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Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 30. Juni 1936 Die Sorgen in Genf. Um die Rückkehr Italiens — Schwierige Probleme, an die man sich nicht wagt. Ser Gründer des Ersten Reiches. Zum 1000. Todestage Heinrichs I. am 2. Juli. In der deutschen Geschichte wohnen Sieg und Nieder lage, Verrat und Treue, Aufstieg und Niedergang eng bei einander. An uns, den Nachfahrenden aber ist es, nicht mit Kritik oder Klage diesem Lauf der Historie nachzu gehen, sondern ehrfurchtsvoll den tieferen Sinn dieses harten, oft grausam harten Schicksals zu erkennen, um aus höherer Erkenntnis das tröstliche Wissen zn entnehmen, daß deutsches Wesen durch alle Tiefen hindurch mutz, um neue Gipfelpunkte zu erreichen. Niemand wird die Tragik des Vernichtungskampfes Karls des Franken gegen die Sachsen übersehen können und wollen, weil dieser 30jährige Krieg die Zerstörung wertvollster Volkskraft im Gefolge hatte, und doch: ist es nicht eine tiefe Entscheidung des Schicksals, daß hundert Jahre nach diesem Kampf ein sächsischer Herzog auf den Trümmern des karolingischen Reichszerfälls ein neues Reich errichtet, das erste Reich der Deutschen? Daß gerade ein fränkischer Herzog, der Ostfranke Konrad I., sterbend seinem größten Gegner, eben diesem Sachsenherzog Heinrich I., Reich und Krone überträgt? Wie wenig bedeutet doch alle schulmeisterliche Zurecht weisung und spätgeborene Besserwisserei gegenüber dieser tieferen Erkenntnis, die uns der Gang des historischen Schicksals im deutschen Raum vermittelt: „Das deutsche Volk ist keine natürliche, sondern eine g eschichtlich ge wordene Einheit. Die deutschen Stämme sind nicht darum zum deutschen Volk zusammengewachsen, weil sie von Natur zusammengehörten, sondern weil sie durch ihr Schicksal, das heißt durch die Geschichte zusammengeführt Wurden." (Johannes Haller.) Versunken war die Idee des Universalreiches Karls des Großen. Westfranken und Ostsranken hatten sich in den Straßburger Eiden auseinandergeschworen, waren voneinander geschieden und dazwischen lag das Mittelreich Lotharingien mit dem Rheinstrom als Lebensader. 91t war die ostfränkische Linie der Karolinger mit Ludwig dem Kind ausgestorben. Das Reich drohte sich aufzulösen in seine partikularen Gewalten, die Stammesherzogtümer. Da einigten sich die Stämme, durch Feindesnot gewarnt zur Königswahl des Frankenherzogs Konrad. Die deut schen Stämme, Franken und Sachsen, Schwaben und Bayern, lösten sich endgültig aus dem Gesamtverband des fränkischen Reiches und bildeten eine Einheit für sich. 9 11 war der Beginn der deutschen Geschichte. Aber die kurze, achtjährige Regierung Konrads I. war nur eine Uebergangszeit, erfüllt von wilden Kämpfen zwischen weltlicher und geistlicher Macht. Gestützt auf die kirchliche Hierarchie, versuchte Konrad l. vergeblich, der Stammcs- herzöge Herr zu werden. Erst als er sterbend feinem Bruder Eberhard den Auftrag erteilte, seinem größten Gegner, dem Sachsenherzog Heinrich, die Reichsinsignien zu überbringen und die Großen des Reiches 919 zu Fritzlar die Wahl vollzogen, war die Möglichkeit gegeben, das Reich zu festigen und zu gestalten. Mit nüchternem Sinn und in weiser Zurückhaltung sah Heinrich I. die Grenzen seiner Möglichkeiten. Nur Franken und Sachsen hatten ihn gewählt, und nur vor sichtig und allmählich konnte er seine Herrschaftsgrnndlagc verbreitern, indem er im wesentlichen die fast unabhängige Stellung der Herzöge unangetastet ließ. Aber den Heeres dienst mußten sie erfüllen und zu Reichstagen erscheinen. Der Schwerpunkt der königlichen Macht blieb Heinrichs Herzogtum Sachsen. Zielbewußt, aber mit dem gleichen Sinn für die Gegebenheiten führte der König feine Außen politik. Bei günstiger Gelegenheit in die lothringischen Wirren eingreifend, zwang er den Herzog Giselbert zur Anerkennung seiner Oberhoheit. 