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Burgen, Heime und ein Schiff Ein Besuch in schönen Jugendherbergen Wenige Tage nur noch werden vergehen, dann ruft die deutsche Jugend wieder zu ihrem alljähr lichen Reichs-Werbe- und Opfertag für die deutschen Jugendherbergen auf, der dieses Mal am 16. und 17. Mai veranstaltet wird. Eine aus diesem Anlaß durchgesührte Besichtigungsfahrt zeigte in- und aus ländischen Pressevertretern einige der schönsten deut schen Jugendherbergen. Gewitter und Sonnenschein wechselten sich in bunter Reihenfolge ab, als wir mit unseren drei Omnibussen durch die weite Landschaft in Richtung Dresden fuhren. Unserem Ziel entsprechend war die Stimmung: Zur Be gleitung einer Mundharmonika verkürzten wir uns die Zeit mit Volksliedersingen und machten so gewissermaßen aus unserem Omnibus bereits eine „fahrende" Jugend herberge. Im Zeichen unserer „jugendlichen" Aufgaben wurden wir alle so jung, daß wir bald eine ausgezeichnet zusammenpassende Kameradschaft abgaben. Zunächst einmal kamen wir nach der Metropole Sachsens, Dresden. Das „Haus der Jugend" dort erwies sich als eine Art Hotel für Jugendwanderer. Errichtet war es, wie in einem Wandspruch in riesigen Lettern zu lesen stand, in den Jahren der Not um 1931. Als uns der Herbergsvater durch den gewaltigen Bau führte, wur den begeisterte Äußerungen laut. Warmwasser, Fuß- und Ganzbrause, Wannenbad, Küche mit Riesendampfkesseln und was ss nicht noch alles gab. Aber unsere Jugend heute braucht ja keine Hotels, und deshalb wäre weniger mehr gewesen. Denn wir wollen eine Jugend „hart wie Kruppstahl", wie der Führer sagte, und die kann auch ohne Warmwasser auskommen. Als wir einige Stunden danach die Jugendburg Hohnstein betraten, auf die uns unsere Omnibusse keuchend über zahllose Serpentinen hinaufgeschleppt hatten, da erkannte man deutlich den Gegensatz zwischen einer „komfortablen Unterkunftsstätte", wie wir sie in Dresden gesehen hatten, ünd einem schönen Jugendwanderheim, wie wir es in seinem schönsten und größten Beispiel hier in Hohnstein vor uns hatten. Dort ein nüchterner Zweckbau ohne jede Verbindung zur Land schaft, ohne Tradition und — Stimmung, hier gewisser maßen Stein aus Steinen gewachsen, eingefügt in die großartige Landschaft, die schon für sich allein ein Er lebnis bildete, ganz besonders aber bei dem Gedanken, daß diese Burg hier einst erstanden war, weil deutsche Menschen hier ihr Haus und ihre Familie, ihre Sprache und ihre Kultur verteidigten. Hatten wir abends schweigend bei dem klaren Mond schein an der Brüstung der Burg gestanden und den letz ten ziehenden Wolken nachgeschaut, so erfülltem wir am nächsten Morgen mit recht lautem Leben die ehrwürdigen Wände und Gemäuer, denen allerdings durchaus nichts Ruinenhaftes anzumerken ist. Nach oberflächlicher Fest stellung hatten auch die zartestbesaiteten Gemüter die Übernachtung im Herbergsbett unter der sauber be zogenen Wolldecke gut überstanden, was sich in einem durchaus jugendlichen Appetit bemerkbar machte. Kurze Zeit noch erfreuten wir uns an dem herrlichen Blick, dann ging es nach einem Dank an den Herbergsvater wieder hinunter ins Tal zu neuen Taten. Das ganze Land hatte sein schönstes Kleid angezogen. Im strahlenden Sonnen schein leuchteten die Blüten an den Bäumen, das