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MlsdmfferTageblait Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdrusfer Tageblatt" erscheint werltagS nachm. 4 Uhr. Bezugrpr. monatl 2RM. frei Haus, bei Posibestellung 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschästsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- .. . stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Bctriebsstörun. gen besieht kein Anspruch auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Juni 1936 Es gibt keine Textilnon Mehr als verdoppelte Flachsanbaufläche. — Leincn- industrie deckt 1936 ihren Bedarf vollständig aus der heimischen Landwirtschaft. — Italien erzeugt Wolle aus Kasein. Entgegen allen sicherlich nicht ganz absichtslos im Ausland verbreiteten Gerüchten von einem unvermeid lichen Textilstoffmangel in Deutschland hat sich bisher weder die Ind u str i e noch die Verbraucherschaft über ein Fehlen des Notwendigen beschweren können. Ge wiß traten in der Verarbeitung gelegentlich insofern Schwierigkeiten auf, als immer wieder neue Mischun gen ausprobiert werden mutzten, die sich aus den gerade verfügbaren Rohstoffen ergaben; im großen ganzen aber ist trotz der Umstellungsarbeiten die Rohstoffver sorgung der Textilindustrie für die gegen wärtig vorliegenden Aufträge gesichert. Die Besserung im Textilabsatz ist um so erfreulicher, als im Textilgeschäft bis zu Anfang dieses Jahres immer noch die Hamsterwelle vom Herbst 1934, die sich noch in die erste Hälfte des Jahre 1935 hineinzog, nachwirkte. Durch die Voreindeckungen war das laufende Geschäft stark ins Stocken geraten, und die Beurteilung über den tatsächlichen Bedarf auf Grund der Einkommensbesserung war nicht ganz einfach. Seit Anfang 1936 aber zeigt sich sowohl in der Produktion als auch im Absatz der Textil industrie eine gleichmäßige anhaltende Steigerung. Da mit gewinnen die Fragen der Roh st o ff Versorgung erneut au Bedeutung. Wie der Präsident der deutschen Gruppe der Internationalen Handelskammer, Frowein, in diesen Tagen in einem großen Vortrag in Paris be tonte, hat die Belebung der deutschen Wirtschaft natur gemäß auch den Bedarf au solchen Rohstoffen vergrößert, die wir nicht oder nur zum Teil im eigenen Lande haben. Zff diesen Rohstoffen gehören beispielsweise auch Wolle und Baumwolle. Um diesen Mangel auszugleichen bzw. uns auch in der Frage der industriellen Rohstoffversor gung von den Willkürmaßnahmen Dritter unabhängig zu machen, hat sich die deutsche Wirtschaft die Erzeugung heimischer Spinnstoffe dringend angelegen sein lassen. Und zwar mit gutem Erfolg! Die Umstellung der Textil industrie auf die vermehrte Verarbeitung deutscher Spinn stoffe geht feit einiger Zeit fast reibungslos vor sich, so daß wir heute mit Genugtuung feststellen können, die uns prophezeite Textilnot ist endgültig überwun den. Im Laufe des Jahres 1935 war es nämlich mög lich, die Erzeugung heimischer Zellwolle um etwa 50 Pro zent, von Kunstseide um 25 bis 30 Prozent, von Flachs um 155 Prozent und von Wolle nm 12 bis l5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu steigern. Im laufenden Jahr wird die Herstellung deutscher Spinnstoffe weiter plan mäßig gesteigert. Die Erzeugung der Zellwolle wird auf 40 000 Tonnen gegenüber 15 000 Tonnen in 1935 ge bracht; dank der Zunahme der deutschen Schafzucht wird die W o kl e r z e u g u n g um 8 bis 10 Prozent größer sein als 1935. Die Anbaufläche für Flachs wird um 125 Prozent über der vorjährigen liegen. Dieser