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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „WNSdrusftr Tageblatt' erscheint werktags nachm 4 Uhr Bezugspr. monatl 2RM. frei Haus, bei Posibestellung >,80 RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lll Rps Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u GeschästSstclle nehmen zu icder Zeil Be- ö- ,, . ftellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt fstl WllIdrUff U. 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April 1936 Bemerkungen am Rande. Die Kammerwahlen in Frankreich, die in den Stichwahlen am 3. Mai entschieden werden, sind für Moskau ein Prüfstein für die Bolschewisierung Frankreichs. Die Kommunistische Partei Frankreichs ist bestrebt, die von ihr ins Leben gerufene „Volksfront" zn einer soliden Basis auszubauen, um von ihr ans die Durchdringung Frankreichs mit der bolschewistischen Irrlehre vorwärts zutreiben. Die Dritte Internationale scheut keine Kosten. Reichlich fließen die Gelder von Moskau, um alles aus den Wahlen herausznholen, was zu erreichen ist. Sie haben ein um so größeres Interesse an einem für sie günstigen Wahlausgang nnd einer linken Regierungs mehrheit, damit der in aller Eile zustande gebrachte Militärpakt nicht etwa in Gefahr kommt. Deshalb läßt sich Moskau eine sowjetfreundliche Kammermehrheit etwas kosten. Die Wahl wird der Auftakt für die nächste Etappe der kommunistischen Aktion sein. Schon heute ver fügt die Kommunistische Partei Frankreichs über ein Netz von über 40 Neben- nnd Unterorganisationen, die in alle Klassen, Schichten und Berufe eingedrungen sind. Dieses Netz wird sich nach den Wahlen verdichten, und Moskau wird die „Volksfront" nnn mit allen Kräften vor seinen Wagen spannen, um die Prophezeiung der Komintern: „Frankreich wird die nächste Etappe der Weltrevolution fein", zu verwirklichen. — Es sei denn, daß den staats erhaltenden Kräften in Frankreich beizeiten ein Licht aufgeht. Hinter den Kulissen der österreichischen Politik tut sich was. Es haben sich seltsame Vorgänge ereignet. In einer Wiener Versammlung der Heim- wehren, die hinter verschlossenen Türen stattsand, ist viel Geschrei darnm gemacht worden, ob die Heimwehren sich eine Abrüstung oder gar ihre Abschaffung gefallen lassen sollten. Nun hat zwar Fürst Starhemberg erklärt, daß nur über seine Leiche die Abrüstung der Heimwehr vor sich gehen könne. Das ist sicher ein etwas sehr kräftiges Wort, dessen Einlösung sich Herr Starhem berg überlegen wird, aber aus allem geht doch hervor, daß die Spannung zwischen Heimwehren und der Re gierung Schuschnigg aufs höchste gestiegen ist. Sehr auf schlußreich ist es, wenn von der englischen Presse, die sich lebhaft mit den Vorgängen in Wien befaßt, der „Daily Herald" z. B. schreibt, die Rede Starhembergs ent hülle den Kampf um die Macht, der zwischen den beiden Seiten der österreichischen Regierung im Gange fei. Starhemberg sei entschlossen, seine eigene Stellung aufrechtzuerhalten und zu stärken. Viele Heimwehrführer, so erklärt das Blatt, seien beschuldigt, in den Finanz skandal der Phönix-Versicherung verwickelt zu sein. Die Liste der Leute, die Bestechungsgelder erhalten haben, sei noch nicht veröffentlicht worden. Schuschnigg habe jedoch mehrere Male mit der Veröffentlichung gedroht. Mit einer Umbildung der österreichischen Re gierung fei in wenigen Tagen zu rechnen. Jede