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Deurlau-ung von Wehrpflichtigen für die Landwirtschaft. Nur in besonders dringenden Fällen. Das Oberkommando des Heeres gibt be kannt: Vielfach werden von Wehrpflichtigen, die ihre aktive Dienstpflicht erfüllen, oder von deren Angehörigen an die Dienststellen Anträge auf längere Beurlau bung zur Aufrechterhaltung des Betriebes oder der Landwirtschaft gestellt. Solchen Anträgen kann im all gemeinen nicht stattgegeben werden, da dis an und für sich kurze Ausbildungszeit zum Erreichen des Aus bildungszieles bei längerer Beurlaubung nicht mehr aus reicht. Ausnahmsweise darf bei Vorliegen besonderer Gründe Urlaub erteilt werden, wenn ein tatsächlich be sonderer Not st and festgestellt und dies auch von der Orts- und Kreispolizeibehörde bestätigt wird, ferner wenn während der Urlaubszeit bei der Truppe keine be sonders wichtigen A u s b i ld u n g s v o r h a b en durchgesührt werden. Nachrichteniruppe — zit« onengelb. Das Oberkommando des Heeres hat ange ordnet, daß die Nachrichtentruppe an Stelle der bisherigen hellbraunen Waffenfarbe in Zukunft „zitronengelb" zu tragen hat. Die Aenderung muß bei den Truppenteilen bis zum Herbst 1936 durchgeführt sein. Warnung an bauluftige Siedler. Eine Mitteilung des Reichsstättenamtes der DAF. In Gelsenkirchen wurde der Architekt Hille brandt wegen betrügerischer Machenschaften verhaftet, da er sich an baulustige Siedler heranmachte und ihnen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen namhafte Beträge abschwindelte, über deren Verwendung er bei seiner Verhaftung keinerlei Angaben machen konnte. Hille brandt hatte bereits den Bau von 26 Siedlerstellen in Angriff genommen, ohne eine Möglichkeit zu haben, die Bauten durchzuführen, da die Finanzierung in keinem Falle gesichert war. Dieser Vorfall gibt dem Reichsheimstätten- amt der DAF. erneut Veranlassung, die baulusti gen Siedler vor Inanspruchnahme solcher Stellen zu warnen, die für Siedlerfragen nicht zuständig sind. In zahlreichen Fällen wird von derartigen „Siedlungs- Politikern" nur auf die Unerfahrenheit der baulustigen Siedler spekuliert, mit dem Zweck, die Siedler zur Her gabe größerer Geldsummen zu veranlassen. Wer eine Siedlerstelle erwerben will, wer sich ein Eigenheim er bauen läßt, wende sich in allen Fällen an die Beratungs stellen der zuständigen Gauheimstättenämter der Deutschen Arbeitsfront oder der provinziellen Heim stätten, die in jedem Fall dem Siedler oder sonstigen Baulustigen Ratschläge erteilen. Kurze Nachrichten. Hamburg. Der Reichskriegsministcr und Oberbefehls haber der Wehrmacht, Generalfeldmarschall von Blomberg, besichtigt in diesen Tagen Truppen und Standorte im Bereich der Marinestation der Nordsee und nimmt am 13. Juni am Stapellauf des zweiten Segel schulschisses der Kriegsmarine in Hamburg teil. München. Die NS.-Kulturgemeinde wird in den Tagen vom 14. bis zum 18. Juni ihre Neichstagung in München, der Hauptstadt der Bewegung, abhalten. Am 17. Juni wird Reichsleiter Alfred Rosenberg auf der Tagung eine Rede halten. Danzig. Die Verhandlungen zur Regelung der Fragen, die mit den Auswirkungen der pol nischen Devisenbewirtschaftung auf Dan- z i g verbunden sind, sind in Zoppot durch Unterzeichnung eines Uebereinkommens beendet worden. Madrid. Der spanische Ministerrai hat die Bereit stellung eines außerordentlichen Kredites für die Errich tung einerfpanischenBotschaftin Moskau beschlossen. Die Streikwelle über Frankreich. KM dn MaWrw von SIMM besetzt. Rückkehr normaler Verhältnisse kaum vor der nächsten Woche. Das Streikbild in Frankreich hat sich kaum verändert. Wenn in einigen Betrieben der Streik bei gelegt wird, treten in