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MW M NlWM Technik, Kunst, Kaufmann. — Wer „macht" eigentlich den Fortschrm? Von K. H. Rückert. Wir wissen: technisch ist das Farbfilm-Problem gelöst, — mit dem Fünf-Schichten-Verfahren, das mehrere, verschieden artig farbempfindliche Emulsionen übereinanderlegt und gleich zeitig belichtet... Wir hörten die ersten Erörterungen über die künstlerischen Gesetzlichkeiten der neuen Filmgattung und hatten auch schon verschiedentlich Gelegenheit, farbige Kurz filme oder Einzelszenen zu sehen... Wann werden wir nun regelmäßig in die Farbtonfilm-Vorstellung gehen? A- welchen Umständen oder Menschen liegt es, wann für das ganze Film wesen der entscheidende Schritt getan wird? — Um es gleich zu sagen: am Unternehmer, an der Organi sation. Farbfilme kosten vorläufig noch gewaltige Summen Geldes; der erste nach dem neuen Verfahren ganz farbig her- aestellte Spielfilm „Becky Sharp" verschlang eine Million Dollar. — Trotzdem wäre es falsch, anzunehmen, daß finan zielle Erwägungen die Verbreitung einer derartigen technischen Neuerung aufhalten oder auch nur merklich verzögern könn ten. Es gibt immer Finanzkräfte, die mit einer Neuerung ge winnbringend arbeiten zu können hoffen, mögen auch andere Kreise sich derzeit eine ruhige, schonungsvolle Entwicklung wünschen. (Die Filmindustrien aller Länder haben mit den Nachwehen der letzten Umstellung vom stummen zum Tonfilm «och redlich zu tun!) Es gibt also immer den einen Unter nehmer, der sich tatendurstig mit dem Neuen als Bundes genossen in den Kampf stürzt, — und es gibt erfahrungsgemäß fast nie die anderen, die sich, gestützt auf das Alte, jenem ent gegenstellen möchten. Eiue große Werbeschlacht etwa mit neuen Stummfilmen, als die tönenden erst einmal einigermaßen be kannt waren das aab es nickt Und die Zuschauer? — Zuerst sehen wir uns natürlich alle das Neue an, schon aus Neugier. Und dann, — ja, bis wir uns dann besinnen, ist nns das Neue schon zur Gewohnheit in den Kopf hineinorganisiert worden. Demonstrationszüge für den stummen Film, als man uns nur noch tönende anbot ? Das gab es auch nicht. Und nicht etwa des Fortschrittes wegen, weil „das Bessere der Feind des Guten" wäre... Das Neue braucht gar nicht besser zu seiu. Es genügt, wenn es nicht schlechter ist. Dann sorgt das Trägheitsgesetz schon für Zu stimmung zu der technischen Entwicklung. Die ersten Farb filme brauchen gar nicht künstlerische Wunderwerke zu werden, ja, sie dürften eine ganze Zeitlang ernstlich Bedenken erwecken, ob mit der technischen Umstellung im tieferen Sinne ein Ge winn erzielt sei, — wenn sie nicht gerade ganz abscheulich und unnatürlich wirken, wird das Publikum nicht protestieren. Es ist eine Gesetzlichkeit, die für das ganze technische Geschehen gilt: die Macht der Organisation ist so stark und der Mensch durch viele Dinge so in Anspruch genommen, daß er sich nur in krassen Fällen gegen eine technische Entwicklung auflehnen würde. Nun, dieser krasse Fall wird beim Farbfilm nich' eintreten; so weit ist die Arbeit schon gediehen. Wir brauchen demnach nur die nächsten Entschlüsse zur Herstellung einiger Farbton filme, ein paar Verträge, Zusammenschlüsse Filialgründungen abzuwarten, um dann die allgemeine Umstellung ähnlich rasch wie seinerzeit zum Tonfilm vor sich gehen zu sehen. Und wenn das technisch Neue doch in so gewaltiger Uebermacht daherzieht, dann können wir uns nur wünsche :, daß alle Neuerungen möglichst rasch gefunden und eingeführt werden möchten, — was die Lichtspielkutist betrifft: jetzt recht schnell noch der plastisch- und