junge, frische Grün dazwischen, die gelben Rapsblüten und Butterblumen — das alles zusammen gab einen Farben rausch, wie ihn eben nur der Lenz bescheren kann. Wieder ging es bergauf und bergab, bis wir nach einer Art „Geländefahrt" Ostrau erreicht hatten. Hier ist vor einiger Zeit in den Gebäuden eines Bauerngutes die Paul-Zacharias-Jugendherberge entstanden, so ge nannt nach einem Manne, der sich seit langen Jahren ganz in den Dienst des Jugendherbergswerkes gestellt und ihm zu vielen schönen Erfolgen verholfen hat. Diese Herberge und die nächste, auf dem Zirkelstein, dicht an der Grenze zur Tschechoslowakei, waren zwar keine Burgen, aber sie patzten sich in ihrer ganzen Ari so gut in die Landschaft ein. daß ohne ein Wort der Erklärung offensichtlich wurde, wie hier in ganz ver schiedener Weise die Frage der in jeder Beziehung ge eigneten Jugendherberge gelöst ist. Hier ist die Jugend zu Hause, hier erlebt sie ihr deutsches Vaterland in seiner ganzen Schönheit und hier wird sie auch immer wieder daraus hingewiesen, datz es der Boden, die Erde ist, aus der alles erwächst, der allem das Leben gibt. Wieder ein Gegensatz: Unsere Omnibusse trugen uns in schneller Fahrt hinunter in das enge Tal, das sich die Elbe durch das Sandsteingebirge gefressen hat. Die ragenden Stumpfkuppen des Liliensteins und des König steins zogen vorüber. Aber diesmal blieben wir im Tal. Die schwimmende Jugendherberge „Sach sen" in Pötzscha war unser Ziel. Bald wird sie aller dings für eine Zeit ihren Standort verlassen und sich nach Berlin auf den Müggelsee begeben, um während der Olympischen Spiele in Berlin die Wanderer aufzu- Iugendburg Hohnstein nehmen. Noch lag sie aber fest verankert auf der Elbe, und man kann sich kaum etwas Schöneres vorstellen, als diese stimmungsvolle Nachmittagsstunde, die wir auf diesem Schiff verbringen konnten. Wir beneideten die jungen Wanderer, denen die „Sachsen" ein Heim bietet für lange Stunden, während wir doch weiter mußten: Das stattliche Haus auf dem Valtenberg bei Neu kirch in der Lausitz nahm uns für die letzte Nacht unserer schönen Fahrt auf. Mitten im dichten Wald liegt es ein gebettet und reizte manchen von uns, hier nicht nur Stunden, sondern Wochen zu verbringen. Dann kam die Heimfahrt. Beladen mit Eindrücken eilten wir der Heimat entgegen. Aber noch einmal offen barte uns eine Herberge die ganze Schönheit, die sich dem Jugendwanderer auftut: Die Jugendburg Storkow in der Mark war unsere letzte kurze Station. Eine Burg am Anfang — eine Burg am Ende. Die Jugend herbergen sind alle Burgen im weitesten Sinne des Wortes. Sie bergen und schützen das schönste Gut, das die Jugend besitzt: das Erlebnis der Heimat, das Erlebnis der Fahrt und ihrer Kameradschaft. Zu Millionen wandern jetzt die Jungen und Mädel wieder hinaus, um Körper und Seele zu stärken. Ihre Zahl wird mit jedem Tag größer, und schon reichen die 2000 deutschen Jugendherbergen nicht mehr aus, um alle auf zunehmen. Da ist es Ehrenpflicht aller deutschen Men schen, am Pau neuer Jugendburgen und Heimstätten mit zuhelfen. Wer möchte da zurückstehen? Am 16. und 17. Mai kann jeder wieder einmal jung sein, wenn er mit seiner Spende der Jugend hilft. Horst Bree. Auf ewiger Wanderschaft. von den Lebensgewohnheiten unserer Maiglöckchen. Maiglöüchendust aus einer tropischen Holzart. Die Zucht durch Samenaussaat kann bei Maiglöckchen merkwürdigerweise überhaupt nicht in Betracht kommen. Es hängt das mit einer Eigentümlichkeit zusammen, die man im Pflanzenreich nicht allzuoft antrifft. Hin und Wieder hat man sich schon in der Aussaat versucht; es dauerte jedoch regelmäßig viele Jahre, ehe man aus den Samen brauchbare Blütenkeime erhielt. Diese ungewöhn- Jungarbeiter und Jungarbeiterinnen, Lehrjungen und Lehrmädchen!