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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar ..WttSdrufser Tageblatt' erschein! werktags nachm 4 Uhr. Bczugspr. monatl 2RM. frei Laus, bei Poslbcsicvung l,8V RM. zuziigl Bestellgeld Einzelnummer IÜ Rps Alle Postanftaltcn, Postboten, unsere Austräger u. GeschästLstclle nehmen zu icder Zeit Be- ..... .. ,, . ftellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger BetriebSstörun- gen besteht kein Anshrueb aus Licserung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriststüeke ersolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegender Preisliste Rr. 6. — Ztsfer-Gebühr: 2g Rplg. — Porgeschrie« bene Erscheinungstage und Platzwünsche werde» nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bis vormittags Ist Uhr — . . ,,, . .. Für die Richtigkeit der durch F-rnrus überntit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 806 telten Anzeigen übcrneh. men wir keine Gewähr. — — Bei Konkurs und ZwangSvcrglcich erlischt leder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 45 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 26t» Sonnabend, den 22. Februar 1936 MM Andere Rohstoffe, andere Lieferanten. Buna löst Kautschuk ab. — Statt ausländischer Baum wolle und Wolle deutsche Zellwolle. — Brasilien und Chile verdrängen USA.,. Britisch-Südafrika Australien und Neuseeland. Seitdem der Nationalsozialismus die Zügel der Ne uerung ergriffen hat, hat sich das Ausland in dunkelsten Prophezeiungen über den unvermeidlichen Untergang unserer Wirtschaft überboten. Der Führer hat diesen vom Haß diktierten Ankündigungen das starke männliche Won entgegengestellt: „Wir wollen uns den Wiederanstieg der Nation durch unseren Fleiß, unsere Beharrlichkeit, unseren unerschütterlichen Willen ehrlich verdienen." Der Reichs- wirtschaftsminister Dr. Schacht hat in seinem Neuen Plan die Wege zur Erreichung dieses Zieles gewiesen. Es gilt, nicht mehr zu kaufen als wir bezahlen können und nur d! zu kaufen, ivo man uns Waren abnimmt. Der dritte Weg ist die Forschung nach heimischen Rohstoffen. In den hinter uns liegenden drei Jahren national sozialistischer Wirtschaftsführung ist vieles von diesen Zielen bereits verwirklicht worden. Die überaschung der Internationalen Auto- und Motorradausstellung in Ber lin war die Erklärung des Führers, daß es der deutschen Technik und der deutschen Industrie gelungen ist, den bis dahin unentbehrlich gehaltenen Naturkautschuk durch künstlichen Gummi, das sogeuaunte „Buna", zu ersetzen. Wenn auch heute noch keineswegs die volle Menge unseres Gummibedarss ans dieser heimischen Er zeugung gedeckt werden kann, so ist doch das eine gewiß, daß durch die neue Erfindung eine starke Umwälzung auf dem internationalen Kautschukmarkt hervorgerufcn wer den wird. Die Heimat des Rohkautschuks ist die südlich? Hälfte des amerikanischen Festlandes. Ilm die Jahr hundertwende, als mit dem Aufstieg des Kraftwagens und des Fahrrads die Nachfrage nach Gummi ins Un gemessene stieg, legten die Engländer und Holländer in Südostasien, den Malaieninseln und Ceylon riesige Kaut schukpflanzungen an. Bereits in den letzten Jahren vor Ausbruch des Krieges stellte sich der Anteil des in Plan tagen gewonnenen Rohstoffs auf 44 Prozent. Hauptab nehmer des Kautschuks sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Ihnen folgen Großbritannien und Deutschland. Wie bei all diesen Erzeugnissen, die