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ZI alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks ZwangLvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Wilsdruff-Dresden Nr. 64 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 16. März 1936 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauvtmannschatt Meiken Ttndt- rats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicher^^ Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werttags nachm. 4 Uhr. BezugSpr. monatl 2RM. fre! Haus, bei Pestbestellung 1,80 RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lg Rpf Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu leder Zeit Be- »» .. stellungen entgegen. Im Fall-höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Bctriebsstörun. gen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zei- tuns oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. ^bZMv" öDL durch Fernruf übermit. Fernkvreckiei" Olnrt 8ür die Richtigkeit der men wir keine Gewähr. — » I V Uf r r. NMI Lvllsoruss LOH teilen Anzeigen überneh- Bet Konkurs un- Volksgemeinschaft - Völkergemeinschaft. Ein merkwürdiger Zusammenklang, die Zusammen stellung dieser beiden Begriffe Volksgemeinschaft und Völkergemeinschaft, die sich im Zeitalter des Nationalismus auszuschließen scheinen? Ja, in ver gangenen Epochen mögen beide Begriffe nicht ausein andergetreten sein, weil sie in unserer heutigen Fassung und Bedeutung auch noch gar nicht bestanden. In den frühen Zeiten des Mittelalters, als sich erste Anfänge einer nationalstaatlichen Entwicklung noch nicht abgezeich- Net hatten, bildete unser Erdteil eine Einheit, verklammert durch die universalen Formen des mittelalterlichen Kaiser tums und der alten Kirche. Aber kaum kann man im Hinblick auf diese Zeitläufe von Völkern sprechen, weil dieses Bewußtsein erst langsam aufkeimte. Und noch im Anfang des 19. Jahrhunderts kann man von übernatio- nalsn Bindungen sprechen, die aber im Reiche des Geistes ihren Ausdruck fanden, nicht aber in den Bezirken der Politik. Eine Entwicklung, die im Zeitalter des Natio nalismus und Imperialismus auch dieses Band durch löcherte und die Nationen immer stärker abgrenzte, bis der Krieg die Völkergemeinschaft — soweit sie überhaupt noch bestand — vernichtete. Heute denkt ein Mann auf dem ganzen Erdball diese auseinandergetretenen Be griffe Volksgemeinschaft und Völkergemeinschaft zusammen und legt damit Europa ein Programm vor, das über den Bestand oder Untergang unsererWelt ent scheiden wird. In einem zähen und opferreichen Kampf hat der Führer die Volkwerdung der Dcutschen er- rungen. Zum erstenmal klingen im deutschen Naum Volk — Staat — Nation zusammen; Begriffe, die jahrhunderte lang nie in diesem dreifachen Klang vorhanden waren. Vor vier Jahren noch maßten sich 46 Parteien an, das deutsche Volk zu vertreten. Gruppen und Interessen, Arbeiter und Bauern, Proletarier und Akademiker, Monarchisten und Republikaner standen gegeüeinander, fremd und haßerfüllt. „Lauter Fähnchen und nicht eine einzige Fahne." Nirgends stand ein Ideal über den Menschen, nirgends eine Antriebskraft, die eine Gemein schaft zusammenschloß. Bis der Führer und seine Be wegung ein zerrissenes, verzweifeltes Volk zu einem stäh lernen Block fügten. Ein 66-Millionen-Volk wurde seiner selbst bewußt, nahm sein Schicksal in eigene Verantwortung, meisterte den inneren Zwiespalt, um gemeinsam den Kampf um fein Lebensrecht zu führen. Nicht gibt es mehr ein Regime der Bürger oder der Arbeiter, des Handwerks oder der