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Wilsdruffer Tageblatt : 15.09.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193909156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390915
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-09
- Tag 1939-09-15
-
Monat
1939-09
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.09.1939
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klSnmst Mn'NMIM MöSef frei erfunden ist. Die «onvoner Lügenfabrikanten nahmen sich nicht einmal die Mühe, beson ders originell zu sein. Sie drehen den Befehl des Führers einfach um. In der Meldung heißt es nämlich weiter, man könne dem Kapitän des U-Bootes, das angeblich die „Athenia" torpediert habe, höchstens vorwerfen, daß er den Befehl des Führers, Schiffe ohne Warnung zu versenken, zu genau be folgt hätte. Geistloser kann nicht gelogen werden! Der Führer ordnet an: Handelt nach den Bestimmungen des Völkerrechts! Chur chill aber lügt; der Führer habe befohlen, Schisse ohne War nung zu versenken! Glaubt Herr Churchill wirklich, das ir gend jemand In der Welt auf derart plumpe Verdrehungen hereinfällt? Doch nicht genug damit. Es wird eine zweite Meldung fabriziert, diesmal von Havas aus Newyork datiert, tu der davon die Rede ist, daß der Kapitän eines deutschen U-Booles, das ein amerikanisches Schiff vor der englischen Küste angehal- ten hätte, erklärt habe, man werde nunmehr das Feuer auf alle amerikanischen Schiffe, die das Anhalten verweigern, er öffnen. Auch an dieser Meldung ist natürlich erst recht kein wahres Wort. Herr Churchill irrt, wenn er glaubt, auf diese Art von den Fragen ablenken zu können, die ihm die deutsche Ocfsenilich- reit seit Tagen stellt und auf die zu antworten er bis heute wohlweislich unterlassen bat. Wir wiederholen die Frage»- ienia" lag und die «orten. Antworten Sie, Herr Churchill! 1. Warum wurde die „Athenia" in der Nähe der englischen Ind nicht ^er deutschen Küste torpediert? 2. Woraus ist es zurückzuführen, daß die „Athenia" ausge- kechnet zur Zeit ihres Unterganges von einer ganzen Reihe von schissen umgeben war, die sofort die Nettungsarbeiten über- »ehmen konnten? 3. Wie kommt es, daß obwohl angeblich die „Athenia" durch »in Torpedo mittschiffs getroffen wurde, alle Passagiere mühe los gerettet werden konnten? otagcakt zum Sinken kam. Eine „ ,! in diesem Zuiammenhang besonders bereits vor Abgang des Schiffes von Eng- ichkeit einer Sabotage aus diesem Schiss «kn echter Brite vor keiner Infamie zurückschenen dürfe, wenn er damit dem Feinde schaden könnte. Hierfür besitzen wir ein wandfreie Unterlagen. Wir können Ihnen z. B. einen Fall nachweisen, in dem Sie direkt davon gesprochen haben, daß im Falle eines Krieges Englands mit Deutschland Amerika bald nach Kriegsausbruch aus Englands Seite treten würde. Die Mittel und Wege, um dieses durchzusühren, würde die englisch« Admiralität schon zu sinden wissen. Herr Churchill, alle, die mit Ihnen zu tun hatten, kennen Shre Ansichten hierüber sehr genau. Aus Grund dieser klaren Indizien, die ausschließli chaegen Sie als den Ersten Lord der britischen Admiralität sprechen, wiederholen wir daher unsere Anklage, daß SiealleindenBesehlzurVersenkung dieses Schisses gegeben haben, aber diesmal, Herr Churchill, hat Sie Amerika erkannt, und es ist heute bereits Allgemeingut der Weltöffentlichkeit, daß Sie selbst in die Grube, die Sie anderen graben wollten, hineingesallen find. Die Oeffentlichkeit selbst wird sich dies merken, und wenn Sie gar aus den Gedanken kommen sollten, einen zweiten „Athenia"- Fall zu konstruieren, wird Ihnen das Gelächter der Welt ant- 4. Wie kommt es, daß die „Athenia" gerade das einzige Paffigierschifs ist, das bisher unterging und daß sich gerade auf diesem Schiss so viele Amerikaner befanden? Man könnte Ihnen, Herr Churchill, in diesem Zusammen hang eine ganze Reihe weiterer Fragen stellen. Diese vier Fra gen aber genügen schon, um klar zu sehen, bei wem das