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Mn Jahr deutsche Gemeindeordnung. Gin Rechenschaftsbericht des Reichsinnenministers Dr. Frick «nd eine Ausschau. In der Universität Berlin findet in diesen Tagen <Ane Verwaltungswissenschaftliche Woche für Kommunal- beamte statt, die von der Verwaltungsakademie in Ver bindung mit dem Kommunalwissenschaftlichen Institut der Berliner Universität und dem Deutschen Gemeindetag durchgeführt wird. Reichsinnenminister Dr. Frick eröffnete, die Schulungswoche mit einem Vortrag: „Ein Jahr deutsche Gemeindeordnung". Der Minister hielt Rückschau auf Ge leistetes und Vorschau auf noch zu Erreichendes. Er ging davon aus, daß der grundlegende Umbruch, den die Neu gestaltung des Gemeindewesens bedeutete, nur möglich gewesen sei ourch die harmonische Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen in Partei und Staat. Die Gemeinde ordnung lege die Verwaltung der Gemeinden im weitesten Sinne des Wortes und die volle Verantwortung für ihre Geschicke in die Hand des Bürgermeisters. Das in der Deutschen Gemeindeordnung gefundene Ausleseverfahren habe sich bewährt. Führertum im nationalsozialistischen Sinne bedeute aber nicht unbeschränkte Herrschaft des Bürgermeisters oder der Bürokratie. Ein wahre Führung der Gemeinde bestehe nur fo lange, als eine Gemein schaft zwischen Führer und Gefolgschaft und ein steter Austausch zwischen beiden vorhanden sei. Als zweiten Grundgedanken behandelte Reichs minister Dr. Frick die stärkere Eingliederung der Gemeinden in das Staatsganze. Die Neuregelung der S^tsaufstcht habe sich bewährt und werde auch in Zukunft Bestand haben. Das große Aktivum der Neuregelung des Gemeindeverfassungsrechts liege darin, daß allein der Bürgermeister an der Spitze der Ver waltung jeder Gemeinde für sein Tun und Lassen ver antwortlich sei. Bei Behandlung des dritten Grundgedankens, der festen Ordnung des gemeindlichen Finanz- Regierungsscheu -er französischen Kommunisten. Vergeblicher Appell des Sozialistensührers Leon Blum. Das Programm der Volksfront. In einer Sitzung des Landesrats der Sozialistischen Partei Frankreichs entwickelte der Sozialistenführer L6on Blum, der kommende Mann nach den Wahlen, das Programm der Volksfront, die als stärkste Partei die Regierung übernehmen wird. Blum gab seiner Enttäuschung Ausdruck, daß die Ver bündeten Kommunisten nicht in die Regierung eintreten Wollten und kündigte dann den Kampf gegen den Faschis mus an. Außenpolitisch werde es die Aufgabe der neuen Regierung sein, das Vertrauen in Europa wieder herzustellen. Der Völkerbund müsse wieder jene materielle und moralische Gemeinschaft werden, die be fähigt sei, die internationale Solidarität auf den un umstößlichen Grundsätzen des gegenseitigen Beistandes und der fortschreitenden Abrüstung aufzubauen. Ange sichts der finanziellen und währungspolitischen Schwierig keiten Werde die neue Regierung eine rigorose Stellung entnehmen. Die Sozialistische Partei bleibe nach wie vor ent schiedener Gegner der Abwertung. Das Programm der Volksfrontregierung habe zum Ziel, im Lande selbst wieder das Vertrauen zu wecken. Es gelte aufzubauen und nicht Verbote zu erlassen. Die Rede Leon Blums hat in der gesamten franzö sischen Presse eine günstige Aufnahme gefunden. Vor allem die scharfe Absage an alle Abwertungsabsichten für die Währung haben offensichtlich Erleichterung hervor gerufen. Diese nochmalige Aufforderung Blums an die Kommunisten zum Eintritt in die Regierung wird von Linksblättern dabin ergänzt, daß die 1)4 Millionen fran- wesens, erklärte der Reichsminister, daß eine fruchtbare Gemeindeverwaltung unter allen Umständen durch eine geordnete Finanzwirtschaft bedingt sei und daß die Siche- rung einer solchen Finanzwirtschaft