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Pariser Blatt meldet: Kommunistische Generalstabs- besprechungeninSüdfrankreich Geheimnisvolle Vorbereitungen Wenn auch der erste Wahlgang in Frankreich noch lein übersichtliches Bild gegeben hat, so ließ er doch schon deut lich erkennen, datz der Kommunismus weiter im Bormarsch ist. Sogar in Regierungslreisen, die doch vor der Wahl immer beteuerten, dass der Militärpakt mit den Sowjets für die innenpolitische Entwicklung Frank reichs keine nachteiligen Folgen haben werde, ist man be sorgt und hat Überlegungen angestellt, wie der Bolschcwi- sierung Frankreichs Einhalt geboten werden konnte. In diese Tage der Sorge und des Zweifels wirft das Pariser Blatt „I o u r", das schon mehrfach das Treiben der Kommunistenspitzel, die im Solde Moskaus stehen, aufgedeckt hat, neue Enthüllungen. Das Blatt veröffent licht wieder Einzelheiten über k o m m u ni st i f ch e A wf - marschpläne und berichtet, das; in einer kleinen Stadt im Bezirk von Albi im Süden Frankreichs eine Geheimversammlung von Vertretern der sran- tösischen und der spanischen Kommunistischen Partei sowie von Vertretern der Komintern stattfinde. Es sei sicher, daß die französischen Kommunisten in kürzester Frist, sehr wahrscheinlich zwischen dem 1. und 4. Mai, ihren Sieg bei den Wahlen zu einer offenen Aktion ausnutzen würden. Voraussichtlich würde am 1. Mai selbst nichts geschehen, da an diesem Tage alle polizeilichen und militärischen Streitkräfte alarmbereit seien und ein über raschendes Vorgehen nicht möglich erscheine. Daher wür den die Kommunisten erst nach dem 1. Mai, wenn die Aufmerksamkeit der Behörden wieder nachgelassen habe, losschlagen. Das Blatt wiederholt den Hinweis, datz die französischen und die spanischen Kommunisten gemeinsam handeln würden, und bringt zum Beweis dessen eine ihm zugegangene sichere Meldung aus Dax an der französisch- spanischen Grenze, wonach dort an der spanischen Grenze. auf spanischem Gebiet von der spanischen Volksfront fünf stark bewaffnete Grenzposten, die aus spanischen und französischen Kommunisten zusammengesetzt seien und dort aus den Befehl zum Vormarsch warteten, aufgestellt seien. Die französischen Behörden von Dax, die von ihrem Nachrichtendienst darüber genau unterrichtet seien, hätten alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ge troffen, um bei jeder Verletzung des französischen Gebietes durch die kommunistischen Stoßtrupps sofort eingreifen zu können. Auch in der Gegend von Cavaillon in der Nähe der spanischen Grenze mache sich unter den radikalen Ele menten eine verdächtige Geschäftigkeit bemerkbar, die bereits die Aufmerksamkeit der Behörden erregt habe. Dem „Jour", der allerdings ausdrücklich betont, daß er in keiner Weise übertreibe, muß die volle Verant wortung für die Nichtigkeit seiner Enthüllungen überlassen bleiben. So viel ist aber sicher, daß die K o m m u n i st e n Gewehr bei Fuß stehen und von dem Ausgang der Stichwahlen für die Kammer am nächsten Sonntag ihren neuen Feldzugsplan abhängig machen werden. Im übrigen mehren sich auch in der Pariser Presse die War. nungsstimmen. So befaßt sich der Leitartikler der „Action Franraise", Maurras, mit der Her kunft der Geldmittel für die ungeheuer große Propagandaflut der Kommunisten und bemerkt, seit langem schon sähen, verfolgten und meldeten die Poli- tischen Beobachter das Spiel der s o w j e t r u ssi sch e n Botschaft und ihre fortwährende Einmischung in innersranzösische Angelegenheiten mit Hilfe ihrer Agenten und ihres Geldes. Oie Zivilliste König Eduards VIN. Ein