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Zm Zeichen -er Anssaat. Die Bodenvorbereitung mutz jetzt beendet sein, und dank dem günstigen Wetter, das uns beschert war, wird sie auch überall in großen Zügen beendet sein. Es gilt jetzt, keine Stunde für die Aussaat zu ver säumen, da jeder gewonnene Tag eine Sicherung und Er höhung der zukünftigen Ernte bedeutet. Was an Händen draußen frei ist, wird im Hof herangenommen, um Saat gut und Dünger vorzubereiten, fo datz die Gespanne ohne Aufenthalt und ununterbrochen ihre Ladung hinausfahren können. Es ist Hauptsaatzeit für die Sommerung, Hafer, Gerste, Weizen, Mengkorn usw. In der zweiten Hälfte des Monats werden die ersten Futter- und Zuckerrüben gedrillt, die Samenrüben ausgepflanzt, die Runkel- und Steckrüben im Pflanzbeet ausgesät, die frühen und mittel frühen Kartoffeln gelegt. Gesät werden auch die Wicken, Erbsen, Bohnen und Lupinen, wobei in diesem Jahre der Vermehrung der Süßlupine nach den bekannten An weisungen und mit verbilligtem Saatgut eine ganz be sondere Bedeutung zukommt. Vielfach, namentlich auf etwas besseren Böden, wird jetzt erst die Serradelle in den Winterroggen eingebracht, ebenso ist es Zeit zur Klee-Einsaat in Wintergetreide. Ausgewinterte Stellen in Kleeschlägen werden mit Futtergemenge nachgefüllt. Der Weizen wird abgeeggt, der Winterraps gehackt. Ebensc^ ist es jetzt höchste Zeit, schadhafte Wiesenflächen noch durch Nachsaat ertragreich zu machen. Die Maulwurfshausen werden eingeebnet, die Koppelzäune noch einmal auf etwa nötige, sofort in An griff zu nehmende Ausbesserungen kontrolliert. Auf dem Hofe beginnen die fälligen Bau arbeiten und Gebäudereparaturen; falls es die Zeit erlaubt, werden jetzt schon die Ställe neu ge weißt. Sonst tritt an den hier fälligen Arbeiten in Ver-- bindung mit der vielfältigen Aussaat namentlich die Beiz- irommel in den Vordergrund. Im Viehstall sind nach der langen Winterhaltung die Klauen zu überholen, auch im Kleinviehstall diejenigen der Ziegen, und die Huse der älteren Fohlen werden aus gewirkt. Die Brut ist in vollem Gange, auch die Puten setzen sich jetzt, dagegen sollen nach der Mitte des Monats keine Gänse mehr zum Brüten zugelassen werden. Noch mannigfaltiger als auf dem Acker ist im Garten die Aussaat, denn es kommt jetzt alles in die Erde, was nicht, um es kurz zu bezeichnen, anfällig gegen die Eisheiligen ist. Dafür wird ein Teil dieser zarten Pfleglinge jetzt in Warmbeeten oder in Töpfen am Zimmerfenster Vor getrieben, wie Tomaten, Gurken, Kürbisse, Melonen. Die älteren Bäume sind zum Veredeln dran. Auch gepflanzt wird noch, wo es not tut. Zeigen sich Leimringe trocken, werden sie erneuert, und auch sonst meldet sich das Un geziefer schon stark, namentlich Erdflöhe und Maulwurfs grillen, die bekämpft werden müssen. Ruhe herrscht wegen der Hauptlaichzeit am Fi sch - gewässer. Dagegen kann am Bienenstände mit der Reizfütterung begonnen werden, die Brutnester sind zu erweitern, und die Tränke muß in Ordnung fein oder bei trockenem Wetter durch behelfsmäßiges Auslegen von nassen Schwämmen ersetzt werden, denn die Durstnot kann die eifrig arbeitenden Völker jetzt schwer plagen. Wenn -er Auerhahn balzt. Der April bringt dem Waidmann den langersehnten Aufgang der Frühlingsjagd, denn der Schnepfen strich, der schon im März eingesetzt hat, erreicht in der ersten Hälfte dieses Monats seinen Höhepunkt. Aber die Jagd auf den Vogel mit dem langen Gesicht sollte nicht länger als bis zum 10. April ausgeübt werden, weil um diese Zeit das