feste Normen voraus setze. Auf diesem Gebiete würden in der nächsten Zeit Durchführungsvorschriften erlassen werden. Ein Problem von ganz großer Tragweite nannte der Reichsminister den vierten Grundgedanken der Gemeinde ordnung, die Frage der Neugliederung der Gemeinden. Als sichtbaren Erfolg führte der Redner hier die Um stellung der Amtsordnung in den beiden Westprovinzen Preußens auf die Grundlagen der Deutschen Gemeinde ordnung und die organische Eingemeindungspolitik an, die sich in der Beseitigung einer Reihe sehr kleiner und leistungsschwacher Gemeinden zeigte. Als letzten Punkt behandelte Reichsminister Dr. Frick die Einheit der örtlichen Verwaltung. „Was nutzen uns die besten Verfassungs- und Verwaltungs- formen in den Gemeinden", so sagte der Redner u. a., „wenn wir ihnen nicht einen Aufgabenbereich sichern und erhalten können, der sie zu dem macht, was sie nach dem Willen der Deutschen Gemeindeordnung sein sollen: die umfassende und volksnächste Stufe der Verwaltung in all ihren Beziehungen? So begrüße ich mit Freude die Ge legenheit, an dieser Stelle ein erneutes Bekenntnis zum Gedanken der Einheit der örtlichen Verwaltung in der Gemeinde abzulegen. Keine Verwaltung stehe dem Volke näher als die Gemeindeverwaltung. Reichsminister Dr. Frick schloß mit der Feststellung, daß wir mildem erstenJahrder Geltung der Deut schen Gemeindeordnung in der großen Linie zufrieden fein dürften und mit Zuversicht in das zweite Jahr hin eingingen mit dem Vorsatz, nicht nachzulassen in unserer Sorge um die neue deutsche Selbstverwaltung. zösischer Bürger, die teils aus Disziplin und teils aus Überzeugung den Kommunisten ihre Stimme gegeben hätten, sich nicht damit abfinden könnten, daß die von ihnen Gewählten sich nun abseits hielten. Die Kommu nisten bleiben aber dabei, die Regierung wohl zu unter stützen, aber nicht selbst an ihr teilzunehmen. Die Deutsche Reichsbahn hat in der letzten Zeit bewiesen, daß sie sich nicht so ohne weiteres vom Luftverkehr „überflügeln" lassen will. Mit dem neuen Sommerflugplan, der am 15. Mai einsetzt, werden wie der verschiedene neue Schnellverkehrslinien ein gerichtet, die die Verbindungen zwischen den deutschen Hauptstädten um beträchtliche Zeit verkürzen. Um be sonders den Fachleuten einmal selbst einen Begriff von den praktischen Vorzügen des neuen Schnellverkehrs zu geben, veranstaltete die Reichsbahn am Montag eine Rundfahrt durch Nordwestdeutschland, bei der nur Schnelltriebwagen oder Schnelldampfzüge zum Einsatz kamen. An der Fahrt nahmen etwa lOO geladene Gäste teil. Die Fahrt begann am Montagvormittag gegen 8.30 Uhr vom Bahnhof Charlottenburg in Berlin aus. Das erste Ziel war Stendal. Eingesetzt war sür diese Strecke der Henschel-Wegmann-Dampfzug, der ab 15. Mai auf der Strecke Berlin—Dresden verkehrt. In genau 48 Minuten wurde Stendal erreicht. Die Geschwindigkeit betrug also „nur" fast 140 Stunden kilometer Griechische Kommunisten in Verbindung mit der französischen Volksfront. Die Hintergründe der blutigen Streikunruhen in Sa* loniki — Scharfe Maßnahmen der Regierung. Die griechische Hafenstadt Saloniki befindet sich in Marmzustand. Durch die Straßen zieht Militär, und im Hafen liegen griechische Zerstörer vor Anker. Diese Maß nahmen der Regierung in Athen sind auf die blutigen Streikunruhen zurückzuführen, die viele Todesopfer ge fordert haben. Außerdem haben die Streikführer Gene ralstreik für ganz Griechenland angedroht, falls den Tabakarbeitern nicht die geforderte Lohn erhöhung zugestanden wird. Der griechische Ministerrpäsident Metaxas teilte der Öffentlichkeit mit, daß den streikenden Tabakarbeitern eine Lohnerhöhung zugestanden worden war, daß sie aber die Vereinbarung nicht unterzeichnet hätten, woraus