauensfrage. Bei der Abstimmung wurde dem Ministerdas Vertrauen ausgesprochen. Mk eUW-WimW EGMW. Nach Verringerung der Mittelmeerflotte Aufhebung der Sanktionen — Wird Italien jetzt zu den internationalen Verhandlungen zurückkehren? Die Verringerung der britischen Mittelmeerflotte und die Aushebung der englischen Sanktionsmaßnahmen be deuten die Liquidierung des englisch-italienischen Kon flikts und zweifellos eine Entspannung der europäischen Lage. König Eduard VIU. unterzeichnete am Freitag im Buckingham Palace eine Verordnung, wonach die gegen Italien verhängten Sanktionsmaßnahmcn mit dem 10. Juli ausgehoben werden. An der feierlichen Handlung nahmen der Lordpräsident Ramsay Mac Donald, der Lordsiegelbcwahrer Lord Halifax, Arbeitsministcr Brown und der Haupteinpeitscher der Konservativen Partei, David Margeffon, teil. Die französische Regierung hat durch ihre Botschafter der britischen «ud der italienischen Regierung mitgetcilt, daß mit der Aufhebung der Sanktionen gegen Italien auch das im November vorigen Jahres mit Eng- Verkennung des offensichtlichen Tatbestandes immer noch Bestrebungen im Gange sind, die gefährliche Bündnispoli tik mit Moskau weiter zu treiben. Ein verhängnisvolles Spiel mit dem Feuer! Die Verhandlungen über die Darda nellenfrage in Montreux, bei denen Sowjetrußland kühl und nüchtern den Wechsel präsentierte, haben England stutzig, gemacht. Wir verfolgen mit Interesse weiter, was England nunmehr tun wird, ob die Strömungen, die die Gefahr einer Verbindung mit Moskau offen erkennen und vor ihr warnen, stärker sind als die britischen Ge schäftspolitiker, die selbst die drohende Gefahr mit in ihre Rechnung stellen, weil sie britische Politik nach altem Muster machen. land abgeschlossene gegenseitige U n 1 er st ü tz u n g 8 - abkommen im Mittelmeer hinfällig würde. Gleichzeitig hat der französische Botschafter in London bei seinem Besuch auf die britische Regierung einzuwirken versucht, daß England dieselbe Haltung in bezug aus sein mit Spanien, Griechenland, Jugoslawien und der Türkei geschloffenes Abkommen einnimmt. Es vletbt abzuwarten, wieweit Italien den Zeit punkt als gekommen ansicht, um sich wieder in die inter nationalen Verhandlungen einzuschalten. Das eine kann Mussolini schon jetzt für sich buchen: die Sanktionspolitkk ist vollkommen gescheitert, und England hat ein Interesse daran, seinen Ansehensverlust möglichst schnell wieder auszugleichen. Aus dem Mittelmeer dampfen bereits die ersten englischen Kriegsschiffe heim. Die Kreuzer „Neander" und „Cornwall" sind schon ans dem Heimweg nach England, weitere Schiffe werden in nächster Zeit folgen. Die britische Flotte im Mittelmeer wird aber nach der Zurückziehung dieser Schiffe immer noch etwas stärker sein als vor dem Abessinien-Streitfall. Die Schlachtschiffe „Hood" und „Repulse" werden der Mittelmeerflotte ständig zugeteilt. VN amtlichen englischen Kreisen wird.er klärt, daß die Heimatflotte im Notfall stets für die er neute Verstärkung der Mittelmeereinheiten verfügbar sein werde. Die Fahrtdauer für Kriegsschiffe von England nach Gibraltar betrage 48 Stunden. Ferner wird darauf hingewiesen, daß die in den britischen Mittelmeerstütz- punkten für die Unterbringung zusätzlicher Schiffe ge troffenen Vorkehrungen ständiger Natur fein werden.