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italienischer Vormarsch auf Addis Weda Dessie bereits erreicht — Schlacht an der Südsront. Die italienische Nordarmee ist auf bcschle». nigtem Bormarsch begriffen. Eine motorisierte italienische Abteilung soll bereits Dessie erreicht und kampflos be setzt haben. Die italienischen Truppen scheinen nach den aus Asmara vorliegenden Meldungen die Absicht zu haben, noch vor Begin» der großen Regenzeit die abessi- nifche Hauptstadt Addis Abeba zu erreichen, über Addis Abeba erschienen 22 italienische Kampfflugzeuge und warfen Flugblätter ab. Die Mitteilung im amtlichen italienischen Heeresbericht, datz die Truppen das llfcr des Tana sees erreicht haben, wird von englischen Blättern allge mein in großer Aufmachung wiedergegeben. Gleichzeitig wird der Bericht hervorgehoben, daß eine weitere italie nische Truppenabteilnng den abessinischen Zollposten in Gallabat besetzt hat. Die englischen Blätter melden hierzu, daß nur die auf der abessinischen Grenzseite be findliche Hälfte der Stadt in italienischen Händen sei, während die im Sudan liegende andere Stadthälfte von britischen Truppen besetzt sei. Die britischen und italienischen Truppen seien nur durch ein ausgetrocknetes Flußbett voneinander getrennt. Bet Daggahbur ist, wie aus Addis Abeba ge meldet wird, eine heftige Schlacht an der Südfront im Gange. Die Truppen des letzten noch ungeschlagenen Feld- Herrn, des Ras Nasi bu, leisten verzweifelten Wider stand. Die angreifenden Italiener haben bisher geringen Geländegewinn gemacht. * Wie ansRom gemeldet wird, hofft Mussolini, die Abdankung des Negus in etwa zwei Wochen erzwin gen zu können. Sollte der Negus sich weigern, ans seinen Thron Verzicht zu leisten, so würden die Italiener nach Einnahme der abessinischen Hauptstadt den Negus absetzen und ein neues Kaiserreich mit dem Herzog von Harrar als Kaiser errichten. Veschrankle Vollmachten des italienischen Delegierten Aloisi. In politischen Kreisen wird ausdrücklich darauf hin gewiesen, daß das Mandat des italienischen Delegierten Aloisi in Genf das eines Beauftragten und nicht das eines eigentlichen Unterhändlers sei, da es sich im gegen wärtigen Stadium lediglich nm Vorbesprechungen unverbindlicher Natur handele. Es könnten fetzt nur Friedenspräliminarien, nicht jedoch schon wirkliche Frie densverhandlungen ins Auge gefaßt werden. Baron Aloisi werde von sich aus keine Vorschläge irgendwelcher Art mitbringen, sondern lediglich zur Verfügung stehen, um etwaige Anregungen entgegenzunehmen und nach Rom weiterzuleiten. Äeue abessinische Beschwerde. Die abessinische Vertretung in Genf bat dem Völkerbundssekretariat zur sofortigen Weiterleitung an den Dreizehnerausschuß, den Achtzehnerausschuß, den Völkerbundsrat sowie alle Mitgliedsstaaten ein Tele gramm ihrer Negierung vom 12. April zngchcn lassen, worin eine Zusammenstellung der Giftgasangrifse auf abessinische Ortschaften gegeben wird. Danach sollen in der Zeit vom 22. Dezember bis zum 7. April neunzehn Kasangriffe ausgeführt worden sein. Bei den vier letzten Angriffen, die sich am 4., 5., 6. und 7 April gegen Ouoram gerichtet hätten, soll die Stadt mit Gas buchstäb lich überschwemmt worden sein. Das am meisten ver- pendete Gas sei Aperit gewesen. Der italienische Unterstaatssekretär Suvich hat dem Generalsekretär des Völkerbundes ein Schreiben über die Aufhebung der Sklaverei in den von italienischen Truppen besetzten Gebieten Abessiniens zu gehen lassen, mit der Bitte, es allen Völkerbundsmitglie dern sowie den Mitgliedern des Dreizehnerausschusses und dem Sklavereiausschutz bekannizugeben. Ner Aührer besichtigt die Queralpensiraße. Ein neues Stück der Reichsautobahnen vor der Vollendung. Der Führer besichtigte den bereits fertiggestellten Teil der deutschen Queralpenstraße von Mauthäusel bis In zell, anschließend die Reichsautobahn München—Landes- grenze von Bernau am Chiemsee bis München. In der Be- gleitung des Führers befanden sich der Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen, Dr. Todt, und