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Morgen Mittwoch nachmittag 3 Uhr wird in der freund- Eine Weihnachtskrippe erhobenen Werken großer Meister ihres Heimatraumes den Waldgestalten aufschauen. Darum zieht das Erzgebirge in der Schau Grenz- Em WurzoigeP .»Wilsdruffer Tageblatt". — Nr. 110, Dienstag. 12. Mai 193« ragend sind auch die Werke von Teubner-Aue, die in einer gro ßen Vitrine Aufnahme gefunden haben und einem Frachtschiff gleich den stillen Hafen der Volkskunst verlassen nach dem ge waltigen Meer der hohen Kunst. Die tief gestaltende Kraft und die Kunst des Schnitzers kommt besonders zum Aus druck in der Weihnachtskunst. Für viele Schnitzer ist das Schaf fen einer guten heimatlichen Krippe voller Lebensinhalt. Auch hier steht Meister Hänel-Lauter an der Spitze, mit seinen Fi- lichen Grenzstadt Olbernhau die Ausstellung „Grenzlandschaf fen" durch Gauleiter. Reichsstatthalter Mutschmann er öffnet, der zugleich auch die Schirmherrschaft über die Ausstel lung übernommen hat. Der sächsischen Presse war Gelegenheit zu einer Vorbesichtigung gegeben und eine große Anzahl von Schriftleitern benutzten dieselbe. Die meisten der Pressever treter kamen bereits am Sonnabend nachmittag in dem idyllisch an der Flöha gelegenen Städtchen an, freundlich willkommen geheißen von Kreisleiter Zetzsche, Bürgermeister Dr. Loh se, Kreiskulturwart Richler und anderen Leitern und Mit arbeitern der Ausstellung. Die Ausstellung „Grenzlandschafsen" wird veranstaltet von der NSDAP. Kreisleitung Marienberg, Kreisleiler Zetzsche, in Verbindung mit dem Gaukulturwalter Pg. Salzmann, der Gaudienststelle der NS.-Kulturgemeinde und der NS.-Gemein- schaft „Kraft durch Freude". Die Eesamtleitung der Ausstel lung hat Kreiskulturwart Pg. Hans Richter-Olbernhau. Die Ausstellung vereinigt eine Bilder- und eine Schnitz-Ausstellung. Aufbau und Leitung der Bilder-Ausstellung liegt bei Pg. Alexander Schaaff, Dresden, dem als Mitarbeiter die Pg. Karl «Georg Heinicke (Bautzen) und Veit Krauß (Hörnitz bei Zittau) zur Seite stehen. Die Schnitz-Ausstellung und ihren Ausbau leitet Pg. Fritz Thost, Schneeberg, dem als Mitarbei ter Pg. Martin Werner (Rödlitz) beigegeben ist. Die Bilderausstellung. Sie weist neben 62 Bildern 8 graphische Werke und eine Reihe von Kleinplastiken auf. Sie dient keiner Richtung, son dern allein der Kunst, die aus deutscher Seele zu deutschen Seelen spricht, die die Gesinnung vor die Artistik setzt, die Werktreue vor Blendwerk, die in gleichem Maße Leistung und Bekenntnis geben will und im nationalsozialistischen Wesen chre Erfüllung sucht. Leider können wir nur kurz auf die Künstler und ihre Werke eingehen, die hier ausgestellt sind. Da ist Emil Pischel, Ostritz, der Lausitzer Maler, der noch beim Vater als Schmied in der Werkstatt steht. Er bevorzugt in der Wahl der Stoffe, die er darstellt, das Landleben: „Oberlausitzer Landschaft", „Ernte", „Kartoffelernte". Veit Krauß, Hörnitz bei Zittau schafft heute in Graphik, Aquarellen und Oel; seine Bauern und Arbeiter stehen fest auf der Heimatscholle: „Der Schäfer", „Bauernpferde", „Der Grenzberg", „Häuser an der Grenze". Georg Karl Heinicke, Bautzen, ist in seinem Künstlertum Romantiker. Seine Werke tragen «ine begrüßenswerte eigene Note. Hans Lillig, Zittau bevorzugt die Schwere der Far be: „Groß-Iser — der Ring". Professor Schramm- Zittau, Dresden, dessen Tier-, Jagd- und Städtebilder bekannt sind, ist mit „Auf der Feldarbeit" vertreten. Ms Maler verträumter Landschaften stellt sich Ernst