Brutgeschäft bereits beginnt, und deshalb vermeide man im Frühjahr auch das Buschieren, um die weiblichen Schnepfen zu fchonen. Auer-, Birk- und Trapphähne balzen; sie werden vom Kreisjäger meister nur stückweise zum Abschuß freigegeben, und durch diese strengen Hegemaßnahmen sowie durch erfolgreiche Einbürgerungsversuche ist es in den letzten Jahren gelun gen, den Bestand dieser seltenen Wildarten zu vermehren. So hat das Auerwild im Schwarzwald und in der Rhön schon merklich zugenommen, und es besteht die Aussicht, daß es auch in anderen Gegenden Deutschlands, wo es nur noch vereinzelt vorkommt, wieder heimisch wird. Be merkenswert ist, daß überall wo das Auerwild zunimmt, die Versuche, den Uhu wieder einzubürgern, aut gelingen. Das Vorkommen von Rackelhähnelt, einer Kreuzung von Birk- und Auerwild, ist dem Jäcftr sehr unerwünscht, weil diese Bastarde das übrige Volk vertreiben und die Balz stören. "überall in der Natur regt sich um diese Jahreszeit das keimende Leben: Amseln und Eulen haben be reits Junge im Nest, die meisten Vogelarten brüten oder feiern Hochzeit und dürfen bei diesem wichtigen Geschäft nicht gestört werden. An den Brutplätzen des Wasser geflügels machen sich jetzt die Bläßhühner oder Lietzen, wie sie volkstümlich genannt werden, durch ihr lärmendes, streitsüchtiges Gebaren als Ruhestörer unliebsam bemerk bar. Diese Wildart, die früher jagdlich kaum beachtet wurde, hat sich in letzter Zeit sehr stark vermehrt, und um die Enten von diesen Plagegeistern zu befreien, wird in wasserreichen Gegenden im April eine größere Treibjagd auf Bläßhühner veranstaltet. Die Vögel, die ungern über Land fliegen, werden mit Ruderbooten in eine Bucht zu sammengetrieben und vom Boot aus geschossen, wenn sie auf das offene Wasser zurückstreichen. Das Wildbret liefert einen schmackhaften Braten, wenn man sich nicht damit begnügt, die Lietzen zu rupfen, fondern ihnen die Haut abzicht. Das Rehwild steht vor dem Haarwechsel, und die großen Wintersprünge lösen sich auf. Die Böcke haben das Bastgehörn fertig geschoben, die starken Exemplare fegen im Laufe dieses Monats, und dann beginnt unter ihnen auch schon der Kampf um die Sommereinstände. Alles Wild hat durch den plötzlichen Wintereinbruch im Februar und März gelitten. Viele Junghasen sind um gekommen, und infolge der knappen Äsung während dieser Zeit ist die Gehörnbildung gehemmt worden. Die Ge hörne sind nicht hoch und in den oberen Teilen schlecht vereckt. Jüngere Rothirsche werfen ab, während die starken Hirsche gegen Ende dieses Monats das neue Geweih schon bis zur Eissprosse schieben, Md für die weitere Ge weihentwicklung wird der Stand der Vegetation aus schlaggebend sein. Die Schwarzwildjagd muß auf den Abschuß schwacher Stücke beschränkt werden. Sachsen man in -ek MterversorgW aus eigener Wirtschaft. Von der Landesbauernschaft Sachsen wird mitgeteilt: In den Nachkriegsjahren ist die deutsche Landwirtschaft im Hinblick auf die Leistungsfütterung ihrer Tiere immer mehr in Abhängigkeit vom Ausland geraten. Vor allem fehlte unserer hochentwickelten Rinderzucht das notwendige Eiweiß. Eine Milliarde Mark wanderte jährlich für Futter mittel ins Ausland. Durch ausreichende wirtschaftseigene Futterbeschaffung und richtige Futteraufbewahrung muß deshalb die deutsche Landwirtschaft die Futterversorgung sicherstellen. Ausschlaggebend ist dabei die Frage der mög lichst verlustlosen Haltbarmachung des Futters für Zeiten des Bedarfes. So ist die deutsche Landwirtschaft schon seit längerer Zeit daran gegangen, die