Sonderausschuß des englischen Unterhauses beschäftigte sich mit der Zivilliste des englischen Königs, die nach dem Tode des Königs Georg V. neu festgesetzt werden mußte. Da König Eduard VIII. nicht verheiratet ist, hürd sich seine Zivilliste erheblich niedriger stellen als die seines Vaters. Er wird 410 000 Pfund (5 Millionen Mark) er halten, während sein Vater 470 000 Pfund (6 Millionen Mark; zugebilligt waren. Von der Gesamtsumme werden jedoch auf Wunsch des Königs, solange er unver heiratet bleibt, 156 000 weitere Pfund jährlich eingespart. Voliiische Morde in Spanien. In Barcelona wurde am Dienstag der frühere oberste Polizeichef von Barcelona, M i g u e lB a d i a, so wie sein Bruder Joss auf offener Straße von An archisten erschossen. Die Pistolenschüßen entkamen. Die Bluttat hat in der katatonischen Öffentlichkeit großes Aufsehen erregt. Man nimmt an, daß es sich um einen Racheakt handelt. In Madrid streiken die Gemüsehändler als Protest gegen gewisse Zwischenhändler, die neuerdings auf dem Gemüsemarkt auftreten und die Preise in die Höhe treiben. Die Gemüseläden sind geschlossen. An verschie denen Stellen der Stadt kam es zu Aufläufen, wobei einige Schaufenster eingeschlagen wurden, da sich ver schiedene Ladeninhaber weigerten, an dem Streik teilzu nehmen. Ferner wurde in Madrid ein B äck e r m e i st e r erschossen, der früher dem Gewerkschastsverband UGT. angehört hatte und als Streikbrecher später ausge- kchieden wurde. Schneller Vormarsch -er motorisierten Truppen. Addis Abeba bald erreicht. Der Vormarsch der italienischen Nordarmee geht unaufhaltsam vorwärts. Marschall Badoglio meldet, datz die Panzer- und Lastautokolonn.en, die von Dessie aus auf der Autostraße gegen die Hauptstadt Addis Abeba im Vorrücken sind, 140 Kilometer weit vorgedrungen sinh, ohne auf Widerstand zu stoßen. Eine andere von Worra Hailu aufgebrochene Kolonne ist um 50 Kilometer bis zum Wacitfluß vorgestoßen. An der Somalifront geht nach dem italienischen Heeresbericht die siegreiche Angriffshandlung weiter vor wärts. Aus dem linken Flügel haben libysche Abteilungen Von Daggä Modo aus im weiteren Vorgehen bedeutende feindliche Gruppen im Faftal geschlagen und zerstreut. Drei italienische Panzerwagen, die bei einem Erkundungsvorstoß im Schlamm steckengeblieben waren, sind wieder genommen worden. Wie aus Massaua berichtet wird, sind am Montag zum ersten Male zwei italienische Flugboote ans dem Tanasee nicdcrgegangcn. Die beiden in Massaua stationierten Maschinen stiegen am Morgen zu dem Flug über die 550 Kilometer lange Strecke auf, wasserten ohne Zwischenfall auf dem See und kehrten noch vor Einbruch der Nacht wieder nach Massaua zurück. Der Flug wurde fast durchweg in einer Höhe von 4500 Meter durchgcführt. Wie kam es zum Einsturz? Das Berliner Baugrubcnunglück — Noths Theorien über die Gründe des Einsturzes. Zu Beginn der neuen Verhandlungswoche im Berliner Bauunglückprozeß äußerte sich Bauleiter Noth noch einmal im Zusammenhang über seine Beobachtungen beim Einsturz und gab über den vermeintlichen Grund der Katastrophe Erklärungen ab, die der Vorsitzende teil- weisealsvölligneu bezeichnete und die im direkten Gegensatz zu den von Sachverständigen der Staatsanwalt schaft festgestellten Einsturzursachen stehen. Während die Anklage von der Annahme ausgeht, datz die östliche Mittel wand zuerst zum Einsturz gekommen ist, blieb Noth dabei, daß die Katastrophe von der westlichen Seite aus gegangen sei. Der Vorsitzende fragte immer wieder den Angeklagten Noth eindringlich, um festzustellen, ob er nicht etwa die Vorgänge nachträglich