Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 11.06.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193606110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19360611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19360611
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-06
- Tag 1936-06-11
-
Monat
1936-06
-
Jahr
1936
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.06.1936
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lines Herrschers Tragik. Lum 50 voUertsg« LuNwiar II von Ssvern sm 13 Juni, von Margs v. NentzrN. Der Märchenkönig Jubelnde, leuchtende Jsarstadt! Der ragende Turm der Frauenkirche sticht in den lachenden Märzhimmel, Veilchendust durchweht verheißend klassische Bauten und winklige Gäßchen. In den Bräuhäusern hocken die Münchener schwelgerisch beim Märzbier und Rettich, sie plauschen in echt süddeutscher Ge mütlichkeit und bayerischer Mundart. Da beginnen die Glocken dumpf und schwer zu schwingen. Es ist der 10. März 1864 — München horcht auf, zur Residenz flutet eine unabsehbare Menge, trauergebeugt — denn König Mar hat vollendet! Am Lager des Entseelten kniet, totenblaß, ein wunderschöner Jüngling, sein Erbe und Nachfolger. Bayerns neuer Herrscher — König Ludwig. Am 14. März wird König Max feierlich bestattet. Ganz München begleitet den Trauerzug nach der Hofkirche. Hinter dem Sarge schreitet eine hochgewachsene Siegsriedsgestalt ge senkten Hauptes, mit tiefer Trauer in Miene und Gebärde. Ein Zauder geht von diesem Jüngling aus, der Männer und Frauen in Entzücken versetzt? Braunes Haar lockt sich um eine klassische Stirn, aus beseelten Zügen strahlen Blauaugen träu merisch und feurig zugleich, über einem Körper von vollen deten Ebenmaß, in die Ferne. Ein Raunen, ein Beben geht durch die Volksmenge, es flüstert von Mund zu Mund: „Unser Märchenkönig." Mit glühendem Eifer wirft sich Ludwig zuerst auf die Regierungsgeschäste. Täglich befiehlt er einen anderen seiner Minister zum Vortrage zu sich. Mit majestätischer Würde und jugendlicher Schüchternheit zugleich vertieft er sich in die Ge heimnisse der Staatslenkung. Fragen, klug und durchdacht, lassen das ernste Streben des jungen Regenten nach Durch dringung des Stoffes, nach Vertiefung in das Wesen der Politik und Diplomatie erkennen. Doch bald kommen Stun den, da irrt der leuchtende Königsblick ab, der schweifende Geist Ludwigs verliert sich in Träumereien, seine Begeisterung senkt die Flügel. Ihm, dessen Kindheit zu Enge und Kargheit verurteilt war, bedeutet das Königtum eine Gewalt von unbegrenzter Macht fülle. Seine Künstlerseele will blühen, sich verströmen in Glanz und Verschwendung! Töne sollen ihn umrauschen, ewige Harmonien ihn emporheben, seine Traumwelt, wild und un gezügelt, soll lebendig werden in Stein und Marmor. Seine Umgebung ist ihm wesensfremd und zerrt den freien Schwung seiner Seele hinab in Niederungen. Den König im Reiche der Kunst will er suchen, ihn, den er seit Knabentagen, seit der „Lohengrin" und der „Tannhäuser" sein Künstlerherz in dämonischen Bann zogen, vergöttert, Richard Wagner. Anbetung des Genius Der 2. Mai 1864! In seinem Hotelzimmer zu Stuttgart sitzt ein verzweifelter, gehetzter Mann. Von