* Seid Vorbild der Gemeinschaft! Tretet ein in die Deutsche Arbeitsfront! lich lange Fortpslanzungsdauer macht also die Samenaüs- saat für den gärtnerischen Betrieb unmöglich. In der freien Natur allerdings, wo Eile nicht not tut, erfolgt die Verbreitung der Pflanze natürlich auch durch Samen, die von Vögeln gern verzehrt und auf diese Weise verbreitet werden. Das Maiglöckchen zeigt indessen noch eine andere ganz eigenartige Erscheinung. Blüten erhält man nämlich nur aus solchen Sprossen, die drei Jahre alt sind, während aus den andern nur Blätter kommen. Hat das Maiglöckchen an einer Stelle geblüht, so kommt es an dem gleichen Platz daher nicht mehr zum Blühen; es wandert vielmehr aus, denn die unter der Erde weiter wachsenden Triebe schieben nun an einer ganz anderen Stelle ihre neuen Blütenkeime aus dem Boden. Eine Mai glöckchenpflanzung ist also tatsächlich immer auf einer langsamen Wanderschaft begriffen, auf der die Pflänzchen gleichsam hin und hergeschoben werden, weil keines zum zweitenmal zum Blühen kommt. Wenig bekannt ist es, datz die Blüten, Mättn und Samen der Blume, die nach altem Volksglauben Glück in der Liebe bringt, wie ihre unterirdischen Teile ein Gift enthalten, das in der Heilkunde gegen Herz erkrankungen angewendet wird. Bemerkenswert ist es auch, datz es nicht gelingt, den Maiglöckchen ihren feinen Duft zu entziehen. Was als Maiglöckchenduft auf dem Markt erscheint, ist gewöhnlich das Erzeugnis aus einer duftenden tropischen Holzart, die einen ähnlich riechenden Duftstoff, das sogenannte Linalool, enthält. Börse. Sandel. Wirtschaft. Lhemnitzer Gekreidegroßmarkt vom 13. Mai 1936. Weizen, Handelspreis 207 bis 212, Festpreis 203 bis 207; Roggen, Handelspreis 179 bis 183, Festpreis 175 bis 179; Futtergerste, Handelspreis 184, Festpreis 180; Hafer, Handelspreis 175 bis 178, Festpreis 169 bis 172; Weizenmehl 28.05 bis 28.30; Roggenmehl 21.90 bis 22.95; Weizenkleie 11.25 bis 1155; Roggenkleie 10.10 bis 10.70; Wiesenheu, 7.40 bis 7.80; Tetreidestroh, drahtgepreßt 3:90 bis 4.10. Aresdruer Schlachtvithmarkt vom 14. Mai 1936. Preise: Ochsen: a) 44; b) 40. Bullen: a) 42; b) 38 Kühe: al' 41; b) 37; c) 32; d) 24. Färsen: a) 43. Kälber: a) 63—68; b) 50—32; c) 42—49; d) 37—41. Schweine: a) 1. 56; 2. 55; b) 54; c) 52; d) 50. Auftrieb: 138 Rinder, dar unter 16 Ochsen, 53 Bullen, 53 Kühe, 13 Färsen, 753 Kälber. 249 Schafe. 1010 Schweine. Ueberstand: 207 Schafe, 57 Schweine. Marktverlauf: Rinder verteilt, Kälber langsam, Schweine langsam. Amtliche Berliner Notierungen vom 13. Mal.