rekon struiert habe, um zu dem für ihn entlastenden Aus gangspunkt eines Beginns der Einsturzkatastrophe auf der westlichen Seite zu kommen. Noth bestritt das. Der An geklagte glaubte, daß sich Hohlräume gebildet hätten, die durch Regenfälle erweitert worden seien und den Einsturz hervorgerufeu hätten. Dann äußerte sich Neichsbahnrat Weyher in zu sammenhängendem Vortrage über den Gesamtkomplex des eigentlichen Baugrubenbaues. Für die Reichsbahn, so er klärte er, waren zwei Gesichtspunkte maßgebend: 1. sollte Arbeit beschafft werden und 2. mußte auf Forderung der Stadt Berlin die sogenannte „Olympia st recke" bis zum Olympiabeginn so weit fertiggestellt sein, datz der alte Zustand der Straße wiederhergestellt war. Um diese Forderung der Stadt Berlin zu erfüllen, mußte unter Einsatz aller Kräfte gearbeitet werden. Ich habe, so erklärte der Angeklagte Weyher, meine Über wachung in der Hermann-Göring-Straße, die ich ganz allein auszuüben hatte, voll und ganz erfüllt. Nach bestem Wissen und Gewissenhabeichvertrags- gemäß die Baustelle überwacht. Abschließend äußerte sich der Angeklagte Weyher noch über die Projekt änderung. Meine MOrSchten. Reichsminister Or. Frick zeichnet für das Dankopfer der Nation. Der Reichsminister des Innern und Reichsleiter Dr. Wilhelm Frick zeichnete sich in Berlin beim Sturm 8 Hans Steinberg der Standarte 10, dessen Sturmlokal in der Koloniestraße liegt, für das Dankopfer der Nation ein. Beim Verlassen des Sturmlokals wurde der Minister von der Menge, die sich inzwischen ange sammelt hatte, herzlich begrüßt. Reichstagung für alle Sozialarbeiterinnen in Betrieben. V Am 6. Mai 1936 veranstaltet das Frauenami dek Deutschen Arbeitsfront in Berlin di« erste Reichs tagung aller in der Sozialarbeit in Betrieben tätigest Frauen (außer den sogenannten sozialen Betriebsarbeite> rinnen). Die Veranstaltung soll für die künftige Sozial arbeit in den Betrieben eine einheitliche na Ilona l» sozial ist ische Ausrichtung geben. Oer „österreichische Wandervogel" aufgelöst. Wie aus Wien verlautet, wurde der VereiE „O st e rr e i ch is ch er W and e r v o g e l", der dem öster reichischen Jugendbund angehörte, verboten, weil es der Vorstand des Wandervogel ablehnte, den Jugendbund in die Vaterländische Front einzugliedern. Wien. Das Bundeskanzleramt hat die Verbreitung sämtlicher im Gebiet der Sowjetunion in deutscher Sprache erscheinenden Zeitun- g e n und Zeitschriften im Inlands für die Dauer "eines Jahres verboten. Sofia. Nach deutschem Vorbild wird der 1. Mai in diesem Jahr auch in Bulgarien als Festtag der Arbeit gefeiert werden. In Sofia werden 120 000 Arbeiter vor dem König vorbeimarschieren. l12. Fortsetzung.) - Der Steuermann stieg ebenfalls aus und folgte dem voranschreitenden Manne. Er wunderte sich, daß an dem Tor kein Name stand. Pillau wurde in ein großes, schön eingerichtetes Zimmer geführt und eingeladen, Platz zu nehmen. * * * Dr. Poeck fuhr vor dem Needereigebäude der Firma ^lapp vor. Immer Zwei Stufen auf einmal nehmend, lief er die Treppen eilends hinauf und stürmte ins Kontor. „Dr. Poeck!" machte er sich dem erstaunten Buchhalter bekannt. „Wo hält sich der Steuermann Jochen Pillau auf?" „Pillau? Fuhlentwiete sechs. Er ist den ganzen Tag dort anwesend." Der Buchhalter wollte erstaunt fragen, ob es denn doch zu der Blutübertragung käme, auch hatte er über den Weggang Pillaus noch etwas zu bemerken, aber der Arzt war schon mit einem raschen „Besten Dank!" hinaus. Das scheint ernst zu stehen! dachte der Buchhalter betroffen. — In der Fuhlentwiete sechs fand Dr. Poeck ohne Mühe das