der beiden Parteien sei entschlossen, bei dieser Gelegenheit die andere in den Hintergrund zu stoßen. — Kampf um die Macht! Wer wird in diesem Kampf in Österreich der Sieger bleiben, — Bundeskanzler Schuschnigg oder Fürst Starhemberg? Gegen eine Neuregelung der Kolonialfrage hat im englischen Unterhaus die konservative Opposition wieder einmal eine heftige Attacke geritten. Es wurde von dem Ministerpräsidenten Baldwin eine Erklärung gefordert, daß die englische Regierung nie und unter keinen Um ständen ihre Zustimmung zu einer Übertragung der Man datsgebiete an Deutschland geben würde. Die ge forderte Erklärung wurde nicht abgegeben, sondern der Ministerpräsident begnügte sich mit aus weichenden Antworten. — Die Haltung Baldwins beweist einmal die Schwierigkeiten, mit denen die Regierung bei der Behandlung dieser heiklen Frage zu kämpfen hat, und zum anderen kann man die Weigerung, die Abgeordneten anfrage zusagend zu beantworten, dahin deuten, daß die englischen Regierungskreise einer Revision der K o l o n i a l f r a g e nicht grundsätzlich ab geneigt sind. Aus freien Stücken allerdings wird sich England kaum zu einer Neuordnung der Kolonialfrage verstehen. Aber vielleicht ist es in Kürze unvermeidlich, das Mandatsproblem einer Revision zu unterziehen, will man das Interesse des Friedens wahren. Wie der Ministerpräsident weiter erklärte, hat die englische Re gierung nicht die Absicht, von sich aus die Frage anzu- packen. Demgegenüber ist es interessant, daß draußen, iw den britischen Dominions, das Kolonialproblem ganz anders gesehen wird. Rach Meldungen ans Kapstadt würde die Südafrikanische Union keinerlei Einwendungen gegen die Rückgabe der afrikanischen Mandatsgebiete machen. Dabei' wird weiter ausdrücklich betont, daß man auch bereit sei, das eigene Mandatsgebiet Deutsch - Südwe st zurück- zngcben. Als Bedingung wird nur genannt, daß die^ Reichsregierung sich verpflichte, die Eingeborenen nicht zu bewaffnen. Es bleibt abzuwarten, welchen Eindruck diese Haltung Kapstadts in London macht. WanWe MWiou in Schemich. Oie Bestechungsiiste der,/Phönix". Eine amtliche Mitteilung aus Wien. Die Amtliche Nachrichtenstelle in Wien beginnt jetzt mit der Ausgabe der vielbesprochenen Listen der von der Lcbensversicherungsgesellschaft Phönix bestochenen Personen. In der amtlichen Mitteilung heißt cs: Die in der Öffentlichkeit vielgenannte Liste wurde bei der Direktion der Lebensvcrsicherungsgesellschaft Phönix vorgesunden nnd befindet sich in den Händen der Be hörden. Es handelt sich hierbei nm eine Liste, bestehend aus 24Blättern, die lückenlos vom Januar 1931 bis zum 17. Februar 1936 geführt wurde. Die Gesamt summe der darin verzeichneten Beträge beläuft sich auf 2 814 000 Schilling nnd 7000 tschechische Kronen. Die Erhebungen ergaben folgendes Resultat: Von dem in der Liste enthaltenen Gesamtbetrag entfallen 600 000 Schilling auf Rennmerationen, Aushilfen und Zuwendungen für W o h l f a h r t s z w e ck e an Angestellte der Lebensversichernngsgesellschaft. Für Presse- z w ecke wurden ansgegeben 1 098 000 Schilling. Non diesem Betrag entfallen 635 000 Schilling an den Heraus geber der „Sonn- und Montagszeitung", Ernst Klebin - der, (Jude — Die Schriftleitung-. Ein Betrag von 15 495 Schilling wurde als Darlehen an vier öffentliche Beamte ausgewiesen. Das Disziplinar verfahren wurde gegen diese Beamten eingeleitet. Ein Betrag