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Sankerlaß Sr.Inüs für die Kahlarbeit. Reichsinnenminister Dr. Frick veröffentlicht folgen den Erlaß: Die Reichstagswahl hat 45 Millionen deutscher Männer und Frauen an die Stimmurne geführt. Die Vorbereitung und Durchführung der Wahl sowie die Feststellung ihres Endergebnisses haben an das Or ganisationsgeschick und die A r b e i t s k r a f t der Behörden in Stadt und Laud sowie an die Arbeits freudigkeil der Wahlvorstände, denen die Entgegennahme dieses geschichtlich einzigartigen Volksbekcnntnisses oblag, besonders hohe Anforderungen gestellt. Die glatte und einwandfreie Durchführung der Reichstagswahl muß um so höher bewertet werden, als zwischen der Anordnung der Wahl und dem Wahltage eine außerordentlich kurze Zeitspanne lag. Den zahlreichen Volksgenossen und Volksgenossinnen, die in den Wahlvorständen und sonst bei Durch führung derReichstagswahl ehrenamtlich tätig gewesen sind, spreche ich Dank und Anerkennung aus. In diesen Dank schließe ich neben sämtlichen beteiligten Reichs-, Landes- und Gemeindebehörden die Deutsche Reichspost, die Deutsche Reichsbahn-Gesellschast, die deut schen Schiffahrtsgesellschaften wie alle übrigen Verkchrs- unternehmungen ein, die zur Erleichterung der Stimm abgabe wesentlich beigetragen haben. Eisenbahn und Kraffivagen einigien sich. Das neue Güterfernverkehrsgesetz in Kraft. Am 1. April 1936 tritt das Gesetz über den Güter fernverkehr mit Kraftfahrzeugen vom 26. Juni 1935 in Kraft. Zum gleichen Zeitpunkt ist vom Reichs- und preußischen Verkehrsminister eine umfang reiche Durchführungsverordnung zu dem Gesetz erlassen worden. Dieses Gesetz stellt ein großes verkehrspolitisch bedeutendes Ereignis dar: Eisenbahn und Kraftwagen, die sich in anderen Ländern einen heftigen Wettbewerb bereiten und sich die anfallenden Frachtgüter gegenseitig durch Tarifunterbietungen abzunehmen versuchen, haben sich bei uns in Deutschland auf ein gemeinsames Tarif- schema geeinigt, ohne daß es für den Reichs- und preu ßischen Verkehrsminister notwendig gewesen wäre, den Tarif seinerseits zu bestimmen. Damit haben sie den gemeinsamen Willen bekundet, ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen zurückzustellen, und zu erkennen gegeben, daß ihnen der Gedanke des Dienstes an der Wirt schaft, am Volk und am Staat vorgeht vor der Erzielung eigener Einnahmen für ihre Verkehrsunternehmen. Aufgabe des Reichskraftwagen-Betriebs- Verbandes wird es nunmehr sein, den Kraftwagen im Güterfernverkehr zu entwickeln und stärker einzusetzen und damit der Wirtschaft die großen Möglichkeiten zu er schließen, welche ihr der Kraftwagen mit seiner Eigenart bietet. Das Gesetz über den Güterfernverkehr hat die Ab sicht, die Motorisierung der Landstraße zu fördern; es will aber verhindern, daß ein privatwirtschastlich geleiteter Güterfernverkehr mit Kraftfahrzeugen das sozialistische Gefüge der Deutschen Reichsbahn erschüttert. Zunächst ist das neue Güterfernverkehrsgesetz nur für die Zeit vom 1. April bis 30. Juni gültig. Zweistöckiger Eisenbahnzug. svs Personen in jedem Wagen. — Fernsteuerung für die Lokomotive. Für den Schnellverkehr zwischen Hamburg und Lübeck sowie für den sommerlichen Ausflugsverkehr von Hamburg über Lübeck nach Travemünde hat dieLübeü - BüchenerEisenbahn eine neuartige Zugeinheit ge schaffen, die am 7. April ihre erste öffentliche Probefahrt mit geladenen Gästen unternehmen wird. Der Zug be steht aus doppel stückigen Wagen und wird von einer Stromlinienlokomotive gezogen oder geschoben. Er erreicht eine Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometer und wird die Strecke Hamburg Hbf.—Lübeck in 40 Minu ten, die Strecke Hamburg Hbf.