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Paß auf, sonst gibts ein Unglück. Immer rollt unser Auge dorthin, wo es Limas Besonderes zu seihen gibt, wo etwas los ist. Es will sich da an keine Vor schriften binden lassen; hurtig gleitet der Blick von einem zum andern. And was gibt es nicht alles zu bestaunen! Vor allem auf den großen Verkehrsstratzen. Ein neuer, phantastischer Sommerhut (vielleicht auch die Dame „darunter"), ein prächti ges Auto, eine geschickte Reklame und was sonst noch lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. And manch einer sieht auf der ge genüberliegenden Straßenseite einen Bekannten gehen und stürzt über die Straße. An dem Quietschen der Bremsen eines Kraftwagens merkt er, daß er soeben vor der Gefahr des Aebersahrenwerdens bewahrt worden ist. Nicht nur der Anvor sichtige allein hätte seine Verkehrssünde mit dem Leben bezah len können, nein auch die Insassen des Wagens und andere Straßenpassanten sind in einem solchen Augenblick stark gefähr det. Wie oft kommt es vor, daß ein Kraftwagenfahrer, um einen plötzlich vor ihm auftauchenden Fußgänger nicht zu überfahren, beim Ausweichen die Gewalt über sein Fahrzeug verliert und auf den Gehsteig oder gegen einen anderen Verkehrsteilnehmer fährt. Die kleine Mühe, sich erst zu überzeugen, ob die Straße zum Passieren frei ist, hätte manchem deutschen Volksgenossen ein bitteres Ende erspart. Aber auch Radfahrer kann man oft beobachten, die die Lenkstange loslassen und nun, nach links und rechts schauend, munter drauflostreten. Ein Stein, eine Unebenheit bilden meist das Ende der Fahrt. Die zerschundenen Glieder müßten nun von rechts wegen eine bitteree Klage gegen das Aufsichtsvrgan, das Auge, erheben, das statt auf die Fahr bahn zu achten in die Gegend streifte. Auch Motorradfahrer gibt es, die sich mit Vorliebe während der Fahrt mit ihrem Mitfahrer unterhalten. Bei dem Geknatter des Motors ist es nicht zu vermeiden, daß man sich öfters umdreht. Dabei hat manch einer die Gewalt über die Maschine verloren. Ob das Gespräch nicht hätte etwas hinausgeschvben werden können? Manche Unterhaltung hat dann im Krankenhaus ihre Fort setzung gefunden. Das Auge des Kraftwagenfahrers gehört auf die Fahrbahn. Das ist nichts Neues. Die vielen Anfälle aber be weisen, daß öfters „Seitensprünge" Vorkommen. Alle, die Fußgänger wie die Motorradfahrer, die Kraft wagenlenker wie die Radfahrer, sollten bestrebt sein, die sich täglich mehrenden Verkehrsunfälle durch eine strenge Beach tung der Verkehrsvorschriften und durch eiserne Disziplin ver mindern zu helfen. Wir sind eine Volksgemeinschaft geworden. Sollte es nicht möglich sein, diese Gemeinschaft auch im Stra ßenverkehr in die Tat umzusetzen? Leider muß viel zu oft fest gestellt werden, daß zu wenig Rücksicht aufeinander genom men wird, daß da ein Kraftwagenlenker vergißt, seinen Rich tungsanzeiger einzuziehen, dort ein Radfahrer alte, gebrechliche Leute förmlich über die Straße jagt und wieder ein anderer allen Warnungen zum Trotz über die Kreuzung rast. Die Män ner, Frauen und Kinder, die im letzten Augenblick noch zur Seite springen, sind Volksgenossen, die das gleiche Recht auf der Straße haben! Rücksichtnahme auf die anderen Verkehrs teilnehmer und Aufmerksamkeit sind die Voraussetzungen für die neue Verkehrsgesinnung, die auf dem Gedanken der Gemein