anderen Fabriken die Arbeiter in einen neuen Streik. Allein in der Pariser Bannmeile sind noch 95 Prozent der Metallfabriken, darunter die größten Betriebe nicht nur in Paris, sondern von ganz Frankreich, besetzt. Rund 13 Departements sind von der Bewegung erfaßt. Der wichtigste Erfolg der Ver handlungen der Regierung in der Provinz ist die Eini gung in der Textilindustrie von Roubaix und in den Kohlenbergwerken des Nordens. Die größ ten Optimisten erhoffen eine Rückkehr normaler Zustände in Frankreich frühestens zu Beginn nächster Woche. Der französische Innenminister Salengro hat sich genötigt gesehen, die streikende Arbeiterschaft zur Wach samkeit gegenüber kommunistischen Provokationen aufzu rufen, die von außergewerkschaftlicher Seite in die Be triebe getragen wurden. Auf der anderen Seite hat der französische Kabinettsrat den Innenminister und den Finanzminister ermächtigt, den von dem Streik hauptsächlich betroffenen Gemein den rückzahlbare Vorschüsse zur Deckung der für die Verpflegung der Streikenden verausgabten Beträge zu gewähren. Das Abkommen, durch das der Streik der Bergarbeiter in Nordfrankreich beigelegt werden konnte, sieht eine allgemeine Lohnerhöhung von 12V. H. vor. In Paris erfolgte eine Einigung im Kleinhandel und im Versicherungsgewerbe, die dem Streik in diesen, Wirt schaftszweigen ein Ende setzt. Hingegen sind in Tou louse jetzt auch die Arbeiter des Baugewerbes un-d ver wandter Gewerbe in den Streik getreten. In St. Omer haben zum erstenmal die Erwerbs losen ihre Stimme geltend gemacht und unter der Drohung, zur Besetzung der Bürgermeisterei zu schreiten, der Stadtverwaltung eine Forderungsliste vorgelegt, deren sofortige Erfüllung sie verlangen. Bei Hazebrouk sind die Arbeitslosen dem Beispiel ihrer arbeitenden Kollegen gefolgt. Eine Abordnung von etwa 80 Arbeits losen begab sich in das Rathaus von Estaires, um eine Reihe von Forderungen vorzubringen. Da der Bürger meister des Ortes nicht zur Stelle war und die unteren Beamten in seiner Abwesenheit den Forderungen der Ar beitslosen nicht stattgeben konnten, besetzten diese das Rathaus und hißten neben der Trikolore die rote Fahne mit denJnitialen desmarxistischenGewerkschaftsverbandes C.G.T. In zwei technischen Apparatefabriken ist auch das Ingenien rpersonal jetzt mit Forderungen aus getreten, und in der Turbinensabrik Rateau haben die Ingenieure gleichzeitig den Streik erklärt und halten nach dem Vorbild der Arbeiterschaft ihre Arbeitsplätze besetzt. Die Pferderennen in Le Tremblay konnten nicht stattsinden, da die Stallburschen die Arbeit ver weigern. Woche um etwa 6 bis 8 v. H. erhöht worden sind'. Die Textilindustrie ist bereits mit der Forderung an den Staat herangetreten, einen Ausgleich zu erhalten, um ausfuhrsähig zu bleiben. Kommunistische Sireilhetze m Belgien. Die in Belgien zu verzeichnende Streikbewegung breitet sich unter dem Einfluß der zunehmenden kommunistischen Hetze immer mehr aus. In der AntwerpenerDiamantindustrieist eine Streik bewegung ausgebrochen. Auch im Lütticher Stein kohlenbergbau ist es zu Arbeitsniederlegungen ge kommen. Die Lage im Antwerpener Hafenarbeiterstreik ist unverändert. Beide Parteien bereiten sich auf eine lange Dauer des Streiks vor. Die Streikleitung verhandelt zur Zeit mit den Lichtspieltheaterbesitzern über er mäßigte Eintrittspreise für Streikende. Die sozialistische „Volksgazet" schlägt vor, daß man für die Streikenden Sportfeste und Kirmesspiele veranstalten, solle, um ihre Stimmung zu stärken. Infolge des Streiks erleidet der belgische Außenhandel außerordentliche Be nachteiligungen. Blutige SlrelkzusiWmenMe in Polen. Nachdem es bereits in Thorn zu schweren Zu sammenstößen