—Lübeck—Travemünde in 60 Minuten zurücklegen. In beiden Stockwerken des doppelstöckigen Zuges können die Fahrgäste aufrecht stehen. Die Wagen überschreiten das übliche Profil der Eisenbahnfahrzeuge jedoch nicht; sie reichen tiefer auf die Schienen herunter als die üblichen Wagen, wodurch der Raum bester ausgenutzt wird. Ein doppelstöckiger Wagen bietet bei bequemer Platzanordnung Sitzplätze für 300 Personen. Zur schnellen Verkehrsabwicklung muß das Umsetzen von Lokomotiven im Hamburger Hauptbahnhof möglichst vermieden werden. Der Zug wird deshalb in der Gegenrichtung bei gleichbleibender Geschwindigkeit von der Lokomotive geschoben. Eine elektrische Fern steuerung ermöglicht es, die am Schluß laufende Loko motive vom Führerstand des vorderen Wagens aus zu bedienen. Nun sind Sie also doch auf den Ersten April herein gefallen, Herr Nachbar, und Sie hatten es sich doch dies mal fest vorgenommen, Ihren Freunden diese Freude gründlich zu versalzen. Das riesengroße Loch in der Hose, das man Ihnen aufschwatzen wollte, haben Sie zwar so fort als Aprilscherz erkannt, und auch der mit verstellter Stimme durch den Fernsprecher angekündigte Besuch des Gerichtsvollziehers hat Sie nicht ins Bockshorn jagen können, aber ehe Sie sich's gedacht, hat man Sie doch überrumpelt, und irgendwo oder irgend jemand — ein Kollege, ein Familienglied oder Ihr Leibblatt — hat Sie gründlich angeführt. Woher die Aprilscherze stammen? Ja, wenn man das wüßte! Sie brauchen nur im Lexikon nachzuschlagen, um sich davon zu über zeugen, daß es die verschiedensten Erklärungen für die Entstehung des Ersten Aprils gibt. Selbst die alten Römer und Inder machten sich einen Sport daraus, ihre Freunde und getreuen Nachbarn zu gewissen Zeiten zum Narren zu halten, wenngleich es sich damals nicht eigent lich um Aprilscherze in unserem Sinne bandelte. April scherze sind eine kleine Charakterprobe. Vor allem zeigen sie, ob ein Mensch Spaß versteht, ob er genügend Humor hat, um einmal auch über sich selbst zu lachen und dem andern eine kleine Schadenfreude zu gönnen. Es gibt Menschen, die vollendet die Kunst beherrschen, alles und jedes übelnehmen. Solch Übelnehmerische verderben sich selbst die Laune und vergällen anderen das Leben. Ein Aprilscherz, auf den sie hereinfielen, ist für sie eine töd liche Kränkung. Menschen dagegen, die dem Leben eine heitere Seite abgewinnen, auch wenn sie manchmal selbst Zielscheibe eines harmlosen Spottes sind, verfügen über die nötige Portion Selbsterkenntnis und die schöne Gabe, das Große groß und das Kleine klein zu sehen; sie machen nicht gleich aus einer Mücke einen Elefanten und sehen nicht bloß den Splitter in des Nächsten Auge. Humor ist natürlich kein Weltüberwinder, aber er räumt die kleinen Hindernisse des Lebens aus dem Wege. Aprilscherze sind auch eine gute Erziehung zur Schlagfertigkeit, Geistes gegenwart, Aufmerksamkeit, schnellen Denkfähigkeit. Natür lich muß jeder Spaß seine Grenzen haben, und der April scherz eines Peters des Großen, der rings um seine Resi denz riesige Holzstöße entzünden und die schlafenden Be wohner St. Petersburgs dann durch einen nächtlichen Feueralarm Wecken ließ, ist nicht gerade ein guter gewesen. * Nun hat's wieder einmal Zeugnisse gegeben. Reifezeugnisse, Versetzungszeugnisse, Zeugnisse auch für die jüngsten Abc-Schützen. Für jedes junge Menschenkind be deuten sie einen Lebensabschnitt. Die Jugend wird sich dessen bewußt, daß sie gewertet wird, daß trotz der gol denen Freiheit der Ernst der Pflicht an sie herantritt und ihnen zeigt, wo sie den Hebel ansetzen muß, um sich zu ver vollkommnen, Fehler abzulegen, ihre Leistungen zu stei ¬ gern. Die schönen Ferien sind schnell vorüber.' FMH lernt das Kind, daß jeder Erholung die Arbeit vorangehen muß und daß nicht im Müßigsein, sondern im. tüchtigen Sich-Regen und in der Anspannung aller Kräfte die höchst« Freude