Olbrich, Chemnitz vor: „Schwar tenberg", „Ochsengespann am Schwartenberg". Buchwald- Zinnwald, Dresden trägt schon seit langem den Ruf einer an erkannten Künstlerschaft. Daß er die Weiten des Erzgebirges schätzt, zeigt sein Bild „Blick vom Erzgebirgskamm auf Böh men". Alfred Kunze, Chemnitz, ist mit zwei Bildern ver treten: „Wolkenschätten", „Roter Turm". Kräftige Farben liebt Alfred Hofmann- Stollberg, Dölzschen bei Dresden in seinem „Erzgebirgisches Gut" und „Wintersonne", und seine Liebe legt er in die Menschen seiner Grenzlandheimat, die er in seinen Holzschnitten verkörpert. Mit zarten duftigen Farben preist Kurt Geipel, Netzschkau, den Frühling; herbe und strenge Würde hat W. Löbering, Plauen seiner „Vogt- ländischen Bauersfrau" verliehen. Ton und Farbe unterwirft Mase, Dresden, der Stimmung der einsamen, fast schwer mütigen Welt des Erzgebirgskammes: „Oktober in Zinnwalb", „Zinnwald". Karl Lange, Chemnitz, sieht den würdigsten guren überwältigt er geradezu. Wunderbare heimatliche Krip pen schufen auch Sieber-Grünhein und Ficker-Lößnitz. Und zum Schluß eine feierliche Weihnachtsstube. Ein großer Volkskunst- altar strahlt uns entgegen. Lin buntes Bildsenster erzählt die Geschichte einer alten Bergstadt, ja des ganzen Grenzwaldes. Zu beiden Seiten stehen zwei prachtvolle Krippenhäuser aus Schneeberg-Neustädtel. Viele jahrhundertalte Werke der Volks kunst wie Schwibbogen, Pyramiden. Leuchter, Spinnen und Bergwerke stimmen ernst und feierlich. Verläßt man dann di« Räume der Feierabendkunst, dann mahnt sie mit großen Let tern: „Bleib deiner Hamit trei un half dr Schnitzerei!" Grenzland als kulturelles Bollwerk. Die Ausstellung ist also ein Werk der NSDAP., die hier den Weg sortsetzt, den sie in den Jahren nationalsozialisti scher Staats- und Volksführung bereits gegangen ist: Rück führung des deutschen Volkes zu den Quellen völkischen Gei steslebens. Zum ersten Mal in dieser Form will das sächsische Grenzland zeigen, in welchem Sinne es seine Sendung als kul turelles Bollwerk des Reiches erfüllt. Die Ausstellung „Grenz landschaffen" in Olbernhau faßt mit Absicht künstlerisches Hei matschaffen und heimisches Kunstschaffen zusammen. Indem sie den Werken unserer sächsischen Meister der bildenden Kunst die Volkskunst der erzgebirgischen Feierabendschnitzer an die Seite stellt, zeigt sie die Wurzeln des nationalen Ausdrucksschaffens auf: Das artbildende Blut und den blutbildenden Boden. Das Grenzland fühlt sich verpflichtet, den Geist des neuen Deutsch lands gegen die Einflüsse fremder, undeutscher Kulturen zu schützen. In diesem Leitgedanken läßt die Olbernhauer Aus stellung alle Landschaften des sächsischen Grenzlandes von der Lausitz bis zum Vogtland in einer gemeinsamen Schau zu Wor te kommen. In diesem Sinne darf sie aber auch die Anteil nahme aller Volksgenossen beanspruchen, die den kulturellen Grenzschutz gegen eine jüdisch-bolschewistische Welt als eine na tionale Lebensfrage des deutschen Volkes richtig einzuschähen wissen. landschasten" mit seiner Feierabendkunst auf. Hier im Gebiet der Zschopau und Zwickauer Mulde hat sich jener fruchtbare Mutterboden der Volkskunst erhalten, wie er einst dem Osterz gebirge für den Anfang seiner Spielzeugmacherei eigen war. In siebzig Gemeinschaften haben sich gegen 2^ Tausend Schnit zer zusammengetan, die eine alte Kunst im neuen Geiste pfle gen. Diese große schaffende Gemeinde steht in ganz Deutsch land einzigartig da. Die Geschichte dieser Schnitzkunst führt in die Diese jener Jahrhunderte