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Wilsdruffer Tageblatt : 30.10.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193910305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19391030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19391030
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-10
- Tag 1939-10-30
-
Monat
1939-10
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.10.1939
- Autor
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MNen wehrt sich gegen Kriegrheter i Erliste Warnung des „Standaard" vor Gefährdung der v belgischen Neutralitätspolitik. ' " Mr führende flämische Zeitung „Standaard* wendet sich M schärfster Weise gegen diejenigen Kreise in Belgien, die Lurch Taten oder Worte die belgische Neutralitätspolitik in schwerster Weise gefährden. Das Blatt betont, daß es immer noch Gruppen, Klubs und Cliquen gebe, die es dem König und der belgischen Re gierung nicht verzeihen könnten, daß sie dem Bafallen- tum Belgiens gegenüber Frankreich ein Ende gemacht hätten. Das Verhalten dieser Leute sei zum Teil mit der Freimaurerei in Beziehung zu bringen, zum Teil mit Antifaschistischen Bestrebungen, und schließlich sei es auch auf finanzielle Gründe zurückzuführen. Man müsse sich vor allem vor denjenigen hüten, die unter dem Deckmantel eines falschen Patriotismus ein Spiel durchführten, das dem Landesverrat glcichkomme. Seit Beginn des Konflikts werde die belgische Neutrali tätspolitik, so stellt „Standaard* fest, systematisch und unab lässig durch die Anhänger einer einseitigen Außen politik bekämpft. Das gesamte flämische Volk und die große Mehrheit der wallonischen Bevölkerung unterstützten aber die Neutralitätspolitik. Die Tatsache, daß die gegen die Neutralität gerichtete Propaganda jedoch unablässig in breite Volksmassen getragen werde, besonders was die wallonischenj Soldaten betreffe, bedeute eine Gefahr für die Unab-! hängigkeit Belgiens und die Aufrechterhaltung des Friedens. Die Regierung müsse mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einschließlich strafgerichtlicher Maßnahmen auftreten, um jeden Versuch, die Neutralitätspolitik zu unrer- dttnieren, zu unterdrücken. Es bestehe kein Zweifel, daß Spaak mit seinen angekündigten Maßnahmen diejenigen Kreise im ßluge habe, die unter dem Einfluß Frankreichs oder Englands Belgien in den Krieg aus Seiten der Alliierten. Kineinziehen möchten. ! Während einige frankophile Zeitungen die gestrige Rede jSPaaks als „Bedrohung der persönlichen und der Presse freiheit* bezeichnen, erklären sich andere führende Blätter voll! Und ganz damit einverstanden. „Vingtiöme Sitzcle* schreibt! «. a„ daß die Worte Spaaks im ganzen Lande Erleichterung! und Befriedigung hervorriefen. Die Belgier wollten Gewehrs hei Fuß unabhängig und friedlich bleiben. Diejenigen, die die! motwendige Disziplin nicht annehmen, wollten, müßten als! schlechte Bürger behandelt werden. WLWer ZeitmgsMMer sm Pranger . Mehrere belgische Blätter wenden sich gegen die ver dächtigen Machenschaften des jüdischen Journalisten und Mitarbeiters einer belgischen Zeitung, Fast. Sie stützen sich dabei insbesondere aus die englische Zeitung „Evening Standard*, wonach dieser Jude belgischer Staatsangehörigkeit hei seinem kürzlichen Besuch in London gegen die „Unzu länglichkeit der brittschen Propaganda in Belgien* pro testiert habe. (!) Die Brüsseler Zeitung „Vtngtiöme Siöcle* schreibt dazu, es sei kaum glaublich, daß ein belgischer Jour nalist die Verstärkung einer ausländischen Propaganda in Belgien verlangt habe. Rundfunkrede des belgischen Außenministers. . Der belgische Außenminister Spaak hielt eine Ansprache Über den belgischen Rundfunk, in der er betonte, er kenne keine höhere und edlere Aufgabe, als zur Aufrechterhaltung des Friedens beizutragen. Er sei sicher, daß die ungeheure Mehrheit der belgischen Bevölkerung, sowohl