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MsdrufferTageblatt Hwangsveraletch erlisch« seder Anspruch aus Nachlaß. Nr. 255 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 1. November 1939 Postscheck: Dresden 2640 Drahtanschrift: „Tageblatt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt ??^^"^ruffer Tageblatt' erschein« werktags ig Uhr Bezugspreis monaft S RM sre« Haus. bet Poflbcstelliing R,oo NM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer IV Rpf Alle Postanstallen. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- stellungen entgegen Im stalle höherer Gewatt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebrstorun. Sen besteht kein Anspruch au, Lteserung °cr Z-t- j tuns oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiltegt Anzeigenpreise lau« ausliegender Preisliste Nr 8. — Z i s s e r - G e b ü h r20 Rb, — Boraetchrt» bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt — An, eige n-A n nähme dürch^rnru^ üb-rmft. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 wlwn AnzMn "überneh! men wtr keine Gewähr „ .—7—7 77. 7— — Bei Konkurs und AlldeMmmissU MMm L Sbersten Sowjet AuMheliche Würdigung des deutsO-sowjetischen FreundMastSverhöttnisseS Politische Unterstützung der deutschen Friedensbestrebungen Die 5. Austerordentliche Täflung des Obersten Sow jet oer UdSSR, in Moskau wurde am Dienstag um 19.30 Uhr Ortszeit im großen Saal des Moskauer Kreml- Palais eröffnet. Das Erscheinen der Mitglieder der Sowjet- regierung und der obersten Parteileitung mit Stalin und Molotow an der Spitze wurde von der Versammlung mit stürmischem Beifall begrüßt. Im Saal halten sich auch die De legationen der Nationalversammlungen des westlichen Weißrußland und der West Ukraine eingefunden. Der Präsident des Obersten Sowjet hielt zunächst eine kurze Ansprache. Er forderte die Anwesenden auf, sich zu Ehren der bei den Operationen in Ostpolen gefallenen Kämpfer der Ro ten Armee von ihren Plätzen zu erheben und begrüßte dann die Delegierten der Westukraine und des westlichen Weißruß land. Die Tagesordnung, die von der Versammlung daraufhin angenommen wurde, besteht aus drei Punkten: 1. Bericht über die auswärtige Politik der Sowjetregierung; 2. Erklärung der bevollmächtigten Kommission der Nationalversammlung der Westukraine; 3. Erklärung der bevollmächtigten Kommis sion der Nationalversammlung Westweißrußlands. Zum ersten Punkt der Tagesordnung ergriff daraus der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare und Autzenkom- missar Molotow das Wort zu einer eineinhalbstündigen großen politischen Rede. Die Rede Molotows enthielt einen Ueberblick über die gegenwärtige internationale Lage und die Darlegung der auswärtigen Politik der Sowjetunion in ihren Beziehungen zu den wichtigsten Nachbarländern. Drei wichtige Tatsachen haben, so führte Molotow ans, die Weltlaae in den letzten Monaten geändert: In erster Linie der völlige Umschwung in den Beziehungen zwischen Deutsch land und der Sowjetunion, der zur Herstellung einer dauer- haften Freundschaft zwischen diesen beiden größten Staaten Europas geführt habe; 2. die militärische Vernichtung Polens und der Verfall des polnischen Staates: 3. die Fortsetzung des Krieges zwischen Deutschland einerseits und England und Frankreich andererseits. Mit sarkastischer Polemik behandelte der sowjetrussische Regierungschef in diesem Zusammenhang das nunmehr von den Westmächten angeblich verfolgte Kriegsziel, nämlich die „Vernichtung des Hitlerismus". Dieses auch noch unter d-r Flagge der Demokratien verfochtene Kriegsziel der Westmächte nannte Molotow schlechthin verbrecherisch. Staatsidccn wie die nationalsozialistische könne man ablchnen oder annchmen, sie