Jn- reresse an dem Untergang gerade der „Athenia" lag und die merkwürdigen Begleitumstände lassen keinen Zweifel an der wahren Urheberschaft die es Schiffsunterganges. Glauben Sie, Herr Churchill, daß ausgerechnet Deutschland sich ein Passagierschiff mit Amerikanern zur Torpedierung aus suchen würde, in der Hoffnung, hierdurch seine guten Beziehun gen zu Amerika weiter zu fördern? Nein, Herr Churchill, der einzige, der ein Interesse an dem Untergang eines solchen Schisses mit Amerikanern an Bord haben könnte, find Sie selber. Sie hatten sich das sehr sein gedacht und glauben, durch einen solchen neu konstruierten „Lusitania"-Fall Amerika gegen Deutschland in den Krieg zu Hetzen. Der „Athrnia"-Fall ist sür «ns noch in keiner Weise abge schlossen. Man ist zur Zeit dabei, auch deutscherseits Verneh mungen vorzunehmen. Soweit diese bisher schon durchgesührt wurden, stellte sich immer mehr heraus, daß die „Athenia" über haupt nicht durch ein U-Boot torpediert wurde, sondern daß das Schiff durch einen Sabotageakt zum Sinken kam. Eine bisher gemachte Aussage ist ' "' ' " ' ' wichtig, nämlich, daß bereit! kano über die Möglichkeit gesprochen wurde. Alle Indizien denten also daraus hin, daß die Versen kung der „Athenia" bewußt inszeniert wurde, um hieraus gegen Deutschland Kapital zu schlagen. Sie selbst, Herr Churchill, haben oft genug in privaten Unterhaltungen in Lon don ihren Gedanken freien Lauf gelassen, daß im Falle eines Krieges aus Leben und Tod jedes Mittel recht wäre, und daß ein echter Brite vor keiner Infamie zurückscheuen dürfe, wenn Dem evMchen Imperialisms Halt gebieten! Unter der Ueberschrift „Mutter der Propaganda" führt in einem Leitartikel die Newyorker Zeitung „Gaelic American" aus, daß die Vereinigten Staaten zurzeit eine ge naue Wiederholung der britischen Propaganda der ersten ! drei Jahre des Weltkrieges erleben würden. Wiederum behaupte die britische Propaganda, England sei der „Fackel- § träger der Demokratien und kleinen Nationen" und opfere des- ! bald Geld und Blut, um eine bessere Welt zu schaffen. Dieser ! Altruismus sei erstaunlich, wenn bedacht werde, daß England s sein Weltreich nur mit Seeräuberei und Gewalt auf- gebaut habe. Anscheinend glaube England auch heute wieder, daß eine genügend ost wiederholte Lüge schließlich als „Wahr heit" akzeptiert werde. Die schamlosen Lügen, die Englands neugeschaffenes In formationsministerium den Vereinigten Staaten vorzusetzen wage, seien aber eine Beleidigung für die Intelligenz der Amerikaner. Seit Generationen habe Englands Imperialis mus die Welt in Aufruhr gehalten, aus Egoismus Kriege zwi schen den Nationen geführt und die Früchte eingeheimst, sobalt die Kämpfer erschöpft waren. Polens Schicksal interessiere Eng land herzlich wenig, denn England habe sich Polens nur als Vorwand zur Einkreisung des deutschen Rivalen bedient. Es gebe keine internationale Gerechtigkeit, solange nicht dem bri tischen Imperialismus Halt geboten werde. Iren erbitten von Roosevelt Hilfe gegen dle britische Unterdriiüung Roosevelt erhielt kürzlich aus Belfast ein Telegramm des Northern Council of Unity, in dem England beschuldigt wird, nach wie vor sechs Grafschaften Irlands gewaltsam besetzt zu halten und über die eingeborene Bevölkerung Nordirlands «ine für Europa beispiellose Thraunei zu errichten. Das Tcle- gramm spricht die Hoffnung aus, daß Roosevelt die Iren un terstütz« zur Beendigung dieser Aggression. Anttlriegspronaganda in Varis Wie ein bulgarischer Reisender, der am 10. September au» Paris zurückkehrte, zuverlässig mitteilt, werde dort in Trans parenten Antikriegspropaganda betrieben. Die ein rückenden Reservisten äußerten sich offen gegen einen Krieg mit Deutschland und erklärten, daß Deutschland gar keinen Kries mit Frankreich wollen E „Innere Schwache der Grund sür den Bankrott Polens" Die Moskauer „Vrawda" geibett die terroristische Mindertzeitenpolitit Polens Ein beachtenswerter Leitartikel der „Prawda" über die „Ursachen" der militärischen Niederlage Polens setzt sich ein gehend auseinander mit der Nationalitätenfrage in Polen und insbesondere mit der Lage der Ukrainer und Weißrussen in Po len. Das Moskauer Blatt scheut sich nickt, den Finger auf die empfindlickste Wunde des polnischen Staatsgebildcs zu legen und erhebt in scharfer Sprache Anklage gegen die terroristische Politik der Polen in den Gebieten der Minderheiten, die gewalt samen Polonifierungsocrsuche, gegen die industrielle Entrechtung und wirtschaftliche Ausbeutung, der die Ukrainer und die Weiß russen ausgesetzt sind. Im einzelnen schreibt das Blatt u. a.: Obwohl erst vierzehn Tage seit dem Beginn der Kampfhandlungen zwischen Deutsch- lano und Polen vergangen seien, könne man jetzt schon sagen, daß Polen militärisch vernichtet sei und all seine politischen und wirtschaftlichen Zentralen verloren hat. Eine so rasche Riederlage Polens sei nicht allein durch das Uebergewicht der Krieqstechnik und militärischen Organisation Deutschlands und durch das Ausbleiben einer effektiven Unterstützung Polens durch England und Frankreich zu erklären. Die polnische Staats maschine «ei bereits im wachsenden Maße desorganisiert und das polnische Staatsgebilde habe sich so ohnmächtig und io unfähig erwiesen, daß es bei den ersten militärischen Mißerfolgen buch stäblich zusammenbrach. Di« Gründe für diesen Bankerott Polens, so folgert die„Prawda" weiter, liegen tiefer; sie beruhen in erster Linie auf den inneren Schwächen und den Gegensätzen des polnischen Staates. Polen sei ein Nationalitätenstaat. Die Polen selbst machen nur 60 v. H. der Eesumtbevölkerung aus, 10 v. H. sind nationale Minderheiten, darunter 8 Millionen Ukrainer und 3 Millionen Weißrussen. Um das spezifische Gewicht dieser bei den fremden Völker zu kennzeichnen, genügt der Hinweis darauf, daß sie eine größere Volkszahl darstellen als die Bevölkerung Finnlands, Estlands, Lettlands und Litauens zusammengenom men. Trotz des Vorhandenseins so starker nationaler Minder heiten in ihrem Staate hätten die Polen die Lebensin teressendieser Völker mißachtet. Sie hätten sogar die elementarsten Grundsätze der Minderheitenbehandlung nicht begriffen, deren Befolgung allein aus einem Äationalitäten- statt ein lebensfähiges Gebilde machen könne. Die Nationalitätenpolitik der polnischen Regierungskreiss habe, so fährt die „Prawda" dann schonungslos fort, in der Unterdrückung der nationalen Minderheiten bestanden. Die Westukraine und das westliche Weißrußland seien die Objekte der grausamsten, unverhülltesten Ausbeutung der polnischen Großgrundbesitzer, die aus diesen Gebieten eine rechtlose Kolonie gemacht hätten! „Gewaltsame Polonisierungsversuche auf dem Gebiet der Schule, der Presse usw., militärische Strafexpeditionen, Kriegs gerichte und Terrormaßnahmen — das seien die Methoden der polnischen Politik in diesen Gebieten gewesen, in deren Gefolge die ukrainische und weißrussische Bevölkerung auch zur kulturel len Verelendung verurteilt ser. In dieser Behandlung der Minderheiten sieht die „Prawda" auch die tiefste Ursache für den militärischen Mißerfolg Polens. Das Blatt schließt: „Die nationalen Minderheiten sind keine zuverlässige Stütze für das staatliche Regime Polens geworden uno ronnren es auch nicht werden. C>n Nationalitätenstaat, der nicht di« Freundschast und Gleichberechtigung aller seine» Völker pflegt, sondern im Gegenteil aus der Unterdrückung und Ungleichheit der nationalen Minderheiten aufgebaut ist, kann auch keine gefestigte militärijche Kraft darstellen. Hierin liegt die Wurzel der Schwäche des polnischen Staates und die innere Ursache für sein» militärische Niederlage." In Moskauer politischen und diplomatischen Kreisen hat der Artikel der „Prawda" größtes Aussehen erregt. Die jenigen ausländischen Vertreter, die nicht glauben wollten, daß die Sowjetunion sich für das Schicksal der ukrainiaschen und weißrussischen Bevölkerung Polens interessieren