der Wallonen Wie der Flamen, die Unabhängigkeit und den Frie den bewahren wolle. Der belgische Außenminister ermahnte gewisse belgische Kreise, die sich nicht im klaren darüber zu sein scheinen, daß die Neutralität Pflichten auferlcgt und daß sie nur unter ge wissen Bedingungen aufrechterhalten werden könne. Diese Kriegshetzer feien sich nicht über die schreckliche Verant wortung im klaren, die sie dem Volk gegenüber hätten. An dere Kreise wieder verlangten das Recht, allen ihren Gefüh len Ausdruck zu geben, und erklärten, daß, wenn der Staat Neutral sei, sie dies selbst nicht sein könnten. Auch an diese Kreise richtete der Außenminister eine ernste Warnung, indem er sagte, wenn die Existenz eines Volkes auf dem Spiel stehe, bann dürfte es nicht gestattet sein, durch einen falsch verstandenen Individualismus das Schicksal des Lan des in Gefahr zu setzen. Belgien würde eine wirkliche Gefahr laufen, wenn man im Gegensatz zur Wirklichkeit glauben könnte, daß die von der Negierung proklamierte Neutralität nicht duch von der öffentlichen Meinung gewollt werde. Die bel gische Regierung sei jetzt entschlossen zu handeln und fordere alle auf, Belgien und den Frieden gegen die unklugen Leute Lu unterstützen und zu schützen. vkNWM-Mauissanorr ovnv« os««« «unsren, n-enoL0 , (2. Fortsetzung.) s Lite versuchte bis beklemmende Stille zu durchbrechen. Sie fühlte sich verpflichtet Lazu. „Eine Frau, die in schwerer Stunde den Kopf verliert, ist noch tausendmal schlimmer als ein Mann, der glaubt versagen zu Müssen. Denn die Frau ist zum ewigen Erhalten be stimmt." Das Mädchen hörte ganz deutlich der Mutter Stimme und hinter ihr stand eine endlose Kette tapfe rer Ahninnen. Ja, die Familiengeschichte erzählte so gar von einer, die in Männerkleioern Anno 1813 aus zog, der schweren Zeit und des eigenen unerschütter lichen Glaubens eingedenk. i Einen hochaufspringenden Sprudel schlug Lite in das stille Wasser. „Kommt, schaut, so wird euer Feuer brand gelöscht!" Sie lachte, war nicht recht vorsichtig. Und ehe einer der Männer noch zugreifen konnte, neigte sich das Boot stark zur Seite: Lite war im See lautlos verschwunden. Ueber den Mond zogen dunkle Wolken. Das Waffel' lag totenstill, gluckste nur ein paarmal geheimnisvoll. Es gab so leicht keinen her, den es einmal in seine Arme genommen. Otto von Plessow wollte die Ruder wegwerfen, über Bord springen. Doch der Bruder drückte ihm das Holz fast gewaltsam in die schreckkalten Hände. „Bin ein besserer Schwimmer!" Hart stieß er sich mit Wossil Petrowitsch, der gleich ihm den Rock abgeworfen hatte, etwas Feindliches lag über den beiden Männern, denen Otto von Plessow nachruderte. Sie schwammen wie Besessene, die ein Ziel erzwingen müssen. War es der seltsame Ernst, die AmH dieser Stunde, die sich in dem Feuerwerk Symbol geschaffen — die Schwimmenden rangen mit dem Wasser, als kämpften sie um das eigene Leben, das ihnen unsichtbare Gemalt nehmen wollte. ! Lite hatte unter den Buben das Schwimmen gelernt. Aber die Kleider raubten die Bewegungsfreiheit. Ihre Bewegungen erlahmten schnell. Noch ehe sie aber end- Dsrmsssung Ser Grenzlinie Deutsch-russische Grcnzkommission an der Arbeit. Seit dem 26. Oktober weilt auf Einladunq der ReichS- regierung die gemischte Zcntralkommiffion des Deutschen Rei ches und der Sowjetunion für Grcnzfragcn in Warschau. Die Zentrallonimission hatte hier Besprechungen mit den deutschen und den sowjetrusfifchen Delegationsleitern der gemischten Unterlommissionen abgehalten. Die sowictrussischc Delegation der Zentralkommission wird vom Direktor der zentraleuro- päischen Abteilung im Volkskommissariat für auswärtige An gelegenheiten. Alexandrow, die deutsche Delegation vom Vor tragenden Legationsrat Hencke geleitet. Ans Anlaß der Anwesenheit der gemischten deutsch-sowjet- russischen Zsniralkommission veranstaltete der neuernannte