seinen Gläubigern gejagt und mit Schuldhast bedroht, ist er von Wien nach Zürich, von der Schweiz nach Württemberg geflohen; hier hat er sich verkrochen. Nur ein Wunder kann ihn noch retten. Das Wunder geschieht! Ein Fremder aus München wird ihm ge meldet, der ihn dringend zu sprechen wünsche. Richard Wagner läßt sich verleugnen. Doch am nächsten Morgen spricht der Besucher wieder vor. Er gibt sich zu erkennen als der Kabinettssekretär Ludwigs von Bayern, der Wagner einen Rubinring, ein Lichtbild und ein Schreiben des Königs über reicht. Wagner glaubt zu träumen, das Sehnen seines Lebens hat sich erfüllt. Er hat den Fürsten gefunden, der dem Heimat losen ein Asyl des Friedens, dem Genius neuen Auftrieb zu seiner heiligen Sendung verspricht und seinen Werken den Atem der Unsterblichkeit einhauchen wird. Am 5. März steht Richard Wagner vor Ludwig. Jene ein zig dastehende geistbefruchtende Freundschaft zwischen Herr scher und Tonschöpfer nimmt ihren Anfang. In schrankenloser Vergötterung gibt sich die Seele des Königs dem begnadeten Freunde hin. Er regelt Wagners Schulden, setzt ihm sür Lebenszeit einen Ehrensold aus, mietet ihm ein Landhaus am Starnbergsee, in vierzehn Minuten ist Schloß Berg mit dem Wagen zu erreichen. Am 10. Juni 1865 geht der „Tristan" zum ersten Male über die Bühne. Zischen und Beifallssturm braust durch den Zu schauerraum. Den einsamen König, der traumgebannt in seiner Loge sitzt, schüttelt Gefühlsausruhr, die Erfüllung ge heimster Sehnsüchte, die lodernde Leidenschaft, die sein In neres verzehrt, stürmt aus dem Tristan. Mythos und Märchen welt löst Hemmungen und Verkrampfung in Ludwig. Die Ausführung wird ein Triumph sür den Tondichter. Doch stille Tragik hebt dunkle Schwingen über diese Freundschaft. Das Leben heißt Kampf, Disharmonie. Ludwig und Wagner umfängt der Schleier einer Weltentrückung, der bald von der harten Hand der Wirklichkeit zerrissen werden sollte. Ein König gehört nicht sich selbst, sondern seinem Volke. Dies Gesetz durchbrach Ludwig, er zerriß die Schranken, und in Bayern brannte Empörung auf gegen den „Zauberer", der die Seele des Herrschers dem Volke entfremdete. Am 6. Dezember 1865 tagt der Ministerrat. Man sendet dem König die Drohung: „Eure Majestät haben zu wählen zwischen der Liebe und dem Glück des Volkes und der Freund schaft des von allen Guten verachteten Wagner." Ludwig ist vernichtet, der Traum verweht, die Pflicht reckt sich gewaltig vor ihm auf. Krone oder Freund — Beglückung oder Entsagung? Er beugt sich der Macht seines Gewissens. An Wagner schreibt er: „Mein teurer, mein inniggcliebter Freund! Worte können den Schmerz nicht schildern..." Wagner versteht — ein Ahasver, ein Verschmier, durch die Welt Irrender sollte er bleiben... Doch sein schöpferischer Genius verläßt ihn nicht. Ein Ge schenk der Gottheit — höchsten Einsatzes wert. Am 10. Dezember verläßt Wagner München, mit seinem treuen Hund als einzigen Begleiter, zur Fahrt in seine letzte Verbannung. König Ludwig gebührt das Verdienst, das Genie Wagners erkannt und der Welt geschenkt zu haben. Ohne ihn gäbe es heute kein Festspielhaus in Bayreuth. Elsa und Heinrich Inmitten des Starnberger Sees träumt die Roseninsel, ein