Anbau fläche entspricht eine Erzeugung an deutschem Flachs in Höhe von 36 000 bis 40 000 Tonnen gegenüber 15 000 Tonnen im Vorjahr. Mit diesem Flachsaufkommen könnte zum erstenmal der gesamte Rohstoffbedarf der deutschen Leinenindustrie aus der heimischen Landwirtschafts- erzeugung gedeckt werden. Mindestens ebenso stark wie wir durch unsere Devisen knappheit istItalien durch seine im Sanktionsweg ver hängte Abtrennung von den Weltmärkten auf die Er schließung heimischer Rohstoffquellen angewiesen. Und zwar in erster Linie auf die Schaffung textiler Rohstoffe. In diesem Zusammenhang hat man sich in Italien für die Förderung der aus Milch hergestellten sog. Kasein-Wolle oder Lanital eingesetzt. Dieses Kunsterzeugnis war die Hauptanziehung der soeben ge schlossenen Mailänder Messe. Damen- und Herren kleiderstoffe aus Lanital mit Wove vermischt wurden zum erstenmal der Öffentlichkeit in den verschiedensten Farben und Qualitäten gezeigt. Ausfallend schön waren die Farbwirkungen der Stoffe, eine Tatsache, die in Fach kreisen nicht überraschte, da Kasern ein sehr gut Farbe an nehmendes Erzeugnis ist. In bezug auf Haltbarkeit steht das Kunsterzeugnis zur Zeit noch hinter der Natur- Wolle zurück. Diö Lanitalwollerzeugnisfe werden dem breiten Publikum zum erstenmal im Spätherbst dieses Jahres zugänglich gemacht. Nach den Angaben des Mai länder Messeamtes bzw. der einschlägigen Industrien er gibt ein Hektoliter Milch vier Kilogramm Butter zuzüglich Magermilch. Die aus einem Hektoliter gewonnene Mager milch ergibt eine Ausbeute von drei Kilogramm Kasein, aus dem mittels des patentierten chemischen Verfahrens drei Kilogramm Lanitalflocken erzeugt werden können. Aus drei Kilogramm Lanital sollen zwölf Meter Stoff her gestellt werden können, eine Ausbeute, die allerdings von Fachkreisen angezweifelt wird. Wie sich im einzelnen auch die Ausbeute gestalten mag, das eine liebt lest: J^ss- hat, zumal dank der verringerten Käseausfuhr (Sank tionen), so viel Milch zur Lauitalverarbeitung zur Ver fügung, daß es die fehlenden Wolleinfuhren durch das Gesunde Gemeindepolitik im Dritten Reich Tagung der Vorstände des Deutschen Gemeindetages—Bedeutsame Rede Dr. Fricks Zum ersten Male feit der Gründung des Deutschen Gemeindetages im Mai 1933 waren die Vorstände des Deut schen Gemeindetages und seiner Landes- und Provinzial dienststellen, und zwar als Auftakt zum VI. Internatio nalen Gemeindekongreß am 6. Juni, versammelt. Die im Reichstagssaal bei Kroll stattfindende Tagung wurde durch eine bedeutsame Rede von Reichsinnenminister Or. Frick eingeleitet, der den versammelten Leitern der deutschen Selbstverwaltungskörperschaften wesentliche Richtungs punkte für die Arbeit der Zukunft gab. Dr. Frick verband mit einer kurzen Rückschau auf die Leistungen der deutschen Selbstverwaltung in den letzten drei Jahren den Dank an den Führer, der auch den deut schen Gemeinden die Wege zu erfolgreicher Arbeit erst frei gemacht hat. Der Bürgermeister desDritten Reiches hat, so stellte Dr. Frick fest, seine Probe in der großen Linie bestanden und darf stolz darauf sein. Die Erfolge in der Aufbauarbeit der Gemeinden hätten nie erzielt werden können, wenn die Gemeinden nicht Bürgermeister gehabt hätten, die in stärkster Hin gabe die Grundsätze nationalsozialistischer Gemeindefüh rung in die Tat umzusetzen bereit gewesen wären. Der Kampf um die völlige Wiedcrgesundung der Ge meinden und um die Vertiefung des Gedankens der neuen deut schen Selbstverwaltung geht