liegt. Hinter Tausenden und aber Tausenden von jungen Menschen haben sich die Schulpforten zum letzten mal geschlossen, vor Tausenden und aber Tausenden wer den sie sich bald zum erstenmal öffnen. Wie glücklich, ist diese Jugend, daß sie ein leuchtendes Ziel für ihr Schaffen vor Augen hat. Aus Amerika kommt die Nachricht, daß an einer höheren Schule die Mehrzahl der Schüler absicht lich die Reifeprüfung nicht bestanden hat, weil sie mit dem Reifezeugnis in der Hand der Arbeitslosigkeit ausgeliefert worden wären. Die deutsche Jugend ist glücklich, daß für sie die Ferien nicht das Ende, sondern den Auftakt zu einer neuen, wichtigeren und inhaltsreicheren Arbeit be deuten. » Von Weltrekorden spricht man recht viel. Nun gilt es einmal auch von einem Weltrekord zu sprechen, der der Aufmerksamkeit der Welt entgangen ist. Gewöhnlich spielen bei Rekorden Bruchteile von Sekunden, ein paar Meter oder gar Zentimeter eine Rolle. Von Milch und Fett dagegen hört man bei ihnen recht wenig, höchstens! daß vielleicht ein Läufer nach einem anstrengenden Wett kampf soundsoviel Kilogramm überflüssiges Fett verloren hat. Es gibt aber, wie -wir jüngst lasen, auch Bestleistun gen, bei denen jedes zusätzliche Kilogramm Fett mit Hurra begrüßt wird. Die Rekordkuh „Agathe" der All gäuer Herdbuchgesellschaft hat in einem Jahr 17188 Kilo gramm Milch und 595 Kilogramm Fett geliefert. „Agathe« ist neuerdings sozusagen um eine Pferdelänge geschlagen worden. Eine Holsteiner Kuh namens „Butter- King", die sich im Besitze einer amerikanischen Farmer gesellschaft befindet, hat es auf 17 617 Kilogramm Milch und 635 Kilogramm Fett im Jahr gebracht. Von den Höchstleistungen der Landwirtschaft spricht man, wie ge sagt, nicht viel. Es gibt für sie keine Olympischen Wett kämpfe, die die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sie lenken würden, und doch wird auch hier Tag für Tag um Höchstleistungen gerungen, die für Deutschlands Zukunft von lebenswichtiger Bedeutung sind, um Rekorde, an denen Freiheit und Dasein eines 67-Millionen-Volks hängen. Lagesspruch Auswendig lernen sei, mein Sohn, dir eine Pflicht; Versäume nur dabei inwendig lernen nicht. Auswendig ist gelernt, was dir vom Munde stießt, Inwendig, was im Sinn lebendig sich erschließt. Friedrich Rückert- Die Mlicner besetzen bas Sultanat Auffa Nach einem wochenlangen Marsch durch die Danakil- wüste besetzten italienische Truppen das ganze Sultanat Aussa, das etwa 350 Kilometer südwestlich von Assab liegt. Die Truppen wurden bei ihrem Marsch durch 25 Flugzeuge verproviantiert und durch Flugzeuggeschwader gegen feindliche Angriffe gesichert. Die Bevölkerung von Aussa ist größtenteils islamisch und war dem Negus stets feindlich gesinnt. Das Gebiet, das 1896 von Menelik erobert worden war, ist etwa 250 Kilo meter breit. Der neue Reichssilmdramaturg. An Stelle des früheren Reichsfilmdramaturgey Kraus« wurde der bekannte Lyriker Hans-Jürgen Niereutz M dieses Amt berufen. (Scherl.) Wovon man spricht. Die Herrgottsmühle Roman von PaulHain. <2. Fortsetzung Nachdruck verboten „Und auswärts, Verena — wenn du allein mit Viktor zusammentriffst — kannst du deine Künste auch ungenier ter entfalten als hier! Du weißt ja, wie du ihn in Mar burg schon an dich gefesselt hattest." Verena lachte. „Du hast recht, Kurt! Es liegt kein Grund zur Enttäu schung vor. Viktor entrinnt mir nicht. Und da ich deiner finanziellen Unterstützung sicher bin, habe ich nun auch keine Besorgnis mehr." Er zog seine Brieftasche und entnahm ihr einige grö ßere Scheine, die er ihr überreichte. Es waren viertausend Mark. „Da' fürs erste, Verena." Er dämpfte die Stimme. „Das Fehlen solcher Summen merkt man in den Bü chern hier nicht, soweit ich sie unter mir habe. Es sind Lappalien." Selbstgefällig lächelte