von 94 329 Schilling ist auf die Buch- stnbcnchiffrc „O" eingetragen. Hierbei liegt der Verdacht vor, daß es sich nm eine Stimme handelt, die dem Leiter der staatlichen Aufsichtsbehörde über das Versicherungswesen, Sektionschcf Ochsner, zu- gekommen ist. An Beträgen, die politischen Parteien oder anderen Organisationen zngeflossen sind, ergaben sich nachfolgende Summen: Der jüdische National- fonds erhielt ans dem Titel einer Überprovision 500 000 Schilling. Die erwähnte Liste weist einen weiteren Betrag von 3500 Schilling für jüdisch nationale Zwecke auf. In der amtlichen Verlautbarung wird dann be hauptet, daß auch einem angeblichen Nationalsozialisten namens Willi Bachmann über 400 000 Schilling ge geben worden seien. (Eikv solcher Willi Bachmann war bislang gänzlich unbekannt. — Die Schriftleitung.) Die Liste fährt dann fort, die P frim e r-Heimwehr (Dr. Pfrimer war seinerreit zweiter Bundesleiter der österreichischen Heimwehren nnd'hat später die sogenannte steirische Heimwehr gegründet. — Die Schriftleitung) er scheine unter den Geldempfängern in der Zeit vom 3. April 1931 bis 27. Jnli 1932 mit 18 000 Schilling. Der Landbnnd erscheint in der Liste mit dem Betrag von 192 800 Schilling. Hinzu kommen noch namhafte, zum Teil unkündbare Dar lehen zu niedrigem Zinsfuß an einige Mitglieder des ehe maligen Landbundes. Die sozialdemokratische Tech nische Union (eine Gewerkchsaft, die hauptsächlich die Post- und Telegraphenangestellten umfaßt), erhielt ein Darlehen von 300 000 Schilling. Zu Händen Dr. Rin te l e n s ist ausgewiesen ein Betrag von 13 000 Schilling sowie ein weiterer Betrag von 95 000 Schilling, der ihm im Jahre 1932 von der Kompaßbank zugegangen ist. Ein Betrag von vier bis fünf Millionen Schilling, der sich nach den bisherigen Erhebungen etwas erhöhen dürfte, Warde nach den vorgefundenen Belegen für außerordentliche Ausgaben in Prag ver wendet. In der amtlichen Verlautbarung folgen dann die Namen von Personen, die öffentliche Ämter be kleiden. Es wird festgestellt, daß im Zusammenhang mit der Phönix-Angelegenheit der Präsident der Bundes bahnen, General der Infanterie Karl Vangoin, der bekannte Heimatschntzführer Staatsrat Eorcth, der Staatsrat nnd ehemalige Landesverteidigungsminister Generaloberst Fürst S ch ö n b u r g - H a r t e n st e i n, der Landesleiter der Vaterländischen Front in Wien, Oberst- lentnant a. D. Seifert nnd schließlich der Präsident der österreichischen Verkehrswerbung, Mitglied des Bundes- wirtschastsrates Dr. Strafella ihre öffentlichen Ämter niedcrgclcgt haben. Hinsichtlich der Beträge, die an Organisationen gegeben wurden, enthält die amtliche Verlantbarungslists folgende Posten: Der Reichsbund der Öster reicher (monarchistische Organisation) erhielt nach der Verlautbarung im ganzen 9000 Schilling, dieOstmärki- schen Sin rm scharen 2000 Schilling nnd die in zwischen aufgelöste Grohden tsche Volkspartei 47 000 Schilling als Provision für eine Kollektivversiche rung. Der Heimatschntz hatte für alle seine Ange hörigen in allen Bundesländern eine kollektive Unfallver sicherung abgeschlossen, wofür ihm ein Regiekostenbeitragi für die Durchführung dieser Versicherung in Höhe von 5000 Schilling monatlich ausgezahlt wurde. Die Summe, dieser Vergütungen beträgt 95 000 Schilling. Gesundes Voll auf deutschem Grund. Die Früchte nationalsozialistischer Aufbauarbeit auf gesundheitlichem