würde, sehen sich wieder einmal bitter getäusckt. Der Artikel der „Prawda" sowie die scharfe amtliche Erklä rung zu den Grenzverletzungen der polnischen Flieger zeichnen, wie allgemein betont wird, den politischen Hintergrund ab zu den Mobilisicrungsmaßnqhmen der Roten Armee an der West grenze der Sowjetunion. Polen verletzen Sowjeigrenze Polnische Bomber von Sowjctjägern zur Landung gezivunge» Die Telegraphenagentur der Sowjetunion teilt mit: In den letzten Tagen häuften sich die Fälle von Ver« letzungen der sowjctrufsischen Grenze durch pol nische Militärflugzeuge. Die Grenzverletzer versuchten sogar, in das innere sowjetrussische Gebiet einzudringen. Am Diens tag verletzten polnische Militärflugzeuge die sowjetrussische Grenze in den Distrikten von Chcpc- tovka (Ukraine) und Jikovitchi (Weißrußland). Sowjetruffische Jagdflugzeuge zwangen die polnischen Flugzeuge zur Rücklehe aus polnisches Gebiet. Indessen werden noch weitere Grenzvcrletzungsfäüe ge meldet. So stießen am Mittwoch mehrere polnische Bomben- flugzeuge in den Distrikten Krivine und Yampol (Ukraine) auf sowjctrussischcs Gebiet vor. Eine zweimotorige polnische Ma- schinc wurde von sowjetruffischrn Jagdflugzeugen gestellt und zur Landung mif sowjctruffischem Gebiet gezwungen. Die dreiköpfige Besatzung wurde festgenoinme«. Am selben Tage verletzten drei polnische Bombenflugzeug« die sowjetruffische Grenze in dem Distrikt Mozyr in Weißruß land. Auch in diesem Falle wurde die Landung der Grenz verletzer durch sowjetruffische Jagdmaschinen erzwungen und dir drei Besatzungen — insgesamt 12 Man« — jeftge- nommcn. Ernste Beurteilung in Moskau „ SämMche Moskauer Blätter bringen vk amlMd Erklärung über die in letzter Zeit mehrfach erfolgte Verletzung der Sowjetgrenze durch polnische Flieger. Dabei wird^g erschwerender Umstand hervorgehoben, daß die Polen Wiede» holt veracht hätten, weit in das Gebiet der Sowjets vorz» dringen- Wie man von amtlicher Seite z» diese« Grenzverletzungen der Polen erfährt, legt man in Moskau diese« Zwischenfällen eme ernste Bedeutung bei. Aus MesM Keimst. (Nachdruck der Lokalberichte, auch auszugsweise, verboten.) Wilsdruff, am 15. September 1939. Gpruch des Tages Der Mensch hat Charakter nicht von vornherein, sondern muß ihn erwerben. Kant. ZubilSen und Gedenktage 16. September. 1736: Der Glasbläser Daniel Fahrenheit im Haag gcst. 1809: Erschießung der Schillschen Offiziere zu Wesel. — 1916 jbis 7. Oktober): Zweiter russischer Generalsturm unter Brus silow bis zur Dreiländcrecke (bei Myslowitz). Sonne und Mond: Sonne: A. 5.34, U. 18.15; Mond: A. s.28, N. 1S.31 Uhr. 74:6 Es soll mal irgendwo auf dieser Er-kugel einen Menschen gegeben haben, der sich innerhalb von vier Stunden durch eine ganze Speisekarte „fraß". Dieser Mann brach damit den bestehenden Rekord und wurde zum „Vielfraß" gekrönt. Wenn er nicht inzwischen ge platzt ist, dann lebt er heute noch... So könnte ein Märchen von gestern beginnen, wenn es nicht tatsächlich solche und ähnliche Auswüchse gegebm hätte. Seien wir einmal ehrlich: war es nicht eine Leistung, sich durch die Niesenausmaße einer Speise- , karte hindurchzuschmökern, um sich dann nach langem Suchen endlich ans ein Gericht festzulegen, von dem man annahm, daß es der Zunge gefallen würde? Vierund- sißbzig Gerichte waren fein säuberlich verzeichnet. Mit den Eierspeisen fing es an, dann die Gerichte von der Pfanne, zwischendurch die „besonders empfehlenswerten Sachen", dann kam eine Rubrik „Nachspeisen" und „Spezialitäten" und zum Schluß noch extra ein Dutzend mehr oder weniger duftender Käsesorten. So sah eine Speisenkarte bis vor wenigen Tagen aus. Die Zett hat uns gelehrt, auch hier einen ver nünftigen Wandel zu schaffen. Sechs Gerichte, basta! Gewiß, Herrn Jeremias Wenzelhuber mit feinen zwei einhalb Zentnern Lebendgewicht wird das nicht ange nehm sein, denn auch er gehörte zu denen, die das Lesen einer Speisekarte als die schönste Lektüre