plötzlich einen uner wartet hohen Gewinn abwerfen (Erdöl), so wurde der Kautschuk in so riesigen Mengen angebaut, daß schließ lich ein derartiges Überangebot entstand, daß der Preis ins Bodenlose sank und die Erzeugung künstlich einge schränkt werden mußte, um eine Gesundung des Kaut schukmarktes hcrbeiznführen. Das Einschränkungsabkom men, das bis zum Jahre 1938 in Kraft ist, hat eine über zehnprozentige Verminderung der Anbaufläche vorge sehen. Wenngleich Deutschland nur etwa sechs bis sieben Prozent der internationalen Kautschukerzeugung ab nimmt, so dürfte doch das Ausfallen Deutschlands als Kunde bei einer erfolgreichen Weiterführung der Buna- Erzeugung fraglos einschneidende Wirkungen auf dem Kautschukmarkt haben. Wie unangenehm im Auslande heute der Aus fall D e utschlands als Käufer empfunden wird, haben wir bereits im letzten Jahr erlebt. Vor allem die Einfuhr von Wolle, die wir bis dahin in großen Men gen aus Australien bezogen, hat um über 30 Prozent ab genommen. Der Rückgang in der Baumwollein fuhr in demselben Zeitraum ist noch größer. Hervor- aerusen wurde diese Verminderung durch die Notwendig keit, unsere Einfuhr zu beschränken, weil die diese wich tigen Rohstoffe liefernden Staaten (Vereinigte Staaten, Australien) nicht bereit waren, die erforderlichen Mengen an deutschen Erzeugnissen zu beziehen. An Stelle der ausländischen Wolle und Baumwolle wird jetzt im In land mehr und mehr inländische Zellwolle erzeugt, die den Baumwollbedarf und auch den Verbrauch von Wolle zurückdrängt. Zur Steigerung der Wollerzeugnng wird die Schafhaltung von staatswegen gefördert. Flachs, Hanf und Jute sind die nächsten Textilrohstosfe, die in absehbarer Zeit eine Einfuhrverminderung erfahren wer den, da die deutsche Landwirtschaft mit allen Kräften daran arbeitet, die inländische Flachserzeu gung zu steigern. In der Gruppe der Ölfrüchte ist die Einfuhr im vergangenen Jahr ebenfalls stark gesun ken. Dagegen sind Ölkuchen weiter eingeführt worden, da sie in der Futterwirtschast bisher unentbehrlich waren. Eine starke Einfuhrsteigerung zeigten im letzten Jahr nur Kautschuk und Mineralöle, eine Tatsache, aus der die fortschreitende Motorisierung Deutschlands erkennbar wird, und die Einfuhr von Bau- und Nutzholz, die mit dem Aufschwung der Bauwirtschaft zusammenhing. Die starke Verlagerung in der Materialvcrwendung hat auch eine starke Verlagerung in den Bezugsländern hervorgerusen. Aus der deutschen Außenhandels bilanz für das Jahr 1 935, die erfreulicherweise mit einem Ausfuhrüberschuß von 111 Millionen Mark gegenüber einem Einfuhrüberschuß von 284 Millionen Der Russenpakt mit dem Locarno-Vertrag unvereinbar In der Donnerstag-Debatte in der f r a n z, ö s i s ch e n Kammer über den französisch-sowjetischen Bündnis- pakt hat Herriotdie Behauptung aufgcstrllt, die deutsche Regierung habe in ihrer Note vom 25. Mai 1935, also 23 Tage nach der Unterzeichnung des Paktes, wenn auch unter einigen Vorbehalten, anerkannt, daß der Rhcinpakt von Locarno durch den neuen Bündnispakt nicht berührt werde. Von zuständiger Seite wird hierzu mitgeteilt, daß diese Behauptung mit den Tatsachen in direktem Widerspruch steht. Das den Signatarmächten des Rheinpaktes von Locarno mitgeteilte Memorandum der deutschen Regierung vom 25. Mai erörtert ausführlich die Frage, ob die vertraglichen Verpflichtungen, die Frankreich durch den neuen Pakt der Sowjetunion gegenüber cingeht, die