Gebiet. In diesen Tagen erscheint eine Zusammenstellung über „Das Gesundheitswesen des Preußi schen Staates im Jahre 1934". Hunderte von Mitarbeitern haben in diesem „Jahresgesnndheitsbericht" ein genaues und zuverlässiges Bild über den Gesundheits zustand der gesamten Bevölkerung geschaffen. Unter Ver wendung der von den Gesundheitsämtern in sehr ein gehenden Fragebogen gesammelten Unterlagen ergibt sich die erfreuliche Tatsache, daß die Beruhigung der politischen Lage und die durch den erfolgreichen Kämpf gegen die Arbeitslosigkeit verbesserten wirtschaftlichen Verhältnisse eine erfreuliche Rückwirkung auch ans gesundheitlichem Gebiete zur Folge gehabt haben. Der allgemeine Gesundheits- und Ernährungszustand der Bevölkerung hat sich deutlich gebessert. Abgesehen von einer vielfach örtlich beschränkten Zunahme gewisser übertragbarer Krankheiten (Diphtherie, Scharlach) und einiger auf der verhältnismäßig starken Besetzung der vorgerückten Altersstufen beruhender Mchrerkrankungen war die gesundheitliche Lage durchaus be friedigend. Dem gebesserten Gesundheitszustand ent spricht ein Rückgang der Sterblichkeit um 0,2 auf 1000 dem Vorjahr gegenüber. Besonders stark ist die Säuglingssterblichkeit zurückgegan gen. Sie dürfte sich auf höchstens 7,0 ans 100 Lebend geborene stellen (1933 - 7,6). Einen sehr erfreulichen Aufstieg zeigt die Geburtenziffer. Sie beträgt auf je 1000 der mittleren Bevölkerung 19,0 (gegenüber 15,3 im Vorjahr und hat damit diejenige der anderen westlichen Kulturländer merklich überschritten. Die Geburtenzahl im gesamten Reichsgebiet betrug im Jahre 1932 -- 1 023104, 1933 -- 999 598, 1934 1 228 951, demnach ein gewaltiger Erfolg nationalsozialistischer Gesundheits- und Rassen politik. Allerdings kann, und darauf muß besonders hin gewiesen werden, der im Berichtsjahre beobachtete stürmische Gcbnrtenanstieg zunächst nicht in gleichem Matze andauern; er wird vielmehr im Jahre 1935, wie für die ersten Vierteljahre bereits fcststeht, eine Abschwächung erfahren, da die in den Krisenjahren bewußt unterbliebenen Geburten nunmehr zum größten Teile nachgcholt sind. Da außerdem der Zeitpunkt näherrückt, in dem die schwach besetzten Kriegsgeburtenjahrgänge in das heiratsfähige Alter aufrücken, muß für die kommenden Jahre mit einer erneuten Rückwärtsbewegung der Geburtenziffer gerechnet werden, wenn nicht durch weitere Erziehung des Volkes zum Lebenswillen ein noch stärkerer Aufschwung der Fruchtbarkeitsrate erreicht wird. Der gleiche Entwicklungs gang wird sich zwangsläufig für die Eheschließungen er» geben. So zeigt der Bericht für 1934 sehr beachtlich« Fortschritte auf gesundheitlichem und auf bevölkerungspolitischem Gehiete, und er läßt insbesondere erkennen, daß weiteste Kreise des Volkes den bevölkerungspolitischen Bestre bungen des Staates vollstes Verständ- nisentgegcngebracht haben. Schaffung eines elften nichtständigen Ratssitzes für China? Der Ausschuß für die Zusammensetzung des Völkerbundsrates in Genf beschloß, die Schaffung eines elften nichtständigen Rats sitzes vorznschlagen, der, vorbehältlich der Zustimmung der Völkerbnndsversammlung, China zngeteilt werden soll. Außerdem wurde die Beibehaltung des im Jahre 1933 geschaffenen zehnten nichtständigen Sitzes, den zur Zeit Portugal innehat, beschlossen, wobei an die Mög lichkeit gedacht wird, ihn im September einem >er balti schen Staaten zuznteilen.