jedoch zum Kriegsgrund zu erklären, sei sinnlos und verbrecherisch. Die wirklichen Kriegsziele der Westmächte bestünden denn auch in der Behauptung ihrer Weltherrschaft und in der weiteren ungestörten Ausbeutung ihrer Kolonial- Völker Auch bei seiner Darlegung der auswärtigen Politik der Sowjetregierung stellte Molotow eine ausführliche Würdigung des deutsch-sowjetischen Freundschaftsver hältnisses voraus. „Unsere Beziehungen zu Deutschland haben sich, so erklärte der Redner, von Grund auf gebessert. Es ist eine praktische Zu sammenarbeit erreicht und eine politische Unterstützung der deutschen FriedcnSbestrebungen durch die Sowjetunion." Unter Bezugnahme aus den deutsch-sowjetischen Freund schafts- und Grenzvertrag hob Molotow nachdrücklich hervor, daß die deutsch-sowjetrussische Freundschaft sich bei der schwie rigen Frage der Festlegung der Interessengrenze auf dem Territorium des früheren polnischen Staates bewährt habe. Die Sowjetunion verfolge den Kampf Deutschlands für die Beseitigung des Versaillers Svstems mit tiefem Verständ nis, denn sie stände auf dem Standpunkt, daß ein starkes Deutschland die unablässige Voraussetzung für Frieden in Europa ist. Der Versuch der Westmächte dagegen, Deutschland in ein neues Versailler System hineinzuzwingen, sei gefährlich und könne für diese Staaten selbst mit dem Ruin enden. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Deutschland haben sich ferner, so fuhr Molotow fort, in einer Erneuerung der wirtschaftlichen Bezie hungen zwischen beiden Ländern ausgewirkt. Durch die po litische Freundschaft seien hierfür die günstigsten Voraus setzungen entstanden. Mit den Wirtschaftsverhandlungen die zur Zeit durch die deutsche Kommission in Moskau und durch die sowjetrussische Kommission in Deutschland geführt wurden, sei „eine breite Grundlage für die Entwicklung des Warenaus tausches Wischen der Sowjetunion und Deutschland geschaffen". Bei der Schilderung der mit der Okkupation der West ukraine und des westlichen Weißrußland verbundenen Ereig nisse gab Molotcw erstmalig die Verluste der sowjet- russischen Streitkräfte bekannt, die bei der Besetzung dieser Gebiete verzeichnet wurden. An der weißrussischen Front sind an Offizieren und Mannschaften 246 Gefallene und AB Verwundete zu verzeichnen, an der ukrainischen Front 491 Ge fallene und 1359 Verwundete, insgesamt also belaufen sich die poetischen Verluste auf 737 Gefallene und 1862 Lerwundete- — Auch die Kriegsbeute, die der sowjetrussifchen Armee in Ostpolen Msiel, gab Molotow mit folgenden Zahlen bekannt. 900 Geschütze, über 300 Flugzeuge, über 10000 Maschinenge wehre, 300 000 Gewehre, eine Hache Million Patronen, eine Million Artilleriegeschosse usw. Zusammenfafsend sprach Molotow von der gewaltigen po litischen Bedeutung, die die Erwerbung der Gebiete des west lichen Weißrußland und der Westurkraine für die Sowjetunion habe. Diese Gebieie umfaßten 196 000 qkm. und 13 Millionen Einwohner, darunter 4.9 Millionen Weißrussen und 8 Mil lionen Ukrainer. Die erst kürzlich durchaeführten Wahlen zu den Nationalversammlungen in der Westukraine und im west lichen Weißrußland hätten erwiesen, daß neun Zehntel der Be- völkeruna dieser Gebiete die Veränderung ihres politischen Schicksals begrüßen. Den neuen Bezollungen der Sowjetunion zu den baltischen Staaten widmete Molotow einen besonderen Abschnitt seiner Rede. Die Beistandsvakte mit den drei baltischen Staaten bezeichnete der Redner als das Ergebnis des gbsoluten Vertrauens und gegenseitigen Verständnisses, das «wischen der Sowietunion und diesen Staaten herrsche. In Würdigung der besonderen geographischen Lage dieser Staaten, die sozusagen den Zugang zur Sowietunion von der Ostsee