unserthalben der riechende Film... damit dann zum guten Ende einmal zehn Jahre technischen Friedens folgen. Denn der Künstler kann ohne eine gewisse Stetigkeit nicht zu Meisterwerken kommen; er darf nicht, wenn er sich kaum mit den Stilgesetzen der einen Kunstgattung vertraut machte, von der Technik gleich die nächste aufgezwungen erhalten. Aieckerlehen mit Miller Vsvis. Nach einer wahren Begebenheit erzählt von Peter Steffan Seit Tagen fegte ein Sturm über die Insel, wie es seit dem Herbst keinen gegeben hatte. Drunten, wo sommers die Badegäste einherstolzierten, schlug es das Zeitungshäuschen in Trümmer; das war seit drei Jahren nicht mehr vorgekommen. Man hörte von Schiffen, die weiter südwärts aufgelaufen waren... In der nächsten Nacht holten sie dann von einer englischen Bark, die draußen auf der Sandbank festsaß, die Besatzung herunter. Verrückte Leute, die Engländer; fuhren da mitten im Winter auf einer besseren Eierschale spazieren, um Film aufnahmen zu machen. Um ein Haar wäre es schief gegangen; aber die Männer, welche die Besatzung von der „Cornflower" geholt hatten, machten sich nichts daraus, als alles vorbei war: dabei geht es immer um ein Haar schief, sagten sie, schmun zelten ein bißchen und tranken ihren Grog im „Weißen Kliff". Nur Klausen, ein Maler, der seit Jahren auf der Insel war und dazu rechnete so gut wie ein anderer, weil er mit im Boot saß, wenn's dreckig wurde, sagte diesmal kaum ein Wort. Obwohl er vorne dran gewesen war und den langen Eng länder noch erwischt hatte, bevor er über Bord ging, als ihn der fallende Mast umwarf. Klausen saugte an seiner Pfeife, die nicht ziehen wollte, und sinnierte vor sich hin; dann und wann fragte er nach dem Arzt, um den man geschickt hatte. Weil der lange Engländer nicht zum Bewußtsein kommen wollte; der Mast hatte ihn am Kopf getroffen, grade bloß so gestreift eigentlich, aber immerhin, so ein stürzender Mast, eine verfluchte Sache... „Was hast denn, Klausen?" fragten sie ihn, weil er nicht mitredete. Er deutete mit der Pfeife nach oben, wo die Geretteten schliefen: „Kenne ihn, den Langen", sagte er kurz, „hat mir mal geholfen, früher. Heißt Davis, Mister Davis. Hoffentlich kommt er durch." Sie sagten nichts und warteten. Klausen zog an seiner Pfeife und dachte nach, dann nahm er einen ordentlichen Schluck: „War ein blutjunger Bursche damals, kaum zwanzig, so richtig Milch und Blut. Aber Schneid, Schneid! — Ja, das war er. Marineleutnant auf der ,Brisley', Zerstörer ihrer britischen Majestät im Hafen von Toulon, anno vierzehn — gleich am Anfang. Ich pinselte da unten im Süden von Frankreich, als der Krieg ausbrach. Schlug mich nach Toulon durch, war eine verfluchte Schwei nerei; dachte dort einen Schweden oder Norweger zu erwischen, der mich mit heraufnahm. Es laa aber keiner da. ick mußte warten. — Eines Tages, als ich da am Hafen herumlungere, streift mich jemand am Aermcl und sagt auf deutsch: ,Na, Kamerad, wohin?' Ich fahre herum, aber darauf hatte Ler bloß gewartet. Irgend so ein schmieriger Hund, die damals eine Zeitlang Oberwasser hatten, wahrscheinlich farbiges Blut. Wie er mich entdeckt hat, weiß der Teufel. Ick batte chn schon ein Paar Mal gesehen, — trieb sich in der Schenke herum, wo ich aß. Ich gab mich damals als Schwede aus, müßt ihr wissen. Wie er sieht, daß ich auf sein Deutsch hereinfalle, fängt er auch schon französisch an zu schreien, bevor ich ihm oas Maul stopfen kann: .Spion, Hilfe! Spion!!' Ich haue ihm die Faust in die Fresse und renne, aber da kommt schon allerlei Hafengesindel aus den Häusern gestürzt und