der Leiter der Fachgruppe Kraftwagen. Direktor Merlin. Die Autobahn München—Landesgrenze ist bisher auf einer Strecke von 30 Kilometer von München bis Weyarn dem Verkehr freigegeben. Etwa gegen Pfingsten wird ein zweites Teilstück bis Frasdorf mit der Innüberquerung dem Verkehr übergeben werden können; später erfolgt die Freigabe der Strecke bis zum Chiemsee. Der jetzt besichtigte Teil der Strecke führt durch landschaftlich reizvollstes Ge biet Deutschlands. Von der Höhe vor dem Chiemsee hat man einen Blick auf die gesamten deutschen Ostalpen und über den Chiemsee weit hinaus in das bayerische Land, einen Ausblick, wie er von kaum einer Autostraße Deutsch lands in solcher Schönheit geboten werden kann. Beson ders eindrucksvoll sind auch die Brückenüberquerungen der Prien und des Inn. Westlich des Inn hat man von Jv- schcnberg aus eine Alpcnstcht auf das Kaisergebirge, den Dachstein, den Wendelstein und einen großen Teil der bayerischen Alpen, die von überwältigender Schönheit ist. Landschaftlich reizvoll ist auch die Durchquerung des Leitz achtales und die Streckenführung am Seehamer See. Oer Arbeitseinsatz in Sachsen. Wieder 55 700 Arbeitslose weniger. Das Landesarbeitsamt Sachsen teilt mit: Im Marz trat eine starke Entlastung der Arbeitslosigkeit ein. Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen verringerte sich um 55 781. Damit ist der in der Zeit von September bis De zember 1935 eingetretene winterliche Rückschlag im Ar beitseinsatz in Höhe von rund 84 600 Zugängen bis auf knapp ein Sechstel anfgeholt. Am 31. März 1936 betrug die Zahl der Arbeitslosen 269 303, und zwar 207 466 Män ner und 61837 Frauen; sie liegt damit um 17,3 Prozent unter der Arbeitslosenrahl des Vorjahres (325 7871 Im Vergleich zur Zeit der Machtübernahme durch den Führer (am 31. Januar 1933 gleich 718 586 Ar beitslose) ging die Arbcitslosenzahl um 62,5 Proz. zurück; sie nähert sich damit schon jetzt dem mit rund 256 000 am 30. September 1935 festgestellten niedrigsten Stand des Vorjahres und liegt nur noch um rund 24 000 über der Zahl vom 31. März 1929. Wenn auch im März die milde Witterung in den Außenberufen die Fortführung unterbrochener und die Aufnahme neuer Arbeiten im großen Umfang ermöglichte,, so sind doch die konjunkturabhängigen Berufsgruppen, ins-^ besondere die für die sächsische Wirtschaft ausschlaggebenden Produktionsgruppen der Metallindustrie, des Spinnftvff- gewerbes, des Bekleidungsgewerbes und der Holzindu strie, vielfach infolge günstiger Messegeschäft e^ in bedeutsaemem Maß, mit 48,4 Prozent, an dem ge steigerten Arbeitseinsatz beteiligt. Rund 27 000 Volks genossen erhielten in den nicht zu den Außcnberufen zu rechnenden Berufsgruppen wieder Arbeit und Brot. Die Besserung der Arbeitstage erstreckt sich auf alle Bezirke der Arbeitsämter. In 19 Arbeitsamtsbezirken be ziffert sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit auf mehr als tausend Arbeitslose. Im Dresdener Arbeitsamtsbezirk beträgt die Zahl der Wiedereingestellten sogar über 7300. In den hauptsächlichsten Berufsgruppen zeigt die Be-, schäftigungsentwicklung folgendes Bild: In der Landwirtschaft sind die Frühjahrsarbeiten al lenthalben ausgenommen worden: sie haben in verstärktem Maß zum Einsatz von landwirtschaftlichen Arbeitskräften geführt. Auch im Gärtncrgewerbe setzte saisonmäßig eine Besserung der Beschäftigungslage ein. In der Industrie der Steine und Erden nahmen dio Steinbrüche, Kalkwerke und zum Teil die Ziegeleien Ein stellungen von Arbeitskräften vor. Auch andere Produk tionszweige dieser Industricgruppe (keramische Industrie, Glasindustrie) weisen einen steigenden Beschäftigungsgrad auf. In den Bergbaubetrieben sind wesentliche Aenderun- gen in der bisherigen Arbeitslage nicht eingetreten. In der sächsischen Metallindustrie hat die günstige Entwicklung unter anderem im-Maschinenbau, in der Fahrzcugindustrie und in der Elektrobranche angehalten. Rach Facharbeitskräften bestand in den vielgestaltigen Fabrikationszweigen weiterhin