Wunder an Dust und Farben; leuchtend und berauschend um schmiegt die Blütenpracht König Ludwig, wenn er hier, welt entrückt im buntfarbigen Spiel seiner Sinne Menschen und Pflichten vergißt. Und doch gibt es eine Frau, die zu diesem Märchenland Zutritt hat, die Schwesterseele, die einzige, die ihn versteht. Kein Mannesbegehren kettet Ludwig an sie; es ist ein Geheimnis, das sie verbindet, jene Harmonie, das Pulsen gleichen Blutes, das wortlose Verstehen zweier Herzen — die sich abwenden von der Straße der Menge. Bei einem bestimmten Glockenschlage zerreißt Ruderschlag die Stelle des Sees, ein Nachen landet im Gesträuch der Insel mit den sechzehntausend Rosenstöcken, die Taube kommt zum Adler — Elisabeth von Oesterreich besucht ihren Vetter Lud wig. Zwei Menschen halten sich an den Händen — beide von erlesener Schönheit, beide umgeistert von nahenden Schicksgls- schatten. Elisabeth hat eine Schwester: Sophie. Taufrisch und rassig, entzückt sie den schönheftsdurstigen Vetter. In schwär merischer Neigung verlobt sich Ludwig mit ihr, ohne sich jedoch der Tragweite dieses Schrittes bewußt zu sein. Sie sind ein herrliches Paar! Der Bräutigam eine Lohengrinerscheinung, die Braut, das lichtblonde Haar von Brillanten durchslimmert, im mattblauen Seidenkleid, von holdem Reiz. Doch eine leise Fremdheit weht um die beiden, das Glück der Vereinigung strahlt nicht aus ihren Augen. Der König selbst empfindet Scheu und Unbehagen bei dem Gedanken an den nahenden Hochzeitstermin, er zögert — im mer wieder schiebt er den Tag der Vermählung hinaus. Der Brautvater fühlt sich gekränkt, ungeduldig bittet er Ludwig, sich endlich zu entscheiden. Beim abendlichen Familientee in Possenhofen wird Sophie ein Bries überreicht; sie blickt aus die Handschrift des Um schlages, erblaßt, flieht in ihr Zimmer. Hofdamen finden sie einige Stunden darauf bewußtlos am Boden liegen, zerknüllt in den Händen einen Zettel mit den Worten: „Geliebte Elsa! Dein grausamer Vater reißt uns auseinander. Ewig dein Heinrich." Im Wirbel der Weltgeschichte König Ludwig ist verbittert, er vergräbt sich in die Einsam keit von Berg, zagt ruhelos durch die Wälder. — 1870! Der Träumer von Berg wird von Bismarck jäh in die Wirbel geschichtlichen Geschehens gerissen. Seine Seele erschüttern Konflikte seines übersteigerten Königsgefühls: Preußen oder Frankreich! — Mobilmachung oder Neutralität! — Eines Tages wird ihm der Kabinettschef gemeldet: „Es muß ge handelt werden, Majestät." Eine Schicksalspauje, lastend — schwer... Dann läßt Lud wig sich Bleistift und Papier bringen und depeschiert den Be fehl -ur Mobilmachung. König Ludwig n. von Bayern. (Scherl-Bilderdienst — M.) Sedan ist gefallen! Tas einige Reich taucht empor aus Blut und jahrhundertealter Fehde. Und nun soll der Bayernkönig als größter deutscher Bundessürst dem König von Preußen die deutsche Kaiserkrone anbieten. Ludwig schwankt — die Wucht der Verantwortung erdrückt ihn. In Versailles setzt Bismarck bereits den bekannten „Kaiser brief" auf. Bayerns Herrscher quält sich mit rasenden Zahn schmerzen auf seinem Prunkbelt in Hohenschwangau, da trisft Graf Hohnstein mit Bismarcks Schreiben ein. Ludwig liest, wühlt den Kopf