Industrie, sondern nur ein Regime des deutschen Volkes, das eine einzige große Familie darstellt. Eine Tat ist dieses Beginnen, würdig, die Bewunde rung und Anerkennung vor der Geschichte zu sinden. Der Führer aber sprengt die geschlossenen Tors und setzt sich zum Ziel, die Gegenfätzeim Völkerleben ge nau so zu überwinden wie die imJnnern s e t n e s L a n d e s. Es ist viel in den Jahren nach Ver sailles von Völkerversöhnung und Völkerverbrüderung ge redet und geschrieben worden, und doch war alles nur ein leeres Wortgeklingel, das eine Ideologie gebar und kein echtes Ideal, das allein Recht und Möglichkeit auf Ver wirklichung besitzt, weil hinter ihm nicht die Lüge steht, sondern der unbändige Glaube. Die Scheidemänner haben in feiger Unterwürfigkeit das Wort von der Völker gemeinschaft an Europa gerichtet, und auf der Genfer Tribüne hat Briand sich als guten Europäer feiern lassen. Aber das war Verblendung und Unehrlichkeit, weil der Schatten von Versailles diese Friedensgesänge mit schrillem Mißklang zerriß. Heute reicht der Führer allen aufrichtigen Staatsmännern die Hand zur Verständigung, aus der tiefen Erkenntnis her aus, daß Europa nur zusammen und nicht gegeneinander leben kann. Von dem unauf gebbaren Standort der Ehre und Freiheit des eigenen Volkes aus ergeht dieser Ruf an das Gewissen Europas und ist darum ehrlich, weil nur ein ehr liebendes und freies Volk die gleichberechtigten Lebens gesetze des anderen achten und berücksichtigen kann. Das ist das europäische Wunder des Friedens appells Hitlers, daß der deutsche Nationalist, der bereit ist, sein Volk mit dem ganzen Fanatismus eines Soldaten der großen Armee von einst zu vertreten, den Gedanken der „traditionellen Erbseindschaft" zertrümmert und Europa den Weg weist zum dauerhaften Frieden, auf der Grundlage der ehrlichen Gleichberechtigung und gegenseitigen Achtung. Europa ist eng geworden, es gibt keine leeren Räume mehr, kriegerische Ausein andersetzungen können nicht mehr die Volksgrenzen ver ändern Darum ist Europa gezwungen, schiedlich und friedlich zu leben als eine Völkergemeinschaft. Der Ruf ist erklungen, gestützt auf die epochemachende Ber st ä n d i q u r^g D e u t s ch l a nd s m l t P o le n, das Echo kann nur das der Vernunft fern. Und unsere Auf gabe ist Stärkung des Glaubens an die Völkergemein schaft. Dazu soll der LS. März dienen- VeutsÄland nach London eingeladen Der Generalsekretär des Völkerbundes, Avenol, hat aa Deutschland folgende telegraphische Einladung gerichtet: gende amtliche Mitteilung ausgegeven: m- "Der Ausschuß der Minister der Unterzeichner- und -»urgschaftsmachte des Locarnovertrages trat heute nach- nnttag im Foreign Office zusammen. Nach einem wei teren Gedankenaustausch wurde beschlossen, die nächste Sitzung stattfinden zu lassen, sobald derVölker - vundsrat einen Beschluß über die Mittet- , .gefaßt hat, die ihm von der französischen und verglichen Regierung unterbreitet worden ist/' Noch bevor diese Sitzung der Locarnomächte begon nen hatte, hatte der englische Ministerpräsident Bald- Win unerwarteterweise eine dringende Sonder sitzung des britischen Kabinetts einberufen. An dieser außerordentlichen Kabinettssitzung nahmen teil: MacDonald, Sir John Simon, Lord Hailsham, Außen minister Eden und Chamberlain. „Unter Bezugnahme auf das Telegramm, das ich der deutschen Regierung am 8. März sandte, lädt der Völker bundsrat die deutsche Regierung als eine vertrag schließende Partei des Locarnoverkrages ein, an der prü- fung der Frage der Mitteilung seitens der Regierungen Frankreichs und Belgiens durch den Rat teilzunehmen. Der Rat wird im St.