Nährstoffverluste durch geeignete Trockengerüste zu vermindern. Allein in Sach sen — und unsere Heimat ist hierbei vorbildlich — konnten im Jahre 1935 rund 15 Prozent des geernteten Heues auf Gerüsten getrocknet werden; nach den bisher vorliegenden Meldungen ist im Sommer 1936 sogar mit mehr als 30 Prozent zu rechnen. Noch erheblich weniger Verluste können durch die Grünfuttereinsäuerung erreicht werden. Es ist erfreulich, daß die sächsische Landwirtschaft diesen Vorteil immer mehr erkennt. Dies geht daraus hervor, daß sich mit Hilfe der vom Reich gegebenste Baukostenzuschüsse der Raum derartiger Grünfutterbehälter von 207 324 Kubik meter Ende 1934 auf 334 700 Kubikmeter im Februar 1935 erhöhte. 1924 betrug er nur 39 203 Kubikmeter. Zu unseren wichtigsten Futterpflanzen gehört die Luzerne; auch dies haben die sächsischen Bauern und Landwirte recht zeitig erkannt. Während der Anbau von Luzerne in Sach sen im Jahre 1934 immerhin schon 2878 Hektar betrug, wurden 1935 bereits 4686 Hektar angebaut. Auch der sichere Kleegrasbau ist mit Rücksicht auf den vieler orts unsicheren reinen Rotkleebau gestiegen, und zwar von 1933 mit 32188 Hektar auf 42 880 Hektar im Jahre 1935. Erfreulicherweise hat auch der Zwischenfruchtbau an Ausdehnung wesentlich zugenommen. Aus allen diesen Angaben geht hervor, wie sehr die sächsische Landwirtschaft bestrebt ist, die Lücke zwischen Tier haltung und wirtschaftseigenem Futtervorrat so rasch wie möglich zu schließen. Förderung des Weinbaues kn Sachsen Die brachliegenden, verödeten Berghänge der Lößnitz, des Spaargebietes, der Elbehänge von Meißen bis Seuß litz stören das Landschaftsbild. Hier gedeiht keine andere Pflanze als der Weinstock, der vor Jahrhunderten der Reb laus zum Opfer gefallen war. In den letzten drei Jahren sind insgesamt 150 000 Reben auf 150 000 Quadratmeter frisch rigoltem Gelände neu angepflanzt worden; sie sind reblausfest, da sie alle auf amerikanische reblausfeste Unter lage gepfropft sind. Es zeigen sich bereits außerordentliche Erträge, die als Tafeltrauben, für den Süßmost und für den Traubenwein Verwendung finden und dazu beitragen, den Arbeitsmarkt günstig zu beeinflussen. Mit Hilfe des Arbeitsdienstes werden Berghänge rigolt, um neu bepflanzt zu werden. Arbeitsdienst, die Abteilung Landeskultur und Weinbauanstalt der Landesbauernschaft, die Weinbauver eine arbeiten gemeinsam, um alte Gepflogenheiten vereint mit Fachkenntnis aufleben zu lassen. Kurze Rachnchien. Berkin. Der Führer und Reichskanzler hat den preußi schen Regierungspräsidenten Werner Zschintzsch zum Staatssekretär im Reichs- und preußischen Mini sterium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung er nannt. Leipzig. Zum Vorsitzenden des Arbeitsausschusses der „Gutenberg-Reichsausstellung, Presse, Funk und Film, Leipzig 1940", wurde der Leipziger Universitätsprofessor Dr. Hans A. Münster, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität ernannt. Berlin. Auf Grund des Gesetzes über den Reichs fremdenverkehrsverband, vom 26. März, hat der Reichs minister für Volksaufklärung und Propaganda den Staatsminister a. D. Hermann Esser zum Präsidenten dieses Verbandes ernannt. Aeichsfender LMM. Donnerstag, 2. April. Reichssender Leipzig: Welle 382,2. — NedeO« sender Dresden: Welle 233,5. 8.50: Mitteilungen sür den Bauer. 4- 6.00: Morgenrnf, Wetterdienst. * 6.10: Funkgymnastik. 4- 6.30: Fröhliche Morgenmusik. 4- 7.00: Nachrichten. 4- 8.00: Funkgymnastik. 4c 8.20: Die Umwelt des Kindes. 4- 8.30: Für die Arbeitskame raden in den Betrieben. 