her darstellten, seien die Sow- setreaierrma und die'Renierungen der baltischen Staaten über eingekommen. der Kriegsmarine, der Luftwaffe und einer be grenzen Anwbl von Landtruhpen der Sowjetunion Basen und Standorte in den baltischen Ländern einzuräumen. Mit besondorem Nachdruck wandte sich der Austenkommis- sar gegen die Verleumdungen einer gewissen ausländischen BreUe. die behauptete, daß mit der Durchführung dieser Pakte die Sowjetisierung der baltischen Staaten verbunden sei. „Das Geteßwäß über die Sowietisi-nma der Baltenstaaten", so be merkte Molotow wörtlich, „ist das Brodukt antisowjetischer Provokationen und soll nur unseren Feinden nützen". Die Nnverlekbarkeit der Souveränität der baltischen Staaten und das Brinriv der Nichteinmischnna in deren innere Verhält« niste seien klipp und klar in den Beistandsverträaen festgelegt. «ie Bedeutung der mit den baltischen Staaten getroffenen wirt schaftlichen Vereinbarungen stellte Molotow weiter besonders heraus. keiner besonderen und ausführlichen Darlegung unterzog Molotow Im weiteren die gegenwärtige "ibake der sowjetisch-finnischen Beziehungen. Das Verhältnis «n Finnland sei für die Sowjetunion bon nicht aerinaerer Wichtigkeit als die Beziehungen zu den drei baltischen Staaten, um so mehr als die Sicherheit der nord westlichen Grenze der Sowjetunion und der bedeutendsten sow- setischen Hafenstadt Leningrad davon abbänge. Leningrad liege 32 Km. von der finnischen Grenze entfernt, in einer Entfer nung also, die geringer sei als die Schußweite moderner Ge- sch'iste. In ernster und eindringlicher Weise wies Molotow dar auf hin, hast die Sicherheit der Seeverbindnngen Sowietruß- lands im Finnischen Meerbusen und Leningrad selbst in un mittelbarem Zusammenhang damit stehe, ob Finnland eine freundliche oder feindliche Haltung der Sowjetunion gegen über einnehme. Die Verhandlungen, die zwischen der Sowietregierung und der Regierung Finnlands über diese Fragen in jüngster Zeit — auf Initiative der Sowietregieruna bin — geführt würden, seien noch nicht beendet. Sie seien überschattet von der Tat sache, daß in Finnland anderweitige äußere Einflüsse seitens dritter Mächte im Spiel seien. Nichtsdesto weniger habe die Sowjetunion das Recht und die Pflicht, wirk same Maßnahmen durchmftihren, die zum Schutze ihrer Sicher heit im finnischen Meerbusen und der Landgrenze in der Um gebung der 3,5-Millionenstadt Leningrad dienen, deren Bevöl kerungszahl allein diejenige ganz Finnlands nahezu erreiche.. In großen Zügen gab dann der Austenkommissar das maß volle und weitsichtige Programm der sowietischen Vorschläge an Finnland bekannt. Die Sowjetunion habe weder Absichten auf Wvbora, noch auf die Aalandsinseln, noch wolle sie gar einen Druck auf Schweden und Norwegen ausiiben, wie die? sinnlose und böswillige Gerüchte behaupteten, die im Ausland Verbreitung fanden. Unsere Vorschläge an Finnland lind vielmehr, so er klärte Molotow wörtlich, sehr bescheiden und beschränken MMtMifA imd NirtsKMIK «nbesiegbarr I M I «IN» Generaloberst von BrmMM über unsere Lage Der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch. gewährte dem Hauptschriftleiter der Zeit schrift „Freude und Arbeit" eine Unterredung, in der er einige an ihn gerichtete Fragen beantwortete. Frage: Welcher Unterschied besteht. Herr Generaloberst, in militärischer Hinsicht zwischen der heutigen Lage Deutsch lands und der des Weltkrieges? Antwort: Wir sind heute militärisch wesentlich stärker als vor 25 Jahren Das gilt sowohl hinsichtlich der Bewaffnung und Ausrüstung als auch vor allem hinsichtlich der Ausnutzung der gesamten Wehrkraft des Volkes. Unsere aus den Erfahrungen des Weltkrieges aufgebaute Ausbildung sowie die Gliederung und Zusammenfassung der verschiedenen Waffengattungen haben sich im polnischen Feldzuge her vorragend bewährt. Die Errichtung des Westwalls, der stärksten Befestigungsan age der Welt, hat es uns er möglicht, das polnische Heer in kürzester Zeit zu vernichten, ohne daß wir wie 1914 die Mass» unserer Kräfte an mehreren Fronten zersplittern mußten Jetzt haben wir den Rücken frci imd können ohne die Gefahr eines Zweifrontenkrieges der weiteren Entwicklung in überlegener Ruhe ent gegensehen. Frage: Womit ist der überraschend schnelle Erfolg der deutschen Wehrmacht im polnischen Feldzuge zu erklären? Antwort: MU der u - v e r l e g e n y e t 1 der deutschen Führung und des deutschen Soldaten und mit der Güte und Wirkung der deutschen Waffen! Aus polnischer Seile versagten Führung und Organisation völlig. Der polnische Soldat Hai sich vielfach zäh und hartnäckig geschlagen, war aber sowohl moralisch als auch in Ausbildung und Ausrüstung dem deut schen Soldaten keineswegs gewachsen. Er hätte seinen Wider stand ohne Zweifel noch eher aufgegeben, wenn er nicht, wie aus Gefangenenaussagen einwandfrei hervorgehl, über die militärische Lage aus das gröbste belogen worden wäre. vreven den uver alles Lob erhabenen Leistungen der ein zelnen, am Einsatz beieiligren deutschen Truppen hat das vor bildliche Zusammenwirken aller Waffen und be sonders auch die engste Zusammenarbeit zwischen Heer und Luftwaffe wesentlich zu dem raschen Erfolg beigetragen. Frage: Ist mit einer ähnlichen Wirkung der englischen Blockade wie vor 25 Jahren zu rechnen? Aushungerung unmöglich? Antwort: Eine Wiederholung der Aushungerung, auf die unser menschenfreundlicher Gegner in erster Linie ab zielt, ist aus zwei Gründen nicht möglich. Wir sind nicht wie 1914 bis 1918 von allen Seiten abgeriegeft. Wir sind in der Lage, den Handel mit dem ost- und südosteuropäischen Wirtschaftsraum sorizusetzen und noch weiser auszubauen. Wir haben uns außerdem mit großen Vorräten, insbesondere an Getreide, eingedeckt, und tun alles Erforderliche, die land wirtschaftliche Erzeuaunq in vollem Umfange auch im Kriege aufrechtzuerhalten und sogar noch zu steigern. Auch unsere alten Korn- und Fleischkammern Posen und TLest- preußen werden uns von großem Nutzen sein. Für di« Bestellung mit Wintersaat ist gesorgt. Die englische wirtschaftliche Kricgsführung wird aller dings die neutralen Staaten wieder schwer treffe«. Deutschland wird sein Möglichstes tun, durch Lieferungen ihre Leiden zu mildern. Es bedarf allerdings auch einer energischen Selbsthilfe der Neutralen gegen die englische Wirt- schaftSblockadr. England wird sich über unsere heutige wirtschaftliche Kraft täuschen. Ich glaube, daß die gegenwärtige Lage Eng- lands mehr gefährdet ist als die unsrigc. Hervorragende Kameradschaft zwischen Soldaten und Arbeitern! Frage: Was erwarten Sie, Herr Generaloberst von der deutschen Arbeiterschaft im Kriege? Antwort: Ich habe schon bei meiner Rede in den Rhein-Metallwerken betont, daß die nationale und soziale Geschlossenheit des deutschen Volkes auch in schweren Tagen ihre Prüfung bestehen wird Heute kann ich sagen, daß die Kameradschaft zwischen deutschen Arbeitern und deut schen Soldaten sich bereits in den ersten Eriegswochen her vorragend bewährt hat. Die deutsche Arbeiterschaft, die auch ihre Arbeit in der Heimatfront als Soldatentum auf- fatzt, Hai mit eiserner Disziplin an dem ihr zugewiesenen Platz ihre Pflicht erfüllt Wir haben damit der Welt den Be weis liefern können, daß Deutschland nicht nur die besten Soldaten, sondern auch die besten Arbeiter hat. Ich bin überzeugt, daß die deutsche Arbeiterschaft auch weiterhin im nationalsozialistischen Geiste ihre Pflicht erfüllen wird.