mir nach. Eine aussichtslose Sache, natürlich. Zwei Gassen weiter haben sie mir den Weg verstellt. Knapp an meiner Schläfe vorbei fliegt ein Stein, ein Stück Holz haut mir gegen die Schulter, daß der eine Arm schlaff herunterhängt. Aus! denke ich. Da sehe ich zehn Schritte weiter einen englischen Marine leutnant aus der Quergasse einbiegen, blutjung, Zigarette im Mundwinkel, Reitpeitsche in der Hand. Kam mir wie ein Engel vor, an dem Tag. Ich mache verzweifelt noch zwei, drei Sprünge, bekomme Hiebe überallhin, ein Messer streift mich hier an der Seite, komme aber durch bis zu ihm. ,Jch stelle mich in Ihren Schutz, Leutnant!' sage ich keuchend auf englisch zu ihm. Er sieht mich kurz an, nimmt mit der Linken die Zigarette aus dem Mund, läßt die Reitpeitsche in der Rechten wippen: .Was ist hier los?' fragt er in seinem harten, barschen Französisch. Das Gesindel drängt schon wieder heran: ,Er ist ein Spion! deutsches Schwein! Man mutz ihn tot schlagen!' schreien sie. Ich sehe alles bloß noch wie durch einen Schleier; Plötzlich merke ich auch, daß ich an der Stirn blute, mir wird schwindlig. Der Engländer hört sich das Gekreische an, dann klemmt er die Zigarette wieder in den Mundwinkel unv sagt bloß: .unter meinem Schutz! Gehen Sie Werkers«», .Aber er ist ein Spion, ein Spion!' schreien sie wieder mit versuchen mich von ihm abzudräugen. .Kann sein!' sagt doi der Engländer und lacht, wie nur ein Junge von zwanzig lachen kann: .All right! Ich habe ihn soeben verhaftet!' Darau» nimmt er die Pistole in die linke Hand, läßt mit der Rechte« die Peitsche durch die Luft sausen, daß die nächsten zurüÄ Weichen. .Bleiben Sie dicht bei mir', sagt er zu mir und geht langsam mit mir rückwärts auf die freie Straße hinaus. Feige wie solches Gesindel ist, wagt die Bande meiner Bedränger nichq uns zu folgen. Eine halbe Stunde später war ich als Gefangener a« Bord der .Brisley'. .Gut, Davis!' sagte der Kommandant zu meinem Begleiter, als wir ankamen und er Bericht erstattetet .wir führen Krieg, aber wir sind keine Räuberbande!' Wir lagen noch acht Tage in Toulon. Ich malte ihnen eine Ansicht der Stadt vom Schiff aus als Andenken. Soll heute noch in der Offiziersmesse hängen. Im Sommer siebzehn brannte ich dann von England aus durch. Da gelang mir's dann unter vieler Mühe doch." Klausen schwieg und zündete seine Pfeife wieder an. „Und jetzt liegt er oben, der Mister Davis", fuhr er dann noch fort^ „Ein Glück, daß ich ihn noch am Kragen erwischte. Ist ja ein- kräftiger Bursche; hoffentlich kommt er durch... ich zweifÄ nicht daran..." Neues Ms MW Werr. - Neue alpine Glanzleistung. Der durch die Erstbesttz^ gung der Grandes-Jorasses-Nordwand bekannte Mün chener Alpinist Rudolf Peters hat zusammen mit dem Tölzer Bergsteiger Wolfgang Corter am Sonntag die erste Winterbegehung der Benedikten- nordwand, die zwischen Kochelsee und Bad Tölz liegt, durchgcführt. „Der,Tönnes' ist dnrch — Mahlzeit!" Im Gebiet des Reichssportfeldes in Berlin ist zwischen der Schwarzburgallee und dem Friedhof an der Heerstraße eine neue Eisenbahnbrücke entstanden. In der ersten Zeit des Baues dieser Brücke gab täglich um 12 Uhr mittags der Polier mit seiner Pfeife das Signal zum Beginn der Mittagspause. Seit aber der „Fliegende Kölner", der Schnelltriebwagen Köln—Berlin, alltäglich zur selben Minute mit der Pünktlichkeit einer Normaluhr die Bau stelle durchfuhr, war das Signal des Poliers überflüssig. Seitdem hieß es bei den Bauarbeitern immer nur: „Der ,Tönnes' ist durch — Mahlzeit!" Bläsermusik unter Tage. Ein Konzert eigener Art, gewissermaßen ein Konzert