Generalgouverneur für die besetzten Gebiete in Polen, Reichs minister Dr. Frank, ein Frühstück für die Teilnehmer der Konferenz. Der Warschauer Stadtkommandant. General von Neumann-Neurode. lud die Delegationen zum Essen ein. Ihren Abschluß fand die Tagung durch ein Abendessen, das im Austrage des Reichsministers des Auswärtigen, von Ribbentrop, von dem Leiter der deutschen Delegation. Vornan gendcn Legationsrai Hencke, im Diplomaten-Sonderzng ge geben wurde, in dem die Zemralgrenzkommission während ihres Warschauer Aufenthaltes- wohnte. Die gemischten Unterkommissionen haben am 28. d. M. mit ihrer ArbKi für die praktische Vermessung der Grenzlinie be gonnen. Wie aus unterrichteten Kreisen verlautet, nahmen die Besprechungen einen m jede: Hinsicht befriedigenden Verlaus Anläßlich des Empfanges der Kommissio- in den Räu men des deutschen Stadtpräsidenten in Warschau ga'- Reichs minister Dr. Frank in einer kurzen Ansprache seiner nugtuung darüber Ausdruck, daß eine der ersten seiner Amts handlungen im besetzten Gebiets der Empfang einer sowjet- russisch-deutschen Kommission sei. Die Arbeit der Kommission, der festgesetzten Jnteressengrenze der beiden Länder eine prak tische Gestalt zu geben, geschehe in Verfolg des gemeinsamen Zieles, die Bewohner des polnischen Gebietes, die durch eine verblendete Regierung in unsägliches Elend gebracht worden seien, wieder friedlicher Arbeit zuzuführen. Im Namen der sowjetrussischen Grenzkommission der ein General und eine Anzahl höherer sowjelrussischer Offiziere angehören, stellte Ministerialdirektor Alexandrow in seiner Erwiderung fest, daß die Grenzverhandlnngen eine weitere Gelegenheit darstellten, die deutsch-russische Freundschaft zu be weisen und zu vertiefen. Der Geist, der die Verhandlungen beherrickie. kei der der Zusammenarbeit zum Woble der deut schen und sowjetruflischen Nation, der beiden größten Völker Europas. Zweiter Teil der Sowjet-Handelsdelegation in Berlin Von Königsberg kommend, traf der zweite Teil der sowjer- ruffischen Handelsdelegation unter Leitung des stellvertreten den Volkskommissars Korobosf in Berlin ein. Vom Auswärtigen Amt waren zur Begrüßung der stell vertretende Leiter der Wirtschaftsabteilung, Gesandter Clo- dius, Generalkonsul von Luckwald und in Vertretung des Chefs des Protokolls Legationsrai Peter-Pirkham erschienen« Weiterhin hatten sich namhafte Persönlichkeiten des deutschen Wirtschaftslebens zum Empfang eingefunden. Wilna vM der MMHen Armee besetzt Nachdem am Freitagabend in Moskau das Zusatzproto koll zum litautsch-sowietrussischen Beistandsabkommen vom 10. Oktober unterzeichnet wurde, das die genaue Beschreibung der litauisch-sowjetrussischeu Grenze enthält, hat die litauische Armee am Sonnabend Wilna und das gesamte abgetretene Wilnagebiet besetzt. Am Sonntag wurde auf dem ge schichtlichen Gediminasburgberg in Wilna die li tauische Flagge gehißt. In ganz Litauen fanden aus An laß der Eingliederung des Wilnagebietes Festgottesbienste statt. Der Eisenbahnverkehr zwischen Kowno und Wilna wurde bereits ausgenommen. Neben dem Lit gilt im WUngge-' biet vorläufig auch der Zloty als Zahlungsmittel (I Lis'cssSNY ö Zloty). Tie litauische Postverwaltung hat aus Anlaß dieses geschichtlichen Ereignisses Sondermarken herausgebracht; es sind die Jubiläumsmarken zur zwanzigjährigen Unabhängig^ kcitsseier mit einem Sonderaufdruck. Katastrophaler Rückgang des britischen Außenhandels Die Folge: Lebensmittclknappheit und Preissteigerung. Die englische Wirtschaft weist infolge des von England! angezettelten Krieges einen gewaltigen Rückgang aus. Vor allen Dingen ist die Ein- und Ausfuhr Englands in einem geradezu katastrophalen Ausmaß geschrumpft. Dafür gibt der amtliche Bericht des englischen Handelsministeriums einen un leugbaren Beweis. Aus diesem Bericht geht hervor, daß dis englische Einfuhr, die im August wertmäßig 81,10 