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Meine Drossel. Ms der Frühling kam, da kam sie auch. Meins Drossel habe ich sie immer genannt, denn ich habe das Gefühl, als ob wir uns beide ganz besonders gur ver stehen. Sie saß aus dem Gartenzaun und hüpfte auf der schmalen Zannkante hin und her. Erst tat sie das ganz ohne Bemerkungen ihrerseits. Dann wurde sie dringlicher. Jetzt bemerkte ich sie, und mit lautem Gezwitscher, das sich Wie fröhliches Lachen anhörte, begrüßte sie mich. Wir hatten uns monatelang nicht gesehen und feierten nun fröhliches Wiedersehen. Seit dem Tage unserer ersten Begrüßung haben wir unsere alte Freundschaft wiederaufgenommen. Meine Drossel gehört sozusagen zu meinen Hausgenossen im weiteren Sinne. Mein Garten steht ihr offen und sie fühlt sich darin vollkommen heimisch. Kreuz und quer hüpft sie. Bald sucht sie den Rasen ab und freut sich jedesmal, wenn sie einen Wurm gefunden hat, dann fliegt sie damit in einen Baum und läßt ihn sich gutschmecken. Hunger scheint sie den ganzen Tag zu haben, denn immer sehe ich sie auf ihren Beutezügen. Besonders nach einem Regen ist der Erfolg immer ungewöhnlich groß. Seit etwa vierzehn Tagen bin ich böse mit meiner Drossel. Ich habe ihr sogar offene Fehde angcsagt, die so weit geht, daß ich ihr nachstelle, wo ich sie nur sehe. — Woher dieser plötzliche Stimmungsumschwung bei mir kam? Sehr einfach: Vor vierzehn Tagen kam der erste Spinat aus der Erde und kleine Salatblättchen machten es ihm nach. Ich hatte eine Helle Freude daran und stand manchmal lange vor den Beeten. Dann brachen die Erbsen das Erdreich auf und sahen sich neugierig um. Ich war so stolz, daß alle meine Saat pünktlich und gut auf ging und tat alles, um den jungen Trieben das Erden leben nach Möglichkeit angenehm zu machen. Bis ich eines schönen Tages das Unglück entdeckte. Der junge Spinat war abgerupft, genau so erging es dem Salat, und da, wo die Erbsen ihre Köpfchen aus der Erde gesteckt hatten, fand ich ein leeres Loch in der Erde. Ich hatte diesen und jenen im Verdacht und legte mich auf die Lauer mit dem festen Vorsatz, dem Gartenräuber ewige Feindschaft anzusagen. Ich brauchte nicht lange auf ihn zu warten. Keck und dreist kam meine Drossel angehüpft. Sah sich ein paarmal frech um und nahm sich die Beete vor. Erst den Spinal, dann den Salat und zum Schluß die Erbsen. Was der freche Schnabel nicht erreichte, scharrte sie sich mit den Füßen frei. Einen Mordshunger entwickelte meine Drossel. Ich habe sie fortgejagt, wenn sie es mir auch vielleicht Lbelnimmt. Aber ich kann es nicht mitansehen, wie sie räubert, so roh und herzlos. Mein Spinat- und Salat- beet steht kahl, von meinen Erbsen haben nur wenige den Raubzug überstanden. Jetzt liege ich im Kampf mit meiner Drossel, denn die neue Aussaat werde ich bis zum Letzten verteidigen. Habe ich nicht recht? Lugend soll hinaus ins Freie! 3. Weltkongreß für Freilufterziehung. — Vom 18. bis 23. Juli in Bielefeld und Hannover. Der 3. Internationale Frelruftschul- kongreß findet unter Schirmherrschaft von Reichs minister Dr. Rust vom 18. bis 23. Juck m Bielefeld und Hannover statt. Erzieher, Ärzte. Schulverwaftuagsieute und Architekten aus 30 Nationen werden auf dieser Tagung die Fragen einer gesunden Jugenderziehung prüfen und darüber berichten, wie in den einzelnen Län dern gegen die Stickluft in den Schulen angekämpft wird. Während auf dem ersten Kongreß, im Jahre 1S12 in Paris, noch vorwiegend medizinische Fragen behandelt Wurden, wie kranke Kinder im Wege der Freiluft erziehung zur Gesundheit zurückgeführt werden können, wurde auf dem zweiten Kongreß 1931 in Brüssel bereits der Gedanke der Freilufterziehung auf die gesunde Jugend