-Zames-Palast am Montag, dem 16. März, um 3.30 Uhr nachmittags, zusammenkreten." Die Sitzung der Locarnomächte. über die Sitzung der Locarnomächte am vergangenen Sonnabendnachmittag in London wurde fol- Die deutsche Antwort Die Reichsregierung hat die vom Generalsekretär des Völkerbundes mitgeteilte Einladung zur Teilnahme an den Ratsverhandlunqen in London wie folgt beantwortet: „Ich bestätige ergebenst den Empfang Ihres Tele gramms vom 14. März, in dem Sie mir mitteilen, daß der Rat des Völkerbundes die deutsche Regierung einladet, an der Prüfung der dem Rat von der belgischen und der französischen Regierung vorgelegten Frage teilzunchmen Die deutsche Regierung ist grundsätzlich be reit, die Einladung des Rates anzunehmen; sie dabei von der Voraussetzung aus, daß ihr Vertreter bei der Beratung und Beschlußfassung des Rates mit den Vertretern der Ratsmächte gleichberechtigt sein Würde. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir dies be stätigen würden. Außerdem muß die deutsche Regierung auf folgende gründlcgende Tatsache Hinweisen .Ihr Vorgehen, das der belgischen und der französischen Regierung Anlaß zur An ¬ rufung des Rates gegeben hat, erschöpft sich nicht in der Wiederherstellung der deutschen Souveränität in der Rheinlandzone, sondern ist mit umfassenden, konkreten Vorschlägen für eine neue europäische Friedenssicherung verbunden worden. Die deutsche Regierung betrachtet ihre politische Aktion als eine Einheit, deren Bestandteile nicht voneinander getrennt werden dürfen. Aus diesem Grund kann sie an den Verhandlungen dcS Rates nur teilnehmen, Wenn sie die Gewißheit erhält, daß die in Frage kommenden Mächte bereit sind, alsbald in Ver handlungen über die deutschen Vorschläge einzutreten. Die deutsche Regierung wird sich zu diesem Zweck mit der Königlich britischen Regierung in Verbindung setzen, unter deren Vorsitz die am Rheinpakt von Locarno inter essierten Mächte in London zu Beratungen zusammen getreten sind. Der Reichsminister des Auswärtigen: Freiherr von Neurath." SurK Tatsachenbeweiie entwaffnet Ein ehemaliger Kommunist schreibt an den Führer. Wie in den schicksalhaften Tagen unseres Volkes sich die Berliner in der Wilhelmstratze zu Tausenden und aber Tausenden vor dem Haus des Führers sammeln, ohne daß er sie gerufen hätte, nm ihm durch ihre Anwesenheit allein zn bekunden, daß sie ihm so gerne helfen möchten, die schwere Bürde feines Amtes zu tragen, so häufen sich auch in der Kanzlei des Führers die Briefe zu Bergen. Aus allen Teilen des Reiches, aus allen Gegenden der Erde, wo Deutsche wohnen, treffen sie ein. Oft sind auch Ausländer die Briefschreiber, die dem Führer des deutschen Polkes ihre ehrliche Anerkennung über den ans Wunderbare gren zende Wiederaufstieg Deutschlands oder seinen unerschüt terlichen Willen zu einem wahrhaften Frieden unter den Völkern Europas ausdrücken. Unter den Volksgenossen, die sich an den Führer wen den, befinden sich viele, die einst der nationalsozialistischen Weltanschauung feindlich gcgenüberstanden; den meisten von ihnen hat ein persönliches Erlebnis die Feder in die Hand gedrückt. Sei es eine der Großveranstaltungen der Be wegung, sei es eine Urlaubsreise mit „Kraft durch Freude", fei es der Einblick in das gewaltige Winterhilfswerk oder der persönliche Vorteil durch die großzügigen Arbeits- beschaffungsmaßuahmen des Dritten Reiches oder sei es eine der weltgeschichtlichen Taten des Führers, die in ihnen