zurück, da man Silber in Sachsen grub. Schnitzerei ist die Standeskunst der Bergleute. Zugleich aber wanderte katholische Krippenkunst über die Grenze und bereicherte die weltliche Kunst des Bergmanns. Heute trägt die Feierabendkunst ein anderes Gesicht. Das aufgehende Reich hat Herzen und Hände durchglüht. Wohl ehrt man alte For men, aber man ringt um neuen Ausdruck. In Schnitzschulen erbt erzgebirgisches Jungvolk eine alte Fertigkeit, und mitten aus dieser Jugend werden neue Gestalten steigen, der neue Adel in Holz. Dieses Ringen soll der Betrachter der Lrzgebirgsschau fühlen. Er soll, ohne daß er einen schulmeisterlichen Zwang merkt, ein wenig zur Volkskunst erzogen werden. In verschie denen Abteilungen wird die Schnitzerei anschaulich dargeboten. Durchweine erzgebirgische Giebelpforte treten wir ein in bas Reich der Feierabendkunst. Sie grüßt uns mit dem Spruche „In deiner Hand, du Schnitzersmann, fängt noch einmal die Schöpfung an". In der Werkstatt sitzt der Schnitzer über seiner Arbeit, und um ihn herum liegen die mannigfaltigsten Sachen in Holz. Dann zeigen ein Dutzend Schnitzschülen ihre Arbeiten. Bei einigen sieht man den deutlichen Weg von der einfachen Fichte bis zur ausdrucksvollsten Figur. Da ist Dtülpner Karl dabei, die Ehrenfriedersdorfer Kinderkrippe, die Hormersdor fer Schäferei, da ist die Gemeinschaftsarbeit der Schneeberger Jungen, die der Tellerhäuser u. a. In den Kästen sieht man hervorragende Arbeiten einzelner Schüler und dabei sind die Schnitzschulen erst ein I-ahr alt mit Ausnahme der von Neu- städtel und Lauter. Weiter grüßen den Besucher die Knappen der alten Silberschächte um Schneeberg - Neustädtel in ihrer Paradetracht. Ernst und feierlich steht der gewaltige Berg mannsdom St. Wolfgang von Schneeberg im Hintergründe. Gegenüber die Kumpels aus dem Oelsnitzer Kohlenrevier. Eine Figur war sogar aus Kohle geschnitzt. Don dem hohen Wert der Gemeinschaftsarbeit zeugen zwei lebensgroße Bergleute von Rödlitzer Schnitzern gefertigt. Die reichste Gestaltung gelingt dem Schnitzer, wenn er seinen Feierabend darstellen und den frischen Humor zum Ausdruck bringen kann. Die schönsten Werke schenkten Meister Hänel-Lauter mit seiner „Ernte der Armut" und die Schnitzer Horke-Beierfeld, Hambeck-Lößnitz, Claus-Rödlitz und Ullmann. Dann sieht man Wurzelgeister (allerhand Gestalten aus Baumwurzeln hergestellt), Moosmän ner und Waldgestalten, die so urwüchsig darstehen, als wären sie eben aus dem Walde hereingelaufen. Besonders reizvoll sind in diesem Raume die zwei Hängeleuchter. Ganz bervor- Die Stobt der Ausstellung. Kaum einer anderen Stadt des Sachsenlandes hat die un mittelbare Grenzlage so sehr den Stempel aufgedrückt wie ge rade Olbernhau. Stärker als sonstwo hat sich der Wandel der Zeiten dieser Stadt der Holzwerker ausgeprägt. Ein Riesen- Holzlager in den Wäldern ringsum, und wo man hinsieht: holz verarbeitende Industrie. Olbernhau ist Eingangstor zum Spiel zeugland, dem Cchwartenberggebiet, wo seit altersher das Spielzeuggewerbe im kleinen im wahrsten Sinne des Wortes zu Hause ist, wo Wegweiser und Handwerksschilder gedreht und geschnitzt werden. Alte Werkkunst lebt hier wieder auf, neue Werkkunst faßt hier Boden. Neben dem Gartenbau blüht hier auch ein mächtiger Zweig der Blumenindustrie, die Wachs blumenfabrikation. Der großen Wachsblumenfabrik von Iem- lich, die 460 Arbeiter und Arbeiterinnen in dem großen Fabrik gebäude und außerdem über 1500 Heimarbeiterinnen beschäf tigt, wurde bereits am Sonnabend ein Besuch abgestattet. Die Fabrikation ist hier wirklich zur Kunst geworden und die Wachs blume kann kaum noch von der lebenden Blume unterschieden werden. Und daß neben der jungen Romantik der Technik die alte nicht fehle, wirb vor den Toren Olbernhaus der alte Kup ferhammer Grünchal als Heiligtum deutscher Vergangenheit bewahrt. Er wurde 1537 von Hanns Lienhard, Annaberg, ge gründet, ging 1567 in den BeM von Kurfürst August von Sachsen über und war später nn Besitz des Fiskus. 