ausgedehnt. Der dritte Kongreß hat nunmehr die Aufgabe, zu zeigen, wie der Gedanke der Freilufterziehung als Grundlage einer allgemeinen Schul reform aller Länder dienen kann. Die Teil nehmer haben in Deutschland Gelegenheit, eine große An zahl neuer Erziehungsformen, wie Landjahr, Schulungs lager, Arbeitsdienst, Schullandheime, Jugendherbergen usw. zu studieren. Eichenbäumchen erinnern an den Olympiasieg. Bei den Olympischen Spielen wird den teilnehmenden Nationen für jeden Olympiasieg ein solches Eichenbäumchen überreicht, das sie in ihre Heimat mitnehmen und zur Er innerung einpslanzen sollen. Die kleinen, kräftigen Eichen triebe sind in besonders dafür geschaffene Keramiktöpfe gesetzt, die die Olympische Glocke und den Spruch tragen: „Wachse zur Ehre des Sieges — rufe zu weiterer Tat!" <Olvmpia-Press edienst.) USSMMUWWS Oie Heimkehr der toten Marine-SA-Kameraden. Die Leichen der im Nord-Ostsee-Kanal durch eine Ver kettung von unglücklichen Umständen ums Leben gekom menen Chemnitzer Marine-SA-Männer wurden nach Chemnitz übergeführt. In der Stadt waren die Flag gen auf Halbmast gesetzt. Tausende von Menschen säum ten die Straßen, durch die der Trauerzug sich bewegte. Vor dem Hauptbahnhof hatten außer der Marinestandarte 2, der die Verstorbenen angehörten. Stürme der SA und SS sowie Abordnungen der Wehrmacht, der Landespolizei und der Hitler-Jugend Aufstellung genommen. Die mit der Hakenkreuzfahne bedeckten Särge wurden durch ein Spalier von SA-Männern zunächst nach dem Adolf-Hitler-Platz geleitet. Hier wurden sie auf Katafalken aufgestellt, hinter denen die umflorten Standarten und Fahnen aufmarschiert waren. Der Gedenkstunde wohnten neben den Angehörigen der toten Kameraden die Leiter der Parteigliederungen in Chemnitz sowie Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden bei. Kreislertcr Papsdorf richtete Worte des Trostes an die Hinterbliebenen. Die Kameraden ermahnte er, zu leben und zu kämpfen wie die in Ausübung ihres Dienstes Gestorbenen es getan haben. Unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden senkten sich die Fahnen. Die Toten wurden nach dem Neuen Friedhof über geführt. Die Beisetzung findet am Dienstag in Anwesen heit von Stabschef Lutze statt. Schützt die Natur. Die Blütenpracht in der Natur, die Blumen in Wald und Feld, die zahlreichen Blütensterne der Wiesen locken hinaus ins Freie. Liegt ein gut Teil der Kraft eines Volkes nicht in seinem Verwachsensein mit dem Heimatboden? Die Heimat natur spiegelt ihre Schönheit durch alles, was in ihr lebt und webt. Das Zusammenwirken aller der Tiere und Pflanzen, die ihr eigen sind, vermittelt erst die Eindrücke, die uns erheben und verjüngen. Was wäre eine Wiese, die nur aus Gräsern bestünde? Der bunte Blumenflor, der ihr tausendfältige Reize verleiht, macht sie erst schön. Lebensgemeinschaften finden wir allenthalben, im Teich, am Ufer, am Waldrand, in den Lich- Erste AWW -er MF. i. NS8. Krist -ich Frenke am Sonntag, dem 5. Juli, ab 4 Uhr früh Wilsdruff (Markt) mit dem Reisewagen „Schwalbe" «ach d-n TropMinhöhle« Svra« «m Vogtland Wilsdruff-Freiberg-Oederan-Chemnitz-Lichtenstein-Zwickau-Reichenbach i. V.