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Tagesspruch Rechtwinklig an Leib und Seele, das sollen und wollen Vir alle werden, dazu sei uns der Arbeitsdienst ein Weg. Durcheinander O Wie vielseitig und vieldeutig ist doch die deutsche Sprache! Zuweilen zeigen zusammengesetzte Wörter neben ihrer mehrfachen Bedeutung noch svmbolische Zusammenhänge aus. „Durcheinander" kann einen Zustand der Unordnung be deuten, aber „durch einander" den Ausdruck für eine Beziehung zwischen Menschen oder sogar Dingen. Gelegentlich kriM beides für einen Fall zu, das Negative wie das Positive: Frau Schuberts Mann steht draußen im Felde. Tapfer haben dir beiden Abschied genommen und die Kinder nicht erst benn- ruhigt. Sie werden in ihrer alten Ordnung im Sinne des Vaters erzogen, Mutter ist ja daheim und behütet und beirem sie nun doppelt. Alles geht seinen geregelten Gang: wenn der Aelteste wochentags zur Schule ist, und Frau Schubert ihren kleinen Haushalt bewältigt Hal, spielt sie mit den Kleinen, nimmt ihr Flick- und Stopfzeug vor, bessert alleö Verwendbare aus, zaubert aus Altem Neues, schreibt Feldpostbriefe, macht Feldpostpäckchen. Und sonntags ziehen die fünf hinaus, rechts zwei und links zwei von der Mutter, bei fedem Weiter Alle vier und die Mutter auch haben Regennmhänge mit Kapuzen und sehen aus wie die Zwerge im Märchen von Schnee- wittchen. Ein trüber Wimermorgen verändert die ganze Lage. Grad', daß Mutter noch den Großen für die Schule fertig machte; dann kann sie sich nicht mehr aufrecht halten, der Kops ist heiß und brummt, und die Beine zittern. Soll sie die Nachbarinnen behelligen? Alle haben mit Eigenem genug zu schaffen. Dapi die Arbeit außer Haus. Wer aber soll die Kleinen versorgen? Die Wäsche ist gerade eingeweichl, Lebens mittel sollen eingekauft werden; wie es das Pech so will, steht heute das Reinemachen im Kalender, und die Kleinen sind etwas unruhig. Ein richtiges Durcheinander — so erscheint es der sehr ordentlichen Fran Schubert. Das Kopfweh nimmt zu, die Kleinsten weinen um ihr Frühstück. Da kommt Frau Schubert ein rettender Gedanke: der fünfjährigen Grete kann man schon kleine Pflichten anvertrauen „Grctelein, spring' mal hin über, zwei Treppen tiefer im Vorderhaus, da wohnt doch die freundliche alte Dame, du weißt, die Oma vom Hänschen, mit dem du manchmal sonntags spielst, wenn er zu Besuch kommt. Bitte doch mal, Sie möchte telephonieren an die NSV. Gelt, du kommst doch gleich wieder. Kindchen?" — Fünf Minuten später ist Gretel wieder da und mit ihr Hänschens Oma, lange kann sie nicht bleiben, aber das tut auch nicht not. Dis NSV. schickt gleich eine Helferin. Frau Schubert soll sich nur nicht sorgen und aufregen. Und dann erscheint die Haushalts helferin, ausgerüstet mit einer Schürze, munter und frisch und arbeits- und hilfsbereit nimmt sie den kleinen Haushalt und die Kinderschar in ihre Betreuung. Alles wird nach und nach gut erledigt, ein Durch-einandcr lost das andere ab. Nichts ist mehr zu spüren vom äußeren Durcheinander. Mutter Schubert kann gesunden. Durch einander hieß hier zueinander, von Frau zur Frau, und bedeutete gegenseitigen Beistand auch als Hilfe im Haus halt und ikt eine der stille» Autaalle» der NSB Warum über ihn hersatten? Es ist, wie die Menschen nun einmal sind, immer sehr schlimm, bei einer Zusammenkunft von Bekannten — nicht dabeizusein. Abwesenheit