weiter. „Ich darf", so sührte Dr. Frick aus, „dem Führer heute melden, daß wir alle unser Möglichstes getan haben, die uns gestellte Auf gabe zu lösen und daß unserem Einsatz der Erfolg nicht versagt geblieben ist, ich darf dem Führer aber auch melden, daß wir auf dem uns gewiesenen Weg unbeirrt weiterschreiten werden, bis auch die letzte deutsche Gemeinde ein tragfähiges Glied im Unter bau des Reiches geworden ist. Die Finanzpolitik der Gemeinden wird auch in Zukunft auf die Le- bensnotwcndigkeiten unseres Volkes gerichtet sein und bleiben." Mit dem Bekenntnis der Gemeinden zu ihrer Auf-- gabe, als Treuhänder der Volksgemeinschaft das Ver mögen und die Einkünfte der Gemeinden gewissenhaft zu verwalten und die Gemeindefinanzen gesund zu erhalten, verband Dr. Frick die Ablehnung billiger Ge genwartserfolge um den Preis unmäßiger Be lastung der Zukunft. Der deutsche Bürgermeister solle in den kommenden Jahren der sorgsame Hausvater der Gemeinde sein. Ein weiterer bedeutsamer Weg der Verwaltung sei die Pflege der Beziehungen zwischen Gemeinde und Presse. Notwendig sei ein wirklicher Austausch zwischen Presse und Gemeinde, in dem in Frage und Antwort die ver gangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Ereignisse und Pläne erörtert würden. Der Bürgermeister und seine Mitarbeiter müßten auch für die Beantwortung von durch die Presse an sie herangetragenen Fragen zur Verfügung stehen. „Gewissenhafte Haushaltsführung und Pflege des örtlichen Gemeinschaftsgeistes sind die beiden großen Aufgaben", so schloß Dr. Frick, deren Erfüllung er von dem deutschen Bürgermeister erwartet: „Damit dienen die Bürger meister ihrer Gemeinde und der ihnen anvertrauten Ge meinschaft und dem deutschen Volke und seinem Wieder aufstieg und im besten Sinne unserem Führer und Reichs kanzler, dem wir in unverbrüchlicher Treue folgen immer dar." Oie Forderung: Volksnahe Verwaltung. Über volksverbundene Gemeindepolitik sprach der Vorsitzende des Deutschen Gemeindetages, Reichsleiter Fiehler, Oberbürgermeister der Hauptstadt der Be wegung. Die dem Marxismus innewohnende Neigung zu seelenloser Massenhaftigkeit, so führte er u. a. aus, drohte den Gedanken des Freiherrn vom Stein endgültig zu begraben. Dem steht der gewaltige Neuaufbau der deut schen Gemeinden seit 1933 gegenüber. Kunsterzeugnis großenteils ausgleichen kann. Hinzu kommt die stärker ausgedehnte Schafzucht in Italien selbst und in den italienischen Kolonien. Bei einem Anhalten dieser Entwicklung kann Italien bereits im nächsten Jahr schätzungsweise 200 bis 250 Millionen Lire in der Depiien- bilanz von feiten der Weltwirtschaft sparen. Gegensätze zwischen Selbstverwaltung und Staat sind undenkbar geworden. Wer sich als Bürgermeister darauf beschränkt, bei offi ziellen Gelegenheiten einige Festreden zu halten und im übrigen für feine Mitbürger eine unbekannte Größe bleibt, ist kein nationalsozialistischer Gemeindeführer. Volks nahe Verwaltung heißt die Forderung! Daher ist es selbstverständlich, daß im Verhältnis zu den Gemeinde räten und anderen Ehrenbeamten niemals ein diktato rischer Ton einreißen darf, der jedem selbstbewußten Mann die Lust nimmt, in der Gemeinde mitzuwirken. Es ist auch nicht zu billigen, fest in der Bevölkerung ver wurzelte Bürgervereine aus unangebrachten Organisa tionsgelüsten heraus zu zerschlagen. Das neue deutsche Gemeinderecht ist zwar ein einheitliches, aber kein schema tisches. Die dörfliche Lebensform ist neben oer städtischen seit den Uranfängen