in die Kissen, seine Schultern zucken, in seinen Händen hebt und senkt sich die Waage des Entschlusses sür Deutschlands Geschick. Er, der Lebenssremde, Verträumte, soll sich ausraffen zu einer Tat unerhörter Entscheidung; der Verehrer Ludwig XIV., der dem gleichen Wahlspruch: „I/Ltat osst moi" huldigt, soll sich lösen von der Jchgebundenheit zur Ekstase des Opfers. Kurz und hart kämpft der König, dann ringt er sich durch zur Ueberwindung, fordert Tinte und Feder. Mit flüchtigen Zügen gibt er seine Unterschrift. Der Traum des deutschen Kaiserreiches hat sich erfüllt. Ludwig hat einen Freund ge wonnen: den eisernen Kanzler. Dämon Einsamkeit Prachtbauten schießen aus der Erde; aus Bayerns Boden wachsen französische prunküberladene Schlösser, sremd und kulissenhast in eine Landschaft von kerndeütscher, ursprüng licher Eigenart gestellt. Millionen zerrinnen in Ludwigs Hän den. — Auf steiler Felskuppe ragt die kühne Burg „Neuschwan stein" mit Zinnen, Türmen, Erkern; in herber Naturwildnis erhebt sich „Herrcnschiemsee", das „bayerische Versailles", dessen Jnnenräume mit Abbildungen der Siege Ludwigs XIV. geschmückt sind; „Linderhöf", ein Klein-Trianon, mit dem Spie gelsaal, den Möbeln aus Rosenhölz, entfaltet eine Prachtver schwendung von unerhörtem Maß. Ludwig baut im Krampf, in der Ueberspitzung seines „Gottesgnadentums". Keine Hei mat geben ihm die Kolossalgebilde, diese schaurigen Bekennt nisse aus Stein. Der Dämon Einsamkeit spinnt seine Netze um ihn. In der Verlorenheit seiner Riescnschlösser irrt er, Selbst gespräche murmelnd, umher, sein Schritt ballt dumpf durch die menschenleeren Gemächer. Er sieht nur sich selbst — keinen Menschen von Fleisch und Blut mehr. Seine Minister müssen hinter Wandschirmen zu ihm sprechen, seine Diener sich kriechend bücken oder durch Masken sich ver hüllen. Er unterhält sich mit Geistern; Ludwig XIV. und Marie Antoinette sitzen mit ihm an der Tafel. Nachts krallt sich der Dämon in seine Brust, würgt ihn an der Kehle, daß er aufspringt und hinaus in die mondhellen Wälder stürzt, nur einen Diener zur Seite. Für Wochen und Monate verkriecht er sich in einer elenden Jagdhütte auf dem Schachen im Wettersteingebirge — hoch über dem menschlichen Treiben. In srostklirrenden Sturmnächtcn läßt er seinen ver goldeten Prunkschlitten anspannen. Mit Schellengeläut, einem Vorreiter mit Dreispitz, in französischer Tracht, jagt das mit sechs Pferden bespannte Gefährt durch die schneeverwehte Bergwelt, hinter den Spiegelscheiben im Hermelinpelz der König. Im Berginnern bei Linderhof, in seiner Venushöhle, seiner blauen Grotte, auf dem künstlich angelegten See darin, lenkt Ludwig als Lohengrin im silbernen Schuppenpanzer und Helm seinen Schwanennachen, während die Diener die Szene mit bengalischem Feuer erleuchten. Der Tragödie letzter Akt „Wenn ich nicht mehr bauen kann, kann ich nicht mehr leben." Diese Klage stöhnt Ludwig aus ver zweifeltem Herzen, als das Volk die Riesensummen nicht mehr opfern kann. Die Schuldenlast ist auf dreizehneinhalb Millionen angewachsen, aber Ludwig braucht mehr, immer mehr, um neue phantastische Baupläne zu verwirklichen. Die Kammer, die sich weigert, neue Anleihen auszunchmen, soll