den vom Phrasendrusch derx^Jnternationalen" ver schütteten deutschen Wesenskern wieder freiaeleat bat. Das Deutsche Nachrichtenbüro ist in der Lage, einen Brief aus der letzten Art wiederzngeben, der am 11. März mit Nennung des Namens und der vollen Anschrift des Briefschreibers in der Kanzlei des Führers eingegangen ist, so daß die Nachprüfung der darin enthaltenen Angaben möglich war. Wie geben ihn wieder, weil der Verfasser nicht nur mit männlichem Freimut eine Tätigkeit bekennt, die mit den schwersten Strafen bedroht ist, sondern weil er mit einer Aufrichtigkeit, deren Echtheit aus jeder Zeile zu lesen ist, den Weg seiner Wandlung schildert. Weder eine Bitte um Unterstützung, noch ein Gesuch, noch ein Wunsch . . . Nur ein schlichtes Bekenntnis. Aber gerade deshalb um so überzeugender. Der Brief hat folgenden Wortlaut: Berlin-Schöneberg, 10. 3. 1936. Mein Führer! Seit 1918 Kommunist, als solcher tätig und selbstverständlich immer nur KPD gewählt, bin ich fest entschlossen, durch die geradezu aufwühlende Rede von Dr. Goebbels vom heutigen Abend erschüttert. feit 18 Jahren zum ersten Mal meine Stimme zur Wahl am 29. März 1936 der NSDAP zu gebe». Meine Tätigkeit als Kommunist war ja schließlich der, wenn auch irregeleitete Wunsch, notleidenden Volksgenossen zu helfen und eine bessere Zeit herbeiführen zu helfen. Beim Anbruch der neuen Zeit war es für einen Menschen von Charakter und Ehrgefühl unmöglich, sofort „Heil Hitler!" zu rufen und so mit Recht unter die übelbeleum deten „Märzgefallenen" eingereiht zu werden. Drei Jahre habe ich Gewehr bei Fuß gestanden, gemeckert und kritisiert, mir die Reden angehörig und durchdacht, aber schließlich stumm gebilligt oder anerkannt. Eskam eine Zeit der Selbstbesinnung, in der ich illegale Zeitun gen, Befehle oder Nachrichten nicht mehr weitergab, weil ich die ganze Sinnlosigkeit dieses Tuns, das Spiel mit der.zerbrochenen Pnppe erkennen mußte. Allerdings war ich auch zu anständig, die illegalen Zu bringer hochgehen zu lassen; denn wer Urteilskraft und Einsicht besitzt, kommt wieder zn sich und den ganz Sturen ist sowie so nicht zu helfen. Es muß für Sie, mein Führer, ein erhebendes und stärkendes Bewußtsein bilden, Menschen, die Ihnen und der Partei lebenslang Kampf geschworen hatten, durch Tatsachenbeweife entwaffnet in die Knie brechen zu sehen, von denen sie nun gläubig zu Ihnen aufsehen und von nun der neuen Fahne folgen. Möge es Ihnen freudige Genugtuung im kommenden Wahlkampf sein, daß es ihrer bezwingenden Persönlichkeit gelingen wird, auch den letzten noch abseits stehenden Deut schen zu sich herüberzuzichen; denn kein arischer Deutscher kann Kommunist sein! Er ist erst einmal Deutscher, wenn er es auch nicht zngebsn will, und die kommunistische Tünche und Phraseologie fällt sehr schnell von ihm ab. Deutsch ist er durch Geburt und Art, politische Ansichten aber angclesen oder gelernt, das blutmäßig Bedingte wird sich aber immer durchsetzen. Da ich der glückliche Vater von drei gesunden Knaben im Alter von neun, sieben und einem halben Jahr bin, verspreche ich feierlich, sie im Sinne der neuen Zeit zu einfachen, wahrhaften Menschen zu erziehen, die ihren Platz im deutschen Volk einmal würdig ausfüllcn sollen. Meiner weinenden Mutter habe ich mit meiner Wandlung den glücklichsten Tag ihres Lebens bereitet, und wer unr noch vor einem halben Jahr diese Aenderung meiner An sichten vorausgefagt hätte, den würde ich ausgelacht haben. Jetzt sage ich zum ersten Mal im Leben gläubig und mit Bewußtheit -Seil Litlcrl".