4c 9.45: Kindergymnastlk. 4- 10.00: Wetter und Wasserstand, Tagesprogramm. 4- 11.30: Zeit und Wetter. 4- 11.45: Für den Bauer. 4- 12.00: Mittagskonzert. 4- 13.00: Zeit, Nachrichten und Wetter. 4c 14.00: Zeit, Nachrichten und Börse. 4- 14.15: Allerlei von zwei bis drei! 4c 15.00: Heute vor . . . Jahren. 4c 15.05: Kunstbericht. 4c 15.50: Wirtschafts nachrichten. 4c 16.00: Flämische Erzähler. 4c 16.20: „So treiben wir den Winter aus!" 4- 17.00: Zeit, Wetter und Wirtschafts- Nachrichten. 4- 17.10: Der Organisatoreffekt. 4- 17.30: Musika lisches Zwischenspiel. 4- 17.40: Wittenberg und die deutschen Universitäten in der Reformation. 4- 18.00: Nachmittagskonzert. 4- 19.00: Kaffeekränzchen im Salon Fifi. 4c 19.45: Umschau am Abend. 4c 20.00: Nachrichten. 4c 20.10: Mozart-Zyklus ;XXI): Mozart, der Meister. 4- 21.10: Unterhaltungskonzert. 4c W.O0: Nachrichten und Sportfunk. 4- 22.20: Träume und Nacht gesichter. -4 23.00—24.00: Tanzmusik. DeuWwndsMder. Donnerstag, 2. April. Deutschlandsender: Welle 1571. 6.00: Guten Morgen, lieber Hörer! — Dazwischen: Nach richten. 4- 9.40: Kindergymnastik. 4- 11.05: Siedlerfrau und hauswirtschaftliche Lehrerin. 4- 11.15: Seewetterbericht. 4c 11.30: Der Bauer spricht — der Bauer hört! — Anschl.: Wetter bericht. 4- 12.00: Musik zum Mittag. — Dazwischen: Zeit zeichen, Glückwünsche, neueste Nachrichten. 4- 14.00: Allerlei von zwei bis drei! 4- 15.00: Wetter- und Börsenberichte, Pro grammhinweise. 4- 15.15: Bei Agnes Miegel zu Gast. 4c 15.45: Bücher von Joses Weinheber. 4- 16.00: Musik am Nachmittag. 4- 18.00: Freut euch des Lebens! 4- 18.30: Auch die Großstadt kann ein Tierparadies sein! 4- 18.45: Sportfunk. 4c 19.lN: Virtuose Musik. 4c 19.45: Deutschlandecho. 4c 20.00: Kernspruch. — Anschl.: Wetterbericht und Kurznachrichten. 4- 20.10: Wagner- Abend. 4- 21.10: Die Nacht vor dem Frühling. Eine Erzählung für den Rundfunk. 4- 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnach richten. — Anschl.: Deutschlandecho. 4c 22.30: Eine kleine Nacht musik. 4- 22.45: Seewetterbericht. 4- 23.00—24.00: Wir bitten zum Tanz! Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 44. Fortsetzung Nachdruck verboten „Warum spielst du so hoch — wenn du nur verlierst," hatte sie zornig geklagt und ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. „Du liebst mich nicht. Du bist ein Egoist. Du willst mich quälen." Der Zorn war mit ihr durchgegangen. Es hatte eine große Szene gegeben. Dann hatte sie ihm einen liebeglühenden Brief geschrie ben und um seine Verzeihung gebeten — in ihrer zärt lichen, raffiniert liebevollen Art, mit der sie ihren wahren Charakter so gut verbergen konnte. Ganz demütig-hinge- Lend konnte sie erscheinen, wenn sie es wollte Und damit hatte sie noch immer gewonnenes Spiel gehabt. Kurt von Ruhland zerdrückte nervös die Zigarette in der inarmornen Schale. Geld! Geld! Neues Geld! Sein hohes Gehalt es reichte schon bei weitem nicht mehr für seine kostspieligen Vedürsnisse. Bei weitem nicht! Seine Kunstfertigkeit und Geschicklichkeit in der Verschleie rung der Buchführung hatte ihm schon oft helfen müssen! Und Dorrit hatte auch schon wieder gemahnt! Beklagte sich über zu karge Zuwendungen. Teufel — neues Geld! Er biß die Zähne in die Lippen. Heure waren wieder größere Zahlungen in der Kasse erfolgt. Der erste Prokurist hatte sie im Geldschrank des Kassenraumes verschlossen. Das Geld sollte erst am Mon- ur Bank gebracht werden. isher hatte Kurt von Ruhland sich nur an den direkt durch sein Resiort laufenden Geldern