schaft aufgebaut ist. Jeder muß seine Gedanken zusammenneh men, wenn er sich auf der Straße befindet. Das Verantwor tungsgefühl um das Wohl unserer Mitmenschen sollte unser Gewissen immer wachhalten. Gebt der Inneren Mission aus freudigem Herzen! Aufruf des Reichskirchenausschusses zum Sammeltag der Inneren Mission. Der Neichskirchenausschuß richtet zum Sammeltag der Inneren Mission am 13. und 14. Juni einen Aufruf an die Gemeinden der Deutschen Evangeli schen Kirche, in dem es heißt: Heute, wo wir Deutschen es mehr denn je wissen, daß im Volke einer an den anderen gewiesen ist, ist die Christenheit mehr denn je zur Erneuerung christlicher Tat berufen nach dem Wort: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Mit neuem Glauben muß neue Liebe wachsen. Darum rufen wir es hinein in die ganze Deutsche Evangelische Kirche: Bekennt euch in neuem Glauben zu neuer Liebe! Bekennt euch in Dienst und Opferbereitschaft als Glieder zum Ganzen! Nehmt den Auftrag der Inneren Mission auf euer Ge wissen und gebt ihr am 13. und 14. eure Gaben aus freu digem Herzen! -er Volksgesundheit durch deine Gpferbereitschast Ms'öe IMgÜeö öei" k>!. 8. V. Oie NSV hilft allen und jedem! Die Ferienzeit beginnt, die Menschen sehnen sich hin aus, sie suchen Entspannung und Erholung. Wer in der Lage ist, zu reisen, rüstet jetzt, und wer nicht die Kosten dafür aufbringen kann, aber erholungsbedürftig ist, wird von der NSV verschickt. Mütter, Kinder und Männer sind mit Hilfe der Hitler-Freiplatzspende und des Er holungswerkes des deutschen Volkes wie im Vorjahr be reits unterwegs. Aber nicht nur der großen sozialen Aufgaben entle digt sich die NSV, sie kümmert sich auch um die kleinen unscheinbaren Dinge. Ob es sich um Wohnungsinstand setzungen oder Bettenbeschaffungen handelt, ob es um wirtschaftliche Hilfe geht oder nur darum, den bedürf tigen Volksgenossen einen Erlaubnisschein zum Sammeln von Pilzen oder Pflücken von Beeren auszuhändigen, stets sucht die NSV, Mängel und Härten abzustcllen. Eine Ver ordnung über gebührenpflichtige Pilz- und Beerenscheine wurde bereits in Sachsen im vergangenen Jahr eingeführt. Oft ist die Einführung dieser Pilz- und Beerenscheine, die gegen em Entgelt von 50 Pfg. zu erhalten sind, von den ärmeren Schichten der Bevölkerung als hart empfunden worden. Die NSV hat mit der Landesforstverwaltung eine Pereinbarung getroffen, die es ermöglicht, Berechtigungs scheine unentgeltlich auszuhändigen an alle, die nach den Richtlinien des WHW als hilfsbedürftig anzusprechen sind. Die Anträge werden an die zuständige Ortsgruppe gestellt und auch von dieser bearbeitet und erledigt. So ist auch hier wieder Sachsen das erste Land, das mit dieser sozialen Regelung vorangeht. Sie war nur möglich durch die Opferfreudigkeit des gesamten sächsischen Waldbesitzes. Vom Bau des NebensendekS Neichenbach. Nachdem Ende September 1935 der erste Spatenstich für den Bau des neuen Rundfunksenders für die Ober lausitz ausgeführt worden ist, machen die Bauarbeiten jetzt rasche Fortschritte. Die Stadt Reichenbach stellt den Grund und Boden für das Sendergelände zur Verfügung. Nachdem eine neue Betonbrücke über den Reichenbach er richtet worden war, begann man mit dem Setzen der vier Eisenbetonsockel, auf denen der Sendeturm ruhen soll. Das Sendergebäude zeigt sich bei einer Frontlänge von fünfzig Meter