aufgelöst werden. Doch hinter seinem Rücken ist bereits das Komplott geschmiedet, das ihn stürzen soll. Sein vertrauter Diener Hesselschwert steht im Bunde mst seinen Feinden. Auf zwei Menschen kann Ludwig sich nur noch verlassen, aus seinen Adjutanten, den Grafen Dürckheim- Montmartin, und — Bismarck. Mit Blüten überstreut der Juni das Bayernland, da begibt sich eine Regierungskommission nach Neuschwanstein zum Kö nig, um ihm feierlich die Einsetzung einer Regentschaft zu ver künden, zwei Irrenärzte und vier Pfleger schließen sich au. Der treue Kutscher Osterholzer eilt zu Ludwig, fleht ihn fuß fällig an, zu fliehen, aber das große Kind glaubt nicht an Gefahr und Ueberfall. Der Morgen graut, die Frühnebel zer fließen, leuchtend hebt sich die Gralsburg „Neuschwanstein" zum Himmel, da halten die Wagen am Portal. Königstreue Gendarmen Wersen sich den Eindringlingen entgegen. Als sie mit Gewalt vorgehen wollen, reißt ein Wachtmeister das Ge wehr hoch: „Keinen Schritt weiter oder ich schieße!" Dann nimmt die Wachtruppe die Kommission gefangen. Aus der Umgegend strömen Fischer, Bauern, Feuerwehrleute herbei, den geliebten König zu schützen. Dürckheim jagt einen Kurier zur österreichischen Grenze, mit Depeschen an Bismarck. Doch der eisengeschmiedete Tatmensch antwortet nur kurz: „Majestät möchten sofort nach München fahren und Höchstsein Anliegen den versammelten Ständen vortragen." — Aber der Schwärmer und Phantast besitzt den Mut zu sol chem Schritt nicht mehr; er erschöpft seine Kraft damit, auf dem Papier Befehle von unerhörter Grausamkeit zu erlassen. Die Gendarmen lesen diese, werden verwirrt — heimlich befreien sie die Kommission aus der Gefangenschaft. Und nun vollzieht sich der Schlußakt der Tragödie in unerbittlicher Folgerichtigkeit. Mit Hilfe Dürckheims erläßt Ludwig einen Aufruf an sein Volk: „Ich wende mich an die gesamte deutsche Nation und an die verbündeten Fürsten. Soviel in meiner Macht lag, habe ich zum Ausbau des Deutschen Rei ches b e i q et r a g e n." Umsonst^ — In München wird die Regentschaft proklamiert. Graf Dürckheim eilt zu einem letzten Vermittlungsversuch nach der Hauptstadt — und wird verhaftet. In eisiger Verlassenheit taumelt der König, seine Qual löst sich in dem Aufschrei: „Daß, man mir die Krone nimmt, könnte ich verschmerzen, aber daß' man mich sür irrsinnig erklärt hat, überlebe ich nicht! Mein Blut komme über die, die mich verraten haben!" Er verlangt den Schlüssel zum Turm — um hinabzusprin gen. Doch schon dringt brutal Dr. Gudden mit den Wärtern ein, sie stürzen sich auf den König. Ein waidwundes Wild ergibt sich den Häschern... Schloß Berg — Kindheitsheimat Ludwigs, mit Erinnerun gen an glückhafte Tage erfüllt, wird nun zu einem Privat irrenhaus mit vergitterten Fenstern, abgeschraubten Klinken, herausgeschnittenen Türfüllungen eingerichtet. Der 13. Juni 1886! Ein Pfingstmontag! Am Schloß Berg leuchtet und blüht die Natur, betäubend duften die Rosen und der Jasmin. Zur Abendstunde um 1^6 Uhr geht der König mit Dr. Gudden zum User des Starnberger Sees hinab. Der Himmel hat sich gewitterdrohend verdunkelt. — In Ludwigs Hirn wälzen sich wilde und verzweifelte Ge danken, seine stolze Königsseele