-Mylau-Netzschkau-Elster- berg-Sqrau (Besichtigung der weltberühmten Tropfsteinhöhlen). Rückfahrt: Plauen, über den herr lichen Gebirgskamm nach Treuen-Lengenfkld-Jrfersgrün-Zwickau-Chemnitz-Freiberg-Wilsdruff. Fahr preis für Hin- und Rückfahrt Mk. 8.10. Anmeldungen (nur 32 Personen) umgehend bei Fvto-Wugk. rrmMcve verttünaigungen. Sammlung von Schrott. Schroll und alter Hausrat (Blechbüchsen, verzinktes Blech) dürfen nicht in Asche- und Schuttabladeplätze geworfen werden: es hat viel mehr Ablieferung an die Altwarenhändler zu erfolgen. Die Haus haltungen werden darauf hingewiescn, daß auch minderwertiger Blech- jchrott und dergleichen wieder verwendet werden kann. Wilsdruff, am 29. Mai 1936. Der Bürgermeister. Straßensperrung. Zur Vornahme von Arbeiten an der Autobahn sperre ich hiermit mit Genehmigung des Herrn Amtshauptmann zu Meißen die Straße Schmiedkwalde—Blankenstein mit sofortiger Wirkung bis 20. Juli 1936. Der Verkehr wird über Birkenhain und Limbach verwiesen. Schmiedewalde, den 31. Mai 1S36. Der Bürgermeister. Neue MljeshnW, mc MWIn, me sme Gurken empfiehlt PlNl! Hnmpisih Suche für sofort 2 llOMtsW- We WM, ca. 20 Jahre alt, die jämiliche land wirtschaftlichen Arbeiten verrichten müllen. Einer Kat Pferde zu über nehmen. — Zu erfahren in dir Geschäftsstelle dieses Blattes. ?r!ms neue eingetroffen! MlEietM Suche für sofort zuverlWen Kutscher, welcher mit landwirtschaftlichen Arbeiten vertraut ist. A.My,WnlmsNr.Z2 Wlr bitten unsere geschätzten Leser, bei ihren Einkäufen die Inserenten des „Wilsdruffer Tageblattes" in erster Linie zu berücksichtigen. Mer- wtosfck an und erbitte Bestellungen, kvms Zöillel MlsürnS Fernruf Nr. 246 uli«naoii-lrölli'5üoii Fernruf Wilsdruff 333 Moliorn Fernruf Nr. 388 rungen, auf Halden, selbst auf Schuttplätzen; wie organische Kunstwerke wirken sie. Wollte man ein Teilchen ausrotten, so wäre die Schönheit des Ganzen gestört. Je reicher ein Land an Tieren und Pflanzen ist, um so mehr wird es zu einer Quelle des Glückes für die Bewohner. Die Natur spricht eine lebendige, fesselnde Sprache. Jedes grüne Blatt erzählt uns von chemischen Hexenkünsten. Jede Blume bringt uns Freude. Wem das Herz nicht weit wird, wenn er durch seine Heimat wandert, wem die wunderbare Harmonie der Natur nicht Ehrfurcht einflößt, dessen Seele ist verdorrt und zu höherem Genießen verdorben. Zweifellos ist die heutige Menschheit den Schönheiten der Natur näher gekommen als früher. Das Na- turempfinden, der Natursinn hat sich vertieft. Die Natur ihres Schmuckes berauben, heißt am heiligsten der Heimat freveln. Polizeiliche Bevormundung ist eines freien Staatsbürgers un würdig. Und doch möchte man so manchem begnadeten Fleck chen einen Naturschutzmann wünschen, der darüber wacht, daß nicht entartete „Naturfreunde" gegen die einfachsten Gebote der Vernunft und Wohlanständigkest sündigen. W es nicht be schämend traurig, daß immer noch einzelne Liebhaber sich ge rade an solchen Pflanzen vergreifen, die infolge ihrer größeren Seltenheit unter behördlichen Schutz gestellt sind? ?mmer wie der muß daran erinnert werden, daß andere Menschen die Kinder Floras auch lieb haben. Nicht schänden, sondern schützen und schonen soll man die Schönheiten der Heimat! Behüte den Wald vor Feuer und Licht, Daß seinen Bäumen kein Schaden geschieht! Schneid' nicht deinen Namen in Rinde und Stamm, Weil wir zu dem Zweck Adreßbücher Ham. Heilig waren die Wälder den Heiden, Sollen sie unter den Christen leiden? Sachsens kleinste Stadt feiert SSO. Geburtstag. Die kleinste Stabt des Sachsenlandes, Liebstadt, im Seidewitztal. beging an den Pfingstfeiertagen ihre 650. Geburtstagsfeier mit einem besinnlichen Gedenken an die Jahrhunderte alte Stadtgeschichte, die in einem Heimatspiel und einem Festzug zu neuem Leben erwachte. Heimatkinder aus allen Landesteilen und eine große Schar Besucher weilten in der Feststadt zu Gast. Sie wurden Zeu gen eines Heimatfestes, wie es in diesem verträumten Kleinfladtidhll volksnaher und beglückender nicht gedacht werden kann. Schon die herausgeputzten Häuschen, die mit Märchengruppen besetzten Felsgärten und die buntglit- zernde Illumination zur Abendzeit taten kund, daß hier die Bevölkerung der ganzen Stadt eins ist in der Zusam mengehörigkeit, seine Geschichte