wird offenbar von vielen un bewußt als eine Art Verbrechen angesehen; jedenfalls be- eifern sie sich, an dem nicht Anwesenden alle möglichen Fehler und Schlechtigkeiten zu entdecken. Man kann ja nun sagen, das seien weiter nichts als unschuldige Zungenübungen, und man glaube auch nur ein Hundertstel von dem, was dem armen Kerl angehängt wird. Aber so verhält es sich denn noch nicht. Freilich wird häufig nur deshalb über einen Menschen hergezogen, weil man sich über einen Anwesenden nicht herzufallen traut. Aber hängen bleibt leider selbst von faustdicken Lügen immer etwas an dem armen Opfer. Und darum sollen wir es uns zur Regel machen, immer den freiwilligen Anwalt des Abwesenden zu machen, selbst dann, wenn wir selbst nicht ganz von seiner völligen Unschuld überzeugt sind. Wir werden allerdings erleben, daß man uns dann scheel anblickt. Denn innerlich weiß ja selbst der Beschränkteste, wie feige es ist. jemand anzugreifen, der sich nicht verteidigen kann, und man liebt es nicht, durch einen Dritten vor sich selbst der Feigheit bezichtigt zu werden. Das Ziel ist aber, in den Umgangston ein bißchen Adel zu tragen, und wenn man dafür durch Abrücken der anderen gestraft wird, so wird man durch die Zustimmung des eigenen Gewissens belohnt, vielleicht auch durch eine eintretende Besserung des Tones. Einem einigermaßen feinfühlenden Menschen kann es nicht viel gelten, unter reißenden Wölfen zu sitzen. Er wird sich lieber selbst in Abwesenheit — zerreißen lasten, als mit den lieben Freunden gemeinsame Sache zu machen, fei es nun durch.Mitzuschnappern oder schweigendes Dabeisein. U-Vost-Weihnacht auß dem Meeresgrund m!W a 1 n !! «! ü! !I HIIftlWl II» MU«» W j!! MM OdD. ..„ 27. Dezember. (PK.-Sonderbericht.) Harter Nordwestwind peitscht den Männern aus der Brücke von „U..." naßkalte Schneeböen ins Gesicht — die schweren Doppelgläser, mit denen die Wache dort oben die frühe Dämmerung zu durchdringen versucht, sind dauernd beschlagen — winterliche Kriegssahrt in der nördlichen Nord see! Es ist gerade, als wolle der Wettergott die vorweih nachtliche Stimmung schon im Keim ersticken. "Wachablösung! Stickige Wärme schlägt den Män nern, die in steifem, verschneitem Gummizeug von der Brücke kommen, entgegen. Mühsam guälen sie sich aus ihrer Ver packung heraus, versuchen, endlich wieder warm zu werdew und freuen sich wie die Kinder über die heiße Tasse Kaffee, die bereitsteht. Dann legen sie sich, todmüde von langer schwerer Wache, hin, ivo Platz ist, und schlafen. Doch früher als sonst üblich erheben sie sich wieder, lasten Seewasser und die beißende Seewasserseise, Kamm. Zahn bürste, Nagelreiniger und ähnliche Knlturinstrumeme ausfal lend rege in Tätigkeit treten Sie machen sich „bordsein" ! Mit mehreren Flaschen unter dein Arm kommt der Boots mann in Sicht, „Prima Jamaica-Rum" — ein Lächeln huscht über die Gesichter, und die Nasen vermeinen schon Weihnacht- Uchen Grogdust zu wittern! Droben bei der Brückenwache erscheint unvermutet der Kommandant, schaut angespannt in die siocksinsterc, von un unterbrochenem Schneetreiben erfüllte Nacht, und spricht kurz und geheimnisvoll mit dem Wachofjizier. Weihnuchtsglocken aus der Heimat. Wieder in der Kammer angelangt, umgeben dort den Kommandanten aber noch mehr Geheimnisse. Ucberall liegen hier Päckchen und Pakete, schniuckvoll gepackt, ansgestapclt. In die stille Freude, die