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Im Kampf gegen die Zahnfäule. MM MtmHNW mWsMeW MM Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Kariesforschung. Äuf der ersten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft für Kariessorschung in Berlin wurden bemerkenswerte Mit teilungen über die Frage der richtigen Broternährung ge macht, die das Ergebnis gründlicher Vorarbeiten sind und volksgesundheitlich, zahnheilkundlich, aber auch volks wirtschaftlich von größter Bedeutung sind. Reichszahnärzteführer Dr- Stuck legte in seiner Er öffnungsansprache dar, daß die Zahnheilkunde sich nicht in der Heilbehandlung erschöpfe, sondern ihre große Aufgabe in der Verhütung der Karies (Zahnfäule) sehe. In seinen grundlegenden Erklärungen stellte der Leiter der neuen Arbeitsgemeinschaft und Direktor des Zahnärztlichen Instituts, der Universität Berlin, Professor Dr. Schroeder, fest, daß grundsätzlich zwei Gruppen vo^ Schä digungen für die Zerstörung der Zähne verantwortlich zu machen sind: die Milchsäurebildung in der Mundhöhle und die Fehlernährung, wie z. B. kalkarme Nah rung, ungenügende Mineralsalzzufuhr, Vitamin mangel usw. Die Abwehr gegen die Milchsäurcbildner heißt regel mäßige Zahnreinigung nach jedem Esten, besonders aber vor dem Schlafengehen. Professor Schroeder empfiehlt in diesem Zusammenhang besonders eine neue Paste aus doppelkohlensaurem Natron, gelöst in Glyzerin, sowie Kaupräparate, deren Grundmasse aber fester als Kaugummi sein müsse. Im Vordergrund des Interesses der Arbeitsgemeinschaft stehen aber die Kariesursachen, wie sie durch Stoffwechsel und Ernährungsweise bedingt sind. Es ist festgestellt, daß 79 v. H. des Kalkbedarfs des erwachsenen Menschen aus Molkereiprodukten, Milch, Käse und Butter, gedeckt wird und nur 21 v. H. durch die übrige gemischte Nahrung. Ohne genügende Kalkzufuhr ist ein gesunder Aufbau von Zähnen und Knochen nicht denkbar. Das große Ziel der Arbeitsgemeinschaft für Karies forschung heißt, durch eine zweckmäßige, dem ganzen Volk zugängliche Ernährungsweise die inneren Ursachen der Zahnfäule in ihren Auswirkungen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Professor Flößner erinnerte daran, daß 40 v. H. des deutschen Nahrungsbedarfes durch Brot und Mehl gedeckt werden. Die Streitfrage, Weizen oder Roggen in der Broternährung, bestehe nicht mehr, da wesentliche physiologisch-chemische Unterschiede zwischen beiden Ge treidesorten nicht festgestellt werden können. Die Art der Behandlung, die das Mehl in der Mühle und beim Bäcker erfährt, ist ausschlaggebend für den Ernährungswert und die Schmackhaftigkeit unseres Brotes. Der heutige Stand der Brotfrage wurde eingehend von Dr. Kraft-Lugano erörtert. Er wies darauf hin, daß dem Vollkornbrot infolge seines Gehaltes an Eiweiß, Vitaminen, Zellulosen und Mineral- stoffen der höchste Ernährungswert zukommt. Er er innerte dann an wissenschaftliche Untersuchungen, bei denen kräftige Gebisse immer dort festgestellt werden konnten, wo das übliche Brot hart und trocken gegessen wurde, wo also die Menschen nicht nur zu essen, sondern auch etwas zu beißen hatten. Professor Scheunert-Leipzig sprach über die Bedeu tung des Brotes als Vitaminträger. Für die Versorgung der Bevölkerung mit Vitamin 81, die im Sinne der Steuerung aller Drüsen mit innerer Sekretion äußerst wichtig ist, ist möglichst ein Vollkornbrot, mindestens aber ein Schwarzbrot 82prozentiger Ausmahlung zu empfeh: len. Wenn die Kost abwechslungsreich ist und Gemüse, Obst, Milch, Eier usw. enthält, kann es kaum zu einem Vitamin 81-Mangel kommen. Abflauen -es Streiks in Frankreich. Pariser Metallfabriken geräumt. — Nur die Provinz noch etwas unruhig. Der Streik in Frankreich scheint sich seinem Ende zuzuneigen. Obwohl die Nachrichten aus der fran zösischen Provinz widersprechend lauten, wurde die Stretk- lage in Frankreich am Sonntag als entspannt bezeichnet, nachdem es in der Metallindustrie