her- vorgehe, daß nicht wirtschaftliche Gründe, sondern poli tische Agitation zum Streik führten. Im übrigen hätte ein griechisches Gericht festgestellt, daß die kommunistischen Hetzer in Griechenland ihre Anwei sungen und Geld aus Moskau bekämen. Der Führer der Kommunisten habe auch der Volksfront in Paris telegraphisch die Streikergeb nisse mitgeteilt und gegenseitige Unterstützung ge fordert. Aussehenerregende Enthüllung in London. Die umfangreiche Versicherungsspekulation in London in Verbindung mit dem vorzeitigen Bekanntwerden der Steuer, und Zollerhöhungen hatte seinerzeit zur Ein setzung eines richterlichen Untersuchungsausschusses ge* führt. Gleich die erste Sitzung dieses Ausschusses hat eine Überraschung gebracht, die in der englischen Öffentlichkeit großes Aufsehen erregt hat. Nach Mitteilungen des Generalstaatsanwaltes fink drei Versicherungsgeschäfte aus Anweisung des Sohnes des englischen Kolonialministers Thomas getätigt worden. Der junge Thomas ist Teil haber der Börsenmaklerfirma Belisha u. Co. Die erste Versicherung wurde bereits am 15. April, also etwa eine Woche vor der Bekanntgabe des neuen Haushaltsplanes im Unterhaus, durch Mr. Alsred Bates, einen Freund soq wohl des Kolonialministers als auch dessen Sohnes, ab geschlossen. Nach kurzem Aufenthalt, der zum Umsteigen in einen drei« teiligen dieselelektrischen Schnelltriebwagen benutzt wurde, ging die Fahrt weiter nach Hannover. Eine kleine Verzögerung bei der Abfahrt wurde von dem SchneX- triebwagen, der in Zukunft auf der Strecke Berlin—> Beuthen verkehren wird, spielend aufgeholt. Pünktlich um 10.42 Uhr traf der Zug in Hannover ein. Hier hieß es dann wieder „Umsteigen!". Für die Fahrt Hannover- Bremen wurden die Doble-Dampstriebwage» benutzt, die eine Geschwindigkeit bis HO Stundenkilometer erreichen können und hauptsächlich für den kleineren Ver kehr bestimmt sind. In 85 Minuten wurde Bremen er reicht, wo bereits ein diese! hydraulischer SchneL- trisbwagen auf die Fahrgäste wartete. In genau einer Stunde wurde in diesem Wagen die Strecke Bremen—Hamburg bewältigt. In Hamburg wurde eine zweistündige Mittags pause eingelegt, in der die Fahrgäste Gelegenheit halten, sich von den großartigen Eindrücken dieser „Blitzfahrt" etwas zu erholen. Für die Rückfahrt nach Berlin, die längste Teilstrecke der Rundfahrt, stand dann die be währte Borsig-Stromlinien-Schnellzug- lokomotive bereit. Mit der Reichsbahn auf „KUtzfahrl" Rundreise durch Nordwestdentschland mit den modernsten Schnellzügen (35. Fortsetzung.) „Und die europäischen Mächte?" Der Professor zuckte die Achseln. „Die sind nicht interessiert. Sie sehen es ja: Die ganze Welt schickt ihre Besten mit den besten Maschinen auf einen Rekordstug um die Welt, aber uns Flugzeuge zur Verfügung zu stellen, daran denkt kein Mensch!" „Wissen Sie, daß Schwester Margarete ein großes Werk versucht hat?" fragte Dr. Schraff ernst. Verwundert sah Poeck ihn an. „Schwester Margarete?" „Ich weiß es von meinem chinesischen Assistenten, der ganz begeistert davon erzählte. In den Zeitungen stand natürlich nichts davon." Und er schilderte den aufmerksam Lauschenden, wie Margarete auf dem Bankett vor den versammelten Fliegern gesprochen und sie gebeten hatte, ihre Kräfte in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen, und daß alle Piloten einmütig zugesagt hätten. „Und . . . doch sind heute alle zum Weiterflug ge startet!" versetzte Poeck erregt. „Ja, leider!" bemerkte der Professor traurig. Dann fügte er hinzu: „Jetzt verstehe ich, warum Schwester Margarete dem Start beiwohnen wollte." Poeck erhob sich und ging erregt im Zimmer auf und ab. „Für taufend schöne aber unnütze Dinge auf der Welt ist Geld vorhanden, und wir sitzen hier fest, plagen