den „Alten" gerade in dieser Umgebung erfüllt, klingen aus einmal durch den Lautsprechern Weih- nachtsglocken aus der fernen Heimat — — — Du! — Mitten hinein in die fast tranmverlorene Stirn mnng schrillt die Alarmglocke: „Alarrrm!" Von Brücke und Türm flitzen die Wachen hinein ins Bootsinnerc — alle Tauchstationen sind im Nu besetzt. Schon braust das Wasser in die Tanks, und das Boot geht aus Tiefe! Geht tiefer, immer tiefer. Ein kurzer Ruck — das Boot liegt aus Grund, und hoch oben toben weiter die Win- terstürmc über die See! Die O-Maschinen werden abgestellt, und nur noch das feine Summen der Lichtmaschine dringt durch die Räume, in denen nun die gesamte Besatzung nach dein Wegtreten von den Tauchstationen zu einem Appell versammelt ist. „Kameraden! Wir wollen Weihnacht feiern!" Diese Worte des Kommandanten lösen die Spannung und lassen eine große und stille Freude Einkehr halten. Für jeden ein Päckchen voin „Alten". Von der deutschen Weihnacht spricht er und lenkt damit die Gedanken seiner Soldaten zu all den Lieben daheim, zu den Kameraden, die auf anderen U-Booten, auf Vorposten booten und Zerstörern, aus Kreuzern und Schlachtschiffen drau ßen vorm Feind das Fest begehen. Er lenkt die Gedanken hin Die Villa Zirio in San Remo, die dem Führer von der Besitzerin, der in Turin lebenden Hamburgerin Martha Selbe, als Stiftung zur Verfügung gestellt wurde. Das Haus, in dem Kaiser Friedrich III. im Winter 1887/88 wohnte, wird als Erholungsheim str deutsche Kriegsbeschädigte Verwendung finden-. (Scherl-Waaenbora-M) zu den Bunkern und dem Vorgeiände der Westfront, zu der Luftwaffe, zur Flak an Deutschlands Grenze und Küsten und zu den Kameraden, die in der Weite des ehemals polnischen Landes in gleichem Gedanken vereint sind. So stark ist der Eindruck der Stunde aus dem Grunde der See, daß die Männer kaum mitzusingen vermögen, als im Raum das Lied vom immergrünen Tannenbaum ausklingt und ein kleines, mit weißen Glühbirnen liebevoll geschmücktes Weih nachtsbäumchen in die Runde der still Feiernden gerückt wird. Wiederum ist's der „Alte", der auch diesen Bann bricht. Jedem einzelnen der Besatzung drückt er Päckchen und Paket« in die Hand, jedem weiß er ein kameradschaftliches Wort zu sagen Unbeschreiblich, was da alles aus den Päckchen hervor kommt! Nützliches sowohl als auch Humorvolles, Geschenke von daheim und von lieben Freunden und Bekannten, Spen den vom Kommando und vom „Alten" persönlich. Weihnacht ist's im Boot, rechte deu:sche Weihnacht. Scherz worte stiegen hin und her, Helles Lachen klingt ans, und dem Grog, den der Koch gebraut hat, wird nach Gebühr zugesprochen. Und letzt können die Männer auch hellauf singen, so recht auS vollem Herzen Sie haben das Heimweh überwunden' Das wäre ein Geschenk für daheim! ,A l a r r r m !" Schrill zerreiß, die Ätocke die prächtige Stimmung. Deri Kommandant befiehlt anftanchen! Nachsehen, wie es oben aussicht Ist vielleicht ein Engländer in Sicht? Das wäre noch ein passendes Geschenk für die daheim! Niinuten vergehen, da meldet der achtere Ausguck von hnnen auskommende Topp und Posinonslalernen! Das Boot geh! aus seitliche Angrifssstellung, beobachte! und ist herein den großen Burschen, der sich so mühsam auf Nordostkurs durch die See quält, zu stoppen. „Dainpser führt neutrale Hoheitszeichen!" Diese Meldung vernichtet die hochgewastme Hoffnung aus einen