1873 wur de der damals „Königlich Sächsische Kupferhammer Grünthaf" von der Familie Lange erworben. Das jetzige Kontorgebäub« ist von August dem Starken als Jagdschloß errichtet und be- Gegenstand in der Arbeit, die er aus der Arbeitsstätte heraus wachsen läßt: „Gärtnerei". Don den ausgestellten Werken der übrigen Künstler behan deln die meisten Landschaftsmotive. Wir nennen Helmuth Bern hardts „Neuhausen im Erzgeb.", H. Rud. Hentschels (Meißen) „Hermsdorf", R. P. Geißlers „Rehefeld", Hanns Herzings „Morgen am Zschand" und „Im Mai", E. Hwars „Grenz land", Thilo Oquekas „Landschaft", Rolf Friedmanns „Rei chenturm", Gerhard Benzigs „Lausitzer Land"; B. P. Leh nerts „Erzgebirgische Landschaft am Pöhlberg", Arno Leh manns „Sonnenuntergang", Hans Lindners „Oberlausitzer Bilder"; dann der „Kammweg" von H. Merz, „Heimaterde" von Max Langer, die Landschaft von Hans Oehme „Zwischen Iohnsdorf und Lausche" von A. Borsdorf. Dazu kommen das „Blumenbild" von Marianne Britze, die „Schwestern" von Oswald Rafeld, ein Aquarell Paul Engels, das „Fuhrwerk im Schneetreiben" von Elsa Munscheid. ferner Bildnisse und Landschaft von Fr. Krause-Osten. Graphische Stücke haben Otto Altenkirch (Siedenlöhn), Hofmann - Stollberg (Dresden) und Rudolf Warnecke (Bautzen) ausgestellt. Zu erwähnen sind die beiden Bildhauer Dittrich-Chemnitz mit seiner Frausmaske und Kurt Müller-Bautzen mit zwei guten Bildnismasken. Als Kleinplastiker sind Hans Petschke (Bautzen) mit Spvrtplaket- ten, Max Pfeiffer (Plauen-Iocketa) mit Dildnisplaketten ver treten. Erzgebirgische Feierabendkunst. Das Volk soll sich anschauend immer tiefer und schöner heimfinden zu sich selbst; es soll mit Stolz auf das Feierabend werk schlichter Volksgenossen herabblicken und mit Ehrfurcht zu Su feiern mr unnere Hamit! Ein Erzgebirgischer Heimatabend führte die Pressevertreter im Tivoli mit der Olbernhauer Bevölkerung zusammen. Das waren einige «herzlich-fröhliche Stunden, die den goldenen Hu mor des Erzgebirgers, sein Streben nach echter Volkskunst, sein treudeutsches Herz und sein tiefes Gemüt offenbarten. Zunächst sangen „unnere Weibsen" (so sagts das Programm) das Lied „Mein Olbernhau". Den Text hat der Hildemann Ernst ge schrieben und die Musik dazu hat Melzer Ernst gemacht. Dann spielten Volksmusiker erzgebirgische Lieder, zunächst Männer mit Bandonion und Akkordion, dann Mädel und Burschen mit Mandolinen und Geigen. Den erzgebirgischen Humor brachte Schreiter Karl prächtig zur Geltung, und klar und hell sangen die vier „Olbernhauer Lerchen". Zitherspiel führte zu allge meinem Liedgesang, bei dem auch geschunkelt wurde, daß es nur seine Art hatte. Den Abschluß des Abends brachte ein erz gebirgischer Schwank von Schreiter Karl: „Dr teire Zessig", in dem der ganze Zauber erzgebirgischen Gemüts und Humors lag und die Hörer gefangen nahm. Lebhaftester Beifall bezeugte den Mitwirkenden, wie gut ihr Spiel allen gefallen hatte. örenLlanMehaffen" kiläer- und SGnitL-Hussteilung in Olbernhau Schirmherr: «suieiter keichsstattbaiter Martin Mutschmann