von Paris und Umgebung z» einer Einigung gekommen ist und die meisten bestreikten Fabriken geräumt sind. Der Streik der Pariser Metallarbeiter hatte, wie sich der sozialistische „Populaire" ausdrückt, ganz abge sehen von seiner zahlenmäßigen Bedeutung und seiner Hartnäckigkeit „etwas Symbolisches". Daher sei sein Ab schluß ein Markstein. Die Räumung der Betriebe ist in den meisten Fällen ohne Zwischenfälle erfolgt. InParis Werden vor allem noch die großen Warenhäuser, die Ver sicherungsgesellschaften, die Filmherstellerfirmen und ein Teil der Friseurgeschäfte bestreikt. Neuerlich haben auch die Dockarbeiter von Paris und Umgebung die Arbeit niedergelegt. Aus der Provinz liegen zahlreiche Meldungen über die Wiederaufnahme der Arbeit, aber auch über neue Arbeitsniederlegungen vor. In Brest sind die Dock arbeiter in den Streik getreten. Bei Umzügen von Kellnern, die noch offen gelassene Kaffeehäuser zur Schließung ver anlaßten, kam es zu leichten Zwischenfällen, bei denen ein Mitglied der Feuerkreuzler ernst verletzt wurde. Ausdehnung des belgischen Bergarbettersiretts Der belgischeBergarbeiter streik dehnt sich, Wie aus Brüssel gemeldet wird, weiter aus. Außer in Lüttich befinden sich die Bergarbeiter bereits auch in Hervs und im Hennegau im Ausstand. In Borinage soll in dieser Woche gestreikt werden. Die Lage wurde durch einen Beschluß verschärft, nachdem auch die M etall - arverier uns sie Steinbrucharbeiter streiken wollen. Um ausreichende staatliche Macht zur Verfügung zu haben, wurde das Rcservegendarmeriekorps mobili siert. Auch aus den ländlichen Bezirken wurden starke Gendarmerieabteilungen in den Industriezentren zu- sammengezogen. Die Regierung ist fest entschlossen, unter allen Umständen „Herr im Hause" zu bleiben. Vorgänge, wie sie sich in Frankreich ereigneten, sollen unter keinen Umständen geduldet werden. Im Bezirk Namur arbeiten die Kommunisten in zunehmendem Maße auf den Generalstreik hin. Viehischer Mord an einem spanischen pslizeibeamien. In Palenciana bei Cordoba in Spanien wurde ein Beamter der Polizeitruppe Guardia Livil, der in der Nähe des marxistischen Parteihauses Dienst tat, von mehreren Marxisten überfallen, in das Innere des Hauses geschleppt und hier durch mehrere Messerstiche schwer verwundet und ihm dann der Kopf abgeschlagen. Als die Kameraden des Polizeibeamten von dem Vorfall Kenntnis erhielten und gegen dis Täter einschreiten woll ten, entstand ein Feuergefecht, in dessen Verlauf vier Kommunisten getötet und mehrere verletzt wurden. Todesstrafe gegen Saboteure in Palästina Angesichts der sich immer mehr häufenden Anschläge auf die Eisenbahnlinien und die Drahtverbindungen Palästinas hat, wie aus Jerusalem gemeldet wird, die britische Mandatsregierung diese Sabotageakte durch ein Dekret unter Todesstrafe gestellt. Die Unruhen in der Umgegend von Jerusalem haben am Sonntag wieder zwölf Verletzte gefordert, wobei die Zahl der Verletzten auf feiten der.Araber noch nicht ein ¬ gerechnet ist. Vor den Toren von Jerusalem wurven fünf Juden von arabischen Schützen verwundet. Bei einem Zusammenstoß zwischen jüdischen Gemüsehändlern und arabischen Demonstranten in Bethlehem wurde ein dazwischentretender Polizeibeamter schwer verletzt. Ebenso erging es einer anscheinend unbeteiligten Zivil person. An der Straße nach Jaffa, sechs Kilometer außerhalb Jerusalems, wurde ein Auto aus dem Hinter halt beschossen. Zwei Insassen wurden verletzt. Achtzehn Kilometer von Jerusalem entfernt verübten Aufständische einen Ueberfall auf eine unter militärischer Bedeckung fahrende Autobuskarawane, die die Straße nach Jericho passierte. Dabei wurden ein Wagenführer und zwei Fahr gäste von Schüssen getroffen. Die Begleittruppen erwider ten das Feuer und schlugen den Angriff ab. Die an der Irak-Petroleum bah n von Haifa nach Mossul entlangführende Telephonleitung der Irak-Petro leum- gesellschaft ist im Jordantal von unbekannter Hand durch- fchnitten worden. Massenmörder un- BersichernngsschwmdLer. Furchtbare Verbrechen in Amerika aufgedeckt. — Gangster ermorden 50 Menschen. In Springfield (Massachusetts) ist man anschei nend einer Bande von Massenmördern auf die Spur gekommen, die zum Zwecke des Lebensversicherungs schwindels schon seit Jahren ihr furchtbares Gewerbe ausgeübt hat. Die Behörden haben sich veranlaßt gesehen, über etwa 50 verdächtige Todessälle, die sich in den letzten Jahren ereignet haben, eine Untersuchung einzuleiten. Den unmittelbaren Anlaß zu dieser großen Mord untersuchung gab der kürzlich erfolgte Tod von drei Män nern, die angeblich infolge eines Unfalls oder an Herz schwäche gestorben sind. Die Leichenschau bei diesen drei Todesfällen ergab jedoch, daß die Männer in allen Fällen einem Giftmord zum Opfer gefallen wareiu Ein Polizeirichter erklärte, daß in zahlreichen Todesfälle» der letzten Jahre die Verstorbenen kurz vor ihrem Tode von Personen, die mit ihnen gar nicht verwandt waren, auf höhere Beträge versichert worden waren^ als sie angesichts ihrer Vermögenslage selbst hätten auft nehmen könne». Der VW der neuen Meverfaffung. Eine Warnung des Papstes an die Katholiken der Welt. Wie aus Rom berichtet wird, warnte der Papst in einem Rundschreiben sämtliche Katholiken der Welt, den Versicherungen der Sowjetregierung zu glauben, daß durch die neue Räteverfassung der Sowjetunion die religiöse Freiheit eingeführt würde. Dem Versprechen sei nich 1 zu trauen, bis nicht andere elementare Ver sprechen eingelöst worden sind. In dem Rundschreiben heißt es weiter: Bis die immer noch in sowjetrusstschen Gefängnissen befindlichen katholischen Bischöfe freigelassen werden und die Ver bannten katholischen Priester die Erlaubnis erhalten, wie der aus ihren Exilen zurückzukehren, stehe die katholische Kirche den Versicherungen der Sowjetregierung skeptisch gegenüber. Brrrzr Nachrichten. Berlin. Im Rahmen einer gesellschaftlichen Ver anstaltung fand in Berlin die Einweihung des Hauses der Deutsch-Französischen Gesell schaft statt, zu der SA.-Brigadeführer Prof. v. Arnim eine Reihe von Mitgliedern des Comitss France- Allemagne in Paris als Gäste geladen hatte. Wien. Nach einer Meldung des „Wiener Neuigkeiten weltblattes" hat der österreichische Ministerrat dieSchaf - fung einer Pressekammer erörtert, die die ständische Organisation der Arbeitgeber und Arbeit nehmer im Pressewesen sein soll. Reval. Auf Ersuchen des estnischen Konservatoriums sollen die alten Wappen deutscher Fami lien im enteigneten Revaler Dom jetzt aus der Kirche entfernt werden. vor. Annv V pkttttUVL OfksbskTsckt55ckvt2i, ^ufwäl^s-Vssslog O. m. b. tt., ksrlin 5W 68 l35 Alle mußten lachen, und dann erzählte Konrad Wilder ling von der alten Sage der Hochwalds und Bettina sang noch das seltsame Lied ihres alten Lehrers. Peter Starke, der breitschultrige Hüne, fröstelte ein wenig. Er fragte: „Sie sind noch nicht zwanzig Jahre?" Sie schüttelte den Kopf. „Nein, erst um Ostern herum werde ich zwanzig Jahre." Sie dachte, sie würde nicht sterben, falls der alte Fluch wirklich Kraft gehabt und man daran glauben wollte, sie hatte ja einen Herzmann vor Tod bewahrt. Konrad Wilderling sah still vor sich nieder und Peter Starke schwieg auch. Die beiden sannen wohl dem alten Sagenfluch nach. Sie lächelte: „Ich hab geträumt, der Fluch hätte keine Macht mehr, ich fürchte mich nicht", und sie dachte, es ging ja niemand außer ihr etwas an, daß sie einen .Herzmann vor Tod bewahrt'. Eine Stunde später ging Bettina heim und sie wurde begleitet von den beiden Herren, dem jüngeren riesen großen und dem graulockigen alten Herrn. Beide wollten mit ihren Eltern etwas besprechen/ Das Ergebnis war ganz in ihrem Sinne, die Eltern machten keine Ein wendungen. Schon in vierzehn Tagen sollte das erste Konzert statt- finden in Köln. Peter Starke arrangierte das zusammen mit der Konzertdirektion Nobelmann in Köln, die ihm ein paar Programmnummern