kann die Schmach nicht über leben, sein Herrenwille bäumt sich auf: „Flucht oder To d." So geht er seinen letzten Weg... Daheim in Schloß Berg, warten sie — warten — es wird Nacht, es regnet, König und Arzt kehren nicht zurück. — Da zerreißt Entsetzen die Herzen, ein trostloses Suchen^hebt an, sie fahren hinaus auf den See, an einer flachen Stelle finden sie den König in Todesstarre, nicht weit davon entfernt Dr. Gudden, auch als Leiche. — * Flucht oder Tod? — König Ludwig nahm sein Geheimnis mit in das Grab. — In seinem Schlafzimmer liegt der König ausgebahrt, schön wie als Jüngling, mit dem Ausdruck des Ueberwinders. Da öffnet sich die Tür, eine Fraucngestalt tritt still zum Lager. Die Taube grüßt den Adler zum letztenmal. Blühen den Jasmin legt sie auf die Brust des Toten — seine Lieb lingsblume —, dann bricht sie ohnmächtig zusammen. Der romantische Bayernkönig lebt unvergessen fort im Her zen seines Volkes. Nachts, wenn der Sturm um die Almen faucht, wenn die Lawinen niedergehen, wenn der Frühling in den Lüften singt und klingt, dann schrecken die Bergleute aus dem Schlafe auf, bekreuzigen sich und slüstern: „König Ludwig." ReichskeOer Leipzig. Freitag, 12. Juni. Reichssender Leipzig: Welle 382,2 Meter. Nebensender Dresden: Welle 233,5 Meter. 6.30: Blasmusik. Kapelle der Schutzpolizei der Freien Stadt Danzig. — 8.30: Musik am Morgen. Es spielen die Saarbrücker Funkschrammeln. — 9.35: Spielturnen. — 10.00: Mich schuf Solingen! Hörspiel — 12.00: Musik für die Arbeits- Pause. Es spielt der Musikzug des SS.-Lagers Ranis (Thür.). — 13.15: Mittagsmusik auf Schallplatten. — 14.15: Musik nach Tisch. (Schallplatten.) — 17.10: Für die Frau. — 17.30: Ruf der Jugend. — 17.40: Tänze von Mozart, Beethoven und Brahms. (Schallplatten.) - 18.00: Musik zum Feierabend. — 19.00: Das deutsche Lied: Hugo Wolf. — 19.30: Josef Wein- Heber liest eigene Gedichte. — 20.10: Unterhaltungs- und Tanz musik. Das Orchester des Reichssenders Königsberg und Kapelle Erich Börschel. - 22.30 bis 24.00: Nachtmusik. Es spielt das Sinfonieorchester. DeuMlandsmder. Freitag, 12. Juni. Deutschlandsender: Welle 15 74. 6.10: Fröhliche Schallplatten. — 9.40: Das Nest in der Mütze. — 10.00: Mich schuf Solingen! Hörspiel. — 10.50: Spielturnen im Kindergarten. — 11.40: Der Bauer spricht. — Der Bauer hört. — 12.00: Die Werkpause des Reichssenders Köln. - 13.15: Musik znm Mittag. — 14.00: Allerlei — von zwei bis drei! — 15.15: Kinderliedersingen. — 15.40: Ein deutsches Mädel reist nach Indien. — 16.00: Musik am Nach mittag. Das Unterhaltungsorchester des Deutschlandsenders. — In der Pause von 16.50 bis 17.00: Hans Satzmann spricht wienerisch. — 17.50: Die Chronik von Düshoop. — 18.15: „Bewährung." Ein Spiel aus dem Arbeitsdienst. — 18.45: Der Arbeitsdienst singt. — 19.00: Und jetzt ist Feierabend! (Schall platten.) — 19.45: Sammeln! — 20.10: Kammermusik. — 21.00: Zehn Jahre Runxendorfer Sender. Ein fröhliches Jubi läum mit Ludwig Manfred Lommel. — 23.00 bis 24.00: Emanuel Rambour spielt zu Tanz und Unterhaltung. Sachsen, die Hochburg deutscher Arbeit, muß durch Erfassung aller Schaffenden zur Hochburg der DAF. werden!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite