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Wilsdruffer Tageblatt : 27.09.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193909274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390927
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-09
- Tag 1939-09-27
-
Monat
1939-09
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.09.1939
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H-Vvms -rvozn- Allgemein wird vermutet, daß der britische Bombenflieger vom Flugzeugmutterschiss „Courageous" stammte, das wenige Stunden später unweit der Untergangs stelle der „Kafiristan" möglicherweise vom gleichen U-Boot torpediert wurde. »Geradezu unverständliche Anständigkeit" Die „New Uorker Staatszeitung" bemerkt dazu, der ganze Vorfall zeuge von geradezu unverständlicher Anstän digkeit und Menschlichkeit des deutschen U-Boot-Kommnn- danten, der aus Sorge um daS Schicksal der englischen Be satzung sogar die eigene Sicherheit gefährdete. Für Leute, deren Urteil durch die Propaganda vergiftet sei, könne der Vorgang vielleicht überraschend fein. Diejenigen aber, die Ge legenheit gehabt hätten, deutsche Streitkräfte bei ihren Aktionen schon früher kennenznlerncn, fänden ihre bisherige Auffassung nur bestätigt. Sogar die „New-Dorker Times" schreibt, über die Ritter lichkeit und die Fürsorge des deutschen Kommandanten könne nicht gestritten werden. LtGA unierbreiteL Vorschläge Die Panamerikanische Konferenz berät Auf der P a n a m e r i k a l o n f e r e n z, auf der Vertre ter von 2l Nationen des amerikanischen Kontinents vertreten sind, begannen nunmehr die einzelnen Delegierten ihre Vor schläge zu unterbreiten. Ten Reigen der Redner eröffnete der Vorsitzende der USA.-Vertreiung, Welles, mit einer länge ren Rede, in der er die Plane Nordamerikas angesichts des europäischen Konfliktes ausemandersetzte. Es handelt sich uin die Freihaltung der Territorialgewäs ser des ganzen Erdteils von kriegerischen Operationen, den Großeinsatz der nordamcrikanischen Handelsmarine zur Auf rechterhaltung und Verstärkung des Verkehrs zwischen Nord-, Süd- und Mittelamerika, Finanzhilfe in Süd- und Mittcl- amerika zur Ueberbrückung der Absatzkrise sowie zur Entwick lung der Produktion in den ibero-amerikanischen Ländern. Gespannt erwartete man seine Ankündigung der Kriegs sperre um ganz Amerika. Diese formulierte Welles dahin gehend, die 2l amerikanischen Republiken müßten erklären, daß sie die Sicherheit ihrer Bürger oder ihrer legitimen Handelsrechte nichi durch „kriegerische Operationen in nächste! Nähe der Küsten der Neuen Welt" gefährden lassen werden. Wie verlautet, meinte die USA.-Negierung mit „nächste, Nähe" nicht die Dreimeilenzone, sondern eine viel weiter gehende erste Verteidigungszone, die Roosevelt künftig unter den Hoheitsgewässern dieses Erdteils verstanden haben will Ausnahmsweise sollen beim heutigen Aktionsradius der modernen Militärflugzeuge 500 Meilen als angemessene Sperrgrenze angesehen und alles darunter als „nächste Nähe" bezeichnet werden. Zur Untermalung seiner Vorschläge sprach Welles schließ lich von dem hohen moralischen Werle des Kellogg- Paktes und forderte für USA. das Recht, zu verlangen, daß der Kellogg-Pakt eingehakten und die Tragödie eines neuen Krieges nicht auf die Menschheit losgelassen werde, zumal Methoden friedlicher Beilegung von Konflikten zur Verfügung ständen. FL-Heimwehr Danzig kehrie heim Gauleiter Forster begrüßte die Truppe. Die ss-Heimwehr Danzig ist nach den von ihr bestandenen schweren Kämpfen um die Sicherung Danzigs zurückgekehrt. Sie war vor allem an der Erstürmung Dirschaus, der Wester platte und Oxhöfts hervorragend beteiligt. Acht Männer der ss-Heimwehr Danzigs wurden vom Führer mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Aus dem Langen Markt in Danzig begrüßte eine nach Tausenden zählende Menschenmenge die hcimkchrcndc Truppe, und auch die Straßen Danzigs, durch die die ^-Heimweh: zog. waren Kopf an Kopf von einer erwartungsvollen Menge — mit Blumen und Liebesgaben in den Händen — umsäumt. Nach der Meldung durch den ^-Obersturmbannführer Goetze rollte Wagen aus Wagen vorbei, vornweg die Fahne, die der Gauleiter am 18. August d. I aus dem Maifeld in Danzig der ^-Heimwchr übergeben hatte. * General der Flieger Kesselring überreichte bei einer Parade eines bei den Kämpfen im nördlichen Korridor ein gesetzten L u s t n a ch r i ch t e n r e g i m e n t s in Danzig sechs Offizieren und zehn Unteroffizieren und Mannschaften das Eiserne Kreuz. Da diese Auszeichnung nur für besonde ren Einsatz unmittelbar vor dem Feind verliehen wird, kann daraus die Leistung dieses Luftnachrichtenregtments ersehen werden. EwMUMMeriieyMn vor Warschau Eine polnische Regimentsfahne erbeutet In der Warschauer Vorstadt Praga, 23. September. <P. K. - So n d e r b e r i ch t.) Mit der Aufgabe der Feststellung der polnischen Haupt kampflinie und der Erforschung der Ari der dori liegenden Be festigungen ging beim II. Bataillon eines vor Warschau lie genden Infanterieregiments ein verstärkter Stoßtrupp vor. Nach vorbereitendem Artillerieseuer, das aus der ganzen Länge der Front ähnliche Unternehmungen decken sollte, traten ein Zug einer Schiiyenkompanie. ein SMG.-Halbzug und ein JG-- Zug an. Beim Vordringen wurde der Stoßtrupp von der im mer weiter vorgelegten Feuerwalze der Artillerie wirksam unterstützt. Zunächst ging es über freies Feld, an dessen Ende sich ein umfangreicher Häuserblock befand, es kam hierbei dar aus an, festzustellen, ob und in welcher Stärke der Feind sich hier festgesetzt haue. Fast ungehindert konnte der Stoßtrupp bis an die Häuser herankommen, so daß das Infanteriegeschütz in Richtung einer den Häuserblock durchlauscndcn Straße tu Stellung gebracht werden konnte. Es war auch höchste Zeil. Plötzlich bellten meh rere MG.s aus und zwangen unsere Infanteristen, in Deckung zu gehen. Ta erkannte der Zugführer am Ende der Straße in einer Litfaßsäule — getarnt eingebaut — ein schweres MG. des Feindes. Trotz gegnerischen Geweäneuers, das immer stär ker wurde, wurde das Geschütz auf den Feind gerichtet, und schon der zweite direkte Schuß war ein vernichtender Vollires- fer. Unsere Schützen kämpften sich unter flankierender Deckung einiger Gruppen bis an die ersten Häuser heran. Deutlich er kannte man in den nächsten Häusern das Anfblitzen der Ge- wehre, sowohl hoch an den Fenstern als auch an den Keller eingängen. wobei dem Gegner der Vorteil des bekannten Ge ländes zugute kam. Einen halben Straßenzug weiter war ein polnischer Offizier zu erkennen, der das gegnerische Feuer lenkte. Das Ergebnis der Ausklärung war die klare Erkennt nis, daß der Pole eine einheitliche Hauptkampflinie über haupt nicht mehr hat, sondern daß er sich vielmehr an für ihn günstigen Punkten in den Häusern verschanzt Hai und aus den, Hinterhalt Widerstand leistet Diese Er fahrung mutzte der Stoßtrupp machen, als er plötzlich von der Seite und schließlich sogar von rückwärts Feuer erhielt. Der Kompanieführer gab den Befehl zum Rückzug, da die Auf gabe des Unternehmens erfüllt war. Als Beute wurde eine polnische Negimentsfahne und ein neuartiges Panzerabwehrgewehr englischen Ursprungs ein- gebracht, ebenso ein polnischen Offiziersdegen, dessen Träger einem deutschen Feldwebel im letzten Augenblick entwischt war. Es kennzeichnet den Geist unserer Infanterie, wenn ein Offi zier dieses Unternehmens, der einen nicht unkomplizierten Schulterschuß erhielt, sich sofort mit dem verbindenden Arzt „verkrachte", weil ihm befohlen wurde, „sich ins Lazarett zu begeben". NeveS aus Mee Welt Katze als Verdunkelungsfünderin. In Höchst bei Frank furt am Main gab es ditser Tage eine Berdnnkelungsstörung, deren Aufklärung allerdings überraschend war. Ein Ehepaar war morgens aus eine Reise gegangen, von der es erst am späten Abend zurückkehne. Es war recht verwundert, als es bemerkte, daß die Fenster eines der Zimmer hell erleuchtet waren. Im Briefkasten fand sich auch schon eine Vorladung zur Polizei wegen der nicht durchgeführten Verdunkelung. Das Ehepaar besaß eine Katze, die allein in der Wohnung zurück geblieben war. Es stellte sich heraus, daß die Katze sich zum Spielen ausgerechnet den Zug des elektrischen Schalters aus gesucht und mit ihren Krallen so lange daran gezogen hatte, bis das Licht brannte. 1000 Mark für eine Numbnrger Bcfreiungsmarke. Die Rumburger Befreiungsmarken, die nach der Besitzergreifung der staatlichen Verwaltung durch die nationale Bevölkerung vom Rumburger Postamt zur Aufrechterhaltung des Briefver kehrs ausgegeben wurden, haben heute in Sammlerkreisen einen Wert, den nur äußerst seltene Stücke erreichen. Die Post im Rumburger Zipfel mußte nach Entfernung der Tschechen bis zur Ucbernahme durch die Reichspost vollkommen selb ständig arbeiten. Tschechische Marken wurden mit einem Hakenkreuz und der Aufschrift „Wir sind frei" überdruckt. Zwei 50-Heller-Marken ans dieser Zeit, von denen nur 50 etwa überdruckt worden waren, werden heute mit fast 2000 Mark bewertet. Riesenmcteor über Schweden. Am Montagabend kurz nach 23 Uhr wurde in Stockholm ein großes Meteor gesichtet, das ungefähr 15 Sekunden am Himmel zu sehen war. Das Licht des Meteors war drei- bis viermal so stark wie das der stärksten Sterne. Erdgasvorkommen bei Agram. In dem sMMlch do« Agram gelegenen Dorf Kravarskom wurden bei Bohrun- gen der Gesellschaft Mjauik iu 740 Meier Tiefe Erdgasguellen gesunden. Man hofft, bei weiteren Bohrungen auch Erdöl zu finde». Eine Mischung von Löwe und Leopard. Zu Forschnngs- zwecken soll denmächst im Zoologischen Ganen von Bloem» sonlein versucht werden, Mischlinge von einer Löwin und einem Leoparden zu erzielen. Man ist ver Ansichl, daß der Nachwuchs aus dieser Verbindung vie hervorragenden Merk- male beider EUermierc mit den äußeren Kennzeichen des^Leo» pardcn und dem Körperbau des Löwen auiw.eiicn wird. MchZrMmr. Das neue „Daheim" (Nr. 51) bringt einen sehr aufschluß reichen Aufsatz „Wie Polen den Krieg ries" und einen illu strierten Beitrag zur Erinnerung an den 22. September 191t, an dem Otto Weddigen mit ll 9 die drei englischen Panzer schiffe „Hogue", „Mourkir" und Lr-ssy" versenkte. Wort und Bild erzählen von den „tamenben Schwestern" Hedi und Mar got Höpfner, ein weiterer Beitrag mit Bildern führt uns in das Madidorf" Wcichs bei Regensburg. Ein Forschungsrcisender erzählt von „unheimlichen Begegnungen" im afrikanischen ür- wald. Der Wissenschaftler beantwortet uns die Frage „Was ist Biotechnik?" und «im Berufsrat berichtet von tüchtiger und viefteiiger „Frauenarbeit in Handel und Verkehr". Der er zählende Teil bringt Novellen von Arnold Krieger und Theo dor v. Hanffstengel. Kleinere Beiträge und der umfassende Da heim-Anzeiger vervollständigen das mannigfach anregend» und 'unterhaltsame Heft. ^Bchs^ndsr RePM Donnerstag, 28. September 5.50: Wettermeldungen sür den Bauern. — 6.00: Konzert Das Rundfunkorchester. Dazwischen um 7.00: Nachrichten. — 8.00: Konzert. — 9.55: Wasserstand. — 10.00: Konzert. — 11.25: Gedenktage des Jahres. — 11.40: Kleine Chronik des Alltags. — 12.00: Konzert. — 14.00: Nachrichten. Anschließend bis 15.00: Musik nach Tisch. (Jndustrieschallplatten und Aufnahmen des Deutschen Rundfunks.) — 16.00: Konzert. Das Leipziger Sin fonieorchester. Dazwischen um 17.00: Nachrichten. — 18.00: Tod feinde. Jägersreuden und Erlebnisse mit Tieren in freier Wild bahn. — 18.15: Unterhaltungsmusik. Willi Heese (Tenor), Wla dimir Pogorelow «Balalaika), Kapelle Otto Fricke. — 19.30: Nachrichten. — 20.00: Konzert. Hans Heinz Hamer (Bariton), Professor Schulz <Cello), das Leipziger Sinfonieorchester. — 22.00: Nachrichten. — 22.20: Konzeristunde. Trude Maria Schnell «Sopran), Paul Scheffel «Flöte), Willv Schrepper (Violine), Haus Gulden (Klavier). — 22.40: Aus Stuttgart: Volks- und Unterhaltungsmusik. — 24.00 bis 3 00: Aus Königs berg: Nachtmusik. Donnerstag, 28. September 5.30: Marschmusik. — 6.00: Sport am Morgen. — 6.20t Aus Franksurt: Frühkonzerl. Dazwischen: 7.00 Uhr: Nach richten des Drahtlosen Dienstes. - 8.00: Sport am Vormittag. — 8.20: Aus Köln: ... — 9.30: Schulfunk. Volksliedsinqem 77 lO.OO: Du mußt wissen! (für die Hausfrau). — 10.10: Kleine Musik. — 11.00: Soldaten- und Bauernlieder. Der Mozartchor der Berliner Hitler-Jugend, die Rundfunkspiel- schar des Deutschlandsenders. (11.00 bis 11.30 Uhr nur für den Deutschlandsender: Aus dem Zeitgeschehen.) — 12.00: D» mutzt wissen! (für den Landwirt). — 12.10: Aus Frankfurt: Singendes, klingendes Frankfurt. Dazwischen: 12.30 Uhr: Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. - 14.00: Nachrichten des Drahtlmen Dienstes - 14.15: Aus Leipzig: Musik nach Tisch - IE Aus Hamburg: ... - 17.00: Nachrichten des Drah1lo,en Dienstes. — ,7.10: Blaskonzert. Musikkorps des Jnf.-Lehr-Regls. — 18.00: Unterhaltungskonzert. Margaret- Slezak (sopran), Luitpold Ganthcr (Tenor», das Kleine Orchester des Reichssenders Berlin Dazwischen: 18.30 Uhr: Aus dem Zeitgeschehen. — 19.15: Dr. Rols Bathe spricht zum Heeresbericht. - 19.30: Frontberichte. - 20.00: Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. — 20.20: Toti da! Monte und Benjamino Gigli singen. (Jndustrieschallplatten.) — 20.45: Unterhaltungskonzert. Das Grotze Orchester des Reichs senders Berlin. — 22.00: Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. — 22.20: Kleine Musik. Elite Bläserserenade, die Bläserver einigung der Berliner Philharmoniker. — 22.40,- Front- berichte. — 23.00: Otto Dobrindt spielt —. — 24.00 bis 3.00: Nachtmusik. - (26. Fortsetzung.) < „Ja, da haben Sie schon recht, Frank. Seine seltsame Eigenbrödelei, über welche auch dieses Fräulein Sohrn stets klagte, haben es bereits Tante Elsbeth und Mut ter unmöglich gemacht, auch nnr eine lockere Verbin- dung mit der Tochter ihrer Freundin Armgard auf rechtzuerhalten. Wir wollen aber hoffen, daß Salfner L Schütz in diesem Falle ihrem guten Ruf alle Ehre wachen/ „Ich denke schon, daß sie es schassen werden. Sie sind eine der größten Unternehmen dieser Art hier/ ent gegnet Fram und muß denken: Man beschäftigt dort viele Angestellte ... auch Steno typistinnen . . . stellt aushilfsweise auch eine Manja Mierowska ein . .. diese Manja Mierowska sollte man suchen! Ohne Salfner L Schütz .. . allein ... Wozu? Für sich? Ach, Unsinn . . . Aergerlich schüttelt er die unmöglichen Gedanken ab, in der er sich da verliert. Er unterstreicht diesen Entschluß auch äußerlich, indem er seinem Stuhl einen energischen Ruck gibt, der ihn unmittelbar neben Ria bringt, die in der Ecke des Klmbsofas lehnt. Das gewahrt Reinhardt gerade noch mit einem hal ben Blick. Aber Mister Macpherson, der soeben sein besonderes Steckenpferd reitet, beansprucht die ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit seines Gesprächspartners, welcher in diesem Zusammenhang Lesser „Opfer" ge- «annt werden könnte. Und Reinhardt sagt sich, daß es gut so ist. Man darf die beiden nicht stören ... 'Vielleicht wäre es aber doch besser, wenn er hören könnte, worüber das Paar nunmehr so eifrig spricht. „Warum sieht man Joe jetzt so selten," beginnt Ria, vbgleich sie sich die Antwort auf diese Frage ohnehin denken kann. Und richtia. da sagt Frank auch schon: „Er ist unersättlich in seiner Arbeit und widmet ihr seine ganze Zeit." „Alles gut und schön. Aber man muß doch auch mal pausieren, sich entspannen und ablenken!" „Gewiß. Jedoch vorläufig steckt Joe eben ganz tief im Schafsensrausch. Der wird natürlich auch zu seiner Zeit abebben." ' „So besteht also immerhin die Hoffnung, daß er sich dann — wer weiß freilich, wann — auch seiner Freunde entsinnt, die er augenblicklich völlig vergiß." „In dieser Art dürfen Sie das wieder nicht auffaflen, Nia!" „Wie denn?" „Daß man das solch klugen Mädchen erst groß er klären muß!" Frank schüttelt lächelnd den Kopf. Dann setzt er in scherzhaftem Lehrton auseinander. „Bedenken Sie, wie lange dieser Junge seine tiefe, unglückliche Liebe zur Chemie in sich trug. Nun endlich wendet sich diese spröde Geliebte, nach der er vergeblich begehrte, ihm KU. Sie, die Unerreichbare, die sich ihm verweigerte, gibt sich ihm mit einem Male zu eigen. Da wird natürlicherweise alles andere unwichtig für den so plötzlich am Ziele Stehenden. Und es ist allzu begreiflich, wenn er sich nicht genug tun kann im Aus kosten des erfüllten Herzenswunsches." „Sie schildern so anschaulich, lieber Frank, daß ich mir Joes Chemie als berückend schöne Frau vorzu stellen beginne." „Damit bringen Sie der Sache schon das richtige Ver ständnis entgegen, Ria." „So, so . . . also, Josef Maria Reinhardt, vermählt mit seiner geliebten Chemie. . . glückstrahlender Ehe gatte . . . kommt für gewöhnliche sterbliche Mädchen oder leibhaftige Frauen weiter nicht in Betracht." „Na, das wollen wir keinesfalls verschwören. Mein Freund Joe ist kein Nurfanatiker seines Berufs, son- sern ein warmblütiger Mensch. Ueberdies ein bild hübscher Junge. Ich bin überzeugt, daß er gut und gerne die Herzen unserer reizendsten jungen Amerika nerinnen knicken wird." „Warum gerade Amerikanerinnen?" „Hier wird er zu dieser erfreulichen Beschäftigung kaum mehr kommen. Hier wird die Dam« Chemie ihn wohl nicht mehr loslassen/ „Glauben Sie?" „Ja. Er hat sich ein ganz gewaltiges Arbeitspro- gramm susammengestellt. Eine sehr Ver- suchsfolge. Soviel er mir davon sagte, verspricht es eine ganz große Sache zu werden. Anscheinend fesselt er auch Mister Macpherson mit seinen entschieden genialen Ideen. . . Sehen Sie nur die roten Köpfe der beiden dort im Erkerwinkel." „Hm ... der Herr Chemiker hat das Glück nun auch während dieser privaten abendlichen Zusammenkunft, vor der er sich wohl nicht gut drücken konnte, seiner Leidenschaft frönen zu können." „Aber Ria! Von dieser Seite kenne ich Sie gar nicht. Überdies betrachten Sie die Angelegenheit hier ganz alsch. Allerdings können Sie nicht wissen, wie ver- lucht schwer es-ist, Clark Macpherson zu packen, zu er wärmen. Daß Joe solches auf Anhieb gleich in diesem Maße geglückt ist, läßt mich besonders stolz sein auf meinen deutschen Kameraden und der Howardfabriken jüngsten Chemiker." Ria hat trotzdem wieder eine heftige Entgegnung auf den Lippen. Aber Harriet hindert sic daran, sie aus zusprechen. Vom Kaminplatz, an dem sie in eifrigem Gespräch mit Peter sitzt, ruft sie hinüber: „Hallo, Frank, machen Sie doch ein bißchen Musik. Mir ist so sehr nach Tanzen." Bereitwillig setzt Frank das Grammophon in Betrieb. Es ist ein zarter Tango, zu dem nicht nur Harriet und Peter, sondern auch Frank und Nia durch den Raum gleiten. ,,6omo alons!" sagt Mister Macpherson kurz und ent schieden: legt seinen Arm um Reinhardts Schulter und zieht sich mit ihm ins Nebenzimmer zurück. Dort wartet der umsichtige Friedrich mit schwarzem Kaffee und Likör auf. Beides genehmigt Chikagos Fleischkonservenkönig mit besonderer Vorliebe während seiner Unterhaltung mit diesem überraschend ideenreichen Chemiker. Keinen Ge danken verschwendet er daran, ob der junge Mensch sich nicht lieber mit der Hugend vergnügen würde, zu der er doch eigentlich gehört und deren Lachen und Scher zen herüberklingt. Dort unterhält sich seine Harriet. Das befriedigt Mister Macpherson ganz außerordentlich. Dort legt Frank den Arm um Ria. Heute . . . vor» läufig nur im Tanz. Aber — er wird von ihr Besitz ergreifen. Bald. Es ist unausweichlich. Doch das darr Reinhardt nichts angehen. ' . .(ForUeMa kM.x
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