Mil- lionen Pfund betrug, im September auf 49,92 Millionen Pfund zurückging. Die Ausfuhr betrug im September 23,05 Mil lionen Pfund gegen 37.08 Millionen Pfund im August. Be sonders stark ist die Lebensmitteleinfuhr nach England gesunken. Sie betrug 23,12 Millionen Pfund im September d. I. gegenüber 37,68 Millionen Pfund, im September des Vorjahres.. j Die Folge der Außcnhandelsschrumpfung ist eine empfind^ liche Lebensmittelknappheit in England, die von einer starken Preissteigerung begleitet ist. Die Lebens haltungskosten haben sich in einem Monat um etwa 10 v. H,i erhöhi. Die Preise steigen aber mit jedem Tag weiter. Die neue slowakische Negierung Dr. Tuka Ministerpräsident. _ Wie das amtliche Slowakische Preßbüro meldet, hat der! Präsident der Slowakischen Republik, Dr. Joses Tiso, mit Handschreiben vom 27. Oktober 1939 die neue slowakische Negierung ernannt. Die neue Regierung wurde vom Präsidenten der Repu^ blik empsangen und hat in seine Hände das verfassungsmäßige Gelöbnis abgelegl. Die neue Regierung weist die gleiche Zusammen-^ setzung auf wie die bisherige Regierung, mit dem Unter schied, daß das Innen- und das Außenministerium von Dr. Durcansky verwaltet werden, während bisher das Innen ministerium unter Leitung Dr. Tukas, des nunmehrigen Ministerpräsidenten, stand. Zum stellvertretenden Minister präsidenten wählte die Regierung den Innenminister und! Minister des Auswärtigen Dr. Durcansky. Die Abstimmung des LtGA -Senaks Das „Loch im Norden* wird geöffnet. Der Beschluß des amerikanischen Senats über das Waffen embargo, der durch den Antrag des Republikaners Nye, di« Regierungsvorlage durch eine das Embargo beibehaliende Vorlage zu ersetzen, ausgelöst worden war, kam auf Grund folgenden Abstimmungsergebnisses zustande: Für Nyes An trag stimmten 10 Demokraten, 9 Republikaner, 2 Farmer- laboriten und 1 Progressiver. Dagegen stimmten 54 Demo kraten, 12 Republikaner und 1 Unabhängiger. Im Washingtoner Bundcssenat wurde der Antrag^des demokratischen Senators Gillette angenommen, der USdl.- Firmen gestattet, Güter nach ihren ausländischen Zweigstellen zu verschaffen, ohne zu beeiden, daß das amerikanische Besitz recht erloschen sei. Damit sollen die Lieferungen nach Kanada beguemer gemacht werden. Der Präsident des großen amerikanischen Autokonzerns General Motors, Knudsen, erklärte, daß die weit verbrei tete Behauptung, die amerikanische Wirtschaft wolle den Krieg, weil sie davon große Gewinne erhoffe, eine schamlose Lüge sei. Die Erfahrungen des letzten Krieges hätten vielmehr ge zeigt, daß die Mehrzahl der Geschäftsleute bei den Kriegs geschäften Verluste erlitten hätten. Seine Firma z. B. könne unmöglich an Kriegsaufträgen so viel verdienen, um die Ver luste wettzumachen, die ihr durch die völlige Zerrüttung des normalen Geschäftes entstehen würden. — Der amerikanische Autokönig Henr» Ford versicherte einem Journalisten^ er sei gegen die Aufhebung des Waffenembargos, und di^ Großindustrie stimme ihm bei, denn eine künstliche Hoch- peiischnng der Produktion durch Kriegsaufträge würde bei! Kriegsende zu der gleichen schweren Wirtschaftskrise führens wie 1920. 1 gültig absank, fühlte sie die Rettung. Mit einer fast verzweifelten Anstrengung warf Rittmeister von Ples sow den Körper vor Wossil Petrowitsch, der mit ihm zu gleicher Zeit angekommen. Es war fast so, als gönne er Lem anderen nicht, der Retter zu sein. „Wir gehen zur Waldhütte!" Plessows Stimme stand wie ein Be fehl über dem See. Der Bruder verstand. Er ruderte nach Markshnen zurück, um den Wagen zu bestellen. Ein paar Stöße nur noch: Das Ziel war erreicht. Feucht hob sich das Ufer aus dem Wasser. Der Boden war glatt von niedergetretenem Schilf. Der alte Hein rich Barnow prüfte hier den Stand des Seespiegels, holte sich Wasser in seine Hütte, in der schon seine Vor fahren als Waldhüter und Holzfäller gesessen