zwischen der Polizei und streikenden Arbeitern gekommen war, erfolgten in Gdingen Zu sammenstöße zwischen der Polizei und streikenden Bau arbeitern, in deren Verlauf eine AnzahlvonDemon« st ran len verwundet wurde. Auch in Sochaczew ist ein Streik der b.ei öffentlichen Arbeiten Beschäftigten ausgebrochen, der jedoch ruhig verläuft. — Im Zusammen hang mit diesen Ereignissen warnt die polnische Presse die Arbeiterschaft vor der Wühlarbeit kommunisti scher Agitatoren. Haushalisskandal vor dem Unterhaus Keine strafrechtliche Verfolgung des ehemaligen englischen Kolonialministers Thomas. Der englische Generalstaatsanwalt Sir Donald Somervell hat die Krage, „g per frühere Kolonialminister Thomas und die anderen von dem Untersuchungs ausschuß zur Untersuchung des Versicherungs- skandals für schuldig befundenen Personen strafrecht- lich verfolgt werden sollen, abschlägig beschieden. Diesen Standpunkt begründete er im Unterhaus mit län geren juristischen Darlegungen. Anschließend teilt«! Ministerpräsident Baldwin mit, daß nach dieser Er klärung des Generalstaatsanwalts der Weg für eine Unterhausaussprache über den Haushaltsplan frei fei., Baldwin fügte hinzu, daß sowohl Thomas als auch der konservative Abgeordnete Sir Alfred Butt persönliche' Erklärungen über die Angelegenheit abzugeben wünfchten.. Der wirWWr'che Wahnsinn der SireW. Allmählich beginnt man sich in Frankreich ernsthafter mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Ab kommen zu befassen. Auf der Rechten wird einmütig die Auffassung vertreten, daß eine allgemeine Preis erhöhung und Lebensverteuerung unver meidlich sei, während die Linke sich dagegen verwahrt, daß durch unberechtigte Preissteigerungen die Arbeiter um die Früchte des Kampfes gebracht werden sollen. Die Arbeitgeber scheinen jedoch nicht gewillt zu sein, die Kosten der unmittelbaren oder mittelbaren Lohnerhöhun gen selbst zu tragen. So sehen sich die Kraftfahrer, die zunächst erfreut waren, am Montag überhaupt wieder Betriebsstoff zu bekommen, vor der unangenehmen Ueber- raschung, daß die Preise für Benzin seit der vorigen ist immer hilfsbereit. Manch alte §rau hat er schon über dl» Straße geführt. §ür andere ist er hinüber gesprungen, um das Gewünschte zu besor» gen.-Am liebsten holt er Or. L> etker - Er zeugnisse,- denn die kennt er am „hellew Kopf", und er weiß, daß sie gut sind. Dichtung - ausschneiöenl preisaufgabed Sechzehntes Kapitel Geburtstag Hans Syden hatte wirklich gleich fortgewollt, aber plötz lich ward es ihm wieder leid. Töricht und feige schien es ihm doch, einfach auszureißen. Er brauchte ja nicht ins Städtchen zu gehen und in die Nähe des Schlößchens würde Dr. Diendors kaum kommen. Wally war tot, und ver langte Diendors Rechenschaft von ihm, dann sollte er sie haben. Man würde das unter sich abmachen, wie es sich für Männer gehörte. Ein Skandal war wohl zu umgehen. Eroßchen Jutta wäre ja außer sich gewesen, wenn er so dicht vor ihrem Geburtstag wieder wegfahren wollte. Er blieb also, erzählte Gretel, er wäre im Städtchen gewesen und hätte den Rahmen gleich mitgebracht. Er freute sich, daß er hier allmählich doch etwas innere Ruhe zurückgewonnen hatte und so kam der Geburtstag der Gräfin Jutta heran. Im Frühstückszimmer standen die Fenster weit offen und die Sonnenstrahlen schoben sich wie viele dünne gol dene Scheinwerfer über den Gabentisch, den Gretel schon in aller Frühe aufgebaut. Eroßchen Jutta war noch immer schlank und ihre Jugend hatte noch nicht völlig Abschied von ihr genommen wie von Großchen Leonore und sie liebte Dinge, die Eroßchen Leonore längst nicht mehr in- teressierten. Auf dem Tisch standen silberdurchwirkte hoch hackige Hausschuhe und ein paar