925 war Lothringen dem Reiche zurückgewonnen, der Rhein wurde die Herz ader Deutschlands. Bis ins 17. Jahrhundert blieb im wesentlichen diese Westgrenze gegen Frankreich. Noch entscheidender aber war, daß die Front des Reiches sich jetzt nach Osten ausrichtete, an die Elb- Saale-Linie vorgeschoben wurde. Diese Tatsache — neben der innerpolitischen, daß Heinrich I. keine Bevormundung durch den Episkopat zuließ — zeigt am deutlichsten den Umschlag der deutschen Geschichte gegenüber der Herrschaft seines Vorgängers. Von nun an steht immer, oft vor wiegend, oft halb vergessen, der Osten im Blick- Punkt deutscher Reichsgeschichte. Um Zeit zu gewinnen, schloß der Bauernkönig mit den Magyaren einen Waffenstillstand, die seit Jahrzehnten mit ihren Reiterschwärmen verwüstend in das Reich einfielen. Die Kampfpause benutzte er, um durch Burgenbau (Qued linburg, Nordhausen) und Befestigung der Städte (Goslar, Merseburg) das Land an der Grenze zu sichern. Jeder neunte Mann sollte in die Burgen, jene Zufluchtstätten für den Krieg, übersiedeln. Daneben schuf er eine Reiterei, da sich das sächsische Fußvolk den Rcitergeschwadern der Ungarn als unterlegen erwiesen hatte. Eine praktische Schule für sein Heer fand Heinrich l. in den Grenzkämpfen mit den) Slawen. 928 eroberte er die Hauptstadt der He- veüer, Brandenburg, und ein Jahr später zwang er Böhmen zu Lehnseid und Tributzahlung. Seit dieser Zeit bildete die füdostcuropäische Bastion — von einigen Unter- Nachdem der Negus eine Note an den Völkerbund über die politische Lage in Abessinien überreicht hat, ist jetzt die angekündigte Antwort Italiens in Genf eingetroffen. Die italienische Denkschrift enthält eine ein gehende Stellungnahme der italienischen Regier ungzurEroberungAbessiniens und znr Frage des Verhältnisses zwischen Italien und dem Völkerbund. Sie enthält noch einmal ausführlich die Gründe, die Italien schon im Oktober 1935 für den Ein marsch in Abessinien angegeben hatte. Gerüchte um die Kulissengespräche. In den laufenden diplomatischen Besprechungen wird die Frage erörtert, wer den Vorsitz in der Vollversamm lung des Völkerbundes übernehmen soll. Der neueste Kandidat ist der belgische Ministerpräsident van Zee land. Ein Essen, das der französische Ministerpräsident Blum, der französische Außenminister Delbos,, der englische Außenminister Eden, der englische Delegierte in Montreux, Lord Stanhope, und der parlamentarische Unterstaatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, Lumley, hatten, war am Wochenanfang Gegenstand der verschiedensten Gerüchte. Es wurde auf der einen Seite behauptet, daß England und Frankreich sich über alle schwebenden Fragen bereits geeinigt hätten, während auf der anderen Seite die Behauptung aufgestellt wurde, daß man nur ganz allgemein über die Fragen gesprochen habe und noch zahlreiche Besprechungen in den nächsten Tagen notwendig seien, ehe man auch nur