bereits in formvollendeter Schönheit. Schon seit Monaten erhebt sich an der Stelle, an der der Sendeturm errichtet werden soll, der übrigens aus Holz bestehen und 100 Meter hoch sein wird, ein Montageturm von 42 Meter Höhe. * Auszeichnung für Sachsens Handwerk Schluß des Reichshandwerkertages. Der Reichshandwerkertag 1936 in Frankfurt am Main erreichte am Mittwoch sein Ende. Auch der letzte Tag stand im Zeichen ernster Arbeit. Die Gaubetriebsgemeinschafts- Walter der Reichsbetriebsgemeinschaft Handwerk waren zu einer Arbeitstagung versammelt, auf der der Reichshand werksmeister Schmidt die Bilanz des diesjährigen Reichs handwerkertages zog. Was die Arbeit in den einzelnen Gauen anlange, so führte er aus, habe die Gaubetriebs- gemeinschast Sachsen im vergangenen Arbeitsjahr am besten abaeschnitten. Dem Gaubetriebsgemeinschaftsleiter von Sachsen, Engler, werde daher in Anerkennung seiner Leistung der Ehrenring der Stadt Frankfurt ver liehen, der künftig jedes Jahr erneut verliehen werde. Die gleiche Auszeichnung erhielt der Leiter des Organisations büros, Müller. Der stellvertretende Reichsbetriebsgemein schaftsleiter Paul Walter erweiterte die Ausführungen des Reichshandwerksmeisters durch die Verkündung von Ar beitsmaßnahmen, denen in der nächste« Zeit besondere Be achtung zuteil werden müsse. Betrachtungen über Grabgestattung. Sehr oft komme ich durch meinen Beruf auf diesen oder jenen Friedhof und wenn es irgend meine Zeit erlaubt, gehe ich in stillen Betrachtungen durch die Reihen der Gräber und erfreue mich über den schönen Zustand derselben; denn an der Pflege der Gräber erkennt man die Liede der Angehörigen zu den Verstorbenen. Oftmals sehe ich dann aber auch Gräber, die obwohl sie sehr gepflegt werden, direkt kitschig wirken. Dies veranlaßt mich, diese Zeilen zu schreiben, in der Hoffnung, da durch etwas aufklärend zu wirken. Durch Schmückung seiner letzten Ruhestätte soll dem Ver storbenen eine Ehre bereitet werden. Ich glaube aber, daß in vielen Fällen zuviel des Guten getan wird, denn die pompösen Denkmäler, die man heute ausrichtet, widersprechen meistens dem Sinn des Verstorbenen; oftmals ist er ein sehr bescheidener Erdenbürger gewesen, der in aller Stille und ohne großes Aufsehen seinen Lebensabend beschloß. Bereits in der Auswahl der Denksteine sollten wir sehr vorsichtig sein und uns ganz nach dem Sinn des Verstorbenen richten. Das Gesicht des neuen Friedhofs wird uns in der Reichsgartenschau gezeigt; es ist ge rade das Gegenteil, was man heute vielfach auf den Friedhöfen sieht und meines Erachtens nach auch wieder übertrieben ist; der Mittelweg wird also das Beste sein. Nun sollen einige grobe Fehler geschildert werden, die immer wieder gemacht werden. Da sind zunächst die Gräber, die durch Kunststein völlig abgedeckt sind und nur in der Mitte ein Rundbeet und in den Ecken kleine Winkel zum bepflanzen haben. Meistens sehen die Pflanzen infolge des wenigen Bo dens sehr hungrig aus und wirken deshalb schlecht und außer dem macht der Kunststein einen harten und kalten Eindruck. In zweiter Linie ist es die Bepflanzung selbst, die recht oft zu bemängeln ist. Ich denke da erstens an die Bäume, die auf die Gräber gepflanzt werden. Auf einem Grab sah ich neulich zwei Säulenwachholder (Juniperus hibernica), die durch Schnitt so aussahen, als wenn sie mit der 'Fräsmaschine