Büchsen Schönheits creme, die sie sich gewünscht, seidene Strümpfe lagen da und ein dünner bunter Seidenschal, Dazu gesellten sich Pralinen und Bücher. Inmitten des Tisches aber, zwi schen Blumen in schönen Vasen, stand die Fotografie ihres Enkels Hans in dem geschmackvollen breiten Silberrahmen. Zu Ehren ihres Geburtstages, hatte sich Jutta Syden besonders festlich gekleidet. In dunkelbraunem neuen Seidenkleid, in dem sie sehr schmal und schlank aussah, das Haar vom Friseur, der zweimal wöchentlich ins Wald schlößchen kam, frisch gewellt, betrat sie das Frühstücks zimmer. Alle hatten schon auf sie gewartet und es wurde Glück gewünscht und geküßt und gedankt. Auf dem Frühstiickstifch wartete die Eeburtstagstorte und der frische Kaffee duftete verlockend. „Heute ist er extra stark," lächelte Gretel. Man setzte sich, um zu frühstücken, als das Hausmädchen meldete: „Fräulein Hochwald ist gekommen und möchte der Frau Gräfin gratulieren." Das pflegte Bettina jedes Jahr zu tun, ebenso wie sie Großchen Leonore und Gretel an deren Geburtstag be suchte. Hans Syden war der Besuch unangenehm, an Bettinas Kommen heute hatte er gar nicht gedacht. Er hatte ihr doch versprochen, abzureisen und saß nun hier. Um seine Lippen zuckte es. Wozu brauchte er aber so ein Verspre chen zu halten. Er wollte nicht ausreißen. Schließlich dachte Bettina doch noch, er wäre ein schlapper Kerl! Ob gleich es ihm eigentlich gleichgültig sein könnte, was Bet tina Hochwald von ihm dachte. Als Bettina eintrat, einen Strauß Blumen in der Hand, erhob er sich. Sie zuckte förmlich zusammen bei seinem Anblick und er merkte, wie sehr sie sich zusammen nehmen mußte, um ihren Glückwunsch vorbringen zu kön nen. So ein dummes Mädel. War ernstlich verliebt in ihn, es hatte sie nicht genügend zur Vernunft gebracht, daß er ihr anvertraut, wie sehr er eine andere geliebt. Er glaubte ihr nicht, daß sie nur Sorge trug, die Eroß- chens und Gretel könnten in Kummer kommen. Wally Walb! Stand sie nicht plötzlich mitten in dem frühlingslauen, von Milliarden Sonnenstäubchen durch flimmerten Zimmer? Stand sie nicht neben Bettina Hochwald, übertrumpfte mit ihrer Schönheit die weiß blonde Bettina und die reizende Gretel? Schon schwand die Erscheinung, die er von Zeit zu Zeit sah und die ihm noch nach ihrem Tode den Kopf wirr machte und tolle heiße Sehnsucht weckte. Er reichte Bettina, die schon alle anderen begrüßt hatte, die Hand, ihre fragenden Augen begegneten einen kühlen Blick. Bettina müßte am Frühstück teilnehmen, Hans Syden aber entschuldigte sich, er hätte noch etwas zu besorgen, doch mittags wäre er bestimmt zurück. Bettina fühlte, er ging ihretwegen. Sie schämte sich, daß sie ihn gedrängt, er solle abreisen, sie hatte kein Recht dazu gehabt, er bewies es ihr durch sein Bleiben. Sie be saß kein Recht, sich um ihn zu ängstigen. Gräfin Jutta lud sie ein, heute den ganzen Tag im Schlößchen zu bleiben. Sie dankte und erklärte: „Mutter fühlte sich heute morgen nicht wohl, Kopfweh plagte sie und ich möchte sie doch etwas im Lahen entlasten." Sie sprach die Wahrheit, doch hatte die Mutter zu ihr gesagt, sie solle ruhig im Waldschlößchen mitfeiern, durch ein paar Tabletten würde sie das Kopfweh sicher ver treiben. Der angegebene Grund genügte, niemand hier ver suchte, Bettina zurückzuhalten. S>i« bze-hntes K a P 1t e-l Ein gefährliches Zusammentreffen Bettina fuhr auf dem Fahrrad nach der Stadt zurück, Ihr war sehr traurig zumute, Hans Syden hatte sie heut« behandelt wie einen Störenfried, er war nur fortgegangen, um nicht mit ihr zusammen am Tisch sitzen zu müssen. Da» war der Dank für ihre Einmischung dafür, daß sie Unheil hatte verhüten wollen. lSorHehnng PHH