einen glatten Verlauf der Vollversammlung des Völker bundes erreicht haben werde. Alles hängt von Italien ab. Es zeigt sich immer stärker, daß alle politischen Er örterungen in Genf von der Frage abhängen, wann Italien sich an der europäischen diplo matischen Arbeit wieder beteiligt. Sollte Italien durch den Verlauf der Verhandlungen des Völker bundes veranlaßt werden, sich weiterhin zurückzuhalten, dann müßte die Konferenz von Montreux ver tagt werden, die Locarnobesprechungen hätten keinen Sinn, es könnte nicht einmal eine Erörterung über die Reform des Völkerbundes für die Septem bertagung vorbereitet werden. Auch die Frage des Donaupaktes, die angeblich in den Unterhaltungen zwischen den englischen und französischen Ministern eine große Rolle gespielt hat, müßte zurückgestellt werden. Die weitere Zurückhaltung Italiens würde die Tendenz bei den südamerikanischen Staaten, aus dem Völkerbund aus zuscheiden, verstärken. In der Frage der Völkerbundsreform verlautet ziemlich bestimmt, daß die Erörterungen zwischen den englischen und den französischen Ministern auf beiden Seiten den Wunsch ergeben haben, bei den Verhandlungen im September eine Verschärfung der Bestim mungen über Sanktionen zu versuchen, was in brechungen abgesehen — einen Bestandteil des Reiches. In ständigen Kämpfen init den Slawen sicherte Heinrich endgültig dem Reiche die Elblinie und dehnte ebenso die Herrschaft in Schleswig bis zur Schlei aus. Rach Ablauf des Waffenstillstands mit den Ungarn konnte er auch diesen gefährlichen Gegner schlagen, in der Schlacht bei Riade (933). Als Heinrich l. drei Jahre später — am 2. Juli 936 — in Memleben starb, hinterließ er feinem Sohne Otto, dem er schon zu Lebzeiten die Erbfolge gesichert hatte, ein Reich, das als das erste Reich der Deutschen durch Jahrhunderte hindurch den weltlichen Mittelpunkt des mittelalterlichen Abendlandes darstellte. Wie der sächsische Geschichtsschreiber Widukind es in seiner Chronik auf zeichnete: „Es starb der Herr der Dinge, der Größte unter Europas Königen, der an jeglicher Tugend des Leibes und der Seele hinter keinem zurückstand. Seinem größeren Sohne aber hinterließ er ein großes und weites Reich, das er nicht vom Vater ererbt, sondern durch eigene Kraft er worben hat." Weil heute der Prozeß der deutschen Volkwerdung seiner Vollendung entgegengeht, ehren wir das Andenken des deutschen Bauernkönigs, der in dem Bauerntum feines sächsischen Stammes die Wurzeln politischer Kraft sah, ehren in Heinrich 1. den deutschen König, der in den Kräften seines Stammes die natürlichen und starken Wurzeln seiner Macht sah und von dieser Grundlage ans das Erste Reich der Deutschen schuf. Ehren in dem Grün der des deutschen Volksreiches jene deutsche Vergangenheit, die ein Jahrtausend später ihre Erfüllung findet. Eberhard Hannay. völligem Gegensatz zu der Haltung der füdamerikanischen Staaken und auch Italiens stehen würde. Der französi schen Regierung scheint es darauf anzukommen, in Genf nnr das Prinzip festznlegen, daß eine Ausbildung der Völkerbundssatzung im Sinne einer Unterstützung von Sanktionsmatznahmen durch Regionalpakte zustande kommt, wobei es nicht wichtig wäre, daß der Völkerbund wirklich alle europäischen Staaten als Mitglieder hat. * BerWbW der SeMberWng des MkcrbMsrstes? DNB. London, 30. Juni. Nach einer Reutermeldung aus Genf wird in Völkerbundskreisen ein Plan