rege Nachfrage. Die hand werklichen Betriebe des Metallgewerbes boten in erhöhtem Maß Arbeitseinsatzmöglichkeiten. Die Einheit der Jugend von heute ist die Einigkeit des Volkes von morgen! Darum, hinein ins Jungvolk! Oer Einsatz aller Volksgenossen ist nötig! Der Gauamtsleiter des Amtes für Volkswohtfahrt, Büttner, erläßt folgenden Aufruf: An alle Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Mitglieder der NSV im Gau Sachsen! Dank der Stoßkraft der Nationalsozialistischen Bewe gung ist innerhalb drei Jahren in der NS-Volkswohlfahrt die größte Wohlfahrtsorganisation der Welt erstanden. Die NSV hat ungeheuere Aufgaben übernommen und isi dabei, nicht nur wirtschaftliche und gesundheitliche Schäden aus der Systemzeit vom deutschen Volkskörper zu nehmen, sondern auch die Wohlfahrt aller deutschen Volksgenossen im nationalsozialistischen Sinne herzustellen. Die Ausgabe der NSV, die ihr der Führer über tragen hat, ist die Schaffung eines gesunden und erbstarkcn deutschen Volkes. An dieser Aufgabe arbeiten heute im Gau Sachsen an nähernd 100 000 Helfer und Helferinnen, und 480 000 Mit glieder bilden die sichere Grundlage für die künftige Arbeit. Wir dürfen jedoch mit dem Erreichten nicht zufrieden sein, denn der Einsatz aller deutschen Männer und Frauen ist nötig, um in den kommenden Jahren des Aufbaues an der Verwirklichung unserer Ziele zu arbeiten. Deshalb muß jeder deutsche Mann und jede dentsche Frau, soweit sie wirtschaftlich in der Lage sind, Mitglied der NSV werden! Dies wollen wir im kommenden Sommerhalbjahr errei chen, und deshalb rufe ich alle Mitarbeiter und Mitglie der zu einer großen Werbeaktion auf. Kein Helfer und keine Helferin darf sich mit dem bisher Geleisteten be gnügen, und neben der Erfüllung unserer großen Som meraufgaben muß jeder und jede eine unbeirrte und zähe Werbearbeit leisten. Am Ende der Sommerarbett und mit Beginn des Winterhilfswerkes 1936/37 muß die NSV im Gau Sachsen eine schlagkräftige Organisation von 600 000 einsatzbereiten, opferwilligen deut^en Männern und Frauen darstcllen. Der Dank für diesen erhöhten Einsatz wird uns aus den strahlenden Augen gesunder Kinder und aus den glücklichen Gesichtern gesunder deutscher Familien ent gegenlachen, denen die Hilfe der neuen Mitglieder zugute kommt. Nun ans Werk, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen! Mit vereinter Kraft werden wir auch die nächste Etappe unserer Arbeit erreichen! Wir leisten diese Arbeit für Volk und Führer! Aus unserer Heimat. Wilsdruff, am 15. April 1936. Oer Spruch des Tages: Wahrheit ist das leichteste Spiel von allen. Stelle dich selber dar, Und du läufst nie Gefahr, Aus deiner Rolle zu falle». Friedrich Rückert. Zubiläen und Gedenktage. 16. April. 1786 Der Seefahrer Sir John Franklin geboren. Sonne und Mond. 1«. April: S.-A. 5.01, S.-U. 19.00; M.-A. 2.34. M.-U. 12.23 Oie Abc-Schützen rücken an. Unter dem Tannenbanm oder auf dem Geburtstags tisch lagen Schulmappe und Frühstückstasche, und von da an begannen die kleinen Abc-Schützen-Anwärter die Wochen zu zählen bis zum Schulbeginn. Als Vater seinen Spröß- ling beim Herrn Lehrer angemeldet hatte, wurden die Tage gezählt. Mit etwas Neid sah man auf die älteren Spielkameraden, die nun schon fast ein Jahr lang all morgendlich den Weg zu jenem geheimnisvollen Gebäude antraten, aber dann sagte man sich, daß man in wenigen Wochen selbst zum erstenmal seinen Einzug durch das große Portal halten würde. Run ist der große Tag herangerückt. Natürlich ist man schon vor der Zeit wach und kann die Zeit gar nicht erwarten, um zum erstenmal den Weg anzutreten, der nun für Jahre zur täglichen Gewohnheit werden soll. Aber zunächst ist alles noch furchtbar neu, unbekannt und geheimnisvoll. Mit besonderer Hingabe wurden die Hände gewaschen, weil Mutti erzählt hatte, daß der Herr Lehrer ungewaschene Kinder sofort wieder nach Hause schicken würde; dann wurde der neue Schul anzug angezogen, der Schulranzen umgeschnallt und die Frühstückstasche umgehängt und die große Schultüte stolz