^ «Sämtliche Notierungen ohne Gewähr^ Berliner Wertpapierbörse. An der Aktienbörse herrschte Mittwoch eine schwächere Grundstimmung vor. Am Rcntenmarlt konnte die Altbesitzanleihe im Verlaufe auf 113,50 anziehen, während sonst das Kursniveau wenig der- ändert war. Der Geldmarkt war sehr leicht. Berliner Devisenbörse. (Telegraphische Auszahlungen.) Argentinien 0,685 (0,689); Belgien 42,14 (42,22); Dänemark 55,23 (55,35); Danzig 46,80 «46,90); England 12,37 (12,40); Frankreich 16,37 (16,41); Holland 167,88 (168,22); Italien 19LS (19,59); Norwegen 62,17 (62,29); Österreich 48,95 (49,05); Polen 46,80 (46,90); Schweden 63,78 (63,90); Schweiz 80,32 (80,48); Spanien 33,90 (33,96); Vereinigte Staaten von Amerika 2,48k (2,490t. Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten " Hauptschriftleitei Hermann Lässig, Wilsdruss, zugleich per- antwortlich siir den gesamten Textteil einschließlich Bilderdienst. Verantwortlicher Anzeigenleiter: Erich Reiche, Wilsdrup Druck und Verlag: Duchdruckerei Arthur Zschunke, Wilsdrutt D.A. IV. 1936: 1195. — Zur Zeit ist Preisliste Nr. k gültig. " Amtliche Verkündigungen An die Zahlung des am 10. Mai 1936 fällig gewesenen 2. TeMtWer der MMem IM erinnere ich hiermit und weise darauf hin, daß die bis zum 22. d. Mts. noch nicht entrichteten Beträge zwangsweise beigetrieben werden müssen. Wilsdruff, am 18. Mai 1936. Der Bürgermeister — Steueramt. Freibank. Freitag, den 15. Mai 1936, von S-12 Uhr vormittags Verkauf von Rindfleisch in rohem Zustande zum Preise von 3V Psg. pro Pfund. Wilsdruss, am 14. Mai 1936. Der Bürgermeister. Ans amtlichen Bekanntmachungen Das Entschuldungsamt bei dem Amtsgericht Meißen gibt bekannt: Im Verfahren betr. Entschuldung der Bäuerin Augusta Hilda verehel. Reuter geb. Voigt in Neukirchen ist die Entschuldungs stelle zum Abschluß eines Zwangsvergleichs ermächtigt worden. Das Amtsgericht Wilsdruff gibt bekannt: Auf Blatt 155 des hiesigen Handelsregisters, die Wilsdruffer Waffelfabrik, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Wilsdruff betreffend, ist heute folgendes eingetragen worden: Der Geschäfts führer Georg Wiedel ist ausgeschieden. Zu Geschäftsführern sind bestellt: a) Kaufmann Georg Karl Taggeselle, b) Kaufmann Werner Julius Georg Wiedel, beide in Wilsdruff. Die Vertretung der Gesellschaft steht jedem der Geschäftsführer selbständig zu. Aerirk Vilrärakk W Freitag, de» 1ö Mai, findet im Hotel „Adler" in Wilsdruff mit der Landjugend Dohna ein SV" 1aQ2-^.b6LÄ -WE statt. Eintritt frei! Für die Beweise der Liebe und Teilnahme beim Heimgänge unserer lieben Marianne durch Wort, Schrift, Blumenschmuck und zahlreiches Geleit sagen wir hierdurch allen unseren herzlichsten Dank. Besonderen Dank Herrn Pfarrei Richter für die trösten den Worte am Grabe. Wilsdruff, am 14. Mai 1986. In tiefer Trauer Walter Wagner uud Frau Uwigcs Zr/ ei-er «es«« L« cr«/ SL sie« Hv/kL- LS«- ci/e 9««« äettHrsa Lr L-o«? rSe« imLl KSK«/ Hs/t «im He// Le/ /eelem Ä^//rvLe//e^ V -Ze/L 70 ^/e^r/K/e dlS-V0l.K8WOttl.^EI SLU Würrs acfttsn Lis genau darauf, <ta6 iftr fiöscftcksn aus groksn ^/i.66I-OriginolfIaLcfts gs- In csiessr clari nack clsm Lssstr nicftts on^srsr isilgskioltsn werden als Kuh nahe zum Kalben, verkauft Mtb Niebel Blanlenstein Mädchen für Landwirtschaft (Melker vorh.) sucht Alfred Knöfel Kleiuschouberg bei Ihren Käufen unsere Inserenten! Wenn Sie verreisen, senden wir Ihnen das «.Wilsdruffer Tageblatt" aeaen Erstattung der Drucksachen-Portokosten gern dorthin m wo Sie Ihren Urlaub verbringen. Brite geben Sie uns in diesem Falle die Urlaubsadresse bekannt. Verlag des „WilsdrusferTageblattes"