besprochen, die Septembersitzung, auf der voraussichtlich die Frage der Völler- bundsresorm zur Sprache kommen soll, aufzuschieben. In fran zösischen und britischen Kreisen wurde ein Aufschub von etwa 10 Tagen aus Zweckmäßigkeitsgründen erwägt, während in an deren Kreisen davon gesprochen werde, daß die Sitzung bis No vember oder gar Januar aufgeschoden werden solle. * Eine bessere Garantie als das schiffbrüchige Genf. Der englische Zeitungsmagnm, Lord Rother me r e, der schon mehrfach die britische Oefsentlichkcit auf die Gefahren des Bolschewismus und die Notwendigkeit einer engeren Verbindung mit dem neuen Deutschland hingewiesen hat, weist in einem „Daily Mail"-Artikel, der „Großbritanniens einzige Politik" überschrieben ist, u. a. auf die Gefährlichkeit des französisch-russischen Bündnisses hin. Er fordert von der britischen Politik, daß sie sich frei mache von den Staaten, die unter den tödlichen sowjet russischen Einfluß gelangt seien. Werde Frankreich bolsche- wisiert, so würde Großbritanniens Lage noch ernster. Deutschland und Italien hätten ihre bitteren Erfahrungen mit dem Kommunismus gemacht und wollten, wenn not wendig, zu ihrer Verteidigung ein Vorwärtsdringen des Bolschewismus an ihren Grenzen verhindern. Unter keinem Vorwande dürfe Großbritannien mildem Bolschewismus gemeinsame Sache machen. „Uebereilt und dumm" fei es, die Unabwend barkeit einer britisch-französischen Alliance zu prokla mieren, während rote Flaggen über französischen Fabriken und Häfen flatterten. Rothermere zweifelt daran, daß die britische Politik den tiefen Wechsel verstünde, den Hitler und Mussolini für Europa gebracht haben. Der Weg zur engen Zusammenarbeit mit den beiden mäch-! tigsten und bestorganisierten Mächten des Kontinents stünde zur Zeit offen. Hitler habe fein Anerbieten am 31. März gemacht und Mussolini habe ähnliches durch den italienischen Botschafter bei Monatsanfang wissen lassen. Beiden sei eine fkeptische und ungünstige Antwort erteilt worden. Hier sei eine Chance, die Führung in der Neu organisierung Europas zu übernehmen, gegeben gewesen: Frankreich sei nicht mehr die Macht von 1914, und Großbritannien sollte sich nach Bündnissen mit Deutschland und Italien umschen. Das erste für Großbritanniens Sicherheit sei seine gute! Bewaffnung, das zweite, starke Freunde zü haben. Rothermere tritt für einen Zusammenschluß zwischen den vier westeuropäischen Hauptmächten ein und meint, dieser wäre eine bessere Garantie als dus schifft brüchige Genf. Heimkehr aus Abessinien. Nachdem die Rücktransporte der Truppe» aus Jtalienifch-Ostafrika in den letzten Tage« bereits zugenommen hatten, soll jetzt nach amtlicher Mit teilung die Heimschaffung größerer Truppeneinheite« folgen. Bei dem Rücktransport sollen zunächst möglichst die Truppeneinheitrn berücksichtigt werden, die im Früh jahr 1935 als erste nach Ostafrika ansgereist sind. Nach einer Information des „Giornale d'Jtalia* werden nach und nach alle italienischen Truppen, die an dem ostafrikanischen Feldzug teilgenommen haben, in die Heimat znrückbefördert werden. Bei ihrem Abschied er halten die Offiziere und Mannschaften ein besonderes E r i n n e r u n g s a b z e i ch e n. Die Uniform und der Tropenhelm bleiben in ihrem Besitz. Außerdem bekommen sie je nach dem Dienstgrad gestaffelte Geldsummen zwischen 200 und 400 Lire. Die Reserveoffiziere erhalten ein Monatsaehal-t. ,