unter Tage, wird im kommen den Sommer im Harz veranstaltet. Das Bläseroktett der Staatsoper Berlin wird es am 5. Juli in der Tropf steinhöhle zu Nübeland veranstalten. Wahrsagen in Rumänien verboten. Die rumänisch« Regierung hat beschlossen, dem in ganz Rumänien weitverbreiteten Aberglauben den Kampf anzusagen. Sie hat mit sofortiger Wirkung das Wahrsagen, das vor allem von Zigeunerinnen und sogenannten Wunderrabbinern, geschäftstüchtigen Juden, ausgeübt wurde, verboten. Auch okkulte Veranstaltungen dürfen nicht mehr stattfinden. Lagcrverwaltcr durch Giftgas getötet. Da in den Ge treidelagern der Hafenverwaltung von Marseille Ratten und Mäuse überhand nahmen, wurden Giftgase in die Lagerräume geleitet, um die Tiere zu töten. Alle Öffnungen wurden mit Papier verstopft. Ta die Nage tiere sich jedoch zum Teil dnrch das Papier Hindurch arbeitelen, drangen die Gase in die Wohnung des Lager verwalters ein. Dieser starb nach zweitägigem Leiden. Auch seine Familie, ein Soldat, ein Zollbeamter und ein Wächter erkrankten an schwerer Gasvergiftung. Eine unsinnige Wette. Der Pförtner eines Nacht lokals inPilsen, der auf Grund einer Wette 70 Würste und Semmeln verspeisen wollte, brachte es tatsächlich auf 68. Die Folgen waren allerdings böse. Er mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Von dort wurde er zwar wieder entlassen, aber bald traten heftige Magen schmerzen auf, die seinen Tod herüeiführten. Polnischer Freiballon erreichte 10 000 Meter. In dem polnischen Freiballon „Warszawa ll" starteten bei War schau die Piloten Hauptmann Burzynski und Jodko Narkiewicz, der die wissenschaftlichen Messungen durch führte, zu einem Höhenflug. Bei dem fünfstündigen Flug wurde die 10 000-Meter-Grenze überschritten. Die Herrgottsmühle Roman von PaulHain. «S. Fortsetzung Nachdruck verboten „Ich will versuchen, tapfer zu sein, Vater —" Still ging sie an ihm vorbei ins Haus. Er sah ihr nach. Mit einem dumpfen Laut sank er nieder auf die Bank. Grübelte vor sich hin. Der Wind flatterte um sein weißes Haar. — Sechzehntes Kapitel. Wochen waren vergangen. Monats. Der Winter war schon längst da. Im Bruch war es einsam und still ge worden. Der Fluß war zugefroren. Die Felder lagen weiß und krlt da, nur von den dunklen Krähenschwärmen be lebt. Es war die Zeit, in der an den warmen Oefen um die Abendstunde die alten Geschichten umgingen vom weißen Reiter, der die Deiche um Mitternacht entlangsprengte, von der Erlenfrau, die in Sturmnächten an die Fenster mit leisen Knochenfingern klopfte. Wehe demjenigen, der dann das Fenster öffnete! Von dem Kalb ohne Kopf, das am Kreuzweg in Hellen Schneenächten stand und jedem, der heimlich« Sünde aus dem Gewissen trug, auf den Rücken sprarig und ihn hetzte, bis er zusammenbrach. Und viel«, viele andere Geschichten. Im Wilbrandtwerk ging es auch etwas ruhiger zu, wie «s in der Natur der Sache lag, wiewohl hier die Arbeit nie aufhörte. Der alte Baron hatte für eine Weile ausgespannt. Er war nach der Riviera gefahren, als Weihnachten vorbei war. Er vertrug die harte Winterluft im Bruch nicht und hatte Kurt von Ruhland umfangreiche Voll machten übergeben. Viktor war mit dem alten Herrn in Nizza einige Wochen zusammengewesen, dann war er vor kurzem weiter nach Paris gefahren. Kurt von Ruhland fühlte sich natürlich sehr wohl als Herr und Gebieter. Er hatte schon längst jein glänzend eingerichtetes Appartement in der Villa Wilbrandt, die Dienerschaft respektierte in ihm den Vertreter des Barons, wiewohl jeder heimlich ihm Antipathien entgegenbrachte. Seine stolze, hochmütige Art, der kalte Ausdruck