bezeichneten. Nun ist es vorbei mit „Soße n la..." usw., und Wenzel huber muß sich jetzt etwa zwischen Nudeltopf, Wirsing kohl, Gulasch und Fischkotelett entscheiden. Berücksichtigt man, daß er um den Bestand seines Umfanges besorgt ist, dann kann man seine Skepsis verstehen. Mit gedämpfter Miene bestellt er sich schließlich einen „Schlag". Und dann kommt über ihn das große Wunder. Es schmeckt nämlich vorzüglich, nicht wahr, Wenzelhuber? Noch eine Zeit weiter so und Wenzelhuber braucht nicht mehr über Herzverfettung zu klagen und ist trotz dem satt geworden. Die Zeit, die er früher für die Lektüre der Speisekarte verwandte, wird er jetzt nutz bringender ausfüllen, denn es gibt für ihn bestimmt reichlich zu tun. Ein Glück nur, daß es nicht viele WenzelhuberS i» Deutschland aibt- die erst. duM d.ieie Schul« müssen. De«« wir wissen, je kürzer die Speisekcrrte, um so schneller die Gerichte zurechtgemacht. Wir verstehen mit dem be kehrten Wenzelhuber diese zeitentsprechende Vereinsachnn- gastronomischer Gepflogenheiten! Vie Ausgaben -er Frauen Ein Gemeinschaftsadend des Deutschen Frauenwerkes fand gestern abend im „Goldenen Löwen" statt. Nach gemeinsam gesungenem Lied und einem Wort des Führers entbot die Frauenschaftsleiterin Pgn. Mehnert den zahlreich erschie nenen Frauen und besonders der Kreisfrauenschaftsleiterin Pgn. Wolf herzlichen Gruß. Anschließend nahm die letztere das Wort zu eindrucksvollen Ausführungen. Nach einleitendem Hinweis, wie der Führer und der Nationalsozialismus das deutsche Volk auch von innen heraus erneuerten und als Grund- und Leitsatz aufstellten: „Du bist nichts, dein Volk ist alles", betonte sie, daß es nicht schwer sei, den festen Glauben und die feste Zuversicht in sich zu tragen, daß alles zum guten Ende ausgehe. Wie längs es auch dauere, wir halten durch in unbegrenz tem Vertrauen zu unserem Führer und erhalten in der Heimat, was unsere Soldaten draußen an der Front er kämpfen. Dieses Aushalten in der Heimat sei für manche Frauen ge wiß manchmal sehr schwer, aber da müsse eine der anderen helfen. Jede müsse ihren Platz in der Heimat ausfüllen und keine dürfe hinter unseren Soldaten zurückstchen. lieber ihren ge wöhnlichen Pflichtenkreis hinaus müsse sie weitere Pflichten über nehmen. Mit zwei großen Aufgaben habe der Führer die deut schen Frauen, und insbesondere die NS.-Frauenschaft und das Deutsche Frauenwerk betraut: sie sollen Stimmungsträgerinnen in der Heimat sein, voll Zuversicht, Hoffnung und gläubigem Vertrauen, sollen sich gegen allen Kleinmut und alle unsinnigen Gerüchte wenden, die der Feind ausstreut, um die Front in der Heimat wie 1918 zu zermürben und zerbrechen. Das werde ihm aber nie mehr gelingen. Auch di« deutschen Frauen sind so fest und stark in ihrem Glaub«« an den Führer, daß nichts und niemand sie darin wankend machen kann. Die andere große Aufgabe der deutschen Frauen sei die der tätigen Hilfe. Da sei der Einsatz so vielseitig, daß keine eine ihr übertragene Arbeit ablehnen dürfe. Die Frau werde eingesetzt im Bahnhofsdienst, im Frauenhilfsdienst, in der Nachbarschafts hilfe bei Krankheit und sonstigen Notständen, in der Ernte hilfe, in Kindergärten und Kinderstuben, in Nähstuben usw. Und dazu käme der Einsatz in lebenswichtigen Betrieben, wo die Frau den Mann ersetzen müsse. Jede müsse an ihrem Teile und an ihrem Platze ihre Pflicht erfüllen. In nächster Zeit erwachse die große Aufgabe, die anstehende Hackfruchternte zu bergen; da werde jede Hand gebraucht, da für dürfe sich niemand als zu gut dünken. Auch BDM. und Iungmädel würden von der NS.-Frauenschaft zu Hilfeleistungen angefordert. Zu einwandfreier Haltung verpflichte das Ab zeichen des Deutschen Frauenwerkes, das die, Frauen täglich mindestens beim Verlassen des Hauses tragen sollen. Am Schluß ihrer Ausführungen appellierte die Kreisfrauenschafts- leiterm an die Hilfsbereitschaft aller Frauen und mabnte be-
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