achtet und den Aufstieg durch Förderung des Fremdenverkehrs vorantreibt. Die Aufführung eines Heimatfestspieles „Heimat in Not — treu bis zum Tod" leitete die Jubiläumsfeierlich keiten ein. Am 1. Pfingstfeiertag führte ein historischer Fest zug außer den Gestalten des Heimatspieles wichtige Er eignisse und Persönlichkeiten der Ortsgeschichte in Ver bindung mit dem althergebrachten Schützenanszug vor Augen. In den Abendstunden lag das Städtchen im Schein der Jlluminationslämpchen, und Schloß Kuckuckstein er strahlte in grünlichem Scheinwerferlicht. Als Erinnerungsgabe der Landeshauptstadt ist der Jubelstadt ein Dresdener Stadtbild überreicht worden. Gemüsebau im Elbetal. Der sächsische Gartenbau liefert in großem Umfang die für die Volksernährung so wichtigen Gemüse, wie Spinat, Kohlrabi, Karotten, Tomaten, Gurken, Salat, Radieschen, Rettiche und andere. In der Umgebung von Dresden, zwischen Meißen und Pirna, liegen viele Ge müsebetriebe, die mit ihren Erzeugnissen nicht nur Dres den, sondern auch das Erzgebirge, die obere Lausitz, Leip zig und Berlin beliefern. Sie unterscheiden sich von denen in anderen Teilen Deutschlands wesentlich dadurch, daß sie eine intensive Kultur unter Glas betreiben. Einer Anzahl solcher Betriebe stattete Landesbauern führer Körner dieser Tage einen Besuch ab. Bei den be sichtigten Gemüsebaubetrieben handelt es sich um Betriebe von 1,5 bis 2 Hektar Größe. Sie alle befinden sich seit Geschlechtern im Besitz derselben Familien und beweisen die Verwurzelung auch des Gärtners mit seinem Grund und Boden. In großen Häusern von 25 Meter Länge und mehreren Metern Breite werden bei einer Temperatur von 25 bis 35 Grad Gurken gezüchtet. Schläge von 500 Schock sind keine Seltenheit. Auch die Aufzucht von Tomaten spielt eine große Rolle. Wenn die Zeit der Ernte gekom men ist, werden in der Woche oft bis zu 100 Zentner dieser Früchte von einem einzigen Betrieb auf dem Frisch markt angeliefert. Ein anderer Betrieb wieder hat Be sonderheiten aufzuweisen, von denen die wenigsten ahnen, daß sie auf heimischem Boden gedeihen: Paprikaschoten, Melonen, Pfeffer, Zuckermais und sizilianischer Fenchel. Landesbauernführer Körner konnte mit Genugtuung fest stellen, daß die sächsischen Gemüsebaubetriebe auf einer her vorragenden Höhe stehen und einen wichtigen Fanktor un serer Volksernährung bilden. Börse. Sandel, Wirtschaft. Meißner Getreide- und Landesproduktenpreifc am 30. Mai 1936. Weizen, 76/77 Kilo, effektiv, Festpreis 10.35; Roggen, 71/73 Kilo, effektiv, Festpreis 8.85; Sommergerste —.—; Wintergerste, zweizeilig —.—; do. vierzeilig 61/62 kg 9.00; Hafer, 48/49 Kilo, Mai-Festpreis 8.45; Trockenschnitzel, zu- geteilte Ware 6.01; Wiesenheu 3.00 bis 3.25; Stroh (WeiKM- und Roggen-) 1.05; Preßstroh 1.10; Auszug Type 405 O/4O2L, Asche 0,420 mit 20?L Auslanösweizen 18,85; Weizenmehl, Type 502, 0/65^, Asche 0,502 17.10; Rog genmehl Type 997, O/75A, Asche 9,730 12,40; Rvggenmchl Type 815, 0/70^, Asche 0,815 —; Roggenkleie 6—6.15; Weizenkleie, grobe 6.45—6.60; Vollkleie 6.70—6.85; Speise kartoffeln, weiß und rot, Erzeugerfestpreis frei Verbraucher- Station 2.80—3.00; do. gelb Erzeugerfestpreis frei Ver- braucherstation 3.10—3.30; Kartoffelflocken 11.40; Landeier Marktpreis ein Stück 0,08—0,11; Landbutter, Marktpreis 'ft-kg-Stück 0,76—0,80. Feinste Ware über Notiz. Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten Hauptschriftleiter Hermann LSsfig, WilSdruff, zugleich vor- antwortlich für den gesamten Textteil einschließlich Bilderdienst. Verantwortlicher Anzeigen leiter: Erich Reiche, Wilsdruff. Druck und Verlag: Buchdruckeret Arthur Zschunle. Wilsdrttkk D.A. IV. IS3S: 14S5. — Zur Zeit ist Preisliste Nr. k gültig.