hatten.. Die Hütte lag, von Waldbäumen umrauscht, an der Stelle des anschließenden Moores, von der aus man den einzigen sicheren Weg durch die Gefahr finden konnte. Bor Jahren hatten fpätabendliche Besucher diesen Weg verfehlt und waren kurz vor der Hütte im Moor versunken, ohne daß der alte Heinrich Barnow zu helfen vermochte. Seit dieser Zeit war er seltsam geworden, erzählte nur wenig von wirklichen Dingen. Fremde Gesichter standen vor ihm, schauerlich, in die das Schreien versinkender Menschen klang. Es war un heimlich in seiner Gesellschaft, weshalb die Menschen , ihn mieden. Nur eine konnte noch ein wenig Sonnen schein in das verbitterte wirklichkeitsferne Gesicht zau bern. Für seines Herrn Tochter wäre der alte Bar- nvw durch die Hölle gegangen. , Er hatte sich noch nicht zur Ruhe gelegt, als ein kräf tigerFaustschlag bei ihm Einlaß begehrte. Rostig knarrte der Riegel. Das weißstränige Haar flatterte um des Alten Gesicht. In der Hand hielt er einen Feuerspan, der auf die drei völlig durchnäßten Menschen fiel. „Ich habe Euch kommen fehen!" Der Mann gab die Schwelle frei, ließ Rittmeister von Plessow mit seiner j leichten Last eintreten. Als aber Wossil Petrowitsch ! ihm folgen wollte, verstellte er den Weg. „Kommt Ihr j a: ' dem Moor, Herr?" Der Russe wußte nicht, was er von dem Mann denken sollte. Er nickte nur flüchtig mit dem Kopf, wollte den Eingang gewaltsam erzwingen. Da erwach- ! ten ungeahnte Kräfte in Heinrich Barnow. Er stemmte ! die Arme gegen Lie Türbalken. Drohend loderte die! Lichtflamme vor dem Draußenstehenden. „Ihr kommt doch aus Lem Moor, Herr! Ich Labe. .Luch und. viele p zur Nachtzeit hierher schleichen sehen. Aber das Mooy hat Euch gefressen." Die Stimme brach ins weinerliche! ab. „Ihr müßt zaubern können, daß Ihr Euch gerettet! habt. Denn es kommt keiner mehr ans Tageslicht, Len; Las Moor verschlungen." Wossil Petrowitsch wurde es unheimlich. Von frühe« ren Besuchen her kannte er des Alten Eigentümlich« keit. Noch nie aber hatte Barnow sich so unmittelbar, an einen Menschen mit seinen Gesichten gewandt wie! jetzt. „Wir kommen vom See her, Väterchen!" Eo sprach leise. Des anderen Augen wurden weit. „Vom See? Meo auf Markehnen bleibt Ihr doch gefangen. Hihihi!" Es blieb nichts anderes mehr übrig als ein hilfloser kin discher Greis, der Hirngespinsten nachjagte. „Es gibt nur einen Weg von Schloß Markehnen. Er führt über Lie Moorbrücke. Und den Weg sagte ich keinem. Ich muß doch die junge Elisabeth schützen." Nun wußte Wossil Petrowitsch endgültig, daß der! Alte aus Träumen sprach. Man mochte ihn aus dem Schlaf gerissen haben. Er klopfte dem Mann freundlich auf die Schulter. „Es ist fchon gut, Väterchen. Der jungen Elisabeth auf Markehnen stehe ich genau so gut bei wie du, damit ihr nichts zustößt." Barnow gurgelte einige unverständliche Laute, gav die Stelle frei. Wossil Petrowitsch trat in den dunklen Wohnraum der Hütte, deren eines Fenster auf das Moor hinausschaute, das in dieser Nacht, betaut von grünen trügerischen Grasflecken, im Mondschein dalag, als gingen auf ihm nicht schon durch die Jahrhunderts die Gespenster der Versunkenen nm. Es roch trotz des Sommertages modrig, ein Dust von gebratenen Fischen kroch von oer Feuerstätte auf, in deren Nähe sich dis große, den Hülben Raum einnehmende Bank breit machte. Jetzt lag Lite von Dacherode auf ihr, schmal, SaF Rittmeister von Plessow noch sitzend neben der Gerette ten Platz finden konnte. Er kam sich plötzlich seltsam in der Rolle des Retters vor. Die Flucht hätte er er-^ greifen mögen. Aber schließlich ging es nicht an, daH er vor einem siebzehnjährigen Kind desertierte, nun weil dies zufällig ein Mädchen war und der Hero Rittmeister nun einmal eine unüberwindliche Scheu! und Abneigung vor dem weiblichen Geschlecht hatte, t . - ' (Fortsttzung folgt.) L
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