durch den Rheinpakt von Locarno festgelegten Grenzen innehalten, und kommt dabei zu der unzweideutigen Fest stellung, daß das nach Ansicht der deutschen Regierung nicht der Fall ist. Entscheidend für diese Feststellung ist, wie das deutsche Memorandum darlegt, vor allem die Bestimmung des Zeichnungsprotokolls zu dem französisch-sowjetischen Bündnispakt, wonach sich die beiden Vertragspartner zwar vor einer Aktion, die sie auf den bekannten Artikel 16 der Völkerbnndssatzung stützen wollen, zunächst an den Völkerbundsrat wenden werden, daß sie aber die vereinbarte Bcistandspflicht auch daun zu erfüllen haben, wenn es aus irgendeinem Grunde nicht zu einer Empfehlung des Rates in diesem Sinne oder überhaupt zu keinem einstimmigen Rats- bcschluß kommt. Danach nimmt Frankreich also die Freiheit für sich in Anspruch, im Falle eines Konflikts zwischen Deutschland und der Sowjetunion auch dann aus Grund des Artikels 16 der Völlerbundssatzung mili tärisch gegenDeutschlandvorzugehen, wenn cs sich dabei weder ans eine Empfehlung noch auf eine anderweitige Entscheidung des Völkerbundsrates berufen kann, die Frage des Angreifers vielmehr einseitig für sich entscheidet. überdies steht der Wortlaut des französisch-sowjeti schen Zeichnungsprotokolls mit der Satzungsbestimmung in Widerspruch, wonach der Artikel 16 gegen Deutsch land als Richtmitglied des Völkerbundes überhaupt erst auf Grund eines besonderen Vorverfahrens vor dem Völkerbundsrat zur Anwendung gebracht werden könnte. Das deutsche Memorandum vom 25. Mai betont, daß eine unter solchen Umständen eingeleitete militärische Aktion nach Ansicht der deutschen Regierung außerhalb des Artikels 16 der Völkerbundssatzung stehen und infolge dessen eine flagrante Verletzung des Rheinpaktcs von Locarno darstellen würde. Roch offenkundiger als die in dem deutschen Memo randum allein erörterte rechtliche Verletzung des Locarno paktes durch den nenen Pakt ist die von der deutschen Re gierung von vornherein betonte Unvereinbarkeit der beiden Pakte von allgemeinen poli tischen G e s i ch t s p u n k t e n aus. Den übrigen Signaiarmächten des Rheinpaktes von Locarno ist bekannt, daß die deutsche Regierung diesen Standpunkt in den Auseinandersetzungen, zu denen ihr Memorandum Anlaß gegeben hat, in vollem Umfange aufrechtcrhalten hat und noch heute aufrechtcrhält. Unter diesen Umständen läßt sich die erwähnte Äuße rung des Herrn Herriot nur so erklären, daß er über den Inhalt des deutschen Memorandums und über den von der deutschen Regierung bei den anschließenden Ausein andersetzungen eingenommenen Standpunkt nicht richtig informiert ist. WWei in der Die innerpokitischc Spannung und die scharfen Gegen sätze zwischen Rechts »nd Links kamen am Freitag in der französischen Kammer deutlich zum Ausdruck. Die gereizte Stimmung machte sich in einer stürmischen Sitzung Luft. Die Aussprache drehte sich um die Festsetzung des Datums für drei Anfragen der Rechten, die sich auf einen überfall durch Anhänger der Linken aus ein Büro der Rechtsorganisation „Action Franeaise" be ziehen, bevor die royalistischen Verbände verboten waren, und bei dem ein Arzt ein Auge verlor. Die Rechte fragte an, warum nicht die Notverordnungsgesetze zum Schutz der Republik auch auf die Organisationen der Links parteien angewendet werden, von denen der überfall ans ging. Ferner wurde angefragt, warum die große Kund gebung der Linksfront am vorigen Sonntag