in den Arm gedrückt. Auf dem Wege zur Schule sah man, je. näher man, dem großen Gebäude kam, immer mehr Aller Schulanfang ist süß! (Wagenborg-Archiv — M.) mnoer mir tyren Muttis, und schließlich saß man in einem großen Raum mit vielen kleinen Pulten und einer großen Tafel an der Wand. Plötzlich war man sehr still geworden, alles war so fremd und fast unwirklich, daß man glaubte, immer noch zu träumen. Nur gut, datz Mutti drüben an der Wand stand und hin und wieder einen er mutigenden Blick herüberwarf. Langsam sah man sich um, betrachtete mit kritischen Blicken seinen Nachbar uu > seine Vordermänner, und dann, ja — und dann kam der Herr Lehrer. Erst ganz allmählich ging dann die anfäng liche Schüchternheit verloren, und als der Lehrer sich die schönen Schulsachen ansehen wollte, glich die Klasse einem Bienenschwarm. Dann war der erste Schultag vorüber. Der Chronist hat ein wenig „aus der Schule* ge plaudert, in der Erinnerung an jenen Tag, als er vor vielen, langen Jahren selbst zum erstenmal zur Schule ging. Heute tritt wieder die jüngste Garde an, erlebt genau so wie wir danials den ersten Schulgang. Junge Menschenkinder beginnen zu lernen, zu lesen und zu schreiben, um einmal tüchtige Jungen und Mädel zu werden, wie sie unser Vaterland heute mehr denn je braucht. Zunächst ist alles noch fast Spiel, aber bald wird selbst den Kleinen eine Ahnung von dem Sinn und Wert jenes Spruches aufgehen, der über dem Portal unserer Schule stand: „Richt für die Schule, sondern für das Leben lernen wirk* Die Osterferien sind zu Ende und heute mußten unsere Buben und Mädels wieder etwas früher aus den Federn, als sie es jetzt 14 Tage lang gewohnt waren; denn heute begann der Unterricht wieder! Mit neuen Kräften rücken sie nun an und wenn die Sonne auch noch so sehr lockt, etwas werden sie doch einstemmen müssen, um zu lernen, denn das Leben ist so vielseitig und da und dort ist alles Gelernte einmal zu ver wenden. Aber zu anstrengend wird es schon nicht werden, und in 6 Wochen ist ja wieder Pfingsten! Festkonzert der Stadt. Orchesterschule. Das gestrige Kon zert der Städt. Orchesterschule wies eine besondere Note auf: es war durchweg auf klassische Operettenmusik abgestimmt. Und wer ließe sich nicht gern von dieser Musikgattung ein- nehmen? Zumal wenn solche Werke in so prickelnder Weiss dargeboten wurden, wie gestern von Meister Philipps Orchester. Ein besonderer Genuß war während des ganzen Konzerts die Geschlossenheit des Streichkörpers und dessen reines, weiches Spiel. Die Dortragsfolge war geschmackvoll gewählt. Den duftigen Reigen eröffnete ein Marsch aus der Operette „Der Bettelstudent" von Millöcker, womit die Her zen der Hörer im Nu entzündet wurden. Suppe, der Alt meister der leichten Muse in der Musik stellte sich vor mit der Ouvertüre zu „Dichter und Bauer", ein dankbares Werk für jedes gute Orchester. Ein ganz besonderer Genuß war ein Blütenflor unsterblicher Melodien aus Johann Straußschen Operetten. Da entströmte Wiener Walzerseligkeit dem Orchester, da huschte die unverwüstliche „Fledermaus" vorüber, deren bestrickende Weisen wie perlender Sekt anmuten, auch die köstlichen Melodien aus dem „Zigeunerbaron" seien noch erwähnt. Ein Konzert für Klarinette-Solo mit Orchester schloß den ersten Teil. Schüler Tanneberger beherrschte sein Instrument in erstaunlicher Weise und verfügt bereits über eine sehr beachtliche Technik. Die Ouvertüre zur Operette „Flotte Bursche" von Suppe leitete zum zweiten Teil über, ssn dem Potpourri aus der Operette „Der Bettelstudent" ent faltete das Orchester nochmals eine blühende Melodienfülle, worauf die Hörer als Abschluß des Konzertes mit zwei sauber und exakt vorgetragenen Xylophon-Soli durch Schüler Io hannes Schmalz erfreut wurden. Der Taktstock Meister Philipps verlieh all dem Gebotenen Schwung und Tem perament. Alle Besucher (für viele waren noch Plätze frei!) waren von dem Gehörten wieder voll befriedigt. Die Grundsteuer ist sättig! Näheres in der Bekannt machung des Bürgermeisters in dieser Nummer.