Zimmer Pillaus Lei der Witwe Küpper, er traf auch Pillaus Mutter und seine Braut an. Nur Pillau selbst nicht. „Er ist nach dem Kontor gegangen, um zu melden, datz rr den ganzen Tag über zu Hause sein wird. Wir er- warten ihn jeden Augenblick," lautete der Bescheid. Da entschloß sich Dr, Poeck zu warten. Aengstlich fragte ihn die Mutter des Steuermannes: „Es ist doch keine gefährliche Sache, Herr Doktor?" „Bewahre! Bei Ihrem Kraftkerl von Sohn! Schadet ihm gar nichts, wenn er ein wenig überschüssiges Blut los wird. Nein, da machen Sie sich keine Sorgen. Einen Tag mutz er ruhig liegenbleiben, aber dann ist alles wieder in Ordnung." Das beruhigte die beiden Frauen. Der Arzt saß wie auf Kohlen. Eine halbe Stunde verging, eine ganze Stunde,' von Jochen Pillau war nichts zu sehen. „Hoffentlich ist er nicht unterwegs eingekehrt?" sagte Poeck ärgerlich. „Ich habe ihm streng eingeschärft, daß er jetzt jeden Alkohol meiden muß!" „Das hat er auch getan, Herr Doktor!" verteidigte die Braut ihren Schatz. „Nicht ein Glas Bier hat er ge trunken. Die ersten Tage ist's ihm sauer geworden, hat er mir geschrieben, aber er hat üurchgehalten. Wenn Jochen was verspricht, dann hält er's auch!" „Aber warum kommt er denn nicht?" entgegnete der Arzt ungeduldig. „Ja, ich weiß auch nicht! Ich möcht' beinahe fürchten, daß ihm was zugestoßen ist," meinte die Braut besorgt. „Ich kann jetzt nicht mehr länger warten!" erklärte Poeck. ,Zch lasse den Wagen da. Sobald Pillau kommt, schicken Sie ihn sofort zu mir. Der Chauffeur weiß Be- scheid." Der Arzt nahm sich eine Taxe und fuhr davon. * H * In der Privatklinik des Geheimrats Senius hatte der Assistenzarzt Dr. Spilke, der mit Poeck befreundet war, bereits alles vorbereitet und erwartete seinen Kollegen. Endlich kam dieser. „Es ist zum Teufelholen!" rief Poeck gleich an Ser Tür. „Der Mann ist ausgerechnet heute nicht da! Ich hoffe zwar, daß er jeden Augenblick eintrifft, aber ... wer weiß!" „Wie wäre es mit einem anderen?" meinte der Assistenzarzt. „Wird schwer halten, lieber Spilke! Warten Sie, ich will mich uoL-einmal erkundigen." Er ging ans Telephon und rief das Reedereikontor an. Der Buchhalter meldete sich. „Hier ist Dr. Poeck! Der Steuermann Pillau war doch heute bei Ihnen? Wann war das und wann ist er fort?" „Punkt zehn Uhr, Herr Doktor, und er ist gleich dar« auf wieder weg." „Er ist aber bis jetzt nicht zu Hause eingetroffen!" „Ich habe zufällig gesehen, Herr Doktor, wie Pillau von einem Auto mitgenommen wurde." „Zum Donnerwetter, Las sagen Sie mir erst jetzt!" brauste Poeck auf. „Ja, aber Herr Doktor," ereiferte sich nun auch -er Buchhalter. „Sie sind ja wie ein Wilder davongestürmt und ließen mir keine Zeit mehr, etwas zu sagen." Schon wollte Poeck den Hörer wütend aufknallen, da besann er sich. Der Mann hatte recht! „Stimmt, was Sie sagen! Wissen Sie vielleicht, wer Pillau abgeholt hat?" „Keine Ahnung. Aber Lie Autonummer habe ich mir zufällig gemerkt." „Sie sind ein fabelhafter junger Mann! Sagen Sie an!" „Eins Pe fünfundzwanzig sechshundertvierund« dreißig!" Dr. Poeck wiederholte, während er die Nummer auf« schrieb. „Also ein Holsteiner Wagen," sagte er dann. „Ich danke Ihnen! Sobald Sie was von Pillau hören, rufen Sie mich bitte an." Der Buchhalter versprach es und notierte gewissen« Haft die Nummer der Privatklinik Senius. * * * Es war mittag um ein Uhr. Der Zustand des Todkranken verschlimmerte sich zu sehends. Dr. Poeck erkannte zu seinem Entsetzen, -atz das Leben Herrn von Rapps nur mehr an einem Faden hing. Fast ununterbrochen surrte das Telephon. (Fortsetzung folgt.))