gestattet Mark 1934 abschloß, sind als besonders charakteristische Merkmale die Steigerung unserer Azrsfuhr nach Übersee und die Vermehrung unserer Ein fuhr aus den europäischen, vor allem aus den füd- und südosteuropäischen Ländern (ausgenommen Sowjetrußland und Litauen) hervorzuheben. Fernerhin stieg unsere Einfuhr aus Großbritannien ganz erheblich. Dagegen fiel infolge der Einfuhrverringerung von Baum wolle, Obst und Schmalz unsere Einfuhr aus den Ver einigten Staaten, ebenso die Einfuhr aus Australien und Neuseeland durch die wenig entgegenkommende Haltung in der Wollfrage, und schließlich die aus Kanada infolge der verminderten Weizenbezüge. Im Gegensatz hierzu besserte sich das Geschäft mit Südamerika ganz besonders. Aus Brasilien bezogen wir mehr Baumwolle, aus Chile Wolle, Speisebohnen und Küpser, und aus Kolumbien größere Mengen Kaffee. Auch Mexiko war im letzten Jahr ein guter Lieferant für Kaffee und Baumwolle, ebenso wie Peru und die Türkei, die außer Baumwolle Obst und Südfrüchte lieferte. Als Ersatz für die austra lische Wolle kam die aus Britisch-Südafrika zu uns herein. Aus den südosteuropäischen AgTbr- und Rohstoffländern, vor allem Bulgarien, Griechenland und Ungarn, die hauptsächlich Landwirtschaftserzeugnisse lieferten, haben sich unsere Bezüge vermehrt, da diese Länder in zuneh mendem Maße deutsche Waren gekauft haben. Wiser Amer. worden sei, obgleich sie nicht rechtzeitig ängemeldet worden war. Ministerpräsident Sarraut verlangte unter Stel lung der Vertrauensfrage die Vertagung dieser An fragen auf unbestimmte Zeit. Er erklärte, daß die „Action Franchise" in so unerhörter Weise gehetzt habe, daß mau sich wundern müsse, warum ihre Organisationen nicht schon lange verboten worden seien. Aus derselben Stim mung und Aufhetzung heraus sei 1914 der Mord an dem Sozialistensührer Jaurös erfolgt. Wen» die Kundgebung der Linken erlaubt worden sei, so sei das geschehen, weil sich deren Erregung sonst in Straßenkund gebungen Luft gemacht hätte. Als der Abgeordnete Franklin Bouillon der Regierung Vorwürfe wegen des Marseiller Attentats machte, wurde Ministerpräsident Sarraut ausfallend, der nämlich dazwischenrief: „Schuft! Schuft! Schuft!" In den Wandelgängen kam es außerdem zu einem heftigen Wortwechsel und tätlichen Angriffen des Kommunisten Ramette auf den Abgeordneten der Rechten Hcnriot. Der Abgeordnete Ramette soll auf den Abgeordneten Hcnriot zugegangen sein und ihm zugerufen haben: „Sie haben mich einen Schuft genannt." Bei diesen Worten habe er ihm einen Schlag ins Gesicht versetzt. Noch bevor der Abgeordnete den Schlag hätte erwidern können, seien andere Abgeordnete dazwischengetreten. Die Worte des Abgeordneten Hcnriot, an denen der kom munistische Abgeordnete Ramette Anstoß nahm und die Hcnriot bei der Aussprache über den französisch russischen Pakt gebraucht hatte, lauteten: „Wir werden den Pakt erst ratifizieren, wenn die Regierung die Schufte verhaftet, die in Frankreich vom Verrat leben." Trotz der allgemeinen Erregung erhielt die Regie rung bei der Abstimmung eine Mehrheit von 3 8 o gegen 151 Stimmen. Die Anfragen der Rechten fielen damit unter den Tisch. Starkes Anwachsen der Feuerkreuzler. Die Empörung der Rechten über den Linkskurs der Regierung kommt der Feuerkreuzbewegung, die jetzt täg lich an Anhängern zunimmt, zustatten. Im ganzen kann er, so erklärte der Führer Oberst de la Rocque, auf über LOO OVO Mitglieder zählen.