vergriffen. Das er schien ihm am sichersten. Aber seine Kassen waren leer. Die Lohnauszahlungen hatten diesmal den Barbestand ausge- -ehrt. Blieb also nur — der Kassenschrank. Und von dem hatten der Baron selbst und der Proku rist den Schlüssel. Der Graf atmete tief und wie beschwert auf. Niemand wußte, daß er seit einiger Zeit einen drit ten Schlüssel besaß. Der Zusall halte es gewollt, daß er kurz vor des Borons Abreise einmal dessen Schlüssel aus dem Schreibtisch fand. Er mußte ihn, da er aus dem Kas- jenraum kam und dann gleich zu einer Konferenz in der Kreisstadt abberusen wurde, liegen gelassen haben. Schnell entschlossen hatte Kurt einen Abdruck davon genommen. In Berlin hatte er sich dann den Schlüssel danach anfertigen lassen. Er hätte ihm nichts genützt, wenn er nicht vor kur zem auch, da der erste Prokurist in seiner Gegenwart den Schrank ösfnete schars ausg paßt hätte, wie die Handha bung des Schlosses war. Man konnte nie wissen, ob man dieses Geheimnis nicht einmal würde gebrauchen können! Und nun — war es soweit! Kurt von Ruhland sprang erregt auf. Geld aus diesem Schrank, — er wußte, das konnte er nicht verschleiern. Die entsprechenden Eintragungen mochte nicht er, sondern der Prokurist. Und am Montag mußte er den Fehlbetrag entdecken! Oder? Oder — er mußte entdecken, daß seine Eintragungen verkehrt gewesen waren! Niemand konnte ja ahnen, datz ein dritter Schlüssel existierte! Der Graf nickte wie abwesend. Nein — das konnte niemand wissen. Und dennoch! Warum hatte er Angst davor? Angst, datz man stutzig wurde? Datz man vielleicht — auch andere Bücher kontrollieren konnte? Unsinn! Der Prokurist würde stille sein! Und wenn nicht — ihn kontrollierte man bestimmt nicht! Der Baron war weit weg! Vis zu seiner Rückkehr war alles bald so schlimm. Und jetzt war er noch Herr hier! Er hatte zu bestim men! Da konnte ja doch überhaupt nichts passieren. Seine Gestalt straffte sich. Ein Hatter, finster-entschlossener Ausdruck war in sei nem Gesicht. Er griff in die Tasche. Fühlte den Schlüssel, den er stets bei sich trug. Verlietz das Zimmer. Nur der alte Hauswart war heute in de; Villa, wie ihm bekannt war. Die andere Dienerschaft war schon früh zeitig in die nahe Stadt gewandert, wo heute Faschings bälle stattfanden. Der Wächter in den Werken konnte sei nen Dienst erst in einer Stunde antreten. Und im übrigen — es konnte ja auch nickt sonderlich auffallen, wenn er noch einmal ins Bureau yinüberging. Er verlieh das Haus durch den Hinteren Ausgang. Die Dämmerung hing schon über dem Land. Wenige Minuten später stand er im Privatbureau. Durchschritt leise und schnell einige Räume. Eine eiserne Tür knarrte kurz. Die Tür zum Kassenraum. Er stand vor dem Eeldschrank. Seine Hand zitterte ein wenig, als er den Schlüssel probierte. Er lauschte. Dann schloß er langsam, überlegend, ohne Erregung. Schwer öffnete sich die Tür. Eeldbündel lagen vor seinen Augen. Ein beträchtliches Vermögen. Der Gedanke durchzuckte ihn, alles zu neh men. Aber die Vernunft siegte. Er griff nach einem der Bündel. Ohne die andern nur zu berühren. Schnell und entschlossen. Es war eine erheb liche Summe, wie er sofort seststellte, die ihm erlauben würde, seine Verbindlichkeiten zu erledigen und auch Dor rit, die ihm jo zärtlich geschrieben hatte, den Wunsch zu erfüllen, den er ihr neulich abschlagen muhte. Und auch für Eva konnte noch einiges abfallen, ohne datz er sich ganz zu verausgaben brauchte. Ihm winkte ja bald die be quemere Kasse seines eigenen Ressorts. Fortsetzung folgt.