freigehalten hatte im Konzert des Geigers Pauli. Nobelmann war Peter Starkes Schwager. Alle Vorbereitungen klappten gut, nachdem Las Telephon und der Telegraph mehrfach in Anspruch ge nommen worden. Drei Tage vor dem Konzert bestiegen Bettina Hoch wald und Konrad Wilderling den Zug nach Köln, wo Peter, Starkes elegante Schwester, Frau Nobelmann, Bettina behilflich war, die Konzerttoilstte zu besorgen. Ein bekanntes Schneideratelier verkaufte ein Modellkleid an Bettina. Es war weder weiß noch schwarz, wie es sich der alte Musiker vorgestellt, es war aus mattgrünem Schimmersamt und kein Zierat war daran, außer einer großen Silberschleife, die unterhalb der linken Brust das feine Gefältel der Taille zusammenhielt. Das Haar wurde von einem der besten Kölner Friseure in tiefere Wellen gebannt, die nun den schmalen Kopf erst richtig um rahmten. Als sich Bettina dicht vor dem ersten Konzert dem alten Musiker in dem teuren Abendkleid mit der ver änderten Haartracht zeigte, schaute er sie fast hilflos an. Er hatte Bettina immer schon sehr hübsch gefunden, aber daß sie so wunderschön sein konnte, bereitete ihm beinahe Sorge. Er brummte endlich: „Na, ein feines Paar sind wir beide. Wie ein Waldzwerg im Sonntagsrock, der 'mal Aus gang hat, werde ich neben Ihnen aussehen, Sie wunder schönes Goldschmiedstöchterlein!" Wunderschön? Nein, wunderschön fand sich Bettina nicht, aber fremd erschien sie sich. Doch Peter Starkes elegante Schwester hatte sie auch wunderschön genannt. Sie sann: In dem hellgrünen Kleid, mit den tiefen Wellen im Haar, würde sie auch eines Abends vor das Frankfurter Publikum treten und Hans Syden saß dann vielleicht unten im Saal. Er würde sie kaum wunder schön finden — nein, er nicht. Zwanzigstes Kapitel Bettina fängt alle Herzen ein Das Konzert begann. Der große Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Dem Geiger Pauli ging ein großer Ruf voraus, er stand dicht vor der Pforte, durch die man zur Weltberühmtheit hindurch mutz. Der Geiger war schlank und sehr jung. Sein Spiel ritz zu großem Beifall hin. Aber noch größeren Beifall durfte Bettina buchen. Wie sie so dastand in dem hellgrünen Samtkleids, schlank und rank, das schmale Gesicht wunder sam belebt von den großen schimmernden Augen, und die Rheinlieder sang mit jubelnder Stimme und lachendem Mund, da packte sie die rheinischen Menschen bei allem, was ihnen im Blut lag. Rheinländer waren sie ja fast alle, die hier saßen und den warmherzigen volkstümlichen Liedern des alten Wilderling lauschten. Worte und Melo die waren so echt, so rheinisch, als hätte man sie schon ein ganzes Leben lang in der Brust mit sich herumgetragen, hätte sie selbst längst tief gefühlt, so wie man das Pochen des Herzens fühlt und die frische Luft, die man in die Lungen einzieht. Viele Lieder waren dabei, die konnten schon vor hundert Jahren am Rhein gesungen worden sein, die mochte der rheinische Wind schon über das sonnige Land geweht haben, als da droben auf den Burgen noch stolze Ritter zum Streite auszogen und schöne Edeldamen vor dem Bildstock der reinen Gottesmutter um gute Heim kehr der liebsten Männer beteten. Es waren Lieder, die kaum an eins Zeit gebunden schienen, die immer alt und immer neu waren. Man lauschte, man fühlte die Wärme des Volkstümlichen wie etwas, das zu einem gehörte, und der Beifall war wie ein Sturm, der die schlanke Bettina Hochwald fortreitzen wollte von der Seite ihres Begleiters, mitten hinein in das Publikum. Bettinas Wangen erglühten vor Freude, weil Konrad Wilderlings volkstümliche Lieder so sehr gefielen. Sie lächelte ihn an, der sich immer wieder dankbar verneigte und mit leuchtenden Augen ihrem Lächeln begegnete. Es ward ein ganz großer Erfolg, ein größerer, als ihn selbst der geschäftstüchtige Verleger erwartet, der sich dis Propagandareise für die .bisher ungedruckten Lieder' Konrad Wilderlings ausgsdacht und sie in die Wegs geleitet. (Fortsetzung folgt.)