gedreht worden wären, so etwas wirkt furchtbar. Auf einem anderen Grab standen ebenfalls zwei dieser Art, aber in na türlichem Wuchs, wie viel bester sahen diese aus. Der Iunipe- rus hibernica ist der Wachholder der Heide und nichts schöneres gibt es, als eine Heidepflanze auf dem Grab. Dasselbe gilt für Taxus bäccata hibernica (Säuleneibe). Nie dürfen wir aber in den natürlichen Charakter der Pflanze eingrefen. Ebenso wirken Einfastungen von Saxifraga-Arten (Steinbrech oder Moospolster nicht schön. Der Charakter des Steinbrech ist, will kürlich große Polster zu bilden; er läßt sich nicht in strenge Formen einzwängen. Zum Schluß möchte ich auch noch vor der Teppichbeetpflan zung warnen, meistens fehlt ihr die Blütenpracht und wiederum- ist es die strenge Linienführung, die dem Grab einen harten Ausdruck verleiht. Eine Efeuranke, die Ranke des Selbstklim- mers am Gedenkstein oder der leider fast ganz verschwundene Rofenhochstamm geben ein viel schöneres Bild des 'Friedens-. Gartenmeister Felix Beyer. Börse — Handel — Wirtschaft Chemnitzer Gelreidegrotzmarkl vom 10. Juni 1936. Weizen, Handelspreis 211 bis 213, Festpreis 307 bis 209; Roggen, Handelspreis 181 bis 185, Festpreis 177 bis 181; Futtergerste, Handelspreis 186, Festpreis 182; Hafer, Han delspreis 177 bis 180, Festpreis 171 bis 174; Weizenmehl 28.15 bis 28.40; Roggenmehl 21.90 bis 22.95; Weizenkleie 11.35 bis 11.55; Roggenkleie 10.10 bis 10.70; Wiesenheu, lose 7.00 bis 7.30. Getreidestroh, drahtgepreßt 3.10 bis 3.40. Dresdener Schlachtvikhmarkt vom 1ü. Juni 1936. Preise: Kälber: a) 71—76; b) 61—70; c) 54—60; b) 50 bis 52. Schweine: a) 56; b) 1. 55; 2. 54; c) 52; d) 50; e) —; f) —; g) 1. 56. — Auftrieb: 35 Rinder, darunter 1 Ochse, 11 Bullen, 18 Kühe, 5 Färsen. 791 Kälber. 235 Schafe. 1416 Schweine. Ueberstand: 51 Schafe. Marktverlauf: Kälber lang sam, schwere Mastkälber vernachlässigt, Schweine verteilt. Amtliche Berliner Notierungen vom 10. Juni. (Sämtliche Notierungen ohne Gewähr.) Berliner Wertpapierbörse. Die Börse eröffnete wieder in fester Haltung. Die günstige Beschäftigungslage wirkte sich weiterhin aus, ebenso wurde die Erhöhung der Einzelhandels umsätze und die damit verbundene starke Zunahme der Ver brauchsgütererzeugung beachtet. Am Rentenmarkt konnte sich die Althesitzanleihe weiter erholen (4- 0,40). Auslän dische Renten waren nach den Steigerungen der letzten Tage überwiegend abgeschwächt. Am Geldmarkt zog der Satz für Blankotagesgeld um 0,12 Prozent infolge des Steuer termins an (2,62 bis 2,87 Prozent). Berliner Devisenbörse. (Telegraphische Auszahlungen.) Dollar 2,48 (2,90); engl. Pfund 12,46 (12,49); holl. Gulden 167,86 (168,20); Danz. 46,80 (46,90); franz. Franken 16,36 (16,40); schweiz. 80,39 (80,55); Belg. 42,04 (42,12); Italien 19,48 (19,52); schwed. Krone 64,29 (64,41); dän. 55,67 (55,79); norweg. 62,67 (62,79); tschesch. 10,25 (10,27); österr. Schilling 48,95 (49,05); poln. Zloty 46,80 (46,90); Argentinien 0,68 (0,69); Spanien 33,91 (33,97). Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten Hauptschriftleiter Hermann Lässig, Wilsdruff, zugleich ver antwortlich für den gesamten Texttell einschließlich Bilderdienst. Verantwortlicher Anzeigcnleiter: Erich Reiche, Wilsdruff. Druck und Verlag: Buchdrucker-« Arthur Zschunke. Wilsdruff. D.A. V. M6: 1188. — Zur Zeit ist Preisliste Nr. 6 gültig.