seines Gesichts, dem das Monokel eine besondere Note kühler Ab weisung gab, sein ganzes, wenig freundliches Wesen den Untergebenen gegenüber war nicht danach angetan, ihm freundliche Gesinnung zu erwirken. Das hinderte nicht, daß er seine Freunde hatte. In der Kreisstadt kannte man ihn gut, es gab da immerhin einige altadelige Bürger, höhere Gerichtsbeamte, die es sich zur Ehre anrechneten, den Grafen von Ruhland zum Freund zu haben. Und aus der weiteren Umgegend hatten sich die Landjunker schnell genug an ihn herangedrängt — es gab fidele Weingelage im Ratskeller der Kreisstadt, heimliche Pokerjpiele. Und — Berlin war nicht so fern! Es kam nicht selten vor, daß Kurt von Ruhland im Auto einen Abstecher nach dort unternahm, um „Groß stadtluft" zu genießen. Geld spielte ja keine Rolle. Wenn er auch äußerlich stets kühl und zurückhaltend in seiner Um gebung war, so war er doch zuinnerst schon seit langem von einer Leidenschaft beherrscht, Erbteil seines Vaters: Der Lust am Spiel — der maßlosen Hingabe an die Kar ten. Daß auch die Frauen jetzt in seinem Leben keine ge ringe Rolle spielten, war bei einer Natur wie der seinen selbstverständlich. Unsummen vergeudete er auf diese Art. In den heim lichen Spielklubs war er ein häufiger und gern gesehener Gast. Und di« braune Dorrit, eine leichtsinnige, elegante Schauspielerin vom Operettentheater, die stolz war auf die „Freundschaft" des Grafen, kostete ihm kaum weniger als seine Spielleidenschaft. Sie hatte ihn ganz in ihrem Netz gefangen, und willenlos, wie skrupellose Energienaturen seiner Art gerade gegenüber leichtsinnigen, koketten Frauen häufig sind, erfüllte er ihr jeden Wunsch, berauscht von ihrer sinnlichen Schönheit, ihrem jungen, sorglosen Weib tum. — Es war an einem Sonnabend. Kurt von Ruhland lag phlegmatisch auf dem Divan seines luxuriösen Wohnzimmers. Eine Zigarette nach der anderen rauchend. Die Betriebe standen still. Es war am späten Nach mittag. Gerade hatte er einen Brief erhalten — von Vik tor — den er gelesen hatte. Er teilte ihm darin mit, daß er wohlbehalten in Paris angekommen sei und in der Avenue de l'Opära 22 wohne, einem Privatlogis. Er habe schon seine Eejchäftsbesuche dort erledigt, wolle sich aber doch noch einige Zeit aufhalten. Das Leben hier ge falle ihm nicht übel, und er bedauere nur, daß Kurt ihm nicht Gesellschaft leisten könne. Er lebe wie in einem Rausch, was er auch sehr nötig habe. „Denn Eva lebt noch immer in meinem Herzen, lieber Freund. In Wien ließ mich dis Melancholie des Praters die Heißgeliebte nicht vergessen, am Rhein war jo viel blonde Mädchenprachst, daß ich immer an Eva denken mußte, in Brüssel — das schrieb ich Dir — waren alle Frauen kühl und stoch, in Nizza bedrückte mich die Eleganz — hier aber in Paris hat mich schon die Tollheit ergriffen, die diese große, ver liebte Stadt ausströmt. Vielleicht lerne ich hier vergessen, und bekomme mein Herz wieder in die Hand. Ich wünschte jo sehr, daß Du mit Deinen Worten recht behieltest, daß alle Liebessthmerzen auch wieder heilten —" Kurt von Ruhland hatte den Brief sinken lassen. Ein Spottlächeln umkräujelte jeine Lippen. Aber dann wurde sein Gesicht wieder ernst. Er hatte andere Sorge» als Viktor. Seine Gedanken kreisten nur um — Geld! Er hatte in der letzten Woche starke Verluste bei» Spiel gehabt. Hatte mit seiner Karte bezahlen müssen — es war höchste Zeit, die Schuld abzudecken! Und Dorrit, seine Freundin! Sie war das letztemal sehr aufgebracht gewesen, daß er nicht das kostbare Brillantarm band kaufte, das sie wieder einmal wünschte. (ForNetzuna folat.I