gemeindlichen Lebens von gleicher Wichtigkeit für die Volksgemeinschaft. Ist durch Führerprinzip und Gemeinderecht die engste Verbindung mit dem Volke gesetzlich gewährleistet, so wird sie politisch durch den Einklang von Partei und Verwaltung garantiert. Gerade die unlösliche Einheit von Gemeinde, Staat und Volk hat auch den Gemeinden ideell den hin reißenden Schwung für ihre Aufbauarbeit gegeben. Der Erfolg dieser Arbeit liegt offen zutage. Beliefen sich z. B. im Jahre 1932 die von den Gemeinden an den Staat nicht abgelieferten Staatssteuern in Preußen noch auf 223 Millionen Mark, so betrugen sie Ende 1935 nur noch 0,5 Millionen Mark. Für Zwecke der Arbeitsbeschaffung haben die Gemeinden gewaltige Summen aufgebracht. Mit Stolz und Freude, so schloß Oberbürgermeister Fiehler, versichere er, daß dem Führer in allen deutschen Landgemeinden nnd Städten, in den Kreisen, Bezirken und Provinzen eine Führerschaft zur Seite steht, die sich ihm für alle Zeiten in Treue und Disziplin verbun den Weitz. Ose Kutturaufgaven der Gemeinden. Der stellv. Vorsitzende des Deutschen Gemeindetages, Oberbürgermeister Dr. Dr. Weidemann- Halle, zeigte, welche überaus bedeutsame Rolle den Gemeinden, Land kreisen und Provinzialverbänden im gesamten Kultur leben zukommt, wie sie nicht nur außerordentlich große Mittel dafür aufwenden, sondern vor allem ihm aus jedem Kulturgebiete durch liebevolle Pflege in wirksamster Weise dienen und damit gerade der heimatverbundenen und bodenverwurzelten Kultur wirklichen Lebensraum verschaf fen. Ans der Fülle der Erscheinungen sei nur erwähnt, daß die weitaus größte Zahl aller öffentlichen Kunst ¬ einrichtungen von den Gemeinden getragen wird, z. B. 69 Theater, 69 Kulturorchester und Tausende von Museen und Sammlungen. Mehr als 16 000 Volks büchereien der Gemeinden vermitteln dem Volk das wert volle deutsche Schrifttum. Oberbürgermeister Dr. Dr. Weidemann nahm dann in einem weiteren Vortrage grundsätzlich Stellung zur „Aus bildung des Nachwuchses in den Gemeindeverwaltungen." Mit dem Hinweis daraus, daß die einheitliche Ordnung der Ausbildungsgrnndsätze und die Schaffung der Ausbil- dnngsstätten zum ureigensten Verantwortungsbereich der gemeindlichen Selbstverwaltung gehört, verband er die Feststellung, daß diese Zuständigkeit auch die Pflicht in sich schließe, die Gefolgschaft in den Gemeindeverwaltungen zu den bestgeschulten Beamten und Anaestellten zu macken. Im Rahmen des Geschäftsberichtes über'die bisherige Tätigkeit des Deutschen Gemeindetages betonte dessen Ge schäftsführender Präsident Dr. Jeserich, daß die Ge meinden heute nicht mehr gegen den Staat stehen, sondern im und für den Staat arbeiten. Mit der 1933 durch den revolutionären Akt der Partei geschaffenen einheitlichen Spitzenvertretung aller Gemeinden und Gemeindeverbände im Deutschen Gmeindetag vertritt dieser nicht die Belange irgendwelcher Gruppen von Gemeinden, sondern gleicher maßen die der Großstädte wie der kleinen Städte, der Pro vinzen wie der Landkreise nnd der großen Zahl der Knd- lichen Gemeinden. Dr. Jeserich wies darauf hin, daß, wie mit den Zielen der Reichsführung und der besonderen Arbeit des Reichsinnenministeriums, auch mit der NSDAP, eine besonders enge Beziehung besteht. Die Zusammen arbeit aller Dienststellen des Deutschen Gemeindetages mit den kommunal politischen Ämtern der Partei darf als vor bildlich angesehen werden, um so mehr, als an vielen Stel len eine Personalunion besteht, die sich aufs beste be währt hat.