er. „Du magst daraus ersehen, was für eine Partie du machst." Verena fühlte ein Prickeln in den Nerven. „Kurt — ich beneide dich!" „Man kann nie früh genug anfangen, sein Schäfchen ins Trockene zu bringen," sagte er zynisch. Aengstlich forschte sie: „Kann wirklich nichts herauskommen —?" Sorglos antwortete er: „Gott bewahre. Was ich tue, überlege ich mir reiflich." Zwei Tage später fuhren Viktor und Verena ab. Der alte Baron hatte die Gräfin zwar gebeten, doch noch eine Weile zu bleiben, aber sie Halle herzlich gedankt. Was sollte sie nun noch hier. Sie mußte versprechen, wenn irgend mög lich. sich recht bald wieder einzusinden. Im Auto fuhr sie mit Viktor zum Bahnhof. Der Baron begleitete sie. Als sie am Mühlenberg vorüberfuhren, blickte sie Viktor von der Seite an. Der starrte vor sich hin. Er war sehr blaß. Sie konnte sich nicht enthalten, noch einmal zurückzu blicken. — In einer Staubwolke sauste das Auto dahin. Dürres Laub wirbelte hinter ihm auf. Oede und leer lagen die Felder da. Die Pappeln zu selten der Chaussee standen herbstmüde im Wind. — Eva Gwendolin hatte das Auto auf der Fähre bemerkt. Sie stand hinter Buschwerk versteckt am Hügelabhang. Sah das Auto verüberfahren. Sah die Insassen darin. Viktor, der so blaß aussah, Verena mit dem rosig gepuder ten Gesicht, den alten Varon — seine Aehnlichkeit mit Viktor ergriff sie sofort —, sah das Reisegepäck hinten am Auto, die Koffer neben dem Chauffeur. Wohin fuhr Viktor? Sie preßte die Hände auf das wild schlagende Herz. Um ihre Lippen lief ein krampfhaftes Zucken. So stand sie hinter dem Gesträuch. Sah das Auto verschwinden — starrte ihm noch nach, als nur noch eine Staubwolke in der Luft hing. Ein Schluchzen quoll in ihr auf. Heiß und weh. „Vik—tor ," stammelte sie. Ihres Herzens tiefste Qual war in diesem Wort. Und plötzlich sprangen die Tränen aus ihren Augen, wild und ungestüm. Sie griff wie halb suchend in die Zweige. Die Sinne drohten ihr zu schwinden. Nun erst — jo fühlte sie dumpf — war alles vorbei! Nun erst — da sie ihn nicht mehr drüben wußte — in dem großen Mühlenwerk. Da bald eine riesenhafte Ent fernung zwischen ihr und ihm liegen würde! Deutlich empfand sie, daß er entfloh! Floh vor ihr — vor feiner Liebe — vor der Vergangenheit! In dieser Minute bitterster Pein fühlte sie das alles und erriet alles mit grausamer Deutlichkeit. Nun erst — war alles vorbei! Und ihre Liebe war begraben! Fassungslos flüsterte sie heiße Worts vor sich hin, zw- innerst erschüttert von ihrer Erkenntnis: „Ich konnte ja nicht anders, Herrgott im Himmel. Ich durfte ihn nicht mehr sehen. Es war zu schändlich, was er mir angetan hatte. Und dennoch — dennoch liebe ich ibn! Aber ich werde sterben an dieser Liebe, die mir der Sommer schenkte. Gott, gib mir Kraft, daß ich es ertrage!« Sie rafste sich zusammen. Wankte den Hügel hinauf. Ihre Augen waren feucht und heiß von Tränen. — So traf sie Veit Gwendolin, der grübelnd — wie er es jetzt oft tat — in der Laube saß. Das tragische Liebes erlebnis seiner Einzigen zehrte an ihm Er blickte auf. „Eva —" Sie nickte leise. „Er — ist — fort," sagte sie still. Veit Gwendolin erhob sich. „Ein Schuft weniger im Bruch!" murmette e-- „Vater —" Qualvoll sah sie ihn an. Er zog die Brauen zusammen. „Und — darum weinst du?" Grollend klang es. „Das — kannst du nicht — verstehen, Vater," flüsterte sie leise mit zuckendem Mund. „Haß und Liebe — sie liege« jo dicht beieinander. Hasse ich ihn? Liebe ich ihn? Wa» weiß ich!" Hart fielen seine Worte. „Einen — Schuft liebt man nicht! Es ist gut, daß er auf und davon ist. Es hätte sonst vielleicht doch noch ein Unglück gegeben. Gut, daß er fort ist! Wisch die Träne» weg, Mädel! Ich kann sie nicht sehen! In der Herrgotts mühle kennt man keine Tränen — nur Tapferkeit!" Kortjetzuna lolat.