uns, daß wir überhaupt an die Stellen kommen, wo die Hilfe des Arztes am dringendsten gebraucht wird. Herrgott, warum macht man es uns so schwer!" Der Diener trat ein und meldete dem Professor, daß ihn zwei junge Herren zu sprechen wünschten. Köble nahm die Karten und las: „Jonny Myland, Fred Marshall." „Ich lasse die Herren bitten!" sagte der Misstons leiter. Der Diener verließ eilends den Raum, um gleich danach zwei junge Männer einzulassen. Der Professor ging ihnen entgegen. Sie grüßten höflich, und ihr Gruß wurde herzlich erwidert. „Wir sind gekommen," nahm Myland als Ler ältere das Wort, „um uns mit unserer Maschine der Mission zur Verfügung zu stellen. Wir haben einen zwei motorigen Fokker und außerdem werden wir noch eine Junkers Ganzstahlmaschine als Tansportflugzeug mit heranziehen." Die drei Männer von der Mission sahen sich beglückt an. „Meine lieben, jungen Freunde," sagte der Professor bewegt, „der Herrgott wird's Ihnen mehr danken als wir es vermögen, daß Sie den Dienst in der Nächsten liebe allem anderen vorangestellt haben." Herzlich drückte er ihnen die Hände, und die beiden Aerzte taten das gleiche. Als Dr. Poeck den jungen Fred Marshall anblickte, erschrak er fast. „Sie sehen einem guten Bekannten von mir in Deutschland sehr ähnlich, Mr. Marshall," erklärte er. „Wie aus dem Gesicht geschnitten." „So? Wer soll das sein, Mr. Poeck?" „Ein Herr Georg von Rapp. Aber jetzt nehmen Sie Platz, wir wollen uns über alles gründlich aussprechen. Halt — Schwester Margarete und Joan müssen auch mit dabei sein!" Er öffnete die Tür und rief laut nach den beiden, die auch sofort erschienen. Ueberrascht blickten sie auf die zwei jungen Piloten. „Ja, da staunen Sie, Margarete! Es sind doch nicht alle davongeflogen, um ihrem Ehrgeiz zu frönen! Nein, nein, bewahre! Diese Zwei tapferen Männer wollen sich die Sporen auf dem Schlachtfelde des schwarzen Todes verdienen." Fred Marshall und Jonnv MvlEd mnrdeu rot wie die beschenkten Kinder, als ihnen Margarete und Joan herzlich die Hände drückten. „Wie glücklich machen Sie mich, Gentlemen!" sagte Margarete gerührt. „So war mein Bitten doch nicht umsonst." „Es hätten sich noch mehr der Mission zur Verfügung gestellt, Miß Margarete, aber Lord Carmennys hat allen abgeredet und gemeint, daß die englische Botschaft für ein paar Flugzeuge sorgen werde." „Sind Sie nicht der Sohn von Mrs. Marshall, der Inhaberin des Handelshauses Marshall Sons?" er kundigte sich Köble. „Ja, Herr Professor!" „Ihre Mutter hat außerordentlich viel für die Kranken und Armen getan. Es wird ihr schwer ankom men, daß jetzt der einzige Sohn ... sich einer großen Gefahr aussetzt." „Gefahr?" warf Dr. Poeck ein. „Lieber Professor, wir werden die Gefahr von unseren Piloten fernzuhalten wifsen. Sie sollen uns bloß in Si-nong absetzeu und dann die Verbindung zwischen Peking und Si-nong, oder wo wir wirken, aufrechterhalten. Ich werde dafür folgen, daß sie nicht unmittelbar in Las Pestgebiet kommen." „Wir fürchten uns nicht!" fiel Fred ungestüm ein. „Setzen Sie Ihr Leben auss Spiel, dann werden wir's ebenfalls tun!" „Nein," widersprach Margarete lächelnd. „Das wer den Sie nicht tun! Unsere Expedition braucht Sie. Sie können uns nur nützen, wenn Sie sich gesund erhalten, Es kommt alles darauf an." „Und Ihr Leben, Schwester?" „Steht in Gottes Hand, Mr. Marshall! Aber jetzt werden Sie wohl mit Dr. Poeck und den anderen Herren über unsere Pläne sprechen wollen. Ich werde mir in zwischen erlauben, Ihre Frau Mutter aufzusuchen, um sie zu beruhigen." Sie reichte den beiden Piloten die Hand und verließ mit Joan nachdenklich das Missionshaus. Auch ihr war die große Aehnlichkeit Fred Marshalls mit Georg von Rapp sofort ausgefallen. * » * ^Fortsetzung folgt.)'