guten Fang restlos Das Boot laust wieder vom Tampserkurs ab, das Alarm signal schrillt kurz auf, und „U ..." geht auf Tiefe, legt sich abermals auf Grund. Weihstacht wird weiter gefeiert! Den einen oder anderen beschleich! leise Wehmut, manch innere Zwiesprache wird ge halten mit den Lieben daheim, frohe Pläne werden für de» nächsten Urmub geschmiedet. So ist denn Mitternacht geworden über allem Sinnen und Frohsein . . . Die späte Dämmerung des nächsten Tages sieb« ..U ..." dann wieder auf Kriegsfahrt gegen England! Mädchenmord M DsAzig rmMMI Polnischer Wüstling als Täter fcstgenommen. In den ersten Rovemberiagen d I. wurde die 23jährige Agnes Walkusch im Karlhäuser Walde ermordet. Es han delte sich um ein Sittlichkciisverbrechen: das Mädchen war mit einem Knebel und mit Moos erstickt worden. Die Er mittlungen richteten sich bald gegen den 42jährigen polni- schen Forstanfsehcr August Labudda, der inzwischen dem Ermittlungsrichter zugesührt werden konnte. Besuch des Papstes im Quirinal Erwiderung des Königsbesuchs im Vatikan Nachdem das italienische Herrscherpaar mit großem Ge folge in der vorigen Woche Papst Pius Xll. einen Staatsbesuch abgestattet hatte, erwiderte der Papst diesen Besuch im Quiri- nalpalast. Es ist das erstemal seit 1870, daß ein Papst einem Staatsoberhaupt einen Besuch abstattet. Victor Emanucl lll. sandte an den Kardinalstaatssekretäi Maglione aus diesem Anlaß ein Telegramm, in dem et seine „Genugtuung und die der italienischen Regierung sowie die lebhafte Freude aller Italiener üher die denkwürdige« Tage" anläßlich seines Staatsbesuches im Vatikan und des päpstlichen Gegenbesuches ausdrückt. Gleichzeitig teilte der König und Kaiser dem Kardinalstaatssckretär die Verlei- h u n g des Anunziatenordens mit, der höchsten italie nischen Auszeichnung, deren Inhaber zu Vettern des italieni schen Königs werden. (Schweres Erdbeben in Casablanca Zahlreiche Gebäude einge stürzt Die bedeutende Hafenstadt Casablanca an der West küste von Französisch-Marokko ist von einem schweren Erd beben heimgesucht worden. Mehrere heftige Erdstöße, die sich kurz hintereinander wiederholten, führten zum Zusammen sturz wichtiger Gebäude, wir der Negicrungsbank sowie zahl reicher Moscheen und Wohnhäuser. Die Zahl der Opfer soll beträchtlich sein. Die Bewohner der eingestürzten Häuf« lager« trotz strenger Kälte auf freiem Felde. Heftige Erdflöhe auch m der Türkei . An der Nacht zum Mittwoch wurde ein Erdbeben zwischen 2 und 5 Uhr in mehreren Gegenden Anatoliens festgcstellt. Ankara ist wahrscheinlich das Zentrum von vier Stößen, von denen zwei sehr heftig waren. Man glaubt, daß in verschiedenen Städten Verluste an Menschenleben und Vieh zu beklage» sind In Deckung gegen Sicht. Die gegenüberliegende Höhe ist vom Feind besetzt. — Blenden, Erdhügel, Häuser usw. schützen gegen Sicht. (PK.-Weltbild-Wagenborg-M.) DK ersten Wolhynien-Deutschen heimgelehrt. gierung vereinbarten Uebergangspunkten ein, wo sie von de« deutschen Behörden betreut wurden. — Wolhynien-Deutsche bclsteigen bereitgestellte Panjewagen, auf denen sie zur nächsten Station befördert wurden. (Scherl-Wcegenborg-M.) Im Rahmen einer großen llmsiedlungsaktion, die über 100600 Volksdeutsche aus bcm russischen Interessengebiet im ehemali gen Polen umsasit, trafen in diesen Tagen die ersten Rückwan derer aus den zwischen der deutschen und der russischen Re-